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Serie Im März ein Jahr

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10.09.2016
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Im März ein Jahr

Sie sah glücklich aus auf dem Foto, die kleine Paula. Ganz allein in Valparaíso. Ich weiß nicht, warum ich mir ihren Account ausgerechnet vor ein paar Tagen ansah. Aber ich weiß, dass ich die Geschichte aufschreiben muss, um sie nicht zu verlieren.

Ich will genau sein, bei Otto beginnen: Otto war oder ist der Korrekte. Der, mit dem man gut chillen kann. Er hat einen großen Bruder, der ihn für einen Hänger hält, was irgendwie auch stimmt und Otto traurig macht. Ich hatte von Paula erfahren, dass er in nichts wirklich gut war. Zumindest vermied er jegliche Situationen, die seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hätten. Er hatte mal einen Zeichenkurs besucht, ein paar Bilder gemalt, sie alle im Schubfach seines Schreibtischs versteckt. Paula entdeckte sie zufällig. Nicht mal ihr hätte er sie gezeigt, obwohl sie seine beste Freundin war. Er stand auf sie. Das machte ihn verrückt. Schließlich war er Otto der Korrekte und nicht Otto, der was von seiner besten Freundin will. Vielleicht stellte er sich vor, wie ihre Lippen schmeckten oder er ertappte sich dabei, wie genau er ihre zierlichen Bewegungen studierte. Es musste ihm einfach wie allen ergehen, die vor Paulas Schönheit erschauerten.
Eines Tages, als die beiden sich trafen, um der Sprengung eines Hochhauses beizuwohnen, packte er aus. Er wollte reinen Tisch machen. Paula erzählte mir, wie sie gelacht hatte. Es knallte und das war wirklich laut, trotz Ohropax, und nachdem das Gebäude sich zur Seite gewälzt und zu einer Staubwolke zerfallen war, legte Paula ihre Hand auf Ottos Glied. Leider steh ich nicht mehr auf Typen.

Otto glaubte, es sei das Ende ihrer Freundschaft. Doch Paula schien das Geständnis nicht weiter zu kümmern. Sie erzählte Otto von mir. Dass alle mich für eine nette Person hielten, dass ich engagiert sei und man mit mir herumalbern könne. Sie wusste nicht, dass nichts an mir nett war, dass es nichts gab, was ich ohne Hintergedanken tat. Die meiste Zeit fragte ich mich, ob nicht in Wirklichkeit alles, was ich hervorbrachte, große, blutleere Lügen waren. Meine Konkurrentinnen auf der Arbeit hielten mich für eine hirntote Marionette. Eine aufgesetzte Schlampe, die viel jünger war, als sie sich gab. Manchmal fand ich sogar, dass sie recht hatten. Nur dass es mich nie störte. Ich wusste, ich würde sie alle überleben. Ich konnte beständig sein wie der Geruch von Kotze im Auto.

Es störte mich nicht, dass Paula Otto zum Zwanzigsten Nacktbilder von sich schenkte. Was dachte sie sich eigentlich dabei? Der arme Kerl. Scheinbar nahm Otto alles mit Humor. Wer weiß, was wirklich in seinem Kopf vorging.
Paula traf sich wieder mehr mit ihren Mädels. Einmal fragte sie mich, ob ich wüsste, warum all diese Leute was mit ihr zu tun haben wollten. Sie hatte das Gefühl, dass es egal war, wer sie war, wenn sie mit ihnen war. Eine Statistin. Gemeinsam spielten sie eine gelangweilte Clique in einem Film, der niemanden von ihnen sonderlich interessierte. Paula war es satt dazuzugehören. Jetzt wollte sie reinen Tisch machen. Ihrer alten besten Freundin ihren Verrat gestehen. Lebensumstände waren keine dauerhafte Angelegenheit. Man konnte mit dem Finger schnippen und alles ändern.

Ich schleppte Paula gern zu Punk-Konzerten. Vielleicht sehnte ich mich danach von meinem Jungspießertum loszukommen. Wir aßen in Volxküchen und einmal begleitete Paula mich zu einem Agitationstreffen meiner Arbeitsgruppe. Ich holte meine alten Klamotten aus der Schrankschublade. Die Jeansjacke mit den Fransenärmeln, die Hose mit dem Pippi-Lotta-Aufnäher. Ich roch daran. Die Sachen müffelten nach altem Holz. Durch Paula verstand ich überhaupt erst wieder, warum ich in der Partei war und zu all den Treffen ging. Ihr unverdorbener Geist nahm jede Parole beim Wort. Ich konnte förmlich spüren, wie sich ein tiefer, anarchistischer Groll in ihr breit machte. Sie verkaufte ihr Edel-Notebook und ließ sich das Schrottding von Otto schenken, sie versetzte den Schmuck der Oma und schickte den Erlös nach Chile zu einer Hilfsorganisation. Sie sprach von Deutschland wie der Stiefmutter bei Hänsel und Gretel. Eigentlich hätte ich das gut finden müssen, aber es machte mir auch Sorgen. Ich hatte mich daran gewöhnt mit Paula Quatsch zu treiben, bescheuerte Dinge zu behaupten, an die ich längst nicht mehr glaubte; daran, an Paulas regelmäßiger Verzweiflung teilzuhaben, die irgendwie süß war und mich an etwas Verlorenes erinnerte.

Mit der Zeit zog Paula immer öfter über ihre Freundinnen her. Sie hatte keine Lust mehr, die gelangweilte zu spielen. Sie verabredete sich mit Bea, um ihren Verrat zu gestehen; vielleicht war sie ein schlechter Mensch gewesen, würde Bea sie verachten, sie hätte es verdient. Es gab also nichts zu verlieren, außer einem Teil ihres Selbst, den sie ohnehin nicht mochte. Wie durch ein Wunder verzieh Bea ihr alles. Paula erzählte mir wie sie sogar darüber lachten. Es war der Sex mit Adam B., dem heißesten Typen der Schule und festen Freund Beas. Paula hatte das erste Mal an ihrem Interesse an Männern gezweifelt. Sie wirkte so erleichtert, als sie mir von dem Treffen erzählte, und ich freute mich für sie.

Der Rest ist einfach erzählt. Otto tat, was er am besten konnte, auch wenn das, seinem eigenen Urteil nach nichts war. Er hing mit seinen Kumpeln ab, kochte, kiffte, schaute Serien, hing draußen mit seinen Kumpeln ab, in Bars, liebte Spätibier, aß Döner, ging auf Konzerte in kleineren Locations, komate in seinem Bett aus. Gelegentlich schlief er mit seiner neuen besten Freundin, die nicht Paula war, denn die traf er nur noch selten.

Paula konnte nicht verstehen, warum Otto sich von ihr abwandte. Er hatte ihr wirklich etwas bedeutet. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen, die ihre Pläne mit Langweile zur Kenntnis nahmen. Mit Paulas mickrigen Ersparnissen buchte sie sich einen Flug nach Valparaíso. Sie schickte mir nur eine Kurzmitteilung; dass sie sein würde wie Bankräuber und Betrüger, die sich nach Südamerika absetzten. Scheinbar tat es ihr leid.

 
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Hey zsamme,

möchte schon seit längerem mal eine Serie schreiben und hoffe, der Präfix »Serie« reicht dafür (und dass es dem Format entspricht, ich hier also nicht falschposte).
Ich plane gerade eine Fortsetzung zu diesem Text. Ist für mich auch Neuland, aber ich könnte mir vorstellen, dass das zu dieser Art von Geschichten, die ich gerne schreibe, passt. Leute, die so etwas von mir kennen und mögen, beklagen sich häufig darüber, dass die Story dann einfach zu Ende ist. Das wäre vielleicht eine Chance sie auszudehnen, ohne in die Struktur eines Romans verfallen zu müssen, was mir irgendwie nicht so taugt.
Momentan ist der Plan, das Leben dieser Figuren auf unterschiedlichen Punkten einer Zeitachse zu erzählen, eventuell aus verschiedenen Blickwinkeln. In jeder Serie entwickelt sich ihr Leben in eine andere Richtung. Mal sehen, wie die ›Fortsetzung‹ jetzt wird. Will nichts vorwegnehmen.

Liebe Grüße
Carlo

 
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Im März ein Jahr
Hey @Carlo Zwei,
der Titel gefällt mir. So reduziert, ohne Prädikat und Objekt, gibt er greifbare Informationen, aber erzeugt auch ein Vakuum, einen Sog. Welches Ereignis jährt sich im März? Also lese ich weiter.
Edit: schade, du greifst das nicht mehr auf im Text.

Und sie sah glücklich aus auf dem Foto, die kleine Paula.
Ich habe den ersten Satz mehrmals gelesen, um zu entscheiden ob ich diese Art der Eröffnung spannend oder störend finde. Zusammen mit den anderen Sätzen in dem Absatz, die ebenfalls mit "Und" beginnen, fände ich den Anfang ohne "und" harmonischer.

Valparaíso

Otto war oder ist der Korrekte.
"ist" kursiv gestellt genügt, denke ich. Obwohl, ist vllt. generell hier unpassend, mit den Zeiten.

Otto war oder ist der Korrekte. Der, mit dem man gut chillen kann.
Das klingt für mich gegensätzlich. Ich kann dir das gar nicht richtig erklären. "korrekt" verbinde ich mit steif, penibel, halt total unchillig.
Oder meinst du anstatt "er ist der Korrekte", "er ist voll krass korrekt"?:cool:
In dem Absatz springst du für mein* Empfinden unsauber in den Zeitformen. (*ohne Gewähr)

wie er seinen Schwarz in sie steckte.
SchwaNz


Martha grinste nur. Sie war nicht sauer, nein.
Was? Wer ist Martha? Hier dachte ich kurz, du hättest während der Textbearbeitung den Namen geändert und es an dieser Stelle übersehen.
Dass Otto - der Korrekte - eine Freundin hat, was zusätzlich einer Liaison mit Paula im Wege steht… Tsstss

, und nachdem das Gebäude sich zur Seite gewälzt und zu einer Staubwolke zerfallen war,
Hier geh ich noch mit. Literarisch überzogen, passt.

legte Paula ihre Hand auf Ottos Glied, das warm unter dem groben Stoff seiner Jeans pulsierte.
Saß Paula neben ihm, als Otto mit Martha Schluss machte? Und das warme Pulsieren bringst du auch ziemlich plötzlich.

Leider steh ich nicht mehr auf Typen.
Keine wR mit Anführungszeichen, deine Entscheidung. Kommt mir etwas abrupt vor. Egal. Aber hey, was für eine Bitch: Schaut zu, wie ihr Freund ihretwegen die Beziehung mit Martha beendet – als ob Paula Ottos Gesabber nicht schon früher aufgefallen wäre – greift ihm zwischen die Beine und serviert ihn dann mit dieser Ansage ab? Hm.

