Was ist neu

Im Netz der Spinne

Seniors
Beitritt
23.08.2001
Beiträge
2.936

Im Netz der Spinne

Seine Finger gleiten über ihre Haut. Liebevoll verfolgt er ihre Linien, spürt den kleinen Rundungen nach, die ihren Körper so reizvoll machen, verweilt hier und da für einen Moment und genießt ihre Reaktionen. Er hat die Macht über ihre Gefühle, und er weiß es. Genießt es. Ihre Lust bereitet ihm Freude, läßt ihn weitermachen, bis sie sich völlig verliert.
Plötzlich hält er inne. Sie seufzt und gibt dann einen kleinen Laut des Unmuts von sich, bettelt so um mehr. Er lächelt, doch erlöst sie nicht. Er geht einen Schritt zurück, betrachtet sie im flackernden Licht der Kerzen, die er um sie herum aufgestellt hat und genießt den Anblick, den sie ihm bietet. Sie steht vor ihm, die Augen von einem Tuch bedeckt, welches sich weich und kühl, doch unerbittlich an ihr Gesicht anschmiegt, die Arme hoch über dem Kopf zusammengebunden, die Beine erreichen gerade den Boden, von einer Stange weit auseinander gespreizt. Ihr Körper ist von einem Muster aus Seilen bedeckt; schwarz ist es, wie das Netz einer Spinne sieht es aus. Er ist diese Spinne, hat sie in seinem Netz gefangen, läßt sie dort zappeln, weidet sich an ihrem Anblick. Vielleicht wird er sie dort hängenlassen, sie für später aufheben, vielleicht wird er sie aber auch schnell und schmerzlos außer Gefecht setzen. Noch schaut er gebannt ihrem inneren Kampf zu, der sich in ihren Zügen widerspiegelt. Sie windet sich, will sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie seine Berührung vermißt, doch ist es offensichtlich, zu tief ist sie schon in seinen Bann geraten, als daß sie sich noch entziehen könnte.
Vorsichtig geht er einmal um sie herum. Sie soll nicht hören, wo er ist, soll sich nicht orientieren können, sich nicht in Sicherheit wiegen. Jeden Augenblick kann er zuschlagen, sie mit einer unerwarteten Berührung überraschen. Er nimmt ganz sacht eine der Kerzen, geht zu ihr hinüber und hält die Flamme dicht an ihr Gesicht. Sie scheint sie zu spüren, denn ihr Gesicht spiegelt Überraschung wider; so weit es geht, biegt sich ihr Kopf zurück, weicht der Flamme aus. Er lächelt leicht, reagiert sie doch wie von ihm beabsichtigt.
Er geht wieder zurück, betrachtet sie. Nimmt dann die Lederpeitsche, geht zu ihr, läßt die Riemen sacht, geradezu spielerisch über ihren Körper gleiten. Sie seufzt, ihr Körper ist gefangen zwischen Ausweichen und Anschmiegen, kann sich nicht entscheiden, spielt verrückt. Ein Griff zwischen ihre Beine zeigt ihm, wie sehr das Spiel sie erregt. Genüßlich wühlt er sich in ihr zartes Fleisch, reibt ihr dann sanft aber bestimmt mit den Fingern über die Lippen. Es gibt kein Entkommen, sie wird sie öffnen und seine Finger ablecken, bis auch der letzte Tropfen ihres Saftes von seiner Hand in ihren Mund geflossen ist. Sie stöhnt, windet sich, weicht aus und entkommt doch nicht, bis sie sich schließlich ergibt. Er genießt ihre unterwürfige und doch zugleich aufreizende Haltung. Gerade, daß er ihren Willen nicht so einfach brechen kann, macht für ihn den Reiz des Spieles aus. Wird er es jemals schaffen, sie völlig zu unterwerfen, so werden sein Stolz und seine Liebe, die er für sie empfindet, unermeßlich sein.
Er zieht seine Finger aus ihrem Mund zurück, läßt zugleich die weichen Riemen der Peitsche weiter über ihren Rücken gleiten. Er streichelt sie mit dem Leder des Folterinstrumentes, und sie gibt sich ihm hin.
Plötzlich ein Schlag, unvermittelt, hart. Sie bäumt sich auf, stöhnt, versucht, auszuweichen. Zu spät, der nächste Schlag ist bereits in der Luft, trifft sie auf die gleiche Stelle, läßt sie lauter stöhnen, sich stärker winden.
Die Finger seiner anderen Hand gleiten wieder zwischen ihre Beine, streicheln sie, zupfen und ziehen an ihr, bringen sie zur Ekstase, während die Peitsche in unregelmäßigen Abständen wieder und wieder ihren Rücken trifft. Das Leder ist weich, es wird kaum Spuren hinterlassen, doch in ihre Seele wird er sein Zeichen einbrennen. Mit jedem Schlag, mit jedem lustvollen Stöhnen gehört sie ein weiteres Stückchen ihm. Der Tag wird kommen, an dem sie sich ihm ganz hingibt, ohne Kompromisse, ohne Vorbehalte. Dann wird sie ihm gehören, wird seine Beute sein, von seinem Gift durchdrungen, doch voller williger Hingabe an ihn. Von Vorfreude auf diesen Tag erfüllt läßt er sie kommen, spürt ihrem Zucken nach, lauscht ihren Schreien der Lust. Als ihre Flut verebbt ist, hält er sie im Arm, trägt ihr Gewicht, welches für die Fesseln zu schwer geworden ist, und flüstert ihr beruhigende Worte in die Ohren. Doch befreien wird er sie erst, wenn sie wieder ganz auf dem Boden der Tatsachen angekommen ist. Dann wird er sie mit einem Lächeln empfangen, in welchem Stolz für die Frau mitschwingen wird, die er vor allem wegen ihrer Stärke liebt.

_____________
(April 2002)

[ 21.04.2002, 22:23: Beitrag editiert von: chaosqueen ]

 

WIRKT!
hat mir sehr gut gefallen! Anmerkungen sind unterwegs.
Ganz allgemein finde ich, daß ein paar Sätze zu formell daherkommen ( 2 mal "welche(s)" ...) und der ein oder andere Satz ein wenig mit dem Rythmus bricht ... aber die Stimmung, der Inhalt und die Erotik springen definitiv über.

Guten Nacht,
Frauke

 

Das gefällt mir sehr gut, ich finde die Schilderung der Gefühle und Absichten sehr gelungen und natürlich finde ich die Geschichte sehr scharf, ich konnte die Situation förmlich vor mir sehen.

 

Hallo Chaosqueen!

Ich weis nicht so recht ob mir die Geschichte gefällt oder nicht.
Deine Schreibstil gefällt mir, aber irgendwie kann ich mich nicht in die Person hinein versetzten, irgendetwas stößt mich ab,vielleicht wie er mit ihr umgeht, ich weis es nicht.

Tschaui!
Aitzo^-^

 

Zitat CQ: "Nimmt dann die Lederpeitsche, geht zu ihr, läßt die Riemen sacht, geradezu spielerisch über ihren Körper gleiten. Sie seufzt, ihr Körper ist gefangen zwischen Ausweichen und Anschmiegen..." :eek1:

Also, ich weiß, was ich da machen würde: dem Typen dem Kopf abreißen, sobald ich loskäme! :p Kommt mir vor wie eine Szene aus einem Horrorfilm... ;) :D

Erzählt mal wieder gut, wie immer, aber das Theeeema! Also, nee, Chaosqueen, ich mag Peitschen nicht, besonders nicht im Zusammenhang mit "Liebe"! :(

 

Hallo zusammen!

Schön zu sehen, wie unterschiedlich dieser Text auf Menschen wirken kann!
Daß der Text Frauke und Mr Freeze gefällt, freut mich. Leichte Holperer in der sprache sind mir leider inzwischen auch aufgefallen, Danke, Frauke, für den Hinweis!

@Aitzo:
Niemand muß diese Art der Erotik mögen, um so mehr freut es mich, daß Du zwischen Inhalt und Stil unterscheiden kannst! Lustig ist, daß Du fast den gleichen Satz auch bei einer Geschichte von arc en ciel geschrieben hast: "irgendetwas stößt mich ab, ich weiß nicht, vielleicht die Art, wie er mit ihr umgeht." :)

@Roswitha:
Siehe meine Antwort an Aitzo: Ich erwarte gar nicht, daß jeder diese Art der Erotik mag und / oder nachvollziehen kann.
In meinen Augen ist es Erotik, andere finden es abstoßend, so wie Du.
Kopf abreißen? Horrofilm? Naja, das ist dann doch etwas übertrieben, oder was meisnt Du? ;)

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

hi!
da hast Du recht: Aitzo hat zu beiden Texten fast die gleiche Reaktion gezeigt.
Dabei haben wir doch nur äußerlich das selbe "Genre" von Sex benutzt. Ich muß sagen, daß Dein Protagonist immerhin viel besser zu seiner Frau ist, als meiner. ( jetzt sollten wir uns aber nicht um virtuelle Männer streiten :D )

Aber ist schon interessant, daß das kaum jemandem auffällt,

gute Nacht,
Frauke

 

Zitat Frauke: "Dein Protagonist immerhin viel besser zu seiner Frau ist, als meiner." :sconf:

Jeder ist seines Schreibens Schmied, heißt es doch so schön im Volksmund!

Wenn wir alle nur noch liebe, freundliche, tugendhafte, moralisch einwandfreie, nachdenkende, nette, etc. Männer beschreiben, na, wer weiß, vielleicht ändern wir dann ja noch die Welt! :lol: :D ;)

 

oh, ich fürchte, dazu ist meine Laune derzeit zu düster... wenn ich mit dem, was ich schreibe JETZT die Welt ändere, dann halt mich bitte einer auf!
Nein, ich meinte eigentlich, daß DAS hier eine wirkliche, "normale" ( sorry, ich weiß, Chaosqueen ) SM-Beziehung ist... und in meinem Text so einiges Schieflage hat ( ich sag ja: zu düster ... )
damit wollte ich nichts ändern, oder geändert haben, sondern nur feststellen, daß diese Unterschiede bisher kaum jemandem aufgefallen sind...

Lieben Gruß,
Frauke

 

@Imperator:
Freut mich, daß ich Dich erreicht habe! Sowas hört man immer gerne. :)

@Roswitha und arc:
Der Mann in meiner Geschichte ist schon deswegen "netter", weil sie genau weiß, worauf sie sich einläßt und er wiederum nichts tut, was sie nicht möchte.
Ob wir die Welt durch "postive writing" verändern können? Ich weiß nicht so recht... schön wär's!

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

hey!
ich weiß auch nicht, ob "positiv writing" wirklich etwas ändert. aber es setzt der Miesmacherei doch immerhin etwas entgegen... :D
aber, Chaosqueen, wieviel % Deiner Leser kannst Du begreiflich machen, daß man positiv über SM schreiben kann? :D :D ... mir schon. Laßt uns abstimmen!

ja, ich denke, Dein Mann ( :D ) ist netter, weil beide gleichwertig sind. Und dann ist meiner Meinung nach jede Art von Beziehung ok.

Lieben Gruß,
Frauke

 

Ich glaube schon, daß man auch denen, die SM bisher nicht in ihren Gedanken hatten (und vielleicht auch nie wirklich haben werden), begreiflich machen kann, daß SM erotisch ist. Oder zumindest, daß eine SM-Story erotsich sein kann. Ich hoffe es zumindest und werde es weiterhin versuchen!
Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Die Geschichte hat mich einer seltsamen Spannung ausgesetzt und mich fasziniert. Ich konnte sie mir sehr bildlich vorstellen und finde nichts Schlimmes an der dargestellten Form des SM, denn man erkennt ganz deutlich, dass sie sich lieben und auch nur das tun, was beide möchten. Sehr erotisch und irgendwie anmachend.

 

ich hoffe ja auch, daß man über solche Themen ( also SM und Ähnliches ), die für andere undenkbar sind, auf andere Art schreiben kann. Und ich denke, um so mehr Menschen Du mit Deinen Texten Du überzeugen kannst, um so mehr spricht das für deren Qualität!

Ich bin gespannt auf Neues von Dir! Mich brauchtest Du zwar nicht zu überzeugen, aber gefallen tut es mir auf jeden Fall.

Für alle, die mit SM bisher nichts anfangen konnten: Macht doch eine literarische Expedition. Von selbst ausprobieren redet ja keiner :D

Lieben Gruß,
Frauke

editiert weil: ich hab einmal SMS statt SM geschrieben und soooo blöd will ich nicht dastehen. Danke philipp!

[ 07.05.2002, 00:34: Beitrag editiert von: arc en ciel ]

 

@Frauke: SMS habe ich schon oft ausprobiert, teilweise hats sogar sehr viel Spass gemacht, aber ich habe noch nie drüber geschrieben... :D

 

hi philipp!
danke, danke!
DU solltest meine 100 Tippfehler doch schon kennen, oder? War wohl mehr eine Konzentrationslücke - hier geistern schwarze Löcher rum, ich schwör's!
der allgemeinen Heiterkeit halber hab ich dran rumeditiert. jetzt ist es wohl besser, mh?
wie man über SMS und Spaß und überhaupt schreibt, hat uns doch Aitzo vorgemacht, oder? das ist doch bestimmt nicht an Dir vorbeigegangen! :D

und einen Versuch ist es immer wert. Also auf auf! eine Challenge-SMS... dafür müßte Deine Zeit doch reichen! - für 160 Zeichen!
und was sich reimt ist gut! :D

Lieben Gruß,
frauke

 

WOW!
ich hab mich jetzt seit Tagen durch (auch)dieses Forum gelesen. Viele gute Texte. Aber kaum einer hat mich so fasziniert, wie dieser hier.
- dabei hab ich mit SM bisher nochnie was zu tun gehabt! -
Du hast es tatsächlich geschafft, mich zu fesseln und mir die Situation und ihre Wirkung näher zu bringen.

Ganz toll! :thumbsup:

Sunny

 

@Frauke: SMS, soso... ;) Nee, schon klar. Danke, daß Du meinen Text so lobst und als "Werbung" für SM nimmst... :)

@Sunny Day: Danke, das Lob ehrt mich! Ich freu mich immer, wenn mein Text jemanden berührt.
Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

naja, ob ich die Richtige bin, um Werbung zu machen? wer weiß... jedenfalls gefällt er mir.

F.

 

Hi Frauke!

Wer für mich Werbung macht, ist ja eigentlich egal, Hauptsache, es klappt! ;)
Nein, mal ernst: Wenn Dir meine Texte gefallen und Du sozusagen ihr Fürsprecher bist, finde ich das super!
Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom