Mitglied
- Beitritt
- 19.09.2002
- Beiträge
- 37
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 1
Ines und der Hagebuttenstrauch
Ines Steinhauer hatte ihr Erscheinen auf der neuartigen Veranstaltung angedeutet. Sie wollte endlich mehr wissen über die Entstehung ihrer seltsamen Visionen.
Doch auf dem Weg zu Hitlers Grabmal wurde sie ein weiteres Mal von der Schwester ihres Schwagers heimgesucht, die Ines klar machte dass sie ihre Hilfe brauchte.
Also kehrte Ines um, aaß diverse tote Tiere, die sie am Wegesrand vorfand und tauchte schließlich unter.
ines, ines entfuhr es ihr in der darauf folgenden Nacht, du mußt endlich zu Hitlers Grabmal kommen, denn so geht es nicht weiter. Perplex von der Wichtigkeit der gerade übermittelten Meldung machte sie sich ein weiteres Mal auf, dieser verzweifelten inneren Stimme zu folgen.
Vorbei an der Bushaltestelle, dem überdimensionalen Kaffemaschinenimitat und der Kokainistenklause durchschritt sie wagemutig das Dickicht, wobei sie regelmäßig dazu aufgefordert wurde genau die Fauna unter die Lupe zu nehmen, damit sie späterhin auch wieder zurück kommt.
Sie beobachtete ihres Schwagers Schwester am Grab des Diktators. Juchzend und wie besessen tänzelten sie und ihre 11 Freunde um Hitlers Leiche. Sie hatten sie auf einen Tisch gelegt und aßen nunmehr die Genitalien von Goebbels und Eva Braun mit Stäbchen, wobei sie Hitlers verrotteten Leichnam als Unterlage benutzten.
Sabbernd riefen sie in regelmäßigen Abständen, "Was für eine böse Provokation!".
Ines, die wußte dass hier die Grenze des guten Geschmecks überschritten wurde, reagierte mit Abscheu auf das Tun ihrer sonst so sympathischen Ersatzfamilie. Die gesamte Situation erinnerte sie stark an ein Sammelsurium des schlechtesten, was die Theaterszene der siebziger, achtziger und neunziger zusammen jemals fabriziert hatte. Wie jämmerlich, dachte sie hinter einem Hagebuttenstrauch sitzend. Ihre innere Stimme schrieb unterdessen homophile Liebesbriebe an die gesamte Arbeiterklasse. Das half ihr auch nicht weiter.
Während Ines` Freunde gerade einen Lampionumzug veranstalteten, mit Laternen, deren Material hier nichts zur Sache tut, ging sie ernüchtert wieder zurück in ihr Heim. Nur leise hörte sie vereinzelte Schreie, wie beispielsweise "Ich bin Görings Hodensack." aus den wunden Kehlen ihrer früheren Verbündeten.
Zu Hause angekommen verstrickte sie sich in Widersprüche bei der Findung einer Ausrede zur Erklärung ihrer nächtlichen Abwesenheit. Die strenge Heimleiterin glaubte ihr kein Wort von der faschistoiden Performance ihrer Freunde. Sie meinte zu wissen, dass Hagebutten zu dieser Jahreszeit nicht als solche erkennbar wären und überhaupt müsse sie sich ernsthaft überlegen, ob sie weiterhin von derartig konservativen Visionen verfolgt werden wolle. Da half es auch nichts dass Ines zu bedenken gab, dass sie ja die Visionen verfolgen wollte und nicht die Visionen sie.
Wie immer wurde Ines von der brutalen Heimleiterin versohlt, dass selbst die Provokateure von vorhin schlucken mussten.