Was ist neu

Immer

Mitglied
Beitritt
02.05.2003
Beiträge
74

Immer

Wann immer ich dorthin gehe, sehe ich ihn. Er sitzt immer da, jeden Tag, die ganze Zeit, einfach immer. Ich sehe ihn, wenn ich die S- Bahn nehme, zur Arbeit. Er sitzt da, vor dem Imbisstand . Ich weiß nicht, ob er da sitzen darf, aber er tut es.
Er schaut mich immer an, egal was für ein Tag ist, egal was für ein Wetter, er schaut jedes Mal zu mir hoch.
Ich mag das nicht. Er ist so...so anders. Wenn er dort sitzt, dann sehe ich, was Menschen aus sich machen können, wie sie ihr Leben versauen können. Es widert mich an.
Und trotzdem blicke ich jedes Mal zurück. Es ist wie ein Drang, eine Sucht, ein unsichtbarer Magnet, ich weiß nicht warum ich ihn jedes Mal anblicke, aber ich tue es.
Er hat immer diesen Hut auf. Mit der Feder, einer roten Feder. Ich hasse diesen Hut. Er sieht ein bisschen aus wie ein Anglerhut, vermutlich ist es auch einer.
Ich hasse ihn. Ich hasse auch den Mann.
Ich sehe ihn jeden Morgen, jeden Tag, immer, es ist eine ständige Wiederholung. Er sieht immer gleich aus. Schaut immer auf den Boden, hat nie den Kopf geradeaus gerichtet, nur wenn ich komme, dann blickt er auf und schaut mir in die Augen.
Wie ich das hasse. Warum tut er das? Will er mir Schuldgefühle machen? Kann ich was dafür, dass er da sitzt und sich sein Leben versaut hat? Was sieht er denn überhaupt? Mich? Meine Augen? Meinen Kopf?
Und ich gehe trotzdem jeden Morgen an ihm vorbei. Es gäbe tausend andere Wege, aber ich gehe genau den selben Weg wie immer, jeden Morgen, jeden Tag. Ich schaue ihn jeden Morgen and und er schaut zurück. Ich wende jeden Morgen meinen Blick ab und er starrt mich an.
Ich will es nicht, nicht mehr. Es soll aufhören. Das ist kein Leben, wieso immer? Wieso immer jeden Morgen? Ich gehe jeden Tag an ihm vorbei und er blickt mich an.
Ich tue jeden Tag das gleiche, immer nur die selben Dinge. Ich lebe. Ja, ich lebe und ich bin zufrieden mit meinem Leben, es ist schön, es ist gut, ich habe, was ich brauche. Bin nie allein.
Und es ist immer das gleiche.
Ich bin glücklich.
Haben mir meine Freunde gesagt.
Und die müssen es doch schließlich wissen.
Oder?



Ben Wieland

 

Hmm, Ben, hmmm, mir isses noch zu flach, du streifst nur die Oberflächen dessen, was da drin wäre.Woher kommt der Ärger über den Mann denn wirklich?
Hat er sich den tatsächlich sein Leben versaut, oder sieht das nur so aus?
Der Schlussatz gefällt mir aber unbedingt.
Möchte aber gerne wissen, was seine Augen in dem Prot drinnen auslösen.
Lord

 

Hi Ben! Ich muss mich Lord Arion anschließen.Das Ende ist dir gelungen, finde ich, aber da wäre mehr drin gewesen. Ich bin nicht ganz im klaren darüber, was der Text zum Ausdruck bringen soll. Aber die Tatsache, dass ich überhaupt mit dem Denken anfange, zeigt schon, dass der Text was hat. Ist es vielleicht so, dass der Protagonist sich deshalb über den Mann aufregt, weil er ein bisschen das sybolisiert, was er nicht ist. Er/Sie glaubt ein schönes Leben zu führen, aber der Mann zerstört ihr Weltbild ein wenig? Nur so eine Überlegung....
Gruß, JuJu

 

Hallo Ben.

Der Schluß Deiner Geschichte gefällt mir überhaupt nicht - er wirkt, als wolltest Du zuende kommen... Folgende Sätze wirken auf mich eher plump:

Und es ist immer das gleiche.
Ich bin glücklich.
Haben mir meine Freunde gesagt.
Und die müssen es doch schließlich wissen.
Oder?

Der Anfang und alles bis zu diesen Sätzen hat mir sehr gut gefallen. Du erzeugst Atmosphäre. Aber leider gehst Du nicht tiefer (was Du zweifellos tun könntest, da bin ich mir sicher), sondern bleibst an der Oberfläche, kratzt die Problematik nur an. Das Unglück anderer Leute, das Dein Protagonist sieht, beschreibst Du in einem Penner - und das Unglück des Penners macht Deinen Protagonisten auch unglücklich, zumindest macht er sich seine Gedanken über diesen Menschen. Der Schwenker vom Obdachlosen zu den Freunden Deines Erzählers halte ich für zu schnell und zu abrupt.
Aber Dein Stil gefällt mir gut. Schade nur, daß Du die Geschichte nicht noch mehr ausgebaut hast.

Grüßle,
stephy

 

hi an alle
also danke erst einmal, dass ihr euch alle ein bisschen zeit genommen habt, meine geschichte überhaupt zu lesen, ich hatte nämlich damit gerechnet, dass sie überhaupt niemand lesen würde, einfach weil sie zu kurz, zu unausgereift und undurchdacht ist.
mich freuts, dass ich euch alle zum nachdenken gebracht habe, denn ich persönlich finde die geschichte eigentlich ziemlich, ziemlich langweilig. aber gut, ich hab sie geschrieben, ich werd dazu stellung nehmen:
die hauptaussage, die ich da jetzt bei euch dreien herauslese, ist dass der ansatz eigentlich ganz gut war, die geschichte zum nachdenken anregt und man daraus noch viel mehr hätte machen können. ich glaube, der ausdruck " an der oberfläche gestreift" von lord arion fassts wohl zusammen. dazu muss ich sagen, stimmt. absolut, die geschichte war von anfang bis zum ende weder geplant, noch durchdacht noch sonst in irgendeiner form struktuiert gewesen. das ganze war eigentlich mehr ein art gedankengang von mir, eine idee, die mir auf der strasse gekommen ist, als ich eben jenen penner zum hundertsten mal gesehen hab. ich war total inspiriert, wie man so schön sagen würde und hab mich einfach in der schule schnell hingesetzt und praktisch meine gedanken niedergeschrieben. es ist ziemlich philosophisch, deswegen dachte ich, setz ichs doch mal rein und es hat einen guten effekt gehabt. zu stephys endzeilenkritik noch kurz: also ich denke, das ist einfach geschmackssache, es ist mein stil, kurz, bündig und im prinzip schockend zu schreiben. noch wichtiger ist dem fall aber dass es einfach dieses plötzliche herausreissen, dieser urplötzliche realitätsstoss ist, der einen eigentlich noch über das gelesene nachdenken lässt, weil man nochmal zurückblickt und sich fragt, hey, was soll denn das jetzt? in die richtung sollte das wohl gehen, aber wie gesagt, ich hab nicht wirklich viel gedacht, als ich das ganze geschrieben hab.
ich mag die geschichte nicht besonders, weil sie mich daran erinnert, durch was für dunkle zeiten ich damals gegangen bin, aber ich werd mir eure kritik zu herzen nehmen und vielleicht schreib ich die geschichte ja noch weiter, mal sehen.
danke nochmal und god bless you
b

 

Noch ne Anmerkung zu deinem Kommentar bezüglich: "ich hab se einfach mal so reingesetzt, ohne mir Mühe zu geben, denn eigentlich find ich das Thema und die Story scheiße...(Sinngemäß)"
Mein lieber Ben, so wetten wir hier eigentlich nicht... für den Anfang, als "testballon" mag es in Ordnung gehen, im weiteren wäre es wünschenswert, wenn du das ganze(zumindest hier auf Kg) etwas ernster nehmen würdest.
Dein "zeug" hier nur mal eben reinstellen, und dann rumgammeln lassen, ist nicht so ganz der Stil von Kg, eher vielleicht der :::lupe...
Wir lernen hier gemeinsam, durcheinander und voneinander... deshalb ist die Seite so abwechslungsreich und gut... vielleicht macht dir lernen ja unter diesen Bedingungen genau soviel Spass...
In diesem Sinne... Lord

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom