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In der Tiefgarage

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27.09.2001
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In der Tiefgarage

In der Tiefgarage
Mit einem Schluck spülte sie den restlichen Kaffee runter und schaute gehetzt auf ihre Uhr. „Scheiße, ich muss mich beeilen!“, schoss es ihr durch den Kopf und prompt stand sie auf und machte sich auf den Weg.

Als sie überlegte was sie nun alles zu erledigen hatte, fiel ihr ein, dass er das Auto gestern nicht Draußen auf dem Hof, sondern in der Tiefgarage stehen ließ.
„Auch das noch!“, dachte Serena genervt und sperrte die Wohnungstür zu.
„Er denkt wirklich an nichts! Alles muss man ihm zweimal sagen!“

Schon so früh am morgen genervt zu sein, tat ihr nicht gut. Aber ihr war das im Moment egal.
Ihre größte Sorge war, wie sie ohne Schweißausbrüche und Angstzustände zu ihrem Auto in der Tiefgarage gelangen sollte. Ja für Manche mag das komisch klingen, dass eine erwachsene, auf die Dreißig zugehende Frau, Angst von einer Tiefgarage in einer dicht bewohnten Wohnanlage hatte.

Aber seit diesem... wie soll man es am besten nennen... Unfall, hatte Serena eine Abneigung gegen ruhigen, kühlen, nach Benzin und Reifen stinkenden Tiefgaragen. Das löste in ihr die Erinnerungen an damals, vor 4 Jahren...

***

Sie fuhr damals nach Dienstschluss von ihrem Büro aus dem siebzehnten Stock mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Sie stieg aus dem Fahrstuhl und ging in Richtung ihres Wagens. Dann bemerkte sie einen Schatten der sich hin und her bewegte und ohne Zweifel in ihrem Wagen saß!

Plötzlich bekam sie Angst. Sie spürte wie ihr Herz wie wild anfing zu klopfen und ihr Puls erhöhte sich. Sie dachte sofort an den Fernsehbericht den sie vor Kurzem gesehen hatte, über einen brutalen Vergewaltiger, der seinen Opfern in der Tiefgarage auflauerte. Jetzt war ihr Herzklopfen so laut, dass sie fast nichts mehr anderes hören konnte. Sie richtete Ihre Augen auf die dunkle Gestalt in ihrem Auto und ihre Finger verkrampften sich um den Schlüsselbund. „Was soll ich jetzt tun?“ ging es durch ihren Kopf. „Soll ich weglaufen? Mich einfach umdrehen und laufen?“ Aber sie war steif vor Angst. Nur ihre Knie zitterten. Außerdem hatte sie Angst sie würde so auf sich aufmerksam machen und der Mann, wenn das einer war, holt sie ein. Vielleicht hat er sie bereits bemerkt? „Er wartet sicherlich auf mich. Er will mich vergewaltigen!“ Serena konnte nicht mehr klar denken. So verkrampft stand sie einige Minuten da und versuchte sich zu sammeln.

Sie entschloss sich trotz ihrer Angst ein bisschen näher zu kommen. „Vielleicht ist es ja nur eine Einbildung. Nach so einem Arbeitstag kann das ja passieren.“ ermutigte sie sich.

Dann fiel ihr ein Holzbrett auf, das jemand, wahrscheinlich in der Eile, neben seinem Auto vergessen hat. Sie machte vorsichtig ein Paar Schritte, schnappte sich das Brett und richtete ihren Blick wieder auf den Wagen. Es war etwas dunkel, sie traute sich nicht, das Licht anzumachen.

Ganz langsam näherte sie sich ihrem Wagen. Es war jetzt keine Angst mehr das sie empfand. Es war ein Gemisch aus Aufregung, Spannung, Herzrasen, Mulmigkeit und Vorfreude. Ja, sie freute sich darauf diesem Mistkerl der in ihrem Wagen saß und auf sie wartete, zu zeigen, dass sie stärker ist und sich nicht vergewaltigen lassen wird!
Ihre Augen waren die ganze Zeit auf seinem Hinterkopf fixiert. Er saß schief auf dem Fahrersitz und bewegte leicht seinen Kopf und die Hand die auf dem Lenkrad lag. Er hatte sie nicht bemerkt.

Serena erschreckte sich als sie ihr eigenes Gesicht in der Fensterscheibe sah. Die Augen weit geöffnet, die farblosen Lippen ganz aneinander gepresst und die bleichen Finger die das Brett verkrampft umklammerten. Sie war extrem konzentriert und hatte nur ein Gedanke - schneller als ihr „Angreifer“ zu sein und sich zu retten. Das war ihre einzige Chance.

Mit einer Hand öffnete sie die Autotür, dann umfasste sie das Brett wieder mit beiden Händen fest und schlug sofort auf den Mann ein. Er war so überrascht, dass er sich nicht einmal wehren konnte. Und sie schlug immer wieder auf seinen Kopf mit dem harten Holzbrett ein. Das Blut spritze. Sie schmeckte es auf ihren Lippen. Doch sie fühlte kein Ekel. Sie fühle im Moment nur eine enorme Wut und hörte nicht auf den Mann mit dem Holzbrett zu treffen.

Sie hörte auch nicht wie eine Frau mit entblößten Brüsten und zerwühltem Haar auf dem Beifahrersitz lautstark schrie und versuchte sich aufzurichten. In ihrer Panik konnte die arme Frau den Arm und das rechte Bein des mittlerweile toten Mannes, nicht von sich lösen.
Serena hörte plötzlich auf und jetzt erst sah sie die schreiende Frau, die eigentlich noch ein junges Mädchen zu sein schien. Sie ließ das Brett fallen. Das Mädchen hörte auf zu schreien. Jetzt wimmerte es nur und hielt sich die Hände vor dem Gesicht.

Serena hatte begriffen was sie getan hat. Nachdem sie die offene Hose des Mannes gesehen hat, seinen Glied der herausschaut, erneut das Mädchen anblickte, wurde ihr alles klar. Sie fühlte aber keine Trauer, keine Reue. Fühlte sich nicht schuldig. Erstaunt dachte sie nur daran wie gut es ihr getan hat, mit dem Brett auf den hilflosen Mann einzuschlagen. Dann wurde sie ohnmächtig.
Als sie aufwachte,wurde ihr gesagt, dass das gar nicht ihr Wagen war. Sie hatte sich in der Etage geirrt.

***

Das ist jetzt 4 Jahre her, es scheint alles vergessen zu sein. Nur Serena weiß, dass sie dieses Gefühl, als sie den Mann tötete, nie wieder loslassen wird.
Sie meidet deshalb Tiefgaragen. Will nicht erinnert werden. An dieses Gefühl.

Doch jetzt muss sie wieder in die Tiefgarage zu Ihrem Auto.
Hoffentlich ist niemand dort..

 

Hallo insomnia

Ein leicht lesbare teilweise sogar amüsante Geschichte ist dir da gelungen. Amüsant deshalb, weil ich das mit der vertauschten Tiefgarage schon mal selbst erlebt habe. will da aber jetzt nicht näher darauf eingehen, ist nicht allzu positiv für mich verlaufen.
Du hast die Ängste dieser Serena sehr gut beschrieben. Du sorgst auch dafür, das man etwas genauer über diese Person nachdenken möchte. Warum empfand sie keine Reue? Warum hörte sie nicht zu schlagen auf, als das Blut spritzte?
Ein kleiner Denkfehler ist dir jedoch unterlaufen.
Nimm mal ein Brett, öffne die Fahrertür deines oder eines anderen Autos und versuche mit voller Wucht auf den Fahrersitz zu schlagen.
Ausser einer heftigen Delle im Wagendach wirst du da nichts erreichen. Da solltest du dir etas anderes einfallen lassen. Zum Beispiel einen grossen Ziegelstein, oder einen Feuerlöscher. das ist handlicher und kürzer und sorgt garantiert auch für den Tod des Fahrers.

Nix für ungut

 

Hallo Insomnia,
erstmal zu Fehlern, Ungereimtheiten und anderen Punkten, die ich ändern würde:

gestern nicht Draußen
"draußen"
vor 4 Jahren...
"vier"
vor Kurzem
"kurzem"
stand sie einige Minuten
"Minuten" ist in dieser Situation unrealistisch. Schreib lieber, dass es ihr wie eine Ewigkeit vorkam.
Dann fiel ihr ein Holzbrett auf, das jemand, wahrscheinlich in der Eile, neben seinem Auto vergessen hat.
Öhm..also, das kann ich ja echt kaum glauben. Ich persönlich vergesse nie irgendwelche Holzbretter neben meinem Auto, egal wie eilig ich es habe. Ich weiß, dass so ein Gegenstand für den späteren Verlauf wichtig ist, aber das ist einfach unglaubwürdig. Dann lass sie lieber mit ihrer Aktentasche zuschlagen, wenn Dir nichts anderes einfällt.
Es war etwas dunkel, sie traute sich nicht, das Licht anzumachen.
Das verwirrt mich auch etwas. In den Tiefgaragen, die ich kenne, brennt immer Licht, das muss man nicht extra anmachen. Kann aber auch sein, dass ich mich hier irre.
Doch sie fühlte kein Ekel.
"keinen"
seinen Glied der herausschaut
"sein Glied, das"
Ich glaub, es sind auch einige Kommafehler drin, aber da ich da auch nicht so die Leuchte bin, lass ich das lieber.

Zum Inhalt:
Die Idee, dass eine Frau aus Versehen mordet und daran Gefallen findet, gefällt mir. Ich denke, Du hast das Ganze auch gut umgesetzt. Allerdings sind bei mir einige Fragen offen geblieben, z.B. warum sie mit so einer Aggression handelt oder was die Konsequenzen der Tat waren. Ich denke, dass ist auch so beabsichtigt.
Also, schön und trotzdem knapp beschrieben, ein nicht alltäglicher Plot - gefällt mir!

Ugh

 

Hallo
und danke dass ihr meine Geschichte gelesen habt!

Das mit dem Holzbrett ist tatsächlich etwas dünn, leider ist mir
nichts anderes eingefallen. Aber ein Feuerlöscher ist eine gute Idee!
Was das Licht angeht, bin ich von der Tiefgarage in meinem
Wohnhaus ausgegangen, und da muss man leider selbst den Schalter betätigen.
Nehmen wir mal an bei der Serena war das auch so :-)

Auf die Fragen die sich zu Serenas Innenleben drängen, wollte ich gar
nicht näher angehen. Ich mag die Geschichten nicht, wo man alles ganz genau erklärt bekommt und sich dann gar nichts mehr selber ausdenken kann.
Ich habe mir das so vorgestellt, dass sie unglücklich, unausgeglichen
gestresst usw. war, vielleicht auch noch dazu Probleme mit ihrem Freund hatte,
und das ganze bei dieser Tat aus ihr ausgebrochen ist.
Vielleicht ist sie auch die Tochter von einem Mörder und trägt diese „Killergene“ schon in sich?? :-) Wie auch immer, sie ist vier Jahre danach wieder halbwegs „normal“ und sitzt
nicht im Gefängnis oder in der Psychiatrie.

Auf jeden Fall freut es mich unheimlich, dass euch die Geschichte trotz Fehler usw. gefallen
hat!!!

schönen gruß
insomnia

 

Gerade bei diesem Thema möchte ich mich mit der Kritik über die Logik zurückhalten, weil ich denke, daß niemand sich vorstellen kann, was in solch einer Situation im Kopf des Anderen vorgeht. Ich weiß nicht welche Erfahrungen sie gemacht hat, wie oft sie auf einer dunklen Straße vor einem Verfolger fliehen mußte usw usw. Ich denke daß Ängste urplötzlich ausbrechen können und das Handeln dann nicht mehr unter Kontrolle ist.
Einige kleine „Holprigkeiten“ sind wohl im Text drin aber ich habe die Geschichte gerne gelesen.
Viele Grüße Manfred

 

hallo manfred!

freut mich dass auch du die geschichte gerne gelesen hast! tut immer gut sowas zu hören.
dass einige wie du sagst "holprigkeiten" noch drin sind, weiss ich auch. leider bin ich in letzter zeit nicht besonders kreativ, sonst hätte ich diese schon ausgebessert.

lieben gruß
insomnia
(stefanie)

 

Hallo

Ich habe mir das so vorgestellt, dass sie unglücklich, unausgeglichen
gestresst usw. war, vielleicht auch noch dazu Probleme mit ihrem Freund hatte,
und das ganze bei dieser Tat aus ihr ausgebrochen ist.
Na ich hoffe doch mal, diese Rechtfertigung ist bezieht sich auf die Figur der Geschichte und ist nicht allzu ernst gemeint!

Wie auch immer, sie ist vier Jahre danach wieder halbwegs „normal“ und sitzt
nicht im Gefängnis oder in der Psychiatrie
Was soll das heißen? War sie nie in der Psychatrie oder Gefängnis. Scheint kaum möglich zu sein. Oder war sie in der Psychatrie und ist wieder "geheilt"? Wenn dem so ist, lässt folgendes Zitat aber Schlimmes vermuten:
Schon so früh am morgen genervt zu sein, tat ihr nicht gut. Aber ihr war das im Moment egal.
Ihre größte Sorge war, wie sie ohne Schweißausbrüche und Angstzustände zu ihrem Auto in der Tiefgarage gelangen sollte. Ja für Manche mag das komisch klingen, dass eine erwachsene, auf die Dreißig zugehende Frau, Angst von einer Tiefgarage in einer dicht bewohnten Wohnanlage hatte.
Die gute Frau scheint nicht geheilt, sondern eher eine Zeitbombe zu sein. Da scheinen wohl ein paar weitere Jährchen für "Serial Mum" angebracht zu sein.

mfg

 

hallo martin!

ja natürlich beziehen sich alle erklärungen und "rechtfertigungen" auf die person in dieser GESCHICHTE (es handelt sich ja um eine geschichte und nicht um autobiografie) und wiederspiegeln nicht meine lebenseinstellungen.

ob die frau jetzt nun geheilt ist oder nicht, bleibt an dem leser zu beurteilen. es kann auch sein, dass sie nicht wirklich geheilt wurde und eine tickende "zeitbombe" darstellt. wie auch immer.

aber es freut mich, dass du die geschichte gelesen hast, und die protagonistin so ernst nimmst als ob sie eine reale person wäre.

lieben gruß
insomnia

 

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