In den Strassen
Ich gehe durch die Strassen und was mich treibt bin ich. Was mich verfolgt bin ich. Kann sie nicht verdrängen, die Gedanken die immerfort gedacht werden wollen. Könnte ich sie verdrängen, könnte mein Leben beginnen. Wiederbeginnen. Die Zeit hat angehalten, seit die Welt die Farbe verloren hat. Nichts kann mich berühren. Nichts kann mich bewegen. Ich stehe still, weil ich nicht gehen will. Aber ich will wollen! Wieso kann ich nicht wollen, wenn ich es doch so sehr wollen will? Zu anstrengend darüber nachzudenken.
Vom Regen tropfende, herabgeblätterte Fassaden ziehen vorbei. Ich sehe mich durch die Strassen gehen, aber ich fühle es nicht. Fühlt man die Strasse? Man nahm sie wahr, aber fühlte man sie? Habe ich es nicht genossen, die Strasse in der Dunkelheit liegend zu betrachten, während ich in Gedanken versunken meine Wege ging? Es ist nur eine Strasse. Sie sollte mehr sein, ist es aber nicht.
Nichts treibt mich, wenngleich mich vieles zu treiben versucht. Kräfte gehen in die Leere. Nichts kann mich bewegen. Kann nicht aufhören zu denken. Nichts ist mehr übrig von mir. Nur Körper und Verstand sind geblieben, ich muß Gefühle denken. Während ich sie denke, wünsche ich mir sie zu fühlen. Dann warte ich, doch ich warte erfolglos. Alles muß gedacht werden, an alles muß ich denken.
Ich will funktionieren.
Ich muß traurig sein, wenn etwas meine Trauer erregen sollte. Fröhlich sein und Lachen muß ich, wenn es die Situation erfordert. Und was gilt es zu tun, wenn die Situation nach der Trauer Fröhlichkeit erfiordert? Darf ich Fröhlichkeit spielen, so kurz nach der Trauer? Fällt es denn niemandem auf, daß ich nicht in mir bin?
Die Strassen hatten mich immer mit ihrer monotonen Routine gelockt, Ich bin sie gegangen, wenn ich nachdenken wollte. Wenn ich für mich sein wollte, gaben sie mir das Milieu in dem meine Gedanken reifen konnten.
Jetzt aber ist alles Routine, jede Regung die ich zu zeigen habe ist tausendmal geübt. Die Ruhe um mich herum ist bedrückend geworden. Das Leben um mich herum dringt nicht zu mir vor. Die Strasse hat aufgehört zu sein, nur ihre Idee ist mir geblieben. Nichts kann meine Gedanken fortführen, am wenigsten ich selbst.
Es wird besser. Ganz sicher wird es besser, wenn es sein muss werde ich warten.