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Thema des Monats In der Wirklichkeit gefangen

Ann

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12.05.2011
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In der Wirklichkeit gefangen

Als ich aufwachte, war es dunkel. Wo war ich? Ich lag nicht in meinem Bett, der Boden war kalt und feucht. Es fühlte sich an wie fest getretene Erde. Ich setzte mich auf. Mein Kopf schmerzte. Ich versuchte etwas durch das Dunkel zu erkennen, doch es war stockfinster. Langsam, ganz langsam, kroch Panik in mir hinauf. Eiskalt und gleichzeitig brühend heiß durchfuhr mich ein Schauer. Wo war ich? Als ich mich bewegte, um mich in den Raum vorzutasten, bemerkte ich, dass ich nicht nur Kopfschmerzen hatte. Mein ganzer Körper fühlte sich an, als wäre ich geprügelt worden. Wahrscheinlich stimmte das auch.

Tastend glitten meine Finger über den Boden. Bald fand ich die gegenüberliegende Wand, eine Erhebung, die ein Türrahmen sein musste. Ein Ausgang. Schnell raus hier. Ich wollte die Türe öffnen, aber ich fand keine Klinke. Das konnte nicht sein. Es musste eine weitere Tür geben. Eine, die sich öffnen ließ. Meine Angst war mittlerweile unerträglich geworden und machte es mir schwer zu atmen. Der Raum war nicht groß, vielleicht zwei auf zwei Meter? Keine weitere Tür. Kein Fenster, kein Ausgang. Ich versuchte meine Finger in den Türspalt zu stecken und zog. Sie bewegte sich nicht einmal. Immer wieder rutschte ich ab, meine Fingernägel brachen und ich spürte, wie kleine Rinnsale Blut über meine Hände liefen. Meine Vermutung wurde Gewissheit: ich war gefangen. Wieso konnte ich mich an nichts erinnern? Tränen liefen über meine Wange und tropften auf mein T-Shirt. Ich klopfte an die Tür.
„Hallo?“
Nichts regte sich. Niemand antwortete.
„Lasst mich hier raus! Bitte!“
Keine Reaktion. War überhaupt jemand da draußen? Ich verlor die Beherrschung, hämmerte an das faserige Holz, tobte und wütete. Nichts passierte. Die Anstrengung laugte mich aus. Ich rutschte an der Wand hinab und atmete tief ein.

Plötzlich hörte ich Schritte. Schritte, die Stufen hinunterkamen? Tap, tap, tap. Schwere Schritte. Schwere Schritte von einem schweren Mann. Nicht im Sinne von fett, im Sinne von muskelbepackt und riesig. Ein Lichtstrahl kam unter dem Türspalt hervor und schlich sich in mein Gefängnis. Ich sah schemenhaft die Steinmauern, die ich zuvor ertastet hatte, und die Tür. Groß und massiv und aus Holz. Ein Knarzen. Ganz sicher das Geräusch eines Riegels, der zurückgezogen wurde. Von meinem Peiniger. Kann ich ihn überraschen? Ihm entwischen? Ich wog meine Chancen ab. Hatte ich eine Wahl? Nein, ich musste entkommen. Ich kauerte mich auf den Boden, direkt am Türpfosten. Die Tür öffnete sich ruckartig. Ich war überrascht, doch kaum war der Mann einen Schritt auf mich zugekommen, hechtete ich durch die Tür. Ich prallte an die gegenüberliegende Wand, stieß mich ab und rannte auf die Treppe zu, die ins Freie führte. Nach der Dunkelheit war es hier viel zu hell, doch ich achtete nicht auf meine brennenden Augen. Halb blind rannte ich einfach. Hinter mir donnerte und krachte es, er hatte die Verfolgung aufgenommen. Aber er war viel zu langsam. Rasch fiel er zurück. Irgendwann sah ich ihn nur noch als kleinen schwarzen Punkt vor dem kleinen Häuschen stehen.

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich stolperte, fiel, rappelte mich wieder auf und lief weiter. Ich hatte es geschafft zu entkommen. Mein Atem ging schnell und mein Herz raste. Es war vorbei. Ich wusste nicht, wie lange ich rannte. Durch das kleine Waldstück, den Feldweg entlang. Weiter vorne die Straße. Obwohl sich meine Augen noch nicht an die Helligkeit gewöhnt hatten, konnte ich die Autos sehen, die winzig klein vorbeifuhren. Wenn ich es nur schaffte dorthin zu kommen, dann war ich sicher. Meine Beine waren so schwer, jeder Schritt eine Qual. Immer wieder sackte ich ab, fing mich im Laufen wieder und weiter ging es, weiter, immer in Richtung der rettenden Straße. Wo Menschen waren, wo Hilfe war. Ich rutschte die Böschung hinab und rollte genau auf den Asphalt. Ich spürte, dass ich Wunden an den Handballen und Knien hatte, aber es war mir egal. Ein Auto hupte, ich hörte quietschende Reifen, Autotüren gingen auf und schlugen wieder zu.
„Hallo, können Sie mich hören?“ Ich wurde auf den Rücken gedreht. Die Frau tätschelt mir die Wange. „Hallo! Was ist passiert?“ Benommen blickte ich in ihr Gesicht. Ich lächelte. Ich hatte es geschafft. Erleichterung breitete sich in mir aus, Ruhe überkam mich. Und Müdigkeit. Meine Augen fielen zu. Ich war in Sicherheit.

Ich wache auf und es ist dunkel. Wo bin ich? Ich liege nicht in meinem Bett. Der Boden ist kalt und feucht. Er fühlt sich an wie fest getretene Erde. Ich setze mich auf und merke, dass um mich herum alles finster ist. Mit dem Schmerz kommt auch die Erkenntnis. Ich bin eine Gefangene.

 
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Hallo Ann!

doch es war stockfinster
Dass es dunkel ist, hast du bereits mehrfach erwähnt.:-)

Langsam, ganz langsam, kroch Panik in mir hinauf.
Das klingt - pardon - komisch. Diese Redensart durch eine Wiederholung des Adverbs zu strecken, funktioniert nicht so recht.

Eiskalt und gleichzeitig brühend heiß durchfuhr mich ein Schauer.
Gefällt mir nicht. Ein eiskalter, brühendheißer Schauer - eine zu dick aufgetragene und vor allem abgenutzte Phrase!

Mein ganzer Körper fühlte sich an, als wäre ich geprügelt worden. Wahrscheinlich stimmte das auch.
Solche Sätze, die das Offensichtliche betonen, wirken effekthascherisch. Und komisch.:)

Ich wollte die Türe öffnen, aber ich fand keine Klinke. Das konnte nicht sein. Es musste eine weitere Tür geben. Eine, die sich öffnen ließ. Meine Angst war mittlerweile unerträglich geworden und machte es mir schwer zu atmen. Der Raum war nicht groß, vielleicht zwei auf zwei Meter? Keine weitere Tür. Kein Fenster
Lass mich raten, SAW 1 - 10 im Regal?:)

Plötzlich hörte ich Schritte. Schritte, die Stufen hinunterkamen? Tap, tap, tap. Schwere Schritte. Schwere Schritte von einem schweren Mann. Nicht im Sinne von fett, im Sinne von muskelbepackt und riesig.
:lol: Das ist komisch! Soll's das sein?

Da kommen noch eine Reihe von Fehl-Formulierungen, Rechtschreib- und Satzzeichenfehlern ...

Ich wache auf und es ist dunkel. Wo bin ich? Ich liege nicht in meinem Bett. Der Boden ist kalt und feucht. Er fühlt sich an wie fest getretene Erde. Ich setze mich auf und merke, dass um mich herum alles finster ist. Mit dem Schmerz kommt auch die Erkenntnis. Ich bin eine Gefangene.
Der Titel hatte es angekündigt: ein rekursiver Bezug zum Anfang, und täglich grüßt das verdammte Murmeltier, nur dieses Mal nicht so charmant wie mit Murray.:)

Tja, ich muss dir leider bescheinigen, das Rad neu erfunden zu haben, aber das - du ahnst es - gab es schon.^^ Der Text lässt sich zum Teil flüssig lesen, aber deine Formulierungen sind abgegriffen, die Bilder schief und viel zu grell und übertrieben / unpassend. Und der Plot - hm - erinnert an einen dieser Albträume, die man nach dem zwanzigsten SAW-Teil bekommt und sich beim Aufwachen freut, weil es nur der laue Traum war, den man schon im Schlaf ausgelacht hat, ne.:)

Fazit: Arbeite an dir! Lies Geschichten hier im Forum, schreib selbst Kommentare, lies, lies, lies! Beschäftige dich mit Stil im Speziellen und Scheibhandwerk im Allgemeinen. Und: nicht entmutigen lassen, da ist sicher Potential! :)

Herzlich willkommen auf kg.de!

Sam :)

 

Hallo Ann

Dein Erstling hier hat durchaus eine listige Wende, ein Entkommen, das sich als Illusion erweist. Was mir daran fehlt, ist allerdings eine Tiefe der Handlung, das Fleisch am Knochen. Beim Lesen kamen mir vielerlei Fragen auf, deren mögliche Antworten das Geschehen auffüllen könnte. So ist die Protagonistin ein seelenloses Wesen, das einzig die Erkenntnis hat, sie ist gefangen. Ein Mensch in einer solchen Situation würde sich überlegen, wie ist es möglich, was ist der Grund? Dies könnte sich bereits als Vorgeschichte aufbauen, sich in der Entführung kanalisieren, und dann beim Erwachen bewusst werden. Dann muss aber ungeheuerliches Geschehen, der Leser will ja mitfiebern können, es muss Spannung aufkommen. Es darf nicht sein, dass die Flucht sich mir nichts, dir nichts, ereignet und schlicht darin endet, dass es kein Entkommen gab.

Überleg dir mal, was dich faszinieren würde an einem solchen Stoff. Sam Slothrop sagte es schon, lies mal andere Geschichten hier, nimm eine solche auseinander und kommentiere sie, daran erkennst du, was man selbst an seinen Texten beachten muss. Und wenn du denkst, du hast den Faden, arbeite an deiner vorliegenden Geschichte noch weiter, gib ihr einen vertieften Gehalt.

Die Idee an sich dünkte mich nicht schlecht, sie ist nicht neu, aber es kann sich immer wieder anders darstellen. Also viel Glück bei der weiteren Bearbeitung.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Ann

Und Herzlich Willkommen bei kurzgeschichten.de.

Ja das ist so ne Sache mit den neuen Ideen ... also auch der Witz am Ende, dass sie doch nicht entkommen ist, gabs ja bei The Descent schon.

Es gibt unzählige Geschichten, die so aufgebaut sind wie deine. Auch ganze Filme beginnen so oder so ähnlich. Und die sind nicht deshalb gut oder schlecht, weil es diese Idee schon gab, sondern weil sie auch etwas drumherum zu erzählen haben (wie Anakreon sagte: sie kann sich immer wieder neu darstellen). Das fehlt mir hier, du gibst der Geschichte ja gar keine Chance. Warum überlegst du dir nicht einen Grund, weshalb deine Prot. (ich gehe jetzt einfach mal davon aus, sie ist weiblich) gefangen ist? Warum lässt du sie nicht mit ihrem Peiniger interagieren, warum erfahren wir nichts über die Hintergründe? So bekäme das ganze mehr Fleisch und wäre mehr als nur eine nackte Szene.

Noch was: Es ist unheimlich schwer, mit einem solchen Setting echte Spannung zu erzeugen. Spannung setzt meist auch voraus, dass sich der Leser in die Figur hineinversetzen kann. Das geht hier aber nicht, weil wir nichts über die Figur erfahren. Es ist ja eigentlich nur eine Schablone, vollkommen austauschbar. Warum überlegst du dir nicht zwei, drei Eigenschaften dieser Figur (wer ist sie? wo kommt sie her? was hat sie zuletzt gemacht?) und bringst diese in die Geschichte mit ein, anstatt gleich über Schmerzen und Panik zu schreiben?

Und: Das tap, tap, tap muss wirklich raus. Sowas gehört in Comics. Hast du wirklich schonmal Schritte gehört, die "tap" machen ;)?

Soviel von meiner Seite. Wenn du hier dranbleiben willst, versuch die Szene doch noch etwas auszubauen, zu einer richtigen Geschichte.

Viele Grüsse.

 

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