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Indianer

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01.09.2005
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Indianer

Die Fliegen legten wahrscheinlich gerade Eier. Christian unternahm einen halbherzigen Versuch, sie zu verscheuchen. Ein paar der Insekten summten tatsächlich kurz in die Höhe, allerdings nur, um sich sofort wieder den Resten seines Mittagessens zu widmen. Die Fetten, die grünlich schimmerten, bewegten sich gar nicht erst.
Christian wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Er konnte nicht einmal der banalen Zwischensequenz folgen, so heiß war es. Irgendwas mit Werwölfen, die eine Mine der Zwerge überfallen hatten, und ob er helfen könne.
Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Das aufwendige Computerspiel quälte den zu geringen Arbeitsspeicher seines Rechners, seines viel zu alten Rechners, das Bild hakte immer wieder, so als hätte Gott die Welt angehalten, anstatt irgendwem zu helfen.
Im Moment war Gott beschäftigt. Damit, alles aus der Sonne herauszuholen, bis man nur noch in Unterhose dasaß, das Ungeziefer über deine verschwitzte Schwerfälligkeit lachte und das Gesabbel der bestohlenen Zwerge dir Kopfschmerzen bereitete. Christian drehte sich noch einmal zum Fliegenteller um, der sich den Tisch mit vier Flaschen teilte, gefüllt mit unterschiedlichen Mengen Mineralwasser. Seine Mutter hatte früher immer gesagt, er solle erst einmal eine austrinken, bevor er die nächste anbrach. Jetzt, wo er allein wohnte, erinnerte er sich gern an seine Mutter und ihren nervigen Putzfimmel. Christian wollte wieder in Ordnung und Sauberkeit wohnen, aber er konnte es nicht. Seine Kleidung lag immer da, wo er sie ausgezogen hatte, die Toilette trug stets deutliche Spuren ihres Verwendungszwecks, in der Küche verfaulten Tomaten, Bananen, Kartoffeln und Käse. Der verdammte innere Schweinehund. Christian würde ihn überwinden, eines Tages, da war er sicher.
Spätestens, wenn sich mal ein Mädchen ankündigte. Oder jemand, mit dem man ein Bier trinken konnte. Seine Mutter, um über ihren Krebs zu lamentieren. Sie redete noch immer nicht offen darüber, dass sie von Innen aufgefressen wurde, nicht mit ihm, er war das Kind, achtundzwanzig oder acht.
Am nächsten Tag wäre das Hackfleisch ein Madenhotel. Christian erschlug eine Fliege, die sich auf ihn setzte, als er gerade den Schweiß auf seiner Brust verrieb. Die anderen senkten ihre Rüssel weiter ungerührt in die zerhäckselten Überreste von Rind und Schwein. Sie wussten, dass es Legionen für jeden der ihren gab, der fiel. Ein Stubenfliegenweibchen legt rund 900 Eier, bevor es stirbt. Seine Mutter hatte nur ihn gelegt, und jetzt starb sie.
Drei Stockwerke weiter unten legte ein Hund mitten auf dem Bürgersteig ein Ei. Christians Vater sagte das gern, es war seine Lieblingsmetapher für Scheißen. Dieser Hund legte sein Ei dort oft, und die Gleichgültigkeit, mit der sein Besitzer den fruchtbaren Akt zur Kenntnis nahm, machte Christian immer wütend. Der Hundeherr war ungefähr achtzig, der Hund in Hundejahren wohl etwa doppelt so alt. Wie die beiden so dahinkrochen, fragte Christian sich jedes Mal, welcher von ihnen zuerst umfallen würde. In der Natur wären sie längst den Weg seines Hackfleischs gegangen. Christian liebte die Natur, liebte ihre Gesetze, mit denen er in Einklang leben wollte, mit denen er in Einklang leben würde, hatte er erst den verdammten inneren Schweinehund überwunden.
Trotzdem verweigerten sie ihm den Respekt, Hund und Herrchen, morgens, mittags, abends, und seit sie ihn bei der Autovermietung rausgeworfen hatten, verbrachte er den größten Teil des Tages zu Hause und wurde jedes Mal Zeuge, wie sie auf ihn schissen. Ihm ein Ei legten. Große Überraschung. Sie krochen dahin. Der Hund hatte entbunden. Christian fiel das Atmen schwer. Wegen der Hitze, wegen der Wut. Der innere Schweinehund sagte, dass die Zwerge dringend seine Hilfe benötigten, aber Christian antwortete nicht. Die Zwerge sollten sich selbst helfen, dann würde Gott ihnen helfen. Wenn er Lust hatte.
Der Sack mit seinem Bogen darin hing im Kleiderschrank. Es war der einzige Bewohner des Schranks, die anderen trieben sich überall in der Wohnung herum, einige lagen seit zwei Tagen in der Waschmaschine. Er hatte sie nicht vergessen. Der innere Schweinehund hatte ihn daran gehindert, sie aus ihrer Gefängnistrommel zu befreien, aber das war okay, das war jetzt nicht mehr wichtig. Heute war der Tag, an dem er den Hund bezwingen würde, aufstand, um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass er lebte. Das Hackfleisch war tot, wie ein Gekreuzigter konnte es nicht einmal die Fliegen verscheuchen, die ihre Eier in seine Wunden legten. Ihn hatten sie nicht bekommen, vielleicht doch, vielleicht war er schon am Kreuz gestorben. Doch er war auferstanden, um die Bestie in den Abgrund zu werfen, dem inneren Schweinehund ein Halsband anzulegen und ihn damit zu erdrosseln.
Drei Pfeile, die Pfeile kamen in Dreierpacks. Auf dem Schützenplatz konnte jeder dreimal schießen, es war wie ein Erschießungskommando. Ein Wichtigtuer rief „Achtung!“, Christian und die Anderen zielten, dann rief der Wichtigtuer „Los!“, und sie richteten Zielscheiben hin. Christian mochte den Bogen, er mochte das Bogenschießen, er hasste die Bogenschützen mit ihrer albernen Vereinsmeierei. Deshalb war er schon seit Monaten nicht mehr auf dem Platz gewesen. Du musst, du musst, du musst, ständig fingen sie ihre Sätze so an, als würde er mit seinem Vater trainieren. Er hasste die Bogenschützen.
Der Bogen selbst legte Zeugnis ab von einer einfacheren Zeit, lange bevor es Autovermietungen gegeben hatte. Dafür liebte Christian ihn, deshalb hatte er sich einmal für ihn entschieden. Er hatte es zuvor mit Laufen probiert, aber der innere Schweinehund hatte es ihm nicht gegönnt. Der Bogen stand für die Jagd, für ein Leben mit und in der Natur, wie er es sich wünschte, wie es für alle das Beste wäre. All die zornigen Kinder, die in ihren Schulen und Universitäten um sich schossen, taten das schließlich nur, weil sie sich entfremdet fühlten, weil die Menschen die Gesetze der Natur nicht mehr achteten, nach denen Opa und sein Scheißer längst ihren Hut hätten nehmen müssen.
Christian tauchte die Spitze eines Pfeils ins Hackfleisch. Er zog sie wieder raus und roch daran, testete den Geschmack mit der Zungenspitze. Es war noch immer würzig und gut, sein Verständnis für die Fliegen wuchs.
Die Beine leicht anwinkeln, die Sehne bis an die Wange ziehen, beide Augen geöffnet lassen, die Spitze einige Zentimeter unter dem geplanten Treffer ansetzen. Beim ersten Mal war Christians Pfeil einfach über die Scheibe hinweggeflogen. Einer der Wichtigtuer hatte ihm daraufhin die Grundregeln des Bogenschießens vermittelt, lächelnd, ständig darauf hinweisend, wie normal doch all die Fehler waren, die er machte. Die Fehler taten weh, weil Christian die Hoffnung gehegt hatte, dass er für das einfachere Leben geschaffen war, ein Naturtalent, aber das war er nicht. Die Möglichkeiten wurden immer weniger, nur die Fliegen wurden mehr.
Der Pfeil schlug in einen Ginkgo-Baum direkt neben dem Opa ein. Wie eine Schildkröte wandte der Greis den Kopf danach, ein jüngerer Typ auf der gegenüberliegenden Straßenseite starrte erschrocken zu dem alten Mann rüber und stotterte: „I- … Indianer?“
Keiner bewegte sich, während Christian zielte, das machte es einfacher für ihn, auch wenn er schon lange nicht mehr auf dem Platz gewesen war. Diese Schwachköpfe mit ihrer albernen Vereinsmeierei.
Pfeil Nummer zwei bohrte sich durch Opas Hals, und ab vom Blut, das er auf dem Bürgersteig verteilte, änderte sich eigentlich nichts, sein Atmen blieb dasselbe rostige Röcheln, mit dem er sich bereits viel zu lange durchs Leben geschleppt hatte.
Der junge Typ sah Christian am Fenster stehen, er zeigte auf ihn und schrie irgendwas. Er rannte und ließ den Blick nicht von Christian, deshalb lief er vor einen der Ginkgo-Bäume und blieb benommen stöhnend liegen. Christians Mutter hatte immer gesagt, wer den Kopf in den Wolken hat, fällt irgendwann auf die Schnauze. Seine Mutter drückte sich gern in Floskeln und Volksweisheiten aus, und bald würde sie die Ewigkeit mit Auf-die-Schnauze-fallen verbringen, oben in den Wolken.
Der letzte Pfeil, ein Gnadenstoß für den tausend Jahre alten Hund, der jetzt das Blut seines Herrn leckte, oder doch ein Denkzettel für den Jungen, der sich nicht auf die Straße konzentriert hatte? Vom schlechten Schüler zum Meister, zum Lehrer. Christian kannte das Gefühl nicht, dass sich seiner bemächtigte. Das musste Stolz sein.
Er überlegte, während er zielte. Er würde das Schicksal wählen lassen und den Pfeil dann abschießen, wenn er die Bogensehne nicht mehr halten konnte. Bis dahin wechselte er zwischen dem Hund und dem Unaufmerksamen hin und her.
Hinter ihm baten die Zwerge um Hilfe.
„Ich komme gleich“, versprach Christian.

 

Hey, Proof!

Christian unternahm einen halbherzigen

... nur, um sich sofort wieder den Resten seines Mittagessens zu widmen ...
Christian wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
- Beim zweiten "wieder" könnte man doch "erneut" o.ä. nehmen.

Das aufwendige Computerspiel quälte den zu geringen Arbeitsspeicher seines Rechners, seines viel zu alten Rechners, das Bild hakte immer wieder, so als hätte Gott die Welt angehalten, anstatt irgendwem zu helfen.
- "hakte" oder "hackte" hmm ...?
- Das andere ist aus meiner Sicht unnötig, obwohl aus der anderen Perspektive lustig... vielleicht nostalgisch!

Spätestens, wenn sich mal ein Mädchen angkündigte

.....

Also, ich würde sagen, mal was anderes: Da benutzt einer Pfeil und Bogen, um seinen Ärger der Welt zu zeigen. Und über all dem die Fliegen, die rum scheißen, und die Mutter... Ehrlich, ich hatte zwischendurch an Forrest Gump gedacht.
Die Geschichte, ein kleines Etwas - lustig, böse, eklig... hat mir gefallen.

mfg
Geert

 

Hallo Proof,
Eine nette Sache für Zwischendurch. Gelungene Charakterstudie, vielleicht nicht unbedingt Horror, aber schön gemein.

LG
Bernhard

 

Hmmh, kein Horror? :dozey:
Frage mich, was für dich Horror ist.

Hallo Proof!

Eine Geschichte ohne Anfang und Ende, würde ich sagen. Eher so etwas wie eine Momentaufnahme, kurz vor dem großen Knall. Irgendwie spürt man, dass im nächsten Augenblick das wirklich große Tohuwabohu losbrechen wird.

Hat's mir gefallen? Nun ja, für die Kürze hätte ich etwas punktiertere Sätze erwartet, da muss schon jede Aussage sitzen. Kein Wort umsonst.

Seine Mutter hatte früher immer gesagt, er solle erst einmal eine austrinken, bevor er die nächste anbrach.

Sowas zum Beispiel. Ich bin sicher, dass man das knackiger hinkriegt. Bisschen aus den Bahnen, die man kennt.
Ein Großteil des Textes scheint man zu kennen, abgesehen vom Inhalt, gerade von der Gestaltung.

die Spitze einige Zentimeter unter dem geplanten Treffer ansetzen.

Ist das so? Dann hätte ich tatsächlich was Praktisches gelernt hier. :D


Ansonsten war der Text wieder angenehm sauber von Fehlern, was immer schon ein dickes Plus ist.
Außer:

Pfeil Nummer zwei bohrte sich durch Opas Hals, und ab vom Blut, das er auf dem Bürgersteig verteilte, änderte sich eigentlich nichts,...

Ich denke, da fehlt noch was.

Ein Zwischenhappen, der mich zumindest nicht vollständig überzeugen konnte.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hey Proof!

Hinter ihm baten die Zwerge um Hilfe.
„Ich komme gleich“, versprach Christian.

Geile Geschichte. :) Richtig schön böse, hat mir gefallen. Nur, was mir nicht so recht gepasst hat: Ich meiner Vorstellung war der Prot ein Couch-Potatoe. Ein Stubenhocker. Der ist fett, bewegt sich nicht und schwitzt schon, wenn er sich zum Einschalten von seinem PC bücken muss.

Und dann Pfeil und Bogen! Näää, das war eine Überraschung. Also ich hätte mir gewünscht, dass das Stubenhocher-Klischee früher über Bord geschrieben (worden) wäre.

Bis bald!

yours

 

Hi Proof.
Noch eine Anmerkung zur Bogenschießtechnik. HEutzutage verwenden fast alle Bögen ein Visir, das dann auf die Entfernung eingestellt wird. Anders ist die beschriebene Treffergenauigkeit nicht zu erreichen. Bögen ohne Visier werden nur sporadisch von Mittelalterfreaks eingesetzt. So zielgenau zu schießen wie in deiner Geschichte geht aber damit nicht.

LG
Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus,

Geert:

Beim zweiten "wieder" könnte man doch "erneut" o.ä. nehmen.

Ich find's nicht schlimm, auch weil ein Satz dazwischen liegt.

Das Bild hakt ... das ist umgangssprachlich. Oder gibt's das nur in Westfalen? :D

Ehrlich, ich hatte zwischendurch an Forrest Gump gedacht.

Den hatte ich nun wirklich gar nicht im Kopf, aber jetzt, wo du's sagst ...

Bernhard:

Es fehlen die phantastischen Elemente, aber wenn man auf die besteht, ist das Korsett "Horror" vielleicht auch einfach zu eng geschnürt. Mit der Definition hier auf kg.de stimmt es jedenfalls überein (menschliche Abgründe). Außerem ist der Amoklauf im Genre mittlerweile so ein wiederkehrendes Element, genau wie der Werwolf oder der Vampir, da wollte ich mich auch mal dran versuchen. Gerade auch, weil ich hier schon die eine oder andere Geschichte gelesen habe, die in dieses eindimensionale "Da hat einer zu viel Counterstrike gespielt und ballert jetzt um sich"-Horn stößt. Nicht, dass ich da jetzt psychologisch mehr Durchblick hätte, aber DAS stimmt definitiv nicht, und es ärgert mich regelrecht, wenn ich es lese.

Das mit dem Bogen halte ich prinzipiell für möglich. An den Details kannst du wahrscheinlich ersehen, dass ich da nicht auf ein mir völlig unbekanntes Sujet zurückgegriffen habe. Der Prot schießt ja nicht aus zwei Kilometern Entfernung einer Fliege das rechte Auge aus. Beim ersten Mal trifft er nicht. Vielleicht geht der dritte Pfeil auch daneben? Vielleicht hat er auf das Herz des alten Mannes gezielt?

Hannibal:

Nun ja, für die Kürze hätte ich etwas punktiertere Sätze erwartet

Eigentlich habe ich ja einen sehr leichten, auf Unterhaltungsliteratur gebürsteten Stil, mit viel wörtlicher Rede und so. Aber man will halt öfter mal was Neues ausprobieren.

Ist das so?

Yep.

yours truly:

Ehrlich gesagt steckt da ein Kumpel von mir in Christian. Also, nur teilweise, ist klar. Der hängt viel und gern vor dem Computer, hat aber tatsächlich mal mit dem Bogenschießen angefangen und auch mich dazu gebracht. Und dick ist der auch nicht. Stereotype und Leben halt, da klafft öfter mal ein Abgrund.

Danke für eure Kritiken und Kommentare!

Grüße
JC

 

Hmmh, kein Horror?
Frage mich, was für dich Horror ist.
Wie wäre es mit Alltag ;)
- als Österreicher, aufgewachsen in der Nähe des malerischen Städtchens Amstetten kann ich das eine oder andere Beispiel aus der Zeitung nennen ...
Als gutes Beispiel von Horor, würde ich Amputation von Salem nennen.

Aber Streiten will ich natürlich nicht darüber wohin die Geschichte gehört. Natürlich hat sie Horrorelemente und wo die Geschichte steht ist ja nicht das wichtigste.

LG
Bernhard

 

Hi Proof,

an der Geschichte gefällt mir vor allem der Stil und die gelungene Wortwahl. Dir gelingt es, den Protagonisten treffend darzustellen, man kann sich gut ein Bild von ihm machen. Ich finde, er ist ein wenig zu stereotyp geraten (schmutziger, arbeitsloser, fauler Typ der am PC rumhängt), aber für die Geschichte ist das OK. Vor allem zu Beginn erzeugst du eine schöne Ekel-Stimmung.

Originell finde ich die Idee, dass er Pfeil und Bogen verwendet. Solche Geschichten kennt man en masse, aber in keiner, die ich bis jetzt gelesen habe, ist der Killer mit Pfeil und Bogen vorgegangen. Guter Einfall.

Im Moment war Gott beschäftigt. Damit, alles [...].

Das würde ich in einem Satz schreiben.

Ein Stubenfliegenweibchen legt rund 900 Eier, bevor es stirbt. Seine Mutter hatte nur ihn gelegt, und jetzt starb sie.
Drei Stockwerke weiter unten legte ein Hund mitten auf dem Bürgersteig ein Ei.

Schöner Übergang. Ich frage mich nur, wie Christian den Hund sehen kann, da er ja vor dem PC sitzt.

Dieser Hund legte sein Ei dort oft, und die Gleichgültigkeit, mit der sein Besitzer den fruchtbaren Akt zur Kenntnis nahm, machte Christian immer wütend.

Eine der wenigen Stellen, in denen ich deine Formulierung nicht mag. "Fruchtbarer Akt" finde ich schrecklich unpassend.

Der Hundeherr war ungefähr achtzig, der Hund in Hundejahren wohl etwa doppelt so alt. Wie die beiden so dahinkrochen, fragte Christian sich jedes Mal, welcher von ihnen zuerst umfallen würde. In der Natur wären sie längst den Weg seines Hackfleischs gegangen.

:) Find ich gut, die Stelle.

Drei Pfeile, die Pfeile kamen in Dreierpacks.

Ich würde den ersten Teil weglassen: "Die Pfeile kamen in Dreierpacks." Oder notfalls eher: "Drei Pfeile, sie kamen in Dreierpacks." Die direkte Wiederholung von "drei" und "Pfeil" finde ich nicht so schön.

