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Im Suff

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27.03.2018
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Im Suff

Es war 22:37 Uhr als die Musik ihn aus dem Schlaf riss. Irgendwer hatte die Lautstärke der Musik-Box aufs maximale Volumen gedreht. Seine linke Wange klebte vom Konglomerat des Alkohols und der überzuckerten Mixgetränke auf dem Tisch der Bierzeltgarnitur, aber das war ihm egal. Einmal kurz mit dem T-Shirt drübergefahren und weg war es schon. Der Pegel stand noch.

Seit 13 Uhr hatte er sich bei einem Freund niedergelassen, um zu trinken. Die Leute kamen und gingen, doch der Wintergarten war immer voller Menschen aller Art und Klasse. Ein kurzer Blick um 360 Grad und schon hatte er seine Orientierung wieder – naja, er wusste wo er war. Der Gang war noch etwas wackelig und seine Augen täuschten ihm ein visuelles Erdbeben vor, doch er schaffte es bis zum Küchentisch, um sich das Shotglas zu schnappen und eine Flasche Wodka. Auf dem Rückweg entdeckte er eine halbvolle Flasche Bier, die ihn anmutig zulächelte. Ehe er sich versah lag sie auch, wie die Flasche Wodka, behutsam und sicher in seiner Hand. Das visuelle Erdbeben verstärkte und linderte sich im Sekundentakt, doch zielorientiert peilte er seinen Platz auf der Bank an und erreichte ihn unbeschadet. Bald würde er glücklich sein, dachte er, unter der Voraussetzung er würde seine Zigaretten und das Feuerzeug finden. Da nach dreimaligem Abtasten der Hosentaschen und zwei Griffen hinein klar wurde, dass die Zigaretten weg waren, wandte er sich seinem Nachbar zu und brachte, in etwas zu laut und undeutlich artikuliertem Ton, die Worte: „Hee, hasch ma ne Zigarte für mi?“ raus. Endlich hatte er fast alles zusammen, was er brauchte. Nur noch das Feuerzeug, das die Flamme der Vollendung mit sich bringen würde. Bevor er sich auf dessen Suche Begab, füllte er das zwei cl Glas mit dem klaren und reinen Wodka. Danach griff er zwei Mal in jede seiner Hosentaschen, bis er in der tiefsten Ecke seiner rechten Hosentasche, zwischen den gebrauchten Taschentüchern und Bonbonpapieren, sein heißgeliebtes Feuerzeug fand. Er war zufrieden.

Zuerst zündete er sich die Zigarette an, danach leerte er mit einem starken und routinierten Schluck das Glas Wodka und begann mit filigranem Gehör und Blick die Umgebung für sich zu ordnen, um eine nächste Beschäftigung zu finden.

Er sah viele bekannte Gesichter im Raum. Die meisten der Anwesenden waren männlicher Natur, nur zwei der weiblichen Sorte konnte er sichten. Umso besser dachte er, sonst würde er wieder mit irgendeiner im Bett landen, nur um für eine Nacht erneut in ein Stadium höchster emotionaler Zufriedenheit zu fallen. Die uninteressanten und nichtssagenden Gespräche am Morgen, die meist aus lästern, Selbstglorifizierung – die Meisten, die er traf, denken nämlich stetig, sie hätten die Weltformel für sich gepachtet und alle anderen Menschen seien ja ach so dumm und ignorant-, den neusten Themen, die einem der Fernseher vorgibt oder sonstigem unnötigen Kram, könne er sich gerne sparen.

Er horchte zur rechten Seite des Raumes, wo eifrig über das Weltgeschehen debattiert und lamentiert wurde. Eigentlich höchst interessant für ihn, doch abgesehen von der Tatsache, dass er fand, dass Argumentationen in der Welt, in die der Wintergarten sich isolierte, frei von Logik und nicht Teil eines Gedankenaustausches waren, sondern rein im Sinne des Rechthabens standen – und das hatte meist der, der die beste Show ablieferte, wer am theatralischstem Gestikulierte und polarisierte – resignierte er, als er ein paar Mal zu oft die Worte „Lügenpresse“, „Klimawandel“, „Flacherde“ und „Reptiloiden“ fielen.

Vor ihm küsste sich ein Pärchen auf äußerst pikante Art und Weise. Ihre Schenkel über seine geschmissen, ihre Arme um seine Schultern geschweißt, küsste sie ihn völlig hemmungslos, wobei ihr nicht auffiel, dass ihre Brust – noch im BH – aus ihrem Oberteil hüpfte und man ihr rotes Höschen unter der von Laufmaschen übersäten Strumpfhose sah. Er freute sich über das Glück der beiden in ihrer nochmals eigenen ganz isolierten Welt und lächelte.

Fürs Tanzen war er bereits zu betrunken und die Musik gefiel ihm auch nicht. Der Hip-Hop, der lief, war ihm zu wichtigtuerisch und aufgesetzt ironisch, also fiel die Option auch weg.

Als er bemerkte, dass seine Zigarette erloschen war, schnorrte er sich schnell eine neue von seinem treuen linken Nachbarn und zündete sich die nächste Kippe an. Da kam ihn auch schon direkt, wie von Geisterhand das Offensichtliche, was er die ganze Zeit übersehen hatte, in den Kopf. Links neben ihm wurde Durak gespielt. Einfache Leute, die ihn weder mit prätentiösen Gesprächsthemen nervten, noch überhaupt verlangten, dass man sich mit ihnen unterhielt - und doch fand er gerade hier stets unkomplizierte, witzig kleine Dialoge- . Voller Freude machte er vier von den Zweizentiliter Gläsern voll und nach einem lauten „NASTAROVJE“ spielten und tranken sie im gediegenen Wechsel.

Am nächsten Tag, als er um 13:49 aufwachte, fand er sich nackt neben einer ebenfalls nackten und hübschen Brünette wieder. Er dachte: „Fuck!“, und schlief weiter.

 

Lieber Drope,

willkommen hier im Forum!

Dein Text erzählt, was die Überschrift verspricht. Da stolpert jemand sturzbesoffen auf einer Party herum, beobachtet - sofern es ihm noch möglich ist - die Leute, urteilt über sie, schnorrt sich Zigaretten und landet schließlich mit einer Frau im Bett, obwohl er sich fest vorgenommen hat, es nicht zu tun.
Das ist soweit erstmal authentisch beschrieben, finde ich, nur fehlt mir hier eine Wende, die das Ganze ein wenig spannender gestaltet.
Es wäre schön, wenn sowohl dein Protagonist, als auch die anderen Partygäste zumindest ansatzweise ein Gesicht bekämen. Du schreibst sehr allgemein: einem Freund/Menschen aller Art und Klasse/der Nachbar. Auch über deine Hauptfigur erfahre ich, außer dass sie besoffen ist und raucht, nicht viel. Um als Außenstehender, der nicht dabei war, in die Geschichte eintauchen zu können, müsste ich zumindest ein oder zwei Personen klar vor Augen haben, die etwas Interessantes oder Witziges haben, das sie aus der Menge hervorhebt. Auch müsste für mich eben etwas passieren, ein Dialog mit dem Nachbarn zum Beispiel. Er fragt ihn nach 'ner Zigarette, und die beiden beginnen eine Unterhaltung, wie auch immer die aussehen mag. Ansonsten plätschert mir das alles zu sehr vor sich hin, und ich frage mich am Schluss, was das jetzt sollte. Das ist schade, denn Potenzial für eine witzige Geschichte ist vorhanden, nur müsstest du das mMn mehr ausschöpfen.

Ein paar Dinge sind mir aufgefallen:

" ... die ihn anmutig zulächelte ..." ihm.

" ... dessen Suche Begab ..." begab

" ... in die der Wintergarten sich isolierte ..." in der

" ... theatralischem ..." theatralischen

" ... Gestikulierte ..." gestikulierte.

Einige Sätze musste ich ein paarmal lesen, um sie zu verstehen. Die eingeschobenen Nebensätze haben mich zum Teil verwirrt und kamen mir auch grammatikalisch nicht ganz richtig vor. Will mich da aber nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, weil ich selbst kein Grammatikexperte bin. Vielleicht meldet sich da ja noch jemand anders zu Wort.

Also wie gesagt, wenn du die Figuren etwas individueller gestalten würdest und einen Höhepunkt einbautest, könnte das eine recht unterhaltsame Geschichte werden. Nachvollziehen kann ich deine Hauptfigur auf jeden Fall in seinen vernebelten Gedankengängen. Auch, dass er keinen Bock hat auf aufgesetzte Diskussionen, in denen es nur um die gute Show und Rechthaben geht, macht ihn mir sympathisch. Nur müsstest du das mMn eben mir zeigen, über Dialoge und Charakterisierungen von zwei, drei Figuren. Das macht das Ganze lebendiger.

Ich hoffe, du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen.

Viele Grüße von Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Drope,
Auch von mir ein herzliches Willkommen.

Bevor ich jetzt wie immer auf Kleinkram rumhacke, gleich mal eins vorab.
Du hast die Geschichte mit Alltag, Jugend, und seltsam getaggt. Jugend kann ich darin überhaupt nicht finden, und seltsam ist dein Text beim besten Willen auch nicht. Ich würde lieber nur Alltag nehmen.


Es war 22:37 Uhr als die Musik ihn aus dem Schalf riss
Komma nach Uhr

Seine linke Wange klebte vom Konglomerat des Alkohols und der überzuckerten Mixgetränke auf dem Tisch der Bierzeltgarnitur
Konglomerat, Alkohol, überzuckert, Mixgetränke, Bierzeltgarnitur ... Sind mir zu viele lange Wörter in dem Satz.

Seit dreizehn Uhr hatte er sich bei seinem Freund niedergelassen
Hat dieser Freund so eine Art Biergarten oder Kneipe im Wintergarten, oder wie soll ich mir das vorstellen?

das zwei cl Glas
Centiliter? Was für eine blöde Einheit, nicht sehr geläufig. Schreib doch lieber 20 Milliliter. (ml)

– die Meisten (...) ignorant-
Bitte beim zweiten Gedankenstrich ein Leerzeichen machen und – statt - verwenden.

Die uninteressanten und nichtssagenden Gespräche am Morgen, die meist nur aus lästern, Selbstglorifizierung – (...) -, den neusten Themen, die einem das Fernsehen vorgibt oder sonstigem unnötigen Kram, könne er sich gerne sparen.
Lästern groß schreiben.
Ich würde nur schreiben die das Fernsehen vorgibt, ohne einem, das klingt besser.
Ich würde auch vorgab statt vorgibt schreiben, denn die ganze Geschichte ist ja in Vergangenheitsform. Aber mach das, wie du willst.
Du hast den Satz irgendwie nicht korrekt zu Ende geführt. Ich bin ja ein riesiger, und hier leider ziemlich einsamer Fan von langen und komplizierten Schachtelsätzen, nur muss man dabei eben unglaublich aufpassen, dass man jedes Satzteil vollständig und richtig beendet.
Vorschlag:
Die uninteressanten und nichtssagenden Gespräche am Morgen, die meist nur aus Lästern, Selbstglorifizierung – (...) –, den neusten Themen, die das Fensehen vorgab oder sonstigem unnötigen Kram bestanden, konnte er sich gerne sparen/wollte er sich nicht anhören müssen/ etc.
Oder so.

Umso besser dachte er
Komma nach besser.

resignierte er
Resignieren passt hier nicht so richtig, denn das Wort meint doch eher aufgeben, als feststellen.

in ihrer eigenen ganz isolierten Welt und lächelte
Zwischen eigenen und ganz isolierten kommt ein Komma.
Nach Welt, meine ich, auch.

witzig kleine Dialoge-.
Auch hier bitte - durch Leerzeichen und – ersetzten.

Mehr fällt mir momentan nicht ein, ich hoffe, du kannst auch mit meiner Kritik etwas anfangen.

Viele Grüße,
Anna

 

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