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Im Medienkarussell II

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12.04.2007
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Im Medienkarussell II

Das Medienkarussell kocht

Dem Gedenken an Clemens W. und Alfred B.

I
Zukunft

Kalt pfiff der Wind übern Westerwald, als spielte er den zwo Herren von siebzig oder mehr Jahren zum Marsche auf. Die Alten fuhren rüstig mit ihren vollautomatisierten Rollstühlen über eine riesige Wiese in der Nähe von Wilmenrod und unterhielten sich über Gott und die Welt.
Gerade sagte der jüngere von den beiden: „Gott, das Essen hierzulande ist schrecklich – nix als Kraut, dass einem graut!“, worauf der andere antwortete: „Stimmt, lieber Woody! – Aber mich stören vor allem immer diese kleinen Portionen!“ Und der „Woody“ genannte fuhr scheinbar ernster fort: „Naja, lieber Franz, dafür hastu ja immer riesige Teller benutzt. Aber im Ernst: im Wesentlichen seh ich sogar das Leben so - voller Einsamkeit und Elend, Leid und Kummer …“, um nach einer Kunstpause zu schließen: „Und dann ist es auch noch so schnell vorbei.“ Franz antwortet darauf „Wie wahr, lieber Woody, wie wahr!“

Alfred Franz Maria „Bio“ und „Woody“ Allen Stewart Konigsberg saßen nun vor einem gewaltigen Grabstein, der im oberen Drittel durch ein Kreuz eingenommen wurde. Zentriert stand dort in Kapitälchen „Clemens“ und ebenso in der Zeile darunter „Hahn-Wilmenrod“. Zuunterst fanden sich die Jahreszahlen „1906 – 1967“. Während Bio die Hände faltete, ließ Woody sie in seinen Hosentaschen verschwinden, hatten den Stadtneurotiker die Ältern doch gelehrt, die Hände bei sich zu halten.

Nach einer Schweigeminute murmelte Woody: „Verzeih mir, lieber Alfred, aber ist dieser Hahn mehr ein Opfer der Burschenschaften oder der Springerpresse geworden?“, was Alfred ignorierte. Stattdessen sprach er zu dem Stein:
„Hallo, alter Freund, bekümmere dich nicht um dieses lose Mundwerk. –
Hundert und mehr Jahre alt, davon mehr als vierzig schon tot - und doch nicht vergessen. Wie gern hätt’ ich deinen Ruhm statt der ewigen Talkshows gehabt, in denen man sich mit Banausen und Kretins in aller Freundlichkeit herumquälen musste.“
„Wie wahr, lieber Franz, wie wahr!“, bestätigte Woody, wodurch Franz sich aber nicht unterbrechen ließ: „Dabei würd’ ich doch gerne wie du das panierte Schnitzel als Venezianischen Weihnachtsschmaus und die gemeine Boulette als Arabisches Reiterfleisch dem Publikum unterjubeln –
vor allem aber Monologisieren, bis die Schwarte kracht, Anekdoten erzählen und in der Welt herumreisen, so wie du es getan hast, denn dieses – ich fühle es tief in meinem Innersten - ist meine wahre Berufung.“
„Du fühlst es“, meinte Woody und eine Hand legte sich auf Bios Schulter. Der zuckte zusammen und drehte sich vorsichtig um. Aber da war niemand außer Woody – und der saß zu weit weg im Rollstuhl. Stattdessen sagte eine bekannte, aber unsichtbare Stimme: „Ach lieber, goldiger Alfred! Lieber Bruder in Lucullus! Glaube doch nicht alles, was du siehst und hörst“, worauf Bio stotterte: „Du bist … Äh … Ähem …“, und vorsichtig fragend „Clemens Hahn? – Äh… - Clemens Wilmenrod?“
„Bingo!“, rief die Stimme und Vico Torriani sang, Kalkutta liege am Ganges …

II
Vorvergangenheit

Vico behauptet auch im Winter 1952/53, dass Kalkutta am Ganges liege, und wir betreten mit einem Ehepaar ein dämmerliches Fernsehstudio in Hamburg, worinnen beide Personen auf ein Vorstellungsgespräch warten.
Derweil plappert auf einem Monitor, der oben zwischen Decke und Wand angebracht ist, Herr Prof. Grzimek in schwarz-weiß über die Anatomie der Schlangen, was der frühe Fernsehstar an einem lebenden Exemplar erläutert. Als die Hand des Zoologen mit dem Tier in Großaufnahme gezeigt wird, stößt die Frau ihren Mann heftig an, dass dieser „Autsch!“, schreit. Die Frau zeigt aber unbeirrt nach oben auf den Bildschirm und ruft: „Clemens! Clemente Clementino! – Schau nur! –
Stell dir vor, die Schlange wär ein Omelett und diese Hand, die wir sehn, wäre die deine. Und dieses Omelett präsentiertest du im Fernsehen in einer Studioküche den Zuschauern. Und dieses Studio baute man um nach deinen Bedürfnissen.
Es würde deine Küche und die Zuschauer bildeten dein Publikum.“
Und die Frau schließt: „Scheiß doch auf die Schauspielerei!“

III
Gegenwärtige Vergangenheit

Zehn Jahre später – aber es ist uns, als wär’s heute Abend - beherrscht Clemens Clemente Clementino sein Fernsehküchenstudio zu Hamburg Er ist ein angesehener und gemachter Mann und begrüßt uns:

„Ach, ihr lieben goldigen Menschen! - Liebe Brüder und Schwestern in Lucullus! -
Was haben wir nur für schlimme Zeiten des Misstrauens! -
Erinnern Sie sich der vorletzten Sendung, als ich Ihnen, meinem sehr verehrten Publikum, die gefüllte Kirsche vorstellte? Nun gibt es einen Zweifler unter Ihnen, der mir vorwirft, die mit einer süßen Mandel gefüllte Sauerkirsche oder auch mit einer bittern Mandel gefüllte Süßkirsche nicht selbst kreiert zu haben. -
Da halte ich es mit unserem Herrn, der da gesagt hat, wer nicht für mich ist, der ist gegen mich!
Bei Gott und allen Musen im Himmel und allen andern Zeugen des Himmels und der Erden“, -

Clemens ergreift ein sehr langes Küchenmesser, setzt es sich an die Brust. Frau Erika, die wir noch vom Winter 1952/53 als die Mutter einer gelingenden Idee kennengelernt und die fürs Publikum unsichtbar und abseits im Studio steht, schlägt die Hände vorm Gesicht zusammen –

„schwöre ich bei meiner Seele und allem, was mir lieb und heilig ist, dass ich die gefüllte Kirsche in all ihren Varianten erfunden habe und wenn nicht, mag diese, meine Hand den kalten Stahl in mein Herze rammen! –
Wenn auch nur ein Zuschauer anrufen wird, er habe schon vor meiner Sendung eine gefüllte Kirsche gegessen, werde ich mir das Leben nehmen. –
Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort! –
Hier stehe ich und kann nicht anders!“

Derweil klingelt in der Regie ein Telefon und die ungeduldige Stimme am andern Ende bellt die Regie an: „Ja, warum tut ers denn nicht endlich!?“

IV
Einst

Am Anfang war das Wort und es führte eine Frau und das Wort hieß: Scheiß doch auf die Schauspielerei! Und der drittklassige Schauspieler Hahn schlüpfte in die Rolle des ersten Fernsehkochs, und wenn man der einzige ist, ist es leicht, der beste zu sein. Er nannte sich von nun an nach seinem Geburtsort Willmenrod im Westerwald und trat auf in der eigenen Sendung Wilmenrod bittet zu Tisch, assistiert von Ehefrau Erika und dem Schnellbrater Marke Heinzelkoch, und, wer will es bezweifeln, übernommen wird dereinst Wilmenrods Prinzip einfacher und rascher Küche bei einiger Dampfplauderei durch Mälzers Tim und es wird sein, als sänge Vico Torriani immer noch Gruezi, gruezi miteinand’.

