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Im Land der Fakelaki

Monster-WG
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10.09.2014
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Im Land der Fakelaki

Onkel Alexis ist bereits in Schieflage. Der Kellner holt unglaublich schnell zum zweiten Schlag aus, doch ich knalle ihm von hinten ein metallenes Tablett auf den Schädel und er schlägt ins Leere.
Der Typ will sich zu mir umdrehen, also haue ich ihm das Ding ein zweites Mal auf die Birne und trete ihm mit aller Kraft in die Kniekehlen.
Er knickt tatsächlich ein und endlich werfen sich Giorgio und Iannis über diesen Verrückten
und halten ihn unten. Mein Onkel geht zwar zu Boden, jedoch erspart ihm der dicke Teppich schlimme Blessuren.
Er rappelt sich wieder auf und wäre nicht Alexis aus Amerika, wenn er wegen dieser Lappalie seine Geburtstagsfeier beenden würde.
Ganz im Gegenteil. „Jetzt“, schreit er übermäßig laut, „geht die Party erst richtig los! Sirtaki!“
Er beginnt rhythmisch zu klatschen, legt dann die Arme um die Schultern von Giorgio und Iannis; ich und die anderen schließen uns an. Die Musik setzt ein und es ist immer wieder ein Wunder, wie uns schon die ersten Klänge der Wirklichkeit entreißen.
Beim Sirtaki tanzt ein Grieche nicht nur, sondern erlebt eine Verwandlung. Er wird zum Herrn der Erde – stolz und einzigartig, überlegen; jeder Akkord ein Schuss in die Vene. Es gibt nur ihn auf der Welt, und das sind seine größten Momente. Er wächst dabei, ringt mit der Musik und unterwirft sich. Tanzt einen Riesenbogen um sein Leid und lacht dabei.

Mit Daphi ist es immer großartig. Ich nehme ein Stück Küchenrolle und streife das Kondom ab. Kann erst mal auf dem Bettvorleger liegen bleiben; wir umschlingen uns wieder, fast verknoten wir uns. Sie hat eine unglaubliche Haut, glatt und straff. Mit der Zungenspitze ertaste ich die kleinen Seitentäler am Kinn, am Ohr, in den Achseln. Und wie sie duftet und schmeckt! Orangen, Feigen, Anis, Kaffee – und ein Salzkristall aus dem Meer.
Ihre Brüste haben große braune Höfe, allein deren Anblick macht mich verrückt. Augen wie das Bernsteinzimmer, fast waagerechte feine Brauen. Ob es eine hellenische Nase gibt, weiß ich nicht, doch habe ich so etwas schon aus Marmor gesehen, von Meistern geformt.
Die haben auch ihren Rücken modelliert.

Meine Eltern werden bald zurück sein, es wird Zeit. Wir müssen uns entwirren und stadtfein machen. Daphne braucht dafür weniger Zeit als ich. Manchmal neckt sie mich mit meiner Eitelkeit.
„Niko, mein Super-Apoll“, ruft sie, schon im Treppenhaus, „mach hin! Bist schön genug.“
„Ja, warte, hab was vergessen.“
„Doch nicht das Gel?“, stichelt sie.
„Nee, was anderes.“ Ich nehme das Ding vom Bettvorleger. Das brauchen wir bald nicht mehr, werde nun mein eigenes Geld verdienen – mit der neuen Stelle bei Onkel Alexis.
Ja, sagte der, er wolle sich erkenntlich zeigen, weil ich ihm diesen Unhold vom Leibe gehalten habe, und auch wegen der Familie und so. Ich muss ihm nicht sagen, dass er besoffen war und diesen hitzköpfigen Kellner den ganzen Abend drangsaliert, dann auch noch beleidigt hatte.

Eine Glücks-Scheiß-Situation, aber als angehender Geologe kriege ich nirgendwo eine Stelle.
Alles schmort vor sich hin; sie reduzieren, sie schließen, sie bedauern.
Und jetzt ein Schreibtisch im Rathaus!
In die Hände wollte ich spucken, die Ärmel hochkrempeln, mich um gutes Wasser kümmern, um Thermalquellen, Bodenschätze. Ab in die Berge, oder auf die Inseln, gar auf den Meeresgrund! Aber irgendwie muss ich Geld verdienen.
Onkel Alexis hat im Nebenzimmer, durch eine Faltwand von seinem Chefbüro abgetrennt, einen Schreibtisch installieren lassen, sodass er immer Zugriff auf mich hat.
Bin ab sofort sein Adjutant, der ihm den ständigen Ärger mit dem Computer vom Halse hält. Um erst einmal auf eigenen Beinen zu stehen, habe ich eingewilligt. Reine Freude hingegen bei Daphi – die malt sich schon aus, wie sie unsere erste Wohnung einrichtet und welches Auto unsere Vespa ablösen wird.

In der ersten Zeit bin ich pünktlich, nur fehlen mir Bewunderer für meine Disziplin.
Kein Mensch weit und breit – weder Bedienstete des Rathauses noch Publikum; es scheint eine Übereinkunft zu geben, dass nicht alles schon in den ersten Tagesstunden geschehen muss. Ich gehe den Korridor entlang unter Gummibäumen, die auch ohne Pflege hundert Jahre und älter werden, vorbei an Gebirgen unerledigter Aktenordner, deren älteste Exemplare schon zerbröseln.

Schon bald beginne ich meinen Dienst, wie die anderen Mitarbeiter auch, mit einer Stunde Verspätung – immer noch früh genug vor dem Auftauchen meines Chefs und Onkels, der mich stets eifrig arbeitend vorfindet.
Der kommt mit dem Fahrservice der Stadtverwaltung. Sie hatten sich damals, als sie noch nicht so abgrundtief verschuldet waren, schwarze Audi gegönnt – und die werden sie wohl behalten, auch wenn gespart werden muss. Ein blaublinkendes Motorrad der Polizei fährt voraus und das ermöglicht gutes Vorankommen, auch bei Stau und roten Ampeln. Völlig zu Recht, mein Onkel ist ein wichtiger Mann und stets in Eile.
Die Tür muss er allerdings selbst öffnen, der früher dafür zuständige Lakai ist wegen der neuen Sparsamkeit seines Postens enthoben worden.

Die Leute warten auf ihn, sitzen und stehen herum, mit frustrierten, resignierten Mienen, wie vor einer Beichte, gottergeben.
Als er den Warteraum zu seinem Office durchschreitet, erheben sich die Wartenden und verbeugen sich leicht. Mein Onkel sagt, diejenigen mit dem tiefsten Bückling hätten die meiste Scheiße am Stecken – und ich weiß, dass sie die dicksten Fakelaki*) mitbringen, diese wundertätigen Kuverts.
Die miese Stimmung der Wartenden quillt durchs ganze Gebäude, so verdrießlich wie sie schauen auch die Angestellten aus. Ich bin ebenfalls infiziert; weiß mittlerweile, was Missmut ist.
Ab und an muss man diese vergiftete Atmosphäre verlassen, um psychisch zu überleben – und sei es nur für eine kurze Pause.
Der Kaffeeautomat am Ende des Flurs wird ignoriert. In diesem Klima würde der beste Kaffee nicht schmecken, jedoch ist das nächste Kafenion gleich um die Ecke – sogar bei Regen kann man ohne Schirm hinflitzen, ohne nass zu werden.
Heute ist es trocken, mein Onkel sitzt in einer Konferenz, ich muss mich also nicht beeilen. Viele Kollegen sind schon da, hinter der Theke plärrt der Fernseher. Pferderennen, Werbung, Fußball; die meisten schauen sich diesen Mist an. Die anderen lamentieren. Wenn das so weitergeht und kein frisches Geld aus Brüssel kommt, sieht’s böse aus. Ich nehme einen Schwarzen und Mandelgebäck.
Früher litt unser Land unter der osmanischen Tyrannei, dann kamen die Deutschen, die ihre Schulden immer noch nicht bezahlt haben; jetzt sind es die Sparfüchse der EU, die den Ärmsten keine warme Suppe gönnen – Griechenland hat immer das Nachsehen.

Besonders betroffen sind die Frauen, ich sehe das bei meinen Kolleginnen. Sie sind traurig, möchten aber nicht mit ihren männlichen Kollegen klagen und politisieren, suchen lieber Trost beim Shopping, opfern ihre Mittagszeit dafür, verlieren sich und erst am nächsten Tag sehe ich sie wieder. Das alles macht keinen Spaß.
Sicherlich, sie haben sich toll angezogen, doch den Harm in ihren Gesichtern können auch übergroße Sonnenbrillen nicht verbergen. Noch nicht einmal die französischen.

Ich bin ziemlich deprimiert. Wozu auch sollte man sich anstrengen unter diesen Bedingungen?
Mein Kollegen sagen das gleiche; die Stimmung ist mau.
Auf dem Weg zurück ins Amt kackt mir ein Vogel aufs Jackett. Ich gehe schneller, um die Sache möglichst gleich mit heißem Wasser zu bereinigen. Ärgerlich ist das, während der Arbeitszeit. Plötzlich fällt mir ein: Während welcher Arbeitszeit?
Und während der Computer hochfährt, bricht plötzlich die Staumauer, die ich selbst konstruiert habe. Wie ein Schwall überfluten mich verdrängte Dinge – all die Verzögerungen, die gebrochenen Absprachen, Bequemlichkeiten und Ausflüchte; Missstände, wohin man schaut.
Schuld sind die anderen – oder sitzt der Krebs in uns? Ich habe der mir innewohnenden Bequemlichkeit nachgegeben und mich arrangiert. Viel geklagt, nichts geleistet.
Das wusste ich die ganze Zeit, dennoch habe ich mitgespielt. Vielleicht sollte ich mal darüber nachdenken.

Ich scrolle, lese Zeitung; es gibt neue Gesetze, Verkehrsunfälle, Korruptionsaffären.
Dann die Korrespondenz meines Onkels – plötzlich höre ich in seinem Zimmer Stühlerücken und Stimmen. Da schiebt er schon die Faltwand auf und kommt herüber.
„Na, schon fleißig?“, sagt er zur Begrüßung und schaut mir über die Schulter. Ich tippe auf ‚Posteingang’.
Und schon die zweite Mail alarmiert uns. Wie, was? Bei uns, vor unserer Haustür? Ich beuge mich nach vorn, er hängt mir fast auf dem Rücken.
„Wahnsinn!“
Onkel Alexis zieht sich einen Stuhl heran und wir lesen gebannt das Unglaubliche, das Unerhörte. Beinahe vergessen wir das Luftholen und lesen das Ganze noch mal.
„Ich werd’ verrückt“, sagt mein Onkel.
„Ich kann’s echt nicht glauben“, stammle ich. Am liebsten würde ich losschreien, jubeln – das ist es, Eureka! Vorbei all das Lamentieren, dass die Welt keine Notiz von uns nimmt, dass sie ihre Geschäfte anderswo erledigt. Plötzlich werden die Menschen unseren Namen kennen, die Schönheit unseres Golfes bewundern, unsere Gastfreundschaft genießen. Und sie werden viel Geld ausgeben.
Unsere Stadt wird aufblühen – da ist auch meine Chance dabei! Mir ist, als ob mein Leben noch einmal beginnen würde.

Bei all meiner Begeisterung bemerke ich nicht, dass mein Chef davon unbeeindruckt bleibt.
Ich sage leichthin: „Wenn ich das Daphi erzähle, meint die, wir wären auf ein Fake reingefallen.“
Da fährt mein Onkel unerwartet auf: „Das lass mal schön bleiben, mein Freund! Du erzählst niemanden etwas – und das ist ein dienstlicher Befehl, verstanden?“
Jetzt begreife ich gar nichts mehr. „Onkel Alexis, ich habe den Eindruck, dass du ...“
„Ja, ja“, unterbricht er mich, „dass ich nicht amüsiert bin. Völlig richtig!“
„Und wie darf ich das verstehen?“, will ich mich vergewissern.
„Du darfst das so verstehen, dass dieser ganze geplante Zirkus eine einzige riesengroße Scheiße wird!“
Oups, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich sage deshalb: “Wie kommst du darauf?“
Darauf meint Onkel Alexis, dass ich sowieso nur die Hälfte vom Leben verstünde, weil das eben auf der Uni nicht gelehrt wird.
Okay, das ist sein altes Problem – ich nehm’s ihm nicht übel. Nach der Dorfschule musste er gleich aufs Feld und in den Stall; ich denke, das hat ihn verbittert.
„Also“, sage ich, „ich fänd’ das toll, wenn endlich frischer Wind durch die Stadt bläst, damit das Gejammere mal ein Ende hat. Die Armen müssten nicht im Müll rumstochern, sondern fänden einen Job. Und die Fremden, die noch nie etwas von unserem Land und seiner Schönheit gesehen haben – was würden die für Augen machen! Wir stünden im Mittelpunkt der Welt!“
Onkel Alexis erhebt sich mürrisch, aber ich lasse nicht locker: „Die Hotels wären ausgebucht wie früher, alle müssten essen und trinken, die Läden ... “
„Shut!“, raunzt er mich an. Ich kenne das. Damals hatte er dem Bauernleben bald Adieu gesagt, auf einem der Passagierschiffe als Wäscher angeheuert und dann in Amerika sein Geld gemacht. Dafür zolle ich ihm Achtung, doch ist er ein grober Klotz geblieben.
Er fingert eine Zigarette aus dem Etui, lässt ein goldenes Feuerzeug schnappen und inhaliert tief. Seine Gereiztheit lässt schnell nach. „Niko, listen“, so spricht er immer mit mir, wenn ich ihn nerve, „du verstehst leider gar nichts. Ich werde es dir erklären.“

Etwas verzögert, als ob er nicht wüsste, auf welcher Schiene er mich erreichen kann, sagt er: „Dieses Milliardärsgesocks sucht sich immer die Filetstücke heraus. Die ziehen ihren World Cup durch, machen Kasse und sind weg; die Arbeit und den Dreck wegräumen - das können andere machen. Überall müssen sie ihre gierigen Pfoten reinstecken und kriegen den Hals doch nicht voll. Mit ihrer Gier rauben sie dem Land die Seele.“
Ich erdreiste mich zu fragen: „Du meinst, die sollen sich eine andere Austragungsstätte suchen und ihr Geld woanders ausgeben?“
Brummig antwortet er: „Ja, genau das meine ich. Wegen mir können sie vor Tasmanien oder Miami segeln, aber unseren Golf kriegen sie nicht – wir sind nicht deren Fußabstreicher!“
Ich weiß, die Sitzung ist zu Ende. Draußen warten viele Leute, endlich mit ihrem Anliegen vorgelassen zu werden. Eigentlich hat er auch am Nachmittag Sprechstunde, doch da bedient er private Kundschaft.

Auch heute konnte ich früher Feierabend machen, doch muss ich noch mal ins Amt zurück –
die Karten für’s Volkstheater hab ich in meinem Schreibtisch liegen lassen. Sie können nur dort sein. Alle Türen stehen offen, niemand mehr da. Weil die meisten Bediensteten nach der Mittagspause nicht wieder erscheinen, können die Putzfrauen ungestört ihrer Arbeit nachgehen. Die sind neu und uniformiert, blau und gelb – einschließlich der Baseballkappe.
Die langgedienten mussten auf EU-Geheiß entlassen werden, weil der Staat zu viele Leute auf den Lohnlisten hat. Da gab’s ziemliches Gezeter. Jetzt wird deren Arbeit von einem privaten Putzdienst verrichtet. Zwar ist diese Regelung wesentlich teurer als vorher, aber der Chef des blau-gelben Unternehmens ist ein Freund des Premiers. Auf Zehenspitzen gehe ich über den nassen Marmor.
Als ich nach den Karten greife, höre ich nebenan Stimmen. Das macht mich neugierig. Man unterhält sich in gedämpftem Ton. Am meisten redet mein Onkel, fast beschwörend, mit gesenkter Stimme: „ ... rollen vielleicht Köpfe – eure, meiner – wer weiß? Ein Untersuchungsausschuss wird berufen, sie wühlen so lange, bis sie etwas gefunden haben. Und sie werden etwas finden, irgendetwas. Vielleicht Schnee von vorgestern, eine kleine Unachtsamkeit, die schon mal passieren kann ...“, ein Hustenanfall unterbricht ihn.
Die anderen Stimmen vernehme ich nur unklar, doch mein Onkel scheint wieder Luft zu bekommen: „Ich muss noch sechs Jahre meinen Aufgaben nachkommen, und ich habe nicht die geringste Lust, mich schulmeistern zu lassen. Und das gleiche kann euch geschehen. Die werden ihre Nasen überall hineinstecken und alles besser wissen. Dann haben wir die Bescherung!“
Es entsteht Geraune, der Chef reißt das Wort wieder an sich: “Wir müssen uns einig sein; wir können viel, besser gesagt, alles verlieren. Was interessiert uns der Sport? Die sollen ihre Geschäfte anderswo machen. Ich habe keine Lust, in Zukunft den ganzen Tag unter Aufsicht zu arbeiten, gar mit den Anweisungen von Fremden. Wir sind bewährte Leute, haben unseren Rhythmus – das ist unsere Arbeit und unser Leben, wir brauchen keine Befehle von irgendjemandem.“ Ja, das kenne ich schon. Sehr überzeugend.
Im Weggehen höre ich noch: „ Ich bitte um Handzeichen, wer ...“


Daphis Augen werden immer größer, als ich ihr das erzähle. Sie fasst mich an beiden Händen:
„Und? Was wirst du tun?“
„Gute Frage,“, sage ich, „was wäre denn das Richtige?“
„Tja, so auf die Schnelle weiß ich das auch nicht. Aber so viele Möglichkeiten gibt’s ja nicht.“
Vor dem Theater gehen wir zu „Gianni’s“ und setzen uns ans Fenster. Daphi bestellt Weißwein und Shrimps, ich nehme einen Roten und Stifado. Langsam legt sich meine Erregung.
„Das ist doch ein Drecksack!“, sage ich und meine damit Onkel Alexis. „Erzählt mir großspurig, was er alles zum Wohle der Stadt tut und wie schwer das ist, weil alles den Bach runtergeht; rigorose Einsparungen an allen Ecken und Enden. Und jetzt hätten sie eine Riesenchance – wollen sie aber nicht nutzen, um weiterhin Däumchen drehen zu können.“ Ich trinke meinen Wein aus. „Muss ich mich deswegen mit ihm anlegen?“

„Wäre unklug“, überlegt Daphi, „er ist der Chef, dein Arbeitgeber. Wenn du diesen Job schmeißt, kannst du Hochzeit und Wohnung vergessen.“
Ich weiß. „Bitte, Gianni, zwei kleine Schwarze und einen Ouzo.
Wir sinnieren ein bisschen vor uns hin.
Kάλλιο πέντε και στο χέρι, παρά δέκα και καρτέρι. Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach?

Nein, kommt nicht in Frage. Dazu sind wir viel zu jung. Wir wollen die Taube!

Daphi und ich ziehen in die Berge. Mein einstiger Wunsch, etwas Vernünftiges zu tun, wird sich erfüllen. Vielleicht etwas anders als gedacht, aber ich liebe Ziegenkäse mit dunklem Honig und gerösteten Pinienkernen. Wie köstlich muss das sein, wenn es aus eigener Herstellung kommt?


*)Fakelaki sind ganz normale Kuverts, für größere Summen muss man selbstverständlich ein größeres Kuvert nehmen.

 

Hallo Josefelipe,
spannende Geschichte, allerdings zu viel Klischee für meinen Geschmack. Schließlich beschreibst du die Griechen hier pauschal als arbeitsscheues, korruptes Volk, zumindest die in deiner KG. Einzig der Held und seine Geliebte erheben sich letztlich aus der allgegenwärtigen Lethargie.

Er knickt tatsächlich ein und endlich werfen sich Giorgio und Iannis über diesen Verrückten
und halten ihn unten. Mein Onkel geht zwar zu Boden, doch der dicke Teppich erspart ihm schlimme Blessuren. Und er müsste nicht Alexis aus Amerika sein, wenn er wegen dieser Lappalie seine Geburtstagsfeier beenden würde.
Ganz im Gegenteil. „Jetzt“, schreit er übermäßig laut, „geht die Party erst richtig los! Sirtaki!“ Er beginnt rhythmisch zu klatschen, legt dann die Arme um die Schultern von Giorgio und Iannis;
´
Hier fehlt mir ein Stück. Sie tanzen auf den Kellner liegend?

Sirtaki tanzt ein Grieche nicht nur, sondern erlebt eine Verwandlung. Er wird zum Herrn der Erde – stolz und einzigartig, überlegen. Jeder Akkord ein Schuss in die Vene. Es gibt nur ihn auf der Welt, und das sind seine größten Momente. Er wächst dabei, ringt mit der Musik und unterwirft sich. Tanzt einen Riesenbogen um sein Leid und lacht dabei.

Sehr schön beschrieben, besonders der venöse Schuss gefällt mir.

Liebe Grüße Damaris

 

Chaire José,

ich wollte erst gar keinen Kommentar schreiben. Es fällt mir immer noch schwer, freiwillig zu lesen und deine Geschichte ist für mich viel zu lang. Ich fand sie auch sehr schnell anstrengend - Wenn du mal gesehen hast, wie der Kronleuchter in einem Saal auf und ab schwingt, weil im ersten Stock Sirtaki getanzt wird - für mich war das damasl schon ein Abbild der giechischen Wirtschaft: Alles bewegt sich kurz vor der Katastrophe, aber immer im Kreis und es kommt nix dabei raus. Anders gesagt: Deine Geschichte scheint mir eher ein Handlungsleitfaden: Griechische Mentalität verstehen (statt Griechen kann da auch ein anders Volk aus dem vorderen Orient stehen, auch wenn die Griechen das gar nicht mögen). Also ich fand das Ganze zu realistisch und es hat mich zu sehr erinnert.

Daphi und ich ziehen in die Berge
warum nicht gleich in ein verlassenes Kloster - Meteora oder so - dieses Leben ist so was von karg -bei deinen Schilderungen von ihrem Leben vorher kann ich mir nicht vorstellen, dass sie das länger als 20 Minuten durchhalten.

Liebe Grüße

Jobär

 

Als Info zu meinem Text:

Ich bin durch eine TV-Doku auf diese Geschichte gestoßen.
Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2004 wurde bei der Stadtverwaltung von Thessaloniki angefragt, ob dort Segelregatten, Ruderwettkämpfe etc. ausgetragen werden könnten. Diese Anfrage ließ man unbeantwortet.

Yammas!
José

 

Lieber José,

mir gefällt der Anfang deiner Geschichte, weil ich auch sozusagen mit einem Bein in einer Kultur stehe, in der getanzt wird, selbst wenn die Bomben zum Fenster hereinfliegen. Schon von daher konnte ich mit Onkel Alexis viel anfangen.

Und es ist tatsächlich bitter, dass in Griechenland die Leute verfehlte finanzpolitische Praktiken der letzten Jahrzehnte austragen, die am wenigsten Einfluss darauf hatten, während die Profiteure weiterhin profitieren, deshalb auch dicke Sympathiepunkte für deinen Prot.

Was mir ein bisschen fehlt, ist das literarische Drama - anderes Leiden gibt es da genug - einen ausgebauten Konflikt zwischen Onkel und Neffe. Wie wäre die Geschichte weiter gegangen, wenn der junge Mann geblieben wäre und eventuell so eine hoffnungsvolle Jugendposition gegen die Resignation der Alten vertreten hätte, habe ich mich gefragt?

Ein paar kleine textliche Anmerkungen noch:

haue ich ihm das Tablett

Unschöne Wiederholung "Tablett", vielleicht stattdessen "Ding"?

Und er müsste nicht Alexis aus Amerika sein, wenn er wegen dieser Lappalie seine Geburtstagsfeier beenden würde.

Eventuell geschmeidiger: ... wäre nicht Alexis aus ...

ich und die anderen

"die anderen und ich" fände ich schöner

Augen wie das Bernsteinzimmer

Das Zimmer finde ich in diesem Ausdruck störend

opfern ihre Mittagszeit dafür, verlieren sich

"verlieren sich" habe ich nicht verstanden

Die langgedienten

Groß geschrieben? Bin selbst unsicher

Aber viel ist's nicht, was ich da anzumelden habe :)

Ach, aber manchmal würde ich mich auch gern in die Berge verziehen und Ziegen züchten ... Nur kommt die wirkliche Welt immer irgendwann dort an. Trotzdem, vielen Dank für diesen Tagtraum!

Viele Grüße

Willi

 

Hola Damaris,

ich möchte mich für Deinen Kommentar bedanken.

Die Geschichte handelt in Griechenland, da sind ein paar griechische Akzente nicht zu vermeiden. Die Klischee-Gefahr ist mir bekannt und deswegen war ich auf der Hut, aber trotzdem war es Dir noch zu viel:

... allerdings zu viel Klischee für meinen Geschmack.
Tja, schade.
Schließlich beschreibst du die Griechen hier pauschal als arbeitsscheues, korruptes Volk, ...
Nee, liebe Damaris, das kannst Du mir nicht anlasten. Ich bin Griechenland-Fan schon seit ewigen Zeiten – wie käme ich dazu, so etwas zu behaupten? Ich glaube eher, dass Dir hier ein Klischee unterkommt, denn ein korruptes Volk gibt es nicht. Es sind lediglich die Leute an der Spitze.

Allerdings: meine Beschreibung des Schlendrians trifft auf ein Drittel der griechischen Bevölkerung zu, denn dieses Drittel steht auf den Lohnlisten der staatlichen Bürokratie – und tut nichts! Ein Drittel!
Wie Onkel Alexis verschafft jeder, der etwas zu sagen hat, einem (oder mehreren) Familien-(Clan-)Mitglied(ern) ein schönes Pöstchen. Ich kenne das sehr gut von meinem jetzigen Gastland (seit siebzehn Jahren). Übrigens ist Griechenland das korrupteste Land Europas.

Einzig der Held und seine Geliebte erheben sich letztlich aus der allgegenwärtigen Lethargie.
Jawohl, so muss es sein! Wenn nicht die junge Generation – wer dann?
Sie tanzen auf den Kellner liegend?
Ja, das ist dort völlig normal. Kennst Du diesen Tanz nicht:D?
Hier fehlt mir ein Stück.
Danke für den Hinweis, ich hab die Sache etwas verändert – jetzt müsste es passen.

Damaris, man liest sich! Und schöne Grüße!
José

 

Lieber josefelipe,

kein Zweifel für mich: Du liebst Griechenland und die Griechen wegen ihrer Lebensfreude, des Temperaments und ihres Sinns für Ästhetik. Und ich verstehe auch deinen Zorn darüber, dass dieses liebenswerte Volk es nicht schafft, sich selbst wie Münchhausen am Schopf aus dem Korruptionssumpf zu ziehen.
Spüre ich da die alte Sehnsucht der Deutschen, dieses Land mit der Seele zu suchen?

Aber die Realität wirft dem Suchenden immer neue hässliche Stolpersteine vor die Füße.

Da ich Griechenland nur von einer einzigen Pauschalreise kenne, traue ich mir kein Urteil über die griechische Mentalität zu. Allerdings habe ich schon einige Interviews mit Griechen gelesen, die ziemlich genau die von deinen Protas genannten Übelstände bestätigen.

Selbsterkenntnis ist da. Ob die Flucht in eine Idylle in den Bergen mit Ziegenkäse, Honig und Pinienkernen eine dauerhafte Lösung ist?
Nicht jedem Pärchen gelingt es, einen heruntergekommenen Bauernhof in einen veritablen Landsitz zu verwandeln. Es sei denn, sie haben eine Fee namens Stephania zur Nachbarin.

Herzliche Grüße und den Wunsch nach nie nachlassendem Optimismus schickt
wieselmaus

 

Hi Josefelipe,

eine schöne Geschichte/Milieustudio präsentierst du uns hier. Besonders gefällt mir, dass du dich von einem realen Ereignis inspirieren hast lassen.
Mal ehrlich, wer schielt nicht - bei allem berechtigten Geschimpfe - manchmal neidisch auf das Leben derer, die es verstehen, den ständig geforderten Disziplinen Anstand und Fleiß den Mittelfinger in Form eines Sirtaki-Tanzes zu zeigen - ob real oder symbolisch. Die das System für sich arbeiten lassen, anstatt umgekehrt. Die griechische Tragödie an deiner Geschichte ist, dass auch die Leute, die das "geschafft" haben, doch wieder nicht zufrieden sind - und ich denke das war auch schon vor Zeiten diverser EU-Daumenschrauben so. Doch anstatt sich mal aufzuraffen und Ärsche zu treten (vor allem den eigenen) bleibt man im Trott, der einen immer weiter abwärts führt.
Den Onkel in deiner Geschichte finde ich realistisch, und kleine Details wie das eingestreute Englisch machen ihn noch interessanter. Und natürlich, sein Feindbild sind die bösen Reichen/Mächtigen die den kleinen Mann doch eh nur ausnutzen und rein legen wollen. Für die mach ich stolzer Grieche doch keinen Finger krumm. Diese Stelle fand ich toll.
Dein Protagonist als Kritiker des Systems bietet dazu einen guten Kontrast. Er hat noch Träume, und am Ende scheint er sich einen davon zu erfüllen ... ? Das Ende macht mich ehrlich gesagt etwas ratlos. Erstens kommt es narrisch plötzlich. Und dann weiß ich nicht, ob es als Happy End gemeint ist, oder ironisch? Ziegenkäse und Honig ... Klar kann das ein Traum sein, genau wie Oliven und griechischer Wein. Aber ist das wirklich das, was dein Protagonist erstrebt? Ich hatte einen etwas anderen Eindruck von ihm.

Textlich war für mich alles astrein, mit einer Ausnahme:

Beim Sirtaki tanzt ein Grieche nicht nur, sondern erlebt eine Verwandlung. Er wird zum Herrn der Erde – stolz und einzigartig, überlegen. Jeder Akkord ein Schuss in die Vene. Es gibt nur ihn auf der Welt, und das sind seine größten Momente.
Da sowohl Grieche als auch Akkord männlichen Geschlechtes sind, habe ich bei "Es gibt nur ihn auf der Welt" ganz kurz geglaubt, es geht um den Akkord, wenn wohl der Grieche gemeint ist.

Gute Geschichte, perfekte Länge (bis auf das Ende), gern gelesen.

Schönes Wochenende wünscht der Irony

 

Lieber José,
mir fehlt das Gegengewicht zum Schlendrian, die fleißig schufftenden und trotzdem armen Griechen. Ich weiß, die Geschichte ist schon lang, aber diese völlig auszuklammern, darauf bezieht sich meine Kritik. Das könntest du mit einer den Prots bekannten Person, die über sich und diese anderen Leute erzählt, einfließen lassen.
LG Damaris

 
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Hola Damaris,

mir fehlt das Gegengewicht zum Schlendrian, ...
Vielleicht kommen wir noch auf einen gemeinsamen Nenner? Allerdings müssten wir den Zahlen glauben.
Ich würde die Welt lieber rosiger sehen, als sie nun einmal ist – doch ein Gegengewicht zum Schlendrian kann es bei der Schieflage der griechischen Gesellschaft nicht geben. Schau mal die aktuellen Zahlen Griechenlands an: verheerend!
Arbeitslosigkeit 25%, Jugendarbeitslosigkeit wie im Magreb: 50%. Dazu ein ineffiziender Beamtenapparat, allgegenwärtige Korruption, eine Bürokratie, die alles Fortschrittliche ausbremst. Da kann die verhältnismäßig kleine Gruppe derer, die noch in Brot und Lohn stehen, nicht gegen anstinken.
Dein Traum, dass es sie gäbe:
... , die fleißig schufftenden ... Griechen.
wird ein Traum bleiben, denn sie ‚schuften’ eher weniger, aber nicht mehr als ihre europäischen Kollegen, haben / hatten aber früheren Rentenanspruch.

Zum Schluss noch etwas Lustiges, ich fand es bei meiner Griechenland-Recherche:
Wer als Beamter mehr als fünf Stunden täglich vor dem Computer sitzt, hatte in Griechenland bisher Anspruch auf Sonderurlaub.

Pensionen für unverheiratete (Offiziers)-Töchter*), Boni für pünktliches Erscheinen am Arbeitsplatz ...

*)Ein schönes Foto war dabei: Ein hübsche junge Dame flaniert mit drei hübschen Hunden unter alten Bäumen. Sie ist dreißig, unverheiratet und ihr Vater ist Major. Folgerichtig erhält sie monatlich eine schöne Pension:shy:.

Aber wir sind uns wohl einig, dass die armen Schlucker weder bei uns noch in Griechenland viel zu lachen haben. In diesem Sinne bis zum nächsten Mal!

José

 
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Hola jobär,

ich danke Dir für Deine Zuschrift.
Freilich möchte ich nicht zu den Leuten gehören, die jede beliebige Äußerung in ein Lob für sich ummünzen, aber wenn Du sagst:

Also ich fand das Ganze zu realistisch und es hat mich zu sehr erinnert.
... dann fasse ich das nicht negativ auf, schließlich ist der Kern der Geschichte ein realer.

Daphi und ich ziehen in die Berge
warum nicht gleich in ein verlassenes Kloster – ...
Gute Idee, aber es wird Eigentumsrechte geben, die dem im Wege stehen;). Doch sie werden kostenlose Unterkunft in einem der verlassenen Dörfer finden – für sich und die Ziegen.

... Meteora oder so - dieses Leben ist so was von karg -bei deinen Schilderungen von ihrem Leben vorher kann ich mir nicht vorstellen, dass sie das länger als 20 Minuten durchhalten.
Lieber jobär, wir sind nicht mehr die Jüngsten. Aber ich erinnere mich an tatkräftige Jahre – und jungen Leuten traue ich es zu, solche Pläne zu realisieren. Sie haben die Nase voll vom Establishment, verlassen die ‚sichere Zone’ und müssen beweisen, dass sie das packen. Trotz und Stolz sind allerbeste Motivation.

Jedenfalls war es nett, von Dir und Deinen griechischen Erinnerungen zu lesen.
Alles Gute, mein Lieber!
José

 
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Hola Willi,

ich habe mich über Deinen Kommentar gefreut, danke schön.

... weil ich auch sozusagen mit einem Bein in einer Kultur stehe, in der getanzt wird, selbst wenn die Bomben zum Fenster hereinfliegen.
Fast hätte ich auf die jüdische Kultur getippt. Aber da wären es statt Bomben die Raketen der Hamas.
Schon von daher konnte ich mit Onkel Alexis viel anfangen.
Der Sorbas ist der Stiefbruder! Unvergesslich, wie dessen Super-Konstruktion zusammenklappt und er das Tanzen anfängt. Irre, griechisch. So einen Text möchte ich mal schreiben.
... dicke Sympathiepunkte für deinen Prot.
Vielen Dank. Ich brauche das für die innere Stabilität.
Was mir ein bisschen fehlt, ist das literarische Drama ... einen ausgebauten Konflikt zwischen Onkel und Neffe.
Da hast Du völlig recht.
Ich hatte verschiedene Varianten zur Auswahl, auch zwei, bei denen sich die beiden böse in die Haare gerieten. Vielleicht habe ich mich für die falsche (brave) entschieden.
Wie wäre die Geschichte weiter gegangen, wenn der junge Mann geblieben wäre und eventuell so eine hoffnungsvolle Jugendposition gegen die Resignation der Alten vertreten hätte, habe ich mich gefragt?
Hm, diese Frage habe ich mir nicht gestellt.
Nachdem Niko ehrlich zu sich selbst war, konnte er nicht bleiben – oder er wäre an Charakterverschlingung zugrunde gegangen. Der Spatz in der Hand wäre für einen jungen Mann blanker Hohn gewesen.
Resignation der Alten? Kann ich nicht erkennen. Die wahren ihre Besitzstände und freuen sich darüber. Und der amerikanische Grieche Alexis kennt das Wort ‚Resignation’ gar nicht:shy:. Zumindest waren das meine Gedanken zum Thema.
Das Ende hätte gut und gerne noch eine – wie auch immer geartete – Überraschung vertragen können, aber hier ging mir die Luft aus. Das von Dir (und eigentlich auch von mir) vermisste literarische Drama hätte den Text zweifelsohne aufgepeppt.

Unschöne Wiederholung "Tablett", vielleicht stattdessen "Ding"?
Danke, ist geändert.
Augen wie das Bernsteinzimmer
Das Zimmer finde ich in diesem Ausdruck störend
Das würde ich gern so lassen. ’Augen wie Bernstein(e)’ ist abgedroschen – beim Bernsteinzimmer sehe ich stilles, dennoch lebhaftes Schimmern mit der Wärme und Tiefe der verschiedenen Bernsteintöne.

opfern ihre Mittagszeit dafür, verlieren sich
"verlieren sich" habe ich nicht verstanden
‚Lost in translation’ – ich verliere mich auf Märkten zum Beispiel. Will zum Gurkensalat noch Dill kaufen und komme zwei Stunden später nach Hause, bepackt mit geräuchertem Knoblauch, Maronen, Schinken und Steinpilzen, leider ohne Dill;).
Die langgedienten
Groß geschrieben? Bin selbst unsicher
Bezieht sich auf die Putzfrauen, deshalb klein (mMn).
Ach, aber manchmal würde ich mich auch gern in die Berge verziehen und Ziegen züchten
Belass es beim Gedanken daran! Ich kauf im Nachbardorf Ziegenquark, -milch und –käse, da sehe ich, wie diese Frau sich abstrampelt beim Ziegenmelken.
Nur kommt die wirkliche Welt immer irgendwann dort an.
Ich kenne eine solche Situation der Abgeschiedenheit. Man ist so froh, wenn man mit der wirklichen Welt wieder in Kontakt kommt (kommen darf:D)!
Trotzdem, vielen Dank für diesen Tagtraum!
Bitte sehr, auch andermal gern zu Diensten. Bleibt zum x-ten Mal die Erkenntnis: Wir müssen weiter üben!

Bis zur nächsten KG – und schöne Grüße!
José

 
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Hola wieselmaus,

ich freue mich immer, wenn Du mich mit einem Kommentar bedenkst. Danke schön auch dieses Mal!

... kein Zweifel für mich: Du liebst Griechenland und die Griechen wegen ihrer Lebensfreude, des Temperaments und ihres Sinns für Ästhetik.
Treffer!
Und ich verstehe auch deinen Zorn darüber, dass dieses liebenswerte Volk es nicht schafft, sich selbst wie Münchhausen am Schopf aus dem Korruptionssumpf zu ziehen.
Zweiter Treffer!
Spüre ich da die alte Sehnsucht der Deutschen, dieses Land mit der Seele zu suchen?
Ja, die hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, nicht nur die von Goethe, auch meine.
Aber mittlerweile richten sich meine guten Gefühle auf Deutschland.
Vielleicht muss man erst woanders Maß genommen haben, um den Wert der eigenen Kultur zu erkennen.
Aber die Realität wirft dem Suchenden immer neue hässliche Stolpersteine vor die Füße.
In der Tat, das hast Du wirklich gut gesagt! Mittlerweile bin ich Befürworter des Grexit, denn wenn ein zehn-Millionen-Volk bis jetzt über dreihundert Milliarden Euro verplempert und noch keine Besserung in Sicht ist, dann sollen sie, wie August der Starke sagte ‚ihren Dreck alleene machen’. Der politische Wille kann die Mentalitäten nicht beeinflussen.

Selbsterkenntnis ist da.
Wenn’s die jungen Leute auch schleifen lassen, weil’s so schön bequem ist, dann gute Nacht, Hellas.
Ob die Flucht in eine Idylle in den Bergen mit Ziegenkäse, Honig und Pinienkernen eine dauerhafte Lösung ist?
Das wird sich zeigen. Zumindest haben sie – und das finde ich am wichtigsten – dem alten System Ade gesagt. Und sie vertrauen ihrer eigenen Kraft.
Nicht jedem Pärchen gelingt es, einen heruntergekommenen Bauernhof in einen veritablen Landsitz zu verwandeln.
Nicht ganz einfach, doch Niko und Daphne werden Fremdenzimmer zusammenschustern und Fördergelder aus Brüssel für Agrotourismus beantragen;).Ansonsten müssten sie sich - wie der Rest der Welt - im Internet selbst vermarkten

Es sei denn, sie haben eine Fee namens Stephania zur Nachbarin.
Ach, hör’ mir mit der auf! Die kriegt ja ihren eigenen Kram nicht gebacken.

Liebe wieselmaus, auch Dir unverdrossener Optimismus und alles Gute!
José

 

Hola Irony,

für Deinen ausführlichen und wohlwollenden Kommentar danke ich Dir. Passiert selten, dass ein Kommentator die Geschichte durchwinkt und der Autor darf sie so stehen lassen.
Beim Schluss allerdings ging’s Dir zu schnell:

Das Ende macht mich ehrlich gesagt etwas ratlos. Erstens kommt es narrisch plötzlich.
Na ja, ich dachte, die Unversöhnlichkeit der beiden Standpunkte ist für die jungen Leute Anlass genug, die Flagge zu streichen und zu gehen. Der Spatz in der Hand war ihnen zu mickrig.
Und dann weiß ich nicht, ob es als Happy End gemeint ist, oder ironisch?
Aber was? Bei Deinem Nick schwankst Du?
Ehrlich gesagt – an Ironie hatte ich nicht gedacht. Eher an das Risiko, den stolzen Charakter der beiden Aussteiger als Kapitulation zu interpretieren. Das wäre nicht in meinem Sinne gewesen.
Eine Unstimmigkeit gab es:
Da sowohl Grieche als auch Akkord männlichen Geschlechtes sind, habe ich bei "Es gibt nur ihn auf der Welt" ganz kurz geglaubt, es geht um den Akkord, wenn wohl der Grieche gemeint ist.
Ich habe mich darum gekümmert und hoffe, jetzt passt es.

Irony – es hat mich gefreut, einen schönen Gruß schick’ ich Dir!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Bas,

Du kannst hier völlig ungeniert Deine geschmacklosen Scherze ausbreiten:

Ich hab erst jetzt gesehen, dass deine Chancen, den Preis für den jüngsten Schreiberling hier im Forum zu gewinnen, wohl eher gering ausfallen dürften.
Haha, lach ruhig – dereinst, wenn Du in meiner Lage sein wirst, fällt es Dir wie Tomaten von den Augen und Du wirst ein jedes Deiner hämischen Worte aus tiefstem Herzen bereuen. Und jetzt mein Gegenwitz: Vorausgesetzt, Du wirst so alt:D.
Weiter im Text:shy:.
Seit wann schreibst du denn?
Ganz grob besehen, sind es sechs Jahre. Eigentlich hatte ich vor, nach Beendigung beruflicher Aktivitäten ein weltberühmter Maler zu werden. Doch mangels Talent musste ich mir das abschminken. Nein, das ist gelogen – meine Werke waren großartig, nur hat sie die Welt nicht verstanden.
Nur dass ich mir eine ungefähre Vorstellung davon machen kann, wie lange das bei mir noch dauert.
Wieso dauert? Du bist ja schon mitten drin in der Schreiberei. In Deinen Komms sehe ich, dass Du sehr gewissenhaft analysierst. Das ist ein großes Plus; kommt ja auch dem eigenen Text zugute.
... hat sich übrigens der erste kleine Fehler eingeschlichen
Ist behoben, danke. Auch der andere dass/das.

Ich bekomme mehr und mehr den Eindruck, dass der Protagonist nicht nur Grieche, sondern Griechenland ist, und unterstelle dir einfach mal, dass das Absicht war.
Jawohl, mein Herr – so ist es! Bei diesen Andeutungen wollte ich es bewenden lassen, zu politische Texte möchte ich (im Forum) niemandem zumuten.
Du bestätigst das:
... auch wenn du nicht so tief gehst, dass mein politikmüdes Hirn abschaltet.

Die Personen sind glaubwürdig, man hat den Eindruck, dass du dich mit der Griechenland-Thematik mehr auseinandergesetzt hast als der Ottonormalstammtischparolenbrüller, ...
In der Tat. Hat auch damit zu tun, dass ich Land und Leute sehr mag, aber keineswegs verwundert bin, dass die Dinge so im Argen liegen. Meine einfache Erklärung: mediterrane Mentalität. Denn ‚über die Verhältnisse leben’ können andere auch – wir zum Beispiel.

Inhaltlich trifft es nicht ganz meinen Geschmack ...
Das wundert mich nicht. Ich hatte diese Doku (# 4 im Thread) angeschaut und mich überkam der heilige Zorn.
Vielleicht wäre das Thema besser als Blog eingestellt – die schwache Resonanz könnte das bestätigen.

Bas, ich danke Dir für Deinen Kommentar – wir bleiben im Rennen!
José

 

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