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- 20.11.2003
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In der Nacht
In der Nacht
Barfuss schritt sie langsam und leise über den kalten Holzboden. Draußen konnte sie die Grillen zirpen hören, ansonsten war es bis auf ihre tapsenden Schritte ganz still. Durch die dünnen Vorhänge im Speiseraum konnte sie den schwachen Schein des Mondlichtes sehen, der diese klare Herbstnacht zu erhellen versuchte. Sie tapste in ihrem beige-grauen Nachthemd in die Küche und tastete sich dort im Dunkeln bis zu einem Krug mit kühlem Wasser vor.
Vor etwas mehr als zehn Minuten erwachte sie aus einem der heftigsten Alpträume seit langem und wischte sich zuerst den Angstschweiß aus dem Gesicht. Von dem schrecklichen Traum verängstigt wollte sie einwenig Wasser trinken gehen. Deshalb zog sie ihr Nachthemd aus, warf es auf den Stuhl am Schreibtisch und zog sich ein frisches an, welches beige-grau gefärbt war. Sie zündete eine Kerze in ihrem Zimmer an und ging dann in Richtung Küche, die Kerze im Zimmer lassend, um niemanden Schlafenden zu wecken, oder gar zu erschreck.
Als sie fertig getrunken hatte schlich sie wieder so leise sie konnte durch das Haus. Als sie an den Stiegen nach oben zu ihrem Zimmer war, konnte sie bereits den Lichtschein der Kerze sehen. Sehr langsam schlich sie über die leise knarrenden Stufen.
Plötzlich hielt sie inne.
Ein Geräusch hatte sie erschreckt. Es war ein Geräusch, als ob sich jemand versteckt hätte und dabei an der Wand entlang streifte. Sie wartete ob sie vielleicht ein weiteres Geräusch hören würde. Doch nichts. Sie konnte nicht einmal die Grillen in der Nacht hören, nur ihr eigenes Herz konnte sie hören wie es vor Angst fast zersprang. Langsam begann sie wieder die Stufen empor zu steigen. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe. Und immer horchte sie, ob sie jemanden oder etwas hören konnte. Schließlich war sie ganz oben, und sie ging langsam zu ihrem Zimmer aus welchem der Kerzenschein kam um ihr den Weg zu weisen.
Es gab neben ihrem Zimmer noch drei weitere Räume, und langsam schaute sie in das erste Zimmer. Nichts, nur das leere Gästebett welches seit gut vier Jahren keiner mehr benutzt hatte. Ansonsten war es still und dunkel im Gästezimmer. Der nächste Raum wurde von ihrem Vater als Arbeitsraum und kleine Bibliothek genutzt. Auch hier fand sie nichts Außergewöhnliches. Der dritte Raum war eine Abstellkammer für Bettdecken, Polster und ähnlichen Dingen. Sie öffnete langsam die ächzende Türe und starrte in die finstere Kammer. Auch hier war niemand. Mit der Angst im Nacken und einem rasendem Herzen lugte sie nur einen Augenblick lang in ihr eigenes Zimmer und zog ihren Kopf verängstigt zurück. Auf den ersten Blick konnte sie nichts und niemanden sehen. Deshalb beschloss sie ihren Mut zusammen zu nehmen, und einzutreten. Erleichtert atmete sie auf, als sie auch hier niemanden sah. Scheinbar hatte sie sich das nur eingebildet. Sie setzte sich noch einen kurzen Augenblick auf den leeren Schreibtischstuhl um noch kurz den Mond zu betrachten, den sie gerade noch durch ihr Fenster sehen konnte. Nach einigen Malen tief ein und ausatmen hatte sie sich wieder beruhigt und schob den leeren Stuhl zurück und legte sich wieder schlafen.