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Im Hause Wilson stimmt was nicht!

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05.01.2015
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Im Hause Wilson stimmt was nicht!

Etwas stimmte nicht im Hause Wilson.

Als der Hausvorstand Wilhelm Wilson mit Fieber im Bett lag, hatte sich niemand gewundert. Schließlich ging eine Grippewelle um und eine warme Stirn war in etwa so überraschend wie ein Donnergrollen bei Gewitter. Dann kam das Sprechen in fremden Zungen, welches von den Ärzten als Begleiterscheinung seiner hohen Körpertemperatur diagnostiziert wurde.

Ab da wurde es kurios: Zuerst wurde Graf Wilson aschfahl und seine Augen weigerten sich, in dieselbe Richtung zu blicken. Tags darauf fehlten dem Mann stundenlang Herzschlag, Puls und Atmung, was ihn jedoch nicht davon abhielt, munter weiterzureden. Wer schon einmal versucht hat, bei leeren Lungen einen Laut zu erzeugen, wird das Ungemach verstehen, welches die Belegschaft des Hauses heimsuchte. Man sprach von hallenden Stimmen, die durch die Gänge turnten. Reinigungskräfte hörten Wörter, die aus unterschiedlichen Richtungen zu kommen schienen. Manisches Lachen eilte die Treppen rauf und runter. Ob dieser Spuk mit dem Zustand Wilhelm Wilsons zusammenhing oder ob es sich dabei um ein völlig anderes Phänomen handelte, stand ungeklärt im Raum. Ganz von der Hand weisen konnte man diese Theorie jedoch nicht.

Erst am dritten Tag, als Ärzte ihre Diagnosen nicht mehr vor Ort erstellten und nur noch mit einem Megaphon vage Theorien über die Straße riefen, um dem Anwesen nicht zu nahe zu kommen, war sich der Oberbutler Quincy völlig sicher: Es musste etwas unternommen werden! Bestärkt wurde sein Entschluss durch Wilhelm Wilson selbst, der seine Bettlägerigkeit satt hatte und in horizontaler Position durch sein Heim schwebte.

Am vierten Tag erreichte ein herbeigerufener Exorzist Wilhelm Wilsons Niederlassung, in der sich die Lage über Nacht zugespitzt hatte: Gemälde rotierten von selbst. Büsten schlossen sich dem unternehmungslustigem Hausvorstand an und schwebten gemeinsam mit ihm als Polonaise durch das Haus. Küchenutensilien kamen ihrem lang gehegten Wunsch nach und gründeten eine Big Band; ganz zum Ärgernis der Belegschaft, die bei dem Krach weder zum Arbeiten, noch zum Austausch des neusten Klatsches kamen.

Quincy führte seinen Gast in das Raucherzimmer, um dem allgemeinen Wahnsinn in den Gängen des Anwesens zu entgehen. Dort war die Situation nicht viel besser, wie die beiden Männer schnell feststellten.
»Sie haben gerufen und hier bin ich«, sagte der Exorzist, der eine rote Robe trug. Er wischte ein aufdringliches Buch beiseite, das die ganze Zeit an ihm schnüffelte und nahm auf einem Sessel Platz, der für Sesselverhältnisse recht düstere Blicke auf den Unbekannten warf. »Wo liegt denn das Problem?«
Quincy blinzelte mehrmals und räusperte sich, um zu antworten. Das Geräusch ging unter, denn das Porzellangeschirr im Zierschrank bellte den Fremden missbilligend an. »Nun, äh«, setzte er an. »Wir sind zu der Auffassung gekommen, dass wir ein kleines Geisterproblem haben.«
»Geister? Das ist doch völlig absurd!« Der Exorzist lachte. »Jeder weiß, dass Geister einen Spukantrag zu stellen haben, bevor sie einem Haus zugeteilt werden. Uns liegen keine Dokumente vor, die einem Geist einen Aufenthalt in Ihrem Heim genehmigen.«
Quincy antwortete nicht. Er breitete die Arme aus und präsentierte dem Exorzist die Umgebung. Die Kuckucksuhr klingelte. Die Bilder rotierten wie die Propeller eines Flugzeugs. Die Fenster öffneten und schlossen sich, als würden sie Applaus spenden. Der Geräuschpegel und die Geschäftigkeit im Raucherzimmer ähnelten einem Nachmittag auf dem Flughafen. Nach der Präsentation dieser Absonderlichkeiten streichelte Quincy die liebebedürftigste Bowleschale, die man sich nur vorstellen konnte. Bei jeder Berührung wedelte sie fröhlich mit der Kelle.
»Nun.« Der Exorzist lehnte sich zurück, faltete die Hände ineinander und „hmm“te. »Möglicherweise steckt in Ihrer Geschichte ein Fünkchen Wahrheit.« Um einen besseren Blick auf seinen Gesprächspartner werfen zu können, schob der Robenträger den vorbei schwebenden Haushaltsvorstand beiseite. »Möglicherweise haben wir es mit einem illegalen Zuwanderer zu tun, der ein Schlupfloch in der Geisterdimension gefunden hat. Ich vermute, er hat Ihren Arbeitgeber als Geisel genommen, bis er die Möglichkeit bekommt, bessere Bedingungen für sich auszuhandeln.«
»Können Sie denn gar nichts tun?« Quincy zog die Brauen zusammen und rieb die Hände ineinander, als würde er sich in ein Gebet vertiefen. Die ganze Sache setzte ihm zu. Nicht nur, dass sein Arbeitgeber, dem er über viele Jahre hinweg treu gedient hatte, ein Besessener geworden war, nein, Quincy fand ebenfalls keinen Schlaf mehr. Erst letzte Nacht musste er sein Bett auf die Koppel zu den anderen Betten lassen. Dort wieherte es laut und führte die gesamte Herde an. Andere Schlafplätze waren Mangelware. Den Teppichen traute keiner so recht, denn nachdem Sigrund die Kellertreppe hinab gestürzt war und man eine verdächtige Menge Seidenfäden an ihrer Kleidung gefunden hatte, beäugten alle die Auslegware im Wohnzimmer mit kritischen Augen. Tagsüber verhielt sie sich ruhig, aber in der Nacht wusste niemand, wo sie sich gerade aufhielt.
»Ich fürchte, da sind mir die Hände gebunden«, sagte der Exorzist. »Mein Zuständigkeitsbereich beschränkt sich auf integrierte Geister. Illegale Spukgestalten würde ich mit der Kneifzange nicht anrühren. Wie du es machst, machst du es falsch und das Geschrei der Leute aus beiden Richtungen ist es einfach nicht wert. Da müssen Sie jemanden finden, dem das egal ist.«
»Kennen Sie jemanden, der uns helfen könnte?« Quincy musste etwas tun. Er war alt, aber noch nicht alt genug, um seinen Verstand in einer Irrenanstalt wie dem Wilson-Haushalt zu verlieren - und in die mörderischen Fransen eines Zierteppichs wollte er auch nicht fallen.
Der Exorzist schmunzelte. »Wie der Zufall so will, kenne ich den Besten. Aber bedenken Sie: Seine Arbeit ist sehr teuer.«
»Egal! Es ist egal, was und wie viel er verlangt. Wir zahlen jeden Preis! Die Belegschaft hat ihre Ersparnisse zusammengelegt und wir sind auf alles vorbereitet!«
Der Exorzist lächelte warm.

*​

Geoff ließ seine Stute die Südstraße entlang schlendern, während er den Brief las, dem ihm eine Taube überbracht hatte.
»Geister«, raunte er und rollte mit den Augen. »Da braucht jemand eine Lektion. Kimba. Los.«

Sein Pferd ging in den Lauf über und Geoff richtete seinen Hut. Er zog seinen roten Schal über die Nase, um sich vor dem schneidenden Winterwind zu schützen, der ihm durch die hohe Geschwindigkeit entgegen peitschte wie eine Kaskade aus Ohrfeigen.

Geoff war ein Jäger, der im Fachgebiet „Paranormale Aktivitäten“ promoviert hatte. Die Aufgabe seines Schlages bestand im Auffinden und Zerstören unerwünschter Wesenheiten, die den Lebenden Probleme bereiteten. Ob es sich dabei um ehemals Lebende (Der Begriff „Geist“ war im Volksmund beliebt, galt allerdings als herabwürdigend und rassistisch) oder Monster handelte, spielte für einen Jäger überhaupt keine Rolle.

In den letzten Jahren hatten die Jäger ihren guten Ruf verloren, was unter anderem an den Bemühungen der Regulation lag, eine gute Beziehung mit dem Reich der Toten aufzubauen. Man war der festen Überzeugung, dass es beiden Reichen gut tun würde, wenn man sich auf neutraler Ebene einander annäherte, um gewisse Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, was das Leben danach anging.*

Das hatte dazu geführt, dass der Spuk als Integrationsmaßnahme eingeführt wurde, um ehemals Lebenden die Möglichkeit zu geben, in ihnen bekannten Gebäuden zu arbeiten und den Kontakt zu ihren Familien zu halten. Im Gegenzug schickte die Regulation die Vorstände bekannter Religionen in das Reich der Toten, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass man die Rolle des Todes in den eigenen Niederschriften ad absurdum geführt hatte. Mit diesen Änderungen wandelte sich das Image des Todes von einem großen Übel zum wohltätigen Organisationstalent, dessen Stärke die Abstrafung weniger gehöriger Lebewesen war.

Für Jäger bedeuteten diese Änderungen Folgendes: Die meisten Menschen waren äußerst zufrieden mit ihren ehemals Lebenden und der gesamte Geschäftszweig der Monsterjagd kollabierte. Erst, als man zufällig auf eine Dimension mit abscheulichen Ungeheuern stieß, die aus den Portalen brachen und sich auf dem Kontinent verteilten, schrien alle nach der Handwerkskunst des Monsterjagens und die Regulation rief die alte Gilde der Jäger ins Leben zurück. Unter dem Tisch beauftragte der oberste Regulator die Diskretesten obendrein mit der Jagd auf abtrünnige Unlebende. Zu diesen Wenigen gehörte Geoff.

An seinem Pferd baumelten Trophäen bereits erledigter Monster. Auf seinem Rücken trug er einen klassischen Karabiner mit Silberkugeln, da er von den modernen Stromschlagkanonen seiner Zunftgenossen nicht viel hielt. Am Gürtel wartete ein Degen auf seinen Einsatz. Um seinen Hals trug er eine Hasenpfote. An seinem Lederhut war die lange Feder eines Greifen befestigt.

»Wilson«, murmelte Geoff, der langen Reisen nichts abgewinnen konnte. Es ging immer bergauf, dann ging es bergab, danach sah man eine Wiese, kam durch mehrere generische Dörfer und musste durch handelsübliche Wälder. So etwas langweilte ihn. »Hab von ihm gehört. War ein großer Geschäftsmann in Upper Downhaven und Courthaven, bis ihm ein Dreikäsehoch seinen Ehering gestohlen und ihn abgezockt hat. Hat ihn dazu gebracht, an sich selbst zu zweifeln. Danach ist ihm nichts mehr gelungen. Er hat seine Firma verloren und lebt von seinen Ersparnissen. Heh. Das nenne ich einen Abstieg aus dem Bilderbuch.«

Das musste inzwischen der fünfte Wald sein, durch den ihn diese Straße führte. Von Wellington nach Courthaven war es ein gutes Stück und eine Fläche Land sah langweiliger aus als die andere. Gelegentlich sah er vom Schnee bedeckte Tannen, manchmal eine Wiese, an Flüssen standen Trauerweiden und schienen sich ob ihrer eigenen Existenz zu schämen. Es war das pure Grauen in malerischen Landschaftsbildern.

»Hilfe!«, schrie eine junge Dame und riss Geoff aus seinem Reisedelirium.
»Sei still, Schlampe!«, brüllte ein Vermummter, der aus seinem Beschäftigungsfeld kein Geheimnis machte. »Gib uns alles, was du hast! Dann kannst du verschwinden!«
»Ihr da! Edler Reiter! Helft mir!« Die blonde Schönheit streckte dem Jäger ihre Hand entgegen.
Geoff warf ihr und den Räubern abschätzende Blicke zu. Sie waren zu zweit, kräftig gebaut und schienen Probleme damit zu haben, die junge Frau zu fixieren.
»Das sind zwei Typen«, antwortete Geoff. »Jeder Kopf macht hundert Crowns, obendrauf kommen fünfzig für den Kampf und fünfzig als Gefahrenzuschuss. Dreihundert Crowns.«
Das Trio schwieg.
»Dem Schweigen entnehme ich, dass du nicht so viel Geld bei dir trägst?«
Die Blonde schüttelte ihren Kopf. Die Räuber sahen sich irritiert an.
»Dann macht weiter, Jungs.«
»Äh.« Der glatzköpfige Bandit mit Kugelbauch kratzte sich am Kopf. »Okay?«
»Bitte, Herr! Ich habe einen Mann und zwei kleine Kinder!«, bettelte die Blonde.
»Das ist schön. Dann rate ich dir, den beiden Männern alles zu geben, was du hast. Das erhöht deine Chancen, deine Familie wieder zu sehen.« Geoff setzte seinen Weg unbeirrt fort. »Auch wenn die schon geringer sein dürften, denn mit dieser Aktion hast du dir keine Freunde gemacht.«
»Aber die Kinder!«, rief sie ihm nach.
»Aber die Kinder«, imitierte er sie. »Wer sagt denn, dass diese beiden nicht verheiratet sind und Kinder haben? Ich möchte ungern zwei Leuten den Kopf vom Körper schlagen und damit zwei Witwen und vier Halbwaisen zurücklassen, nur um eine Person zu retten. So was hat seinen Preis.«
»Ich bin verheiratet«, rief der erste Bandit ihm nach. »In meiner Brieftasche habe ich immer Bilder von meiner Kleinen. Seht nur.«
»Ach, die ist aber süß!«, antwortete die Blonde. Ihre Stimme klang durch ihre Begeisterung ein wenig heller.
»Ja, nicht wahr? Darum muss Papa Geld verdienen. Nun gib schon alles her, was du hast.«
»Nichts lieber als das!«
Geoff stöhnte genervt und schüttelte mit dem Kopf.

*​

Um das Anwesen von Wilhelm Wilson hatten sich Demonstranten eingefunden, die mit selbst gemalten Schildern die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttern wollten. Sie standen im Halbkreis, riefen unverständliches Zeug und schwenkten die Fäuste. Gelegentlich versuchte ein junger Mann, der mit einem Megaphon bewaffnet war, die Meute zu einheitlichen Schlachtrufen zu bewegen.
»Eins, zwei, drei, vier, Geister müssen weg von hier! Fünf, sechs, sieben, acht, den Lebenden gehört die Nacht!«, hallte es, mal mehr, mal weniger synchron aus den Mündern derer, die sich für diese Albernheiten begeistern konnten.
Geoff stöhnte. Er kletterte von Kimba und führte das verängstigte Tier durch das Menschenknäuel.
»Ich habe gehört, dass die Geister sich nicht an die ihnen zugewiesenen Häuser halten und Nachts in Geschäfte einbrechen, um die Uhren zu verstellen«, tratschte ein Passant.
»Und ich habe aus verlässlichen Quellen gehört, dass die Regulation die Pforten zur Welt der Toten geöffnet hat und Untoten uneingeschränkten Zugang gewährt!«, murmelte ein Anderer.
»Das ist doch eine Frechheit!«, rief ein dicker Mann, der vor Zorn rot anlief. »Bevor wir uns versehen, machen diese Geister aus unserer schönen Welt der Lebenden ein zweites Reich der Toten! Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, ich wäre nicht mehr hier. Dass das mal klar ist. Ihr jungen Leute, ihr habt noch die Chance, in andere Regulationsbezirke zu ziehen. An eurer Stelle wäre ich schon lange weg!«
»Ba!«, stimmte einer an.
»Bababababababa!«, stiegen die anderen ein und wippten auf und ab wie eine Herde Weberknechte.

Am Tor wurde Geoff von seinem Auftraggeber empfangen, der sich als Quincy vorstellte und ihn mit einer freundlichen Verbeugung begrüßen wollte. Zumindest versuchte er es und der Jäger erkannte die höfliche Geste an.
»Mein Rücken«, klagte der Alte.
»Nur keinen unnötigen Aufwand. Ich bin wegen eines Auftrags hier, nicht, um um die Tochter des Grafen zu werben. Was sind das für Experten?«
»Das sind die örtlichen Vertreter der Patrioten gegen eine Geisterübernahme des Industriestaats. Sie sind seit heute Nachmittag hier und haben damit gedroht, das Anwesen niederzubrennen, um es den Geistern so richtig zu zeigen.«
»Was Sie nicht sagen«, murmelte Geoff. Ihm waren diese Leute egal. Dennoch war er froh, dass sie mit ihrer Pyroshow gewartet hatten. Er konnte das Geld für diesen Auftrag gut gebrauchen.
»Hier drüben sehen Sie unsere Bettenherde. Bitte gehen Sie nicht zu nahe an sie heran, denn sie neigen zur Stampede, wie der Kutscher heute Morgen feststellen musste.«
»Mhm«, machte Geoff und schenkte den Betten einen Seitenblick. Ein besonders großes Ehebett stellte sich auf die Hinterläufe und wieherte. Kimba reagierte empört und schnaubte verächtlich.
»Sehen Sie, das ist ein Teil unseres Problems.« Quincy seufzte.
»Umstellt es von allen Seiten und schneidet ihm die Fluchtwege ab!«, rief ein Mann in Offiziersuniform. Seine Männer hatten ein Bett von der Herde getrennt und eingekesselt.
Das ist nicht das Werk eines einfachen Geistes, überlegte Geoff, während er Quincy beobachtete, der gerade versuchte, die Tür zum Pferdestall zu überlisten, um Kimba unterzubringen. Geister suchen einzelne Gegenstände heim. Ich spüre die Präsenz einer Erscheinung, aber trägt nicht die Schuld für den kompletten Irrsinn, der dieses Anwesen stört.
»Sind Sie der Meinung, dass Sie uns helfen können?«, fragte Quincy und Geoff stellte fest, dass er dem alten Mann überhaupt nicht zugehört hatte.
»Mh? Ja. Das kommt darauf an. Wo ist meine Bezahlung?«
»Sie ist in diesem Topf da«, sagte Quincy und zeigte auf einen Suppentopf, der vor einer Köchin flüchtete. »Achthundert Crowns, richtig?«
»Diese Sache wird tausend kosten«, antwortete Geoff.
»So viel haben wir leider nicht«, gestand der Butler ein.
»Dann haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder habt ihr Pech gehabt und ich reise wieder ab oder ihr schaut in euren Zimmern nach, ob ihr irgendwelchen Kram zum veräußern findet, damit ihr die Summe zusammenbekommt.« Geoff stopfte sich eine Zigarette und musterte das Herrenhaus, aus dem der Gesang etlicher glockenheller Stimmen hallte. Über das alte Gebäude wucherten Ranken wie Schlangen. Dabei handelte es sich nicht um eine bildliche Metapher, denn durch die momentanen Zustände innerhalb des Hauses hatten die Pflanzen tatsächliche Ähnlichkeiten zu den Reptilien und zischten drohend.
»Äh. Die meisten von uns besitzen Schmuck, den sie von ihren Großeltern geerbt haben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie gewillt sind, diesen abzugeben. Können wir nicht über einen … geringen Rabatt verhandeln?«
»Nö.« Der Jäger zündete seine Zigarette mit einem umständlichen Feuerzeug an, das über ein Zahnradgetriebe eine Flamme erzeugte. Es war absolut unpraktisch, aber es hatte verdammt nochmal Stil. »Ich habe feste Preise und einen kalkulierten Monatsplan, der all meine Ausgaben deckt. Da gibt es keine Ausnahme.«
»Aber … Erbstücke!«
»Ich bitte Sie. Das sind Schmuckstücke von Toten. Denen ist es egal, was daraus wird. Die haben keine Verwendung mehr dafür.«
»Nun gut. Ich werde sehen, was ich machen kann. Würden Sie sich zumindest schon einmal das Haus ansehen?«
»Nein. Die Nummer kenne ich: Man lässt sich eine Diagnose erstellen, wirft den Jäger raus und nimmt sich den Nächstbesten. Ich bleibe genau hier stehen, bis die Frage meiner Entlohnung geklärt ist.«
Quincy murmelte leise Flüche in seinen Bart. Der alte Mann war ein Veteran im Fluchen, wie Geoff schnell feststellte. Es gelang ihm, seine Worte so zu formulieren, dass sie trotz der recht eindeutigen Botschaft als Lobgesang auf Geoffs Handwerk rüberkamen. Für so etwas konnte der Jäger nichts anderes als Respekt aufbringen.

*​

Nachdem die Zahlungsfrage geklärt und der Topf eingefangen war, versammelten sich alle im Wohnzimmer des Herrenhauses. Zum einen war es Abend geworden und man wollte den Teppich durch zusätzliches Gewicht am Boden fixieren und zum anderen hatte Geoff etwas zu verkünden. Der Jäger saß auf dem Sofa und zählte sein Gehalt, das neben Crownscheinen einige Taschenuhren und zwei Goldzähne umfasste*².

»Die Sache ist eindeutig«, sagte Geoff und legte einen Ziegelstein auf den wehrhaften Topf. »Wir haben es mit einer mächtigen Erscheinung zu tun. Das ist kein Geist per se, sondern ein Wesen, das durch ein schreckliches Ereignis an diese Welt gefesselt wurde. Bildlich gesprochen: Wir haben es mit einem Toten zu tun, der im Schockzustand ist. Normalerweise sind diese Erscheinungen völlig harmlos, aber sie haben einen Auslöser, der sie wütend macht. Irgendwas hat diesen Auslöser aktiviert und jetzt haben wir den Salat. Eine wütende Erscheinung ist sich ihrer Macht nicht bewusst und kann sie nicht kontrollieren. Sie lockt dadurch wilde Magiepartikel an und alle wissen, was das bedeutet*³.«
»Und was können wir dagegen tun?«, fragte Quincy.
»Ihr? Gar nichts. Ich werde mich um die Erscheinung kümmern und wir stellen Zierpflanzen im ganzen Haus auf.«
»Zierpflanzen?«, fragte der Gärtner, der natürlich mit Gießkanne und Strohhut aufgetaucht war.
»Zierpflanzen«, bestätigte Geoff. »Jeder weiß, dass Magiepartikel hübsche Blumen anziehend finden. Sie werden sich dort hinbegeben und die Gegenstände in Frieden lassen. Ihr bringt sie raus in den Garten und lasst einen magischen Wald wachsen, den ihr teuer an eine magische Akademie verkaufen könnt.«

Gesagt, getan. Die Hausbelegschaft mauerte sich im Wohnzimmer hinter Topfpflanzen und Zierblumen ein. Geoff empfahl ihnen, eine Pyjamaparty zu veranstalten, denn die folgende Nacht würde laut werden. Nicht nur, weil der Exorzismus eines ehemals Lebenden zu einem nicht verachtendem Teil aus der lauten Rezitation von Bannformeln bestand, sondern auch, weil die Demonstranten am Tor gegen Mitternacht Zulauf erhalten hatten: Vermindert Lebende (Im Volksmund abwertend als Zombie bezeichnet) gesellten sich zu den Menschen, da sie ihre Vormachtstellung im Horrorbereich als bedroht ansahen und sich gegen die Einwirkung psychologischen Horrors durch ehemals Lebende aussprachen. Es hieß, dass gegen geschmackvolle Darstellung von körperlichen Grausamkeiten überhaupt nichts einzuwenden sei, wohingegen eine Heimsuchung die Opfer über Jahre hinweg schädigen könnte. Vermindert Lebende, die zu Lebzeiten in Psychologie promoviert hatten, bestätigten dies, wurden jedoch von Gegenstimmen als parteiisch bezeichnet.

*​

Geoff, der den Streitgesprächen am Tor kein Ohr schenkte, hatte sich in das Gemach von Wilhelm Wilson zurückgezogen. Der Graf, den er mit Tüchern an ein am Boden festgenageltes Bett gebunden hatte, schwebte über der Matratze und palaverte Unverständliches. Sein Nachthemd war ob seiner blutenden Augen bereits recht abstoßend anzusehen. Das Erbrochene in seinem Rachen ließ ihn gurgeln. Brocken sprangen wie in einem Springbrunnen aus dem ständig offen stehenden Mund. Glücklicherweise befand sich Wilhelm in einer Welt zwischen Leben und Tod und konnte an seinem momentanen Zustand nicht zu Grunde gehen. Einen würdevollen Anblick bot er allerdings nicht.

Der Jäger zog einen Bannkreis um das in der Mitte des Raumes stehende Bett. Während er mit roter Farbe Schutzrunen auf den Boden zeichnete, murmelte er Beschwörungsformeln in einer fremden Sprache, deren genaue Übersetzung er nicht kannte. Seine Kenntnisse der alten Sprache waren eingerostet, das merkte er, als er sich alle paar Wörter versprach und neu beginnen musste. Man konnte bei so einem Spruch nicht mittendrin weitermachen, sondern musste fünf Minuten warten, da man unter Umständen Dinge herbeirufen konnte, die überhaupt nicht im Interesse aller Beteiligten waren. So geschah es einem Anfänger, der sich den Zauberspruch nicht merken konnte und ihn auf einem Friedhof falsch zitierte, woraufhin eine Armee der Untoten heraufbeschworen worden war, die beinahe Erfolg damit hatte, die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Es gelang Geoff nach mehreren Versuchen, die Erscheinung herbeizurufen. Aus dem Brustkorb von Graf Wilson erhob sich eine junge Frau, die lautstark über starke Kopf- und Kieferschmerzen klagte. Ein wenig bekannter Fakt über ehemals Lebende lautet wie folgt: Ihr körperloser Zustand wird auf Ewigkeit auf das Abbild ihrer Leiche zugeschnitten, als würde man eine Totenmaske aus Wachs herstellen. So überraschten Geoff die Klagen der Erscheinung nicht. In ihrem Hinterkopf klaffte ein faustgroßes Loch und ihre Zunge hing, ob des fehlenden Unterkiefers, wie eine Liane zu Boden. Als sie Geoff sah, reagierte sie aggressiv und versuchte mit einem schrillen Kreischen auf ihn zuzufliegen, doch sie prallte am Rand des Bannkreises ab und schüttelte mit dem Kopf.
»Mein Kopf! Es tut so weh!«, hallte ihre Stimme, die keinen nachweisbaren Ursprung hatte und sich irgendwo im Raum aufzuhalten schien. Wie eine Maus, die man gelegentlich in der Nacht scharren hörte. Sie jammerte und legte beide Hände an ihren Kopf. »Warum rufst du mich? Siehst du nicht, dass ich leide?«
»Deswegen bin ich hier.« Geoff hatte beim Angriffsversuch der Erscheinung nicht einmal gezuckt. Er wusste, dass sie im Bannkreis gefangen war und er wusste, dass ein Geist einem körperlichen Wesen nur dann Schaden zufügen konnte, wenn man die Existenz der Erscheinung anerkannte. Der oft zitierte und als Ignoranz abgetane Satz „Es gibt keine Geister“ bekam durch diesen Fakt eine neue Bedeutung. »Nicht nur du leidest, Mädchen. Der Mann, den du heimsuchst, leidet unter deiner Anwesenheit genauso sehr wie die Menschen, denen du mit deinen Missetaten Kummer bereitest.«
Die Erscheinung schien Geoff überhaupt nicht zuzuhören: »Mein Ring?«, kreischte sie. »Wo ist mein Ring? Er hat ihn mir gestohlen! Jetzt ist er weg! Er konnte es nicht erwarten, mich loszuwerden! Stiehlt mir bei meiner Beerdigung meinen Ring! Versetzt ihn! Ich bin voller Zorn!« Die strohigen Haare der Erscheinung stellten sich auf wie das Nackenfell eines aufgebrachten Wildtieres. In den leeren Augenhöhlen schimmerte grelles Licht. Die Erscheinung wurde unstet und waberte wie Nebel im Sumpf.
»Der Ring wurde ihm gestohlen«, versicherte Geoff.
»Das habe ich gesehen! Er war seine Trophäe! Für sein Werk! Seine Tat! Er trug ihn jeden Tag. Ich hoffte, das er bereut, aber das tat er nie.«
Geoff nickte stumm. Sie war eine Erscheinung, überlegte er. Sie ist ihm gefolgt, weil er ihren Ring gestohlen hat. Nach dessen Verlust ist sie so zornig geworden, dass sie sich nach und nach in eine Banshee verwandelt hat. Wenn sie nicht aufgehalten wird, könnte das zu mächtigen Problemen führen.
Die Banshee stieß einen markerschütternden Schrei aus, der Geoff ihren Schmerz spüren und zurückweichen ließ. Das Inventar des Raumes vibrierte. Eine Vase barst. Die grellen Lichter der Runen flackerten wie Glühbirnen bei Stromschwankungen.
»Dieses Gefängnis wird mich nicht mehr lange halten, Jäger!«, versicherte sie und schwebte im Bannkreis umher wie eine unruhige Tigerin. »Ich lasse mich von dir nicht aufhalten! Die Rache wird mein sein! Er wird für mein Ende bezahlen! Er wird für seine Untreue bezahlen!« Ihr Kopf schob sich durch den schwächelnden Schutz des Bannkreises. Sie drückte ihre Stirn an seine. »Im Morgengrauen werde ich zwei Totenhemden waschen: Eins für ihn und eins für dich.«
»Verdammt, bist du hässlich«, stellte Geoff fest, als er das Wesen näher betrachten konnte. Die Banshee gab ein schrilles und wütendes Kreischen von sich und verschwand in seinem Körper. Der Jäger reagierte schnell, zog das heilige Symbol der Bruderschaft von Klögnar aus seiner Gürteltasche und drückte es an seine Brust. Es zischte, als würde man eine heiße Eisenstange in einen Topf mit kaltem Wasser halten. »Dieser Körper gehört dir nicht, Erscheinung. Ich verbanne dich aus dieser Hülle und verwehre dir den Zugang.«
Aus seiner Kehle drang ein ungewohnt weibliches Kreischen. Der Jäger beugte sich vornüber und übergab eine neblige, schleimige Masse, die wimmernd auf Wilhelm Wilson zu kroch.
»Nicht so schnell«, rief Geoff, wischte sich über den Mund und zog eine Phiole aus seiner verlässlichen Tasche. Er ließ die Flüssigkeit auf den schleimigen Haufen niedergehen, der sofort verhärtete und knackte, wie brechendes Glas.
»Nein!«, kreischte die Banshee langgezogen und heulte laut auf.
»Weihwasser«, murmelte Geoff. »Du hast mir keine Wahl gelassen. Diese Welt ist nicht länger die deine, Erscheinung. Ich verbanne dich in die Anderswelt. Mögest du dort den Frieden finden, der dir hier verwehrt wurde.«
Der graue Klumpen löste sich allmählich auf. Das Jammern und Heulen des Geistes schien in die Ferne zu verschwinden. Graf Wilson sank auf das Bett hinab.
Bevor Geoff den Raum verließ, brachte er den Mann in eine stabile Seitenlage.
»Was für eine elende Sauerei«, murmelte er, als er mit den Konsequenzen seines Tuns konfrontiert wurde.

*​

»Ist der Geist weg?«, erkundigte sich Quincy, als Geoff die Treppen hinab stieg.
»Ja«, versicherte der Jäger, der sein Gehalt aus dem Topf einsammelte. »Ich werde gehen. Ihr solltet die Stadtwache informieren und ihnen sagen, dass es sich bei Graf Wilson um einen Mörder handelt. Der Geist, mit dem ich da oben konfrontiert wurde, war der einer jungen Frau. Ihr Unterkiefer fehlte, sie hatte keine Augen und ein klaffendes Loch im Schädel. Ich nehme an, dass es seine Frau oder seine Verlobte war. Sagt ihnen das. Wenn sie die Leiche exhumieren, werden sie dieselben Wunden sehen. Graf Wilson ist für ihren Tod verantwortlich. Wenn das noch nicht für eine Festnahme reicht, komme ich wieder und sorge persönlich dafür, dass der Kerl eine gerechte Strafe erhält, denn er hat alle Wesenszüge eines Monsters.«

Niemand stellte sich in den Weg des Jägers, als er das Anwesen verließ. Auf dem Rücken von Kimba ritt er gemächlich auf das Tor zu und sah den Demonstranten entgegen, die den Umschwung in der vorherrschenden Stimmung bemerkt hatten und ihn frenetisch anfeuerten.
»Jäger, Jäger, hu, hu, hu! Unser Retter, das bist du! Den Geist, den hast du kalt gemacht! Den Lebenden gehört die Nacht!«
»Haltet eure Klappen, verdammt nochmal«, rief Geoff, als ihm die Torwächter das Tor öffneten. »Dieser Geist darin war nicht hier, um euch zu ärgern. Geht jemand Anderem mit eurem Geseier auf den Sack. Wenn ihr demonstrieren wollt, tut das in High Moon. Da könnt ihr auch über die Tatsache demonstrieren, dass es nichts gibt, worüber ihr demonstrieren könnt. Jetzt tut einmal etwas Nützliches und holt die Stadtwache ran, ihr Nervensägen. Die Scheiße, mit der ich mich herumärgern muss. Meine Nerven.«

Geoff genoss das folgende Schweigen und ließ Kimba gemütlich in die Innenstadt traben. Der Morgen graute bereits und der Geruch von frischen Brötchen und Kaffee ließen den Magen des Jägers grummeln.

*​

(* So äußerte sich der Tod empört über seine Darstellung in diversen Kirchen und hielt es für eine Anmaßung, dass man ihm Seelen durch verschiedene Himmel und Paradiese vorenthalten wolle. Schließlich war er der größte Arbeitgeber in den bekannten Dimensionen und seine Mühen im Bereich der Integration ehemals Lebender wurden von vielen anerkannten Religionen als Verbrechen propagiert.)
(*² Die Details, die zur Bergung der Zähne führten, sollen dem Leser erspart bleiben. Wichtig ist nur Folgendes: Quincys Aussprache war um einige Pfeiflaute reicher geworden.)
(*³ Es galt als weithin bekannt, das Magie allerlei Unsinn veranstaltete, wenn man die Partikel nicht zu einem Zauber bündelte. So konnte es durchaus passieren, dass Eichhörnchen plötzlich über mehrere Schwänze verfügten und mit gebündelten Magiestrahlen auf Passanten feuerten, oder dass Ritterrüstungen durch Wälder wanderten und Wegelagererbanden in die Luft sprengten.)

 

Mal wieder eine klassische Kurzgeschichte, weil ich in der letzten Zeit zu viel ernste Sachen geschrieben habe. (Für mich selbst!)

Vorwissen bzgl. Graf Wilson gibt's hier:

Der Ring des Grafen

 

Hallo NWZed,

ich warte zwar eigentlich auf die Fortsetzung von den fleischfressenden Sumpfbewohnern, aber die Geschichte hat mir auch gefallen. Ich erinnere mich sogar noch ein bisschen an die Vorgeschichte mit dem Ring. Ich fand viele Ideen hier drin sehr amüsant und die Figur des Geisterjägers gefällt mir besonders. An manchen Stellen sind mir allerdings die Gedankengänge ein bisschen zu verwinkelt. Ich meine so etwas wie hier:

Vermindert Lebende (Im Volksmund abwertend als Zombie bezeichnet) gesellten sich zu den Menschen, da sie ihre Vormachtstellung im Horrorbereich als bedroht ansahen und sich gegen die Einwirkung psychologischen Horrors durch ehemals Lebende aussprachen. Es hieß, das gegen geschmackvolle Darstellung von körperlichen Grausamkeiten überhaupt nichts einzuwenden sei, wohingegen eine Heimsuchung die Opfer über Jahre hinweg schädigen könnte. Vermindert Lebende, die zu Lebzeiten in Psychologie promoviert hatten, bestätigten dies, wurden jedoch von Gegenstimmen als parteiisch bezeichnet.
Da habe ich das Lesen als ziemlich mühsam empfunden, und ich habe zu lange gebraucht, um die Witze zu verstehen, um sie noch richtig lustig zu finden. Jemand mit genug Koffein im Tank empfindet das vielleicht nicht so - aber wenn man die Geschichte abends vor dem ins Bett gehen liest, finde ich es ein bisschen überfordernd.

Die Fußnoten haben auch ein bisschen gestört. Ich habe nichts gegen Fußnoten per se (außer dass sie mich schmerzlich an den Verlust von Terry Pratchett erinnern :crying:) und fand die inhaltlich auch lustig, aber die Platzierung in der Geschichte hat für mich das Lesen erschwert. Ich vermute, in deinem Schreibprogramm sind die jeweils am Ende der Seite. Aber wenn ich hier am Bildschirm lese, und die sind mitten in den Text gestreut, ist es sehr mühsam, erstens die Stelle zu finden, wo die richtige Fußnote ist, und zweitens dann die Stelle wiederzufinden, wo ich weiterlesen muss, weil die alle auf die gleiche Art (mit Sternchen) gekennzeichnet sind. Also für die Online-Version hier wäre ich sehr dafür, die Dinger durchzunummerieren und alle ganz ans Ende zu stellen - da muss man zwar immer noch ein paar mal hoch und runter scrollen, aber ich denke es ist dann deutlich einfacher, nicht den Faden zu verlieren.

Dann gibt es noch ein paar Textkleinigkeiten:

Als der Hausvorstand Wilhelm Wilson mit Fieber im Bett gelegen hatte, wunderte sich niemand.
Die Zeiten sind verkehrt herum: "Als ... im Bett lag, hatte sich niemand gewundert."

Erst am dritten Tag, als Ärzte ihre Diagnosen nicht mehr vor Ort erstellten und nur noch mit einem Megaphon vage Theorien über die Straße riefen, um den Anwesen nicht zu nahe zu kommen
dem

Er wischte ein aufdringliches Buch beiseite, das die ganze Zeit an ihm schnüffelte und nahm auf einem Sessel Platz, der für Sesselverhältnisse recht düstere Blicke auf den Unbekannten warf.
Hier gibt es nichts zu meckern, ich mochte den Satz einfach sehr. Die Beschreibungen sind mein Lieblingsteil der Geschichte. :)

Den Teppichen traute keiner so recht, denn nachdem Sigrund die Kellertreppe hinab gestürzt war und man eine verdächtige Menge Raufasern an ihrer Kleidung gefunden hatte, beäugten alle die Auslegware im Wohnzimmer mit kritischen Augen.
Bei dem Wort Raufaser muss ich an Tapete denken, nicht an Teppiche. Vielleicht findest du da noch ein besser passendes Wort.

Das führte dazu, das der Spuk als Integrationsmaßnahme eingeführt wurde, um ehemals Lebenden die Möglichkeit zu geben, in ihnen bekannten Gebäuden zu arbeiten und den Kontakt zu ihren Familien zu halten.
ich würde hier schreiben: hatte dazu geführt; dass

So äußerte sich der Tod empört über seine Darstellung in diversen Kirchen und hielt es für eine Anmaßung, das man ihm Seelen durch verschiedene Himmel und Paradiese vorenthalten wolle.
dass

»Das sind die örtlichen Vertreter der Patrioten gegen eine Geisterübernahme des Industriestaats.
Man könnte denken, es gäbe in der Geschichte rein zufällige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten. :D

»Äh. Die Meisten von uns besitzen Schmuck, den sie von ihren Großeltern geerbt haben.
klein

Der alte Mann war ein Veteran im fluchen
groß

Gesagt, getan. Die Hausbelegschaft mauerte sich im Wohnzimmer hinter Topfflanzen und Zierblumen ein.
Topfpflanzen

Es hieß, das gegen geschmackvolle Darstellung von körperlichen Grausamkeiten überhaupt nichts einzuwenden sei,
dass

Es gilt als weithin bekannt, das Magie allerlei Unsinn veranstaltete, wenn man die Partikel nicht zu einem Zauber bündelte.
galt; dass

In ihrem Hinterkopf klaffte ein Faustgroßes Loch
klein

Haltet eure Klappen, verdammt nochmal«, rief Geoff, als ihm die Torwächter das Tor öffneten. »Dieser Geist darin war nicht hier, um euch zu ärgern.
Die Rede von Geoff am Schluss ist vielleicht ein kleines bisschen zu lang, und Geoff taugt ehrlich gesagt auch nicht gerade zum moralischen Vorbild (deshalb ist er auch so eine coole Figur :)).
Ich glaube, die Paralellen zwischen den Anti-Geisterdemonstranten und der Realität werden vorher in der Geschichte schon ziemlich deutlich, und auch, dass die Demonstranten da definitiv keine Sympathieträger sind. Deshalb denke ich, wenn der Schluss zu arg dick aufträgt, nimmt es der Geschichte vielleicht eher wieder etwas von der Wirkung, als noch etwas hinzuzufügen. Aber da kann man sich drüber streiten.

Grüße von Perdita

 

So,
Perdita

Vielen Dank fürs reinschauen und die äußerst nützlichen Hinweise, die ich bereits zum großen Teilen umgesetzt habe!

Im Einzelnen:

ich warte zwar eigentlich auf die Fortsetzung von den fleischfressenden Sumpfbewohnern,

Fun Fact: Das war als die Fortsetzung gedacht, aber hat in der Ursprungsversion in einem anderen Stil nicht so funktioniert, wie ich es mir gewünscht habe. Da ich die Idee aber gut fand, habe ich die ganze Sache umgeschrieben.

Da habe ich das Lesen als ziemlich mühsam empfunden, und ich habe zu lange gebraucht, um die Witze zu verstehen, um sie noch richtig lustig zu finden. Jemand mit genug Koffein im Tank empfindet das vielleicht nicht so - aber wenn man die Geschichte abends vor dem ins Bett gehen liest, finde ich es ein bisschen überfordernd.

Möglich, dass ich mich da ein wenig verrannt habe; ich lasse es noch ein wenig stehen und schaue, ob es andere/mich selbst später stört!

Die Fußnoten haben auch ein bisschen gestört. Ich habe nichts gegen Fußnoten per se (außer dass sie mich schmerzlich an den Verlust von Terry Pratchett erinnern ) und fand die inhaltlich auch lustig, aber die Platzierung in der Geschichte hat für mich das Lesen erschwert.

Aus dem Grund hab ich, so wie du es vorgeschlagen hast, an den Ende des Textes verfrachtet und durchnummeriert. Fußnoten finde ich sehr praktisch für's Word Building, da man damit den Textfluss nicht stört und sie völlig optional sind.

Und ja, diese Eigenheit habe ich direkt bei Sir Pratchett geklaut und schäme mich nicht dafür! *g*

Bei dem Wort Raufaser muss ich an Tapete denken, nicht an Teppiche. Vielleicht findest du da noch ein besser passendes Wort.

Ich hatte einen ganz bestimmten Teppich im Kopf, aber da ist mir ums Verrecken der Name nicht eingefallen. Jetzt ist es ein Seidenteppich!

Man könnte denken, es gäbe in der Geschichte rein zufällige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten.

Pah! Die haben bei mir geklaut!

Die Rede von Geoff am Schluss ist vielleicht ein kleines bisschen zu lang, und Geoff taugt ehrlich gesagt auch nicht gerade zum moralischen Vorbild (deshalb ist er auch so eine coole Figur )

100%ige Zustimmung. Geoff ist zu unpolitisch und kein Geisterfreund, um so zu reden. Ich hab's geändert und jetzt dürfte seine Neutralität wieder durchscheinen.

Feuerwanze

Donnerwetter, da hat jemand sehr gute Augen!

der Terry Pratchett (den der TOD bitte endlich wieder rausrücken möge) spring mir aus der Geschichte fast schon kastenteufelähnlich entgegen.

Das fasse ich als großes Kompliment auf!

Walt Disneys Die Schöne und das Biest. Definitiv.

Völlig korrekt! Mein Lieblingsfilm aus der Disneyecke.

Meine Simpsons-Sensoren registrieren einen Treehouse of Horror Gag

Ebenfalls völlig richtig!

The sixth sense.

Und noch ein Volltreffer - auch wenn das mMn eher common sense sein sollte. *g*

Nur eine Filmanspielung ist dir entgangen - Bemerkenswerte Leistung! Und ich danke für das Lob!

 

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