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Immer wieder

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01.11.2002
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Immer wieder

nun, wohin packe ich diesen text? ich glaube hierher gehört er am ehesten... *hoff*


Vicky sah sich unruhig um. Was machte sie eigentlich hier? Hatte sie sich nicht geschworen nie wieder hier zu stehen? Ihn niemals wieder zu sehen? Warum tat sie sich das nur immer und immer wieder an? Warum musste sie sich jedes Mal aufs Neue quälen?
„He Vicky, hörst du mir eigentlich zu?“
Erschrocken drehte Vicky sich um und sah in das Gesicht ihrer Freundin. „Sorry, was hast du gesagt?“
Susan schüttelte lachend den Kopf. „Jedes Mal das Gleiche. Was ist denn nur los?“
Vicky seufzte. Wie gerne würde sie alles mit Susan teilen, ihr all ihre Sorgen und Gedanken anvertrauen. Aber sie konnte nicht, sie hatte Angst, Susan könnte sie nicht verstehen. „Ach, ich bin nur so aufgeregt.“ wich sie aus und sah sich erneut um.
Um sie herum überall Leute, überwiegend Mädchen. Vicky überlegte mit wie vielen sie ihn wohl teilen müsste. Angst stieg in ihr auf. Was, wenn es heute wieder passieren würde? Was, wenn er sie heute wieder so verwirren würde?
„Susan, kannst du mich mal bitte festhalten?“ Vicky schluchzte leise.
„Was ist denn los, Süße?“ Susan drückte ihre Freundin sanft an sich. „Warum habe ich immer das Gefühl, dich macht das alles hier unglücklich?“
Vicky weinte leise an ihrer Schulter. Wie gerne hätte sie Susan alles erzählt, sich ihr geöffnet. Aber sie konnte nicht. Sie wusste, Susan würde sie nicht verstehen. Niemand verstand sie wirklich.
„Scht, ich bin ja da. Ich bin bei dir.“ versuchte Susan sie zu beruhigen.
Vicky schluchzte auf. Ja, Susan war bei ihr, doch sie konnte ihr nicht helfen. Niemand konnte das, nicht einmal er.
Um sie herum wurde es unruhig. Die Massen begannen sich langsam nach vorne zu drängen, pressten sich enger und enger aneinander. Langsam löste sich Vicky aus Susans Umarmung und wischte sich die Tränen aus den Augen.
„He, alles okay bei dir?“ Ein Security hatte sich vor Vicky aufgebaut und sah sie besorgt an.
„Ja, es geht schon, danke.“ antwortete Vicky leise und atmete tief durch.
Nickend drehte sich der Security wieder um und ging zurück zum Bühnenrand.
„Noch zehn Minuten.“ warf Susan ein und drückte Vicky Traubenzucker in die Hand. „Hier, das hilft immer.“
Dankend nahm Vicky das Bonbon entgegen. Wenn doch nur immer alles so einfach zu lösen wäre, dachte sie.
Zehn Minuten, zehn lange Minuten. Und dann? Dann folgten mindestens 2 ½ Stunden Qual und Angst. Am liebsten hätte Vicky die Halle verlassen. Sie wollte ihn doch gar nicht wiedersehen. Sie wollte ihn am liebsten nie wieder sehen.
Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor bis endlich das Licht in der Halle erlosch und das Intro erklang. Zitternd stand Vicky da und starrte auf den schwarzen Vorhang. Gleich würde er fallen und er würde dort stehen, sexy und unnahbar wie immer. Eine Träne rann ihr über das Gesicht.
„Vicky, wir müssen nicht hier stehen. Wir können uns auch nach hinten stellen.“ Besorgt sah Susan zu ihr herüber.
„Nein, schon gut, es ist schon wieder okay.“ Vicky hielt sich krampfhaft an der Absperrung fest und sah wieder auf den Vorhang.
Erschrocken vernahm sie die ersten Akkorde, dann fiel der Vorhang und er stand dort. Er sah wie immer perfekt aus. Ein heller Anzug. Ein schwarzes Hemd. Die Haare etwas länger. Ein Lächeln anziehend wie eh und je.
Vicky schluckte. Sie versuchte ihn nicht anzusehen, aber sie konnte ihren Blick nicht von ihm nehmen. Es war so, als hielte er sie in seinem Bann.
Nein, bitte nicht, bitte lass es nicht wieder beginnen, betete Vicky. Warum machte er so etwas mit ihr? Warum tat er ihr das an? Sein Lächeln bereitete ihr Herzklopfen. Bitte nicht, bitte lass mich doch los, flehte sie innerlich. Doch vergebens. Er ließ sie nicht in Ruhe. Da war es wieder, ein Lächeln für sie. Vicky nickte stumm, während er ihr einen Luftkuss schenkte. In ihr schien ein Feuerwerk zu explodieren.
Immer und immer wieder lächelte er ihr zu, schenkte ihr Küsse und begann mit seiner Zunge zu spielen. Vicky wurde nervös, alles schien sich zu drehen. Sie wollte wegsehen, aber er ließ sie nicht. Um sie herum schien die Welt still zu stehen, es gab nur ihn und sie.
Vicky hörte die entfernten Worte ihrer Freundin Susan: „Verdammt sind die heute wieder gut drauf!“
Ja, das waren sie, besonders er. Er war immer gut drauf, wenn er Vicky quälen konnte, hatte sie das Gefühl.
Immer und immer wieder warf er ihr seine Plektren zu, doch sie machte nie wirklich Anstalten diese zu fangen. Sie fielen in den Graben, die Mädchen um sie herum riefen die Securitys, damit diese ihnen die Plektren gaben. Doch immer wieder drückte der Security, der Vicky noch vor dem Konzert nach ihrem Befinden gefragt hatte, ihr die Plektren in die Hand. Mechanisch steckte Vicky sie ein, ohne dabei den Blick von ihm zu nehmen. Lächelnd sah er sie an, zwinkerte ihr zu. Ohne es zu wollen lächelte Vicky zurück, begann mit ihm zu flirten. Immer heftiger wurde der kleine Flirt zwischen ihm und ihr, die sie inmitten anderer Fans stand. Doch das störte weder ihn noch sie. Es gab ja nur sie beide in diesem Moment, an diesem Abend.
Mit Tränen in den Augen sah sie ihm nach, als er zum letzten Mal an diesem Abend die Bühne verließ, sich noch einmal zu ihr umdrehte und mit seiner Zunge spielte.
„Was ein Auftritt!“ schwärmte Susan und hielt stolz einen Drumstick in der Hand.
Vicky reagierte nicht. Sie stand da, starrte auf die Bühne, wo die Crew bereits mit dem Abbau begonnen hatte. Langsam ließ sie die Absperrung los und drehte sich zu Susan um. Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Erschrocken blickte Susan sie an. Ohne etwas zu sagen, nahm sie Vicky in die Arme und strich ihr behutsam übers Haar.
„Susan, ich kann das nicht länger. Ich halte das nicht mehr aus.“ flüsterte Vicky schluchzend.
„Was denn? Was denn nur?“
„Ich pack das einfach nicht.“ Vicky schluckte verzweifelt, wollte loslaufen, einfach alles hinter sich lassen, ihn endlich vergessen können. Aber sie wusste, dass das unmöglich war. Nächste Woche war das nächste Konzert, dann würde sie ihn wiedersehen. Und alles würde wieder von vorne beginnen.


© 21/08/2001 by Rottie

 

Hi Rottie,

deine Geschichte gefällt mir, weil sie diesem ewig aktuellen Star- schwärmerei Thema mal ganz neue Aspekte abgewinnt!

Gruß

Seepferdchen

 

Hallo Rottie!
Mir hat bei Deiner Geschichte gefallen, wie Du diese Verzweiflung der Protagonistin zum Ausdruck bringst, ich denke das ist Dir sehr gelungen.
Zum Inhalt hätte ich dann aber doch noch die ein oder andere Frage. und zwar erstens:
Ich will nicht blöd erscheinen, aber was zum Geier sind "Plektren"?
und zum zweiten kam bei mir die Frage auf, in welcher besonderen Beziehung Deine Protagonistin und der Mann auf der Bühne stehen? Bildet sie sich nur ein, er würde ihr besondere Aufmerksamkeit schenken?
Oder wenn er es tatsächlich tut, warum ist sie darüber so traurig/verzweifelt?
wäre dankbar für eine Erläuterung.
grüße MadameJack

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo!
danke für die kritiken :)

plektren sind diese kleinen plastikteile, mit denen gitarristen und/oder bassisten ihr instrument quälen - in der einzahl plektrum ;)

die beziehung: er ist ein musiker, ein star. sie ist ein fan, eine von vielen.

er schenkt ihr tatsächlich besondere aufmerksamkeit, sofern er sie bei einem konzert erblickt. ist sie nicht da, so findet er immer eine andere, die er so für sich gewinnen kann.

traurig ist sie, weil es immer nur ein paar stunden sind. sie hat wirklich gefühle für ihn (nun, das kennen wir alle, oder? starliebe?! ob es sie nun gibt oder nicht soll hier nicht diskutiert werden. aber für die jeweiligen personen stellt sich diese diskussion auch nicht...) und sie weiß sehr wohl, dass er sie niemals wirklich für sich gewinnen möchte. er möchte sie lediglich als spielzeug während der show. das ist seine art.

hoffe weiter geholfen zu haben :)

 

Ah vielen Dank!
in meinem Kopf ist gerade ein Glühbirne aufgeleuchtet.
So gesehen ist die Geschichte echt deprimierend, aber auf jeden Fall gut geschrieben :).
Komisch, in letzter Zeit les ich viele Geschichten über unmögliche/unglückliche Lieben (was ein schrecklicher Plural). Hab selbst gerade mit einer experimentiert, allerdings etwas anders.
Auf Basis dieser Feststellung könnte man nun beginnen darüber zu philosophieren, ob sich der moderne Mensch nach komplizierten oder gar unmöglichen Beziehungen sehnt, einfach das Abendteuer auf der Spur der Unmöglichkeit sucht oder im Extremfall dem Unglück nachgiert (eine art Selbstzerstörungstheorie, Masochismus?)
Ach herrje, ich schweife ab
Vielleicht sollte ich ein Diskussionsforum eröffnen :D.
Nichts für ungut meine Gedanken laufen heute etwas quer.
sorry fürs off topic
viele Grüße Catharina alias MadameJack

 

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