Vielleicht können wir ja mal in ein paar Monaten oder Jahren …[Komma] wenn ich wieder auf Typen … Und dann erzählte sie ihm von mir. Dass alle mich für eine ganz tolle hielten.
Ach, diese Geschichte erzählt eine Frau? Ich ging von einem Mann aus. Warum eigentlich? Vielleicht wegen deines Nicks, von dem ich unbewusst das Geschlecht des Erzählers übernommen habe, oder der (ohje, jetzt setzte ich mich vllt. in die Nesseln) recht maskulinen Ausdrucksweise. Oder weil eher ein Typ anmerkt, wie gut man mit Otto chillen kann? Vielleicht sollte das auch überraschend kommen. Dann hast du das geschickt aufgezogen. Wäre allerdings recht klischeehaft. Hat sie auch kurze Haare und nen Ring in der Augenbraue? :rolleyes:


Sie wusste nicht, dass nichts an mir toll war und es nichts gab, dass ich ohne Hintergedanken tat.
Vorschlag: und es nichts gab, was ich ohne …
Die häufigen „Dass“-Satzkonstruktionen in der Passage stoppen den Lesefluss etwas.


Sie wusste es nicht.
Was wusste sie nicht? Wer von beiden ist „sie“?


Meine Konkurrentinnen auf der Arbeit hielten mich für eine hirntote Marionette.
Das überzogene, bissige „Konkurrentinnen“ hast du absichtlich gewählt. „Auf der Arbeit“ ist regional gefärbt. „Im Büro“ würde auch gehen, oder?


Manchmal fand ich sogar das sie recht hatten.
Nur das es mich nie störte.
[Komma]dass
Im weiteren Verlauf deiner Geschichte, fallen mir die „dass“- Konstruktionen immer stärker auf. Vllt. bilde ich mir das aber auch ein… Hm, Word zählt nur 16x dass.


Trockener Sex.
Häh? Autsch.

Auge um Auge.
Finde ich unpassend an der Stelle.


Es störte mich nicht, dass Paula Otto zum Geburtstag Nacktbilder von sich schenkte. Irgendwie machte es mich sogar an, wofür ich mich schämte, doch zum Glück las ja niemand meine Gedanken. Sie schrieb ihm einen erotischen Brief, um seinem Bedürfnis nach ihr gerecht zu werden. Es dauerte alles ein wenig, aber am Ende war Otto cool mit allem, wie er sagte.

Boah, ich hasse Paula. Sogar noch mehr als deine Erzählerin. Hehe, erzeugte Emotionen beim Leser sind nicht das Schlechteste.


Das Wissen gewissermaßen zu sein wie alle.
Fettes könnte weg, wegen der Wort(stamm)wiederholung.
Und jetzt kommt auch noch:
der ihr diese Gewissensleistung

Ein Gefühl war eine dauerhafte Sache. Wie Linkshänder sein oder depressiv. Ein fester Bestandteil der psychischen Anatomie.

Diese Theorie, verstehe bzw. teile ich nicht. Ein(=unbestimmt) Gefühl kann kurzfristig und veränderlich sein. Vllt. „Dieses“ Gefühl, um es zu spezifizieren?


, um vielleicht doch irgendetwas dabei zu lernen, das sich der Logik meines Verstandes entzog.
Dass


Sie wollte der alten Schulfreundin endlich ihren Verrat gestehen.
Oha, bin gespannt.

Das Heftigste war nur, dass ihre Freundin ihr wirklich alles verzieh. Ich hätte heulen können, denn ich ahnte, was das bedeutete. Und so kam es.
Du verrätst also (noch) nicht, was Paula ihrer alten Freundin angetan hat. Nun gut.
Die Wendung, die dieses Verzeihen für alle Beteiligten einläutet, tut der Geschichte gut. Es fing an, sich etwas im Kreis zu drehen. Schade, dass du es nicht (in dieser Geschichte) weiter aus erzählst.


Er hing mit seinen Kumpeln ab, kochte, kiffte, schaute Serien, hing draußen mit seinen Kumpeln ab, in Bars, liebte es Spätibier zu trinken, aß Döner, ging auf Konzerte in kleineren Locations, komate in seinem Bett aus. Gelegentlich schlief er mit einer guten Freundin, die nicht Paula war.
Hah, Otto ist also voll krass korrekt. :D


Er verkraftete es nicht, dass er sie in Gedanken vergewaltigt hatte. Dieser Kuss war eine [erneute?] Vergewaltigung.
Der Aufbau der beiden Sätze ist nicht so gelungen.


Von da an tat er, als wären sie nie Freunde gewesen, und lebte weiterhin als Otto der Korrekte, wahrscheinlich noch heute, wenn er nicht gestorben ist.

Mindestens der letzte Teil müsste mMn weg, evtl. noch der Teilsatz davor.


Im Gegensatz zu ihren Plastikfreundinnen, die sie nicht einmal in die Wüste schicken brauchte. Dort waren sie bereits.
Eieiei. Das ist furchtbar flach. So kurz vor Textende: Da muss der Text fließen oder krachen. Aber doch nicht flachwitzig werden.


Valparaíso
Schöne Ellipse zum Anfang.:)


Sie schickte mir nur eine Kurzmitteilung; dass sie sein würde wie Bankräuber und Betrüger, die sich nach Südamerika absetzten.

…. Kurzmitteilung; sie wäre/fühle sich wie die Bankräuber und Betrüger, die sich nach Südamerika absetzten. Schau, schon ein „dass“ eingespart.


Mal schauen. Alles besser als dieses tote Leben.
Schreibt Paula das auch? Denkt deine Erzählerin das? Diese Gefühls-/Wahrnehmungsschilderung von Paula und der Erzählerin verschwimmen manchmal, besonders im mittleren Teil. Das macht die Perspektive unklar.

Den anschließenden Stramme-Politikerin-Kotze-im-Auto-Absatz bräuchte es für mich nicht. Du könntest es in Valparaíso enden lassen.

Momentan ist der Plan, das Leben dieser Figuren auf unterschiedlichen Punkten einer Zeitachse zu erzählen, eventuell aus verschiedenen Blickwinkeln. In jeder Serie entwickelt sich ihr Leben in eine andere Richtung.

Das hört sich interessant an. Ein Haupthandlungsstrang, eine Hauptfigur oder ein spezifischer Ort in der Mitte, um der sich die anderen Geschichten bewegen, wären mMn sinnvoll, damit du dich nicht in den einzelnen Geschichten verlierst und der Zusammenhang der „Serie“ flöten geht. Bin gespannt, was daraus wird.

Vielen Grüße
wegen

 

Hey @AWM ,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Empfinde es als sehr bereichernd, deine Perspektive auf den Text zu lesen. Ich glaube stilmäßig sind wir uns in manchen Punkten einfach uneins. Stellen, die dir als störend aufgefallen sind, gehören für mich einfach zum Ton.

ich habe deine Geschichte insgesamt gerne gelesen.

das freut mich. zumal ich glaube ein ungefähres Bild davon zu haben, was du dir von einem Text erwartest.

Hier hast du ein Problem mit der Perspektive, das sich auch später nicht ganz auflöst. Woher weiß sie das denn, dass er sich das ständig vorstellt? Ich würde das Verlangen nach Paula an etwas anderem festmachen.

Das stimmt schon. Es ist eine Erzählerin, die ihre Mutmaßungen wie Wahrheiten raushaut. Das ist für mich aber ein Stückweit legitim und auch Teil des Geschichtenerzählens überhaupt. Ich möchte nicht vor jede solche Äußerung ein wahrscheinlich, womöglich etc. stellen. Ich mag dieses Spiel mit der Perspektive auch.

Da müsste Paula stehen, oder?

oha, ja, natürlich :eek: hat @wegen, glaube ich, auf eine falsche Fährte geführt. So ein Mist!

Trotzdem: Würde sie sagen, dass der Stoff grob war zum Beispiel? Ich würde das einer Freundin nicht so erzählen.

das ist ein guter Einwand. habe ich gleich rausgenommen, danke, dass du so aufmerksam gelesen hast! Hier zum Beispiel würde ich auch sagen, es geht mit dem Behaupten etwas zu weit.

Das hat mich verwirrt. Dachte deine Protagonistin sagt das, aber es sagt ja Paula.

ich denke, dass geht auf Kosten des falsch gesetzten Namens. Ich denke, jetzt dürfte es auch beim ersten Mal lesen funktionieren. Würde die Rede ungern personalisieren, wenn es (jetzt hoffentlich) auch so funktioniert.

Auch stelle ich mir Paula als Wildfang vor und "geistige und körperliche Ebene" ist mir da zu gesetzt.

hmm, joa, kann ich nachvollziehen, stört mich aber nicht so. Sie ist ja auch keine Schülerin mehr, sondern Studentin. Das könnte sie aufgeschnappt haben. Es soll klingen wie ein leichtfertig übernommenes Konzept und das tut es, finde ich.

finde ich nicht so schön (Das Wissen gewissermaßen)

ja, kann ich auch verstehen. Ich mag sowas halt. Kleine Störungen auf Wortebene. Ich finde sogar, dass sie einem trotz Dopplung die Unterschiede der Wörter mehr ins Bewusstsein rufen können, sie sind ungewöhnlich und einprägsam.

Das auch nicht. Kenne das Wort Gewissensleistung auch nicht.

ist auch nur ein Kompositum. Darüber denke ich aber auf jeden Fall nochmal nach. Da spricht mein Nerv an. :gelb:

und sie begleitete mich zu einem Agitationstreffen der Arbeitsgruppe (hier würde ich noch irgendeinen konkreten Namen nennen), was sie von da an öfter tat. Ist jetzt auch nicht so toll, aber dein Satz hört sich für mich komisch an.

ich wollte die Partei gerne namenlos lassen. Vielleicht »Agitationstreffen« und dann iwie Zusammenhang: Feministisch, Antikapitalistisch etc. Aber so sehr wollte ich das nicht fokussieren. Der Nebensatz fällt für mich in die selbe Sparte seltsamer Satzstörungen, wie das Wissen gewissermaßen, und ist mir ähnlich lieb. Da bist du (und sicher auch andere) vielleicht einfach der ökonomischere Typ, was ich voll verstehen kann. Kill your darlings und so. Mach ich hier halt gerne anders ^^

Finde ich unnötig (alterbedingt und so)

hier auch wieder

Welcher Schulfreundin. Davor sagst du unkonkret, dass sie über Schulfreundinnen lästert.

nee, das sind ihre Unifreundinnen. Aber kann verstehen, dass man da auch durcheinanderkommt. Ich denke, das ist ein Problem, das sich nicht mehr stellt, wenn der Text noch weiter geschliffen ist. Trotzdem vielen Dank für den Hinweis!

Hier ist auch wieder das perspektivische Problem. Würde der korrekte Otto das irgendhemandem sagen? Er schämt sich ja sehr dafür anscheinend.

hier im Gegensatz zum Jeansstoff nehme ich gerne wieder von der Freiheit der Behauptung Gebrauch

Zudem ist ein Aufruhr immer groß.

das ist natürlich richtig. Das Adjektiv fliegt raus. Danke.

Ich habe nicht wirklich gecheckt, was die Lästerbeichte genau auslöst für den weiteren Verlauf der Geschichte. Oder ist der Verrat etwa anderes, was ich nicht verstanden habe?

Die Lästerberichte sind Teil der Abnabelung Paulas, die im Ende ihrer Beziehung zur Martha, der Erzählerin, gipfelt.

Lieber @AWM ich danke dir sehr für deine präzisen und strengen (im besten Sinne) Anmerkungen zu meinem Text. Ich freu mich auf morgen :gelb: bis dahin!

Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei

eigentlich verstößt Du gegen alle wichtigen Regeln des Schreibens. Die Erzählperspektive ist nicht eindeutig, es werden zu schnell zu viele Figuren eingeführt. Die Szenensprünge sind anstrengend nachzuvollziehen. Die Spannungskurve hat eine Sinusform ....
Und trotzdem haste mich gepackt. Der Titel ist super und ein paar Sätze sind echt geil. Die neugierige Suche bei Paula, die innere Leere bei der Ich-Tante, die unterdrückte Leidenschaft bei Otto und die Ambivalenz ihrer Gefühle, das alles setzt Du gut in Szene, Wenn jetzt noch die anarchische Form etwas gebügelt würde, wäre der Text preisverdächtig.
Gefällt mir sehr.

Kellerkind

 

Wow @wegen danke für diesen Megakommentar :gelb:

Total viele nützliche Anregungen, die ich zum Teil gleich umsetzen werde.

der Titel gefällt mir. So reduziert, ohne Prädikat und Objekt, gibt er greifbare Informationen, aber erzeugt auch ein Vakuum, einen Sog. Welches Ereignis jährt sich im März? Also lese ich weiter.
Edit: schade, du greifst das nicht mehr auf im Text.

hm, naja, das ist ja im Prinzip beantwortet. Der Titel ist eine Information. Die Geschehnisse liegen ein Jahr zurück. Allerdings hast du wohl recht, dass ich das trotzdem nochmal aufgreifen könnte, so als Klammer. Will halt nicht, dass es dann zu pathetisch klingt.

Ich habe den ersten Satz mehrmals gelesen, um zu entscheiden ob ich diese Art der Eröffnung spannend oder störend finde. Zusammen mit den anderen Sätzen in dem Absatz, die ebenfalls mit "Und" beginnen, fände ich den Anfang ohne "und" harmonischer.

habe das schon ein paar Mal durchgespielt, dabei ist immer das hier rausgekommen:

Sie sah glücklich aus auf dem Foto, die kleine Paula. Ganz allein in Valparaíso. Und der Blogger hatte sie interessant gefunden, denke ich, vielleicht wollte er ja was von ihr. Wie alle. Wahrscheinlich. Ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet vor ein paar Tagen ihren Namen in die Suchmaschine tippte. Aber ich weiß, dass ich die Geschichte loswerden muss, um sie nicht zu verlieren. Das ist alles.

durch das fehlende Und im einleitenden Satz stehen das zweite und dritte Und wie unfreiwillig gedoppelt da. Als Konsequenz wird das dritte Und auch gestrichen, weil es weniger gut sitzt als das zweite. Und jetzt passiert etwas merkwürdiges. Der Parallelismus von Ich weiß nicht und Aber ich weiß tritt stark in den Vordergrund. Das Und hatte ihn vorher versteckt und subtiler gemacht.
Aus diesem Zusammenhang (der vielleicht nur meine eigene, merkwürdige Logik widerspiegelt), lasse ich es erst einmal so.
Aber danke, dass du darauf gezeigt hast. Es mir jetzt selbst klarer ...

"ist" kursiv gestellt genügt, denke ich.

nehme ich

Das klingt für mich gegensätzlich. Ich kann dir das gar nicht richtig erklären. "korrekt" verbinde ich mit steif, penibel, halt total unchillig.
Oder meinst du anstatt "er ist der Korrekte", "er ist voll krass korrekt"?:cool:
In dem Absatz springst du für mein* Empfinden unsauber in den Zeitformen. (*ohne Gewähr

haha, ja, er ist voll krass korrekt. Weil mir das aber ein bisschen zu sehr nach Fack ju Göthe klingt, bleib ich vorerst beim korrekt. Vielleicht fällt mir ja auch noch was ein. Kann den Einwand aber schon verstehen :0

SchwaNz

oh, das ist wichtig. Freudscher Fehler? Keine Ahnung – danke jedenfalls!

Was? Wer ist Martha? Hier dachte ich kurz, du hättest während der Textbearbeitung den Namen geändert und es an dieser Stelle übersehen.
Dass Otto - der Korrekte - eine Freundin hat, was zusätzlich einer Liaison mit Paula im Wege steht… Tsstss
Saß Paula neben ihm, als Otto mit Martha Schluss machte? Und das warme Pulsieren bringst du auch ziemlich plötzlich.
eine wR mit Anführungszeichen, deine Entscheidung. Kommt mir etwas abrupt vor. Egal. Aber hey, was für eine Bitch: Schaut zu, wie ihr Freund ihretwegen die Beziehung mit Martha beendet – als ob Paula Ottos Gesabber nicht schon früher aufgefallen wäre – greift ihm zwischen die Beine und serviert ihn dann mit dieser Ansage ab? Hm.

diese drei Zitate handel ich mal als ein ab. Das ist leider ganz mein Fehler. Da sieht man, was es anrichtet, wenn man einen Namen vertauscht. Das ist mir nämlich leider passiert. Hatte AWM schon angemerkt. Es müsste natürlich Paula heißen. Martha erzählt die Begegnung von der Sprengung, ist aber selbst nicht anwesend. Deswegen ist es eigentlich auch ein viel intimerer Moment zwischen Paula und Otto. Dass du Paula für diese Art (Folter) hasst, kann ich dir nicht verübeln. Allerdings muss ich gestehen, das ist zwar sehr konfrontativ, löst dafür aber auch gewisse sexuelle Kategorien auf (Sex und Freundschaft, Entscheidung zwischen Homo- oder Heterosexualität und so ...). Hab den Namen natürlich bereits ausgetauscht ...


Ach, diese Geschichte erzählt eine Frau? Ich ging von einem Mann aus. Warum eigentlich? Vielleicht wegen deines Nicks, von dem ich unbewusst das Geschlecht des Erzählers übernommen habe

Ja, da bist du nicht der erste, der diesen Schluss vom Autor auf den Text zieht. Ich erlaube mir diesen Spaß öfters :lol: hehe, Quatsch! Ist natürlich nicht nur ein Spaß; ich mach das vor allem deshalb, erstens, weil es zu diesem Verwirrungsmoment kommen kann und dann natürlich eine Art Reflexion anregt und zweitens, weil es mich selbst zum Perspektivwechsel zwingt, was ich als erfrischend empfinde. Ich denke aber auch hier, du hättest es besser verstanden, bei einer gewöhnlichen Lektüre, ohne so viel dass/das und mit Namen, die stehen, wo sie stehen sollen.

Vielleicht sollte das auch überraschend kommen.

das ist einer der wenigen dankbaren Nebeneffekte

Was wusste sie nicht? Wer von beiden ist „sie“?

das ist Paula. Leider immer noch im Zusammenhang mit dem vertauschten Namen. Egal. »Was« es ist, für den Leser offen zu lassen, stört mich nicht. Es bezieht sich auf die Erzählerin. Der Block begann damit, Paula wisse nicht, dass die Erzählerin alles andere als »toll« ist. Dieser letzte Satz leitet zum nächsten Absatz über, in dem es um die Erzählerin geht.

Das überzogene, bissige „Konkurrentinnen“ hast du absichtlich gewählt. „Auf der Arbeit“ ist regional gefärbt. „Im Büro“ würde auch gehen, oder?

ah, so etwas wie »auf der Arbeit« hat schon mal jemand moniert, glaub ich. Ich meine, es war, Sie stand auf der Ecke, statt an der Ecke, oder so ähnlich. Danke jedenfalls. Ich glaube, das Büro passt hier eigentlich auch ganz gut. obwoooohl ... Habe es gerade ein paar mal ausprobiert. Bei »im Büro« fängt man halt wirklich an sich zu fragen, was das jetzt genau für ein Büro ist. Geht zumindest mir so. Kann es dir auch nicht ganz erklären. Behalte das mal im Hinterkopf vielleicht beim nächsten Korrekturdurchgang oder so. Mal sehen. Danke für die Anregung!

Im weiteren Verlauf deiner Geschichte, fallen mir die „dass“- Konstruktionen immer stärker auf. Vllt. bilde ich mir das aber auch ein… Hm, Word zählt nur 16x dass.

wahrscheinlich einfach wegen der vielen dass/das Hacker :/
Danke, dass du da so genau draufgeschaut hast. An der einen Stelle habe ich außerdem das durch was ersetzt :gelb:

Häh? Autsch. (trockener Sex; danach meintest du noch was zu Auge um Auge)

vorher hatte ich Auge in Auge, was mir, so tautologisch es klingt, gefällt. Dann musste unbedingt das biblische Auge um Auge daraus werden. Ich hatte auch vorher »stinknormaler, trockener Sex«.
Das biblische ist jetzt weg. vielleicht kann ich dem Trockenen noch ein bisschen was von seiner Wirkkraft nehmen.

Fettes könnte weg, wegen der Wort(stamm)wiederholung.

hmm hänge da persönlich dran ..

Diese Theorie, verstehe bzw. teile ich nicht. Ein(=unbestimmt) Gefühl kann kurzfristig und veränderlich sein. Vllt. „Dieses“ Gefühl, um es zu spezifizieren?

hier nochmal zur Orientierung:

Ein Gefühl war eine dauerhafte Sache. Wie Linkshänder sein oder depressiv. Ein fester Bestandteil der psychischen Anatomie.

Ich schreibe über den Zustand des Begriffs »Gefühl« im Präteritum. Damit impliziere ich ja, dass sich das u. U. geändert hat. Das Gefühl ist zu diesem Zeitpunkt eine dauerhafte Sache.

Schade, dass du es nicht (in dieser Geschichte) weiter aus erzählst.

ahhhhh, habe ich da gerade (nicht ganz beabsichtigt) einen Cliffhanger erzeugt?:D Jemand sollte mich in meiner Schönrederei bremsen ... dazu kommt auf jeden Fall noch was im nächsten Teil. Ob ich das jetzt alles ganz auserzähle, mal sehen

Hah, Otto ist also voll krass korrekt. :D

ja, das ist er :-)

Der Aufbau der beiden Sätze ist nicht so gelungen.

da gebe ich dir recht. Hier habe ich ein wenig im Erzähltempo angezogen, weil hier so eine Art Wendepunkt ist. Ottos Sinneswandel. Es ist keine erneute Vergewaltigung, Gedanke und Handlung(Kuss) sind diese (natürlich übertrieben) Vergewaltigung. Er hat sich nicht mehr im Griff. Ich gebe dir auf jeden Fall recht, dass die beiden Sätze etwas abfallen. Aber das wird harte Arbeit, da was zu machen, fürchte ich. Ist nicht, als hätte ich es nicht schon probiert ...

Mindestens der letzte Teil müsste mMn weg, evtl. noch der Teilsatz davor.

naah, das mag ich. Otto der Korrekte ist schon so eine merkwürdig märchenhafte Gestalt, da darf er hier auch märchenhaft aus der Geschichte scheiden.

(zum Eieiei. Das ist furchtbar flach. So kurz vor Textende: Da muss der Text fließen oder krachen. Aber doch nicht flachwitzig werden.

hatte einmal etwas ähnliches mit nem anderen Text. Da habe ich auf diesen Rat von jemandem gehört und werde es hier wohl auch wieder tun. Finde das nicht furchtbar flachwitzig. Es dreht die Redewendung etwas um und befreit sie gerade aus ihrer Unbewusstheit. Besonders stark ist es allerdings auch nicht. Das stimmt.
Ich hatte es vorher etwas anders geschrieben. Ich glaube so:

Paula konnte das nicht verstehen. Otto hatte ihr wirklich etwas bedeutet. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen. Sie waren Statisten. Einen großen, emotionalen Aufruhr gab es erwartungsgemäß nicht, ...

Du könntest es in Valparaíso enden lassen.

ist auch eine hübsche Idee. Lasse ich nochmal auf mich wirken. Vielleicht kann ich den letzten Teil auch an den Anfang des nächsten setzen. Mal schauen :Pfeif:

eine Hauptfigur oder ein spezifischer Ort in der Mitte, um der sich die anderen Geschichten bewegen, wären mMn sinnvoll, damit du dich nicht in den einzelnen Geschichten verlierst und der Zusammenhang der „Serie“ flöten geht.

ja, mal sehen, was es da braucht. Ich denke, der Fokus soll eher auf den wechselhaften Lebensentwürfen und ihren Folgen liegen.

Bin gespannt, was daraus wird.

Ich auch :gelb: Vielen Dank @wegen für deinen inspirierenden Kommentar und die Mühe, die du dir mit meinem Text gemacht hast!! Bis bald
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Carlo Zwei,
doch statt ‚Hola’ sollte ich ’Potztausend’ sagen, weil mir Deine Geschichte so gut gefallen hat. Lass mal gucken:

Otto war oder ist der Korrekte. Der, mit dem man gut chillen kann.
Für mich beißt sich korrekt und chillen – bei ‚chillen’ gehen meine Gedanken bisschen in die disziplinlose Richtung, wo es nicht so genau drauf ankommt.

Leider steh ich nicht mehr auf Typen.
... sagt Paula. Muss ich mir selber denken ...

Dass alle mich für eine ganz tolle hielten.

... ob ich wüsste, warum all diese Leute(,) was mit ihr zu tun haben wollten.

... dass es völlig egal war, wer sie war, wenn sie mit ihnen war.
Das ist doch nicht etwa beabsichtigt?

Ein Gefühl war eine dauerhafte Sache. Wie Linkshänder sein oder depressiv. Ein fester Bestandteil der psychischen Anatomie.
Eine freche Behauptung!
Könnte man sicherlich in Frage stellen, weil Gefühle ... Ich finde solche Frechheiten trotzdem sehr gut – der Autor muss souverän sein und bleiben, das stärkt seinen Text. Pfeif auf zweifelnde Einwände.

... und nachdem das Gebäude sich zur Seite gewälzt und zu einer Staubwolke zerfallen war, ...
Super. Eines Tages werden Dir die Verlage die Bude einrennen.

Dass ich mich fragte, ob nicht in Wirklichkeit alles, was ich hervorbrachte, eine große, blutleere Lüge war.
Dito:)

Gemeinsam spielten sie eine langweilige Clique in einem Film, den sie alle nicht kannten.
:thumbsup:

Vielleicht war es der alte Verrat an ihrer besten Freundin, der ihr diese Gewissensleistung abforderte, es spielte keine Rolle.
Macht Spaß zu lesen.

... und schob den Gedanken beiseite K Paula mit meinem alten Ich beeindrucken zu wollen.
Prima Text.

Lieber Carlos Zwei, ich ernenne Dich hiermit zu Carlos den Ersten! Begründung: Du machst Riesenschritte nach vorn. Offensichtlich verfügst Du über die ‚altmodischen’ Eigenschaften, ohne die Erfolg ausbleibt, aber Du hast auch ein gerüttelt’ Maß an Unbefangenheit, Grips und Witz,
wodurch der Text die nötige Würze bekommt. Es war mir eine Freude, das lesen zu dürfen.

Dank und beste Wünsche!
José

PS:
Hab den Namen der Politikerin vergessen. War das ‚Selma’? Und der März – wo war der?
Unwichtig, ich freu mich auf ein Wiedersehen mit Valpo:herz:.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Kellerkind

oh, ich habe mich mega gefreut, dich unter der Geschichte zu lesen. Nach irgendeiner Geschichte Anfang letzten Jahres hatte ich das Gefühl, dich endgültig vergrault zu haben. Zum Glück ist das scheinbar nicht so.

eigentlich verstößt Du gegen alle wichtigen Regeln des Schreibens. Die Erzählperspektive ist nicht eindeutig, es werden zu schnell zu viele Figuren eingeführt. Die Szenensprünge sind anstrengend nachzuvollziehen. Die Spannungskurve hat eine Sinusform ....

ahh, auf so etwas habe ich gewartet. Ich freue mich seeehr darüber, dass es hier auch so ein paar Pappenheimer gibt, die das nicht daran hindert, Genuss an einem Text zu finden.

die anarchische Form etwas gebügelt würde, wäre der Text preisverdächtig.
Gefällt mir sehr.

Ja, ich glaube, gebügelt wird sie gerade schon. Danke für dein Lob, es freut mich total, dass dir der Text gefallen hat, @Kellerkind

Bis bald
:gelb:


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Lieber @balon ,

vielen Dank für deinen Kommentar. Dein viel gelobter Einstieg hier ist mir natürlich nicht entgangen. Habe bereits reingelesen, aber gedacht, dass ich mir den Text lieber noch etwas aufspare. War nicht der richtige Moment – aber bin vom ersten Reinlesen her ganz sicher, dass er mir gefällt.

Cool, wie du den Charakter der Erzählerin zusammengefasst hast. Muss das nochmal sinngemäß wiederholen: Ein sehr zerissener Mensch, der zwischen Selbstüberhebung und Selbstzweifeln schwankt. Gut getroffen ..

Deine Idee mit dem Perspektivwechsel ist fest für die nächste Version eingeplant. Ich bin schon teilweise am tippen, nachdem ich die letzten Tage fleißig geplant habe. Wie AWM und @wegen kommt es dir merkwürdig vor, dass die Erzählerin so genau davon berichtet, was sie eigentlich nicht wissen kann. Mir gefällt der Gedanke grundsätzlich, die Figuren Dinge behaupten zu lassen. Es ist ja immer subjektiv, was geschildert wird, warum sollen die Figuren also nicht auch ihre eigenen Versionen der Geschichte erzählen? Allerdings möchte ich auch so viele Hinweise auf dieselbe Stelle nicht einfach ignorieren. Ich werde da wohl noch ein bisschen nachhelfen, die Perspektive einen Zacken mehr als eine mögliche unter mehreren kennzeichnen.

Danke nochmal, balon, für deinen tollen Kommentar und dein Interesse an der Serie.
Ich freue mich auf den Viehrig und wünsche dir noch einen schönen Tag!
Carlo Zwei

 

Hey @Carlo Zwei

Ich hoffe, du hattest eine tolle Lesung gestern!

Und sie sah glücklich aus auf dem Foto, die kleine Paula. Ganz allein in Valparaíso. Und der Blogger hatte sie interessant gefunden, denke ich, vielleicht wollte er ja was von ihr. Wie alle. Wahrscheinlich. Und ich weiß nicht, warum ich ausgerechnet vor ein paar Tagen ihren Namen in die Suchmaschine tippte.
Nur meine Meinung, aber ich empfinde das als etwas manieriert, weil ich den Sinn dieser Und-Konstruktionen nicht verstehe – ausser um dem Text einen eigentümlichen Klang zu verleihen. Aber hey, deine Texte haben eh schon einen eigenen und eigentümlichen Klang, da braucht es das nicht.
vielleicht wollte er ja was von ihr. Wie alle. Wahrscheinlich.
Die zweite Relativierung erscheint mir redundant.
Aber ich weiß, dass ich die Geschichte loswerden muss, um sie nicht zu verlieren.
Sehr schön!
Wenn man genau sein möchte, muss man auch an Otto denken.
Das ist so ein Beispiel für deinen eigenen Klang. Der Satz irritiert. Warum sollte man genau sein wollen. In was eigentlich? Mit dieser Irritation liest man weiter und das macht den Text noch mal interessanter.
Eines Tages, als sie sich trafen, um der Sprengung eines Sozialbaus beizuwohnen, packte er aus. Er wollte reinen Tisch machen. Paula grinste ihn nur an. Sie war nicht sauer, nein. Es knallte und das war wirklich laut, trotz Ohropax, und nachdem das Gebäude sich zur Seite gewälzt und zu einer Staubwolke zerfallen war, legte Paula ihre Hand auf Ottos Glied, das warm unter seiner Jeans pulsierte.
Leider steh ich nicht mehr auf Typen.
Für mich die stärkste Stelle im Text, die krallt sich ins Gedächtnis.
Und dann erzählte sie ihm von mir. Dass alle mich für eine ganz tolle hielten. Dass es ganz toll wäre, wie politisch ich sei. Wie toll man mit mir herumalbern könne und so weiter. Sie wusste gar nichts von mir. Sie wusste nicht, dass nichts an mir toll war und es nichts gab, was ich ohne Hintergedanken tat. Dass ich mich fragte, ob nicht in Wirklichkeit alles, was ich hervorbrachte, eine große, blutleere Lüge war.
Für mich eine der schwächeren Stellen im Text. Die wird in meinem Gedächtnis nicht haften bleiben.

