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29.11.2008
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Im Netz

- Irgendwann war genug! -
Jörg saß gerade vor dem Fernseher und sah sich eine dieser sinnlosen Doku-Soaps aus dem Privatfernsehen an, als seine Mutter ins Wohnzimmer kam.
- Was für ein guter Junge. -
Sie trug ein schwarzes Kleid mit einem rotem Muster, das wie Flecken aussah. Heute Abend wollte sie noch zu einer Cocktail-Party gehen: “Hast du deine Bewerbungen schon abgeschickt?" Jörg antwortete nicht.
"Jörg, willst du dir etwa deine Zukunft verbauen? Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich rechtzeitig darum bemühen sollst? Junger Mann, wenn das mit dir so weiter geht, sehe ich für deine Zukunft schwarz.”
“Ja, Mama.” Es kam langsam und höchst widerwillig über seine Lippen.
“Guter Junge. Dann tu es auch.”
- Ich will hier raus. -
Jörg antwortete immer so. Das schien sie zufrieden zu stellen. Gleichzeitig wusste er, dass es nicht so weitergehen konnte. Wann konnte er eigentlich mal behaupten, er hätte ein eigenes Leben gehabt? Sie kaufte seine Wäsche, kochte sein Essen und achtete stets darauf, dass er immer pünktlich in die Schule kam.
- Freiheit! -
Im Gegensatz zu manch anderem Schüler fand Jörg die Schule klasse. Obwohl er ein Außenseiter war. Endlich einmal den süßen Duft der Freiheit genießen, sich endlich einmal mit anderen Menschen unterhalten. Auch wenn das selten vorkam.
- Die Straßenlaterne sieht so schön aus. -
Jetzt hatte Jörg sein Abitur. Er tat das, was er sonst immer abends tat, wenn er alle Pflichten erledigt hatte: Sich langweilen. Manchmal starrte er stundenlang aus dem Fenster. Einmal, es war ein Freitag gewesen, sah er eine Gruppe Jugendlicher in seinem Alter unter einer Straßenlaterne, die er vom Fenster aus gut im Blick hatte. Jörg grinste. Wenn seine Mutter sehen könnte, was die in der Hand hielten: Pils! Als Fünfzehnjährige! Aber es war bereits dunkel. Gefährlich! Viel zu gefährlich!
- Alles weg. -
Nun waren auch die letzten Möglichkeiten weg. Fast alle hatten ihr Abi, machten dies, machten jenes. Wie er damals die Pausengespräche genoss. Auch, wenn über die Party am vorherigen Wochenende immer gesprochen wurde. Jörg hörte bei diesen Gesprächen gerne zu. Dann kam es ihm fast so vor, als sei er selber dabei gewesen. Wie viel da passierte. Wenn seine Mutter gehört hätte, was dort geschah, sie hätte genickt, ja, “zurecht” hätte sie gesagt, und “wusste ich es doch.”
- Was für ein guter Junge. -
Natürlich wäre er nicht einmal auf die Idee gekommen, selbst auf eine Party zu gehen. Wie denn auch. Schließlich war er ein guter Junge.
Gerade schon wollte sie in die Küche gehen, als sie sich noch einmal umdrehte: “Ach, und bring den Müll noch raus, ja?”
“Nein.”
“Was? Was hast du gerade gesagt?”
“Ich habe nein gesagt, Mama.” Ganz ruhig. Der Entschluss stand fest.
Eine Weile lang stand sie wie angewurzelt da. Dann fügte Jörg hinzu: “Ich werde ausziehen. Schon bald.”
Wieder nichts. Kein Wort. Jörg schaute sie an, sah eine Miene, die er nicht deuten konnte.
Dann sah er etwas im Garten. Erst aus den Augenwinkeln, bis er es genauer im Blick haben wollte.
Jörg Mund öffnete sich zu einem Schrei, den er lange halten konnte. Dabei verlor er Zeit.
- Oh mein Gott, es ist Sie! -
Das eklige Ding kam näher und näher. Meine Güte, zwei, ach was, drei Meter groß musste das Biest sein. Eine riesige schwarze Witwe (Jörg hatte in Biologie aufgepasst) im ihrem Garten! Jetzt zertraten die langen, dürren, aber kräftigen Beine die Glasfront des Wintergartens. Sie war hier drin. Sie war HIER DRIN. Bald würde sie die Schiebetür zum Wintergarten, die ebenfalls aus Glas war, zertreten.
Währendessen reagierte seine Mutter. Sie gluckste. Nein, sie kicherte. Nein, sie gackerte.
Endlich konnte sich Jörg aus dem Sessel reißen und rannte zur Haustür. Sie kratzte bereits an der Schiebetür.
Nein, sie lachte. Nein, sie brüllte vor Lachen. Nein, sie schrie vor Lachen.
Jörg riss die Haustür auf und stürzte die Eingangstreppen herunter. Er spürte einen schmerzhaften Stich im Knöchel. Doch er rappelte sich wieder auf. Musste sich wieder aufrappeln. Sie hatte längst die Schiebetür zerstört und sich hindurchgezwängt.
Jörg humpelte zum Bürgersteig. Er sah sich kurz um. Sah, wie sich erst vier Beine, dann der Körper, dann die restlichen vier Beine aus der Eingangstür zwängten. Jörg humpelte weiter.
Fast hatte er den Bürgersteig erreicht, als er plötzlich etwas klebriges an den Beinen spürte. Er stolperte und fiel auf den Bauch. Hörte, wie ihre Zangen klicken. Roch ihren Übelkeit erregenden Geruch.

Er war ihre Beute, und die musste man frisch halten.

Solange es ging.

 

Hi Daeif,

merkwürdige Geschichte erzählst du da, die mich leider nicht wirklich überzeugen konnte. Soll die Spinne die Mutter sein? Wenn ja, wieso steht die Mutter rum und die Spinne ist gleichzeitig im Garten? Nach diesem Satz

Wieder nichts. Kein Wort. Jörg schaute sie an, sah eine Miene, die er nicht deuten konnte.
erwähnst du die Mutter gar nicht mehr, irgendwie ist mir das ganze nicht schlüssig. Es kommt mir fast so vor, als wären Ende und Anfang von zwei unterschiedlichen Geschichten.

Auch die Einschübe aus der Sicht des Prots finde ich unpassend und verwirrend. Für so kryptische Stilmittel ist die Geschichte selbst nicht kryptisch genug.

Wie gesagt: Konnte mich leider nicht überzeugen, vielleicht stehe ich aber auch nur meilenweit neben der Spur.

Liebe Grüße
Tamira


Eine Kleinigkeit:

Hast du deine Bewerbungen schon abgeschickt? Jörg, willst du dir etwa deine Zukunft verbauen? Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich rechtzeitig darum bemühen sollst? Junger Mann, wenn das mit dir so weiter geht, sehe ich für deine Zukunft schwarz.”
Du solltest nach dem ersten Satz eine Pause einlegen, dann ist das ganze realistischer.

 

Moin Tamira,

jo, schon etwas merkwürdig, oder? Mit dem Text wollte ich mal was neues machen, eher in Richtung psychologischer Horror. Schade, dass es dir nicht gefallen hat.

Dass die Mutter gleichzeitig mit der Spinne auftaucht, hat seinen Grund: Die Spinne ist der Willen der Mutter, also nur ein Teil ihrer Persönlichkeit, mit dem sie, wie im Text geschildert wurde, starken Einfluss auf ihren Sohn auswirkt.

Bei deiner Kleinigkeit geb ich dir recht, das behebe ich auch noch.

Vielen Dank für deine Meinung, der DÄIF

 

Hi Daeif!

Bei mir gilt eigentlich dasselbe wie bei Tamira. Mit dem kleinen Unterschied, ich suche eigentlich gar keinen Sinn in der Geschichte, zumindest keinen tieferen.
Ich bin schon ein bisschen sauer, dass du uns eine Geschichte vorsetzt, die du offensichtlich nicht gegengelesen hast. Sätze wie

Eine riesige schwarze Witwe (Jörg hatte in Biologie ausgepasst) im ihrem Garten!

bringen einen völlig raus aus der Handlung. Wenn sie nicht sogar dafür sorgen, dass man gar nicht erst reinkommt.
Du musst sorgfältiger werden, ohne Zweifel, wenn du irgendetwas zu sagen hast und das dann auch unter die Leute bringen willst. Sonst hört dir nämlich keiner mehr zu.

Einen Plan machen, was du schreiben willst. Wie du beim Leser den gewünschten Effekt erzielen kannst, wie du vorgehen musst, um die Geschichte zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen.

Ich hätte nicht übel Lust, dich aufzufordern, die ganze Geschichte nochmal zu schreiben, um sie besser hinzukriegen (vielleicht kannst du ja dann auch den Grund besser herausarbeiten, warum um Gottes Willen im Garten eine drei Meter große Spinnne auftaucht! Denn du hast auch eine gewisse Verantwortung für das Universum, das du schaffst. Du kannst nicht einfach sagen, das passiert eben ohne Grund, es passiert nichts ohne Grund, dafür bist du verantwortlich! Und wenn eine Spinne auftaucht, dann eben nicht weil - boah, gooiiielll, eh, sondern weil sie eine Aufgabe hat [vielleicht entspringt sie ja Jörgs Unterbewusstsein, vielleicht auch dem der Mutter - aber das möchte ich als Leser schon mitbekommen, das sollte einigermaßen klar sein{nicht mit dem Holzhammer, sondern subtil!}], und diese Aufgabe muss sie dann auch erfüllen) -> ich glaube, das war die längst Klammer und die komplizierteste, die ich bis jetzt geschrieben habe.

Irgendwann
Irgendeine

In den ersten beiden Sätzen schon eine unschöne Wortwiederholung.

einem rotem Muster, die wie Flecken aussahen

Entweder sind die Muster Plural oder du änderst das die in das.

Heute Abend wollte sie noch zu einer Cocktail-Party gehen. Das passte gut zu ihren ebenfalls schwarzen Haaren

Was passt gut zu ihren Haaren? Dass sie auf eine Cocktail-Party geht? Du musst Sätze, die sich aufeinander beziehen, schon zusammen präsentieren.

an einer Party teil zu nehmen.

An einer Party nimmt man nicht teil, Mann! Man feiert eine Party, man geht auf eine Party, man schmeißt eine Party.


Also, wie gesagt, ich kann nicht mal abschätzen, ob die Story einen guten Kern hat, weil ich nicht abschätzen kann, was sie überhaupt will.


Arbeite dran! Bis dahin

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Nabend Hannibal,

danke für deine ehrlichen Worte. Gegengelesen hab ich die Geschichte mehrmals, auch selbst laut gelesen, aber manchmal rutscht dann doch ein Bock durch. Glaub mir, du willst nicht sehen, wie das Ganze in der Rohfassung ausgesehen hätte.:)

Zum Thema Inhalt hatte ich schon bei #3 was geschrieben. Aber du hast recht, so ist sie in der Tat etwas abgedreht. Auch, wenn ich inhaltliche Änderungen grundsätzlich ablehne, werde ich hier mal ne Ausnahme machen, denke ich.

Die weiteren Fehler werde ich ausmerzen.

Danke noch mal für die Kritik, der DÄIF

 

Wenn man das mit der Ergänzung liest, dass die Spinne wirklich etwas mit der Mutter zu tun hat, worauf man zuerst gar nicht kommen mag, dann hat die Geschichte wirklich was, wenn auch eher was Psychologisches als etwas zum Thema Horror.
Einige der Situationen kommen wirklich sehr realistisch und bekannt rüber.
Ich habe da einige Male gut nachfühlen können, was diese Person durchmacht.

Nette Geschichte ;)

 

Hallo BigDenn,

freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Aber anscheinend hab ich das etwas verkompliziert. Schaut euch doch mal Bilder von einer schwarzen Witwe an und vergleicht das mal mit dem Kleid der Mutter.;) Ich wollte zur Beschreibung der Mutter noch hinzufügen, dass sie auf der Party einen neuen Partner kennen lernen wollte, weil ihr Mann gestorben war, dass fand ich aber zu offensichtlich.

Vielen Dank für deine Meinung, der DÄIF

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi Daeif,

ich muß mich der Kritik meiner Vorredner, v.a. Hanniball, rundweg anschließen.
Wenn Du inhaltlich tatsächlich nix dran machen willst, hab ich nur noch eins:

Das haarige Ding kam näher und näher. Meine Güte, zwei, ach was, drei Meter groß musste das Biest sein, unglaublich haarig. Eine riesige schwarze Witwe (Jörg hatte in Biologie aufgepasst)
Schaut euch doch mal Bilder von einer schwarzen Witwe an
Hab ich extra deswegen nochmal gemacht, obwohl man die Viecher ja kennt: jemand hat in Biologie nicht aufgepaßt, jedenfalls sehe ich keine Haare. :dozey:

Herzlichst, Katla

 

Hallo Katla,

Erwischt! Das war aber auch eine fiese Stelle, schließlich kommt bei der Beschreibung von Riesenspinnen in Büchern ständig auch eine Erwähnung von Haaren, deshalb der Fehler. Wird korrigiert!

 

... es gibt da so eine Art Mantra: Recherchiere stets bei facts nicht fiction.

:read:

 

um es kurz zu machen, ich schließe mich dem konsens meiner vorredner an, mit der kleinen anmerkung, dass ich diese eingeschobenen wortfetzen wie -freiheit- oder -alles weg- gar nicht mal so schlecht fand. außerdem fand ich die stelle gut, an der er die jugendlichen mit dem bier beobachtet und grinst, weiß nicht, ob das so gedacht war, aber ab da war mir der bengel ziemlich unheimlich...

 

Hallo Daeif,

ich fand, du hast es gut geschafft, den Protagonisten undurchschaubar, sogar gestört darzustellen. Ich hätte ihm abgenommen, wenn er sich von Spinnen verfolgt gefühlt hätte. Leider haut´s aber nicht richtig hin.
Genervt war ich von der lachenden, nein kichernden, nein gackernden Mutter. Da sind zu viele Wiederholungen in Kürze dabei gewesen.

Lieber Gruß,
Vincent

 

Hallo Richy, Hallo Vincent,

erst mal Sorry dafür, dass ich so spät antworte. In letzter Zeit bin ich ziemlich ausgelastet, was sich an meiner Mitarbeit hier leider negativ auswirkt. Mal sehen, was die Zukunft so bringt.

Ihr beide habt die etwas unheimliche Art des Hauptcharakters entdeckt. Schön, so sollte es auch sein. Der Typ ist dadurch, dass ihn seine Mutter dominiert, schon ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden.

@Vincent: Wiederholungen sind so ein Steckenpferd von mir. Irgendwie mag ich sie, viele andere aber nicht. Auf jeden Fall sollte das so sein, um die panisch-affektierten Gedanken, die Jörg gerade hat, zu verdeutlichen.

Ach ja und Katla: Ich werds mir merken ;)

Gruß, der DÄIF

 

Hi Daeif,

Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Allerdings bin ich ein wenig verwirrt, was nun die Spinne mit dem Jungen oder der Mutter zu tun hat. Das passt nicht wirklich, aber der Gruselauftritt der Spinne is gut gelungen!

mfg Leos

 

Hallo, Daeif!

Also, ich hab die Geschichte zunächst so verstanden: Der Junge lebt bei seiner Mutter und ist dabei total hilflos, kann nichts alleine machen, ist halt so ein Muttersöhnchen. Sie ermutigt ihn zwar eine Bewerbung zu schreiben, sagt aber nichts weiter, weil in ihrem Inneren wünscht sie sich, dass er immer bei ihr bleibt. Doch dann entschließt der Sohn alleine zu leben, seine Mutter verlassen, auf seinen eigenen Beinen stehen. Aber als er eine Spinne sieht, erschreckt er sich so sehr, dass er wegläuft.
Also, wie kann er alleine leben, wenn er vor einer Spinne soviel Angst hat. Seine Mutter lacht, wie eine wahnsinnige, aber vielleicht auch vor Glück, weil sein Verhalten ihr gezeigt hat, dass er nie von ihr wegzieht.

Nachdem ich die Kommentare gelesen habe und deine Antworten darauf, gelesen habe, war ich überzeugt, dass ich mit meiner Interpretation falsch lag, trotzdem dachte ich, ich schreibe sie mal auf.

Na ja ...

mfg
Geert

 

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