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Thema des Monats In letzter Minute

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24.01.2015
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In letzter Minute

In einer wenig bewohnten Gegend steht die Holzhütte von Ruben, einem kräftigen, gross gewachsenen Mann im besten Alter. Eben kommt er von der Weide her, wo er die Schafe für die Nacht ins Gehege getrieben hat. Mit einem Stück Brot und einer Handvoll Feigen setzt er sich vor der Hütte auf die Bank, die er selbst gezimmert hat. Und während er auf dem trockenen Brot herumkaut, drehen sich seine Gedanken um die geliebte Heimat, die er meiden muss.
Und damit steigt der grosse Jammer seines Lebens erneut auf.

Ruben kommt aus Galiläa. Als junger Mann glaubte er den Propheten wie kein anderer. Und wenn in der Synagoge vom Messias gelesen wurde, glänzten seine Augen. Mit grossem Verlangen wartete er auf den verheissenen König, der, wie er glaubte, das Land von den Römern befreien würde. Je schlimmer es im Land wurde, desto stärker wurde seine Hoffnung: "Nun wird er sicher bald kommen."
Als jedoch die Zeit verging und der Messias nicht erschien, nahm er die Sache mit Gleichgesinnten selber in die Hand. Sie meinten, mit Eifer und Hass würde es gelingen, das Land vom fremden Joch zu befreien. Genützt hatte es nichts. Die Römer gingen mit brutaler Waffengewalt gegen die jungen Rebellen vor.
Ruben war es gelungen, in eine verlassene Gegend zu flüchten. Und jetzt lebt er hier schon viele Jahre; das Herz voller Bitterkeit, Hass und Heimweh. In dunklen Stunden lästert er sogar: "Die Heiligen Schriften sind Lug und Trug. Die Römer regieren. Auf den Messias haben wir umsonst gewartet."

Plötzlich werden seine traurigen Augen hellwach. In der Ferne entdeckt er Menschen. Ein Mann und eine Frau, die auf seine Hütte zulaufen. Wie Händler, die ab und zu vorbeikommen, sehen sie nicht aus. Sie tragen nur leichtes Gepäck. Der Mann schaut immer wieder zurück, als ob ihnen jemand auf den Fersen wäre.
"Wenn das keine Flüchtlinge sind", denkt Ruben. "Solche Leute zu verstecken, ist gefährlich. Allerdings war ich damals mehr als froh, als mir jemand Unterschlupf gewährte. Trotzdem, ich habe in meinem Leben genug Verdruss gehabt. Jetzt muss ich schauen, dass ich selber durchkomme."

"Bitte, hilf uns. Wir sind in grosser Not!"
Da stehen sie vor ihm, ein Mann, Mitte dreissig, mit einem offenen Gesicht und klaren Augen. Und eine junge, bleiche Frau, die kaum mehr auf den Füssen stehen kann. Auch sie ruft um Hilfe, wenn auch nur mit den Augen. Diese Augen, die ängstlich und doch voller Vertrauen zu ihm aufblicken. Es wird ihm ganz seltsam ums Herz.
Er schaut zur Seite, sonst könnte er nicht sagen, was jetzt aus ihm herauspoltert:
"Ich kann euch nicht helfen. Geht weiter. Es ist zu gefährlich, Leute wie euch, aufzunehmen."
"Die Soldaten von König Herodes sind hinter uns her," sagt der Mann voller Angst.
"Und, was habt ihr verbrochen?"
"Nichts."
"Das sagen sie alle."

Da macht die Frau einen Schritt auf Ruben zu, hebt das Tuch von der Last, die sie auf den Armen trägt: "Wegen dem da müssen wir fliehen," sagt sie. "Herodes will es umbringen."
Ruben stutzt.
"Ein Kind! Das kann man doch diesem Mörder nicht ausliefern."
Und bevor er richtig weiss, was er macht, reisst er die Türe zum Schafstall auf und drängt die Leute mit rauer Stimme hinein:
"Versteckt euch, so gut es geht. Hier hat es Heu und Stroh. Aber ich kann für nichts garantieren."
"Möge Gott dich dafür segnen", sagt der Mann und schon schlägt Ruben die Türe hinter ihnen zu.

Es war aber auch Zeit. Am Horizont tauchen drei Reiter auf.
"Da habe ich mir schön was eingebrockt. Was habe ich nur gedacht? Wie soll ich mich gegen diese drei Rohlinge wehren? Waffen habe ich keine. Und drei gegen einen, ist mir sowieso zu viel. Und überhaupt, warum soll ich für diese fremden Leute meinen Kopf hinhalten?", brummt Ruben vor sich hin. Dabei hat er jedoch immer das zarte Gesicht des schlafenden Kindes vor Augen. Er kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihm jemand etwas zu leide tut.

Als ob nichts geschehen wäre, setzt er sich wieder auf die Bank und kaut weiter auf dem trockenen Brot herum.
"Sind da nicht gerade Leute bei dir vorbeigekommen", schreit einer der Reiter, noch bevor er vom Ross steigt.
"Hö?", fragt Ruben und schaut die Soldaten an, als ob er nichts verstehen würde.
"Hast du sie versteckt?", ruft ein anderer. "Antworte, sonst" und schon fuchtelt er mit seinem Schwert vor Rubens Gesicht herum.
Der steckt sich ein grosses Stück Brot in den Mund und sagt, ohne dass jemand ein Wort versteht: "Sucht doch selber, ihr Bluthunde."

Zwei Soldaten gehen ins Haus und der Dritte läuft zum Stall. In diesem Moment scheut eines der Pferde und bäumt sich auf. Der Mann kommt zurück und schlägt fluchend auf das Tier ein. Jetzt werden auch die zwei anderen unruhig.
"He, du fauler Sack! Komm her und gib auf die Pferde acht, damit ich endlich den Stall durchsuchen kann", brüllt der Soldat.
Ruben rührt sich nicht und macht etwas, was er schon lange nicht mehr getan hat. Er betet, dass Gott die Flüchtlingsfamilie schützen möge.

"Hast du im Stall auch nichts gefunden"?, fragen die beiden anderen, als sie aus dem Haus kommen. Aus dem Fluchen und Schimpfen ihres Kameraden verstehen sie ein Nein. Der Anführer gibt das Zeichen zum Aufbruch.
"Wir vertrödeln hier nur unsere Zeit; aber dass du es weisst", ruft er Ruben zu, "König Herodes versteht keinen Spass mit Leuten, die solche verstecken, die sich selber zum König machen möchten."

"Blödsinn, so sehen diese Flüchtlinge nicht aus", denkt Ruben und steht von seiner Bank auf, als die Reiter verschwunden sind. Erst jetzt merkt er, wie seine Beine zittern. Er muss sich wieder setzen und staunt vor sich hin: "Komisch, dass niemand den Stall durchsucht hat." Er schüttelt den Kopf.

Erst als es dunkel wird, geht er in den Stall. Die fremden Leute sitzen auf einem Strohballen und die Frau hält das Kind an der Brust. Sie schaut Ruben mit dankbaren Augen an und sagt: "Gott hat ein Wunder getan. Plötzlich hatte ich keine Angst mehr und wusste, dass sie uns nicht finden."
"Aber warum?", wundert sich Ruben. Die junge Frau neigt sich liebevoll über das Kind und sagt: "Wegen diesem. Das darf nicht umkommen. Das ist Gottes Geschenk an die Menschen." Mit ernstem Gesicht nickt ihr Mann dazu und fährt mit seiner grossen Hand ganz zart über den Kopf des Kindes.

Ruben geht plötzlich ein Licht auf.
"Jetzt verstehe ich alles." Er sinkt auf die Knie und sagt voller Ehrfurcht:
"Du bist der Messias."
Merkwürdiges geht in Ruben vor. Beim Anblick dieses Kindes fängt die Bitterkeit und der Hass in seinem Herzen an zu schmelzen. Eine grosse Freude erfüllt ihn. Und die Freude wird immer grösser, dass es ihn fast zersprengt.
"Der Messias ist da", wiederholt er immer wieder und dann bricht es aus ihm heraus:
"Und ich wollte nicht mehr an sein Kommen glauben."

 

Ich war mal so frei, den Titel deiner Geschichte anzupassen!

 
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Hallo Marai,

eine Weihnachtsgeschichte also.
Habe sie gerne gelesen und finde den Rahmen auch stimmig. Allerdings habe ich meine Probleme mit einigen Kleinigkeiten, die nicht so recht passen.

Du schreibst beispielsweise: „...Ruben war es gelungen, über die Grenze zu flüchten. Und jetzt lebt er schon viele Jahre in dieser einsamen Gegend;...“
Etwas später kommen dann Soldaten des Königs Herodes, um seine Hütte zu durchsuchen.
Selbst im Jahre 0 unserer Zeitrechnung hielten sich,außer in Kriegszeiten, die Soldaten im Herrschaftsbereich des jeweiligen Souveräns auf. Grenzverletzungen (was für ein blödes Wort.) waren schon damals verpönt.
Mein Vorschlag wäre „...war es gelungen, in eine verlassene Gegend zu flüchten...“

Dann die Bitte (Josef und Maria?) : „...Bitte helfen Sie uns...“
Nach meinem Wissensstand kam das heutige „Sie“ erst im 19. Jahrhundert auf. Unter einfachem Volk duzte man sich. Gegenüber höhergestellten Menschen verwendete man „Ihr“

Weiter: „..."Wegen dem da müssen wir fliehen," sagt sie.
Ruben stutzt.
"Ein Kind! Das kann man doch diesen Mördern nicht ausliefern."
Woher weiss Ruben, dass die Soldaten dieses Kind töten wollen? Vielleicht könnte Maria zuvor ein wenig präzisieren?

Und dann dieser Satz: „..."Hö?", fragt Ruben und schaut die Soldaten an, als ob er nicht alle Tassen im Schrank hätte.“
Ich habe meine Zweifel, ob man den Spruch mit den Tassen im Schrank damals kannte.

Dann fuchtelt ein Soldat mit einem Säbel vor Rubens Gesicht herum.
Der Säbel ist eine Erfindung des 13. Jahrhunderts. Vielleicht verwendest du eher „Schwert“.

Wenn Maria dann noch sagt: „Der liebe Gott hat ein Wunder getan“, sollte man bedenken, dass die Juden schon damals aus Ehrfurcht seinen Namen nicht aussprachen. Sie sagten bspw. „der Ewige“, „Fels“ oder Jahwe. Und lieb war er schon gar nicht. Das kam später.

Ich hoffe, du hältst mich jetzt nicht für einen Erbsenzähler, doch ich finde, deine Geschichte würde mit ein wenig mehr Detailtreue viel gewinnen.
Ansonsten ist sie sehr liebevoll geschrieben und es könnte noch was daraus werden.

Liebe Grüße aus Bonn

rambospike

 
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Hallo rambospike,

Ich danke Dir ganz herzlich für Deinen Kommentar und Deine Mühe. Die Stellen, die Du ansprichst werde ich ändern.
Einiges habe ich zu wenig überlegt und anderes wusste ich gar nicht. Vielen Dank.

Natürlich freut es mich, dass Du die Geschichte trotzdem gern gelesen hast.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

Hallo NWZed,

Herzlichen Dank!

Marai

 
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Liebe Marai,

für einen gläubigen Menschen ist dein Text sicher einer der vielen Texte, die die Situation des Lukasevangeliums aufnehmen und in immer neuen Variationen beschreiben, seien es jetzt die vielen Krippenspiele, Weihnachtslegenden oder die Christuslegenden großer Autoren wie Selma Lagerlöf.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/christuslegenden-114/1

Für mich als Nichtgläubigen bleibt sie zuerst nur eine weitere Variante der Legende, die besonders Lukas nicht ganz ohne Absicht erzählt hat.
In dem Focus-Artikel
http://www.focus.de/wissen/mensch/r...e-geschichte-der-jesus-geburt_aid_876431.html
fasst der Theologe Jens Schröter Lukas kleine und größere ‚Tricksereien’, zusammen.

Deine Geschichte ist fein ziseliert und versetzt den Leser in die Zeit der Geburt Christi. Mit der Gestalt des Rubens betrachtest du sie aus einer anderen Perspektive, modernisierst die Handlung inhaltlich und sprachlich. Das gefällt mir. rambospike 's Anmerkungen hast du aufgenommen, obwohl mir die Bezeichnung „Jahwe“ in deiner modernisierten Fassung fast ein wenig deplatziert erscheint.

Für mich bleibt am Ende der Symbolgehalt der Lukas-Geschichte und auch deiner Geschichte: Die Flüchtlingsfamilie, die einen warmen Ort sucht, und ein Mensch, der ihnen trotz der Gefahr hilft. Da braucht es mMn den Glauben an Gott nicht unbedingt. Ich denke Mitmenschlichkeit ist etwas, was wir (hoffentlich) alle in uns tragen.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Hallo Marai,

Du wirst den Namen "Ruben" nicht unbewusst gewählt haben, es ist der älteste Sohnes Jakobs und aus der Geschichte Abrahams weiß man ja, dass keineswegs jederman/jede Frau mit Kindern reichlich gesegnet wurde und darum nannte man den Erstgeborenen in diesem Fall "seht, ein Sohn" (die letzte Silbe taucht dann wieder als erste Silbe bei "Benjamin" auf). Der Name ist dann auch mit dem des Josefschicksals und dem Zug - eher wohl eine Flucht vor Hungersnot - des Hauses Israel nach Ägypten verbunden, wie ja Deine Geschichte infolge des herodischen Wahns des Kindermordes eine Wiederholung der alten Mythen bedeutet.

In der Ferne entdeckt er Menschen, ein Mann und eine Frau, die auf seine Hütte zusteuern.
"Zusteuern" will mir nicht gut gewählt zu sei, meint es doch (ursprünglich in der Schifffahrt verwendet), ein "Steuer/ruder zu bedienen". Näherkommen oder ein ähnliches Verb wären da korrekter.

Hier wäre (wegen der Infinitivgruppe) ein Komma nachzutragen

Solche Leute zu verstecken[,] ist gefährlich.

Hier will mir der erste Satz nach mehr als einer Aussage klingen!
"Bitte, hilf uns. Wir sind in grosser Not."
..., ein Mann[,] Mitte dreissig, mit ...
Und bevor er richtig weiss[,] was er macht, reisst er ...

Er kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihm jemand etwas zu leide tut.
Hier ruft der Nebensatz eigentlich nach dem Konjunktiv ... wobei der "eigentlich" den naiven, m. E. von Dir richtig gewählten Ton für eine solche Geschichte, durchbrechen würde ... selbst wenn im Folgesatz der Konjunktiv korrekt gewählt ist.

Wieder zurück zum Trivialeren

"Blödsinn, so sehen diese Flüchtlinge nicht aus," denkt Ruben
(das abschließende Komma wäre hinterm auslaufenden Gänsefüßchen zu postieren ...)

Rambospike hat ja schon einige historische Dinge richtiggestellt, aber der folgende Satz

Die Römer gingen mit brutaler Waffengewalt gegen die jungen Rebellen vor.
verführt mich zu dem Hinweis auf Herodes (der nicht umsonst den Beinamen "der Große" erhalten hat, der Tempelbau setzte ja nicht das einzige Glanzstück während seiner Regentschaft, das heute Wichtigste, die Wirtschaft, "florierte"), der gegenüber Rom eine relativ autonome Politik betreiben konnte (natürlich auch im Interesse Augustus). Ruben wird also nicht so sehr wider römische, sondern eher gegen Herodes' Truppen gekämpft haben. Den Juden galt nämlich Herodes nicht als Israelit und musste zeitlebens (+ 4 v. Chr.) Anschläge fürchten. Dass er unter dieser Bedingung unter Verfolgungswahn litt, ist anzunehmen.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Liebe Barnhelm,

Herzlichen Dank, dass Du in die Geschichte hinein geschaut hast und vielen Dank auch für den Kommentar. Ich schätze Deine Kommentare.
Die beiden Links werde ich mir gerne ansehen.

Mit dem Wort Jahwe werde ich, wenn ich ehrlich sein will, auch nicht warm. Ich werde es wieder ändern.

Du schreibst, dass für Dich am Ende der Geschichte der Symbolgehalt bleibt: Mitmenschlichkeit. Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt in der Geschichte.
Als ich sie schrieb, dachte ich auch an das Flüchtlingselend von heute.

Liebe Grüsse
Marai

 
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Hallo Marai,
schön geschrieben, Deine Weihnachtsgeschichte. Auch das Präsens passt für mich. Ein stiller Actionheld, Dein Ruben. Sprachlich finde ich das Werk perfekt.
Nur das habe ich noch gefunden:

Und bevor er richtig weiss[,] was er macht, reisst er die Türe zum Schafstall auf und drängt die Leute mit rauer Stimme hinein:
Viele Grüsse
Fugu

 
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Hallo Friedel,

Wie schön von Dir zu hören!
Wenn Du glaubst, ich hätte den Namen Ruben bewusst gewählt, so muss ich Dich leider enttäuschen. Er kam mir einfach in den Sinn. Leider habe ich nicht Dein grosses Hintergrundwissen, das ich bei Dir so schätze.

Das Wort "zusteuern" werde ich ersetzen. Im Moment kommt mir zwar kein besseres in den Sinn.
Was die Kommas betrifft, so muss ich mich bald schämen. Ich habe es immer noch nicht perfekt hin gekriegt. Ich danke Dir für die Korrektur.

Bei dem Satz [Er kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihm jemand etwas zu leide tut], habe ich zuerst mit dem Wort "täte" geliebäugelt; aber Du meinst, "tut" ist auch richtig.

Lieber Friedel, ich grüsse Dich herzlich
Marai

Hallo Fugusan,

Es freut mich, dass Du die Weihnachtsgeschichte gelesen hast und sie Dir gefällt. Und dass Du sie sprachlich gut findest, freut mich besonders. Ich weiss nicht wie lange ich daran gefeilt habe.
Danke auch für die Korrektur.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

 

Hallo Marai

Ich fand deinen Text in sich stimmig und gut gemacht. Zum Plot kann man ja nicht viel sagen, aber dadurch, dass du das aus einer anderen Perspektive erzählst, machst du die Geschichte aktuell. Aber ich muss auch zugeben: Als Atheist ist es schwierig, so was mit glänzenden Augen zu lesen. Da nimmt man einfach das Menschliche mit, und das hast du gut rübergebracht.

Und während er auf dem trockenen Brot herumkaut, drehen sich seine Gedanken um seine geliebte Heimat.
Und damit steigt der grosse Jammer seines Lebens erneut auf.

Ist nur ein Detail, und so was fällt nur in einem gut geschriebenen Text auf. Aber das zweite „seine“ hat mich ein klein wenig gestört. Und dann kommt gleich noch eins.

Jetzt haben wir den Salat.

Habe ich jetzt nicht nachgeschlagen, seit wann es Salat gibt. :) Aber die Formulierung passt in meinen Augen nicht so ganz in den Text.

Liebe Grüsse
Peeperkorn

 

Hallo Marai,

ist wahrscheinlich eine Marotte von mir, aber ein Komma zu Beginn stört mich wie die Formulierung fast un...:

In einer kargen, fast unbewohnten Gegend
Ich würde schreiben wenig bewohnten ...

Handvoll Feigen
Handvoll ist das Substantiv.

der, wie er glaubte, das Land von den Römern befreien würde.
Da gab es ja in den Komms Widerspruch, aber die Zeloten, die Widerstandskämpfer gegen die Römer erhielten ihren Namen um Jesu Geburt. Auch vorher gab es Widerstand gegen die Besatzer - gleich ob Römer oder andere Fremde.

In der Ferne entdeckt er Menschen, ein Mann
Entweder einen Mann ... oder Punkt hinter Menschen. Dann: Ein Mann und eine Frau laufen auf seine Hütte zu

Wie Händler, die ab und zu vorbeikommen, sehen sie nicht aus.
Sicher nicht, sie haben ja weder Lasttiere noch wenigstens große Warenbündel auf dem Rücken. Ich würde das stärker betonen, dass die beiden offensichtlich mit "leichtem Gepäck" unterwegs waren, das würde die nahende Gefahr noch unterstreichen.

Hoffentlich wollen sie nicht zu mir.
Das ist ja nun ein sehr unwahrscheinliches Wunschdenken. Außer ihm wird ja wohl auf Meilen keiner wohnen - also wohin sollten sie wohl wollen?

Dort, wo diese Leute hergekommen sind,
Ruben sitzt vor seiner Hütte, da hat er heine große Rundumsicht. Ich würde diesen Halbsatz streichen, zumal ja bereits gesagt wurde, dass die beiden verfolgt werden: Am Horizont / Berghang ... tauchen drei Reiter auf.

Wehren kann ich mich nicht gegen diese Rohlinge; denn Waffen habe ich keine. Und drei gegen einen, ist mir sowieso zu viel.
Würde ich kürzer fassen: Wie soll ich mich gegen drei Soldaten wehren ...

Als ob nichts geschehen wäre, setzt er sich wieder auf die Bank
Ich war nach dem bisherigen Text davon ausgegangen, dass er eh auf der Bank sitzt oder ist er gerade erst vom Stall gekommen? Ich würde eher schreiben: Er bleibt auf seiner Bank sitzen, beachtet die Soldaten gar nicht und kaut ...

Merkwürdiges geht in dem Mann vor.
Warum nicht in Ruben? Ich habe erst gedacht, Du meinst den Fremden, weil der ja in der Geschichte keinen Namen hat.

Ich habe Deine kleine Geschichte gerne gelesen. Eine Legende zur Weihnachtszeit. Da kommt es auf die Kleinigkeiten - Kleidung/Windeln usw. - oder das Alter des Kindes - nach den biblischen Berichten um die zwei Jahre - nicht so sehr an.

Und der "letzte Ausweg"? Für die Flüchtlinge Ruben und sein Stall, wo hätten sie sich sonst verstecken können?
Und für Ruben, der sich grade von seiner Hoffnung auf den Messias verabschiedet hat, die letzte Chance, seine Hoffnung nicht zu begraben ...

Liebe Grüße

Jobär

 
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Hallo Peeperkorn,

Das Flüchtlingselend von heute beschäftigt mich sehr. Und da wir auf Weihnachten zugehen, kam mir die Flucht von Josef und Maria mit dem Jesuskind in den Sinn.

Es freut mich, dass Du die Geschichte stimmig und aktuell findest. Und dass Du sie überhaupt gelesen hast, freut mich besonders. Vielen Dank.

Die angesprochenen Stellen werde ich ändern. Danke.

Alles Gute wünscht Dir
Marai

Hallo Jobär,

Ganz herzlichen Dank, dass Du die Geschichte so sorgfältig gelesen hast.
Deine Verbesserungsvorschläge habe ich schon fast alle umgesetzt.
Manches tönt so viel besser. Danke!

Der Schluss Deines Kommentars ist wie eine kleine Zusammenfassung der Geschichte.
Ich habe mich darüber gefreut.

Alles Gute und eine frohe Adventszeit wünscht Dir
Marai

 

Hallo Marai,

ich habe deine kleine Weihnachtsgeschichte gerne gelesen. Mir gefällt auch die Figur des Ruben. Ich sehe ihn richtig auf seiner Bank sitzen und auf dem Brot kauen. Und dennoch komme ich nicht ganz mit ihm zurecht. Ruben ist doch selbst geflohen vor der Willkür von Herodes Häscher. Wenn er die Verfolger schon sieht, warum ist er anfangs noch bereit, die Flüchtlinge an die Soldaten auszuliefern, indem er sie abweist? Er wird ja, Gott sei Dank, bekehrt, als er das Kind sieht - ob nun mit oder ohne Gottes Hilfe, sei dahingestellt. Ich sehe hier den menschlichen, nicht den göttlichen Aspekt im Vordergrund und das soll er ja auch sein, auch wenn Ruben überglücklich ist, die Gewissheit zu haben, der Messias war gekommen.

Allerdings war ich damals mehr als froh, wenn mir jemand Unterschlupf gewährte.

..., als mir jemand Unterschlupf gewährte.

"Wenn das keine Flüchtlinge sind", denkt Ruben. [„]Solche Leute zu verstecken, ist gefährlich. Allerdings war ich damals mehr als froh, wenn mir jemand Unterschlupf gewährte. Trotzdem, ich habe in meinem Leben genug Verdruss gehabt. Jetzt muss ich schauen, dass ich selber durchkomme."

Die waren verlustig gegangen.

"Ich kann euch nicht helfen. Geht weiter. Es ist zu gefährlich, solche Leute wie ihr seid, aufzunehmen."
"Die Soldaten von König Herodes sind hinter uns her," packt der Mann aus.
"Und, was habt ihr verbrochen?"
"Nichts."
"Das sagen sie alle."

In diesen Sätzen sind zwei Stellen, die mich stören.
Als erstes passt meiner Ansicht nach das packt der Mann aus nicht. Dieses Auspacken hat für mich etwas von Gaunerjargon. Und ein Gauner ist der Mann ja nun nicht. Schließlich handelt es sich doch um Josef.
Das Zweite ist Rubens Entgegnung Das sagen sie alle. Hier würde ich es authentischer finden, wenn Ruben etwas in der Art sagt: „Wenn ihr nichts verbrochen habt, warum fürchtet ihr euch dann?“
Ich weiß ja, du willst den Kontrast erhöhen zwischen dem Davor und Danach in Rubens Empfinden und Handeln.
Aber: Das sind nur meine Empfindungen und sollen dich zu nichts zwingen.

Mir gefällt deine Geschichte.

Schönen Gruß
khnebel

 
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Hallo khnebel,

Vielen Dank, dass Du die Weihnachtsgeschichte gelesen hast und Dir die Figur des Ruben gefällt.
Dass er sich der Flüchtlingsfamilie gegenüber anfangs so abweisend verhält, ist wirklich schwer zu verstehen, wurde ihm doch als Flüchtling einst selber Unterschlupf gewährt. Ich denke, er hatte Angst, sich in grosse Schwierigkeiten zu bringen.

Die angesprochenen Stellen werde ich korrigieren und den Ausdruck "packt aus" ersetzen. Der passt tatsächlich nicht.

Danke, lieber khnebel.
Ich wünsche Dir alles Gute und eine frohe und besinnliche Advents- und Weihnachtszeit.
Marai

 

Hallo Marai

eine romantische Weihnachtsgeschichte, selbst wenn man den Messias nur als Symbol nimmt, vielleicht ein wenig zu stark in warmes Licht getaucht. aber eine Legende, die an's Herz geht.

Im Grunde; wie sagt das der Papst immer, besteht die Weihnachtsbotschaft ja darin, dass das Licht in dei Welt gekommen ist. Insofern bräuchte es nicht einmal den Messias. Jedes Kind, das die Welt gerade erblickt, bringt so viel Licht in die Welt...

Ein paar Anmerkungen noch:

Und während er auf dem trockenen Brot herumkaut,
bisschen Wasser, dann wäre das Brot nicht so trocken oder Milch oder Wein...

Als junger Mann glaubte er an den Propheten wie kein anderer

"Nun wird er sicher bald kommen." sagte er sich.

Plötzlich werden seine traurigen Augen hellwach.
warum hellwach? hat er da eine Ahnung?

mit einem offenen Gesicht
wie sieht ein offenes Gesicht aus?

Hier hat es Heu und Stroh.
hier gibt er oder hier findet ihr wäre eleganter...

warum soll ich für diese fremden Leute meinen Kopf hinhalten?", brummt Ruben vor sich hin
sind das Selbstgespräche?

"König Herodes versteht keinen Spass mit Leuten, die solche verstecken, die sich selber zum König machen möchten."
Ich bin nicht so bibelfest, aber Jesus tritt doch erst im Mannesalter als Messias auf oder?

Das ist Gottes Geschenk an die Menschen." Mit ernstem Gesicht nickt ihr Mann dazu und fährt mit seiner grossen Hand ganz zart über den Kopf des Kindes.
jetzt müsste sich alles in Licht tauchen...
Ruben geht plötzlich ein Licht auf.
stattdessen geht ihm ein Licht auf...
das könnte man sichtbarer machen, wenn du die Szene verändern würdest, muss ja nicht gleich ein Glorienschein sein...

Liebe Grüße
Isegrims

 
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Hallo Isegrims,

Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt antworte. Unser Computer war wieder einmal ausser Betrieb.
Vielen Dank, dass Du die Geschichte gelesen hast und danke auch für Deine Anmerkungen.

Ob es eine romantische Weihnachtsgeschichte ist, bezweifle ich. Ruben lebt im Exil und die Flüchtlingsfamilie wird verfolgt. Natürlich gibt es in dieser Geschichte auch einen Höhenpunkt. Ruben erkennt, dass er seine Hoffnungen nicht begraben muss, sondern dass Jesus, der Messias, gekommen ist.

[Als junger Mann glaubte er (an) den Propheten.]
Hier wollte ich sagen, Ruben glaubte nicht an die Propheten, sondern an ihre Botschaft.

[Plötzlich werden seine Augen hellwach]
Vorher hing er seinen traurigen Gedanken nach, nun aber sieht er plötzlich zwei Menschen auf seine Hütte zulaufen.

[mit einem offenen Gesicht].
Wie sieht ein offenes Gesicht aus?, fragst Du.
Ich denke ein offenes Gesicht ist nicht mürrisch, verschlossen, sondern im Gegenteil aufgeschlossen, für Überraschungen bereit, ist aufnahmefähig.

Du schreibst: " Ich bin nicht so bibelfest, aber Jesus tritt doch erst im Mannesalter als Messias auf."

Das stimmt, als Jesus dreissig Jahre alt war, trat er in die Öffentlichkeit.

Die Bibel erzählt, dass König Herodes von den drei Weisen aus dem Morgenland von dem neugeborenen König erfuhr. Aus Angst um seinen Thron, liess er nachher alle Knaben unter zwei Jahren töten. Deshalb mussten Josef und Maria mit dem Jesus-Kind fliehen.

Liebe Isegrims, ich wünsche Dir alles Gute und eine frohe Weihnachtszeit.
Marai

 

Liebe Marai,

Ruben geht plötzlich ein Licht auf.
"Jetzt verstehe ich alles." Er sinkt auf die Knie und sagt voller Ehrfurcht:
"Du bist der Messias."
Merkwürdiges geht in Ruben vor. Beim Anblick dieses Kindes fängt die Bitterkeit und der Hass in seinem Herzen an zu schmelzen. Eine grosse Freude erfüllt ihn. Und die Freude wird immer grösser, dass es ihn fast zersprengt.
"Der Messias ist da", wiederholt er immer wieder und dann bricht es aus ihm heraus:
"Und ich wollte nicht mehr an sein Kommen glauben."

Nur kurz zur Messias-Erwartung. (Messias = der Gesalbte) Das ist eine Erwartung, die sich an vielen Stellen des AT findet. Dabei erwartete man allerdings einen ganz konkreten ‚Nachfolger Davids’, einen irdischen König, einen Gesalbten eben, nicht unbedingt den Gottessohn.

Und es ist natürlich durchaus möglich, dass sich Ruben – wenn man sich im Kontext deiner Weihnachtsgeschichte bewegt - auf diese Messias-Erwartung, die sich besonders bei Jesaja findet, bezieht.

Marai, ich würde das so stehen lassen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Maria,

Schade, dass Dir die Geschichte nicht gefällt. Trotzdem danke ich Dir, dass Du sie gelesen hast und auch für den Kommentar.
Allerdings frage ich mich, ob man an einer solchen Geschichte überhaupt Spass haben kann. Maria und Josef müssen mit dem Jesus-Kind flüchten, weil König Herodes dieses Kind töten will.

Alles Gute und eine frohe Weihnachtszeit wünscht Dir
Marai

 

Liebe Marai,

eine alte Geschichte neu erzählt, die Weihnachtsgeschichte schlechthin, und man hört sie sich tatsächlich immer wieder an :).

Der spannendste Punkt war für mich der, als er sich verweigerte den Flüchtigen zu helfen, obwohl es ihm selbst einst das Leben rettete. Ich glaube, das ist gar nicht mal so wider der menschlichen Natur. Angst ums Leben, sich selbst in Gefahr bringen, das ist nicht gerade in unseren Genen gespeichert. Deshalb bewundern wir ja auch Menschen, die sich dem ausliefern, es riskieren und menschlich Handeln. Unsere Moral sagt zwar, wir müssen, aber der Überlebensinstinkt und die Angst können da schon mal die Oberhand gewinnen. Aber unsere Moral verbietet auch Kinderarbeit, den Afrikanern ihr Wasser wegzutrinken und Tiere zu quälen usw. und trotzdem ...

Ich hab die Geschichte gern gelesen.

Ich wünsche Dir eine ganz himmlische Weihnachtszeit.
Beste Grüße, Fliege

 
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Hallo barnhelm,

Herzlichen Dank für Deinen Beitrag.
Da stimme ich Dir zu, dass im AT viele Stellen über den kommenden Messias zu finden sind, schon bei Mose, aber vor allem in den Propheten. Sehr oft nicht direkt mit dem Namen "Messias".

Ruben erwartete einen Messias, der das Land von der Fremdherrschaft befreien würde.

Vermutlich war es schwer zu glauben, dass der Messias als kleines, hilfloses Kind kommen würde. Obwohl der Prophet Jesaja voraussagte: "Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heisst Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst"

Als Ruben dann vor diesem Kind kniete, erkannte er in diesem Kind Jesus, den Messias.
Dass ihm ein Licht aufging, war ein übernatürliches Geschenk.

Liebe barnhelm, ich danke Dir besonders für Deinen letzten Satz: "Ich würde das so stehen lassen".

Eine frohe und gesegnete Weihnachtszeit wünscht Dir
Marai

 

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