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In einer perfekten Welt

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In einer perfekten Welt

Wenn vom Thron des Königs aller Blinden aus Lügen Bäume überragen würden - Tiere kreischend nach ihrer Heimat suchten - sich der hellblaue Himmel verschloß - dunkle Wolken hereinbrachen, um den Menschen den Gefallen zu erweisen - der beste Freund der Menschheit unterwerfend mit dem Zepter schwingend und lachend aus den tiefsten Tiefen herbeieilte - der Mensch unter tiefschwarzen hohen Säulen und fließendem Lichte stehend, zutiefst geekelt seinen Blick von den letzten Augenblicken der Sonne abwendete - man sich die Hand so weit wie möglich von sich ausstreckend, hautnah begrüßte - sich im Schutze von durchsichtigen, blättrigen Rolladen vor im letzten Moment aufkommender Weisheit wehrte; würde sich der unbefleckte Ausgestoßene von seiner Parkbank bewegen und von zärtlichen Sonnenstrahlen begleitet und mit pflichtbewußter, halbherziger Trauer, der letzten ihm vergönnten Freiheitsstätte entgegensinken.

Doch da der König aller Blinden für das geschwächte Auge der Welt im Kerker schmort - das Kreischen der Tiere stumm ist und ihre Heimat an Ort und Stelle dahinvegetiert - der nie vorhandene Himmel sich nicht verschließt - die aufziehenden Wolken kontrastlos sind - der Freund des Menschen mit vorgehaltener, zittriger Hand das Zepter trägt und sich entschuldigt, anstatt zu lachen - der Mensch unter Sonnenschirmen liegend nach ihrer vernichtenden Hitze sucht - sich durch engen Kontakt distanziert - vor verlogenem Wissensdrang nur so strotzt; bleibt der von der Wahrheit unbefleckte Ausgestoßene auf seiner Parkbank, von vernichtenden Sonnenbündeln gehütet und mit einem höchsterfreuten und optimistischen Ausdruck in der Visage liegen, um der Vernunft Einhalt zu gebieten.

[Beitrag editiert von: zorenmaya am 21.02.2002 um 19:54]

 

Hallo Zorenmaya!

Gerade bei solchen Texten ist die Zeichensetzung ganz besonders wichtig, denn Du willst ja sicher hier etwas aussagen und wolltest kein Rätsel anfertigen.

Rechts oben (genau über "Bäume überragen") findest Du den Editier-Button. Damit kannst Du die fehlenden Satzzeichen ergänzen.

Hast Du das gemacht, werde ich gerne über den Sinn Deines Philosophierens nachdenken. ;)

Alles liebe
Susi

 

Hmmm.
Ich werde auch nicht richtig schlau aus diesen Text.
Ein wenig Interpunktion wäre nicht verkehrt gewesen.
Naja, vielleicht braucht man für sowas, ein besonders ausgerägten Intellekt...
Tut mir leid - nicht mein Ding.

Liebe Grüße

Grasi :smokin:

 

Die fehlenden Punkte sind schon gewollt und kein Versehen. Mit wörtern wie Zumutung wäre ich eher sparsam. Wenn Edgar Allen Poe halbseitige Sätze schreibt, empfindet es niemand als Zumutung, sondern als hohe Kunst. Ich will mich hier keineswegs mit ihm messen, aber einen weiteren Aspekt hinzufügen.
Es ist sicherlich kein gewöhnlicher Schreibstil und mir ist auch klar, dass es ziemlich schwer zu lesen ist. Doch genau das ist meine Absicht, die ich auch keinesfalls verändern werde. Deswegen kann ich den anderen Lesern auch keinen Vorwurf machen, wenn sie den Geist aufgeben, aber ich fände es schön, wenn jemand die Geduld aufbringt, um sich Gedanken über dieses Gleichnis zu machen.

 

Ahm ... Ja. Aber Poe war ein literarischer Genius, während deine zwei Sätze aneinandergereihte Wortpolonaisen sind.
Ich kann darin wenig Sinn erkennen, tut mir leid!

Grundsätzlich mag ich merkwürdigen Stil, weil ich solchen bei meinen Storys auch zelebriere. Aber ich denke nicht, dass meine Texte dadurch unlesbar werden, was mir bei deinem halt der Fall zu sein scheint.

Schönen Tag noch! :)

 

Äh, Zorenmaya: Ich habe schon erkannt, daß dieser Stil so sein soll. Mit fehlenden Satzzeichen habe ich auch nicht unbedingt Punkte gemeint, sondern vielmehr Beistriche (Kommas). Z.B. in diesem Satzteil fehlen meiner Meinung nach zwei Stück:

"....dunkle Wolken hereinbrachen um den Menschen den Gefallen zu erweisen, aus den tiefsten Tiefen der beste Freund der Menschheit unterwerfend mit dem Zepter schwingend...."

Du siehst, ich habe schon begonnen, mir Gedanken zu machen. Allerdings hätte ich die Beistriche oder vielleicht auch mal Bindestriche gerne im Text und (wie gesagt) kein Rätsel, denn so muß man selbst dahinter kommen, was wo zusammen bzw. auseinander gehört. ;)

Susi

 

Die Denkbereitschaft der Leser hier ist wirklich erstaunlich. ;)

 

@Schlachtpaulchen:

Deine Antwort ist unsinnig. zorenmaya schrieb schließlich nicht im Konjunktiv! Und Poe schrieb tatsächlich lange Sätze. Man könnte höchstens darüber diskutieren, ob das noch zeitgemäß ist. Wenn man sich die heutige Literatur ansieht, überwiegt wohl eher der lakonischere wie pragmatischere Stil.

@zorenmaya:

auch nach fünfmaligem Lesen bin auch ich noch immer nicht so ganz schlau aus deinem Gleichniss geworden.

Doch da der König aller Blinden für das geschwächte Auge der Welt im Kerker schmort
Verurteilt von wem?

Wer ist "der beste Freund des Menschen"? Einmal heißt es "Menschheit", dann "Menschen". Absicht?

Was bedeuten die "Lügen" in deinem Gleichniss? Eine Sünde im Rahmen irgendeiner Ideologie?

 

Wow... :eek: Vier mal gelesen und ich weis immer noch nicht genau was ich davon halten soll.
Ich habe da zwar Vermutungen, aber das kann so viel Bedeuten, (oder auch nichts) wer weiß?
Das mit den Gleichnissen ist eben immer so eine Sache. Je abstrakter sie werden, desto komplizierter wird es für zweite und dritte ihnen zu folgen.
Wenn es hier eine Rubrik Rätsel gäbe, wäre deine Geschichte dafür Prädestiniert, aber so... :confused:

Epikur

 

Ich sehe schon, ihr gebt euch ja Mühe, deshalb will ich es euch etwas vereinfachen.
Der erste Satz handelt von einer Welt, die auch nach dem aussieht, was sie ist. Der Freund des Menschen bzw. Menschheit (der Unterschied ist reiner Zufall)ist eine ironische Anspielung auf das Böse, was sich auch als solches zeigt. Es wird eine Welt geschildert, in der alle schlechten Sachen deutlich werden.

"sich im Schutze von durchsichtigen, blättrigen Rolladen vor im letzten Moment aufkommender Weisheit wehrte"

In diesem Punkt wissen die Menschen im ersten Satz aber auch nicht so richtig, was zu machen ist, denn sie verstecken sich hinter etwas, was man sehr leicht durchbrehen kann usw. Am Ende steht dann der von dieser Gesellschaft ausgestossene Mann, der um all diese Gefahren wissend den Freitod wählt.

Der zweite Satz geht im Grunde um das gleiche, nur daß die gleichen Gefahren zwar vorherrschen, aber sich hinter Verlogenheit verstecken, so daß niemand nur auf die Idee kommt, zu flüchten. Das zeigt sich hier wieder am Beispiel des Ausgestossenen.
Übrigens, im zweiten Satz habe ich dem "Freund des Menschen" die gleichen Eigenschaften wie einem berühmten geistlichen Führer gegeben, wer kommt drauf, wer es sein könnte?


@ Schlachtpaulchen
Der Sinn von Gleichnissen ist eben der, daß man sich Gedanken über ihre Bedeutung machen soll. Manche sind sehr einfach, andere auch sehr schwer.
Mein Beispiel mit Poe hatte nur was mit der Satzlänge und nicht mit der Verständlichkeit des Geschriebenen zu tun. Ich habe nicht versucht, seinen Stil zu kopieren und wenn es der Fall wäre, dann wäre dieser Versuch wohl erbärmlich gescheitert.

 

Übrigens, im zweiten Satz habe ich dem "Freund des Menschen" die gleichen Eigenschaften wie einem berühmten geistlichen Führer gegeben, wer kommt drauf, wer es sein könnte?
Hmm. Vielleicht dieser nette Herr hier: :pope: ?

 

Man hat mich letztens gerügt, daß ich meine eigenen Texte interpretiere, darf nichts mehr dazu sagen :(
:king: :engel: :pope: :baddevil:

 

Hi,

gehe ich recht in der Annahme, das die Geschichte die Gesellschaft persifliert? Da du im zweiten Abschnitt das genaue Gegenteil vom ersten Abschnitt beschreibst kommt bei mir der Gedanke auf das der erste Teil die Gesellschaft und die Welt beschreibt wie sie sein könnte, hingegen drückt der zweite Teil aus was die Gesellschaft heute ist.

Besomders gut hat mir diese Stelle gefallen:

der Mensch unter Sonnenschirmen liegend nach ihrer vernichtenden Hitze sucht - sich durch engen Kontakt distanziert - vor verlogenem Wissensdrang nur so strotzt

Alles in allem eine interessante Schilderung.

MfG
nightboat

 

@ nightboat, jeder Satzteil spricht zwar eine eigene Thematik an, aber im Endeffekt stimmt die Aussage.

@schlachtpaulchen
paßt schon, hab anscheinend was falsch gemacht, wenn so viele Anläufe zum Verständnis der Geschichte gemacht werden mußten.

 

Wow, da hast du dir massig Mühe gegeben. Da bin ich ja gezwungen, mich zu äußern, tu ich aber gerne.
Bevor ich anfange, möchte ich nochmal sagen, daß ich Houllebecq nicht gelesen habe, von Nietzsche kenne ich nur den Inhalt einiger Werke, aber auch noch nie selber gelesen.
Der König der Blinden ist sehr wohl eine religiöse Figur, als Vorlage diente zu diesem Satzteil das gleichnamige Lied der Toten Hosen (ja, die Kerle machen nicht nur Sauflieder).
Deine Lösungsvorschläge stimmen mich sehr zufrieden, denn die meisten stimmen tatsächlich. Die Geschichte mit den durchsichtigen Rolladen soll nur zeigen, daß sie vor der Gefahr in Dingen Schutz suchen, die keine Sicherheit geben können.
Was soll ich sonst noch sagen? Du hast mich hin und wieder wohl überschätzt. Ich habe eine Aussage und Bilder einer solchen Welt, gewisse menschliche Eigenschaften, das alles schwirrt in meinem Kopf und ich schreibe drauf los. Während dem Schreiben, kommt der sogenannte "Lyrikeffekt" auf (noch nie gehört, nun ja, ich auch nicht, ich nenns einfach mal so). Man sdhreibt etwas sehr abstraktes, ist sich der Gesamtaussage sicher, weiß auf was sich die einzelnen Bestandteile eines solchen Gedichtes oder Textes beziehen. Jedoch ist es für den Schreibenden unmöglich zu sagen, was genau die Aussage der einzelnen Punkte ist.
Deswegen gebe ich dir recht, wenn du sagst, daß es sehr viele Interpretationsmöglichkeiten gibt, denn nicht mal ich kann es dir im Detail sagen.
Sagt mir bitte bescheid, ob ihr was mit dieer Erklärung anfangen könnt oder nicht, weil dann versuche ich es anders zu formulieren.

 

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