Ich will anhand dieser zwei Stellen was dazu sagen, wie ich den gesamten Text empfunden habe.

Die Geschichte ist seltsam konstruiert, als würde eine Kamera ständig scharf gestellt, um danach wieder den Zoom zu verlieren, ein neues Motiv zu suchen und es – wiederum mal scharf, mal schwammig abzulichten. Es geht um Paula, um die Erzählerin, um das Verhältnis zwischen den beiden, aber dann auch um Otto, um Paulas Freundinnen, um die Schulfreundin und um einen Verrat. Wenn der Text Teil eines Zyklus‘ ist, dann kann ich das gut akzeptieren, dass die Sache um den Verrat nicht aufgelöst wird.

Dennoch kann ich die Figuren in diesem Text nicht richtig fassen. Das ist einerseits ein Kompliment. Ich mag es, wenn man Figuren nicht ganz verstehen kann, wenn sie mir zwischen den Fingern entgleiten, wenn sie Fragen aufwerfen. Und ich halte dich unter anderem deshalb für einen guten Autor, weil du das hinbekommst.

Aber hier in diesem Text kriege ich sie irgendwie auf eine ungute Weise nicht zu fassen. Es ist nicht einfach zu analysieren, woran das liegt. Vielleicht daran, dass du im Text ziemlich viel tellst und behauptest:

Paula war zwanzig, viel zu jung, um das zu begreifen. Ihr gefiel die Idee, lesbisch zu sein. Sie fühlte sich so.
Gemeinsam spielten sie eine langweilige Clique in einem Film, den sie alle nicht kannten. Paula verstand nicht, warum sie das Gefühl dazuzugehören so sehr brauchte. Das Wissen gewissermaßen zu sein wie alle. Vielleicht war es der alte Verrat an ihrer besten Freundin, der ihr diese Gewissensleistung abforderte, es spielte keine Rolle. Ein Gefühl war eine dauerhafte Sache. Wie Linkshänder sein oder depressiv. Ein fester Bestandteil der psychischen Anatomie.
Doch eigentlich wusste ich, dass das alles nur ein Spiel war.
Paula konnte das nicht verstehen. Otto hatte ihr wirklich etwas bedeutet.
Das wären so ein paar Beispiele. Und eben die oben zitierte Passage, die ich als etwas schwächer bezeichnet habe.

Das Problem ist meines Erachtens nicht, dass du Tell drin hast, sondern dass die Passagen für meinen Geschmack zu wenig scharf sind – ach, es ist wirklich schwierig, das zu formulieren – sie greifen für meinen Geschmack zu wenig, bleiben nicht haften, während ich weiterlese, im Unterschied zur Szene, wo das Haus niedergerissen wird und sich die Hand auf die Jeans legt. Das klingt jetzt wie ein Plädoyer für mehr Show, für stärkeres szenisches Erzählen. Vielleicht ist es das. Aber vielleicht könnte auch das Tell griffiger werden. Exemplarisch folgender Vergleich:

Otto tat, was er am besten konnte, auch wenn das, seinem eigenen Urteil nach nichts war. Er hing mit seinen Kumpeln ab, kochte, kiffte, schaute Serien, hing draußen mit seinen Kumpeln ab, in Bars, liebte es Spätibier zu trinken, aß Döner, ging auf Konzerte in kleineren Locations, komate in seinem Bett aus.
Puh. Da bleibt wenig hängen, da ist wirklich nichts Aussergewöhnliches dabei.
Gelegentlich schlief er mit einer guten Freundin, die nicht Paula war.
Hier hingegen schon. Dieser Satz kickt so richtig!

Fazit: Mich überzeugen die szenischen Passagen. Die Tell-Elemente, wo du das grössere Bild zeichnest, bleiben demgegenüber für meinen Geschmack etwas blass.

Obwohl ich mit dem Text nicht ganz warm geworden bin, ich die Geschichte irgendwie verschwommen vor mir habe, als hätte ich sie in einer Fremdsprache gelesen, blitzt mehr als einmal und auch im Gesamten auf, dass du eine besondere Art und Weise hast, Dinge zu sehen und zu erzählen. Das ist meines Erachtens das Entscheidende, das wird dich von den tausend anderen Autoren unterscheiden, die ebenfalls gut schreiben können und technisch sauber abspulen, was sie in ihrer Ratgeberliteratur gelesen haben. Nimm die von mir formulierte Kritik ja nicht als Anlass, deine Erzählweise ins handliche Format zurechtzustutzen. Sie gibt bloss meine Empfindung wieder, vielleicht liegt es auch an mir, und ich habe einfach unfokussiert gelesen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @josefelipe ,

vielen Dank für deinen Kommentar und bitte verzeih die leicht verspätete Replik. Es freut mich, dass dir der Text gefallen hat. Mittlerweile habe ich die zweite »Episode« (?) der Serie fertig. Ein bisschen schade finde ich, dass scheinbar doch maue Interesse an der Serie. Vielleicht ist der Text auch einfach vielen – was ich auch verstehen kann –, zu fragmentarisch, zu schwebehaft. Das wird leider nicht besser in der zweiten Folge. Wers mag, wirds mögen, denk ich. Die Fortsetzung werde ich mit etwas zeitlichem Abstand hochladen, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich wollte die Kurzgeschichten-Rubrik zu meiner privaten Geschichtensammlung machen. Ich erwarte mir keine große Resonanz. Es freut mich aber sehr, dass ich dich mit dem Text einnehmen konnte. Vielen Dank für deine wunderbaren Anmerkungen. Habe ich aufgesaugt wie ein Schwamm.

Das ist doch nicht etwa beabsichtigt? (... dass es völlig egal war, wer sie war, wenn sie mit ihnen war.) 


wie du richtig vermutest ja. Klar, warum denn nicht. Peeperkorn hat schon auch richtig moniert, dass das Stilismen sind, das ist wahr. Sprache sollte nicht zu so etwas verkommen. Das heißt aber nicht, dass man so etwas aus Texten ausschließen muss. Die Dosis macht das Gift, wie meine Mutter sagt.

Danke José und viele Grüße!
Carlo


–––––––––


Lieber @Peeperkorn

danke, dass du vorbeigeschaut hast. Wieder mal ein eindrücklicher Kommentar, an dem ich noch einige Zeit knabbern werde :gelb: Ich danke dir an der Stelle schon mal für deine intesive Auseinandersetzung mit meinem Geschreibe.

Ich hoffe, du hattest eine tolle Lesung gestern!

hatte ich/wir. Es war wirklich klasse. Zugleich hatte ja das 26. Narr seine Vernissage, übrigens auch mit unseren Textbeiträgen. Alles Feierlich. Reges Literaturinteresse. Super Stimmung; und für uns noch ein prima Essen und Zusammensitzen im Literaturhaus. Außerdem habe ich gesehen, wer sonst noch so im Narr veröffentlicht hat, mehrmals :Pfeif:

ich empfinde das als etwas manieriert

ja, da hast du wohl recht. Ist auch ein etwas manierierter Text. Eigentlich ja ein Schimpfwort, und trotzdem sieht man es immer wieder. Ich persönlich mag sowas einfach manchmal, spiele damit und es fühlt sich schön an, wenn sich so ein Geschmeide um den Satz legt. Ich kann verstehen, dass das der geübte Leser schnell durchschaut; dass er es als überflüssigen Tand entlarvt. Ich habe es weggelassen und das Schwebehafte dieses Texte ist weniger geworden, aber auch (wenn er davon etwas hat) sein (Triggerwarnung; abgedroschen): Zauber. Ich nehme das aber mal auf, lasse mich gerne für den nächsten Text von den kritischen Stimmen literarisch sozialisieren.

Für mich die stärkste Stelle im Text, die krallt sich ins Gedächtnis.
Die wird in meinem Gedächtnis nicht haften bleiben.

Das Erste freut mich. Fand diesen Aspekt der Wirkkraft eines Bilds sehr spannend. Es ist schwierig. Man muss sich beim Schreiben wirklich immer das Beste aus den Fingern saugen. Sobald man müde wird oder lasch, verkommt der Text zu langweiliger Grütze. ich weiß nicht wieso, aber ich habe mal eine Kurzdoku über den Sänger von Kings of Leon gesehen. Es lässt sich nicht leugnen, der hat eine gute Stimme. Sie haben ihn im Studio gezeigt. Er war etwas versoffen vom Vorabend. Sein Bruder (meine ich) und eine Art Produzent und Tonstudioleiter waren anwesend. Er sang seinen Part ein. Sein Vertrauter (der Produzent) lobte ihn auf eine Weise, dass er sofort wusste, dass er lax und unter seinen Möglichkeiten gesungen hatte, ohne etwas Negatives angedeutet zu haben. Der ist richtig wütend geworden über dieses Lob. Dann wurde auch der Produzent direkter. Schlaf dich aus, komm einfach morgen wieder. Der Sänger ist ihm fast an die Gurgel gesprungen. Als er sich wieder eingekriegt hat, konnte man die Einsicht förmlich in seinen Augen lesen, und man wusste, weshalb dieser Produzent und nicht irgendwer anders mit ihm zusammenarbeitet.

Wahrscheinlich hätte ich an einigen Stellen einfach lauter brüllen müssen. Vielleicht bin ich zu wenig streng mit mir selbst, wenn ich den Text trotzdem okay finde.

als würde eine Kamera ständig scharf gestellt, um danach wieder den Zoom zu verlieren, ein neues Motiv zu suchen und es – wiederum mal scharf, mal schwammig abzulichten

das hast du toll beschrieben und es hat mir einiges über mein erzählerisches Interesse verraten. Danke!

