Was ist neu

Im Beichtstuhl

Mitglied
Beitritt
07.02.2002
Beiträge
23

Im Beichtstuhl

Und wieder einmal ist dem Zensor ein erschütternder Brief zugespielt worden. Bitte machen Sie sich selbst ein Bild von den katastrophalen Zuständen in Deutschlands Beichtstühlen:

Lieber Herr Zensor,

ich muss Ihnen dringend etwas erzählen. Meine Eltern haben für so etwas ja kein Ohr. Die würden mich eher verstoßen, als Verständnis zeigen.
Es ist so: Ich bin Schüler, 17 Jahre alt, und habe ein Problem.

Vor ein paar Tagen hatte ich ein schreckliches Erlebnis mit einem Mädchen, dass von mir etwas wollte, was ich nicht wollte. Sie drohte damit, mich bei allen im Dorf anzuschwärzen, wenn ich nicht das machen würde, wovon ich bis dahin nur wusste, dass es Sünde ist.

Sie müssen wissen, dass ich bislang nicht gerade ein gottesfürchtiger Mensch gewesen bin, aber nach diesem Vorfall kam es über mich, und ich flehte auf Knien um himmlischen Beistand. Und den gab mir unser aller Schöpfer dann in Form unseres Pfarrers den ich aufsuchte, um ihm meine Sünde zu beichten.

Unser Pfarrer ist ein liebenswürdiger Mensch, nicht mehr jung, aber in den besten Jahren. Sein gemütliches Gesicht, das immer glüht vom vielen Saufen und Fressen, verrät, dass er zu den Genießern dieser Welt zählt.
"Er ist durch und durch ein Mann des Klerus", wie mein Vater sagt, "aber er trägt ein Herz in seiner Brust, das der Liebe offen ist", wie meine Mutter stets ergänzt.

Ich betrat das erste Mal in meinem Leben den Beichtstuhl, der in einer dunklen Ecke unserer Kirche steht, und musste zunächst warten. Ich zitterte vor Angst, denn ich wusste wirklich nicht, wie ich unserem Pfarrer die Geschichte erzählen sollte. Plötzlich öffnete sich das kleine Sprechfenster, und ich hörte die vertraute Stimme unseres Seelsorgers. Es kam zu folgendem Gespräch, das ich wortwörtlich wiedergeben möchte:
"Na, Bernd-Olaf", hob er an, "was führt dich an diesen Ort zurück, wo du einst den Taufsegen erhalten hast?"
Ich brachte kein Wort heraus und knabberte an den Fingernägeln meiner schweißnassen Hände.
"Nun, mein Sohn, was kann ich für dich tun. Nur heraus mit der Sprache. Nur wir beide hören, was du sagst."
"Ach, Herr Pfarrer", platzte es aus mir heraus, "ich muss mich wirklich dafür entschuldigen, dass ich all die Jahre nicht zur Messe gekommen bin. Aber Sie wissen ja, wie das ist."
"Ja, leider, mein Sohn. Leider. Aber erzähl, was führt dich zu mir?"
"Ach, Herr Pfarrer, ich weiß wirklich nicht, ob ich Ihnen das beichten kann."
"Nur zu, dafür werde ich bezahlt, mein Sohn."
"Also, das ist so: Ich habe gesündigt, Herr Pfarrer."
"Na nun! Wer ist frei von Sünde, mein Junge?"
"Na, ich jedenfalls nicht mehr, Herr Pfarrer. Ich habe mit einem Mädchen ..., Sie wissen schon."
Unser Pfarrer schwieg einen Moment, fuhr dann aber seelenruhig fort:
"Du hast mit einem Mädchen geschlafen, willst du sagen."
"Ja, Herr Pfarrer."
"Und jetzt hast du ein schlechtes Gewissen, habe ich recht?"
"Oh ja, Herr Pfarrer, das habe ich."
"Das ist gut so, mein Sohn. Gott will nicht, dass du anderen Leid zufügst. Ist sie schwanger?"
"Schwanger? Ach, iwo, die und schwanger."
"Nicht schwanger, aha. Na ja, und?"
"Es war fürchterlich, Herr Pfarrer. Sie hat mich dazu gezwungen. Ich wollte das gar nicht. Aber sie hat einfach weiter gemacht. Es war schrecklich, Herr Pfarrer, ganz schrecklich."
"Mm. Na ja, was soll ich dazu sagen? Gottes Wege sind bisweilen unergründlich."
"Aber ich will das nicht machen, was die Sieglinde mit mir gemacht hat. Außerdem soll man das doch nur machen, wenn man verheiratet ist. Sex ist doch zum Kindermachen da."
"Ja, ja, da hast du schon recht, mein Sohn, so will es unser Herr und Schöpfer. Aber, Bernd-Olaf, nun hör mir mal aufmerksam zu: Wir leben doch in einer Zeit, in der Gottes Gesetze etwas großzügiger auslegt werden - oder wie siehst du das, mein Junge?"
"Mag wohl alles so sein, aber nicht mit mir, Herr Pfarrer. Ich bin doch noch ein Kind."
"Ist ja richtig, Bernd-Olaf, du bist noch ein Kind. Fühlst du dich denn auch noch so? Ich meine, du bist doch bestimmt bald volljährig, oder?"
"In zwei Wochen werde ich achtzehn."
"Na siehst du. Da bist du doch schon ein richtig alter Knacker, mein Lieber."
"Meinen Sie, Herr Pfarrer?"
"Ja, mein ich. Nun hör mal, Bernd-Olaf: Du hast also mit einem Mädchen geschlafen. Das ist doch in deinem Alter nicht weiter schlimm. Du bist ein Mann, mein Junge. In dir stauen sich die Hormone, die wollen raus. Das ist das Natürlichste von der Welt, glaub mir. Also, jetzt mal unter uns Männern, Bernd-Olaf: wenn Jungs wie du ein- oder zweimal mit einem Mädchen vorehelichen Geschlechtsverkehr haben, dann kneift unser Herr und Gebieter schon mal beide Augen zu. Glaub mir, das ist keine richtige Sünde. Aber nicht, dass du mir vaterlose Kinder in die Welt setzt. Das ist nicht Sinn und Zweck der Sache."
"Ich will keine Kinder zeugen und auch nicht mit Mädchen ..., Sie wissen schon, Herr Pfarrer. Ich will das nicht müssen."
"Mm. Na schön. Und nun?"
"Ich fühl mich so beschmutzt, Herr Pfarrer."
"Aber nicht doch, das musst du nicht, Bernd-Olaf. Sag mal, was hast du denn empfunden, als du mit der Sieglinde geschlafen hast?"
"Nichts, Herr Pfarrer, rein gar nichts ... doch Ekel."
"Ekel, so so. Was hat sie denn mit dir angestellt?"
"Soll ich das hier wirklich erzählen, Herr Pfarrer?"
"Nur wenn du willst. Beichte, was du zu beichten hast, mein Sohn."
"Na schön, aber auf Ihre Verantwortung, Herr Pfarrer. Also, zuerst hat sie mir die Kleider vom Leib gerissen. Dann wollte sie unbedingt meinen ... na ja, den wollte sie in ihre ... Sie wissen schon, was ich sagen will. Das ging aber nicht, weil ich nicht konnte. Ich konnte einfach nicht. Was hat sie nicht alles versucht? Aber wissen Sie, Herr Pfarrer, was das Ekligste war?"
"Keine Ahnung, mein Sohn."
"Das war, als sie meinen .... den hat sie in den Mund genommen und daran herumgeschlabbert wie an einem ... Igitt, war das widerlich. Und weh tat das. Die hat sich regelrecht festgebissen. Und meine beiden ... na jedenfalls, die hat sie gequetscht. Das war nicht zum Aushalten. Noch heute tut mir alles weh."
"Ach, Bernd-Olaf, mein Sohn, warum sagst du das denn nicht gleich? Ich dachte die ganze Zeit ... ach, Bernd-Olaf ... ich Blinder, ich Unachtsamer! Dass ich das nicht gleich verstanden habe? Bei Gott, was für ein Dummerjan ich doch bin. Bernd-Olaf, mein Sohn, willkommen im Club."
"In welchem Club, Herr Pfarrer?"
"Na, in unserem Club, Bernd-Olaf. Du bist einer von uns. Merkst du das denn nicht? Los, komm mal rüber zu mir, mein Sohn. Ich werde dir mal zeigen, wie das richtig geht. Wusstest du denn nicht, dass eine Frau niemals so schön oral befriedigen kann wie ein Mann? ... Nein? Na, dann komm mal her, mein Süßer, ich werd’s dir beweisen. ... Großer Gott, wie lange habe ich auf diesen Tag gewartet. Danke dir, Allmächtiger, dass du meine Gebete erhört hast."

Und wie soll ich das nun meinen Eltern, insbesondere meinem Vater erklären? Können Sie mir das vielleicht mal verraten? Bitte helfen Sie mir, lieber Zensor. Ich weiß wirklich keinen Ausweg mehr. Retten Sie mich!

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Bernd-Olaf von R.

[Beitrag editiert von: Zensor am 26.03.2002 um 16:08]

 

hehehehe, das ist so richtig schön fies! :D
Also die einzige Kritik, die mir dazu einfällt, ist folgende; was macht die Story denn in "Gesellschaft"? Gehört die nicht eher in "Satire"? :confused:

Griasle
stephy

 

Wirklich gut erzählte Geschichte, ich sage doch immer, daß die Kirchenleute pervers sind :D
Aber eines fälltm ir dennoch auf. Du sprichst hier von einem Pastor, die sind aber evangelisch, nicht wahr? Jedenfalls gibt es bei den Protestanten keine Beichte.

 

Meine Damen, das freut mich doch, dass Sie Ihren Lesespaß hatten. Werde mich bemühen, Sie auch weiterhin zu unterhalten.

Lieber Zorenmaya,
da sieht man mal wieder, dass Schlamperei den Laien verrät. Sie haben völlig recht: Der Begriff "Pastor" wird bei den Katholiken nur umgangssprachlich verwendet - ist also nur etwas für die direkte Rede. Ich habe den Fauxpas korrigiert.
(Sie haben einen Wunsch frei, mon ami!)

Amen

Ihr Zensor

 

Werter Zensor

Wahrlich erbaulich, eure Geschicht`zur Morgenstund`

Abgesehen von den schon angesprochenen Schwächen sehr amüsant.
:D :D

Ihr Lord

 

Ich möchte hier nur noch mein Lob aussprechen, denn der Rest wurde schon erwähnt. Ach ja könntest du/könnten sie weiter solcher Geschichten/Briefe schreiben????

 

Grüß dich,
Obwohl besonders von den Dialogen her gut, gibt es doch einiges zu kritisieren:
was hat die Einleitung in einer KG verloren? Das wirkt - besonders mit dem dicken, absurden Hammer "Eunuch..." - wie eine schlechte Anmoderation Nachts um drei im Kabel- TV.
- in diesem Zusammenhang wäre es nicht schlecht, auf die Briefform zu verzichten. Ein Wechsel zum auktorialen Erzählstil würde bei dem sehr langen Dialog nicht viel Probleme bereiten.
- die Pointe hast du aus den "Schwule - im - Kloster" - Witzen, oder? Sonderlich originell ist sie zumindest nicht.
- sprachlich ein paar kleinere Kommafehler und Wiederholungen

"JA, JA, da hast du schon recht, mein Sohn, so will es unser Herr und Schöpfer. Aber, Bernd-Olaf, nun hör mir mal aufmerksam zu: Wir leben doch in einer Zeit, in der Gottes Gesetze etwas großzügiger auslegt werden - oder wie siehst du das, mein Junge?"
"JA, JA, aber nicht mit mir, Herr Pastor. Ich bin doch noch ein Kind."
"Ist JA richtig, Bernd-Olaf, du bist noch ein Kind. Fühlst du dich denn auch noch so? Ich meine, du bist doch bestimmt bald volljährig, oder?"
"JA, in zwei Wochen werde ich achtzehn, Herr Pastor."
"Na siehst du. Da bist du doch schon ein richtig alter Knacker, mein Lieber."
"Meinen Sie, Herr Pastor?"
"JA, mein ich.
-
Retten sie mich!
Wieso das? Hofft dieser, wie du sagst, nicht allzu gläubige Eunuch jetzt durch dich den Weg ins Seelenheil zu finden? Und wie willst du von Rammelstein aus dem Harem holen?
- Die Einteilung in "Gesellschaft"
passt nicht. Da die Geschichte sicherlich ihre lustigen Momente hat - "Ich will keine Kinder zeugen und auch nicht mit Mädchen..." - eher in die Rubrik Humor etc. packen.
MfG,
paranova

 

hallo nochma

zu dir Paranova

- in diesem Zusammenhang wäre es nicht schlecht, auf die Briefform zu verzichten.
Ich finde, genau das macht seine Geschichte doch aus und es ist eine orginelle Idee so eine "Briefgeschichte" zu schreiben, denn ich hab noch nie eine gesehen.

Systemtechniker

 

Lieber Zorenmaya, nicht schwule Pfaffen sind pervers, sondern die Gesetze der katholischen Kirche.

Liebe Kristin, Sie haben vollkommen recht, der Nachname R.......stein ist wirklich schlecht gewählt.

Sie sind ein Mann mit Spürsinn, werter Paranova. Ursprünglich war die Geschichte in der Ich-Erzählform angelegt.
Mein Kompliment, Sie haben erkannt, dass der Rahmen nur angepappt ist. Nun ist der "Zensor" aber eine KG-Phantasiefigur - deshalb das kleine Hilfsmittelchen.
(Die Ausführung ist allerdings schwach, und ich werde die Peinlichkeiten beseitigen.)

Haben Sie Dank, meine lieben Freunde!

Ihr Zensor

[Beitrag editiert von: Zensor am 26.03.2002 um 16:09]

 

Hi!

Naja...
Die Geschichte ist nicht schlecht, aber ich konnte nicht wirklich darüber lachen.

Ein Beichtstuhl als Schauplatz einer Kurzgeschichte ist zumindest mal eine gute Idee.

Ich stimme Paranova zu, was das Verzichten der Briefform anbelangt. Die Ich-Form sagt mir persönlich auch eher zu.

Auch die ständige wörtliche Rede stört mich ein wenig. Klingt irgendwie wie ein schriftlicher Dialog.

Jedenfalls ist sie interessant geschrieben, man ist gespannt, wie Bernd-OIaf die "Sünde" dem Pastor berichtet und man fiebert neugierig dem Ende entgegen.

Viele Grüße, Michael

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom