Was ist neu

Impressionen eines zynischen Schülers

Mitglied
Beitritt
12.02.2004
Beiträge
9
Zuletzt bearbeitet:

Impressionen eines zynischen Schülers

Es war ein schöner Morgen. Es regnete in Strömen, die Bäume hatten all ihre Blätter verloren und auf der Straße herrschte buntes Treiben, der erste Unfall hatte sich schon ereignet. Doch einem Menschen gefiel der Tagesbeginn ganz und gar nicht: Mir.
Wie jeden Morgen trampelte meine Mutter um 6:30 Uhr in mein Zimmer, schaltete das Licht ein und fing an mich anzuschreien, mit den netten Worten: "Du dummes Arschloch, jetzt steh endlich auf!" - dabei hatte ich noch jede Menge Zeit. Wenn ich um 7:00 Uhr aufstehen würde, wäre das mehr als genug Zeit. Ich könnte mich anziehen, während ich ins Bad humpele um dann meine Zähne zu putzen und meine Blase zu entleeren. Dann die Kippe zum Wachwerden, Musik anmachen, Ranzen packen und einen Kaffee trinken. Noch Gel in die Haare geklatscht und mein Morgen wäre, nicht toll, aber zumindest erträglich.
Es gibt wirklich nichts, was ich mehr hasse, als aufzustehen. Ich meine - ich schlafe auch nicht gern. Das bezieht sich aber darauf, dass ich nachts aktiver bin; ich liebe die Nacht. Stille, keine untollen Menschen die mich nerven, Internet, Koffein-Exzesse und natürlich purer Sex.
Aber wenn ich erst einmal schlafe, will ich nicht mehr aufhören. Manchmal ist Schlaf so beunruhigend wohltuend, dass ich schon beim bloßen Gedanken daran erschaudere. Doch egal, das tut jetzt nichts zur Sache.
Alledem ist jedenfalls nicht so.
Meine Mutter weckt mich wie gesagt um 6:30 zum ersten Mal. Dreist wie sie ist, lässt sie natürlich auch noch das Licht brennen, was mich dazu veranlasst, protestierend liegen zu bleiben, nur um ihr schon morgens an den Nerven zu zehren. Alle fünf Minuten folgt dann ein ähnlicher Auftritt, bis ich endlich um 7:00 Uhr aufstehe, eine mörderische Migräne habe, an Übelkeit leide und all die beschriebenen Dinge tue. All das ist in zwanzig Minuten erledigt, ich verlasse endlich das Haus, trotte zur Bushaltestelle, und rauche auch schon meine dritte Zigarette für den Tag. Und das nach weniger als 30 Minuten wach sein. An der Bushaltestelle tummeln sich allerlei lustige Kleinkinder, denen ich jeden Morgen fröhlich in den Arsch oder ins Gesicht treten könnte; dieser allmorgendliche Infantilismus auf Beinen ist zum Kotzen. Tja, 1:0 für diese furchtbare Gesellschaft, sie haben es zum ersten Mal an diesem Tag geschafft, meine ethnozentrische Ader zu wecken. Wie gerne würde ich diese Bälger der Reihe nach totschlagen, doch meine Migräne lässt das nicht zu.
Also steige ich klitschnass in den Bus, höre noch einmal die Sirenen in die andere Richtung eilen und bei dem Gedanken, dass andere Menschen physischen Schmerz leiden, ging es mir schon ein wenig besser. Ich weiß natürlich, dass Sadismus gaaaanz schlimm ist und so, aber - eigentlich ist es mir morgens völlig egal. Die Welt könnte untergehen, es wäre mir an einem solchen Morgen so gleich, wie die Tatsache, dass ein umgefallener Sack Reis in China das Abkommen der Ameisen erschlagen hat. Morgens bin ich generell nihilistisch, sadistisch, zynisch, sarkastisch und vor allem extrem gereizt. Jedenfalls reibe ich mir ständig die Schläfen, der Schmerz wird mit jedem übertriebenen Kinderlachen schlimmer und meine Fäuste schreien geradezu nach Gewalttaten. Mein Sitznachbar ist wenigstens so gnädig und lässt mir meine Ruhe. Nach einer ganz und gar nicht humanen Busfahrt komme ich an der Zielhaltestelle an. Ich entsteige dem Bus, greife in meine Jackentasche und schon zünde ich mir die nächste Zigarette an. Meine Hände haben mittlerweile vor Zorn angefangen zu Zittern; meine Ethnozentrik befindet sich am Siedepunkt. Meine Kopfschmerzen schreien nach der vierten Gelonida und meine Laune verschlechtert sich mit jedem Schritt, den ich auf meine Schule zutue. Dieses verhasste Gymnasium. Ich bin nach fünf Jahren schon unangefochtener Verweis-Sammler-König, die Lehrer provozieren mich wo sie können, der Unterricht ist der größte Hirnfick. Egal, ich werde gezwungen weiter dieses Haus zu »besuchen«.
Ich komme am Schultor an und meine fünfte Zigarette landet provokativ im Garten des Hausmeisters, vor den Augen meines Ex-Physiklehrers. Ich gehe auf den Vertretungsplan zu, hoffe auf einige Todesfälle und werde natürlich bitter enttäuscht. Meine Klasse fragt mich nach meinem Wochenende, und sind immerwieder erstaunt, dass ich so lakonisch antworte. Mein Kunstlehrer - dem ich immer wieder vergeblich zu erklären versuche, dass man kein Künstler ist, wenn man Kunst sammelt - sperrt den Werkraum auf und ich hänge meine Jacke auf. Gleichmütig trotte ich in den Saal, hohle mir meinen Bimsstein und entlade meine Wut an ihm.
Wieder Infantilismus, soweit das Auge reicht. Nach 45 endlosen Minuten, Migräne³ und fast vor der persönlichen Apokalypse, gehe ich ins Sekreteriat und befreie mich vom Unterricht. Schritt um Schritt - mit jedem steigen meine Schmerzen - begebe ich mich zum Bahnhof, lese Böll und warte auf den Zug Richtung weg. Nach einigen Kapiteln mehr, etwas Beruhigung und auch sieben Zigaretten plus auf meinem Konto kommt der Zug. Eine grausame Szene: Dreißig Menschen stürmen auf die Türen zu, als ginge die Welt unter, noch mehr stürmen heraus. Unter Geschrei, Getrampel, Handgemenge und totaler Stumpfsinn und Primitivitäten de luxe steige ich zu, ignoriere gekonnt den Schaffner, schnappe eine Zeitung auf und schließe mich im einzigsten ruhigen Raum ein: der Toilette.
So könnte es weitergehen. Abgeschottet vom Rest der total debilen Restbevölkerung, diesen hoffnungslosen Optimisten, diesen Träumern. Einfach Stille, das neueste Leid der Welt, Böll, Hesse, Mann und Kant im Gepäck und auf ewig Richtung weg. Nur weg. Weg von dieser Gesellschaft; weg von diesem Land. Weg. Richtung Nirgendwo. Oder an einen Ort, an dem Gleichdenkende auf mich warten. Und ein netter Haufen der restlichen Hirnficker. Für unser Amusement: Todeskämpfe, Duelle, Gladiatorenkämpfe, Experimente. Für alles könnten sie herhalten. Auge um Auge, Zahn um Zahn. So wäre es in Ordnung. Doch Realist wie ich einer bin, weiß ich, dass dieses Utopia eben Utopia ist und bleibt.
Eine viertelstunde später entsteige ich dem Zug und begebe mich auf den vier Kilometer langen Heimweg - Migräne, hol doch nen Schlagbohrer, dann kommst du leichter durch meine Schädeldecke.
Ich brauche für diesen recht kurzen Weg über zwei Stunden, in denen ich vor Schmerz erbreche, meine restlichen Zigaretten - des am morgen noch gefüllten Päckchens - rauche und mir eine nette Flasche Kleiner Feigling™ gönne. Ich komme zu Hause an, gehe gleich in meine Wohnung und lege mich ins Bett. Mit Biohazard schwindet meine Migräne allmählich dahin, die fünfte Gelonida landet in meinem hysterischen Magen und meine Klamotten auf dem total verdreckten Boden. Die Bilder vor meinen Augen verschwimmen, langsam rotiert meine Gedankenwelt in den ersehnten Schlaf und diese Vergewaltigung hat ein Ende. Bis zum nächsten Montag, dem nächsten Tag; dem nächsten Erwachen.

 

Hallo,
ich muss sagen, so überzeugend fand ich deine Geschichte nicht, vor allem nicht in der Rubrik Alltag. Sie ist eindeutig zu übertrieben, und wenn sie subtiler wäre, dann könnte es eine Satire abgeben. Du beschreibst ein wohl alltägliches Gefühl, doch sind deine BEschreibungen mir persönlich zu unrealistisch, um noch alltäglich zu sein. Allein der Gruß der Mutter, die Beschreibung der Nacht, usw.

Ich denke mal, du bist mit deinem Zynismus zu weit über das Ziel hinusgeschossen.

Hier noch ein paar Verbesserungen:

und fing an mich anzuschreien
und began, mich anzuschreien
während ich ins Bad humpele
Komma danach und "humpelte"
endlich um 7:00 Uhr
um sieben Uhr endlich
All das ist in zwanzig Minuten erledigt, ich verlasse endlich das Haus
sowohl "all" als auch "endlich" benutzt du kurz davor schon, vielleicht etwas variieren
ethnozentrische
meinst du egozentrisch?
Kinder ein umgefallener Sack Reis in China das Abkommen der Ameisen erschlagen hat
was?
wo sie können
Komma davor
und totaler Stumpfsinn und Primitivitäten de luxe steige ich zu
ein "und" durch Komma ersetzen, totalem Stumpfsinn
einzigsten ruhigen Raum ein
einzigen
- des am morgen noch gefüllten Päckchens -
die Bindestriche weg
in meine Wohnung
eben wohnte der Prot noch bei seinen Eltern


Gruß
Arthuriel

 
Zuletzt bearbeitet:

Zur Erklärung: Der Protagonist bin ich ;) Ich habe da mal einen meiner Tage aufgeschrieben.
Meine Mutter grüßt mich tatsächlich so und die Nacht war auch nicht anders; alles Fakt.


meinst du egozentrisch?

Nein, Ethnozentrik ist Menschenhass. Völlig unbegründet und gegen die gesamte Population gerichtet. Jedoch habe ich davon lediglich Phasen :)

Kinder ein umgefallener Sack Reis in China das Abkommen der Ameisen erschlagen hat
was?

Oh, da habe ich vorhin etwas umformuliert, da es wohl doch zu zynisch war. Ich habe vergessen »Kinder« zu löschen. Tut mir leid, wird sofort adaptiert.

in meine Wohnung

eben wohnte der Prot noch bei seinen Eltern

Das ist etwas kompliziert zu erklären. Wir wohnen in zwei Wohnungen, die durch eine Art Balkon verbunden sind. Da wir drei Personen sind, die eine Wohnung jedoch nur drei Zimmer hatte, haben wir die Wohnung nebenan auch noch gemietet. Dort wohnen meine Schwester und ich.
Hm, schwer zu erklären. Ich mache demnächst einmal eine Führung mittels Digicam. Bei Interesse schicke ich dir dann das Video zu ;)

 

Hey Giga!

Mir gefällt dein Geschichte gut, weil ich diese Gefühle morgens sehr gut nachvollziehen kann. Im Gegensatz zu dir, werde ich von meiner Mutter nicht so geweckt, aber durch allein die Tatsache, dass ich geweckt werde, könnte ich schon ausrasten. Und diese schöne Beschreibung des abgrundtiefen Hasses, der einen ereilt, wenn die Kinder morgens an der Haltestelle schon super gute Laune haben und einem durch ihre bloße Anwesenheit tierisch auf die Nerven gehen.....
Okay das also als Lob, aber Kritik muss noch hinterher. Ich finde du solltest an der Geschichte noch ein bisschen rumbasteln und sie dann unter Satire posten - aus der Sache kann man nämlich echt noch mehr rausholen, z.B. wenn du auch mal mit Untertreibungen arbeitest.

