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In naher Zukunft werd ich an dich denken

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16.05.2012
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In naher Zukunft werd ich an dich denken

Die Nachricht kam an einem regnerischen Dienstag im August.
"Tut mir leid, Blade. Der Schwangerschaftstest war positiv. Du bist bereits in der 9. Woche schwanger." Frau Doktor Reussler schaut mich mitleidig an. "Mein Gott, du bist noch so jung."
"Kein Wort zu meinen Eltern", platze ich heraus.
Meine Frauenärztin sah mich mit skeptischem Blick an.
„Ich unterliege der ärztlichen Schweigeplicht.“
Damit verließ ich die Arztpraxis und sank zu Boden. Unbewusst nahm ich den Regen wahr, der auf meine Haut prasselte und mich von Kopf bis Fuß durchnässte.
Mit der Schwangerschaft bekam ich ein Ticket – und zwar direkt in die Hölle!

Ich sitze im Schneidersitz auf meinem Bett und streichele mit der flachen Hand über meinen Bauch. „So ein Schwachsinn, Blade. Du musst sofort damit aufhören. Außerdem ist sowieso noch nichts zu sehen“, rufe ich mir ins Gedächtnis. Energisch schüttele ich den Kopf und löse die Hand von meinem Bauch. Du darfst jetzt nicht schwach werden, du hast bereits eine Entscheidung gefällt! Du wirst gefälligst durchhalten, verstehst du? Selbstgespräche zu führen ist bei mir mittlerweile das Normalste was es gibt, da ich keinen habe, der mich zur Vernunft bringt oder für mich da ist.

Einige Tage sind vergangen. Immer und immer wieder habe ich mir meine Eltern vorgestellt, wie sie auf dem schwarzen Ledersofa sitzen, in unserem Ach-so-Tollen Wohnzimmer. Meine Mutter, wie sie ihre Hände im Schoß gefaltet hat und den Tränen nahe ist. Mein Vater, der mir eine vollbepackte Reisetasche vor die Füße wirft und mir ins Gesicht sagt, ich solle bloß verschwinden und nie wieder kommen. Wenn sie doch nur wüssten, wie schnell ihre heile Welt, die sie sich mühsam aufgebaut haben, zu scheitern droht. Ich kann es ihnen nicht sagen. Ich kann einfach nicht.

Nun zu dem Vater meines ungeborenen Babys, Robin. Ich bin mir sicher, er wäre ebenso begeistert wie meine Eltern. Im Grunde genommen kenne ich seine Antwort bereits: „Blade? Das ist jetzt nicht dein Ernst dass du es behalten willst, oder? Schau uns doch mal an, du bist erst vierzehn, ich sechszehn. Du stellst dir das wieder so vor, als wäre alles ganz leicht und ohne Konsequenzen." Nicht, dass er davon wüsste. Keiner weiß es. Umso mehr bin ich auf mich alleine gestellt. Eine Aufgabe, die nicht leicht zu meistern ist, dass kann ich euch versichern!
Würde ich es behalten, stünde ich am Ende alleine da. Werde ich das Risiko eingehen? Eine Sache, die wirklich gut überlegt werden muss.

Es gibt sicher viele Leute, die Vorurteile haben. Zum Beispiel Vorurteile gegen junge Mädchen wie mich, die viel zu früh schwanger werden. Beileibe bin ich nicht stolz drauf, doch nun ist es geschehen, und ich kann es nicht rückgängig machen, so gerne ich es auch würde.

Langsam wird die Zeit knapp. Ich nähere mich dem dritten Monat. Keiner hat bisher etwas bemerkt, und ich werde alles tun, damit es auch so bleibt. Meine Eltern halten immer noch an ihren Bilderbuchvorstellungen fest. Auch die Treffen mit Robin sind nicht anders als vorher. Ich gebe mein Bestes, um nicht angespannt zu wirken, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich in seinen Augen nach Hilfe suche. Ich würde sowieso nur enttäuscht werden. Von ihm, sowie von allen anderen.
Es gibt bestimmt genügend Personen, die sich ihren besten Freundinnen anvertrauen würden. Aber habe ich überhaupt richtige Freunde? Ich schätze, auch die habe ich nicht.

Noch ein paar Tage, dann ist es zu spät. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, heute die Initiative zu ergreifen und mich der Herausforderung zu stellen.
„Sind Sie sicher, Frau Weimar?“
Ich schlucke meine Tränen hinunter und überwinde mich zu einer Antwort, die nur leise und zögernd aus meinem Mund hervorkommt.
„Ich… bin mir absolut sicher.“
Nun ist es endgültig vorbei. Kein Hoffen mehr auf ein neues Leben. Ich werde zurückkehren und die Position meines alten Lebens wieder einnehmen. Nur das etwas Bedeutendes fehlt. Auch hätte ich mich anders entschieden, egal welche anderen Auswege ich gefunden hätte, es wird doch nicht mehr alles so sein wie früher, denn was war mein altes Leben? Ein klaffendes Loch, in dem ich mich versucht habe zu behaupten. Ohne Erfolg. Und vielleicht werde ich später meinen Kindern sagen, das sie beinahe ein Geschwisterchen hatten, dass nicht der erbarmungslosen Welt, in der wir leben, ausgesetzt ist.

Mein Baby, in naher Zukunft werd ich an dich denken!

 

Hallo KGAusMeinerFeder,

ein schwieriges Thema, dem du dich mit dieser Geschichte angenommen hast.
Leider finde ich, dass du es ein wenig zu oberflächlich behandelt hast.
Wir hören dem inneren Monolog des Mädchens zu, dass sich, wahrscheinlich zu Recht, selbstbemitleidet, aber es gibt dem Leser nicht sonderlich viel. Es fehlt ihre Lebenswelt, über die wir kaum etwas erfahren.

Die Nachricht kam am Dienstag, einem regnerischen Tag im August .
Irgendwie fangen viele Texte hier immer mit dem Wetter an. Das ist aber keine gute Lösung, finde ich. Wie wäre es, wenn du eher das Arztzimmer beschreibst, näher auf die Situation eingehst, die Ärztin, die ihr gegenüber sitzt usw... Mals dir aus, und versuche es in Worte zu fassen.

Unbewusst nahm ich den Regen war, der auf meine Haut prasselte
Was genau willst du damit sagen, dass sie "unbewusst" etwas wahrnimmt? Außerdem "nahm ich den Regen wahr"

Mit der Schwangerschaft bekam ich ein Ticket – und zwar direkt in die Hölle!
Klingt arg reißerisch und auf Effekt gebürstet.

„So ein Schwachsinn, Blade.
ich finde das immer schwierig mit solchen amerikanisch klingenden Namen. Ich habe den Namen noch nie gehört, was man auch kein Kriterium sein sollte, aber das hat mich beim Lesen rausgeworfen.

Sie würden es ohne Zweifel tun, mich rausschmeißen, meine ich.
Solche Phrasen wie "meine ich" haben in einem literarisch ambitionierten Text nix zu suchen. Das mit dem Rausschmeißen hat der Leser außerdem schon verstanden, über die beschriebene Tasche, die der Vater ihr in der Fantasie vorwirft usw.

Nun zu dem Vater meines ungeborenen Babys, Robin
Auch hier, das ist zu erklärend. Warum baust du keine Szenen daraus, wie sie ihren Freund besucht, wie sie mit ihm redet, versucht, ihr "Geheimnis" für sich zu behalten. Das ist wichtig, dass du nicht nur sagst: Das ist so! sondern es auch zeigst, also darstellst.

Zum Beispiel Vorurteile gegen junge Mädchen wie mich, die viel zu früh schwanger werden
Da solltest du auch zeigen, was für Vorurteile das sind. Jeder denkt da ja an RTL-Nachmittagssendungen. Sowas kannst du im Fernsehen laufen lassen, und die Eltern beim Gespräch belauschen. Oder lass das Mädchen ihre Freundinnen treffen und in der Stadt ein andres junges Mädchen mit Kind sehen, und drüber sprechen.
Wahrscheinlich denkt ihr, weshalb ich mich nicht meinen besten Freundinnen oder meinen besten Freunden anvertraue.
Du sprichst den Leser plötzlich direkt an, das wirkt deplatziert. Ich würde das nicht machen.

Wenn eine Frau oder ein junges Mädchen abtreibt, gibt es Beratungsgespräche. Warum darf der Leser da nicht dabei sein? Könnte sie die angebotene Hilfe vielleicht doch noch zu einer andren Entscheidung bringen?
Also, da ergeben sich Fragen, die du nicht beantwortest. Überdenk den Text, seine Sprache, die Inhalte usw.noch mal.

Timo

 
Zuletzt bearbeitet:

danke für das feedback, timo.

ich werde nocheinmal inhaltlich etwas darüber nachdenken, bin gerade im urlaub und habe da jetzt nicht ganz so viel zeit zu.
Außerdem habe ich das Wetter am Anfang bewusst ausgewählt, da ich die Situation mit dem Regen hineinbringen wollte, wie sie zu Boden sinkt. Zudem mag ich den Namen Blade, und habe ihn sogar in mehreren Filmen vorkommen hören.

Grüße, Jana

 

Hallo Jana,

dass du gut schreiben kannst, hab ich ja schon bei einer deiner ersten Geschichten erwähnt und dass ich überrascht war, dass du erst dreizehn Jahre alt bist. Das wird dir in dieser Geschichte nun leider etwas zum Verhängnis. Du schreibst ja über ein etwa gleichaltriges Mädchen, dass von ihrem sechzehnjährigen Freund schwanger ist.

Auch wenn du selbst viel reifer als vierzehn klingst, normalerweise reden die Vierzehnjährigen, zumindest die, die ich so kenne, nicht so abgeklärt und erwachsen wie deine Protagonistin. Das ist zwar wie gesagt sprachlich reif, aber du musst dich in deinen Geschichten auch auf die jeweilige Person, gerade als Ich-Erzähler einstellen und versuchen diese so authentisch wie möglich zu charakterisieren. Das finde ich, ist hier nicht so gut gelungen. Auch der Dialog mit dem Freund. Sei mir bitte nicht böse, aber ich kann mir keinen Jungen mit sechzehn vorstellen, der vor die Tatsache gestellt, dass seine vierzehnjährige Freundin schwanger ist mit den Worten

„Blade? Das ist jetzt nicht dein Ernst dass du es behalten willst, oder? Schau uns doch mal an, du bist erst vierzehn, ich sechszehn. Du stellst dir das wieder so vor, als wäre alles ganz leicht und ohne Konsequenzen. Wir müssten kürzer treten, verstehst du?“

antwortet. Das ist glaub ich nicht sehr realistisch. Das hört sich zu erwachsen an. Wenn er wirklich so reif wäre, hätte er vermutlich beim Sex auch an Verhütung gedacht. Außerdem, was heißt es für einen sechzehnjährigen kürzer zu treten. Der ist doch vermutlich ohnehin noch in der Schule oder Ausbildung und wird wahrscheinlich ohnehin über wenig Geld verfügen – es sei denn, er ist Sohn reicher Eltern, was aber aus der Geschichte nicht hervorgeht. Ne, das ist zu cool, wie der reagiert, der würde doch vermutlich eher ausflippen.

Auch die Reaktion des Vaters halte ich für unrealistisch, ich kann mir keinen Vater vorstellen ,der seine vierzehnjährige, schwangere Tochter vor die Tür setzt, es sei denn er wäre ein totales Ekelpaket, was man dann aber besser zeigen sollte, als mit einem Satz.

Also die Geschichte an sich ist gut geschrieben, das Thema ist durchaus interessant und ich finde es auch positiv, dass es nicht (wie sonst oft leider üblich) mit dem unvermeidlichen Selbstmord der Heldin endet, sondert irgendwo aufzeigt, dass das Leben auch weitergeht. Zum Beispiel als sie von ihren zukünftigen Kindern spricht, das gibt dem Leser auch die Hoffnung, dass das Mädchen weitermachen will und für sich eine Zukunft sieht. Ich finde zwar Abtreibung keine Lösung, vor allem unter diesen Umständen, Mutter und Kind sind ja offensichtlich gesundheitlich nicht gefährdet. Und es gibt auch Lösungen für Vierzehnjährige, ein Kind zur Welt zu bringen. Das könnte man vielleicht auch noch herausarbeiten und erklären, warum sie sich für diese Lösung entscheidet.

Ein Absatz der mich auch noch stört am Ende

Noch ein paar Tage, dann ist es zu spät. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, heute die Initiative zu ergreifen und mich der Herausforderung zu stellen.
„Sind Sie sicher, Frau Weimar?“
Ich schlucke meine Tränen hinunter und überwinde mich zu einer Antwort, die nur leise und zögernd aus meinem Mund hervorkommt.
„Ich… bin mir absolut sicher.“

Ich denke dass die Frauenärztin bei einer Vierzehnjährigen verpflichtet wäre deren Schwangerschaft ihren Eltern mitzuteilen. Ich bin rechtlich nicht so bewandert, das müsste man recherchieren, aber ich bin mir relativ sicher. Sie würde wohl auch kaum zu dem Mädchen „Frau Weimar“ sagen, das passt nicht.

Ich bin auch wir TimoKatze der Meinung, dass du vielleicht etwas tiefer in den Hintergrund der Geschichte einsteigen solltest. Insgesamt ist das doch etwas oberflächlich und lapidar abgehandelt.

Aber – auf jeden Fall weiter machen – die Geschichte hat Potential.

Liebe Grüße und schönen Urlaub

Fred B

 

Danke Fred,

ich werde auf jeden Fall noch einmal einbauen, das beide aus reichem Hause kommen. Blades Eltern achten nun mal nur auf ihren Ruf und würden´, so wie ich es mir vorgestellt habe, sicherlich so reagieren. Blade hingegen hat schon früh gelernt, selbstständig zu werden daher ihre Reife. Ich könnte sie ein Jahr älter machen, weiß aber nicht ob das hilft.

Schöne Grüße, Jana

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi KGAusMeinerFeder,

Ich denke, du hast zwei fundierte Kritiken erhalten. Deshalb von mir nur dies:
Die Geschichte wirkt distanziert auf mich, irgendwie spielt sich alles nur in den Gedanken des Mädchens ab. Deshalb kommt es etwas müde daher. Schließlich behandelst du doch ein dramatisches Thema.
Bring etwas Schwung hinein, indem Blade sich auf einen belebten Marktplatz stellt und ihre Verzweiflung laut herausschreit: "Ich bekomme ein Baby! Ja ihr habt richtig gehört:ein Baby!! Und ihr alle lasst mich damit alleine ...!"
naja, ... du ahnst was ich meine.
Dann plötzlich könnte sich das Blatt wenden und es kommen neue Perspektiven auf Blade zu.

Oder stell sie auf einen Fenstersims im siebten Stock und lass alles im Gespräch mit dem Feuerwehrmann rüberkommen.

In DEINER Geschichte bist du Gott.
mach es lebendiger!

Liebe Grüße

Elfenweg

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo KGausmeinerFeder,

du hast wie immer ganz nett erzählt. Aber inhaltlisch sind da aber einige Dinge drin, die nicht so richtig passen. Ich fang mal an:

Die Nachricht kam am Dienstag, einem regnerischen Tag im August.
Schöner wäre: Die Nachricht kam an einem regnerischen Dienstag im August.

Es tut mir Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, Fräulein Weimar, aber ihre Befürchtungen haben sich bestätigt. Sie sind bereits im zweiten Monat schwanger.“
Fräulein sagt man heute nicht mehr. Ausserdem hört sich Ich muss ihnen mitteilen so förmlich an, als würde sie einen Brief bekommen. Sie sitzt aber beim Arzt und dazu noch beim Hausarzt. Warum eigentlich Hausrzt?...Wäre sie nicht eher zum Frauenarzt gegangen? Und der Frauenarzt und/ oder Hausarzt hätte eine Vierzehnjährige nicht einfach so gehen lassen ohne ihr zu sagen, was nun auf sie zukommt. Pro Familia Beratung wenn Abtreibung etc...Das ist alles nicht sehr realistisch! Ausserdem rechnet man in Schwangeschaftswochen nicht Monaten !

"Tut mir leid, Blade. Der Schwangerschaftstest war positiv. Du bist bereits in der 9. Woche schwanger." Frau Doktor xy schaut mich mitleidig an. "Mein Gott, du bist noch so jung."
"Kein Wort zu meinen Eltern", platze ich heraus.

Insgesamt ist die Geschichte also nicht schlüssig und zu wenig ausgefeilt. Auch die Eltern und der Freund kommen für meinen Geschmack zu kurz. Vielleicht kannst du ein paar Szenen einbauen. z.B. dass der Freund ihr über den Bauch streicht und sie erschrocken zurückweicht oder so...und die Eltern fragen, warum sie in der letzten Zeit kaum noch was isst. Dann würde deine Geschichte lebhafter werden.

Lg Engelchen

 

Okey, danke Leute für die Verbesserungsvorschläge :)
Ich weiß jetzt, das ich die Geschichte vertiefen muss und nicht nur über Blade erzählen sollte sondern über Robin, die Eltern usw.

Bin bis zum 29. Juli im Urlaub, daher kanns noch ein wenig dauern :)
Bis dann
Jana

 

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