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In der Rahmenhandlung (Die Brüste von Frau Feldbach)

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10.04.2013
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In der Rahmenhandlung (Die Brüste von Frau Feldbach)

Ja, es ist Frühling! Die Vögel sitzen in den Büschen der Vorgärten auf ihrer Brut.
Frau Feldbachs Brüste, die Brüste meiner Nachbarin, Brüste, an denen vermutlich Herr Feldbach bei Gelegenheit herumknetet, diese Brüste ... sie sind ebenso hoffnungslos miteinander verbandelt wie Frau mit Herrn Feldbach. Doch ihre Konsistenz dürfte ergreifend sein.
Es ist Frühling, und ich gehe hinaus, hinaus ins Freie. Rentner dümpeln zufrieden auf den Bänken im Park auf der anderen Straßenseite. Ja, ich, nicht Fisch noch Fleisch, gehetzt vom Autoren, gestoßen auf jene in der dritten Person, Rentner auf anderen Straßenseiten, die Nachbarin mit den unbegreiflichen Brüsten.
Immerhin, es ist Frühling, nicht etwa September, dort hätte es mich ja auch erwischen können, Abends, schon recht kühl, am Lagerfeuer, da hineinstarrend und irgendeinem Gitarrendeppen zuhören müssend, A-Moll, G-Dur, D-Moll: "Sometimes I feel ..."

Fünf Minuten später und ich befinde mich wie hingestellt vor dem Schaufenster einer Rahmenhandlung. An einer Vielzahl von Gestellen zur Inhaftierung von zu Standbildern erstarrten Augenblicken vorbei dringt mein Blick ins Innere. Lustlos steht da eine Dame im Raum, zweifellos die Ramenhandlungsladenhüterin. Sie scheint die Fünfzig zu umkreisen und hat die braunen Haare zum Pferdeschwanz gebändigt. Die ganze Haarpracht macht den Eindruck, als wolle sie von ihrem Schädel flüchten, als warte sie nur noch auf den rechten Moment. Irgendetwas zwingt mich in den Laden. Mir wird schnell - aber zu spät - bewusst, dass ein Dialog angesetzt ist.

"Guten Tag, womit kann ich Ihnen helfen?"

"Tag, wollte mich mal umschauen."

"Nach einem passenden Rahmen?"

"Das ist doch hier ein Tapetengeschäft, oder?"

"Nein, eine Rahmenhandlung, das Tapetengeschäft ist schräg gegenüber."

"Oh, ich hatte mich schon gewundert, dass hier so viele Rahmen hängen!"

"Tut mir Leid!"

"Was tut Ihnen Leid - dass hier Rahmen hängen?"

"Iwo, das wäre ja seltsam. Nein, es tut mir Leid, dass Sie hier nicht finden können, was Sie brauchen."

"Woher wissen Sie denn das so genau?"

"Aber Sie haben doch gerade nach dem Tapetengeschäft gefragt. Da dachte ich ..."

"Ich habe nicht nach einem Tapetengeschäft gefragt. Lediglich danach, ob es sich bei dem Ihren um ein solches handelt."

"Ich verstehe Sie nicht. Was wollen Sie denn? Keine Tapeten?"

"Nein, wozu? Aber Rahmen nun auch nicht gerade. Es ging mir mehr darum, mich kurz zu unterhalten."

"Na, so einer sind Sie also!"

"Genau, einen schönen Tag noch"

Mit diesen Worten verlasse ich die Rahmenhandlung und trete hinaus in den Frühling.

Ja, es ist Frühling! Die Vögel sitzen in den Büschen der Vorgärten auf ihrer Brut. Frau Feldbachs Brüste, die Brüste meiner Nachbarin, Brüste, an denen vermutlich Herr Feldbach bei Gelegenheit herumknetet, diese Brüste ... sie sind ebenso hoffnungslos miteinander verbandelt wie Frau mit Herrn Feldbach. Doch ihre Konsistenz dürfte ergreifend sein.
Es ist Frühling, und ich gehe hinaus, hinaus ins Freie. Rentner dümpeln zufrieden auf den Bänken im Park auf der anderen Straßenseite. Ja, ich, nicht Fisch noch Fleisch, gehetzt vom Autoren, gestoßen auf jene in der dritten Person, Rentner auf anderen Straßenseiten, die Nachbarin mit den unbegreiflichen Brüsten.
Immerhin, es ist Frühling, nicht etwa September, dort hätte es mich ja auch erwischen können, abends, schon recht kühl, am Lagerfeuer, da hineinstarrend und irgendeinem Gitarrendeppen zuhören müssend, A-Moll, G-Dur, D-Moll: "Sometimes I feel.."

1. Minute:
Auf meinem Weg durch den Vorstadtbezirk, der sich mit seinen Aral-Servicestationen, Fastfood-Tempeln, Einkaufszentren und Parkplatzwüsten in seiner ganzen Austauschbarkeit und Identitätslosigkeit überall befinden könnte, weiche ich diversen Pfützen aus, um mein Schuhwerk trocken zu halten.

2. Minute
Ich denke an die Zeit, die hinter mir liegt und erschrecke bei dem Gedanken, dass jemand sich diese aneignen könnte, um sie profitabel Menschen anzudienen, die mit solchen Minuten ihre Vitrinen befüttern.

3. Minute
Treffe einen Bekannten, er grüßt mich kurz, ich erwidere seinen Gruß kühl. Mich verbindet mit ihm nichts als eine Bekanntschaft.

4.Minute
Vor mir auf dem Gehsteig kriecht eine Schnecke. Vermutlich hat sie ein Regenschauer verlockt, den Grünstreifen zu verlassen. Sie zieht auf den schon fast getrockneten Betonplatten auf ihrem Restschleim dahin. Fußgänger. Fahrradfahrer. Sie wird es nicht schaffen.

5. Minute
Ich befinde mich wie hingestellt vor dem Schaufenster einer Rahmenhandlung.

 
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Hallo 7miles,

Nichtfischnochfleisch hängt zwischen den Brüsten der Frau Feldbach, was soll er auch anderes tun im Frühling, als in dieser erotischen Rahmenhandlung sich zu tummeln, wenigstens in der Fantasie, denn wo ist Herr Fellbach? Boshafterweise jagt ihn der Autor mit großer Ironie in eine Rahmenhandlung, wo nur platte Bilder herumstehen.

An einer Vielzahl von Gestellen zur Inhaftierung von zu Standbildern erstarrten Augenblicken vorbei dringt mein Blick ins Innere zur Lustlosen,
an deren Brüsten kein Herr Feldbach hängt, sondern nur ein Pferdeschwanz vom Kopf. Der Autor hat einen Dialog angesetzt, der von Valentin hätte vorgeschlagen werden können, um die Wederfischnochfleischverwirrung anschaulich zu machen, wenn auch der Valentinstag nicht ganz in den Frühling fällt. Natürlich braucht jede Unterhaltung
Es ging mir mehr darum, mich kurz zu unterhalten.
einen Rahmen, weil sonst die Tapeten nicht vollgeschrieben werden können.
Nun aber springt er hinaus, aus Rahmenhandlung und Rahmenhandlung, um seinen Weg zu gehen.
Auf meinem Weg durch den Vorstadtbezirk
Hat sich das Ich vielleicht vom Autor getrennt?

Ich denke an die Zeit, die hinter mir liegt, und erschrecke bei dem Gedanken, dass jemand sich diese aneignen könnte, um sie profitabel Menschen anzudienen, die mit solchen Minuten ihre Vitrinen befüttern.
Wie viel hat der Autor damit verdient?
Schnecke wie Ich scheitern.

Sie wird es nicht schaffen.

Das erzählte Ich findet sich dann in der Rahmenhandlung wieder, besser davor.

Ich befinde mich wie hingestellt vor dem Schaufenster einer Rahmenhandlung.

Ein Frühlingsroman, der im Entstehen ist?
Seltsam ist Deine Geschichte, 7miles, so seltsam, dass es mich nächtens treibt, sie zu entseltsamen und mir zurechtzubiegen, was das Zeug hält, und dabei Vergnügen zu empfinden, im Trüben und Seltsamen zu fischen und das, was ich herausgefischt habe, als einen Fisch anzusehen oder einen alten Schuh.
Was es ist, weißt Du, vielleicht.
Jedenfalls ein Spaß, eine Eulenspiegelei, ein Shandyismus, ein Rätsel – was auch immer andere darüber denken, mir war die Geschichte vergnüglich.
Herzliche Grüße
Wilhelm

 

Hallo,
der Text hat mich kalt gelassen und ich hab's am Ende als Zeitverschwendung empfunden, das gelesen zu haben.

Das ist halt dieses freie Schreiben, wenn man meint schreiben zu müssen, aber eine "Schreibblockade" hat - weiß nicht, ist ein Text, bei dem ich das Gefühl habe, irgendwie uncool und un-künstlerisch zu sein, wenn ich sag, dass ich ihn blöd finde. Aber ich find ihn halt blöd.
Postmoderner Meta-Kram ist fast immer blöd.

Hilft dir jetzt wahrscheinlich nix, aber ist halt eine Geschmacksäußerung.
Konstruktiv: Handlung, Plot, Figuren, Thema - der langweilige, konventionelle Kram. Wenn man als zentralen Punkt eines Textes einen Wortwitz hat (Handlung als literarischen Begriff und als "Laden" einfach), dann ... jo.

Gruß
Quinn

 

Hallo Wilhelm,

Hat sich das Ich vielleicht vom Autor getrennt?

So weit ich meinen Text überblicke, fand hier zumindest ein hilfloser Versuch in diese Richtung statt. Es ist ja auch nicht so, dass so eine Flucht möglich wäre;
wer schon einmal versucht hat, sich höchstselbst im Schachspiel herauszufordern, ahnt das Problem. Aber so ein wenig Mitfühlen mag schon gelingen, denn was ist das für eine Situation: Hier der Autor, dort der von Typen und irgendwelchen Geschehnissen okkupierte Erzählacker und dazwischen ein erzählendes Ich, nicht Fisch noch Fleisch. Ein Subjekt ohne originären Eigenraum, eine dankbare Aufgabe? Und wenn der Laufbursch auch noch ironisch ungebrochen durch die Zeilen schlappt, ganz so, als gäbe es ihn?

Ich hab ihn hier in seinen Frühlingsblues geschickt und, ja, vielleicht kein Roman, aber doch eine Erweiterung vermag ich mir hier vorstellen. Vielleicht binde ich "konventionelle Substanz" mit ein, auch, Leuten wie Quinn ihre Zeit zurückzugeben. Sozusagen postmodernen Meta-Kram im Schlafrock. Man muss sich ja auch wiedererkennen können, hinterher.
Vielen Dank fürs Hineinschauen (ich schreib künftig besser nicht mehr "Vorbeischauen")
7miles

Quinn,
geht mir manchmal ähnlich, und wenn ich´s recht betrachte, viel zu oft:
Da schaut man einen schlechten Film, verbringt den Abend mit Menschen, an die man sich drei Tage später nicht mehr erinnern kann (und diese sich an einen auch nicht), liest was und bemerkt allzu spät, dass das Gelesene bereits an einem herumkompostiert usw. -

... und ich hab's am Ende als Zeitverschwendung empfunden, das ...

Zwischen Noch-nicht-Sein und Nicht-mehr-Sein, ja, da fristet sich unser Dasein, das kurze, geradezu temporär in die Zange genommen - wer will da schon die Buddenbrooks lesen? Andererseits, verschwendete Zeit ist ja nicht aus der Welt, genauso, wie gewonnene nicht wirklich hinzukommt, kein Jahrmarkt an den Gestaden des schwarzen Lochs. Insofern ist

Postmoderner Meta-Kram

sowohl wegweisend als auch entbehrlich sowie

fast immer blöd
,

jedenfalls nicht weniger blöd als ich, der ich gern schriebe, dass ich diese Begrifflichkeit blöd finde, es aber gar nicht vermag, da ich sie nicht verstehe. Was ist das? Etwa der Widerpart hergebrachter Erzählkunst, vulgo Literatur? Die Pubertät des zeitlos Erhabenen? Oder so?

Konstruktiv: Handlung, Plot, Figuren, Thema - der langweilige, konventionelle Kram.

Mir scheint als tarntest du hier mit deiner Geschmacksäusserung kokett ein Weltbild, dass sich trotzig klammert und Widersprüche postuliert, die am Ende gar nicht existieren.

Hilft dir jetzt wahrscheinlich nix ...

Doch, tat´s! Vielen Dank,
7miles

 
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Hallo 7miles,


die Geschichte hat keine wirkliche Handlung. Du hast versucht etwas um den Begriff Rahmenhandlung aufzubauen. Den Dialog mit der Verkäuferin fand ich interessant und zum Schmunzeln. Die Sache mit der Frau und ihrem Busen lenkt eher von den Schwächen der Geschichte ab, die fehlende Handlung, das freie unzusammenhängende Schreiben und die fehlende Aussage. Ansonsten gerne gelesen. MfG mantox

 

Hi Mantox,
war mir runtergefallen, dass hier noch ein Kommentar in der Luft hängt.

die Geschichte hat keine wirkliche Handlung

Was ist eine wirkliche Handlung? Ich stelle mich nicht dumm, ich verstehte das "wirklich" nicht. Ich ahne höchstens, dass du hier vom Fehlen einer Handlung im Sinne der konventionellen Struktur einer Story schreibst. Aber selbst dann bleibt das Adjektiv unklar. Dass der Prot da nicht im üblichen Sinne durch die KG hampelt, bedeutet ja nicht, dass nichts geschähe, sich nichts bewegte. Und aber, wenn dies so sei, was sonst als eine Handlung ereignete sich dann?

Karola bestellte sich einen Kaffee, trank ihn, zahlte und ging.

Eine Kurzgeschichte mit Handlung, oder?
Und das reichte auch:

Karola ging.

Die Sache mit der Frau und ihrem Busen lenkt eher von den Schwächen der Geschichte ab, die fehlende Handlung, das freie unzusammenhängende Schreiben und die fehlende Aussage.

Die Sache mit ihrem Busen ist kein Ablenkungsmaneuver (wenngleich das auch eine gute Idee wäre), sondern Teil der den Prot am Beginn befallenden Frühlingseuphorie, welche dann abrupt beendet wird (von mir vermutlich) und schon findet er sich wieder vor (in) der Rahmenhandlung, einer höheren Macht (mir vermutlich) hilflos ausgesetzt. Er ergeht sich noch ein wenig in Sarkasmus, ihm ist die ganze Situation, der Laden, ein Symbol sinnloser Erstarrung, doch schon wird er hinein gezwungen, und für Dialogzwecke missbraucht. Er nutzt die Zwangssituation insofern, als dass er sich ein absurd-ironischen Wortwechsel mit der Verkäuferin erlaubt, sich hier seiner, wie er annimmt, Rest-Freiheit bedienend und findet sich hernach in der Ausgangsszene wieder: Kein entrinnen.
Die letze Freiheit, die er sich noch nehmen kann, ist die chronologische Ausgestaltung jener 5 Minuten, die rätselhafteweise zwischen seiner frühlingseuphorischen Betrachtung und seinem Hingestellt-Sein vor die Rahmenhandlung unbeschrieben vergangen waren. Dieses leere Zeitblatt füllt er als Minutenprotokoll. In Minute 3 trifft er einen Bekannten (vermutlich mich), Minute 5 führt ihm und uns seine letztendliches Nowayout vor.

Über die "Aussage" möchte ich nichts schreiben, noch nicht einmal über ihr Fehlendes.

Ansonsten gerne gelesen.

Vielen Dank
7miles

 

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