V
Perfekt

Letzten Sonnabend, nachmittags, haben wir uns in einem hellen und freundlichen Kölner Fernsehküchenstudio gefunden. Moderiert hat Rainer Saß als Alfred B., da dieser leibhaftig nicht mehr will, und Tim Mälzer zeigt sich auch. Die Köche werkeln vor sich hin. Aber was ist mit Sarah Wiener, die dort herumzappelt? Rainer als Alfred unterbricht sein Tun, wendet sich ans Publikum: „Ja, meine lieben Zuschauer, wir haben einen interessanten Gast heute zu Gast. – Eine kleine Sensation möchte ich es nennen! - Viele werden sich seiner erinnern: Don Clemento, ähem -, ’tschuldigung, - …“
Tim flicht ein: „Macht nichts, lieber junger Freund in Lucullus. Das ist doch ein schöner Spitzname, so nennt mich auch meine über alles geliebte Frau, und die ist intelligenter als McDoof und irgend eine Bananenschale je sein könnte …“,
wobei Rainer als Bio sich auch nicht unterbrechen lässt: „ … ich meine natürlich Clemens Wilmenrod …“ Und Tim Mälzer nickt als Clemens W. und bestätigt: „Und an meiner Seite meine liebe Frau Erika, die mir den Heinzelmann führen wird …“

Sarah W. ist also in der Rolle der Henne Erika, schließt das Publikum messerscharf. Und es hat recht, denn die Familie Hahn wollte partout in Wilmenrod bleiben. Dort kommt sie her, dort ist sie hingegangen … in der guten alten Zeit, da Nächstenliebe und Solidarität noch gelebt und die Liebe zur und gelegentlich zum Nächsten ohne Medien praktiziert wurde.

Die Köche werkeln vor sich hin und Sarah als Erika führt den Heinzelmann. Der Gatte werkelt und werkelt weiter, als die Henne den Heinzelkoch an den Hahn weiterreicht, der den Heinzelmann sofort verwendet.
Nun fragt Alfred Saß: „Aber war’s nicht doch ein wenig wie Fastfood, was du zu Lebzeiten präsentiert hast?“
Nun übernimmt die Frau das Gespräch: „Ja, ja, so ist es. Doch immerhin haben wir den Toast Hawaii und den Rumtopf populär gemacht und vor allem, dass Pute zu Weihnachten gehört wie der Schnee und der Baum …“
Rainer Bio fragt überrascht: „Welcher Schnee? - Ja, ja! – Ähem …,
meine Damen und Herren, wir machen gerade gedämpfte Wildkräuter mit Apfel und Frühstücksspeck, Sarah, pardon, Erika, das stellen Sie her, Clemens, du bereitest die Hauptspeise zu, …“
Clemens M. fährt Rainer B. ins Wort: „Entenbrust mit Apfel …
Ein Genuss schon die Zubereitung!
Wenn man nicht mehr so recht mit Brüsten der eigenen Art umgehn kann, tun’s auch mal Brüste der Ente ...“, kräht der Mime.
„… und ich bereite das Dessert: Champagnergelee mit Erdbeeren“, versichert Alfred S.
„Hm, hm! Wie das schon duftet hier! Ich muss mal eben schau'n, ob ich nichts vergessen habe …“
Rainer B. schaut in sein im Vordergrund aufgeschlagenes Kochbuch: „ Ja, bisher ist alles richtig verlaufen. Ähem, - fürs Dessert brauchen wir nicht den guten Fürsten, da reicht ein preiswerteres Produkt, doch habe ich zu dem ganzen neben einem leckeren Kröber auch eine Flasche Fürst M. mitgebracht. Aufs Gelingen wollen wir einen anstoßen …" und er füllt drei Sektgläser und reicht seinen Gästen je ein Glas.
Alle drei rufen wie aus einem Munde: „Hm, - wie das schmeckt!“
Sie stoßen an. Doch der Hahn schüttet das Glas in sich hinein, worauf seine Mediengattin droht: „Hab ich dich nicht gebeten, vorsichtig mit Alkohol umzugehn?“, während der Gastgeber gleichzeitig murmelt: „Hm, wie das schmeckt! – Ähem …“
Hahn versucht zu beschwichtigen: „Aber ja doch, mein Schatz, - doch so jung komm’n wir nie wieder zusammen …“
Die aufgebrachte Frau kippt ihr Glas in den Abfluss, worauf der Gastgeber ablenken will: „Aber nicht doch, verehrte Freundin! Lassen Sie uns von Ihrer Vorspeise genießen!“
Alle probieren sie davon. Wohlgefälliges Gemurmel füllt das Studio. Die Situation scheint entspannt zu sein. – Danach soll die Entenbrust probiert werden.
„Hierzu habe ich einen Kröber Nacktarsch ausgewählt …“, sagt Bio S.

Die riesigen Teller werden mit wenig genug Entenbrust beladen, Saß füllt die Weingläser. Man stößt erneut an …
Probiert.
Wohlgefälliges Gemurmel.
Während Rainer das Dessert verteilt, kippt Tim seinen Wein hinunter. Sarah schaut böse. – Alle probieren vom Dessert.
Plötzlich kräht Tim: „Igittigittegitt!
Das schmeckt ja nur nach Essig!
So ist heut die Küche?
Ekelhaft! - Rainer Essig! - Das schmeckt nach nix anderm als Essig! – Das essich nich’! Da bleibt ei’m nix anners, als sich zu erschießen!“
Vico Torriani besingt derweil im Hintergrund Ananas aus Caracas.
Die Henne mosert nun: „Da hammers! – Kaum hat er zu viel getrunken, wird er ausfallend.“ Und in streng befehlendem Ton: „Nu entschuldige dich und lade Herrn Biolek in deine nächste Sendung ein!“, als die Regie die Übertragung abbricht.

VI
Einst zum Zwoten

Wir werden langsam von Pflegepersonal über eine Wiese in der Nähe von Wilmenrod bis vor einen uns bekannten Grabstein gekarrt, der zu einer Wallfahrtsstätte umgewidmet wurde, haben hier doch arme, geschmacklose Sünder ihren Geschmack wiedergefunden auf wunderliche Weise. Der Pilgerstrom singt

Trafen sich einst die Gebrechen, / Die zugleich von jedermann
Gern genutzt zu eig’nen Zwecken / Wenn man Recht nicht will, - doch kann.

„Ach,“ der Blinde fragt den Lahmen, / „Wie mag es denn weiter gehn.“
Sagt der Lahme zu dem Armen: / „Bester Freund, so wie Sie’s sehn!“
Und der Stumme fragt den Blinden, / Was vorbeizieh’ dort im Land.
Doch der Blinde kann nichts finden, / Fragt den Tauben ganz entspannt.

Doch der Taube, der versteht nicht, / Was der Blinde ihn gerad fragt,
Trotzdem bleiben beide höflich, / Keiner übern andern klagt.
Und der Blinde sagt dem Stummen / Als der grade vor sich hinbrummt:
„Freund, lass uns ein Liedchen summen, / dass die ganze Welt verstummt!“

Und der Stumme denkt für sich: / „Was will der Mensch dort mir sagen?
Oder ist im Kopf er nicht ganz dicht? - / Leider kann ich ihn nicht fragen.“
Und der Taube spricht zum Stummen: / „Was Sie mir gesagt ha’n, mit verlaub,
Hört ich nicht mal als ein Summen, / Denn, mein Herr, ich bin ganz taub.“

Fragt der Blinde gerad den Lahmen: / „Werter Freund, Sie wollen gehn?
Dann darf der Wille nicht erlahmen, / Vom Sitz erst einmal aufzustehn.“
Doch der Lahme sagt dem Blinden: / „Wenn ich Sie hab recht verstanden,
Müsst’ ich, um zu gehn, erst mich schinden? / Käm’ ich da nicht schnell zu Schanden?“


Georg Christoph Lichtenberg / Drückt’ zeitlebens ein gewalt’ger Buckel
Der buckelte vor keinem Zwerg, / Und wär’ der auch ein Gockel.

Doch der Lahme frömmelt sehr, / Fährt hoffnungsfroh nach Lourdes.
Ruft dort sehr laut: „Hilf mir, Gott & Herr!“, / Am End der langen Tour.
Und das Wunder, es geschieht, / Ist kaum zu begreifen:
Eh der Rollstuhl sich versieht / Trägt er neue Reifen.

Der Taube kann nichts hören, / Der Blinde kann nichts sehn,
Der Stumme kann nichts reden / Und wir woll’n nichts verstehn.

Allein ein jugendlich wirkender Rainer S. vermag sich aus dem Pilgerstrom vorm Stein zu erheben: „War’s gestern oder vorgestern? - Da hatt’ ich einen Alptraum. Mir war, als wärstu bei mir gewesen und wolltest mich zu dir einladen, lieber Clemens Clemente Clementino. –
Ist das nicht seltsam, was mit einem geschehen kann? – Aber verrate mir doch eins: warum hast du dich erschossen? –
War die gefüllte Kirsche in all ihren Varianten doch nicht deine Schöpfung?“ Da schrickt der Mann zusammen, denn eine kalte Hand legt sich auf seine Schulter und Vico Torriani spricht langsa:m: „Ja, Gruezzi, Alfredo - oder auch Rainerle, dieses wird ein Wa:lfahrtsö:rtli und ich errichte das Hotel Victoria allhier aufs Neue!“, und singt vom Café Oriental ...

 
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Ja,

geneigte Leserin,

geneigter Leser,

(was bin ich nur für ein politisch korrekter Bursche!),

(noch'n Einschub: mancher wird die Antwort, die gar keine ist, für besser halten als den eigentlichen Text, dennoch war's mir ein Bedürfnis),

auch hier gibt's Quellen anzuzeigen. Direkt zu Beginn findet sich ein Ausschnitt aus dem "Stadtneurotiker" (der dt. Titel ist ziemlich gut, trifft's auch, aber "Annie Hall" ist halt der von „Woody“ Allen Stewart Konigsberg gewählte.)

Ansonsten kannt' ich Clemens W. noch persönlich,
wie ja meine Großmutter väterlicherseits noch mit Herrn von Goethen im Stadtpark geplaudert hat,
und zu unserer Mütter Geburtstag gingen wir zwosam ans jeweilige Grab und spuckten Kirschsteine herüber ... Ach was: wir testeten aus, wer den weitesten Bogen pinkeln konnte ...

Gruß

Friedel

 
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Hallo Friedrichard,
Zentriert stand dort in Kapitälchen „Clemens“ und ebenso in der Zeile darunter „Hahn-Wilmendrod“. Ein d zu viel?
Zufällig habe ich vor einer Woche ein Buch geschenkt bekommen. Es trägt den Untertitel 'Die Flimmerkiste in den 50er und 60er Jahren'. Da habe ich gleich reingeschaut, ob ein Artikel über Clemens Wilmenrod enthalten ist. Und ob. Der Autor Bernd Müllender widmet ihm fünf Seiten und auch ein schönes Bild mit der Schürze ist eingefügt. Vor allem die Anekdote mit den flambierten schwarzen Bananen war erheiternd. Der Typ war echt gut – kein richtiger Koch und doch eine unangefochtene Autorität der Adenauer-Zeit. Ihm wurde 'alles abgenommen'.
Ich bin zwar schon 54, aber den kannte ich noch nicht. Nach Deinem Text habe ich mich in Wikipedia schlau gemacht und dann im Buch geblättert. Deine Satire erschließt sich mir daher erst im zweiten Anlauf. Vielleicht. Denn auch sonst scheint viel Hintergrundwissen vonnöten zu sein. Meins reicht ohne Recherche nicht. Daher wird dieser Text für mich zur Arbeit und ich kann ihn nicht genießen, das heißt gleich richtig verstehen. Wohl dem, der deinesgleichen Wissen hat!
Mit freundlichem Gruß
kinnison

 

Dank Dir,

lieber kinnison,

für den Hinweis (der korrekt ist) und die Mühe, den Text gelesen zu haben, denn nach einem halben Jahr kann auch ein bescheidener Text verkümmern. Mir kam der Text beim Schreiben gar nicht so schwierig vor und - so meine ich - er kann durchaus auch ohne allzu viel Hintergrundwissen lesen + verstehen.

Sonst hätt' ich ihn eher unter Historik untergebracht.

Nochmals vielen Dank - auch für Deinen Mut!

Gruß

Friedel

 

Seltsames Zusammentreffen:

Heute vor 115 Jahren wurde Clemens Wilmenrod geboren, der erste „Fernsehkoch“, tatsächlich ein Schauspieler und großer Geschichtenerzähler.

Gestern ist Alfred Biolek im Alter von 87 Jahren verstorben, ein eigenwilliger und stilbildender Fernsehmoderator, „Entertainer“ wie’s auf Neohochdeutsch heißt und – TV-Koch.

Grund für mich, eine alte Geschichte auszugraben und beiden großen Geschichtenerzählern zu widmen! Und nun ist der Text "historisch"!

Friedel

 
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Lieber @Friedrichard ,

da hast du zum Tod von Alfred Biolek nochmals die ganze Galerie der Fernsehköche auftreten lassen. Die meisten Namen sind mir noch vertraut, da gehöre ich wohl zu den wenigen Aktiven hier im Forum, die da mitreden können. „Bio“ war natürlich ein Wegbereiter in mehrer Hinsicht. Leicht hatte er es nicht, um so länger wird seine kultivierte und zugewandte Liebenswürdigkeit ohne Entgleisungen im Gedächtnis bleiben. Du hast ihm einen kongenialen Freund an die Seite gestellt, der ebenfalls seine Zeit geprägt hat, jedenfalls den modernen Stadtmenschen.
Dein Text ist als Satire ausgewiesen, da er teilweise zu Lebzeiten der Protagonisten verfasst wurde. Heute wird man ihn wohl eher als wohlmeinenden Abschiedsgruß verstehen.
Köche gibt es reichlich im Fernsehen, auch im Forum. Manche auch auf Abwegen, glaube ich.
Interessant ist jedenfalls die Tatsache, dass die Zahl der Kochsendungen und Kochbücher diametral zu den Statistiken steht, die da besagt, dass gemeinsame Mahlzeiten in den Familien zugunsten von einsamen Fastfoodevents verschwinden …

Hand aufs Herz, lieber Friedel, kannst du kochen?

in Erwartung des nächsten Donnerwetters aus dem Schwarzwald liebe Grüße
wieselmaus

 

Lieber @Friedrichard,

mit der Geschichte würde Bio Dich bestimmt in seine Sendung einladen. Ein wirklich schönes Stück ist Dir da gelungen.

Mit Namen, Marken und den zeittypischen Gerichten wirfst Du mich beim Lesen glatt in meine Kindheit zurück, auch wenn der von Dir beschriebene Hahn-Wilmenrod mir nicht mehr live im Ersten begegnet ist, so waren doch seine Kreationen auch in den Sechzigern und Siebzigern noch überall präsent.

So wenig braucht es, um eine kleine Zeitreise zu machen:

Fürs Dessert brauchen wir nicht den guten Fürsten, da reicht ein preiswerteres Produkt, doch habe ich zu dem ganzen neben einem leckeren Kröber auch eine Flasche Fürst M. mitgebracht.

Tja, und dann "Einst, zum zwoten" - herzlich gelacht, besonders bei:
Und das Wunder, es geschieht, / Ist kaum zu begreifen:
Eh der Rollstuhl sich versieht / Trägt er neue Reifen.

Einen winzigen Vorschlag hätte ich doch noch, auch wenn der Text schon lange hier ruht.
„Nu entschuldige dich und lade Herrn Biolek in deine nächste Sendung ein!“, als die Regie die Sendung abbricht.
..., als die Regie die Übertragung abbricht.

Alles Liebe
Sabine

 
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Dein Text ist als Satire ausgewiesen, da er teilweise zu Lebzeiten der Protagonisten verfasst wurde. Heute wird man ihn wohl eher als wohlmeinenden Abschiedsgruß verstehen.

Ja, so ist es wohl, dass es nun von der Satire zur Parodie sich gewandelt hat,

liebe @wieselmaus,

und eigentlich würde ich als nächstes „Kochen mit Martina und Moritz“ gleichermaßen parodieren (natürlich mit dem, was beide einfach nicht hinkriegen: Familienstreit … Aber demnächst ist da Karussell mit der Nr. 1 fällig, wiederbelebt zu werden - Harald Schm. mit Angela M. darinnen, ein Glücksfall von Frau im Kanzleramt für die BeErDe, wie zuvor Adenauer und Brandt – und dass mich vor Söder und vor allem Laschet graust, dürfte hierorts kein Geheimnis sein. Eitel Firlefanz!

Köche gibt es reichlich im Fernsehen, auch im Forum. Manche auch auf Abwegen, glaube ich.
Wie überall, behaupte ich mal.

Hand aufs Herz, lieber Friedel, kannst du kochen?
Nicht weiter sagen – bei den Geusen (so hieß mein Pfadfinderstamm) war ich Koch … Kein Scherz … Aber deftig kann ich Dear sagen! Natürlich kann’s das mir angetraute Wesen besser – bei ihr in der Schule war sogar dergleichen trainiert worden … Man kann es so sagen: Ich bin für die Kaltgetränke zuständig und sie fürs warme ...

in Erwartung des nächsten Donnerwetters aus dem Schwarzwald liebe Grüße

Hier ist bis jetzt nur der Himmel dunkel und

hallo @SabineK,

schön, Dear nach einer kleinen Ewigkeit wieder zu begegnen und gleich läuft ein warmer Schauer durch mich

mit der Geschichte würde Bio Dich bestimmt in seine Sendung einladen. Ein wirklich schönes Stück ist Dir da gelungen.
und noch schöner, dass Du lachen konntest – und Dein Vorschlag wird natürlich realisiert!

Tschüss und schönes Wochenende – unabhängig vom Wetter – wünscht Euch beiden der

Friedel

 

Lieber Friedel @Friedrichard

ich komme nicht umhin, deine Texte zu lesen.
Dein großes Wissen und deine Beiträge setzen mich immer wieder in Erstaunen.

, worauf der andere antwortete: „Stimmt, lieber Woody! – Aber mich stören vor allem immer diese kleinen Portionen!“ Und der „Woody“ genannte fuhr scheinbar ernster fort: „Naja, lieber Franz, dafür hastu ja immer riesige Teller benutzt
Wie ist das denn mit der optischen Täuschung. ;)
Stell dir vor, die Schlange wär ein Omelett und diese Hand, die wir sehn, wäre die deine. Und dieses Omelett präsentiertest du im Fernsehen in einer Studioküche den Zuschauern. Und dieses Studio baute man um nach deinen Bedürfnissen.
Es würde deine Küche und die Zuschauer bildeten dein Publikum.“
Und die Frau schließt: „Scheiß doch auf die Schauspielerei!“
:lol:
Mir war, als wärstu bei mir gewesen und wolltest mich zu dir einladen, lieber Clemens Clemente Clementino. –
Nun denn, folgte er der Einladung.
Der Taube kann nichts hören, / Der Blinde kann nichts sehn,
Der Stumme kann nichts reden / Und wir woll’n nichts verstehn.
So ist es wohl.

Torriani sang, Kalkutta liege am Ganges …

Vico Torriani besingt derweil im Hintergrund Ananas aus Caracas.
Hat mir gut gefallen, wie du immer wieder die falschen Behauptungen von V. Torrianis Liedtexten einbringst. Bei Caracas habe ich mich allerdings auch gefragt, ob du es vielleicht deshalb eingebracht hast, weil sie laut Spiegel als die gefährlichste Stadt der Welt gilt.
Georg Christoph Lichtenberg / Drückt’ zeitlebens ein gewalt’ger Buckel
Der buckelte vor keinem Zwerg, / Und wär’ der auch ein Gockel.
Wie klug, dass du hier Lichtenberg anführst, den Vater der deutschen Aphorismen.
Und der Stumme fragt den Blinden, / Was vorbeizieh’ dort im Land.
Wie kann der Stumme fragen?

Wie immer gerne gelesen.
Wenn auch nicht alles verstanden!
Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag

Liebe Grüße CoK

 
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ich komme nicht umhin, deine Texte zu lesen.

Das les ich gerne,

liebe @CoK -

aber

Dein großes Wissen und deine Beiträge setzen mich immer wieder in Erstaunen.
relativier ich gerne, denn so groß ist es auch wieder nicht – aber ich weiß zur Not, wo was auch immer steht – wobei ich nicht Wiki… meine - und nutz eine Suchmaschine, die selbst alle anderen Suchmaschinen - zuletzt zB Yahoo, das wahrscheinlich durch metaGer immerhin noch eine 3%ige Nutzung aller angewendeten Suchmaschinen ausmacht. Und ich relativier noch weiter, denn hier

, worauf der andere antwortete: „Stimmt, lieber Woody! – Aber mich stören vor allem immer diese kleinen Portionen!“ Und der „Woody“ genannte fuhr scheinbar ernster fort: „Naja, lieber Franz, dafür hastu ja immer riesige Teller benutzt
denn Deine Frage

Wie ist das denn mit der optischen Täuschung.
versteh ich nicht so recht ...
zu
Vico Torriani besingt derweil im Hintergrund Ananas aus Caracas.
schreibstu
Hat mir gut gefallen, wie du immer wieder die falschen Behauptungen von V. Torrianis Liedtexten einbringst. Bei Caracas habe ich mich allerdings auch gefragt, ob du es vielleicht deshalb eingebracht hast, weil sie laut Spiegel als die gefährlichste Stadt der Welt gilt.
Nee, war halt ein Titel der Schlagerwelt

Wie klug, dass du hier Lichtenberg anführst, den Vater der deutschen Aphorismen.
Neben L. steht auch sein Zeitgenosse Jean Paul ganz oben bei mir, einer, der aus allen Schubladen herausfällt und den Schiller für „aus dem Mond gefallen“ bezeichnete.

Und der Stumme fragt den Blinden, / Was vorbeizieh’ dort im Land.
Dazu fragtu
Wie kann der Stumme fragen?
Normalerweise und wenn wir uns gegenübertänden würde ich in meiner schnoddrigen Art antworten „schriftlich“ … was natürlich auf die letzte Strophe hinwiese. Denn ist oder wünscht sich nicht jeder gelegentlich, nix mitgekriegt zu haben?, sich ggfs. Dumm zu stellen.

Dank Dear fürs Lesen und Kommentieren und


eine schöne Woche wünsch ich Dear!

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hach lieber @Friedrichard,

eine wahre Freude, vor allem, wenn ich mittlerweile deine Texte ohne mit der Wimper zu zucken zu lesen bereit bin und wünschte, ich würde alles genau so verstehen, wie du es dir erdacht hast. Aber auch auf meinem Niveau bringst du mein Hirn auf Trab und es kann schneller verknüpfen, was es nicht bereits schon zuvor gedacht hat. Mehr so eine Denksportgeschichte. Alt genug, um den einen oder anderen Protagonisten deines Namenssalates mir vor Augen zu führen, hätte ich mir noch Frau Poletto und Frau Linster als Gäste gewünscht.

Aber wir sind ja nich bei ‚Wünsch dir was‘, sondern bei Bio. Ich liebte dieses Format und kann mich nicht erinnern, dass mich ein Gericht zum Kochen angeregt hätte, als vielmehr die Weine zu probieren, die Bio angeboten hatte und seine überaus freundliche und humorvolle Art mit seinen Gästen umzugehen, vor allem, wenn denen nicht alles gelang, was sie vor der Kamera zubereiteten. Das zubereitete Zitronenhuhn von Alice Schwarzer sah ’so süß aus’. Es war meist eine sehr vertrauliche Atmosphäre, und so entlockte Alfred manchem aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Vielen Dank für diese geschickte Geschichte und vor allem, dass du sie aus dem Wortkriegerkeller hervorgeholt und uns serviert hast. :kuss:

Bester Gruß. Kanji

 

Hallo Friedel

Wie ist das denn mit der optischen Täuschung.
versteh ich nicht so recht ...
Das war keine Frage. Vielleicht waren die Portionen gar nicht zu klein, sondern die Teller zu groß!
Denn ist oder wünscht sich nicht jeder gelegentlich, nix mitgekriegt zu haben?, sich ggfs. Dumm zu stellen.
Ich wünsche mir, gelegentlich mehr mitzubekommen und mich gescheiter anzustellen.
Um beim Kochen zu bleiben: Es sind die Zutaten …

Auch ich wünsche dir eine schöne Woche.
Liebe Grüße CoK

 

Vielen Dank für diese geschickte Geschichte und vor allem, dass du sie aus dem Wortkriegerkeller hervorgeholt und uns serviert hast.
Nix zu danken,

liebe @Kanji,

es freut mich, dass ich Dear (und sicherlich anderen) eine Freude bereiten durfte und vor allem konnte!

Ja, liebe @CoK,

jetzt versteh ichs!

Tschüss ihr zwo und bis bald,

Euer

Dante Friedchen

 

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