Was ist neu

Im Dunkeln gibt es keine Namen

Mitglied
Beitritt
09.12.2001
Beiträge
10

Im Dunkeln gibt es keine Namen

Ich hasse sie. Sie verlässt mich, Nacht für Nacht. Geht wenn ich schlafe, schweigt wenn ich frage. Keine Fragen! Sie küsst meine Lippen. Im Dunkeln gibt es keine Namen, nur Körper. Der Schoss der Dunkelheit ist warm und süss, ich trinke und schlafe, träume von fernen Planeten, wo die Sonne nie aufgeht.
Weisse Tücher an den Fenstern wehen im grellen Morgenwind. Ich schreite die Breite des kleinen Mansardenzimmers ab, dann die Länge. Liege, die Beine übereinandergeschlagen, auf der Tagesdecke und rauche. An der Decke löst sich der Putz, rieselt im Takt zu einem französischen Marsch aus dem fünften Stock. Hinter der Wand raschelt etwas. Das Zimmer ist traurig, sehnt sich nach ihr. Ich kann nicht bleiben, weinende Wände ohne Tapete sind kein schöner Anblick.
Als ich abends endlich wiederkomme, sitzt sie da. Ist geschwätzig, als wäre sie nie fortgewesen. Es ist so einfach für sie schön zu sein, nur da zu sein, in dreckigen Mansardenzimmern ein und aus zu gehen. Ich gebe nicht vor, zufällig vorbeigekommen zu sein, bin des Spiels leidig, will nie wieder warten. Ich schüttele sie, fordere Antworten, nehme ihren fallenden Körper in den Arm, weine, will sie nicht mehr los lassen. Sie entwindet sich meiner Umarmung. Ich spüre wie sie von mir weicht, sich verschließt, eine Blüte wenn die Nacht anbricht. Sie scheint mir zerbrechlich, eine Puppe aus Glas. Ich bekäme, was ich bereits besitze, sagt sie. Ich verstehe nicht, wie kann ich besitzen was ich teilen muss? Ich liebe sie, kann nicht mit ihr, nicht ohne sie leben. Ich will Gewissheit und fasse sie an, spüre wie das Glas in meinen Händen zerbricht, mich schneidet.
Sie geht wie sie gekommen ist, lautlos, ohne Spuren zu hinterlassen, kein Haar, kein Kleidungsstück, kein Nichts. Sie verläßt mich in der schmerzlichen Gewissheit sie nicht wiederzusehen. Was bleibt sind Schnitte in meinen Händen und der Schmerz, der keinen Namen braucht um wirklich zu sein.

Niko G.

[Beitrag editiert von: Nikomana am 24.02.2002 um 12:50]

 

Hallo Nikomana!

Eine sehr traurige Stimmung, die Du da eingefangen hast. Die Stimmung finde ich gut beschrieben, allerdings ist mir entgangen, ob es sich um einen männlichen oder eine weibliche Protagonistin handelt. Das mag für das beschriebene Gefühl nicht wichtig sein, aber es irritiert mich irgendwie.

Dein Stil an sich aber gefällt mir. ;)

Ach ja, und:

*********************************
WILLKOMMEN AUF KG.de!
*********************************

Alles liebe
Susi

 

@susi
Der Protagonist ist männlich. Ich hätte nicht gedacht dass man sich diese Frage stellen würde, vielleicht liegt es an meinem Nickname?

@schlachtpaulchen,susi
Euch beiden vielen Dank für die (diesmal hoffentlich ernstgemeinte) Kritik ;)

Gruss Niko

[Beitrag editiert von: Nikomana am 24.02.2002 um 00:37]

 

@Nikomana: Zum Teil liegt es sicher an Deinem Nickname. Denn mit Niko- verbinde ich Nicole, sonst fällt mir nix dazu ein.
Allerdings kommt es mitunter auch vor, daß jemand aus der Sicht des anderen Geschlechts schreibt - wodurch man nicht unbedingt vom Namen auf den Protagonisten schließen kann.

Aber jetzt weiß ich´s ja. Danke für die Aufklärung. ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom