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Im Café

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30.03.2019
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Im Café

Das Klingeln der Tür lässt mich meinen Kopf heben. Mein Puls beschleunigt sich und mein Herz fängt an zu rasen. Er kommt jeden Tag um dieselbe Uhrzeit und setzt sich an den Tisch direkt am linken Fenster. Dort bestellt es seinen Kaffee schwarz, ein Stück Erdbeertorte und schreibt in ein kleines schwarzes Buch.
Als er heute hereinkommt, sieht er müde aus. Seine Haare sind nicht wie sonst zurück gegelt, sondern stehen in alle Richtungen ab. Er nickt mir nicht zu wie sonst jeden Tag, sondern setzt sich, ohne jemanden zu beachten an seinen Tisch. Enttäuschung macht sich in mir breit und ich gehe verunsichert zu seinem Tisch. „Was darf ich Ihnen bringen? Einen schwarzen Kaffee und ein Stück Erdbeertorte wie immer ? “ Frage ich mit einem kleinen Lächeln.
„Heute lieber ein Stück Schokoladentorte, bitte. “, sagt er.
Verblüfft schaue ich ihn an und frage, bevor ich mich stoppen kann: „Keine Erdbeertorte? “
Er runzelt kurz die Stirn und erwidert dann:„ Nein, heute nicht. “
Ich nicke und verschwinde. Ich mache ihm seinen Kaffee, bereite das Stück Torte vor und bringe es ihm. Dankend schenkt er mir ein müdes lächeln und widmet sich dann seiner Torte. Kurz bleibe ich noch stehen und beobachte ihn, wie er seine Umgebung komplett ausblendet. Seine Bewegungen wirken fahrig. Ich merke, wie ich ins Starren komme und reiße meinen Blick von ihm los.
Zurück hinter dem Tresen bediene ich ein paar Kunden. Immer wenn ich nichts zu tun habe, beobachte ich ihn.
Er wirkt heute so abwesend. Er schreibt nichts in sein Buch, sondern starrt die ganze Zeit aus dem Fenster, auf die Straße. Es wirkt, als würde die lasst der ganzen Welt auf ihm lasten.
Als er nach einer halben Stunde immer noch da sitzt und aus dem Fenster blickt, gehe ich zu ihm und frage: „Kann ich Ihnen noch etwas Gutes tun? “
Er reagiert nicht und darauf räuspere ich mich. Bei diesen Geräuschen zuckt er zusammen und wendet sich zu mir um. Anstatt meine Frage zu wiederholen, frage ich ihn vorsichtig: „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? “
„Warum sollte etwas mit mir sein?“ Er zieht eine Augenbraue nach oben.
„Naja ...“ , ich zögere, sage dann aber, „weil Sie sonst immer Erdbeertorte essen, und in Ihr Buch schreiben. Außerdem sind Ihre Haare heute nicht ordentlich nach hinten gegelt und Ihre Augen sehen übermüdet aus. “
Die Verblüffung steht ihm ins Gesicht geschrieben und nach einer Weile des Schweigens fragt er: „Ist das wirklich so offensichtlich? “
Verlegen nicke ich. Ich streiche mir eine Strähne meiner Haare aus dem Gesicht und blicke auf den Boden. Ich warte gespannt auf eine Erwiderung von ihm.
Das Geräusch der Tür lässt mich hochfahren. Ein Schwall neuer Gäste strömt herein und ich wende mich, ihnen zu. Nach ein paar Minuten blicke ich wieder zu seinem Tisch und Enttäuschung macht sich in mir breit. Der Tisch war leer. Nur noch der Teller, die Tasse und etwas Geld lag dort. Von dem Mann fehlte jede Spur.

 

Hallo @Fiona Pauline Köhler ,
Willkommen im Forum. Schauen wir uns das doch mal an.

Als die Tür auf geht, schaue ich auf und sehe, wie er, wie jeden Tag, pünktlich um sechs Uhr abends, das kleine Café, in welchem ich arbeite, betritt.
Lass dir Zeit! Du musst nicht im ersten Satz die kompletten Hintergründe der Geschichte aufrollen. Der erste Satz soll Lust auf mehr machen, Fragen aufwerfen, nicht alles beantworten.
Als er heute herein kommt, sieht er müde aus.
Du fängst den zweiten Absatz mit dem gleichen Wort an, wie den ersten. Solche unschönen Wiederholungen solltest du vermeiden.
Nach dem er sich gesetzt hat, laufe ich zu ihm und frage
Nachdem statt nach dem. Es gibt zwar beides, aber jedes bedeutet was anderes.
>>Was darf ich Ihnen bringen?<<
Das sind keine Anführungszeichen. Auf meinem Computer mache ich die mit Shift + 2. Wenn das bei dir nicht klappt, einfach mal googlen.
Ich nicke und verschwinde. Ich mache ihm seinen Kaffee, bereite das Stück Torte vor und bringe es ihm.
Das ist aber sehr spartanisch abgehandelt. Wenn dein Prot so interessiert an diesem Gast ist, kannst du gerne noch beschreiben, wie er reagiert. Nickt er danken? Sagt er gar nichts.
>>Naja.....<<, ich zögere, sage dann aber, >>weil Sie sonst immer Erdbeertorte essen, und in Ihr Buch schreiben. Außerdem sind Ihre Haare heute nicht ordentlich nach hinten gegelt und Ihre Augen sehen
An der Stelle von dem Mann würde ich mir nur noch "Okaayy... Creepy!" denken.

Insgesamt gefällt mir die Geschichte. Kurz gehalten, sehr offenes Ende: Passt.

Liebe Grüße,
Träumerle

 

Hallo @Träumerle,
Vielen Dank für deine Kritik, ich werde sie mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen und versuchen bei meiner nächsten Geschichte umzusetzen. Bei meiner Tastatur gibt es nur die englischen Anführungszeichen und die Tastenkombination (Alt +0132), die ich sonst immer benutze, funktioniert hier irgendwie nicht.

Liebe Grüße
Fiona

 

Liebe @Fiona ,

vielleicht hilft Dir das weiter: Anführungszeichen · Typefacts , also technisch. Inhaltlich ist das auf Kurzgeschichten nicht übertragbar.
Das CMS hier macht mir beim Kopieren zwar vor allem mit Absätzen Probleme, aber mit den Anführungszeichen klappt es gut. Ich habe mein Schreibprogramm (Pages) in den Einstellungen so eingestellt, dass mit Shift+2 automatisch die französische Variante kommt. Das sollte auch bei Word gehen, wenn Du in den Einstellungen etwas rumsuchst.

Viele Grüße
Mädy

 

Hi @Fiona Pauline Köhler

Und willkommen hier im Forum! :herz:

Ich finde, Du hast eine kleine, aber vielversprechende Geschichte konzipiert. Das kann gut funktionieren. Ich sage aber "konzipiert", weil es für mich eher wie ein erster Entwurf wirkt. Da fehlt für mich als Leserin noch einiges, um wirklich mitgehen zu können.

Damit meine ich keine Längen. Ein kurzer Text hat seine Berechtigung. Wenn es Dich interessiert, schau hier mal in die Rubrik Flash Fiction, da findest Du einige sehr kurze und sehr mitreißende Texte. Es lohnt sich ohnehin, sich im Forum umzuschauen und auch andere Geschichten zu kommentieren. Dabei kannst Du viel lernen, und das Forum funktioniert nur, wenn alle geben und nehmen. ;)

Was fehlt mir bei Deinem Text noch? Es ist nicht die Länge. Für mich ist es die Tiefe, die die Geschichte noch vermissen lässt. Aber daran kannst Du ja arbeiten, deshalb möchte ich das noch ein wenig weiter ausführen.

Länge und Tiefe sind nicht das gleiche. Nirgendwo, auch nicht in Geschichten. Ein paar wenige Sätze können tiefsinniger sein als ein ganzes Buch. Ich denke, was ein Text braucht, um Tiefe zu bekommen, sind Facetten, Details, Unverwechselbarkeit. Vor allem in den Charakteren. Du kannst Deinen Charakteren Tiefe verleihen, indem Du sie zu unverwechselbaren Personen machst.

Das sehe ich hier momentan leider noch gar nicht. Wir haben ja zwei Personen: die Prota, den Mann. Das ergibt eine dritte Dimension, nämlich die Interaktion zwischen den beiden. Das heißt, im Bereich Prota, Mann und Interaktion sind Unverwechselbarkeiten möglich. Was haben wir bisher auf diesen drei Dimensionen:

Die Prota: ist Kellnerin. Könnte auch ein Mann sein, so wenig weiß ich über sie. Denn das ist wirklich die einzige Information, die ich über sie bekomme, neben: Sie beobachtet den Mann jeden Tag. Das ist eine weitere Information. Aber das war's.

Der Mann: hat normalerweise gegelte Haare, trinkt seinen Kaffee schwarz, bestellt normalerweise Erdbeertorte und schreibt in ein Buch. Was schreibt er? Wir wissen es nicht. Warum ist er jeden Tag da? Wir wissen es nicht. Warum schreibt er plötzlich nicht mehr? Wir wissen es nicht.

Die Interaktion: standardmäßig. Die Prota nimmt eine Bestellung auf, obwohl sie schon weiß, was er bestellen wird (oder glaubt, es zu wissen). Ich finde, gerade hier verschenkst Du viel Potenzial. Die beiden sehen sich jeden Tag, und wie läuft ihre Begegnung ab:

>>Was darf ich Ihnen bringen?<<

Also, ich gehe selbst dreimal die Woche ins gleiche Café. Ich kenne alle Kellner/innen beim Vornamen, einer der Kellner versichert sich jedes Mal persönlich, dass in meinen Tortellini wirklich kein Speck ist, seit das einmal vertauscht wurde, und beim Bestellen und Kassieren tauschen wir ein paar persönliche Worte.

Warum zeigen die Figuren in Deiner Geschichte sich nicht von Anfang an, dass sie sich kennen? Warum tun sie so, als hätten sie sich noch nie zuvor gesehen, bis der Mann etwas tut, was er sonst nie tut? Du kannst der Interaktion zwischen den beiden Unverwechselbarkeit verleihen, wenn Du sie etwas tun lässt, dass ihre ganz individuelle Beziehung zueinander zeigt, die über eine Kellnerin/Kunde-Beziehung hinausgeht.

Zum Beispiel, er nickt ihr zu, als er den Laden betritt. Und sie ruft durch den ganzen Laden: "Bringe dir gleich deine Torte." Woraufhin er hektisch winkt und sie dann verwundert ist und doch nochmal zu ihm geht. Stell Dir das vor im Kontrast zu: "Was darf ich Ihnen bringen?" Es wäre eine besondere Interaktion, keine Interaktion, wie sie jeden Tag zwischen Kellnerin und Kunde stattfindet (zwischen zweien, die sich fremd sind). Es würde einen Funken Besonderheit in die Geschichte bringen.

Und selbst wenn Deine Figuren aus irgendeinem Grunde jeden Tag so tun, als würden sie sich zum ersten Mal sehen, wäre das etwas Besonderes, das Du ausführen könntest und solltest. Denn normal ist das nicht. Da würde ich eine Nervosität in der Prota erwarten und eine gewisse Flattrigkeit in der Interaktion, die erklärt, warum die beiden so miteinander fremdeln.

Gleiches mit den Figuren. Die Prota: Was bedeutet der Mann für sie? So, wie die Geschichte beginnt, nehme ich romantische Gefühle an, aber im Laufe der Geschichte bekomme ich kaum einen emotionalen Zugang zu ihr. Ich weiß nur, dass sie sich wundert. Das ist alles. Und das finde ich ein bisschen mäh. Ist das wirklich alles?

Der Mann: So, wie ich das sehe, gibst Du mir keinerlei Hinweis darauf, was mit ihm los ist. Du musst es mir nicht sagen. Aber ein Hinweis oder einige Hinweise könnten der Geschichte Tiefe geben, weil ich dann tatsächlich zum Nachdenken angeregt wäre.

