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Im Schlosspark liegt a Leich

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22.09.2014
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Im Schlosspark liegt a Leich

„Im Schlosspark liegt a Leich!“

„Was flagget im Teich?“

„A Leich! Im Schlosspark! Mitten auf der Wies!“

„Ja, woischt du des gwieß?“

„I han doch selber Polizei gesea! Dr Bruddler Sepp, der isch dia Leich gewea!“

„Oh jemine, was isch denn passiert mit dem alte Ma? Hot den a Schlägle troffa, oder hot er sich vielleicht sogar tot gsoffa?“

„Mei, tuat mir sei Frau, dia Maria, loid!“

„Jo, dia hot en ihrem ganza Leabe id kett viel Freid!“

„Dia isch doch a Ledigs-Kend?“

„Naa, I glaub, dass dera Vadder ond Mudder aus em Kreiztal send!“

„Der Sepp, der isch als Hirtabua noch Kisslegg komma ond hot später beim Bauhof a Stellung a gnomma.“

„D`Maria, dia hot emmer Kucha backet fürs Kaffeekränzle beim Frauabund!
Aber, d`Leit saget, der Sepp hett se ghalta wia en Hund!“

„Oft isch se au em Winter mit ner Sonnabrilla beim Einkaufa gwea,
sia sei über dia oigene Fiaß gfloga oder hett d`Schranktür id gsea!
Em Sommer hot se langärmlige Kloider aghett,
aber blaue Flecka ond Striema, dia werad drmit id verdeckt!“

„Zwoi Kender hot dia Maria em Sepp gebora, soweit I woiß isch aus dene nix gscheits worra! Dr Bua hot Rauschgift gnomma ond isch doch seligs Mol vom bada am Strandbad nemme hoim komma. Em Rausch isch der dussa beim Floß versoffa. Mei des hot dia Maria ganz tiaf troffa. Ganz still isch se worra ond hot johrelang mit nemad me gschwätzt, ond id amol en Besuach vom Herrn Pfarrer hot se gschätzt.“

„Für dr Sepp war des au en herba Schlag, kolossal verändret hot der sich ab dem Tag. Der hot bruddlet von morgens früh bis spät in dia Nacht, der war streitsüchtig ond widerwärtig ond der hot ab ond zua au a paar Tag em Arrescht vrbracht.“

„Dia Fehl hots dohoim nemme ausghalta ond isch verdloffa, soweit I woiß, hot dia em Dr. Mayer sein Bua en Australien troffa. Aber jetzt sag mir doch endlich warom, liegt der Bruddler Sepp em Schlosspark rom?“


„Jetzt stell dir vor, dia Maria, dia hot des Leaba mit em Sepp nemme ertraga ond hot ihn doch tatsächlich mit em Spätzlesdrucker erschlaga.
Der Sepp hot seine Kässpätzle gessa mit abgschmälzte Zwiebel ond d`Maria hot ihm des Gerät mit voller Wucht nauf ghaua auf sein Riebel. Oin Schnapper hot dr Sepp no dau, ond d`Maria war a verwitwete Frau.
Dann hot sia ihn packt mit ihrer ganza Kraft ond hot ihn mit Müh ond Not auf dr alte Schubkarra nauf gschafft. Bei Nacht ond Nebel isch sia gega St. Anna zua gloffa, koin Mensch weit ond broit hot sia em Dunkla atroffa. Mitta em Schlosspark isch sia mit de Stiefel ausgrutscht ond dr Sepp, der isch ihra vom Schubkarra na gflutscht. Do isch er gflagget der böse Koog, der wo d`Maria om ihr Leaba betrog. Koi Träna, koi oinzige, isch geflossa, noi dia Maria hot ihra Freiheit in dem Moment aus volle Züge genossa.
Aber bald scho send ihr Zweifel komma ond sia hot mit dem Schubkarra den schnellsta Weag Hoim zuas gnomma. S´Gschirr hot sia gschpület ond Küche aufgräumt, am Faltarock no dr Saum nauf gsäumt. Dann hot sia bei der Polizei a glitta, sia het ihren Ma erschlaga, ma soll sia doch abhola, bitte.“

„Jetzt ben i baff, dass so was kommt mir an d` Ohra. En Kisslegg, en dem Flecka, gohts zua wia einscht en Sodom oder Gomohra. Nieamals hett i denkt, dass bei eis sowas ka passiera, du i trau mi gar nemme durch dr Schlosspark zum spaziera. Woischt was, mir trinket auf den Schrecka am Bahnhof no Tässle Kaffee, dann verzellscht du mir von dene Kisslegger no meh.“

„Naa, zom ratscha do fehlt mir dia Zeit. I muas schnell auf dr Zug. Z´Wanga isch Wochamarkt heit.“

 

Grüzi, G... äh....WPunkt!;)

Yo, ich habe deine Geschichte also, tja, "entziffert", würd ich sagen. Obgleich ich zugegebenermaßen nicht jedes Wort verstanden habe, konnte ich vom Kontext her die Handlung begreifen.:)

Halt eine Erzählung, oder viel mehr eine Art Lebensbericht. Natürlich lebt deine Geschichte ausschließlich von ihrem Dialekt - auf Hochdeutsch würde man da wohl nur die Schultern zucken, wenn du sie in dieser Form belassen würdest. Und das fand ich ehrlich gesagt ein bisschen schade. Ich wette, es hat dir schon einigermaßen Mühe bereitet, sie zu schreiben. Schöner wäre es dann natürlich noch gewesen, wenn passend zur Sprache auch noch eine etwas interessantere Handlung dazugekommen wäre, als lediglich die vergrämte Frau, die ihren tyrannischen Prügel-Gatten mit der Nudelmaschine plättet!

Aber sei's drum - die "Mundart" hats dennoch unterhaltsam gemacht! Was war das überhaupt, was ich da gelesen habe? Bayrisch, Ober-Ammergauisch, Mittel-Unterfränkisch, Alt-Tirolisch, Hinter-Österreichisch? ;)

I wüansch dia a schö's Woachaeand, oder so ähnlich!

Der Oisenmoann

 

Hallo WPunkt!


Ich sehe deinen Text weniger als Geschichte, eher als ein Gedicht in schwäb'sche Gebrabbel. Ich habe es so halbwegs verstanden - dank dem Kontext.


Als (Kurz-)Geschichte sehe ich es leider weniger, obwohl etwas "erzählt" wird.

LG

Betze

 

Hallo!

Gefällt mir nicht schlecht, ist auch gut zu verstehen. Ich mag es, wenn Geschichten mal in Dialekt verfasst sind. Steht diesem Dialog ganz gut. Das ist aber auch gleichzeitig das, was mich an dem Text gleichwohl etwas stört - es ist im Grunde ein einziger Dialog. Zwei ratschende Weiber erzählen sich die spannenden Stories...

Das Raffinierte an dieser Geschichte ist in meinen Augen die Momentaufnahme, die in ihrer Gesamtheit mitgeliefert ist. Dieser Drang zum Tratschen, zum dreisten Loslegen - über die Angelegenheiten von anderen Leuten. Einerseits Abstand von irgendwas nehmen wollen, es brüskiert mit spitzen Fingern zurückweisen, andererseits mit Anlauf hineinspringen und sich in den Sünden der anderen laben. Einfach aus Sensationslust. Nicht weil es berührt. Nein, es berührt nicht. Denn danach latscht man mal schnell zum Einkaufen... keine Zeit zum Labern. Ja ja. :)

An sich ist die Form das Raffinierte. Egal ob echte Kurzgeschichte oder nicht. Das Ganze lebt aus dem Dialektgelabert, denn das macht diese Geschichte lebendig und macht sie fast fleischlich fassbar.

Wirklich gerne gelesen!

LG

 

Hallo Betzebub,
du hast vollkommen Recht! Es ist eher ein Gedicht als eine Kurzgeschichte. Leider wusste ich nicht, unter welcher Rubrik ich mein Werk veröffentlichen kann. Vielleicht hilfst du mir weiter.
Danke dir auf jeden Fall für deinen Kommentar.
LG
WPunkt

 

Hallo Eisenmann,
zunächst zu deiner Frage. Der Text wurde im Allgäuer Dialekt geschrieben.
Mir war bei diesem Text wichtig, auf humorvolle Weise das Leben in einer Kleinstadt zu beschreiben. Die Menschen kennen sich untereinander, wissen über Schicksalschläge Bescheid und dennoch mischt man sich nicht in das Leben der anderen ein. Man betrachtet von außen, fast lüstern und erfreut sich am Unglück der anderen.
Deshalb steht nicht der Mord im Mittelpunkt sondern das Tratschen über die Personen.
Schön, dass dir der Text als Nicht-Allgäuer dennoch gefallen hat.
Danke für deinen Kommentar
LG
WPunkt

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo WPunkt,

Es ist eher ein Gedicht als eine Kurzgeschichte.

wir klären das. Bis dahin ist der Text zunächst geschlossen.

LG, GoMusic


EDIT: Text kann unter Kurzgeschichten bleiben.

 

Hallo WPunkt!

Wie Eisenmann gesagt hat: Der Text lebt ausschließlich von seinem Dialekt.
Du wolltest "auf humorvolle Weise das Leben [...] beschreiben." => Das machst du, aber das ist genau das, was 98 Prozent der Dialekt-Schreiber machen! (Das geht mir so auf den Keks!)
Also, von einer erfahrenen Plattdüütsch-Schreiberin an dich, (an alle, die gerne in Dialekten schreiben wollen): Trau deiner Sprache. Trau deinem Dialekt mehr zu als seichte Anekdötchen! Dialekt kann alles, was das Hochdeutsche auch kann, vielleicht mehr. Schreibe so, dass sich das Lesen auch in der hochdeutschen Übersetzung lohnt!

Übrigens, wenn du bei Dialekt-Texten Interesse an inhaltlichen Kommentaren hast, empfehle ich dir, unter deinen ersten Post mit dem Dialekt-Text einen Folgepost mit der hochdeutschen Überseztung zu setzen.

Grüße,
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Naa, zom ratscha do fehlt mir dia Zeit.

Ja, dat Jespräch hat mich jefalln, weiße,

lieba WPunkt

und damit tu ich dich eest ma häzlich willkommn heißn hiersälbz!

Dat Einjangszittat (is bei dich am End vonnet Jespräch vonne Tratschweiba) waa für mich de Jipfel. So sindte Frauensläut. Immaschon! Kwatschn 'n janzen Tach üba und sind nich zu bremsn und wennse tot sind muss man de Schnut noch mitter Schüpp platt kloppn.

Kannze mich glaubn!

Aba wat janz anners;

Hot den a Schlägle troffa, oder hot er sich vielleicht sogar tot gsoffa?“
D' Konrad, den kennze doch auch, ne, den aus Wesel, mein ich, der hat mich jesacht, dat dat Komma wech könnt, äh, weil dat Konjunktion, wat imma dat sein mach, für mich is dat einfach en „oda“, dat Komma janz hervorragnd ersetzn tät.

Ach, getz fällt mich de Hausnam vonnem Konrad widda ein: Stuten, äh, nee, doch nich - is ja wat janz anners …

Sieden, ja so heißter wohl von Haus aus.

Und noch wat,

Sodom oder Gomohra
spricht man dat bei oich ['go'mo:ra] aus? Bei uns heißtet ['gomora], also im Schriftbild „Gomorrha“. Warum dat Dehnungs-h direkt nachm doppel-r folcht, musse de Ebräer fragn.

Aba verrat mich ma eina, wie man da'n Jedicht erkennǝn kann!

Tschüssikowski und'n schönet Wochenend wünschtet

Dante Friedchen

Ach, mein Frau sacht mich grad, dat der Konrad sich jeduzt hätt.
Also, nich Sie-, sonnern Duden.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Friedrichard

Warum dat Dehnungs-h direkt nachm doppel-r folcht, musse de Ebräer fragn.
Im hebräischen steht da kein Doppel-R. Im alten Luther steht Gomorra.

 

Hallo jobär,

Duden und Deutsches Wörterbuch lassen beide Schreibweisen mit und ohne h zu. Für die Grimm bros. liegt das an den Quellen, der Duden verrät da weniger. Das h verschwindet grundsätzlich im DWB in der Adjektivbildung, etwa "gomorrisch".

Wieder was gelernt von den alten Sodomitern!

Gruß und schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Hallo Chris Stone,
danke für deinen Kommentar und den Hinweis mit der Übersetzung auf Hochdeutsch.
Der Text war mal ein Versuch in Dialekt zu schreiben und ich wollte keinen Text mit Tiefgang!
Denn mein Geist braucht auch mal Entspannung und da lese ich gerne mal ein seichtes Anekdötchen und ich hoffe das ist mir mit "Im Schlosspark liegt a Leich" gelungen.
LG
WPunkt

 

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