Wie eine Schildkröte wandte der Greis den Kopf danach, ein jüngerer Typ auf der gegenüberliegenden Straßenseite starrte erschrocken zu dem alten Mann rüber und stotterte: „I- … Indianer?“

Hm, das gefällt mir nicht so gut. Warum sagt er das, und warum stottert er? Finde das extrem unrealistisch.

Pfeil Nummer zwei bohrte sich durch Opas Hals, und ab vom Blut, das er auf dem Bürgersteig verteilte,

"abgesehen"

Er rannte und ließ den Blick nicht von Christian, deshalb lief er vor einen der Ginkgo-Bäume und blieb benommen stöhnend liegen.

Ich denke, die meisten Menschen würden rennen was das Zeug hält, und das kann man nicht wenn man nach oben schaut (schon gar nicht wenn es drei Stockwerke sind).

Der letzte Pfeil, ein Gnadenstoß für den tausend Jahre alten Hund, der jetzt das Blut seines Herrn leckte,

Finde, hier überspannst du den Bogen etwas (man beachte das Wortspiel ;)): Warum soll der Hund das Blut lecken? In Wirklichkeit würde eher das Gesicht seines Herrchen lecken, oder wimmern, oder irgendwas in der Art.

Alles in allem aber wie gesagt ein sehr schöner Stil, viele passende Vergleiche. Hat mich gut unterhalten.

Viele Grüsse.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Schwups vom anderen Stern,

Ich frage mich nur, wie Christian den Hund sehen kann, da er ja vor dem PC sitzt.

Hm ... ja, ich glaube, das stimmt.

Der fruchtbare Akt hat was Widerwärtiges im Zusammenhang mit Stuhlgang, ich fand, das passte ganz gut in den Grundton der Geschichte.

Auf den Pfeilsatz bin ich schon ein bisschen stolz, ich mag den Klang, gerade auch wegen der Wiederholung.

Für mich ist das mit dem "I- ... Indianer" ein fieser kleiner Scherz, erklären könnte man das mit der Verwirrung des Typen, sowohl das Stottern als auch das, was er sagt. Passiert ja schon eher selten, dass man mit Pfeilen beschossen wird. Unter absolut realistischen Bedingungen, gut, 9,8 von zehn Personen würden es wahrscheinlich nicht sagen.

Zu einem Fenster im dritten Stock kann man schon aufsehen, so hoch ist das ja nun nicht. Außerdem kommt er ja gerade in den Lauf, sieht Christian, kurz darauf wäre er wahrscheinlich losgesprintet. Aber dazu kommt es ja nun nicht mehr.

Verdammt! Es klingelt an der Tür! Später mehr!

So, da bin ich wieder.

Warum soll der Hund das Blut lecken?

Natur. Hunde sind schon treue Seelen, aber eben Tiere.

Vielen Dank für deine Kritik!
JC

 

"Scheiß Indianer" S.L. Jackson's Schüler in "187" mit Pfeil in der Brust. Hommage ? ;)
Coole Geschichte. Ich mag besonders wenn Dinge, die mehr oder weniger in Nebensätze auftauchen, auch in Kurzgeschichten später wiederkehren, wie das Hackfleisch oder "lange bevor es Autovermietungen gab". Das schließt einen Bogen und macht auch kurze Geschichten rund.

 

Guten,

Docschneider77:

Potztausend. Hätte Geld drauf gewettet, dass das keiner merkt. Der Film ist ja nun weder anerkannter Klassiker noch Ex-Blockbuster, und obendrein ... was, fünfzehn Jahre alt?

Verdächtiger Nick. Kennen wir uns?


Bluff of God:

auch wenn er mir eher ein wenig zu sympathisch für einen eiskalten Mörder

Ich denke nicht, dass die Kids z.B. von Littleton "eiskalte Mörder" waren. Das ist zu einfach. Unter anderem darum ging es mir.

Du stehst auf Realismus, hab ich recht?

Wenn die Geschichte stimmt, stehe ich auf alles.

Grüße
JC

 

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