Weitere Details:

Als die Tür auf geht, schaue ich auf und sehe, wie er, wie jeden Tag, pünktlich um sechs Uhr abends, das kleine Café, in welchem ich arbeite, betritt.

Also, @Träumerle hat ja schon angesprochen: Als erster Satz ist das ein Super-GAU. Im Prinzip denke ich aber, es wäre an jeder Stelle ein verunfallter Satz. Er ist von vorne bis hinten vollgestopft mit Infos. Die Tür geht auf, es gibt eine Ich-Erzählerin, es gibt einen Er, der kommt jeden Tag, es ist sechs Uhr, er ist pünktlich, das Café ist klein, die Ich-Erzählerin arbeitet in dem Café, er betritt das Café. Huiui. Mein Großvater würde sagen: Nicht tun.

Ganz davon ab: "aufgeht" zusammen, die Art und Weise, auf die er das Café betritt (wie) tut ja hier nix zur Sache, es geht eher darum, "dass" er das Café betritt. Der Vorteil von "welchem" gegenüber "dem" erschließt sich mir nicht – ist länger, ungebräuchlicher und von daher unpraktischer. Das "betritt" ganz allein am Ende des Satzes ließe sich vorziehen vor den Nebensatz – dann wäre es nicht mehr so einsam.

Aber egal, schreib das nochmal in vier Sätzen oder so. Vorschlag: Die Klingel über der Tür bimmelt, und ich hebe den Kopf. Dabei weiß ich schon, dass er es ist, der das Café betritt. So wie jeden Abend um sechs.

Seit dem er vor drei Wochen das erste Mal hier war, kommt er jeden Tag und setzt sich an den Tisch direkt am linken Fenster.

"Seitdem" zusammen.

>>Bringen sie mir einen schwarzen Kaffee und ein Stück Schokoladentorte<<, sagt er.

"Sie" als Höflichkeitsanrede wird groß geschrieben.

Zurück hinter dem Tresen, bediene ich ein paar Kunden.

Komma weg vor "bediene".

An statt meine Frage zu wiederholen, frage ich ihn:

"Anstatt"

>>Naja.....<<, ich zögere, sage dann aber, >>weil Sie sonst immer Erdbeertorte essen, und in Ihr Buch schreiben.

Einen Punkt oder drei Punkte, niemals fünf, dessen kannst Du Dir sicher sein. Wenn nicht das Wor... sondern nur der Satz abgebrochen wird, kommt vor den drei Punkten ein Leerzeichen.

Das Geräusch der Tür lässt mich hochfahren. Ein Schwall neuer Gäste strömt herein und ich wende mich, gezwungenermaßen, ihnen zu.

Das eingeschobene "gezwungenermaßen" finde ich blöd. Klingt echt eklig und sieht eklig aus. Kannst Du das nicht einfach streichen? Ist doch klar, dass sie als Kellnerin jetzt was zu tun hat.

Als ich ein paar Minuten später zu seinem Tisch blicke, ist er nicht mehr da

Punkt am Satzende. ;)

Zu den Anführungszeichen:

Bei meiner Tastatur gibt es nur die englischen Anführungszeichen und die Tastenkombination (Alt +0132), die ich sonst immer benutze, funktioniert hier irgendwie nicht.

Also, auf meiner Tastatur kommen die Anführungszeichen mit den Tastenkombinationen Alt+175 und Alt+176, aber @Maedy hat recht, da musst Du einfach mal an den Einstellungen schrauben. Ob bei der Eingabe von Shift+2 englische oder deutsche Anführungszeichen rauskommen, hat nichts mit der Tastatur sondern mit den Spracheinstellungen des Programms zu tun, das Du benutzt.

Ich sitze z.B. gerade an einer deutschen Tastatur, und wenn ich Shift+2 drücke, kommt das dabei raus: " <-- englisches Anführungszeichen. Ist so, hier im WK-Feld. Wenn Du Dein Office Word (oder welches Schreibprogramm auch immer Du benutzt) auf Deutsch einstellst, sollte bei dieser Kombination ein deutsches Anführungszeichen entstehen. Zumindest läuft das bei meinem Office so, auch an englischen Tastaturen. Wenn Du den Text anschließend hier ins Fenster kopierst, müsste ein deutsches Anführungszeichen erscheinen. Voilà: „“

Ganz davon ab, fände ich es schöner, Du würdest englische Anführungszeichen benutzen als das, was Du da gerade machst. Englische Anführungszeichen sind doch vollkommen legitim. ;)

Aber genug zu Anführungszeichen: Aus Deiner Geschichte kannst Du noch einiges herausholen, Du kannst dafür sorgen, dass ich Deine Charaktere besser kennen lerne, dass sie mir mehr wie echte, unverwechselbare Menschen vorkommen. Ich bin gespannt, was Du daraus machst. Make it work!

Cheers,
Maria

 

Hallo @TeddyMaria,
Danke für die Kritik und die Tipps. Ich habe versuch sie zu beherzigen und um zu setzen... Vielleicht hatt es ja in ein paar Punkten funktioniert. Und ich muss sagen, jetzt gefällt sie mir selber auch ein bisschen besser.

Liebe Grüße
Fiona

 

Hi @Fiona Pauline Köhler

Gefällt mir besser jetzt. Da sind mehr Gefühle und Details, und das gibt der Geschichte auf jeden Fall etwas. Du gibst Deiner Prota jetzt Gefühle, gerade zu Anfang fällt mir das sehr positiv auf. Die Interaktion zwischen den beiden Charakteren kommt mir jetzt weicher vor – und das bedeutet, sie hat einen unverwechselbaren Zug.

Aber ich bin noch nicht zufrieden. Ich bin als Leserin nicht zufrieden. Ich sage das jetzt mal ganz geradeheraus: Denn als Du mich auf die Überarbeitung hingewiesen hast, musste ich erstmal in meiner Erinnerung kramen, was das nochmal für eine Geschichte war. Und ich vermute auch nach der Überarbeitung, dass ich sie relativ schnell wieder vergessen werde.

Was ich sagen will: Du hast einen Schritt in eine richtige Richtung gemacht. Aber ich denke, da geht noch mehr. Was sich mir jetzt nämlich nach dem erneuten Lesen aufdrängt, ist die Frage: Was soll das alles? (Und es nicht so, als hätte ich das, was jetzt kommt, nicht in meinem ersten Kommentar schon angerissen. Du solltest also nicht allzu überrascht sein über das, was jetzt folgt. Aber es wird ausführlicher.)

Und ich glaube, es geht mir gar nicht so sehr um die Frage, warum Du das für eine erzählenswerte Geschichte hältst (eine Frage, die ich auch mir allerdings auch stellen könnte). Ich suche nicht nach einer übergeordneten "Die Autorin wollte mir dies und jenes sagen"-Sache. Momentan frage ich mich noch: Was soll diese Geschichte für Deine Prota?

Es wird mir nicht klar, wie Deine Prota zum Geschehen steht. Was bedeutet der Mann für sie eigentlich? Ist sie in ihn verliebt? Aber dann müsste sie heftiger auf sein Verschwinden reagieren, oder? Hat sie ein unglaublich langweiliges Leben, und der einzige Lichtblick war jeden Tag die Begegnung mit dem Mann? Ist er nur irgendein Kunde, den sie ein bisschen mag und um den sie sich ein bisschen sorgt, aber eben doch ein Fremder und jetzt auch nicht so super wichtig?

Das alles wäre möglich. Die Geschichte gibt mir nämlich keinerlei Möglichkeit, das Ganze im Leben und Empfinden Deiner Prota einzuordnen. Und das hinterlässt bei mir ein großes "Na und?"

Ein paar Stellen, an denen ich das festmachen würde:

Mein Puls beschleunigt sich und mein Herz fängt an zu rasen.

Das ist ja eine starke körperliche Reaktion darauf, dass jemand einen Raum betritt, ich würde sagen: Nervosität. Aber warum ist sie nervös? Was an dem Mann lässt sie nervös werden? Was bedeutet er für sie? Ich erfahre es nicht.

Enttäuschung macht sich in mir breit und ich gehe verunsichert zu seinem Tisch.

Okay, ich erfahre, sie ist enttäuscht und verunsichert darüber, dass nicht alles so wie jeden Tag läuft. "Verunsichert", okay, das erscheint mir angesichts der Tatsache, dass nicht alles so wie jeden Tag läuft, halbwegs normal. Was jetzt auch keine Megageschichte hermacht, oder so. Aber enttäuscht ... Das bedeutet ja, dass die Tatsache, dass die Dinge nicht so laufen wie jeden Tag, Deine Prota stört. Und zwar ziemlich massiv.

Aber warum stört es sie? Im Prinzip ist das ja nur eine kleine Störung der Routine Deiner Prota. Mist, kann sie ihm halt nicht bringen, was sie ihm jeden Tag bringt. Okay, irgendwas ist mit ihm. Aber er ist ja trotzdem ein Fremder, oder? Und sie muss ja nur einen anderen Kuchen auswählen als sonst. Ist Deine Prota einfach total zwanghaft, sodass sie mit Veränderungen nicht umgehen kann?

All das sind Möglichkeiten. Vielleicht ist Deine Prota total zwanghaft und der Bruch der Routine macht ihr deshalb so zu schaffen. Vielleicht ist sie in den Mann verliebt und deshalb sehr besorgt um ihn (und außerdem erschüttert, als er geht). Dein Text weist einfach in keine Richtung. Ich weiß ja nicht einmal, ob der Mann nicht morgen wiederkommt und alles ganz normal weitergeht. Der Text und die Begebenheit, die er schildert, wirkt auf mich beliebig. Und das ist nicht gut.

Ich möchte Dich ermutigen, Deine Prota mit noch viel mehr Leben zu füllen. Du hast jetzt die Gefühle. Aber die meisten Menschen weisen ihren Gefühlen Bedeutung zu. Bedeutung ist etwas ganz Zentrales für jeden von uns. Und das, was viele Leser/innen fasziniert (behaupte ich mal), ist, dass Ereignisse und Gefühle in Geschichten eben nicht so beliebig und zufällig sind wie im realen Leben. Sie haben immer eine Bedeutung.

Deine Prota fühlt ja nicht einfach so irgendwelche Dinge. Sie fühlt aus bestimmten Gründen. Und die Gefühle und Ereignisse wiederum haben bestimmte Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Lebens. In Deiner Geschichte finde ich aber weder Gründe noch Auswirkungen. Und so wirkt das Ganze beliebig, zufällig, sinnlos. Einfach nur irgendeine Szene im Leben einer Person, die ich nicht kenne.

Verleih dem Ganzen einen Sinn. Das würde der Geschichte einen bestimmt wundervollen Anstrich geben. :)

Kleinigkeiten, die mir noch aufgefallen sind:

Das Klingeln der Tür lässt mich meinen Kopf heben.

Oh Gott, sorry, aber ich hasse das Verb "lassen". Es erzeugt immer seltsame Sätze, und es macht Deine Figuren passiv. Deine Prota tut nichts, sondern das Klingeln lässt sie etwas tun. Urks. Ich würde es wirklich so schreiben: Als das Glockenspiel über der Tür klingelt, hebe ich den Kopf. Oder so in der Art. Aber versuch mal, Deine Prota zum Subjekt dieses Satzes zu machen.

Dort bestellt es seinen Kaffee schwarz, ein Stück Erdbeertorte und schreibt in ein kleines schwarzes Buch.

"er" statt "es".

Er nickt mir nicht zu wie sonst jeden Tag, sondern setzt sich, ohne jemanden zu beachten an seinen Tisch.

Komma vor "an". "ohne jemanden zu beachten" ist ein eingeschobener Satz, den Du richtig mit einem Komma abgetrennt hast. Aber das musst Du konsequent durchziehen, also muss davor und danach ein Komma stehen.

„Was darf ich Ihnen bringen? Einen schwarzen Kaffee und ein Stück Erdbeertorte wie immer ? “ Frage ich mit einem kleinen Lächeln.

In der wörtlichen Rede geht jetzt bei Deiner Zeichensetzung einiges durcheinander. Leerzeichen weg vor dem Fragezeichen und vor dem Anführungszeichen oben. Komma nach dem Anführungszeichen oben, "frage" klein.

„Heute lieber ein Stück Schokoladentorte, bitte. “, sagt er.

Punkt weg in der wörtlichen Rede, Leerzeichen vor dem Anführungszeichen oben weg. Bei allen den folgenden Sätzen hast Du ein Leerzeichen vor dem Anführungszeichen oben. Das gehört da natürlich nicht hin:

„Keine Erdbeertorte? “
Er runzelt kurz die Stirn und erwidert dann:„ Nein, heute nicht. “

Außerdem: Leerzeichen vor dem Anführungszeichen unten, dafür Leerzeichen weg vor "Nein".

„Kann ich Ihnen noch etwas Gutes tun? “
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen? “
Außerdem sind Ihre Haare heute nicht ordentlich nach hinten gegelt und Ihre Augen sehen übermüdet aus. “
„Ist das wirklich so offensichtlich? “

So, noch ein paar andere Sachen:

Dankend schenkt er mir ein müdes lächeln und widmet sich dann seiner Torte.

"Lächeln" groß.

Ich merke, wie ich ins Starren komme und reiße meinen Blick von ihm los.

Hier doppeln sich Sätze mit "wie", aber ich habe eine Lösung. "ins Starren kommen" ist ohnehin schrecklich umgangssprachlich, also würde ich schreiben: "Ich merke, dass ich ihn anstarre, und reiße ..."

Es wirkt, als würde die lasst der ganzen Welt auf ihm lasten.

"Last" statt "lasst", aber dass die Last auf jemandem lastet, ist auch nicht gerade hübsch. Vielleicht fällt Dir etwas anderes ein.

Er reagiert nicht und darauf räuspere ich mich.

"daraufhin" statt "darauf".

„Naja ...“ ,

Leerzeichen weg vor dem Komma.

Ein Schwall neuer Gäste strömt herein und ich wende mich, ihnen zu.

Komma weg vor "ihnen".

Nach ein paar Minuten blicke ich wieder zu seinem Tisch und Enttäuschung macht sich in mir breit.

Dass sich Enttäuschung in jemandem breitmacht, ist eine so auffällige Formulierung, dass mir hier auffällt, dass Du das im Text schonmal verwendet hast. Ich würde das auf mindestens eine Nennung beschränken.

Der Tisch war leer. Nur noch der Teller, die Tasse und etwas Geld lag dort. Von dem Mann fehlte jede Spur.

Hier wechselst Du plötzlich ins Präteritum. ;)

Das ist alles, was ich gefunden habe. Ich würde, ehrlich gesagt, vermuten, dass Du vieles davon gefunden hättest, wenn Du sorgfältig Korrektur gelesen hättest. Vor allem die vielen, vielen überflüssigen Leerzeichen. Lies Deinen Text sorgfältig und am besten auch mehrmals, ehe Du ihn hier einstellst. Wenn Du weißt, dass Du Schwierigkeiten dabei hast, gib ihn einer vertrauten Person zum Korrekturlesen. Mir hilft es auch, meine Texte laut zu lesen. Dabei fallen mir immer noch Dinge auf, die ich sonst nicht bemerkt hätte. Dein Text wird mehr Leser/innen finden, wenn er aussieht, als hättest Du bereits Arbeit investiert. Diesen Eindruck kannst Du leicht erzeugen, wenn er halbwegs fehlerfrei daherkommt.

Außerdem möchte ich Dich noch zu einer anderen Sache ermutigen: Schau Dich hier im Forum um. Lies andere Texte und schreibe Kommentare für andere Autor/inn/en. Nicht nur funktioniert das Forum nur wegen dieses Prinzips des Gebens und Nehmens (wenn ich mich nur für meine Texte interessieren würde, hättest Du diesen Kommentar nicht gekriegt), sondern Du wirst auch total viel lernen, wenn Du Dein Auge dafür schulst, was Dich an anderen Geschichten fesselt und was Dir eher nicht gefällt. Mach Dir keine Sorgen, auch Deine Meinung ist hier im Forum erwünscht.

Make it work!

Cheers,
Maria

 

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