Indianernacht
Ich arbeitete bereits seit zwei Wochen auf der Baustelle im Norden von Phönix. Mein Job bestand darin, Rigips-platten zuzuschneiden und an die Blechrahmen zu schrauben, auf das daraus mal Wände wurden für ein Krankenhaus. Zu Anfang bekamen alle aus unserer Truppe ein Walkie-Talkie, mit dem wir je nach Bedarf zu anderen Stellen im Krankenhaus gerufen werden konnten. Der Job war OK, unser Chef lies uns in Ruhe, solange kein Mist gebaut wurde. Unser Vorarbeiter war ein Navayo, so um die Fünfzig und wie die meisten Indianer, die ich kennenlernte, ein absolut gutmütiger Typ.
Nach Feierabend fuhren wir, Jo-der Indianer, Bob, Steve und ich in Steve`s altem Lincoln zu unserem Büro um die täglichen Lohnschecks abzuholen, die Wir fünfzig Meter weiter in dem Gemischtwarenladen in Bargeld umtauschten. Natürlich mit nem Abschlag, aber so ist das, wenn du kein Bankkonto hast.
Jo genehmigte sich immer gleich einen Sechser-Pack eiskaltes Coors, nicht das schlechteste Bier das die Ami`s haben. Ab und zu trank ich ein oder zwei Büchsen mit. Dann saßen wir vor dem Laden auf ner Bank und starrten auf die Wüste hinaus, hier so ziemlich am Ende der Washington Avenue und Jo erzählte mir von seiner Familie, was mich persönlich wenig interessierte, aber er war ein netter Kerl.
So nach einer Stunde machte ich mich gewöhnlich auf den Weg in die Stadt zu meiner Unterkunft. Der Bus brachte mich bis auf zweihundert Meter an mein Ziel und ich nahm in aller Regel erst mal eine Dusche, wenn eine von den etwas Saubereren gerade Frei war, wenn nicht verschob ich’s auf irgendwann in der Nacht. Wenn die Nutten und Junkies, die überwiegend das Hotel bewohnten, unterwegs waren. Diesen Abend war eine Frei und ich wusch mir ausgiebig den Gipsstaub vom Körper. Ich hatte diesen Abend so um die vierzig Dollar in der Tasche, der Verschlag, der sich Hotelzimmer nannte, war für eine Woche im Voraus bezahlt und weiterziehen Richtung mexikanischer Golf wollte ich erst so in ein paar Wochen.
Also erst mal nach nebenan ins Mc-Donalds und zwei Hamburger mit Pommes reingeschoben und eine Cola, die zur Hälfte aus Eiswürfeln bestand, zum runterspülen. Zuerst dachte ich – He Erwin- fahr mit dem Bus zu dem Einkaufscenter im Süden und kauf dir endlich ein neues Paar Turnschuhe, aber den Gedanken lies ich nach kurzem Nachdenken wieder fahren. Es war jetzt sieben Uhr abends und das Thermometer in der Lobby des Hotel zeigte immer noch 35 Grad an. Trockene Wüstenhitze, okay, aber trotzdem heiß.
Also verzog ich mich lieber zu Aurora. Aurora war die Chefin einer verdammt dunklen Kneipe in der Nähe. Es gab nicht ein einziges Fenster und wenn du aus der Sonne in die Kneipe kamst, brauchtest du so etwa fünf Minuten, bist du erste Umrisse erkanntest. Der Laden bestand aus einer langen Theke, fünf Tischen mit Bänken und einer Musik-box und war so erbärmlich beleuchtet, das man gerade mal sein Kleingeld in der Tasche erkannte, aber nicht nachzählen konnte. Aber das war gut so. Tagsüber ist Arizona ein verdammt heller Staat, manchmal einfach zu hell und dann ging man zu Aurora.
Ich hockte mich an die Theke neben einen Jungen Burschen, der gerade ein Lied in der Musik-Box gewählt hatte und nun wieder an seinem Bier nuckelte.
Auch ich lies mir ein Budweiser geben und gleich ein zweites hinterher. Beim dritten machte ich dann etwas langsamer. Der Typ neben mir machte ne Bemerkung über meinen Durst, nichts unfreundliches und schon hatte ich wieder einen an der Backe, der mir seine Lebensgeschichte erzählte. Irgendwas von „ Ich will gerne Fernfahrer werden, aber ich habs noch nicht mal bis zum Meer geschafft……..“ Ich lies ihn reden, nickte ab und zu oder lies ein „ Yeah“ hören.
Am Ende der Theke saß ein Indianerpärchen, beide brachten zusammen locker zweihundert Kilo auf die Waage, wobei es gerecht aufgeteilt war. Ansonsten war der Laden leer.
Ich musste Pinkeln und zwängte mich an der Theke vorbei in den hinteren Teil der Kneipe, wo die Toilette zu finden war. Dabei kam ich auch zu den beiden Indianern und sah mir die zwei genauer an, der Mann konnte gut und gerne der Vater von Ihr sein, was, wie sich später herausstellte, auch so war. Im Vorbeigehen streifte ich das Mädchen, die sich umgedreht hatte, und ihre großen Titten rieben über meinen Bauch, nicht schlecht. Ihre Pausbacken verzogen sich zu einem Lächeln und ich grinste zurück.
Dann verzog ich mich Richtung Klo.
Als ich wieder zurückkam, lies ich mich neben dem Mädchen nieder und lies meinen „Möchtegern-Fernfahrer“ mit sich allein.
Ich bestellte für das Mädchen und ihren Vater zwei Bier und sofort übernahm der Vater das Reden, wobei er sich eben als Vater von Ihr vorstellte und sie nicht schlecht anpries. Der Alte wollte schlichtweg seine Tochter verkuppeln. Das Mädchen, sie muss so um die Zwanzig gewesen sein, hockte nur da und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich bestellte noch drei Bier
Und der Alte kam richtig in Fahrt, erzählte von den Koch- und Nähkünsten seiner Tochter und was Sie sonst noch alles konnte. Das Mädchen wurde nun auch langsam wärmer und unsere beiden Barhocker rutschten wie von Zauberhand immer näher zusammen. Wobei ich wie zufällig ab und zu meine Hand über ihren Rücken wandern lies.
Der Alte redete immer noch. Meine Güte, der suchte ernsthaft einen Mann für Sie und das hier bei Aurora. Ich stimmte ihm in allem zu, schon deshalb, weil ich bereits beim sechsten Bier angekommen war, meine Hand sich dauerhaft auf ihrer linken Arschbacke etabliert hatte und Sie ihrerseits bereits eine Hand auf meinem Schenkel hatte.
Irgendwie hatte der Alte mitbekommen, das ich Deutscher bin und dachte wohl an die uns angeblich auszeichnenden Tugenden, auf jeden Fall verabschiedete Er sich so nach zwei Stunden und lies uns allein.
Ich erzählte der Kleinen ein bisschen von Deutschland und von Schnee, das kam in Arizona immer gut. Auf jeden Fall wusste Sie zum Glück, was Sache war. Wir machten uns eine halbe Stunde nach ihrem Vater auf in Richtung Hotel.
Der Nachtportier schaute nur kurz auf, als ich mit dem Mädchen die Treppe zu meinem Zimmer raufging. Wir zwängten uns in den Verschlag und machten das wir aus unseren Sachen kamen, was in der Enge und der beiderseitigen Körperfülle nicht einfach war.
Aber schließlich landeten wir auf der Matratze, die zum Glück nur einen einfachen Rahmen hatte und keine Beine, die allein unser Aufsetzen auf dem Bett nicht überlebt hätten.
Es war weder für Sie noch für mich eine berauschende Nacht, aber wann ist es das schon. Es war OK.
Am nächsten Morgen musste ich früh raus und ich gab ihr noch ein paar Dollar. Im Gegensatz zu ihrem Vater wusste die Kleine bescheid. Ich hab Sie nicht mehr gesehen.