Im Schatten des Mondlichts.
Sie lagen beide auf dem Sofa, der Fernseher lief, ein Krimi. Wie jeden Sonntag Abend. Die kleine Lisa lag schon im Bett. Schon lange. Klaus hatte kein Gefallen an alten Krimis. Doch Frauke, ja, die mochte diese gespielten Verbrechen. Und sie konnte sich nur zu gut über die Täter aufregen. Wie schlimm es doch sein würde, alte Menschen zu überfallen, Banken auszurauben, oder Frühaufstehende Jogger im Park umzubringen. Nur zu Kindervergewaltigern sagte sie nichts. Da schaltete sie um.
Klaus stand auf " Ich werde ihr noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen." Sie wusste genau was jetzt passieren würde. Aber sie sagte nichts. Sie schaltete einfach wieder um. Kein Kommentar.
Klaus ging, es war 22 Uhr. Die Zimmertür mit der kleinen Prinzessin drauf, knarrte. Er ging rein, der Mond strahlte Lisa ins Gesicht. Ihre sanften Wangen bewegten sich nicht, ihre Augen geschlossen.
Zwei Schritte vor. Richtung Bett. Er hatte gefallen an diesen Dingen. Nun stand er da, das Mondlicht verdeckt von seiner kräftigen Statur. Alles Finster. Er streichelte ihr übers Gesicht. 2 Finger genau. Sie öffnete die Augen. Klaus strahlte und setzte sich auf den Bettrand. Es knarrte. Das Bett. Es war auch ein Kinderbett, nicht für 50 Jährige, Übergewichtige Männer mit Drang zu nächtlichen Spielen. "Lisa mein Engel. Hast du Lust auf ein Spiel?" Voller Vorfreude zog er langsam die Bettdecke runter. "Was denn für ein Spiel?" Neugierde weckte Lisa entgültig auf. "Das von Gestern." "Nein Papa. Nicht nocheinmal!" " Denk dran. Wenn du irgendwem etwas sagst, bekommst du dein Pony nicht." "Nein Papa.. Nein.." "Psst."
Frauke schlief langsam ein. Als sie aufwachte, schaltete sie den Fernseher ab. Ging zu Bett, wo Klaus auch schon wartete. Sie machte sich fertig, legte sich hin. Mit den Gedanken bei Lisa, konnte sie nicht einschlafen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Gegenüber Lisa, gegenüber sich selbst. Aber die Angst nahm ihr jeden Mut, gegen ihren Ehemann vorzugehen. Was würde mit ihr passieren? Schreckliche Szenarien spielten sich in ihrem Kopf ab. Nun aber schlief sie doch ein. Träumend von Tatort, den sie jeden Tag zuhause vorfand.
Drei Wochen später. Polizei Düsseldorf.
"Wie war das noch gleich, Herr Schmidt? Was haben sie am gesagten Abend getan?"
"Naja, ich lag auf dem Sofa mit meiner Frau und bin dann zu meiner Tochter gegangen, um ihr eine Gute Nacht Geschichte zu erzählen." Selbstbewusst ohne jedes Schuldgefühl schildert der Vater den Abend.
"Um wieviel Uhr? Und was ist danach geschehen?"
"Ich weiß nicht mehr wann, muss so gegen acht gewesen sein. Und naja, wie schon gesagt, dann bin ich bei Lisa ins Zimmer, hab das Buch genommen, ihr vorgelesen und bin dann wieder gegangen."
"Das Buch vom bösen Monster nicht wahr? Das mit dem Zauberstab?" , der Kommisar wurde präziser.
"Ja, das mit dem Monster, genau."
"Und warum können wir solch ein Buch nicht finden, warum gibt es solch ein Buch überhaupt nicht?Hm? Los, Herr Schmidt, sagen sie uns, was wirklich geschehen ist."
"Das ist die Wahrheit. Wirklich. Ich würde meiner Tochter nie etwas antun!!!"
Am selben Tag, Kinderpsychologie Düsseldorf.
"Lisa, ich weiß, es fällt dir schwer, aber versuch ganz tapfer zu sein. Kannst du mir und deiner Mami erzählen, was an dem Abend geschehen ist?"
"Ich habe geschlafen. Und dann war da wieder das Monster"
"Was heißt wieder?" hakte die Psychologin nach.
"Das Monster kommt doch jeden Abend rein, schon ganzlange." , sagte Lisa, als ob es normalität wäre.
"Und was ist dann passiert?"
"Das Monster streichelt mich und setzt sich auf mein Bett."
Es wurde ganz ruhig im Raum. Die Mutter und die Psychologin hörten gespannt zu.
"Und weiter...?"
"Dann hat mich das Monster überall angefasst. Und ich konnte gar nichts dagegen tun. Weil das Monster ist ja viel stärker als ich. Und wenn ich was gesagt hätte, dann hätte es mir ja weh tun können, oder Mama?"
"Ja Schatz, genau, du machst das super, wirklich, ganz tapfer." Frauke versuchte Lisa wieder zu beruhigen.
"Ok Lisa, klar, das Monster ist viel stärker und ein böses Monster, nicht wahr?"
"Ja. Dann hat das Monster immer seinen Zauberstab rausgeholt. Und ich sollte den dann Anfassen und das Monster hat immer gesagt, dass ich auch mitspielen will. Wollte ich aber gar nicht, ich mag den Zauberstab nicht."
"Gut Frau Schmidt, dass reicht mir, ich denke es ist klar, was da passiert ist."
Frau Schmidt stand völlig überraschend da,war sie doch die einzige, die es beenden hätte können.
Nickend stand sie nun da und nahm Lisa in den Arm, ganz fest drückte sie sie an sich. Eine Träne lief nun ihre Wanger herunter. Lisa wischte sie weg und sagte leise:
"Das Monster sagt, man darf nicht weinen."