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In der Rahmenhandlung (Die Brüste von Frau Feldbach)
Ja, es ist Frühling! Die Vögel sitzen in den Büschen der Vorgärten auf ihrer Brut.
Frau Feldbachs Brüste, die Brüste meiner Nachbarin, Brüste, an denen vermutlich Herr Feldbach bei Gelegenheit herumknetet, diese Brüste ... sie sind ebenso hoffnungslos miteinander verbandelt wie Frau mit Herrn Feldbach. Doch ihre Konsistenz dürfte ergreifend sein.
Es ist Frühling, und ich gehe hinaus, hinaus ins Freie. Rentner dümpeln zufrieden auf den Bänken im Park auf der anderen Straßenseite. Ja, ich, nicht Fisch noch Fleisch, gehetzt vom Autoren, gestoßen auf jene in der dritten Person, Rentner auf anderen Straßenseiten, die Nachbarin mit den unbegreiflichen Brüsten.
Immerhin, es ist Frühling, nicht etwa September, dort hätte es mich ja auch erwischen können, Abends, schon recht kühl, am Lagerfeuer, da hineinstarrend und irgendeinem Gitarrendeppen zuhören müssend, A-Moll, G-Dur, D-Moll: "Sometimes I feel ..."
Fünf Minuten später und ich befinde mich wie hingestellt vor dem Schaufenster einer Rahmenhandlung. An einer Vielzahl von Gestellen zur Inhaftierung von zu Standbildern erstarrten Augenblicken vorbei dringt mein Blick ins Innere. Lustlos steht da eine Dame im Raum, zweifellos die Ramenhandlungsladenhüterin. Sie scheint die Fünfzig zu umkreisen und hat die braunen Haare zum Pferdeschwanz gebändigt. Die ganze Haarpracht macht den Eindruck, als wolle sie von ihrem Schädel flüchten, als warte sie nur noch auf den rechten Moment. Irgendetwas zwingt mich in den Laden. Mir wird schnell - aber zu spät - bewusst, dass ein Dialog angesetzt ist.
"Guten Tag, womit kann ich Ihnen helfen?"
"Tag, wollte mich mal umschauen."
"Nach einem passenden Rahmen?"
"Das ist doch hier ein Tapetengeschäft, oder?"
"Nein, eine Rahmenhandlung, das Tapetengeschäft ist schräg gegenüber."
"Oh, ich hatte mich schon gewundert, dass hier so viele Rahmen hängen!"
"Tut mir Leid!"
"Was tut Ihnen Leid - dass hier Rahmen hängen?"
"Iwo, das wäre ja seltsam. Nein, es tut mir Leid, dass Sie hier nicht finden können, was Sie brauchen."
"Woher wissen Sie denn das so genau?"
"Aber Sie haben doch gerade nach dem Tapetengeschäft gefragt. Da dachte ich ..."
"Ich habe nicht nach einem Tapetengeschäft gefragt. Lediglich danach, ob es sich bei dem Ihren um ein solches handelt."
"Ich verstehe Sie nicht. Was wollen Sie denn? Keine Tapeten?"
"Nein, wozu? Aber Rahmen nun auch nicht gerade. Es ging mir mehr darum, mich kurz zu unterhalten."
"Na, so einer sind Sie also!"
"Genau, einen schönen Tag noch"
Mit diesen Worten verlasse ich die Rahmenhandlung und trete hinaus in den Frühling.
Ja, es ist Frühling! Die Vögel sitzen in den Büschen der Vorgärten auf ihrer Brut. Frau Feldbachs Brüste, die Brüste meiner Nachbarin, Brüste, an denen vermutlich Herr Feldbach bei Gelegenheit herumknetet, diese Brüste ... sie sind ebenso hoffnungslos miteinander verbandelt wie Frau mit Herrn Feldbach. Doch ihre Konsistenz dürfte ergreifend sein.
Es ist Frühling, und ich gehe hinaus, hinaus ins Freie. Rentner dümpeln zufrieden auf den Bänken im Park auf der anderen Straßenseite. Ja, ich, nicht Fisch noch Fleisch, gehetzt vom Autoren, gestoßen auf jene in der dritten Person, Rentner auf anderen Straßenseiten, die Nachbarin mit den unbegreiflichen Brüsten.
Immerhin, es ist Frühling, nicht etwa September, dort hätte es mich ja auch erwischen können, abends, schon recht kühl, am Lagerfeuer, da hineinstarrend und irgendeinem Gitarrendeppen zuhören müssend, A-Moll, G-Dur, D-Moll: "Sometimes I feel.."
1. Minute:
Auf meinem Weg durch den Vorstadtbezirk, der sich mit seinen Aral-Servicestationen, Fastfood-Tempeln, Einkaufszentren und Parkplatzwüsten in seiner ganzen Austauschbarkeit und Identitätslosigkeit überall befinden könnte, weiche ich diversen Pfützen aus, um mein Schuhwerk trocken zu halten.
2. Minute
Ich denke an die Zeit, die hinter mir liegt und erschrecke bei dem Gedanken, dass jemand sich diese aneignen könnte, um sie profitabel Menschen anzudienen, die mit solchen Minuten ihre Vitrinen befüttern.
3. Minute
Treffe einen Bekannten, er grüßt mich kurz, ich erwidere seinen Gruß kühl. Mich verbindet mit ihm nichts als eine Bekanntschaft.
4.Minute
Vor mir auf dem Gehsteig kriecht eine Schnecke. Vermutlich hat sie ein Regenschauer verlockt, den Grünstreifen zu verlassen. Sie zieht auf den schon fast getrockneten Betonplatten auf ihrem Restschleim dahin. Fußgänger. Fahrradfahrer. Sie wird es nicht schaffen.
5. Minute
Ich befinde mich wie hingestellt vor dem Schaufenster einer Rahmenhandlung.