Mich überzeugen die szenischen Passagen

ich habe, nachdem du das geschrieben hast, die Fortsetzung der Serie mitten im Text im nächsten Absatz in Dialogform weitergeführt. Bin nicht unzufrieden mit dem Ergebnis. Auch wenn die Serie noch schwebehafter geworden ist und ich fürchte, dass sie nicht viele Leser bei Stange halten kann.

und ich habe einfach unfokussiert gelesen

Das glaubst du selbst nicht :lol:

Lieber Peeperkorn, ich danke dir für deine Aufmerksamkeit. Ich wünsche dir eine schöne Woche und freue mich, auf bald!
Carlo

 

Hey Carlo

Vielleicht bin ich zu wenig streng mit mir selbst, wenn ich den Text trotzdem okay finde.
Ich finde den Text ebenfalls okay, was vielleicht nicht so rübergekommen ist.
Man muss sich beim Schreiben wirklich immer das Beste aus den Fingern saugen. Sobald man müde wird oder lasch, verkommt der Text zu langweiliger Grütze. ich weiß nicht wieso, aber ich habe mal eine Kurzdoku über den Sänger von Kings of Leon gesehen.
Das ist vermutlich eine heisse Spur. Du hast ja gemerkt, dass ich den Finger nicht so ganz drauf legen konnte, aber vielleicht ist es das: Einige Passagen besitzen deutlich mehr Energie und Kraft als andere, das ist es wohl, was ich bei der Lektüre empfunden habe, und das hat vermutlich nur am Rande mit Show und Tell zu tun.
Ich nehme das aber mal auf, lasse mich gerne für den nächsten Text von den kritischen Stimmen literarisch sozialisieren.
Ich weiss nicht. Wenn du denkst, dass der Text nach der Änderung an Zauber verloren hat, dann ist das doch irgendwie schade. Das habe ich mit Zurechtstutzen gemeint. Ist eine Gratwanderung.
Auch wenn die Serie noch schwebehafter geworden ist und ich fürchte, dass sie nicht viele Leser bei Stange halten kann.
Auch das ist eine Gratwanderung. Ich will ja sagen: Wenn deine Texte schweben sollen, dann lass sie schweben, auch wenn es den einen oder anderen Leser geben sollte, der den Blick nicht nach oben wenden mag! :D Aber man will eben auch gelesen werden, schon klar. Im Grossen und Ganzen teile ich aber deine Befürchtung nicht und ich denke auch, dass gerade das Schwebende in vielen Fällen ein typisches Merkmal eines guten Textes ist.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Meine Konkurrentinnen auf der Arbeit hielten mich für eine hirntote Marionette. Eine aufgesetzte Schlampe, die viel jünger war, als sie sich gab. Manchmal fand ich sogar, dass sie recht hatten. Nur[,] dass es mich nie störte. Ich wusste, ich würde all diese Fotzen überleben. Ich war schon immer beständig. Wie der Geruch von Kotze im Auto.

Nicht erst ab hier les ich Deinen Monolog von Gedankenstrom,

lieber Carlo,

als für die Bühne geschaffen, wo das Innerste (und sei‘s der Gedanke) nach außen gestülpt wird – vergleichbar der Bett-/Traumszene der Molly Bloom im letzten Kapitel des Ulysses, wo ohne Punkt und Komma der (Bloom‘s) Tag abgearbeitet wird (Original ist im Netz eingestellt, ist aber auch richtig anstrengend zu lesen).

Beginnend mit dem elliptischen Titel, ein Kompromiss , denn das ist ja der Unterschied zwischen der Schriftform, die sich an Regeln halten muss, um lesbar zu bleiben, und dem Gedankenstrom, der selbst die Logik und erst recht die Grammatik aushebeln kann und erst mit der (Ent-)Äußerung der Regeln bedarf, um überhaupt noch näherungsweise verstanden zu werden.

Sprache als Entäußerung – inside out, outside in - und somit der (Selbst-)Entfremdung, die sich in Selbstzweifeln (nicht umsonst ist der Zweifel im Deutschen mit der Zwo verknüpft und die wiederum – sprachgeschichtlich gesehen – mit dem „anderen“, „ander“ bis in nhd. Zeit hinein ein Zahlwort, das für die „2“ stand, was heute noch im „anderthalb“ durchscheint, mehr als eins, aber weniger als zwo),

Dass ich mich fragte, ob nicht in Wirklichkeit alles, was ich hervorbrachte, eine große, blutleere Lüge war.

… ich weiß, dass ich die Geschichte loswerden muss, um sie nicht zu verlieren.
So muss der Leser, müssen wir auch Ottos gedenken.

Otto war oder ist der Korrekte.
Nein, der Artikel steht für Otto, der korrekt ist (also besser adjektivistisch „ist der korrekte“ [hier/unter uns/in dem Geschehen], dessen Korrektheit wie das Merkmal einer bekannten Persönlichkeit zum Namensbestandteil wird (Rotbart, Löwe/nherz, Bäcker) nämlich „Otto der Korrekte“, der sich wahrscheinlich alles andere als korrekt wähnt
Ich hatte von Paula erfahren, dass er in nichts gut war. Das glaubte er.
Außer Paula[,/oder Gedankenstrich] vielleicht.

Es knallte und das war wirklich laut, trotz Ohropax[‘] , und nachdem …
(trotz [Genitiv] „des Ohropaxes“)

Egal[,] ob Typen oder Frauen.

Hier

Das Wissen[,] gewissermaßen zu sein wie alle.
Wird nun oft auf den gedoppelten Wortstamm „wissen“ hingewiesen, wobei ich einen kleinen Unterschied im Partizip „gewissen“ (etwas ist gewiss) und dem, was einer als „Wissen“ hat, halt so weiß. - Das Gewisse zugleich als moralischer Instanz im Gewissen, das das Umfeld, Umwelt wie Gesellschaft, im Kopf repräsentiert und als Korrektiv der ungefilterten Emotionen und Gedanken.

Ich stopfte alles zurück in die Schublade und schob den Gedanken beiseite[,] Paula mit meinem alten Ich beeindrucken zu wollen.
Du hast es mit den Infinitivsätzen
Ich hatte mich daran gewöhnt[,] mit Paula Quatsch zu machen, bescheuerte ...
Paula begann[,] über ihre Freundinnen herzuziehen.
Sie hatte keine Lust mehr, dass das einzige[,] worüber sie sprachen, ihre tolle, gemeinsame Freundschaft war, …

Die Regeln findestu unter Duden | Komma,
"D 117", vor Jahr und Tag konnt ich blind empfehlen, Komma zu setzen - war bis dahin nicht verboten. Tatsächlich - und das hat seine Logik - gibt es jetzt das ausdrückliche Verbot bei komplexen Prädikaten wie "zu kommen versuchen". Aber das findestu ausführlicher begründet unter Duden.de

Hier

Das Heftigste war nur, dass ihre Freundin ihr wirklich alles verzieh.
neig ich eigentlich zur Kleinschreibung, weil es halt der durch Artikel/Pronomen maskierteSuperlativ „am heftigsten“ („Am heftigsten / Heftigst war nur ...“) ist.

Zum Schluss eine schöne Schöpfung

..., komate in seinem Bett aus.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo lieber @Friedrichard

Nein, der Artikel steht für Otto, der korrekt ist (also besser adjektivistisch „ist der korrekte“ [hier/unter uns/in dem Geschehen] [...]
Darf ich hier milde Zweifel anmelden?
Deine Erklärung setzt doch voraus, dass das Wörtchen "korrekte" benutzt wird, um Otto näher zu charakterisieren, also um ihn von anderen Ottos zu unterscheiden. Nach meinem Verständnis wird aber Otto einer übergeordneten Gruppe, den Korrekten (als Stereotype) zugeordnet. Also wäre damit bei dem "Korrekten" ein substantiviertes Adjektiv zu vermuten.
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken.
Wohlgemerkt: ich bin mir in der Frage auch unsicher und würde die Entscheidung einem Lektor überlassen. (obwohl die auch oft genug Mist bauen :)

Grüße
Kellerkind

 

Hallo @Carlo Zwei,

ich hab gelesen, dass du enttäuschst bist, dass deine Geschichte nicht so viel Resonanz erzeugt. Keine Ahnung, warum andere nicht kommentieren, aber ich kann ja mal versuchen zu erklären, warum ich bisher nicht getan habe und eigentlich auch nicht vorhatte.

Ich schaffe es noch nicht einmal diese Geschichte zu lesen. Ich finde den Einstieg super schwierig und zäh. Und dann passiert irgendwie nichts ... Für mich leider gar nichts.

Und sie sah glücklich aus auf dem Foto, die kleine Paula. Ganz allein in Valparaíso. Und der Blogger hatte sie interessant gefunden, denke ich, vielleicht wollte er ja was von ihr.
Hier werde ich schon hin und her gerissen. Ich sehe Paula vor mir. Lächelnd. In Valparaiso. (Keine Ahnung wo das liegt. Ist das wichtig? Ist dieser Städtename an dieser Stelle überhaupt wichtig?)
Dann gibt es einen Blogger. Und einen Ich-Erzähler. Da haben wir schon drei Personen, deren Verbindung ich nicht kenne.

Aber ich weiß, dass ich die Geschichte loswerden muss, um sie nicht zu verlieren. Das ist alles.
Solche Anfänge mag ich nicht. Das gibt der Geschichte nichts oder? Das ist eine nichtssagende Einleitung.

Wenn man genau sein möchte, muss man auch an Otto denken.
Noch eine Person. Ich erfahre nicht mehr über Paula, den Blogger oder den Ich-Erzähler sondern über Otto. Von dem ich auch nicht weiß, wie er zu den restlichen Personen steht.
Und dann gibt’s noch nen großen Bruder. Person Nummer 5.

der ihn für einen Hänger hält,
Kenn ich nicht den Begriff. Sowas wie Verlierer?

Ich hatte von Paula erfahren, dass er in nichts gut war.
Okay, Ich, Paula und Otto kennen sich also. Warum so kompliziert?

um der Sprengung eines Sozialbaus beizuwohnen,
Sehr steif formuliert.

Otto hatte geglaubt, es sei das Ende ihrer Freundschaft.
Meine Konkurrentinnen auf der Arbeit hielten mich für eine hirntote Marionette.
Das sind alles Gedanken, viele Gedanken von Menschen, die ich nicht greifen kann, die ich nicht kenne. Und mich interessiert so etwas einfach nicht.

Ich höre hier mal auf, der Text ist einfach nicht mein Geschmack, und da bringt es ja auch nichts an allem rumzumäkeln.

Aber ich denke, dass diese Art zu schreiben, einfach nicht so viele Leser anlockt. Fans wird sie bestimmt finden bzw. hast du ja schon.

Ich weiß nicht, ob dir mein Leseeindruck weiterhilft ... aber jetzt lass ich ihn einfach mal hier.

Liebe Grüße,
NGK

 

Lassen wir's Carlo entscheiden,

liebes @Kellerkind,

ob es der korrekte Otto oder ein Korrekter unter Korrekten ist (jetzt werd ich auch noch biblisch dem Gerechtn unter Gerechten nachbilden ...)

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Hey ho,

ich finde deine Geschichte schon mal sehr schön zu lesen, die Formulierungen erscheinen mir - tja, wie eigentlich, gereift vielleicht, also nicht im Sinne von abgestanden oder so, sondern im Sinne von gerade zum Pflücken bereit.
Und auf der anderen Seite - patatam, jetzt kommt die Dresche :naughty: - fehlt mir irgendwas, ich vermute, so etwas wie ein Kristallisationskern. Da gibt es Paula, schon klar, aber das ist erst mal nur eine Figur, wichtig für ein Zentrum, aber für sich alleine noch etwas wenig, um echten Zusammenhalt zu leisten.
Und wieder auf der anderen Seite find ich das vielleicht gar nicht so schlecht und auch ganz passend, dieses Herumkreisen und Sinnieren. Aber dann hätte ich das, glaube ich, doch auch wieder gerne noch entschiedener, also noch entschiedener unentschieden, wenn du so willst, nämlich vor allem nicht so brav chronologisch.

Den ersten Absatz finde ich für sich genommen toll - aber ich lese ihn als Einleitung in eine andere Geschichte: "kleine Paula", "Blogger" - da denke ich es geht um ein Kind und einen Blogger oder wenigstens einen Vorfall, der mit dem Internet zu tun hat. Klein verschmerze ich vielleicht noch. Aber den Blogger ... ?

Den Übergang zum zweiten Absatz:
-- "Wenn man genau sein möchte, muss man auch an Otto denken."
- finde ich nicht ganz so toll. Besser fänd ich's direkter: Wenn man an Paula denkt, muss man auch an Otto denken oder so was in der Art. Denn: Wer sagt denn, dass man genau sein möchte? Vielleicht möchte man gar nicht? Ich weiß nicht, ob ich, wenn ich an Leute denke, unbedingt genau sein will ...

Ottos großer Bruder ist ein hübscher Einfall, aber doch auch mit schuld daran, dass ich hier keinen Kern zu fassen kriege.

-- "Aber ständig stellte er sich vor, wie er seinen Schwanz in sie steckte."
- Kurz als Zwischenruf: Ich störe mich ja nicht an dem Perspektivenwechsel. Erstens muss das nicht genau so stimmen und die Erzählerin kann es sich ausmalen. Zweitens find ich so was völlig in Ordnung: Einfach kühl hinstellen, was der Fall ist (oder sei). Sparsam natürlich, aber wenn es mal sein muss, muss es halt sein. Ich weiß ja eh, dass die Geschichte erfunden ist, da stärt es mich nicht, wenn ich das hier und da vorgeführt bekomme (muss ja nicht gleich mit Brecht'scher Brachialität sein).

Hier finde ich doch mal eine Formulierung nicht ganz stimmig:
-- "Und oft ertappte er sich, wie genau er jede ihrer Bewegungen mit den Augen verfolgte, weil es ihn erschauern ließ, wie schön sie war."
- Die Begründung finde ich leicht schräg: Die Bewegungen verfolgen weil die Schönheit ihn erschauert. Ich würde sagen, wenn man erschauert ist, schaut man typischerweise eher weg. Vielleicht kuckt er ja trotzdem hin - aber deswegen?


Auch hier hab ich zu mosern:
-- "legte Paula ihre Hand auf Ottos Glied, das warm unter seiner Jeans pulsierte."
- Denn: spürt sie das? Mit einem Perspektivenwechsel kann ich gut leben, aber ich hätte ihn dann gerne angezeigt: das er warm in seiner Jeans pulsieren spürte. Nicht so hässlich natürlich, aber sinngemäß so.

-- "Leider steh ich nicht mehr auf Typen."
- Sehr hübsch. Ob es glaubwürdig ist, weiß ich nicht, frag ich mich aber auch nicht ernsthaft. Ich kauf's einfach.

Dann ist mir der Übergang wieder zu umständlich:
-- "Otto hatte geglaubt, es sei das Ende ihrer Freundschaft. Tut mir leid, hatte sie gesagt. Vielleicht können wir ja mal in ein paar Monaten oder Jahren …, wenn ich wieder auf Typen … Und dann erzählte sie ihm von mir."
- Spontan würd ich das ja einfach so machen: Otto hatte geglaubt, es sei das Ende ihrer Freundschaft. Tut mir leid, hatte sie gesagt. Vielleicht können wir ja mal in ein paar Monaten oder Jahren …, wenn ich wieder auf Typen … Und dann erzählte sie ihm von mir.

Dieses "Vielleicht können wir ja mal später" usw. ist ja irgendwo süß - aber hier, finde ich, passt es nicht.

Ob ich diesen Absatz brauche:
-- "Meine Konkurrentinnen auf der Arbeit hielten mich für eine hirntote Marionette. Eine aufgesetzte Schlampe, die viel jünger war, als sie sich gab. Manchmal fand ich sogar, dass sie recht hatten. Nur dass es mich nie störte. Ich wusste, ich würde all diese Fotzen überleben. Ich war schon immer beständig. Wie der Geruch von Kotze im Auto."
- weiß ich nicht so genau. Nimm in doch raus und flicke ihn in eine andere Geschichte ein :D. Denn hübsch ist er ja. Aber er lenkt halt auch ab.


-- "Wir gingen zu VoKüs"
- ... was immer das sein mag ...

"... und schickte den Erlös nach Chile."
- Nach Chile? Zu Allende etwa? Sind die schon so alt? Und welche Notebooks kann sie dann verkaufen?

Dann frag ich mich an der Stelle:
-- "Sie wollte der alten Schulfreundin endlich ihren Verrat gestehen."
- wo denn diese Schulfreundin plötzlich herkommt? Und warum ist es so bedeutsam, dass diese Freundin ihr alles verzeiht? Da steig ich hetzt nicht ganz durch.

Und im Detail finde ich das hier:
-- "ich ahnte, was das bedeutete. Und so kam es."
- wieder mal nicht ganz stimmig, denn - verkürzt formuliert - etwas kommt ja nicht so, wie es bedeutet. Oder - anderer Versuch - etwas kommt nicht gemäß dem, was es bedeutet. So oder so, irgendwas reibt sich da, tät ich sagen.

-- "Er verkraftete es nicht, dass er sie in Gedanken vergewaltigt hatte."
- Das finde ich als Begründung des Endes der Freundschaft ganz passen. Passt zu dem Korrekten. Und sogar auch, dass er sie andeutungsweise wirklich anfällt. Dabei gefällt mir vor allem der Gedanke, dass Paula, die ihm immerhin seinerzeit ans Glied gegriffen hat, - ich leih mir mal ne Phrase - cool damit ist, Otto den Übergriff aber braucht, um den Schlussstrich zu ziehen.
Und so bestätigst du es ja auch:
-- "Paula konnte das nicht verstehen." Usw.


-- "Ich bin eine stramme Politikerin. Abgeordnete. Werde mein Leben lang so leben. Ich verharre, bleibe beständig wie der Geruch von Kotze im Auto. Die Erinnerung an Paula ist ein Teil davon. Und jetzt für immer."
- Das Problem an diesem Schluss ist für mich: Ich bekomme zwar erzählt, wie es zwischen Paula und Otto endet, aber nicht, wie es zwischen Paula und der Ich-Erzählerin endet. Für immer? Warum bloß? Paulas Ersparnisse mögen ja mickrig sein. Dass die Ich sich für immer keinen Flug nach Chile leisten kann, folgt daraus nicht ...
Vielleicht hast du da absichtlich ein Rätsel verborgen und ich finde nur die Lösungshinweise nicht. Jedenfalls finde ich sie nicht, deswegen sehe ich da einen Bruch.

Soweit für diesmal.
Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hey liebe Kommentatoren, vielen vielen Dank für eure Anregungen. Gerade komme ich einfach überhaupt nicht zum Antworten. Das tut mir sehr leid. Ende der Woche wirds besser, dann werde ich hoffentlich alle Kommentare beantwortet haben! Habt alle eine schöne Woche :-)

 

Hey @Peeperkorn,

vielen lieben Dank, dass du nochmal kommentiert hast. In den letzten Tagen habe ich neben den überbordenden, alltäglichen Aufgaben vor allem gute Kurzgeschichten gelesen (vom Open Mike zum Beispiel, der für mich bislang so eine Messlatte/Ideal ist). Der Text ist mir jetzt schon wieder ein gutes Stück fern, was mir gefällt.
Habe ihn nochmal überflogen. Ja, er ist wirklich okay. Kein großer Wurf, aber okay. Inzwischen habe ich neue Inspiration getankt und freue mich auf die nächsten Schreibversuche. Den zweiten Teil der Serie werde ich hier aber noch beizeiten (konsequenterweise?) einstellen, mal sehen. Danke jedenfalls für deine Einschätzungen zum Schweben von Texten und der »heißen Spur«. Das habe ich aufgenommen und gut verdaut, denke ich.

Liebe Grüße und auf bald!
Carlo


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Lieber Friedl @Friedrichard ,

ich danke dir herzlichst für deine schönen Gedanken zu meinem Text. Es ist immer wieder eine Freude, das zu lesen :gelb:
Nachdem ich diesen Kommentar abgeschickt habe, mache ich mich an die Umsetzung der Verbesserungsvorschläge. Danke, dass du wiedermal vorbeigeschaut hast.

vergleichbar der Bett-/Traumszene der Molly Bloom im letzten Kapitel des Ulysses, wo ohne Punkt und Komma der (Bloom‘s) Tag abgearbeitet wird (Original ist im Netz eingestellt, ist aber auch richtig anstrengend zu lesen).

Das werde ich mir nochmal ansehen. Ich erinnere mich dunkel. Joyce lesen schadet jedenfalls nie.

Beginnend mit dem elliptischen Titel, ein Kompromiss , denn das ist ja der Unterschied zwischen der Schriftform, die sich an Regeln halten muss, um lesbar zu bleiben, und dem Gedankenstrom, der selbst die Logik und erst recht die Grammatik aushebeln kann und erst mit der (Ent-)Äußerung der Regeln bedarf, um überhaupt noch näherungsweise verstanden zu werden.

was für schöne, besondere Gedanken. Danke, dass ich teilhaben durfte :)


nicht umsonst ist der Zweifel im Deutschen mit der Zwo verknüpft

auch das ist eine sehr interessante Überlegung

sprachgeschichtlich gesehen – mit dem „anderen“, „ander“ bis in nhd. Zeit hinein ein Zahlwort, das für die „2“ stand, was heute noch im „anderthalb“ durchscheint, mehr als eins, aber weniger als zwo),

du solltest da eine wissenschaftliche Methode draus machen: »Experimentell etymologische Methode« (EEM). :lol:
Finde ich gut.

Nein, der Artikel steht für Otto, der korrekt ist

Tatsächlich wollte ich das in der Art eines Herrschertitels schreiben.


"... Außer Paula[,/oder Gedankenstrich] vielleicht.
Es knallte und das war wirklich laut, trotz Ohropax[‘] , und nachdem …
(trotz [Genitiv] „des Ohropaxes“) ..."


Das sind sehr sehr schöne stilmäßige Anregungen, die ich wahrscheinlich so übernehmen werde (sie sind natürlich nicht nur stilmäßig, sondern auch orthographisch berechtigt – allerdings glaube ich, wäre das kaum jemandem außer dir oder einem anderen gewitzten Lektor aufgefallen. Umgekehrt wird es aber auffallen, wenn es vorhanden ist. Nach meiner Einschätzung positiv!)


Du hast es mit den Infinitivsätzen

Habe mir die Regeln dazu vor ein paar Wochen durchgelesen und einzuprägen versucht. Sehr viele Kommata sind freiwillig. Ausnahmen: Wenn die Infinitivgruppe von einem Korrelat »es« abhängt; sie mit »um«, »ohne«, »statt«, »außer«, »als« eingeleitet wird; wenn es ein Verweiswort gibt (dazu, daran – dies hängt meist mit dem Verb zusammen); die Infinitivgruppe von einem Substantiv abhängt. In diesen Fällen muss ein Komma gesetzt werden. In den übrigen Fällen ist es freiwillig. Die Empfehlung lautet: Setz ein Komma, wenn es andernfalls missverständlich ist.
Ich hab mir nun angewöhnt bei Infinitivgruppen zu überlegen, ob eine Ausnahme vorliegt. Ansonsten tendiere ich eher nicht zur Kommasetzung. Ein Kriterium kann Rhythmus oder wirklich Verständlichkeit sein. Ich überprüf die Stellen, die du genannt hast, nochmal.
Übrigens sehr cool: Habe vorgestern einen tollen Text gelesen, der ganz bewusst bei strammer Syntax auf Kommas verzichtet. Sie an anderer Stelle aber des Rhythmus wegen setzt. Ergab tolle Effekte.

Gern gelesen vom

Vielen Dank Friedel! Es hat mich auch sehr gefreut, dich zu lesen (mit Komma wegen Korrelat »es«?). Ganz vielen Dank auch für die Stellen, die ich nicht noch einmal explizit erwähnt habe.

LG und auf bald!
Carlo


 

Hej @Carlo Zwei ,

eine hervorragende Idee, eine Serie zu schreiben. Man muss nach dem Beenden des Lesens nicht bangen und hoffen, man wartet einfach entspannt ab, was aus den Protagonisten noch so werden wird. Leserfreundlich. ;)

Aber ich weiß, dass ich die Geschichte loswerden muss, um sie nicht zu verlieren.

Wunderbar!

Leider steh ich nicht mehr auf Typen.

Issie das? Paula dazwischen? Ach nee, die Erzählerin.

Gelegentlich schlief er mit einer guten Freundin, die nicht Paula war.

Du hältst die Protagonisten am Leben, lebendig, egal wie kurz sie auftreten.

So las ich die Begebenheiten aus der Sicht einer latent frustrierten, alternden Politikerin (right?:shy:) und fühle mich nur so medium gut damit. Denn sie kamen nicht so dicht an mich heran, wie ich es gerne habe; es blieb eine Distanz und Misstrauen. Und im Hinblick, dass möglicherweise Otto und Paula zu Wort kommen werden, macht mir das zum einen gar nichts aus und zum anderen erhöht sich das Gefühl der Abneigung gegen diese Frau. Und ich hätte nichts dagegen, das in der nächsten Folge revidiert oder erklärt zu bekommen. Denn es gab ja mal eine Zeit, als sie jung, weniger abgeklärt und ebenso engagiert war wie Paula, durchaus mitreißend gewesen sein mag. Nicht wahr?

Danke, Carlo Zwei und ich freue mich sehr auf eine Fortsetzung der Serie.

Noch einen schönen Ostertag, Kanji

 

Danke @Kellerkind,

dass du dich in der Otto-Frage nochmal gemeldet hast. Tatsächlich wollte ich den Otto der Korrekte Herrscher-Titel
:lol:
und bin auch (bislang) zufrieden damit.

LG
Carlo

---


Hey @Nichtgeburtstagskind ,

danke für deinen (trotzdem-)Kommentar. Die sind für mich meistens (wie auch in diesem Fall) wichtig. Habe mir danach erstmal wieder eine Geschichte von dir reingezogen, um zu deinen Überlegungen auch ein Gegenbeispiel vor Augen zu haben, und war, um es gleich zu sagen, beeindruckt von deinem »Sommerfrost«. Toll geschrieben. Zu deinem Kommentar:

dass du enttäuschst bist, dass deine Geschichte nicht so viel Resonanz erzeugt.

von dir gespiegelt, hört es sich dramatischer an, als ich es hatte schreiben wollen. Ich bin nicht in Enttäuschng zerflossen. Ein wenig nur
:lol:


Ich schaffe es noch nicht einmal diese Geschichte zu lesen

das glaube ich dir nicht. Aber das du keinen Bock (oder umgekehrt Unlust) hast, spürt ich. Das kann ich dir auch nicht absprechen. Ich tu mir auch nicht freiwillig Texte an, die mich nerven.

Solche Anfänge mag ich nicht. Das gibt der Geschichte nichts oder? Das ist eine nichtssagende Einleitung.

finde schon. Ist ihre Erzählmotivation.

Kenn ich nicht den Begriff. Sowas wie Verlierer?

Leute die ständig »abhängen« sind jugendsprachlich »Hänger«.

Das sind alles Gedanken, viele Gedanken von Menschen, die ich nicht greifen kann, die ich nicht kenne. Und mich interessiert so etwas einfach nicht.

haha, ich spüre förmlich deinen Wunsch, deinen angestauten Unwillen gegen diese Geschichte zwischen die Zeilen zu quetschen. gut, ja, habst verstanden
:lol:


Ich weiß nicht, ob dir mein Leseeindruck weiterhilft

Ja, doch, klar.

Liebes NGK. Bis bald und zum nächsten Mal. Danke dass du trotz Vorbehalten vorbeigeschaut hast, rechne ich dir an. Ich lass dir (kann noch nicht sagen wann) einen Kommentar zu Sommerfrost da. Wirklich schön.
:gelb:

Bis bald!
Carlo

————


Lieber @erdbeerschorsch ,

hab mich sehr über deinen Besuch im Kommentarbereich gefreut. Möchte auch noch in den Genuss von »(d)Ein[em;
:lol:
] Geschenk« kommen. Wenn es etwas ruhiger bei mir wird! Vielen Dank erstmal für deine schönen Anmerkungen.

tja, wie eigentlich, gereift vielleicht, also nicht im Sinne von abgestanden oder so, sondern im Sinne von gerade zum Pflücken bereit.

:gelb:

schön, wie du das siehst. 


Kristallisationskern

hmm, den gibt es schon, aber vielleicht ist er wirklich zu schwach. 
[Mist, mal wieder die Hälfte meines Antwortkommentars gelöscht. Ich hätte auf Peeperkorn hören sollen]. Der Kristallisationskern ist Paula. Ihre Sexualität und Unsicherheit.

noch entschiedener unentschieden

verstehe, was du meinst. Ähnlich zu dem, was Peeperkorn gemeint hat. Vielleicht hätte es hier etwas mehr Power gebraucht.

nicht so brav chronologisch

Das ist ein sehr cooler Hinweis. Im nächsten Teil setzt die Erzählung zu einem anderen Zeitpunkt ein. Chronologisch bleibts trotzdem. Momentan kann ich mir nicht vorstellen das aufzubrechen.

"kleine Paula", "Blogger" - da denke ich es geht um ein Kind und einen Blogger oder wenigstens einen Vorfall, der mit dem Internet zu tun hat. Klein verschmerze ich vielleicht noch. Aber den Blogger ... ?

okay, wenn so viele gute Leser/Schreiber sich daran stören, ist es wohl Zeit, den Blogger endlich zu entlassen.

Ottos großer Bruder ist ein hübscher Einfall, aber doch auch mit schuld daran, dass ich hier keinen Kern zu fassen kriege.

argg, spüre, dass du recht haben könntest. Das werde ich mir nochmal gut überlegen. Danke für den Hinweis!

Ich störe mich ja nicht an dem Perspektivenwechsel

:lol:
oh, das beruhigt mich, um ehrlich zu sein, wirklich ..

-- "Und oft ertappte er sich, wie genau er jede ihrer Bewegungen mit den Augen verfolgte, weil es ihn erschauern ließ, wie schön sie war."

Absolut krass, wie du genau auf die Stelle zeigst, mit der ich selbst am meisten hadere. Ja, das ist wirklich noch sehr Kompromiss. Da muss ich nochmal ran!

Mit einem Perspektivenwechsel kann ich gut leben, aber ich hätte ihn dann gerne angezeigt: das er warm in seiner Jeans pulsieren spürte.

das ist ein ziemlich guter Hinweis. Da werde ich noch was dran machen. Mit AWMs und deiner Hilfe wird die Stelle ja noch richtig gut
:)


Spontan würd ich das ja einfach so machen: Otto hatte geglaubt, es sei das Ende ihrer Freundschaft. Tut mir leid, hatte sie gesagt. Vielleicht können wir ja mal in ein paar Monaten oder Jahren …, wenn ich wieder auf Typen … Und dann erzählte sie ihm von mir.

finde ich eine Überlegung wert. Mal sehen, vielleicht mache ich es so. Danke!

-- "Wir gingen zu VoKüs"
- ... was immer das sein mag ...

Volxküche :-) musst mal google machen. Ist nicht uninteressant.

"... und schickte den Erlös nach Chile."
- Nach Chile? Zu Allende etwa? Sind die schon so alt? Und welche Notebooks kann sie dann verkaufen?

haha, wen meinst du, den ehem. Präsidenten?

-- "ich ahnte, was das bedeutete. Und so kam es."
- wieder mal nicht ganz stimmig, denn - verkürzt formuliert - etwas kommt ja nicht so, wie es bedeutet. Oder - anderer Versuch - etwas kommt nicht gemäß dem, was es bedeutet. So oder so, irgendwas reibt sich da, tät ich sagen.

verstehe nicht ganz. Sie ahnt, dass sich etwas bei Paula verändert, schnell wie eine Wucherung oder so (ich ahnte, was das bedeutete). Und es bewahrheitet sich (Und so kam es).

Für immer? Warum bloß? Paulas Ersparnisse mögen ja mickrig sein. Dass die Ich sich für immer keinen Flug nach Chile leisten kann, folgt daraus nicht ...
Vielleicht hast du da absichtlich ein Rätsel verborgen und ich finde nur die Lösungshinweise nicht. Jedenfalls finde ich sie nicht, deswegen sehe ich da einen Bruch.

Naja, sie weiß zumindest nicht, wo genau Paula sich befindet. Es stimmt, sie könnte sie suchen gehen, aber die Ich-Erzählerin ist zu abgeklärt, um sich solchen Romanteleien hinzugeben. Es juckt sie, aber es veranlasst sie nicht, ihren eingeschlagenen Weg aufzugeben. Im Grunde macht sie das Gegenteil von dem, was Paula tut. Sie bleibt.

Lieber @erdbeerschorsch , nochmal vielen Dank für deinen Kommentar
:gelb: ich werde ihn in mir gären lassen und ... ach, diese Metapher führt nirgends hin. Vielen Dank einfach !

LG
Carlo


 

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