Liebe Grüße
Lenya

 

Oh man, Leute! Was ist los mit euch? Muss man so auch noch schreiben? :rolleyes:

Hi Giga!
Mir hat deine Geschichte nicht sonderlich gefallen. Mir kam das Ganze einfach als ein Bericht vor, der miesgelaunt erzählt wird.
Der Prot. mault die ganze Geschichte hindurch alles und jeden an. Und? Was soll mir das sagen? Warum erzählst du diese Geschichte?
Mir gibt die Story nichts, alles altbekannt und öde.
Ich habe mich manchmal, ehrlich gesagt, gefragt, wie alt der Autor ist. Die Ausdrucksweise hat mich manchmal an einen 13jährigen denken lassen. Immer schön auf alles draufhaun und alles ist ja sooo schlimm... ach gottchen.
Ehrlich, wem gefällt Schule schon? Jeder regt sich irgendwie darüber auf, jedem geht sie auf die Nerven. Aber dann muss ich nicht auch noch so eine Geschichte lesen, besonders, wenn in ihr eh nur rumgeheult wird.
Sorry.

bye

 

Hallo Giga,

den Anfang Deines Beitrags fand ich toll:
--------------------------------------------------
Zitat:
Es war ein schöner Morgen. Es regnete in Strömen, die Bäume hatten all ihre Blätter verloren und auf der Straße herrschte buntes Treiben, der erste Unfall hatte sich schon ereignet. Doch einem Menschen gefiel der Tagesbeginn ganz und gar nicht: Mir.
----------------------------------------------------
...Doch einem Menschen gefiel der Beginn dieses Beitrags sehr: Mir. :-)
Erinnert mich irgendwie an Dashiell Hammett.
Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Logik haben ihren eigenen Charme ;-) Was der Geschichte aber fehlt, ist etwas Struktur, eine Pointe, ein Grund, warum jemand diesen Text gerne lesen könnte.
Außerdem verachte ich persönlich wehleidige Weicheier.
- Soweit die bescheidene Meinung eines Greenhorns bei seinem ersten Besuch auf dieser Seite.

lg Fritz

 

Entschuldigung. Der Autor ist 15, Zyniker und nihilistisch veranlagt. Der Autor sieht das Ganze als recht lustig an, da ihm sein Alltag doch recht gleich ist. Und von Melancholie ist hier nicht die Rede, da ich nicht nach Mitleid suche, sondern einfach vor geraumer Zeit Lust dazu hatte, dieses Tag schriftlich festzuhalten. Sorry.

Aber dennoch Danke für's Lesen.

Postus scriptum: Ich habe diesen Text in einer Art Onlinetagebuch vor geraumer Zeit verfasst, und da ich ihn recht lustig finde, habe ich ihn hier veröffentlicht. Da es ein ganz normaler Tag war, habe ich es in Alltag gepostet. Verständlich? Gut.


Karl-Otto hat Schweißfüße.

Giga

 

Hallo zusammen,
ich will gar nicht groß was zu Stil oder Inhalt sagen, wurde ja alles schon gesagt. Ich wollte nur noch anmerken, dass der Prot., also du Giga, mich sehr an einen Menschen aus meiner Klasse erinnert. Ich versteh ihn nicht und werde ihn wohl auch nie verstehen, aber deine Geschichte hat mir vielleicht einen winzigen Einblick in sein Seelenleben verschafft.
Allerdings muss ich jetzt doch mal sagen, dass ich die Geschichte ohne meinen Klassenkammeraden wohl ziemlich unrealistisch gefunden hätte, aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich nicht mit deiner Lebensart umgehen kann, Giga. Sprachlich fand ich den Text gut, allerdings etwas zu zynisch. Das wars von mir, liebe Grüße, bluna

 

Mh. Zwischendurch wurde mir dein Text ganz sympathisch, aber unterm Strich hats mir nicht besonders gefallen.

Morgens bin ich generell nihilistisch, sadistisch, zynisch, sarkastisch und vor allem extrem gereizt.
Von mir aus sei ein Zyniker, aber hör auf, dir das als Schild um den Hals zu hängen.
Die Sache mit den Kindern und auch die mit der Migräne hat irgendwann genervt, du wiederholst dich da ziemlich und auch wenn du kein Mitleid willst, gerade das mit den Kopfschmerzen wirkt wehleidig.

und auf ewig Richtung weg. Nur weg. Weg von dieser Gesellschaft; weg von diesem Land. Weg. Richtung Nirgendwo. Oder an einen Ort, an dem Gleichdenkende auf mich warten.
Den Absatz hier meinte ich übrigens, beinah hätte ich angefangen, dich zu verstehen.

Gruß, coco

PS: Willst du dir nicht lieber einen Wecker zulegen anstatt dich morgens von deiner Mutter als Arschloch bezeichnen zu lassen? :rolleyes:

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom