Was ist neu

Immer da

Mitglied
Beitritt
17.04.2013
Beiträge
5

Immer da

Ich saß auf der Musikfreizeit in meinem Bett. In meinem Zimmer waren auch die anderen. Wir redeten und tranken, als mein Handy klingelte. Es war meine Stiefmutter. Sie klang anders als sonst, ruhig und trotzdem gestresst und angespannt. Sie fragte wie es mir geht und alle im Raum unterhielten sich leiser, damit ich telefonieren konnte. Sie fragte mich ob ich saß und dann erzählte sie es mir. Es war ein Unfall. Sein Roller war frisiert. Er hatte sich verschätzt. Es war ein dummer Unfall. Er hatte das Vorfahrt beachten Schild nicht gesehen. Und seine Bremsen? Sie waren nicht für diese Geschwindigkeit gedacht.
Jetzt im Nachhinein bin ich froh, dass ich saß als sie es mir sagte. Denn ich befand mich in einem Schockzustand. Ich merkte nicht, dass sie am Telefon noch weiter redete. Meine Hand mit dem Handy war in meinen Schloß gesunken und ich starrte ins leere. Ich dachte an ihn. Meinen besten Freund. Meine Liebe. Der Einzige der immer für mich da war. Der immer zu mir stand.
Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Soso, eine Freundin, nuschelte etwas in ihr Handy, legte auf und setzte sich neben mich. Sie nahm mir mein Handy aus der Hand und legte es weg. Dann legte sie den Arm um mich und sagte nur „Hey“. Dann liefen die Tränen. Ich bewegte keinen Muskel. Ich verzog nicht einmal das Gesicht. Es liefen einfach nur die Tränen. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Soso den anderen sagte sie sollten bitte raus gehen. Und noch mal eine Ewigkeit bis alle endlich draußen waren. Alle bis auf Paul. Er setzte sich auf meine andere Seite. Soso flüsterte ihm irgendetwas zu, stand auf und ging. Paul legte beide Arme um mich und drückte mich an sich. Ich weiß nicht wieso, aber Paul hatte schon immer die Fähigkeit mir tief in die Seele zu blicken. Er wußte immer sofort was los war und wie mir zu helfen war. Und als er mich in den Arm nahm, brach ich zusammen. Ich ließ mich komplett in seine Arme fallen und ließ alles raus. Er sagte nichts. Er hielt mich nur fest.
Als ich mich endlich beruhigt hatte. Sprach ich es aus. „Er ist Tod. Er ist weg. Für immer. Paul was mache ich nur ?“ Er sah mich an und ich war unendlich froh keinen mitleidigen und hoffnungslosen Blick zu sehen. Er sah ganz normal aus, man sah ihm nur an dass er Angst um mich hatte. Ich brach erneut in Tränen aus und er drückte mich fest an sich. „Ich bin da.“, flüsterte er mir ins Ohr.
Nach einer erneuten Ewigkeit, ließ Paul mich los und drehte uns zwei Zigaretten. Ich hatte nie verstanden wie er so perfekt drehen konnte. Ich war eigentlich immer fasziniert, aber in dem Moment war es mir egal.
Er zog mir seine Jacke über und stützte mich. Er führte mich zu dem Platz unter den Laternen. Im Gegensatz zu Paul liebte ich diesen Platz. Hier stand man halb im Wald und halb auf einem Wanderweg. Es war leise und gemütlich und nur selten kalt. Er half mir mich auf einen Baumstamm zu setzen und zündete mir meine Zigarette an. Er starrte mich an. Ihm zuliebe versuchte ich ein Lächeln was aber eher eine zu einer Grimasse wurde. Dann kam er auf mich zu, „Ich bin immer für dich da. Ich werde immer für dich da sein. Bitte glaub mir wir schaffen das zusammen.“ Ich wußte worauf er anspielte. Er kannte mich schon seit neun Jahren. Er hatte den Tod meines damaligen besten Freundes vor fünf Jahren schon mitbekommen. Er hatte meine Qualen mitbekommen. Er kam damals fast zu spät um mich zu retten. Und diesmal? Diesmal war es noch schlimmer. Viel schlimmer.
Ich schüttelte den Kopf nein soweit würde es nicht kommen. Paul nickte, und begleitete mich ins Zimmer. Meine Sachen waren alle gepackt und im Zimmer standen mein Vater und meine Stiefmutter. Die Gefühle stürzten alle auf mich ein, aber irgendwie schaffte ich nicht loszuheulen. Ich drückte Paul noch mal fest an mich und zog meine eigene Jacke an. Während meine Eltern meine Sachen ins Auto brachten, verabschiedete ich mich von den anderen. In ihren Augen sah ich all das was ich bei Paul nicht gesehen hatte und wieder einmal wußte ich wieso er mir soviel bedeutete. Ihn hielt ich auch länger fest als alle anderen.
Draußen war es inzwischen dunkel und bevor ich ins Auto stieg schaute ich in den Himmel. Da war sah ich ihn. Einen einzigen Stern. Er schien mir zuzuzwinkern. Da wußte ich es. Ich war nicht alleine. Er war da. Er war es immer. Er würde es immer sein. Und ich würde es schaffen.

 

Hallo Jade

Und Herzlich Willkommen in unserer Runde.

Ich saß auf der Musikfreizeit in meinem Bett.

Hm, ich hätte das "auf" und "in" grad vertauscht. Geht aber wohl beides. Wenn du es so schreibst, klingt es aber sehr nach "Ich sass auf der Musikfreizeit". Also besser vielleicht: "Während der Musikfreizeit sass ich auf meinem Bett."

Ganz allgemein sollte der erste Satz etwas knackiger sein. Er sollte den Leser direkt in die Geschichte ziehen, er sollte fesseln, etwas Besonderes sein.

Sie klang anders als sonst, ruhig und trotzdem gestresst und angespannt.

Klingt mir nach einem Widerspruch. Zumindest das "gestresst" würde ich rausnehmen, weil es sich doch arg mit dem "ruhig" beisst. Ich würde hier auch überlegen, in die direkte Rede zu wechseln, ich finde die dynamischer.

Sie waren nicht für diese Geschwindigkeit gedacht.

Besser: Sie waren nicht für diese Geschwindigkeit ausgelegt.

und ich starrte ins leere.

Leere

Ich dachte an ihn. Meinen besten Freund. Meine Liebe. Der Einzige der immer für mich da war. Der immer zu mir stand.

Das ist so ein bisschen das Problem an der Geschichte: Du verwendest sehr viele Allgemeinplätze und eher "nichtssagende" Formulierungen. "Der immer zu mir stand" - ja, das kann alles bedeuten. Als Leser kann man da nicht richtig mitfühlen, weil einem die Figuren zu fremd sind, die Distanz ist zu gross, man weiss nichts über sie. Besser ist es in solchen Fällen, diese Tatsachen an passenden Beispielen zu verdeutlichen. Hier könntest du bspw. in einer Rückblende eine kleine Anekdote erzählen, wo deutlich wird, dass er mal in einer wichtigen Situation zu ihr gestanden hat. Dann werden auch die Figuren persönlicher und man hat als Leser ein besseres Bild von ihnen.

Sie nahm mir mein Handy aus der Hand und legte es weg. Dann legte sie den Arm um mich und sagte nur „Hey“. Dann liefen die Tränen.

Hier mal zwei Beispiele von Wortdoppelungen, auf die du in Zukunft achten kannst. Die merkst du vor allem, wenn du den Text laut liest. An solchen Stellen solltest du versuchen, Synonyme oder andere Formulierungen zu finden, dann klingt das besser.

Es liefen einfach nur die Tränen.

Auch hier wiederholst du dich, inhaltlich diesmal. Abgesehen davon klingt der Satz besser, wenn du den Artikel streichst.

Ich weiß nicht wieso, aber Paul hatte schon immer die Fähigkeit mir tief in die Seele zu blicken.

Auch das kommt für den Leser nicht richtig rüber. Sie weint, er nimmt sie in den Arm - das hat für mich nichts mit "tief in die Seele blicken" zu tun, auch ist das kein Grund fürs Rätseln ("Ich weiss nicht wieso ..."). Ich habe das Gefühl, du hattest vor deinem inneren Auge ein viel detaillierteres Bild von deinen Figuren, als du hier rüberbringst.

Als ich mich endlich beruhigt hatte. Sprach ich es aus.

Komma hier zwischen den Sätzen anstatt Punkt.

Er ist Tod.

tot

Er sah mich an und ich war unendlich froh keinen mitleidigen und hoffnungslosen Blick zu sehen.

Versuche, solche Wörter wegzulassen. Das sind Füllsel, die keinen Mehrwert bringen, sie klingen auch mehr nach gesprochener als nach geschriebener Sprache.

Nach einer erneuten Ewigkeit, ließ Paul mich los und drehte uns zwei Zigaretten.

Es kommen viele Ewigkeiten vor :). Auch hier könntest du etwas abwechseln, vielleicht mal "irgendwann" schreiben oder so.
, das Komma gehört weg an der Stelle.

Ihm zuliebe versuchte ich ein Lächeln was aber eher eine zu einer Grimasse wurde.

eine raus

Meine Sachen waren alle gepackt und im Zimmer standen mein Vater und meine Stiefmutter.

Da hab ich nicht verstanden, wie die so schnell in der Freizeit auftauchen konnten. Seit dem Telefonat ist doch nicht viel Zeit vergangen, oder?

Die Gefühle stürzten alle auf mich ein, aber irgendwie schaffte ich nicht loszuheulen.

In dem Satz ist das Komma wichtig, weil es je nach Platzierung den Sinn verändert. Hier also: "... aber irgendwie schaffte ich, nicht loszuheulen."

Da war sah ich ihn.

war raus

Ja - es ist schon ein ziemlich rührseliger Text, schwermütig auch, es geht wohl um die (erste?) Liebe, auch Gedanken über Selbstmord schwingen mit, das sind typische Texte und Themen für deine Altersgruppe.

Man merkt dem Text auch an, dass du tief in die Gefühlswelt deiner Hauptfigur eintauchen willst, du legst viel Wert darauf, ihre Gefühle zu beschreiben, ihren Schock, ihre Trauer. Das ist auf jeden Fall schonmal der richtige Weg, um interessante Figuren zu beschreiben, nur solltest du in Zukunft versuchen, das individueller zu machen. Wie ich oben geschrieben habe, eine Szene, die zeigt, dass jemand zu einem steht, ist 1000mal mehr wert als zu schreiben: "Er stand immer zu mir." ("show don't tell" wird hier dazu gesagt, das wirst du sicher noch öfter lesen, wenn du dich mit dem Schreiben beschäftigst).

Also zusammengefasst, ich finde da sind schon gute Ansätze erkennbar, auch einige Details finde ich gut eingestreut, wie bspw. die Stelle mit dem Zigarettendrehen oder auch was du über den Platz schreibst, an den die Erzählerin mit Paul geht. Beherzige das show, don't tell, achte in deinen Texten auch auf unnötige Füllwörter (Seiten wie diese https://www.schreiblabor.com/textlabor/statistic/ unterstützen dich dabei) und Wortwiederholungen, lies und kommentier andere Texte und achte bei denen, die dir gefallen, darauf, wie der Autor sie geschrieben hat. Ich denke, dann bist du auf einem sehr guten Weg.

Weiterhin viel Spass hier,
viele Grüsse Schwups

 

Hallo Schwups,
vielen dank für deine Kritik, ich werd sie mir zu herzen nehmen.
Du hast einmal geschrieben:

das sind typische Texte und Themen für deine Altersgruppe.

Woher weißt du wie alt ich bin, dass kann man auf meinem Profil nicht einsehen?

Liebe Grüße
Jade

 

Du schreibst in deinem Profil bei Beruf "Schülerin". Dazu sind das in deinem Text Themen, die Teenager beschäftigen und über die sie häufig schreiben, da bin ich davon ausgegangen, du bist auch in diesem Alter.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom