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Ihre schillernden Regenbogenflanken

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13.07.2017
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Ihre schillernden Regenbogenflanken

Der Wasserspiegel war nach ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen gestiegen und der Strand als solcher kaum noch zu erkennen. See und Wiesen gingen an einigen Stellen ineinander über. Noch war der vordere Teil der Landzunge unbebaut und überließ dem Wasser gleichmütig die Flächen.
Vater trug den Angelkasten, ich lief mit Kescher und Eimer hinter ihm. Ging ich schneller, tat er es mir gleich, als liefen wir um die Wette zum Wasser. Vater war immer einen Schritt vor mir. Meine Zehen schmerzten. Sie würden sich nicht mehr lange in die zu klein gewordenen Gummistiefel stecken lassen. Der Sommer war verregnet, aber nicht kalt für skandinavische Verhältnisse. Im aschgrauen Tagesanbruch sah Vater mich über die Schulter hinweg an.
"Bist du nicht langsam zu alt, mich im Boot zu begleiten?"
Ich schaute auf meine runden Stiefelspitzen und gab vor, ihn nicht gehört zu haben. Abseits der Uferböschung lag unser Haus: Zweistöckig, hellgelbe Holzlattenwände mit weißen Fensterrahmen und Eckbalken. Daneben die Scheune, voll mit Holz, das Vater noch gebrauchen konnte. Durch das Dach der Hundehütte regnete es hinein. Auch wenn das keine Rolle spielte, der Hund hatte nicht eine Nacht darin verbracht. Sein Platz war neben der Sitzbank in der Waschküche. So lange ich zurückdenken konnte, kam Hessu mit uns hinaus auf den See, als Galionsfigur und Schwimmhilfe. Ich hielt mich in dem dichten, langen Fell fest, während er meinen kleinen Körper durchs Wasser zog. Als ich größer und er älter wurde, wartete Hessu am Ufer und rannte auf uns zu, sobald wir anlegten. Ohren und Lefzen flogen bei jedem seiner federnden Schritte in die Höhe, die großen Pfoten landeten auf meinen Schultern und ich im Sand.

Die Wolken hingen tief. Heute würden sie gut beißen. Feiner Nebel hatte sich auf die Wiesen und Büsche gelegt. Um die Forellen nicht zu verscheuchen, redeten wir schon auf dem Weg zum See nicht. Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in die Ruhe eines Tages der gerade erst erwachte. Morgens trieb der Wind klebrigen Schaum ans Ufer, schwemmte ihn über gerillte Wellenmuster und in kleine Pfützen, die die Nacht im Sand hinterlassen hatte.
Meine Haare waren klamm. Eine Strähne hatte sich aus dem Zopf gelöst und ließ sich nicht aus der Sicht schütteln.
Neben dem offenen Strand schlängelte sich ein Weg durch einen mit halbhohen Birken bewachsenen Hain zu einem Steg, an dem alle Boote der Nachbarschaft lagen. Ihre bunt gestrichenen Rümpfe schlugen sanft aneinander. Der hohe Wasserstand ließ die Stützen des Stegs beinahe verschwinden. Einige Nächte zuvor hatte ein Sturm abgerissene Äste zwischen die Boote getrieben. Wasser umspülte trübe unsere Gummistiefel, als wir in dem aufgewirbelten Grund umher wateten, um die Äste ans Ufer zu zeihen. Im seichten Wasser flitzten kleine, gestreifte Fische, kaum unterscheidbar vom Seegras, das in den Verwirbelungen unserer Schritte tanzte. Ich blieb still stehen, damit sie sich dichter heran trauten. Vater trat neben mich und verscheuchte damit den Schwarm. Dort, wo das Wasser an den Stiefeln hoch schwappte, hinterließ es helle Ränder. Wir zogen das Boot vom Steg aus zu uns und verluden die Angelsachen. Vater stieg zuerst ein und das Boot lehnte sich in den See hinein. Als ich klein war, klammerte ich mich fest an seine große Hand, aus Angst in die Lücke zwischen Boot und Steg zu geraten. Ich konnte nicht sagen, ab wann ich den Einstieg allein schaffte und ob er aufhörte mir die Hand anzubieten oder ich anfing das Angebot auszuschlagen.

Zu zweit war es manchmal unerträglich ruhig hier draußen. Es war so still, dass man hören konnte, wie der Bug das Wasser verdrängte, so still, dass man es am Heck wieder hoch schmatzen hörte. Vater stemmte den Oberkörper in Verlängerung der Ruder gegen die Wassermassen und unser Boot nahm Fahrt auf. Um uns herum jadefarbene Tiefe, im Bugwasser durchzogen von helleren Strähnen abgerissener Algen. Ich spuckte in den Wirbel der Bugwelle und in Vaters Augen sah ich welche Konzentration er aufbrachte, mein Verhalten nicht zu kommentieren. Sein ganzes Ich zusammengeschnürt, damit keine Bemerkung hinausschlüpfen konnte. Wir hatten bald unseren Angelplatz erreicht. Die Ruder lagen auf dem Dollbord und der See wurde noch leiser. Vaters Hand steckte ruhig und routiniert den Teigklumpen an den Haken, formte einen kleinen, birnenförmigen Teller und verdrehte ihn zu einer Spirale. Er warf die Rute nach hinten, über den Kopf eine Schleife, die dünne Nylonschnur war kaum zu sehen und ein Zischen ging durch die Luft, bis die Pose landete. Wir schauten zu, wie sie sachte in den Wellen schwamm. Hin und wieder landeten Insekten auf dem Wasser und tanzten ihre Schrittfolgen.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, doch durch die dicken Wolken trat kaum Licht. Von Nordwesten kam Wind, der die vollen Schichten ineinander schob. Dort, wo sich die Sonne Lücken in den Wolken gesucht hatte, erschienen helle Flecken auf dem Wasser. Vater überließ mir die Angelrute. Wir hatten genug gefangen. Mit dem Korkgriff auf dem Knie sah ich ihm dabei zu, wie er die Blinker der Größe nach in die kleine Box hinein sortierte, als ein Zucken der Pose die Oberfläche mit größer werdenden Ringen durchbrach.
Die Angelsehne ruckte und spannte sich, bevor das erwartete Ziehen der Spule erklang, die Meter um Meter abspulte. Als tiefen Bogen krümmte sich die Rute, die Schnur war straff gespannt. Meine Lippen zu einem Strich zusammengepresst. Der Fisch kämpfte verzweifelt, furchte auf seiner Flucht die Wasseroberfläche. Ich ließ etwas Schnur, wie ich es von Vater gelernt hatte, und holte sie wieder ein. Meine Anstrengung als Perlen auf der Stirn. Vater stand mit dem Kescher bereit, mir den zappelnden, vor Luft ertrinkenden Fisch abzunehmen. Er entfernte den Haken aus dem Maul und warf ihn zu den anderen Forellen in den Eimer. Wie wunderschön sie waren, die glänzenden Bäuche, ihre schillernden Regenbogenflanken. Ihr klarer, staunender Blick verfolgte mich, als ich mich außer Atem auf das Holz setzte. Ein paar Herzschläge, länger dauerte es nicht. Und doch wuchs ich an Zentimetern, wie sonst in einem Jahr. Vater musste es auch bemerkt haben. Nach einem flüchtigen Blick in den Himmel, schraubte er das alte Pflaumenmusglas mit dem Köderteig zu, nahm mir ohne ein Wort die Angel ab und verstaute sie im Bauch des Bootes. Dann setzte er sich und griff nach den Rudern. Und der See wuchs in seiner Fläche.

Der Regen kam zunächst als Geruch. Weit hinter uns, ein fein gewebter Schleier, der Himmel und See verband. Kurz bevor wir den Steg erreichten, fielen die ersten Tropfen auf den Deckel des Köderglases und die Schultern meines Vaters. Der Wind wurde stärker und Algen schlangen sich um die Ruder. Ich hielt mein glühendes Gesicht Richtung Himmel.

So schnell es mit dem Eimer in der Hand möglich war, rannte ich hinauf zum Haus und zu Mutter, die hinter dem Küchenfenster schon nach uns Ausschau hielt. Es rumpelte bereits in der Ferne. Doch Vater verzurrte ohne Eile das Tau am Steg, lud die Angelsachen aus und stellte sie am Strand in den Sand. Mutter öffnete mir die Hintertür und ich trat mir Gummistiefel und Socken von den Füßen und bewegte die befreiten Zehen.
Hessus Ohr zuckte kurz, als ich die Waschküche betrat. Nicht einmal die Augen öffnete der alte Hund. Dann witterte er unseren Fang und rollte sich zur anderen Seite zusammen. „Nichts für dich? Guter Junge“, sagte ich durch den Raum. Er wartete auf meine Hand, die ihm den großen, schwarzen Kopf tätschelte und hinter den Schlappohren kraulte. Das musste warten. Der Hund sollte nicht nach Fisch riechen. Ungelenk schob ich den herunterrutschenden Pulloverärmel an der Hüfte hoch und wusch die Hände mit der nach Veilchen duftenden Seife. Doch der Fischgeruch ließ sich nicht abschrubben, steckte in den Härchen meiner Nasenflügel fest und haftete an meinen Sachen. Mit gerümpfter Nase zog ich den Pulli aus, warf ihn zur Dreckwäsche und griff eins von Vaters Hemden. Es roch nach Rasierwasser und nach ihm.

Hinter der Uferböschung trat ich in unsere morgendlichen Spuren, bis ich neben meinem Vater stand. Der Sand war dunkel vom Regen. Mit der Fußspitze schob ich den gebundenen Puder zur Seite, grub die Zehen tief in den Sand und hielt das Gesicht in den Regen, den der Wind zu uns ans Ufer trieb. Wie viel Regen musste fallen, um einen ganzen See zu füllen?
Vater richtete sich auf. Die Stoffschichten der Jacke raschelten aneinander. „Ist das mein Hemd?“
Tropfen platschen auf meine Augenlider. „Jip. Kann es auch bleiben.“
Vater schnaufte, fing an zu lachen und steckte mich damit an. Und wir lachten laut in den Regen hinein – selbst der aufziehende Sturm konnte es nicht übertönen.

 

Hallo @wegen,

Erstmal ein paar kleine Fehler, die mir aufgefallen sind.

als liefen wir um die Wetter
*Wette
n die Ruhe eines Tages der gerade erst erwacht.
*erwachte; Wobei ich mir hier nicht sicher bin, ob Präsenz nicht auch geht.
und in keine Pfützen
sollte "kleine" heißen, nehme ich an
und tanzen ihre Schrittfolgen mit dem Spiegelbild.
*tanzten

Ansonsten habe ich noch zwei Eindrücke zum Stil und Lesefluss:

Dort wo das Wasser an den Stiefeln hoch schwappte, hinterließ es helle Ränder.
Dieser Satz steht für mich stellvertretend für die an Stellen meiner Meinung nach zu hohe Detailtiefe des Textes. Manche Leser mögen das gut finden, aber mir persönlich ist das zu langatmig.
Durch das Dach der Hundehütte regnete es hinein. Auch wenn das keine Rolle spielte, der Hund hatte nicht eine Nacht darin verbracht.
Ich weiß nicht warum, aber dieser plötzliche Sprung zur Hundehütte hat mich etwas rausgeworfen.

Mir persönlich würde die Geschichte um einiges besser gefallen, wenn du sie straffen würdest. Es passiert ja nicht wirklich viel und die langen Beschreibungen drumherum tragen zur Atmosphäre nicht sonderlich viel bei. Die Szenerie kann man auch mit kürzeren Beschreibungen lebendig erscheinen lassen.

Wie immer völlig unverbindliche Vorschläge ;-)

Gruß,
Henrik

 

Hallo @wegen

also mir hat dein Ausflug an den See sehr gut gefallen. :)

Mir gefällt die Atmosphäre, dieses regnerisch-melancholische. Ich mag auch deine vielen Naturbeobachtungen, die den Text sehr intensiv und spürbar machen, wobei ich zugeben muss, dass es mir an der ein oder anderen Stelle dann auch etwas zu genau wurde. :lol:

Ging ich schneller, tat er es mir gleich, als liefen wir um die Wetter zum Wasser.

*Wette

So lange ich zurückdenken konnte, kam Hessu mit uns hinaus auf den See, als Galionsfigur und Schwimmhilfe.

Wundervoll. Richtig tolles Bild, das mit der Galionsfigur. Kann ich mir so gut vorstellen, macht den Hund sofort lebendig und sympathisch ... wenn man das so auch sagen kann bei Tieren. :D

Ohren und Lefzen flogen bei jedem seiner federnden Schritte in die Höhe, die großen Tatzen landeten auf meinen Schultern und ich im Sand.

Top! :thumbsup:

Feiner Nebel hatte sich auf die Wiesen und Büche gelegt.

»Büsche« warscheinlich, oder?

die die Nacht im Sand hinterlassen hatte.

Schön.

Vom offenen Strand schlängelte sich ein schmaler Weg durch einen mit halbhohen Birken bewachsenen Hain zu einem Steg, an dem alle Boote der Nachbarschaft lagen.

Hier ist es mir zum Beispiel etwas zu viel mit den Details, weil ich nicht glaube, dass es wichtig ist, dass die Birken halbhoch sind und der Strand »offen«. Das kann ich mir eh nicht vorstellen, was ist ein offener Strand? Also weitläufig quasi? Oder unbewachsen? Und den Weg stelle ich mir eigentlich auch automatisch schmal vor. ;)

Vater stieg zuerst ein und das Boot lehnte sich in den See hinein.

Das ist ein bisschen viel »reingelehntes«. Vielleicht so?
»Vater stieg vor mir in das Bott. Es lehnte sich in den See.«

Ich konnte nicht sagen, ab wann ich den Einstieg allein schaffte und ob er aufhörte mir die Hand anzubieten oder ich anfing das Angebot auszuschlagen.

Großartig. So schön, diese Beobachtungen! :herz:

Es war so still, dass man hören konnte wie der Bug das Wasser verdrängte, so still, dass man es am Heck wieder hoch schmatzen hörte.

Ich glaube, das hochschmatzen muss man zusammenziehen, oder? Ich würde es warscheinlich eh kürzen, weil nur »schmatzen« allein Sinn macht.

Sein ganzes Ich zusammengeschnürt, damit keine Bemerkung hinausschlüpfen konnte.

:herz:

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, doch durch die dicken Wolken trat kaum Licht. Von Nordwesten kam Wind, der die vollen Schichten ineinander schob. Dort wo sich die Sonne Lücken in den Wolken gesucht hatte, erschienen helle Flecken auf dem Wasser.

Hier ist es auch wieder etwas komplex und zu detailliert in der Beschreibung. Das eine baut auf das andere auf und macht den Absatz ziemlich kompliziert. Die Sonne steht hoch, die Wolken sind dick, die vollen Schichten schieben sich ineinander, dann gibt es aber doch Lücken, durch die die Sonne scheint und es entstehen helle Flecken ... hier würde ich ein bisschen reduzieren.

Der Fisch kämpfte verzweifelt, furchte auf seiner Flucht die Wasseroberfläche.

Diesen Satz würde ich stärken, indem du ihn ein bisschen kürzt: »Der Fisch kämpfte und furchte durch die Wasseroberfläche.«

Und doch wuchs ich an Zentimetern, wie sonst in einem Jahr.

Wunderbar! :thumbsup:

Der Regen kam zunächst als Geruch.

Mega!

Hinter der Uferböschung trat ich in unsere morgendlichen Spuren, bis ich neben meinem Vater stand.

Auch schön!

Fazit: Du merkst: Alles in allem bin ich ein Fan deiner tollen Geschichte! So ganz erschließt sich mir zwar der tiefere Sinn der Story zwar nicht, aber ich liebe die Atmosphäre und die wortkarge Beziehung zwischen Tochter und Vater.

Am Ende schätze ich, dass es doch genau darum geht, oder? Der Vater, der gern einen Sohn gehabt hätte und die Tochter, die sich entgegen dieser "Enttäuschung" behaupten möchte. Das ist ein toller Plot, der einiges hergibt. Mir gefällt, dass du da nicht zu sehr auf die Pauke haust, aber vielleicht hätte ich da am Ende noch einmal einen kleinen Hinweis gestreut, irgendetwas, das einen als Leser noch einmal mit der Nase draufstößt. Denn die Schluss-Szene ist zwar schön, aber sie verwirrt mich auch etwas. Zusammen mit dem sehr detaillierten Titel: »Ihre schillernden Regenbogenflanken“ komme ich da jetzt nicht ganz auf eine runde Erklärung für den Inhalt der Geschichte. Steht das für ihren Charakter? Für die Facetten? Oder liegt da gar kein großer Snn dahinter, was ja auch okay wäre? :D

Bin gespannt auf deine Auflösung und ob ich mit meiner Vermutung richtig lag. ;)

Danke dir und viele liebe Grüße, PP

 

Hallo @wegen

ich lese einen zarten Text, dessen Detailreichtum die Welt des Erzählers genau erschließt. Der Konflikt, wenn es denn einen gibt, wird bestenfalls in einem Nebensatz deutlich, schwingt mit und geht teilweise in den Farben, den Bildern unter. Das eine oder andere ließe sich streichen, die Gewichtung mehr zur inneren Haltung des Erzählers wenden, dann könnte mehr Schärfe entstehen, der Eindruck eines reinen Idylls durch eine texttragende Fragestellung ersetzt werden.
Ich mag deinen Stil, das ist sprachlich schon auf hohem Niveau.

Paar Anmerkungen, vielleicht doppelt:

Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in die Ruhe eines Tages der gerade erst erwacht.
schöne Stelle

jadefarbende Tiefe,
jadefarbene?

Doch der Fischgeruch ließ sich nicht abschrubben, steckte in den Härchen meiner Nasenflügel fest und haftete an meinen Sachen.
auch das ist ein hübsches Bild

warf ihn in den Dreckwäschekorb
der Begriff passt nicht ganz zum restlichen Sprachduktus

„Ist das mein Hemd?“
Tropfen platschen auf meine Augenlieder. „Jip. Kann es auch bleiben.“
Vater schnaufte, fing an zu lachen und steckte mich damit an. Und wir lachten so laut in den Regen hinein, selbst der aufziehende Sturm konnte das Geräusch nicht schlucken.
das Schlusstableau gefällt mir, obwohl es irgendwie zu glatt wirkt.

Liebe Warum-wird-eigentlich-wieder-Winter-Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @HenrikS,
juchu, der erste Kommentar. :)

Erstmal ein paar kleine Fehler,
Danke dir! Sind berichtigt.

wegen schrieb:
Dort wo das Wasser an den Stiefeln hoch schwappte, hinterließ es helle Ränder.

Dieser Satz steht für mich stellvertretend für die an Stellen meiner Meinung nach zu hohe Detailtiefe des Textes. Manche Leser mögen das gut finden, aber mir persönlich ist das zu langatmig.

Hm, okay. Ich hatte mir das folgendermaßen gedacht: Diese für dich substanzschwachen Sätze sind absichtlich gesetzte Puffer, die vorangegangen Aussagen den Raum geben sollen, nachzuschwingen. Da Stimmungen und Empfindungen nur angerissen werden, bekommt der Leser das evtl. nicht entfaltet, wenn es Schlag auf Schlag geht. Das klingt jetzt etwas kryptisch. Ich hoffe, du kannst trotzdem meine Intention zu diesen eingestreuten Slowmo-Bildern verstehen.

wegen schrieb:
Durch das Dach der Hundehütte regnete es hinein. Auch wenn das keine Rolle spielte, der Hund hatte nicht eine Nacht darin verbracht.

Ich weiß nicht warum, aber dieser plötzliche Sprung zur Hundehütte hat mich etwas rausgeworfen.

Der Einwand ist im Moment noch nicht richtig greifbar für mich. Ich behalte es aber im Hinterkopf.


Mir persönlich würde die Geschichte um einiges besser gefallen, wenn du sie straffen würdest. Es passiert ja nicht wirklich viel …
Nehme ich so auf. Vllt. hat dich das was wirklich passiert nur nicht ganz erreicht. Das dich der ganze Wolken-See-Fischgeruch-Mix von der eigentlichen Handlung/Entwicklung abgelenkt hat, ist natürlich Mist und kann schon ein Indiz für die falsche Gewichtung sein. Ich schau, wo ich reduzieren kann.

Danke für deine Rückmeldung und Hilfe am Text!
Viele Grüße
wegen


Hey @PlaceboParadise,

also mir hat dein Ausflug an den See sehr gut gefallen. :)
Ja, cool. Nimm schon mal Platz in einem der Faltangelstühle. Ich hol uns noch zwei Zäpfle aus der Kühlbox.

Mir gefällt die Atmosphäre, dieses regnerisch-melancholische. Ich mag auch deine vielen Naturbeobachtungen, die den Text sehr intensiv und spürbar machen, wobei ich zugeben muss, dass es mir an der ein oder anderen Stelle dann auch etwas zu genau wurde. :lol:
Stimmt schon. Ein bisschen was kann vielleicht noch weg.

*Wette
Logo. Danke.

wegen schrieb:
So lange ich zurückdenken konnte, kam Hessu mit uns hinaus auf den See, als Galionsfigur und Schwimmhilfe.

Wundervoll. Richtig tolles Bild, das mit der Galionsfigur. Kann ich mir so gut vorstellen, macht den Hund sofort lebendig und sympathisch ... wenn man das so auch sagen kann bei Tieren. :D

:shy: Der Hund machte sich außerdem ganz gut als Zeitachse, in Parallele zur heranwachsenden Tochter.

wegen schrieb:

Feiner Nebel hatte sich auf die Wiesen und Büche gelegt.

»Büsche« warscheinlich, oder?


Ahrrg. Danke.

wegen schrieb:

die die Nacht im Sand hinterlassen hatte.

Schön.


Juchu.

wegen schrieb:

Vom offenen Strand schlängelte sich ein schmaler Weg durch einen mit halbhohen Birken bewachsenen Hain zu einem Steg, an dem alle Boote der Nachbarschaft lagen.

Hier ist es mir zum Beispiel etwas zu viel mit den Details, weil ich nicht glaube, dass es wichtig ist, dass die Birken halbhoch sind und der Strand »offen«. Das kann ich mir eh nicht vorstellen, was ist ein offener Strand? Also weitläufig quasi? Oder unbewachsen? Und den Weg stelle ich mir eigentlich auch automatisch schmal vor.


Jo, genau so. :D Bei schmaler Weg, gebe ich dir Recht. Ist gestrichen.

wegen schrieb:

Vater stieg zuerst ein und das Boot lehnte sich in den See hinein.

Das ist ein bisschen viel »reingelehntes«. Vielleicht so?
»Vater stieg vor mir in das Bott. Es lehnte sich in den See.«


Das ist eine meiner Knirschstellen. Ich will den Satz eigentlich nicht trennen. Vlllt. Lasse ich „hinein“ weg. Ginge das grammatikalisch? :hmm:

wegen schrieb:

Ich konnte nicht sagen, ab wann ich den Einstieg allein schaffte und ob er aufhörte mir die Hand anzubieten oder ich anfing das Angebot auszuschlagen.

Großartig. So schön, diese Beobachtungen!


Die Stelle mag ich auch gern. :herz:

wegen schrieb:

Es war so still, dass man hören konnte wie der Bug das Wasser verdrängte, so still, dass man es am Heck wieder hoch schmatzen hörte.

Ich glaube, das hochschmatzen muss man zusammenziehen, oder? Ich würde es warscheinlich eh kürzen, weil nur »schmatzen« allein Sinn macht.


Bildlich gesprochen, handelt es sich um dasselbe Wasser, das vorn verdrängt wird und eben anschließend hinten wieder hoch schwappt. Mir ist diese Überzeichnung bewusst.

wegen schrieb:

Sein ganzes Ich zusammengeschnürt, damit keine Bemerkung hinausschlüpfen konnte.

:herz:


Jippi.

wegen schrieb:

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, doch durch die dicken Wolken trat kaum Licht. Von Nordwesten kam Wind, der die vollen Schichten ineinander schob. Dort wo sich die Sonne Lücken in den Wolken gesucht hatte, erschienen helle Flecken auf dem Wasser.

Hier ist es auch wieder etwas komplex und zu detailliert in der Beschreibung. Das eine baut auf das andere auf und macht den Absatz ziemlich kompliziert. Die Sonne steht hoch, die Wolken sind dick, die vollen Schichten schieben sich ineinander, dann gibt es aber doch Lücken, durch die die Sonne scheint und es entstehen helle Flecken ... hier würde ich ein bisschen reduzieren.


Verstehe schon was du meinst. Ich werde gleichartige Textstellen etwas entschlacken.

wegen schrieb:

Der Fisch kämpfte verzweifelt, furchte auf seiner Flucht die Wasseroberfläche.

Diesen Satz würde ich stärken, indem du ihn ein bisschen kürzt: »Der Fisch kämpfte und furchte durch die Wasseroberfläche.«


Nee, der Fisch furchte nicht durch die Wasseroberfläche.

wegen schrieb:

Und doch wuchs ich an Zentimetern, wie sonst in einem Jahr.

Wunderbar!

wegen schrieb:

Der Regen kam zunächst als Geruch.

Mega!

wegen schrieb:

Hinter der Uferböschung trat ich in unsere morgendlichen Spuren, bis ich neben meinem Vater stand.

Auch schön!


Ich glaube, ich bin gerade auch ein paar Zentimeter gewachsen. :shy:

Fazit: Du merkst: Alles in allem bin ich ein Fan deiner tollen Geschichte! So ganz erschließt sich mir zwar der tiefere Sinn der Story zwar nicht, aber ich liebe die Atmosphäre und die wortkarge Beziehung zwischen Tochter und Vater.

PP, ich habe gerade ein Déjà-vu :schiel:. Ich finde es großartig, wie du dich durch Wolkenschichten und Regenschleier schiebst und wünschte, ich hätte es geschafft dich in die Tiefen dieser Vater-Tochter-Beziehung eintauchen zu lassen.(okay, okay, 5 Euro in die Wortspielkasse)

Am Ende schätze ich, dass es doch genau darum geht, oder? Der Vater, der gern einen Sohn gehabt hätte und die Tochter, die sich entgegen dieser "Enttäuschung" behaupten möchte.

Das ist es tatsächlich gar nicht einmal. Die Aussage der Mutter hat die Tochter nur zusätzlich verunsichert. Es ging mir um den Prozess des Flügge werden. Die „Abnabelung“ läuft auf beiden Seiten nicht gleichgradig. Eigene Freiheiten zu erlangen, gleicht manchmal einem Tauziehen. Andererseits fühlen sich eben noch großspurig auftretende Teenies in plötzlicher Autarkie hilflos und alleingelassen. Weißt du, was ich meine? Das Erwachsenwerden geht der Tochter zu schnell. Sie will als starke und eigenständige Persönlichkeit wahr- und ernstgenommen werden, will sich gegenüber ihrem Vater behaupten. Dennoch ist sie noch nicht so weit, sich von Gewohnheiten der Kindheit und der helfenden Hand des Vaters zu lösen. Sie bemerkt die Veränderungen im Verhalten ihres Vaters und provoziert ihn, einen Schritt zurück zu machen.

Denn die Schluss-Szene ist zwar schön, aber sie verwirrt mich auch etwas.

Sie macht halt endlich mal den Mund auf und ist dabei so klar mit sich selbst und ihrer Ansage, dass sich auch der Vater von der selbstauferlegten, starren Haltung befreit, in der er meint, sie nicht länger wie ein Kind behandeln zu dürfen.

Und damit entlädt sich das Gewitter. :)

Zusammen mit dem sehr detaillierten Titel: »Ihre schillernden Regenbogenflanken“ komme ich da jetzt nicht ganz auf eine runde Erklärung für den Inhalt der Geschichte. Steht das für ihren Charakter? Für die Facetten? Oder liegt da gar kein großer Snn dahinter, was ja auch okay wäre?

Die Szene, in der der Tochter die Forelle fängt, ist für die Geschichte von großer Bedeutung. Ich mag, wie euphorisch sie anschließend die Schönheit der Fische beschreibt. Den Titel aus einer Schlüsselszene zu generieren, schien mir passend zu sein. Uuund, ich finde den Klang einfach schön.

Hab lieben Dank für deinen tollen Kommentar!

Viele Grüße
wegen

 

Ging ich schneller, tat er es mir gleich, als liefen wir um die Wette zum Wasser.

Ich schaute auf meine runden Stiefelspitzen und gab vor, ihn nicht gehört zu haben.
...
Als ich größer und er älter wurde, wartete Hessu am Ufer und rannte auf uns zu, sobald wir anlegten. Ohren und Lefzen flogen bei jedem seiner federnden Schritte in die Höhe, die großen Tatzen landeten auf meinen Schultern und ich im Sand.

Man (ma‘ nich# „von“) wegen,

da gibt‘s einiges fürs Poesiealbum mit der Betonung weniger auf dem Album als der Poesie jenseits des täglichen Sprachgebrauchs und hätte mich nicht der Geruch von nassem Hund angezogen, so der Geruch nach Fisch (bin ja selber einer – die Schuppen gleich auf der Tastatur müssen erst mal Beweis genug sein neben dem Sternkreiszeichen). Wenn Dir jetzt noch gelingt, das Suffix „bar“ (im ältesten „Hochdeutsch“ noch ein eigenständiges Wort – ahd. beran - „gebären“ kündet noch davon – i. S. von „tragen / bringen“) und von der Bedeutung her am offensichtlichsten in „offen-“ und „sonderbar“, bedeutet etwa im

... und der Strand als solcher kaum noch erkennbar.
ein im Grunde zusammengezogener Satz i. S. eines „was erkannt werden kann“. Was ja nicht falsch ist. Und doch: Wäre da nicht der der Infintiv „kaum noch zu erkennen“ etwas eleganter?

Nun aber zu den paar Flusen

Der Sommer war verregnet, aber nicht kalt, für skandinavische Verhältnisse.
Komma weg (wenn Du ein bisschen Kleist spielen willst, nimm zur Betonung und Hervorhebung den Gedankenstrich.

DortKOMMA wo das Wasser an den Stiefeln hoch schwappte, hinterließ es helle Ränder.
Wenn Du genau hinsiehst, erkennstu, dass das „dort“ zum Hauptsatz („dort hinterließ es ...“) gehört.
Kommt nochmals vor weiter unten, hier nämlich
Dort* wo sich die Sonne Lücken in den Wolken gesucht hatte, erschienen …

Es war so still, dass man hören konnteKOMMA wie der Bug das Wasser verdrängte, so still, dass man es am Heck wieder hoch schmatzen hörte.
Die vergleichende Konjunktion wie leitet einen vollständigen Satz ein

Um uns herum jadefarbende Tiefe, …
besser „jadefarbene“
Wir schauten zu, wie sie sich sachte in den Wellen wog.
Wellen werden nicht gewogen, selbst wenn sie hin und her da verwechselstu die Waage mit der Wiege ...

Ich ließ etwas Schnur, wie ich es von Vater gelernt hatteKOMMA und holte sie wieder ein.
Jeder Satz, gleich ob Haupt- oder Nebensatz hat wie das richtige Leben Anfang und Ende ...

Wie*viel Regen musste fallen, um einen ganzen See zu füllen?
„wie viel“ immer auseinander, kurioserweise in Zusammensetzungen - wie das Wort schon behauptet – zusammen – etwa wievielmal

Tropfen platschen auf meine Augenli*der.
Noch ne Verwechslung zwischen Lied und Lid ...

Sehr gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe wegen,

schöner Text. Irgendwo braut sich im Hintergrund was zusammen, aber noch ist alles friedlich und ruhig, man hat dennoch stets vor Augen, was da demnächst auf einen zukommt. Ich mag ja so ruhige Texte sehr gern, auch, um der Berlinhektik für ein paar Minuten zu entfliehen. Das kann der Text. Er ist wie ein Miniurlaub :).

Der Wasserspiegel war nach ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen gestiegen und der Strand als solcher kaum noch erkennbar. See und Wiesen gingen an einigen Stellen ineinander über. Noch war der vordere Teil der Landzunge unbebaut und überließ dem Wasser gleichmütig die Flächen.

Weiß nicht, ich hät wahrscheinlich drauf verzichtet. Wirkt wie drangeklebt, wie Zeilen die irgendwo übrig geblieben sind, zu schade zum wegwerfen, ach, pack ich sie noch schnell an den Anfang, da stören sie nicht weiter. Die machen ja gar nichts mit dem Text. Und wenn Du sie gern behalten willst, dann mach wenigsten aus dem Absatz nur einen Zeilenwechsel, damit das nicht so exponiert wirkt. Hast ja auch weder einen Orts- noch einen Zeitenwechsel.

Der Sommer war verregnet, aber nicht kalt, für skandinavische Verhältnisse.
Und ich so, jajajaja Skandinavien, aber am Ende so, außer dem gelben Holzhaus - also, da war nicht viel Skandinavien im Text. Das Wort ist ein Blender, ein Schwindler, ein uneingelöstes Versprechen. Aber gut, auch nicht falsch. Kann sich alles auch so in Skandinavien abspielen. Aber warum so großzügig dann, wenn Du die Handlung verorten willst? Nordeuropa ist so riesig sprich ein Allgemeinplatz. Warum nicht ein Örtchen mit einem hübschen norwegisch/schwedisch/finnischen Namen? Details die keine sind, sind eben keine. Nur mal so nebenbei ;).

Daneben die Scheune, voll mit Holz, das Vater noch gebrauchen konnte. Durch das Dach der Hundehütte regnete es hinein. Auch wenn das keine Rolle spielte, der Hund hatte nicht eine Nacht darin verbracht.
Nice! Die Zeitachse über das Hundealter funktionierte für mich übrigens hervorragend. Fand ich sehr schön gelöst.

Morgens trieb der Wind klebrigen Schaum ans Ufer,
Eh, versau mir nicht das Bild von sauberen, klaren Seen und heiler Natur! Ich will Bullerbü.

schwemmte ihn über gerillte Wellenmuster und in kleine Pfützen, die die Nacht im Sand hinterlassen hatte.
Das Bild verbinde ich irgendwie total mit dem Meer, gar nicht mit Seen. Muss ich erst mal sortieren.

Vom offenen Strand schlängelte sich ein Weg durch einen mit halbhohen Birken bewachsenen Hain zu einem Steg,
Offener Strand heißt für mich unbewachsen und sofort kommst du mit dem Birkenhain hinterher und ich so: hä? Du wirst sicher ein klares, logisches Bild vor Augen haben, ich jetzt eher nicht.

Wasser umspülte trübe unsere Gummistiefel, als wir in dem aufgewirbelten Grund umher wateten und das Tau lösten.
Selbes Ding. Das Boot ist am Steg vertaut und sie lösen es vom Wasser aus? Ist ja nicht tiefer dann, als Gummistiefel hoch, also liegt das Boot am Boden auf. Und dann steigen die wieder vom Steg aus hinein. Warum so kompliziert? Und wo ist das Boot jetzt, Ufernah oder weiter hinten am Steg? Mag jetzt gern an mir liegen, streite ich nicht ab, aber ich hänge fest.

Wir zogen das Boot seitlich an den Steg, kletterten hinauf und verluden die Angelsachen.
Ahh, es liegt in Ufernähe und dann ziehen sie es ins tiefere Wasser. Verstehe. Vielleicht könnte der Steg erst dann ins Spiel kommen, wenn "wir" uns auch darauf befinden.

Ich konnte nicht sagen, ab wann ich den Einstieg allein schaffte und ob er aufhörte mir die Hand anzubieten oder ich anfing das Angebot auszuschlagen.
Schön!

Zu zweit war es manchmal unerträglich ruhig hier draußen.
Auch schön!

Hin und wieder landeten Insekten auf dem Wasser und tanzten ihre Schrittfolgen mit dem Spiegelbild. Vor uns lag der See, dunkel und verschlossen.
Das hat was von Kitsch, passt für mich nicht zum Rest des Textes.

Die Angelschnur ruckte und spannte sich, bevor das erwartete Ziehen der Spule erklang, die Meter um Meter abspulte. Als tiefen Bogen krümmte sich die Rute, die Schnur war straff gespannt. ... Ich ließ etwas Schnur, wie ich es von Vater gelernt hatte und holte sie wieder ein.
Von mir aus könnte es auch mal die Angelsehne sein ;).

Vater stand mit dem Kescher bereit, mir den zappelnden, vor Luft ertrinkenden Fisch abzunehmen.
Mein Highlight!

Und doch wuchs ich an Zentimetern, wie sonst in einem Jahr. Vater musste es auch bemerkt haben.
Mag ich total.

Der Regen kam zunächst als Geruch. Weit hinter uns ein Vorhang, der grau unter einer tiefen Wolke hing. Wie ein fein gewebter Schleier der Himmel und See verband.
Doppeltes Bild für eine Sache kommt nie gut ;).

Kurz bevor wir den Steg erreichten, fielen die ersten Tropfen auf den Deckel des Köderglases und die Schultern meines Vaters. Der Wind wurde stärker und Algen schlangen sich um die Ruder. Ich hielt mein glühendes Gesicht Richtung Himmel. Dabei mochte ich Fisch nicht einmal.
Ich sehe den Zusammenhang nicht. Wirkt wieder so drangeklebt.

Kernsatz für mich:

"Bist du nicht langsam zu alt, mich im Boot zu begleiten?"
Dazu das Altern des Hundes, der Tochter, die jetzt ein Teenager sein muss, ja, wie lange noch? Die aufziehende (symbolische) Regenwand, die, gemeinsames Angeln + Zeit auf dem See beendet, das ist schon hübsch. Kein Konflikt für mich, sondern der Lauf der Dinge. Und irgendwann bald wird es so sein. So habe ich das gelesen. Jetzt schreibst du:

Es ging mir um den Prozess des Flügge werden. Die „Abnabelung“ läuft auf beiden Seiten nicht gleichgradig. Eigene Freiheiten zu erlangen, gleicht manchmal einem Tauziehen. Andererseits fühlen sich eben noch großspurig auftretende Teenies in plötzlicher Autarkie hilflos und alleingelassen. Weißt du, was ich meine? Das Erwachsenwerden geht der Tochter zu schnell. Sie will als starke und eigenständige Persönlichkeit wahr- und ernstgenommen werden, will sich gegenüber ihrem Vater behaupten. Dennoch ist sie noch nicht so weit, sich von Gewohnheiten der Kindheit und der helfenden Hand des Vaters zu lösen. Sie bemerkt die Veränderungen im Verhalten ihres Vaters und provoziert ihn, einen Schritt zurück zu machen.
Also, wenn Du das so sagst, ja, aber allein hätte sich mir das so nicht erschlossen. Und wenn, dann eher als ein nebulöses Gefühl, was ich aber nicht in Worte hätte transformieren können. Mehr so ein Hintergrundrauschen.
Ich denke, mit der Aussage der Mutter am Ende gibst Du dem Text eine neue Richtung, eine die Du aber gar nicht beabsichtigst oder haben willst. Und ganz ehrlich, ich fand diese Vater-Tochter-Beziehung (gemeinsames Schweigen ist ein Zeichen großer Nähe) schon sehr besonders, und das Ritual der beiden wird es bald so nicht mehr geben, es wird sich einiges ändern, in welche Richtung ist ungewiss. Ich mag den Gedanken, ich mag die Aussage, ich finde, weil es eben hier um etwas sehr "intimes" geht, etwas, was nur die beiden betrifft, also mich stört der Auftritt der Mutter ungemein. Und sie treibt auch so eine Unsicherheit, einen Keil hinein. Mein mich liebender Vater, mein Vatergott, er hätte lieber einen Sohn gehabt? Gar nicht mich? Auch der Spruch am Ende: Es kann ja dein Hemd bleiben -also ja, nett, teenelike, aber mehr auch nicht. Mir hat er nichts gegeben. Eher so, schade ums Ende ;).

War jetzt doch bisschen Kram dabei, aber unterm Strich habe ich es sehr, sehr gern gelesen.
Liebe Grüße, Fliege

 

Hallo @Isegrims,

ich lese einen zarten Text, dessen Detailreichtum die Welt des Erzählers genau erschließt. Der Konflikt, wenn es denn einen gibt, wird bestenfalls in einem Nebensatz deutlich, schwingt mit und geht teilweise in den Farben, den Bildern unter. Das eine oder andere ließe sich streichen, die Gewichtung mehr zur inneren Haltung des Erzählers wenden, dann könnte mehr Schärfe entstehen, der Eindruck eines reinen Idylls durch eine texttragende Fragestellung ersetzt werden.
Danke für deine Einschätzung, die mich nicht ganz unerwartet trifft, weil ich schon befürchtet habe, die eigentliche Aussage zwischen all den Detailbeschreibungen zu sehr versteckt zu haben. Ich taste mich langsam vor, zu Ausführliches zu kappen. :shy:


Ich mag deinen Stil, das ist sprachlich schon auf hohem Niveau.
Wow. Vielen Dank für das Kompliment!


wegen schrieb:

Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in die Ruhe eines Tages der gerade erst erwacht.

schöne Stelle

Danke.

wegen schrieb:

jadefarbende Tiefe,

jadefarbene?

Hatte ich auch überlegt und mehrmals geändert. O.K., ich streich das „d“.


wegen schrieb:

Doch der Fischgeruch ließ sich nicht abschrubben, steckte in den Härchen meiner Nasenflügel fest und haftete an meinen Sachen.

auch das ist ein hübsches Bild

Hübsch? ;) Eigentlich sollte der Text viel rotziger werden. An dem Vorhaben bin ich gescheitert. Vielleicht trau ich mich bei der nächsten Geschichte mehr.


wegen schrieb:

warf ihn in den Dreckwäschekorb

der Begriff passt nicht ganz zum restlichen Sprachduktus

Mja, ist auch so eine Stelle, die mich beschäftigt hat. Es ist jetzt so: „Mit gerümpfter Nase zog ich den Pulli aus, warf ihn zur Dreckwäsche und griff eins von Vaters Hemden.“

wegen schrieb:

„Ist das mein Hemd?“
Tropfen platschen auf meine Augenlieder. „Jip. Kann es auch bleiben.“
Vater schnaufte, fing an zu lachen und steckte mich damit an. Und wir lachten so laut in den Regen hinein, selbst der aufziehende Sturm konnte das Geräusch nicht schlucken.

das Schlusstableau gefällt mir, obwohl es irgendwie zu glatt wirkt.

Danke. Mit Schmackes abzuschließen, so mit Aha-Auflösung, tiefgründiger Aussage und Zukunftsausblick, das finde ich beim Verfassen einer Geschichte mit am schwersten.


Isegrims, hab lieben Dank für deine Anmerkungen.

Viele Grüße
wegen

@Friedrichard
Hallo Friedel,

schön, dich unter meiner Geschichte zu finden.

und hätte mich nicht der Geruch von nassem Hund angezogen
Ach, bist du so leicht zu triggern? :lol:
Niemand kann dem Neufundländer Hessu widerstehen! :herz:


... und der Strand als solcher kaum noch erkennbar.

ein im Grunde zusammengezogener Satz i. S. eines „was erkannt werden kann“. Was ja nicht falsch ist. Und doch: Wäre da nicht der der Infintiv „kaum noch zu erkennen“ etwas eleganter?

Stimmt. Das klingt weniger verkrampft. : „Der Wasserspiegel war nach ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen gestiegen und der Strand als solcher kaum noch zu erkennen.“

Nun aber zu den paar Flusen
War eher schon ein ganzer Teppich, der da im Friedel-Sieb hängen blieb.

Vielen Dank für deinen Besuch und deine Hilfe!

Schönes Wochenende.
wegen

Tach @Fliege,

mutig, dass du dich zu den Forellen traust.

Ich freu mich total, dass du unter meinen Kommentatoren bist! Du hast mir wieder klasse, verständliche Eindrücke und hilfreiche Tipps dagelassen. Ich habe schon einiges eingebaut, komme aber erst morgen dazu, dir ausführlich zu antworten.

Bis dann. Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @wegen,

bitte entschuldige den unpersönlichen Einstieg, wenn ich sage, dass ich erst PP’s Komm gelesen habe und danach Deine Geschichte (wiewohl doch klar war, dass Deine längere Abstinenz im Forum nur bedeuten konnte, dass sich da etwas Großes zusammenbraut).

Wahrscheinlich werde ich viele von PP’s Erwähnungen auch zitieren, aber doppeltes Lob wird wohl nicht schaden.

In diesem positiven Flow wage ich fast nicht zu sagen, dass mir der Titel nicht gefällt. Wenn er nicht von wegen wär’, hätte ich ihn übergangen. Oder hättest Du ins Regal gegriffen bei: ‚Ihre schillernden Regenbogenflanken’? Das ist Kitsch und Schwulst in einem. Später dann, im Text, begegne ich den schillernden Flanken ein zweites Mal, und in Verbindung mit:

Ihr klarer, staunender Blick ...
erkenne ich, wie klug Du das eingefädelt hast. Alle Achtung, bin beeindruckt. (Aber wahrscheinlich erstaunt Dich das selbst, was ich hier hineininterpretiere:Pfeif:).

Vater trug den Angelkasten, ich lief mit Kescher und Eimer hinter ihm her. Ging ich schneller, tat er es mir gleich, als liefen wir um die Wette zum Wasser.

Das könnte ich mir nur vorstellen, wenn der Vorangehende plötzlich schneller liefe, und der Folgende den Anschluss nicht verpassen will – wenn aber der Hintere schneller läuft als sein Vordermann, müsste er dem ‚Fersengeld’ geben, oder?

Ich schaute auf meine runden Stiefelspitzen ...
Vielleicht ein bisschen unglücklich: runde Spitzen.

... hellgelbe Holzlattenwände mit weißen Fensterrahmen und Eckbalken.
Hier krieg’ ich kein Bild zusammen, besonders die Eckbalken irritieren mich. Soll’s ein Walmdach sein?

Hessu als Galionsfigur und Bademeister ist klasse. Ein schöner Abschnitt und für Hundeverrückte wie mich bester Lesestoff. Prima dargestellt.

Heute würden sie gut beißen. Feiner Nebel hatte sich auf die Wiesen und Büsche gelegt. Um die Forellen nicht zu verscheuchen, redeten wir schon auf dem Weg zum See nicht.
Das ist vielleicht korinthig, aber Forellen in stehendem Wasser?
Muss bei Google nachschauen, was so alles in einem See schwimmt – Forellen gehören mMn nicht dazu, weil sie fließendes Wasser brauchen. Hab mich aber vom Gegenteil überzeugen lassen.

Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in die Ruhe eines Tages der gerade erst erwachte.
Nur das dumpfe Stampfen
unserer Schritte, in der Ruhe eines Tages K der gerade (erst) erwacht(e).

Morgens trieb der Wind klebrigen Schaum ans Ufer, schwemmte ihn über gerillte Wellenmuster und in kleine Pfützen, die die Nacht im Sand hinterlassen hatte. Meine Haare waren klamm. Eine Strähne hatte sich aus dem Zopf gelöst und ließ sich nicht aus der Sicht schütteln.
Ich hab’s mehrmals gelesen und versteh’s nicht: Die Nacht hinterließ Pfützen? Und was hat der Schaum mit den Haaren zu tun? Vielleicht fehlt nur ein Absatz?

auf dem Rand der Bootsumrandung
Lass das mal keinen Süßwassermatrosen hören! Und einen echten schon gar nicht.
Rand / -umrandung

Liebe @wegen, schon in der Mitte Deines Textes bin ich mir sicher, dass Du es drauf hast. Ganz gleich, wie viele dumme Sprüche (einschließlich der meinen und neben endlosen Lobeshymnen der anderen) Dich erreichen, bleib dran – ich finde ganz ohne Schmus, dass Dein Text besser ist als die Vorläufer.

Vor uns lag der See, dunkel und verschlossen.
Das schreibst Du, nachdem Vater und Tochter schon längst auf dem See sind. Ich finde diesen Anhang / Nachtrag an dieser Stelle unnötig / unpassend.

Zwischenbilanz: Schätzungsweise bin ich beim zweiten Drittel des Textes und wir drehen uns im Kreis, passieren tut nix.

Schön finde ich Deine genauen Beschreibungen, doch schöner wäre es, wenn etwas mitschwänge – eine angedeutete Bedrohung, ein ungelöstes Problem, ein schwer erfüllbarer Wunsch, ein ... Oder aber Du wiegst den Leser in dieser Betulichkeit und er fällt aus allen Wolken, wenn’s plötzlich knallt. Wäre auch gut, allerdings bleibt der Plot in Strandnähe.

Dort wo sich die Sonne Lücken in den Wolken gesucht hatte, erschienen helle Flecken auf dem Wasser.
Das gefällt mir wirklich sehr.
Vater überließ mir die Angelrute. Wir hatten genug gefangen.
Kein besonderer Ansporn. Was ist der Sinn dieser Aussage? Vertrauen in die Tochter zeigt es nicht, denn wenn sie genug gefangen haben, braucht sie das Angeldings eigentlich nicht mehr.

Meine Lippen zu einem Strich zusammengepresst.
Wer sagt oder sieht das?
Vielleicht: ‚Ich bin wie elektrisiert und presse die Lippen zusammen’ o. ä. ?

Ich verfolge den Text sehr aufmerksam, aber die Handlung kommt nicht von der Stelle.
Schon fällt mir der Blöden-Witz ein: Was ist langweiliger als Angeln? Mit der Antwort: Das Zuschauen – in unserem Fall das Lesen.
Ich finde, auch wenn ich eine starke Bindung Deinerseits an diese semi-maritime Welt voraussetze, dass ein durchschnittlicher Leser durch die bis zu dieser Stelle dargestellten Szenen nicht – wie man so sagt – von der Ofenbank geholt / gerissen / gezerrt wird.

Meine Anstrengung als Perlen auf der Stirn.
Spröde. Ich lese lieber ‚runde’ Sätze.
... nahm mir ohne ein Wort die Angel ab und verstaute sie im Bauch des Bootes. Dann setzte er sich und griff nach den Rudern. Und der See wuchs in seiner Fläche.
Tolles & schönes Bild. Bravo!

Hier allerdings hakelt es bei mir:

Warme Luftschichten stiegen in den Himmel ...
So was kann man nicht sehen, noch nicht einmal fühlen – nur denken.

Während ich mir Gummistiefel und Socken von den Füßen trat ...
‚Von den Füßen treten’ ist waschecht – und überhaupt sehr sympathisch.

Alles prima und logisch – aber dann:

Ich wäre wie ein Sohn für ihn, sagte sie.
Oh, hallo. Was is’n jetzt los? Wie aus heiterem Himmel ... nach so vielen Jahren? Das erscheint mir bisschen unbeholfen ...

Der Regen kam zunächst als Geruch. Weit hinter uns ein Vorhang, der grau unter einer tiefen Wolke hing. Wie ein fein gewebter Schleier der Himmel und See verband. Kurz bevor wir den Steg erreichten, fielen die ersten Tropfen auf den Deckel des Köderglases und die Schultern meines Vaters. Der Wind wurde stärker und Algen schlangen sich um die Ruder.
Liebe wegen, das liest sich gut und anspruchsvoll, allerdings sind wir kurz vorm Ende der Geschichte. Wir haben eine Andeutung der Mutter, Wetterbeschreibungen, Angeleien, doch auch bei aufmerksamster Lektüre kapiere ich nicht, um was es eigentlich geht. Zwei Leute fahren auf einen See, um zu angeln – sie haben Fortune und die Tochter wäscht anschließend die Hände mit Veilchenseife.
Selbstverständlich habe ich gelesen, was Du PP erklärt hast:

Es ging mir um den Prozess des Flügge werden.

Hm, hier muss ich passen. In der Geschichte geht es sehr wortkarg zu (der Fische wegen;)) – jedoch meine ich, dass so eine Abnabelung wortreicher, stellenweise auch etwas heftiger vonstatten gehen sollte. Dass also ein toller Dialog fällig wäre, denn das gepfändete Hemd als Auslöser schallenden Lachens, das sogar den aufziehenden Sturm übertönt, ist mir als Objekt zu schwach.

Immerhin kann ich mir gut vorstellen, dass die Autorin viel Biografisches eingearbeitet hat. Gut geschrieben ist die Geschichte allemal, mMn – nur muss ich in der jetzigen Fassung nach der Handlung hecheln – die sich mir nicht erschließt.

Ich hielt mein glühendes Gesicht Richtung Himmel. Dabei mochte ich Fisch nicht einmal.
Dieses ‚dabei’ ist eine unglückliche Verbindung der beiden Sätze (die mMn nicht gut zusammenpassen). Und hier hänge ich in der Luft:

Dabei mochte ich Fisch nicht einmal.
Das schreibst Du; schreibst aber auch an PP:
Die Szene, in der der Tochter die Forelle fängt, ist für die Geschichte von großer Bedeutung. Ich mag, wie euphorisch sie anschließend die Schönheit der Fische beschreibt.
Doch Fisch mag sie nicht (?).

Dein Ende kommt schön und rund daher, nur stört mich dieses sehr sachliche Wort ‚Geräusch’. Das passt mMn nicht zur Erzählstimme.

Unterm Strich muss ich Deine Arbeit loben und loben – ich habe das gute Gefühl, dass der Text nicht nur wegen eigener Erinnerungen der Autorin, sondern auch zur Erbauung des Lesers geschrieben wurde. Mir hat’s sehr gefallen.

Beste Grüße, meine Liebe!
José

 

Hallo @wegen,

eine schöne Geschichte ist das, wie ein kleiner Urlaub am See. So viele authentische Details, dass es mir ganz leicht fällt, diesen Angelausflug live mitzuerleben und mich in meine Kindheit zurückversetzt zu fühlen. :)

Der Wasserspiegel war nach ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen gestiegen und der Strand als solcher kaum noch zu erkennen. See und Wiesen gingen an einigen Stellen ineinander über. Noch war der vordere Teil der Landzunge unbebaut und überließ dem Wasser gleichmütig die Flächen.
Ich finde den Anfang nicht ganz so gelungen, den ersten Satz finde ich einfach zu lang, und die ergiebigen Regenfälle klingen mir zu sehr nach Wetterbericht, weniger nach der Sprache einer Jugendlichen. Auch stoße ich mich etwas an dem noch unbebaut, weil es doch in dem Moment keine Rolle spielt, ob es später mal anders ist.
Vater trug den Angelkasten, ich lief mit Kescher und Eimer hinter ihm her.
Persönlich würde ich diesen Satz als Einstieg besser finden, der sagt mir sofort, mit welchen Personen und welcher Umgebung ich es zu tun habe und erzeugt mMn mehr Spannung. Die Anfangssätze dann danach, das würde auch gut funktionieren.
"Bist du nicht langsam zu alt, mich im Boot zu begleiten?"
Ich weiß inzwischen, das ist das Thema deiner Geschichte, aber warum genau ist man wann zu alt, um jemanden beim Angeln zu begleiten?
Durch das Dach der Hundehütte regnete es hinein. Auch wenn das keine Rolle spielte, der Hund hatte nicht eine Nacht darin verbracht.
Ach, der Hund! :herz:Den liebe ich natürlich sofort, und toll, wie er sich in unterschiedlichen Lebensabschnitten durch die Geschichte zieht.
Ich hielt mich in dem dichten, langen Fell fest, während er meinen kleinen Körper durchs Wasser zog.
Die Glückliche!
Morgens trieb der Wind klebrigen Schaum ans Ufer, schwemmte ihn über gerillte Wellenmuster und in kleine Pfützen, die die Nacht im Sand hinterlassen hatte.
Das ist schön formuliert, aber mir wird es trotzdem etwas zuviel, wenn die Naturbeschreibungen so dicht geballt aufeinenderfolgen. Mehr so etwas:
Meine Haare waren klamm. Eine Strähne hatte sich aus dem Zopf gelöst
Da wäre ich dichter an der Prota, wenn öfter solcher Sachen kämen. Apropos, jetzt weiß ich ja endlich, dass es eine sie ist. Aber das hast du ja mit Absicht so gestrickt, dass man es hier erst erfährt, stimmt‘s?
Der hohe Wasserstand ließ die Stützen des Stegs beinahe verschwinden.
Wasserstandsmeldung ... Das klingt mir auch wieder ein wenig zu technisch für so ein Mädel. Und auch für deine Geschichte.
Wasser umspülte trübe unsere Gummistiefel, als wir in dem aufgewirbelten Grund umher wateten,
Trübe könnte weg, weil es ja durch das Aufgewirbelte schon impliziert wird.
Als ich klein war, klammerte ich mich fest an seine große Hand, aus Angst in die Lücke zwischen Boot und Steg zu geraten.
Vllt. Das große weg, weil logisch?
Zu zweit war es manchmal unerträglich ruhig hier draußen.
Schön! :thumbsup:
Ich spuckte in den Wirbel der Bugwelle und in Vaters Augen sah ich welche Konzentration er aufbrachte, mein Verhalten nicht zu kommentieren.
Ich finde das etwas übertrieben, aber vllt. verstehe ich hier den Sinn nicht ganz. Würde vllt. genügen: wie sehr er sich zurückhielt?
Sein ganzes Ich zusammengeschnürt, damit keine Bemerkung hinausschlüpfen konnte.
Schön formuliert, aber wie gesagt – ich weiß nicht genau, warum das jetzt so ein Ding sein soll, wenn das Mädel mal ins Wasser spuckt? Weil das nicht ladylike ist?
Er warf die Rute nach hinten, über den Kopf eine Schleife, die dünne Nylonschnur war kaum zu sehen und ein Zischen ging durch die Luft,
Über den Kopf eine Schleife? Hä? Ich glaube, ich weiß schon: Er wirft die Angel so, dass sich über dem Kopf kurz eine Schleife bildet. Oder? Das kursiv markierte könntest du besser zwischen Bindestriche schieben, so ist der Satzaufbau etwas verwirrend.
Von Nordwesten kam Wind, der die vollen Schichten ineinander schob.
Hier habe ich wieder mein Wetterberichtsproblem. Ist natürlich richtig, aber später hast du das mit den Schichten nochmal, deswegen können die hier vllt. weg.
Vater überließ mir die Angelrute. Wir hatten genug gefangen.
Wie finde ich denn das? Er hatte genug gefangen ... Aber irgendwie würde ich es schöner finden, er würde sie auch vorher schon angeln lassen.
vor Luft ertrinkenden Fisch
Klasse!
Wie wunderschön sie waren, die glänzenden Bäuche, ihre schillernden Regenbogenflanken.
Mir gefällt das total, dass du die Formulierung für den Titel verwendest!
Und doch wuchs ich an Zentimetern, wie sonst in einem Jahr.
Schön!
Hessus Ohr zuckte kurz, als ich die Waschküche betrat.
Ach, der alte Hund ...
Doch der Fischgeruch ließ sich nicht abschrubben, steckte in den Härchen meiner Nasenflügel fest und haftete an meinen Sachen.
Und der bleibt auch im Kopf, für immer!
Mit der Fußspritze schob ich den gebundenen Puder zur Seite
Sagt man das so: gebundener Puder? Mich haut es ein wenig raus, weil ich es nicht kenne, auch habe ich mich gewundert, dass sie jetzt barfuß ist.
Vater schnaufte, fing an zu lachen und steckte mich damit an. Und wir lachten so laut in den Regen hinein, selbst der aufziehende Sturm konnte das Geräusch nicht schlucken.
Schöner Schluss für diese wunderbare ruhige und trotzdem stürmische Geschichte. Ich hätte gern noch etwas mehr Vater-Tochter und etwas weniger Natur gehabt, aber es ist ja deine Geschichte und ich habe sie auf jeden Fall sehr gerne gelesen.

Petri Heil und liebe Grüße von Raindog

 

@Fliege

schöner Text. Irgendwo braut sich im Hintergrund was zusammen, aber noch ist alles friedlich und ruhig, man hat dennoch stets vor Augen, was da demnächst auf einen zukommt. Ich mag ja so ruhige Texte sehr gern, auch, um der Berlinhektik für ein paar Minuten zu entfliehen. Das kann der Text. Er ist wie ein Miniurlaub .

Ne, brauchst nicht extra nach Brandenburg raus fahren. :sealed:


Der Wasserspiegel war nach ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen gestiegen und der Strand als solcher kaum noch erkennbar. See und Wiesen gingen an einigen Stellen ineinander über. Noch war der vordere Teil der Landzunge unbebaut und überließ dem Wasser gleichmütig die Flächen.

Weiß nicht, ich hät wahrscheinlich drauf verzichtet. Wirkt wie drangeklebt, wie Zeilen die irgendwo übrig geblieben sind, zu schade zum wegwerfen, ach, pack ich sie noch schnell an den Anfang, da stören sie nicht weiter. Die machen ja gar nichts mit dem Text. Und wenn Du sie gern behalten willst, dann mach wenigsten aus dem Absatz nur einen Zeilenwechsel, damit das nicht so exponiert wirkt. Hast ja auch weder einen Orts- noch einen Zeitenwechsel.


Echt? Führt doch gut in die Gegend und die Grundstimmung des Textes ein, ohne dem Leser gleich eine Handlung zu servieren. Beim überflüssigen Absatz gehe ich mit.


Der Sommer war verregnet, aber nicht kalt, für skandinavische Verhältnisse.

Und ich so, jajajaja Skandinavien, aber am Ende so, außer dem gelben Holzhaus - also, da war nicht viel Skandinavien im Text. Das Wort ist ein Blender, ein Schwindler, ein uneingelöstes Versprechen. Aber gut, auch nicht falsch. Kann sich alles auch so in Skandinavien abspielen. Aber warum so großzügig dann, wenn Du die Handlung verorten willst? Nordeuropa ist so riesig sprich ein Allgemeinplatz. Warum nicht ein Örtchen mit einem hübschen norwegisch/schwedisch/finnischen Namen? Details die keine sind, sind eben keine. Nur mal so nebenbei .


Außer dem Wetter und dem gelben Holzhaus, ist da noch Hessu und die Birken. Wenn das nicht nach Finnland schreit!? Hätte ich einen Ortsnamen verwendet, käme bestimmt die Bemerkung, ob der Leser das jetzt kennen oder googlen soll. Und der Authentizität wegen, weitere Skandinavienfakten einbauen? Ich glaube, das braucht die Geschichte nicht.


Daneben die Scheune, voll mit Holz, das Vater noch gebrauchen konnte. Durch das Dach der Hundehütte regnete es hinein. Auch wenn das keine Rolle spielte, der Hund hatte nicht eine Nacht darin verbracht.

Nice! Die Zeitachse über das Hundealter funktionierte für mich übrigens hervorragend. Fand ich sehr schön gelöst.


Juchu! Danke für die Rückmeldung.


Morgens trieb der Wind klebrigen Schaum ans Ufer,

Eh, versau mir nicht das Bild von sauberen, klaren Seen und heiler Natur! Ich will Bullerbü.


Nix Bullerbü! Ich habe schon Isegrims geschrieben, dass ich den Text nach meiner Vorstellung nicht klebrig und rotzig genug hin bekommen habe, als Bruch zu der Tochter-Vater-Alltagsidylle.


schwemmte ihn über gerillte Wellenmuster und in kleine Pfützen, die die Nacht im Sand hinterlassen hatte.

Das Bild verbinde ich irgendwie total mit dem Meer, gar nicht mit Seen. Muss ich erst mal sortieren.


Der Algenschaum nach Gewittern kommt auch an Seen und sogar an Fließgewässern vor. Und in Finnland gibt es ziemlich große Seen. Hoffe, das genügt dir zur Sortierung.

Vom offenen Strand schlängelte sich ein Weg durch einen mit halbhohen Birken bewachsenen Hain zu einem Steg,

Offener Strand heißt für mich unbewachsen und sofort kommst du mit dem Birkenhain hinterher und ich so: hä? Du wirst sicher ein klares, logisches Bild vor Augen haben, ich jetzt eher nicht.


Okay. Liegt das Problem am „vom“? Das signalisiert vllt. eine Ausrichtung zum See. Ich habe den Satzbeginn abgeändert. Evtl. genügt das schon, das Bild zu klären?: „Neben dem offenen Strand schlängelte sich ein Weg durch einen mit halbhohen Birken bewachsenen Hain zu einem Steg, …“

Wasser umspülte trübe unsere Gummistiefel, als wir in dem aufgewirbelten Grund umher wateten und das Tau lösten.

Selbes Ding. Das Boot ist am Steg vertaut und sie lösen es vom Wasser aus? Ist ja nicht tiefer dann, als Gummistiefel hoch, also liegt das Boot am Boden auf. Und dann steigen die wieder vom Steg aus hinein. Warum so kompliziert? Und wo ist das Boot jetzt, Ufernah oder weiter hinten am Steg? Mag jetzt gern an mir liegen, streite ich nicht ab, aber ich hänge fest.


Nee, das liegt nicht an dir. Das Bild ist so schief, wie ein schlecht ausgerichteter Horizont auf einem Strandfoto :schiel: . Ich habe das „im Wasser waten“ in Ufernähe verlegt:

„Einige Nächte zuvor hatte ein Sturm abgerissene Äste zwischen die Boote getrieben. Wasser umspülte trübe unsere Gummistiefel, als wir in dem aufgewirbelten Grund umher wateten, um die Äste ans Ufer zu zeihen. Im seichten Wasser flitzten kleine, gestreifte Fische, kaum unterscheidbar vom Seegras, das in den Verwirbelungen unserer Schritte tanzte. Ich blieb still stehen, damit sie sich dichter heran trauten. Vater trat neben mich und verscheuchte damit den Schwarm. Dort, wo das Wasser an den Stiefeln hoch schwappte, hinterließ es helle Ränder. Wir zogen das Boot vom Steg aus zu uns und verluden die Angelsachen. Vater stieg zuerst ein und das Boot lehnte sich in den See hinein.“

Wir zogen das Boot seitlich an den Steg, kletterten hinauf und verluden die Angelsachen.

Ahh, es liegt in Ufernähe und dann ziehen sie es ins tiefere Wasser. Verstehe. Vielleicht könnte der Steg erst dann ins Spiel kommen, wenn "wir" uns auch darauf befinden.


Ist mit abgeändert. Siehe oben. Danke fürs durchleuchten!

Ich konnte nicht sagen, ab wann ich den Einstieg allein schaffte und ob er aufhörte mir die Hand anzubieten oder ich anfing das Angebot auszuschlagen.

Schön!

Hach.

Zu zweit war es manchmal unerträglich ruhig hier draußen.

Auch schön!

Jippi.

Hin und wieder landeten Insekten auf dem Wasser und tanzten ihre Schrittfolgen mit dem Spiegelbild. Vor uns lag der See, dunkel und verschlossen.

Das hat was von Kitsch, passt für mich nicht zum Rest des Textes.


Recht hast du.: „Hin und wieder landeten Insekten auf dem Wasser und tanzten ihre Schrittfolgen.“

Die Angelschnur ruckte und spannte sich, bevor das erwartete Ziehen der Spule erklang, die Meter um Meter abspulte. Als tiefen Bogen krümmte sich die Rute, die Schnur war straff gespannt. ... Ich ließ etwas Schnur, wie ich es von Vater gelernt hatte und holte sie wieder ein.

Von mir aus könnte es auch mal die Angelsehne sein .


Gekauft!

Vater stand mit dem Kescher bereit, mir den zappelnden, vor Luft ertrinkenden Fisch abzunehmen.

Mein Highligth!


Schön. Danke fürs highlighten!

Und doch wuchs ich an Zentimetern, wie sonst in einem Jahr. Vater musste es auch bemerkt haben.

Mag ich total.


Toll.

Der Regen kam zunächst als Geruch. Weit hinter uns ein Vorhang, der grau unter einer tiefen Wolke hing. Wie ein fein gewebter Schleier der Himmel und See verband.

Doppeltes Bild für eine Sache kommt nie gut .


Absolut. Ist gekürzt. Danke für den Lupenblick.

Kurz bevor wir den Steg erreichten, fielen die ersten Tropfen auf den Deckel des Köderglases und die Schultern meines Vaters. Der Wind wurde stärker und Algen schlangen sich um die Ruder. Ich hielt mein glühendes Gesicht Richtung Himmel. Dabei mochte ich Fisch nicht einmal.

Ich seh den Zusammenhang nicht. Wirkt wieder so drangeklebt.


Ist gestrichen.

Kernsatz für mich:

"Bist du nicht langsam zu alt, mich im Boot zu begleiten?"


Jajaja. :)

Dazu das Altern des Hundes, der Tochter, die jetzt ein Teenager sein muss, ja, wie lange noch. Die aufziehende (symbolische) Regenwand, die gemeinsames Angeln + Zeit auf dem See auch beendet, dass ist schon hübsch. Kein Konflikt für mich, sondern der Lauf der Zeit. Und irgendwann bald wird es so sein. So habe ich das gelesen. Jetzt schreibst du:

wegen schrieb:

Es ging mir um den Prozess des Flügge werden. Die „Abnabelung“ läuft auf beiden Seiten nicht gleichgradig. Eigene Freiheiten zu erlangen, gleicht manchmal einem Tauziehen. Andererseits fühlen sich eben noch großspurig auftretende Teenies in plötzlicher Autarkie hilflos und alleingelassen. Weißt du, was ich meine? Das Erwachsenwerden geht der Tochter zu schnell. Sie will als starke und eigenständige Persönlichkeit wahr- und ernstgenommen werden, will sich gegenüber ihrem Vater behaupten. Dennoch ist sie noch nicht so weit, sich von Gewohnheiten der Kindheit und der helfenden Hand des Vaters zu lösen. Sie bemerkt die Veränderungen im Verhalten ihres Vaters und provoziert ihn, einen Schritt zurück zu machen.

Erweitern ...

Also, wenn Du das so sagst, ja, aber allein hätte sich mir das so nicht erschlossen. Und wenn, dann eher als ein nebulöses Gefühl, was ich aber nicht in Worte hätte transformieren können. Mehr so ein Hintergrundrauschen.


Hm. „Nebulös, mit Hintergrundrauschen“ scheint meine Art zu sein, eine Geschichte zu verfassen. Die Grundidee soll schon ankommen. Ich bin mir nur nicht sicher, wie offen ich präsentieren muss und will, ohne dass es zu plakativ wird. Mir ist aber bewusst, dass ich damit Fragenzeichen beim Leser riskiere. Ach, ich weiß nicht. Ich muss mich und meinen Schreibstil da vllt. erst noch finden.


Ich denke, mit der Aussage der Mutter am Ende gibts Du dem Text eine neue Richtung, eine die Du aber gar nicht beabsichtigst oder haben willst. Und ganz ehrlich, ich fand diese Vater-Tochter-Beziehung (gemeinsames Schweigen ist ein Zeichen großer Nähe) schon sehr besonders, und das Ritual der beiden wird es bald so nicht mehr geben, es wird sich einiges ändern, in welche Richtung ist ungewiss. Ich mag den Gedanken, ich mag die Aussage, ich finde, weil es eben hier um etwas sehr "intimes" geht, etwas, was nur die beiden betrifft, also mich stört der Auftritt der Mutter ungemein. Und sie treibt auch so eine Unsicherheit, einen Keil hinein. Mein mich liebender Vater, mein Vatergott, er hätte lieber einen Sohn gehabt? Gar nicht mich?

Ich war mir dem Bedeutungsgewicht der Aussage der Mutter gar nicht bewusst. Aber so wie du das aufschlüsselst, macht das Sinn für mich. Die Textstelle ist abgeändert, die Wie-ein-Sohn-Ansage raus.

Auch der Spruch am Ende: Es kann ja dein Hemd bleiben -also ja, nett, teenelike, aber mehr auch nicht. Mir hat er nichts gegeben. Eher so, schade ums Ende .

What? Teenelike? ;) Immer her mit deiner Idee für ein gepfefferteres Ende.

War jetzt doch bisschen Kram dabei, aber unterm Strich habe ich es sehr, sehr gern gelesen.

Danke fürs Sezieren, Fliege! Das hat den Text und auch mich voran gebracht.

Ich wünsch dir noch einen schönen Sonntag,

[auch]wegen [der drohenden Berlinhektik, die morgen früh wieder auf uns einbricht]

@josefelipe

Hallo José,

Wahrscheinlich werde ich viele von PP’s Erwähnungen auch zitieren, aber doppeltes Lob wird wohl nicht schaden.

Ach was, das geht schon in Ordnung! :D

dass mir der Titel nicht gefällt. Wenn er nicht von wegen wär’, hätte ich ihn übergangen. Oder hättest Du ins Regal gegriffen bei: ‚Ihre schillernden Regenbogenflanken’? Das ist Kitsch und Schwulst in einem.

Na, ich weiß nicht, ob ich bei ‚Sardienen vor Sardinien’ ins Regal gegriffen hätte. ;)

Klar, ich verstehe was du meinst. „Schillernder Regenbogen“, da fehlt nur noch das Einhorn. Bäh.

Aber ich denke, die „Flanken“ der Regenbogenforellen reißen es wieder raus.

Später dann, im Text, begegne ich den schillernden Flanken ein zweites Mal, und in Verbindung mit:

Ihr klarer, staunender Blick ...

erkenne ich, wie klug Du das eingefädelt hast. Alle Achtung, bin beeindruckt. (Aber wahrscheinlich erstaunt Dich das selbst, was ich hier hineininterpretiere).


Ich bin mir unsicher, was du hineininterpretierst. Aber für mich hat diese Stelle auch eine beabsichtigte Aussagekraft.

Vater trug den Angelkasten, ich lief mit Kescher und Eimer hinter ihm her. Ging ich schneller, tat er es mir gleich, als liefen wir um die Wette zum Wasser.

Das könnte ich mir nur vorstellen, wenn der Vorangehende plötzlich schneller liefe, und der Folgende den Anschluss nicht verpassen will – wenn aber der Hintere schneller läuft als sein Vordermann, müsste er dem ‚Fersengeld’ geben, oder?


Stimmt, ist unnötig gedoppelt, da sich das schnellerlaufen anschließt.

Ich schaute auf meine runden Stiefelspitzen ...

Vielleicht ein bisschen unglücklich: runde Spitzen.


Hm, ist schwierig. Hast du einen Gegenvorschlag für mich?

... hellgelbe Holzlattenwände mit weißen Fensterrahmen und Eckbalken.

Hier krieg’ ich kein Bild zusammen, besonders die Eckbalken irritieren mich. Soll’s ein Walmdach sein?


Charakteristisch für skandinavische Häuser, ist die farbig gestrichene Bretterverkleidung. Die Fensterumrandung und die vertikalen Eckkanten sind oft in weiß abgesetzt. Ich dachte, das ist ein bekanntes Bild.

Hessu als Galionsfigur und Bademeister ist klasse. Ein schöner Abschnitt und für Hundeverrückte wie mich bester Lesestoff. Prima dargestellt.

Schön.

Heute würden sie gut beißen. Feiner Nebel hatte sich auf die Wiesen und Büsche gelegt. Um die Forellen nicht zu verscheuchen, redeten wir schon auf dem Weg zum See nicht.

Das ist vielleicht korinthig, aber Forellen in stehendem Wasser?
Muss bei Google nachschauen, was so alles in einem See schwimmt – Forellen gehören mMn nicht dazu, weil sie fließendes Wasser brauchen. Hab mich aber vom Gegenteil überzeugen lassen.


Hah. Die Geschichte spielte erst an einem breiten Fluss. Um es einen See werden zu lassen, habe ich das auch recherchiert. Ich bin jetzt auch ganz gut aufgestellt für Fragen zu Köderteig und Madenarten. J

Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in die Ruhe eines Tages(hinein) der gerade erst erwachte.
Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in der Ruhe eines Tages K der gerade (erst) erwacht(e).

Aber wenn man sich ein „hinein“ dazu denkt? „erwacht“ hatte ich erst. Jetzt bin ich ganz unsicher. Erklärst du mir deinen Zeitformenvorschlag bitte nochmal?

Morgens trieb der Wind klebrigen Schaum ans Ufer, schwemmte ihn über gerillte Wellenmuster und in kleine Pfützen, die die Nacht im Sand hinterlassen hatte. Meine Haare waren klamm. Eine Strähne hatte sich aus dem Zopf gelöst und ließ sich nicht aus der Sicht schütteln.

Ich hab’s mehrmals gelesen und versteh’s nicht: Die Nacht hinterließ Pfützen? Und was hat der Schaum mit den Haaren zu tun? Vielleicht fehlt nur ein Absatz?


Das ist wohl künstlerisches Chichi. Bitte sehe es mir nach. Ich mag die Stelle sehr. Bei dem Absatz/Zeilenumbruch gehe ich mit.

auf dem Rand der Bootsumrandung

Lass das mal keinen Süßwassermatrosen hören! Und einen echten schon gar nicht.
Rand / -umrandung


Ach Herrje. Danke für die Warnung. „Die Ruder lagen auf der Bootsumrandung …“

Liebe @wegen, schon in der Mitte Deines Textes bin ich mir sicher, dass Du es drauf hast. Ganz gleich, wie viele dumme Sprüche (einschließlich der meinen und neben endlosen Lobeshymnen der anderen) Dich erreichen, bleib dran – ich finde ganz ohne Schmus, dass Dein Text besser ist als die Vorläufer.

Sehr schön, das zu lesen, José. Hab lieben Dank für die lobenden Worte. Ich fühl mich nach zwei Jahren Schreiberei immer noch wie ein Grünschnabel.

Vor uns lag der See, dunkel und verschlossen.

Das schreibst Du, nachdem Vater und Tochter schon längst auf dem See sind. Ich finde diesen Anhang / Nachtrag an dieser Stelle unnötig / unpassend.


Stimmt. Ist raus.

Zwischenbilanz: Schätzungsweise bin ich beim zweiten Drittel des Textes und wir drehen uns im Kreis, passieren tut nix.

Schön finde ich Deine genauen Beschreibungen, doch schöner wäre es, wenn etwas mitschwänge – eine angedeutete Bedrohung, ein ungelöstes Problem, ein schwer erfüllbarer Wunsch, ein ... Oder aber Du wiegst den Leser in dieser Betulichkeit und er fällt aus allen Wolken, wenn’s plötzlich knallt. Wäre auch gut, allerdings bleibt der Plot in Strandnähe.


Ahrrg. Oder ich habe es mal wieder übertrieben, mit der Nebelmaschine.

Dort wo sich die Sonne Lücken in den Wolken gesucht hatte, erschienen helle Flecken auf dem Wasser.

Das gefällt mir wirklich sehr.

Mir auch. :shy:

Vater überließ mir die Angelrute. Wir hatten genug gefangen.

Kein besonderer Ansporn. Was ist der Sinn dieser Aussage? Vertrauen in die Tochter zeigt es nicht, denn wenn sie genug gefangen haben, braucht sie das Angeldings eigentlich nicht mehr.


Warte, ich fächle den Nebel kurz weg. Ist nämlich eine bedeutende Stelle. Aber du hast das eigentlich schon gut erfasst.

Meine Lippen zu einem Strich zusammengepresst.

Wer sagt oder sieht das?
Vielleicht: ‚Ich bin wie elektrisiert und presse die Lippen zusammen’ o. ä. ?

Meine Anstrengung als Perlen auf der Stirn.

Spröde. Ich lese lieber ‚runde’ Sätze.


Ich verstehe dich. Das sind recht zackige Einschübe. Aber für mich passt das ganz gut.

Ich verfolge den Text sehr aufmerksam, aber die Handlung kommt nicht von der Stelle.
Schon fällt mir der Blöden-Witz ein: Was ist langweiliger als Angeln? Mit der Antwort: Das Zuschauen – in unserem Fall das Lesen.
Ich finde, auch wenn ich eine starke Bindung Deinerseits an diese semi-maritime Welt voraussetze, dass ein durchschnittlicher Leser durch die bis zu dieser Stelle dargestellten Szenen nicht – wie man so sagt – von der Ofenbank geholt / gerissen / gezerrt wird.

Tut mir Leid, dich da enttäuscht zu haben. Eine actiongeladene Handlung gibt es nicht. Hier geht’s mehr um die Eindrücke die zwischen den Beobachtungen mitschwingen und welche Empfindungen sich beim Lesen entfalten.

... nahm mir ohne ein Wort die Angel ab und verstaute sie im Bauch des Bootes. Dann setzte er sich und griff nach den Rudern. Und der See wuchs in seiner Fläche.

Tolles & schönes Bild. Bravo!


Juchu.

Hier allerdings hakelt es bei mir:

Warme Luftschichten stiegen in den Himmel ...

So was kann man nicht sehen, noch nicht einmal fühlen – nur denken.


Mja, ist okay für mich.

Während ich mir Gummistiefel und Socken von den Füßen trat ...

‚Von den Füßen treten’ ist waschecht – und überhaupt sehr sympathisch.


Ich mags auch. Finde es auch passend für die Tochter.

Alles prima und logisch – aber dann:

Ich wäre wie ein Sohn für ihn, sagte sie.

Oh, hallo. Was is’n jetzt los? Wie aus heiterem Himmel ... nach so vielen Jahren? Das erscheint mir bisschen unbeholfen ...


Ja, das stammt noch aus einer Zeit, in der der Text in eine andere Richtung hätte gehen können. In dieser Geschichte macht es keinen Sinn. Habe es nach dem Hinweis von @Fliege rausgenommen.


Liebe wegen, das liest sich gut und anspruchsvoll, allerdings sind wir kurz vorm Ende der Geschichte. Wir haben eine Andeutung der Mutter, Wetterbeschreibungen, Angeleien, doch auch bei aufmerksamster Lektüre kapiere ich nicht, um was es eigentlich geht.

Ich könnte heulen. Warum bekomme ich es nicht transportiert? :heul:

Es ging mir um den Prozess des Flügge werden.

Hm, hier muss ich passen. In der Geschichte geht es sehr wortkarg zu (der Fische wegen) – jedoch meine ich, dass so eine Abnabelung wortreicher, stellenweise auch etwas heftiger vonstatten gehen sollte. Dass also ein toller Dialog fällig wäre, denn das gepfändete Hemd als Auslöser schallenden Lachens, das sogar den aufziehenden Sturm übertönt, ist mir als Objekt zu schwach.


Hach, ich wollte sie Ihren Vater anbrüllen lassen, als sie am Steg ankamen, aber habe es doch so stehen gelassen, weil die Beziehung der beiden keine schlechte ist und der Vater es nicht verdient hätte. Im Text gibt es (finde ich) genug Stellen, als Beweis, dass der Vater seine Sache gut gemacht hat.

Immerhin kann ich mir gut vorstellen, dass die Autorin viel Biografisches eingearbeitet hat.

Ich würde mit meinem Paps eher segeln gehen und kann mich nicht erinnern, je eine Angel in der Hand gehabt zu haben. Aber klar wollte und will ich ihn stolz auf mich sehen. Ich sehe mich schon als Papakind, wenn du das meinst.

Gut geschrieben ist die Geschichte allemal, mMn – nur muss ich in der jetzigen Fassung nach der Handlung hecheln – die sich mir nicht erschließt.

Quäl mich doch nicht länger mit dieser Berg und Talfahrt.

Ich hielt mein glühendes Gesicht Richtung Himmel. Dabei mochte ich Fisch nicht einmal.

Dieses ‚dabei’ ist eine unglückliche Verbindung der beiden Sätze (die mMn nicht gut zusammenpassen). Und hier hänge ich in der Luft:

Dabei mochte ich Fisch nicht einmal.

Das schreibst Du; schreibst aber auch an PP:

Die Szene, in der der Tochter die Forelle fängt, ist für die Geschichte von großer Bedeutung. Ich mag, wie euphorisch sie anschließend die Schönheit der Fische beschreibt.

Doch Fisch mag sie nicht (?).


Stimmt. Ich meinte allerdings das Fisch-essen. Die Aussage ist nichtsdestotrotz raus.


Dein Ende kommt schön und rund daher, nur stört mich dieses sehr sachliche Wort ‚Geräusch’. Das passt mMn nicht zur Erzählstimme.

Danke. Ich mag „Geräuch“ auch nicht. Aber ich habe kein besseres Wort gefunden und konnte die Stelle ohne Wortdoppelung nicht ändern. Hast du eine Idee für mich?


Unterm Strich muss ich Deine Arbeit loben und loben – ich habe das gute Gefühl, dass der Text nicht nur wegen eigener Erinnerungen der Autorin, sondern auch zur Erbauung des Lesers geschrieben wurde. Mit hat’s sehr gefallen.

Wegen der eigenen Erinnerung habe ich dir weiter oben schon geschrieben. Das Lob nehme ich sehr gern an, halte mich daran fest, während ich über die Handlung grüble und schicke dir ein riesiges Dankschön für deine hilfreichen Hinweise und Erläuterungen!


Bis bald. Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @wegen,

Du kniest Dich ja ordentlich hinein in Kommentare und Antworten, Donnerwetter!
Zu den von Dir angesprochenen Punkten will ich gern etwas sagen:

wegen schrieb:
Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in die Ruhe eines Tages(hinein) der gerade erst erwachte.
Aber wenn man sich ein „hinein“ dazu denkt?
Hm, und wer denkt sich das beim Lesen hinzu?
José schrieb:
Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in der Ruhe eines Tages K der gerade (erst) erwacht(e).
wegen schrieb:
„erwacht“ hatte ich erst. Jetzt bin ich ganz unsicher. Erklärst du mir deinen Zeitformenvorschlag bitte nochmal?
Es ist tatsächlich nur ein Vorschlag. In meiner Version handelt es sich um einen Tag, der gerade erwacht – weil Du aber im Präteritum schreibst, ist Deine Variante genau so richtig. Mir ging es mehr um den Unterschied: ‚in die Ruhe eines Tages’ oder ‚in der Ruhe eines Tages’.

‚In die Ruhe hinein’ will mir (ganz subjektiv) etwas ungelenk erscheinen, für mich findet die Handlung in der Ruhe ... statt. Besser kann ich’s nicht erklären.

José schrieb:
Oder hättest Du ins Regal gegriffen bei: ‚Ihre schillernden Regenbogenflanken’? Das ist Kitsch und Schwulst in einem.
wegen schrieb:
Na, ich weiß nicht, ob ich bei ‚Sardienen vor Sardinien’ ins Regal gegriffen hätte.
Hehe, wahrscheinlich ganz sicherlich nicht. (War aber ‚Jugend’ getaggt).

Ich schaute auf meine runden Stiefelspitzen ...
Vielleicht ein bisschen unglücklich: runde Spitzen.
Hm, ist schwierig. Hast du einen Gegenvorschlag für mich?
Ich schaute auf meine runden Stiefelspitzen ... :cool:
oder: ... zu Boden.

wegen schrieb:
Ich bin jetzt auch ganz gut aufgestellt für Fragen zu Köderteig und Madenarten.
Gut zu wissen. Wenn ich das mit der inneren Ruhe hinkriege, fang ich das Angeln an.
Ich komm darauf zurück!

wegen schrieb:
auf dem Rand der Bootsumrandung
Lass das mal keinen Süßwassermatrosen hören! Und einen echten schon gar nicht.
wegen schrieb:
Danke für die Warnung. „Die Ruder lagen auf der Bootsumrandung …“
Nee, eben nich! Die liegen auf dem Dollbord:teach:.

José schrieb:
... nicht – wie man so sagt – von der Ofenbank geholt / gerissen / gezerrt wird.

wegen schrieb:
Tut mir Leid, dich da enttäuscht zu haben.
Oh nein! Ganz im Gegenteil – ich find’s sehr schön, wenn sich die Dinge nicht überschlagen; wenn sie so sind, wie Du schreibst:
Hier geht’s mehr um die Eindrücke die zwischen den Beobachtungen mitschwingen und welche Empfindungen sich beim Lesen entfalten.
Deshalb hat mir Dein Text auch so gut gefallen.

..., nur stört mich dieses sehr sachliche Wort ‚Geräusch’. Das passt mMn nicht zur Erzählstimme.
Danke. Ich mag „Geräuch“ auch nicht. Aber ich habe kein besseres Wort gefunden und konnte die Stelle ohne Wortdoppelung nicht ändern. Hast du eine Idee für mich?

wegen schrieb:
Vater schnaufte, fing an zu lachen und steckte mich damit an. Und wir lachten so laut in den Regen hinein, selbst der aufziehende Sturm konnte das Geräusch nicht schlucken.
Vielleicht: Wir lachten laut in den Regen hinein – selbst der aufziehende Sturm konnte es nicht übertönen.

Wie immer alles ohne Arg und Gewehr Gewähr. Ich wünsch Dir weiterhin eine Menge Arbeit und Spaß beim Schreiben.

Viele Grüße!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Raindog,

eine schöne Geschichte ist das, wie ein kleiner Urlaub am See. So viele authentische Details, dass es mir ganz leicht fällt, diesen Angelausflug live mitzuerleben und mich in meine Kindheit zurückversetzt zu fühlen.
Schön, dass du mir das schreibst. Ich bin auch ein Sommerferienzeltplatzkind. :shy:
wegen schrieb:
Der Wasserspiegel war nach ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen gestiegen und der Strand als solcher kaum noch zu erkennen. See und Wiesen gingen an einigen Stellen ineinander über. Noch war der vordere Teil der Landzunge unbebaut und überließ dem Wasser gleichmütig die Flächen.
Ich finde den Anfang nicht ganz so gelungen, den ersten Satz finde ich einfach zu lang, und die ergiebigen Regenfälle klingen mir zu sehr nach Wetterbericht, weniger nach der Sprache einer Jugendlichen. Auch stoße ich mich etwas an dem noch unbebaut, weil es doch in dem Moment keine Rolle spielt, ob es später mal anders ist.

Hm. „Ergiebig“ ist ein aussagekräftiges, unmissverständliches Wort. Würde ich jetzt mal so lassen.
Beim „Noch unverbaut“, ging es mir nicht nur um abwechslungsreiche Satzanfänge. Das ist auch landschaftlich ein bisschen die Ruhe vor dem Sturm. Denn es scheint mir der Lauf der Dinge zu sein, dass alle freien Stellen irgendwann zugepflastert werden. Ist aber vllt. ne subjektive Einschätzung einer Berlinerin.

wegen schrieb:
Vater trug den Angelkasten, ich lief mit Kescher und Eimer hinter ihm her.

Persönlich würde ich diesen Satz als Einstieg besser finden, der sagt mir sofort, mit welchen Personen und welcher Umgebung ich es zu tun habe und erzeugt mMn mehr Spannung. Die Anfangssätze dann danach, das würde auch gut funktionieren.


Du schreibst, es würde mehr Spannung bringen. Aber ich befürchte, es schmeißt den Leser zu schnell in die Handlung. Ich stelle mir das ein bisschen wie eine Filmanfangssequenz vor, in der langsam in diese ruhige Gegend(+Geschichte) eingeführt wird.

wegen schrieb:
"Bist du nicht langsam zu alt, mich im Boot zu begleiten?"
Ich weiß inzwischen, das ist das Thema deiner Geschichte, aber warum genau ist man wann zu alt, um jemanden beim Angeln zu begleiten?

Grundsätzlich ist es sicher eine altersfreie Gewohnheit. Das spiegelt auch nicht meine eigene Meinung wider. Der Vater hält sie an, sich eigene Hobbies mit Gleichaltrigen zu suchen.

wegen schrieb:
Durch das Dach der Hundehütte regnete es hinein. Auch wenn das keine Rolle spielte, der Hund hatte nicht eine Nacht darin verbracht.
Ach, der Hund! Den liebe ich natürlich sofort, und toll, wie er sich in unterschiedlichen Lebensabschnitten durch die Geschichte zieht.

Cool, dass die Hundezeitachse für dich funktioniert. :)


wegen schrieb:
Ich hielt mich in dem dichten, langen Fell fest, während er meinen kleinen Körper durchs Wasser zog.
Die Glückliche!
Stimmt!


wegen schrieb:
Morgens trieb der Wind klebrigen Schaum ans Ufer, schwemmte ihn über gerillte Wellenmuster und in kleine Pfützen, die die Nacht im Sand hinterlassen hatte.
Das ist schön formuliert, aber mir wird es trotzdem etwas zuviel, wenn die Naturbeschreibungen so dicht geballt aufeinenderfolgen. Mehr so etwas:
wegen schrieb:
Meine Haare waren klamm. Eine Strähne hatte sich aus dem Zopf gelöst
Da wäre ich dichter an der Prota, wenn öfter solcher Sachen kämen. Apropos, jetzt weiß ich ja endlich, dass es eine sie ist. Aber das hast du ja mit Absicht so gestrickt, dass man es hier erst erfährt, stimmt‘s?
In einer frühen Version ging der Text in eine andere, konfliktgeladenere Richtung. Es gab vor kurzem noch eine Textstelle, in der die Mutter gegenüber der Tochter leichtfertig äußerte, sie wäre wie ein Sohn für den Vater. Das ist jetzt raus. Am Anfang mit der Erwartungshaltung des Lesers zu spielen, fand ich nichtsdestotrotz ganz spannend.


wegen schrieb:
Wasser umspülte trübe unsere Gummistiefel, als wir in dem aufgewirbelten Grund umher wateten,
Trübe könnte weg, weil es ja durch das Aufgewirbelte schon impliziert wird.

Stimmt schon. Aber die Lesemelodie gefällt mir. Und „trübe“ impliziert in dieser Szene noch etwas anderes und ist gezielt gesetzt.

wegen schrieb:
Als ich klein war, klammerte ich mich fest an seine große Hand, aus Angst in die Lücke zwischen Boot und Steg zu geraten.
Vllt. Das große weg, weil logisch?
Mja. Das unterstreicht für mich die kindliche Wahrnehmung im Rückblick.

wegen schrieb:
Zu zweit war es manchmal unerträglich ruhig hier draußen.
Schön!
Juchu. Danke.

wegen schrieb:
Ich spuckte in den Wirbel der Bugwelle und in Vaters Augen sah ich welche Konzentration er aufbrachte, mein Verhalten nicht zu kommentieren.
Ich finde das etwas übertrieben, aber vllt. verstehe ich hier den Sinn nicht ganz. Würde vllt. genügen: wie sehr er sich zurückhielt?
Ja. Das würde auch genügen. Guter Vorschlag. Mir gefällt der (sicher etwas überzogene) Satzaufbau.

wegen schrieb:
Sein ganzes Ich zusammengeschnürt, damit keine Bemerkung hinausschlüpfen konnte.
Schön formuliert, aber wie gesagt – ich weiß nicht genau, warum das jetzt so ein Ding sein soll, wenn das Mädel mal ins Wasser spuckt? Weil das nicht ladylike ist?

Ist von Elternhaus zu Elternhaus unterschiedlich, würde ich denken. Und ist sicher auch von der Zeit abhängig, in der die Geschichte spielt. Da ich keine eindeutige Zuordnung vorgebe, kannst du das schon als übertrieben ansehen. Ich würde behaupten, meine Eltern habe mich nicht übermäßig streng erzogen. Aber spucken und fluchen hätte ich nicht dürfen. Mein Bruder übrigens auch nicht. :Pfeif:

wegen schrieb:
Er warf die Rute nach hinten, über den Kopf eine Schleife, die dünne Nylonschnur war kaum zu sehen und ein Zischen ging durch die Luft,
Über den Kopf eine Schleife? Hä? Ich glaube, ich weiß schon: Er wirft die Angel so, dass sich über dem Kopf kurz eine Schleife bildet. Oder? Das kursiv markierte könntest du besser zwischen Bindestriche schieben, so ist der Satzaufbau etwas verwirrend.
Tatsächlich hatte ich es erst in Gedankenstrichen abgegrenzt. Aber das kam mir zu betont vor. So wichtig ist die Beobachtung nicht.

wegen schrieb:
Von Nordwesten kam Wind, der die vollen Schichten ineinander schob.
Hier habe ich wieder mein Wetterberichtsproblem. Ist natürlich richtig, aber später hast du das mit den Schichten nochmal, deswegen können die hier vllt. weg.

Stimmt, zu viele Schichten. Danke! Ich streiche die Schichten weiter unten. Die lagen @josefelipe auch schon quer.

wegen schrieb:
Vater überließ mir die Angelrute. Wir hatten genug gefangen.
Wie finde ich denn das? Er hatte genug gefangen ... Aber irgendwie würde ich es schöner finden, er würde sie auch vorher schon angeln lassen.
Das hast du gut aufgespürt, Raindog. Wie der Vater sie einwechselt, obwohl das Spiel längst abgepfiffen ist, oder? Und wie er seinen Fang der Allgemeinheit stiftet. Pah.

wegen schrieb:
vor Luft ertrinkenden Fisch
Klasse!
Jippi.

wegen schrieb:
Wie wunderschön sie waren, die glänzenden Bäuche, ihre schillernden Regenbogenflanken.
Mir gefällt das total, dass du die Formulierung für den Titel verwendest!
Ich freu mich sehr, dass du für den Titel eine Lanze brichst. :kuss:

wegen schrieb:
Und doch wuchs ich an Zentimetern, wie sonst in einem Jahr.
Schön!
wegen schrieb:
Hessus Ohr zuckte kurz, als ich die Waschküche betrat.
Ach, der alte Hund ...
wegen schrieb:
Doch der Fischgeruch ließ sich nicht abschrubben, steckte in den Härchen meiner Nasenflügel fest und haftete an meinen Sachen.
Und der bleibt auch im Kopf, für immer!
Hihi. Sehr gut. :shy:

wegen schrieb:
Mit der Fußspritze schob ich den gebundenen Puder zur Seite
Sagt man das so: gebundener Puder? Mich haut es ein wenig raus, weil ich es nicht kenne, auch habe ich mich gewundert, dass sie jetzt barfuß ist.
Na, ein 2. Mal „Sand“ kommt nicht in Frage. Ist ja auch nur die oberste Schicht. Der Sand darunter ist noch hell. Das ist für mich ein schönes Bild. Anstelle von „gebunden“ „verklumpt“/“kleistrig“/“verklebt“ schreiben? Nee. Ich finde „gebundener Puder“ ganz passend.
Dass sie barfuß ist, liest du direkt vor Hessus zuckendem Ohr.

wegen schrieb:
Vater schnaufte, fing an zu lachen und steckte mich damit an. Und wir lachten so laut in den Regen hinein, selbst der aufziehende Sturm konnte das Geräusch nicht schlucken.
Schöner Schluss für diese wunderbare ruhige und trotzdem stürmische Geschichte. Ich hätte gern noch etwas mehr Vater-Tochter und etwas weniger Natur gehabt, aber es ist ja deine Geschichte und ich habe sie auf jeden Fall sehr gerne gelesen.

Vielen Dank, Raindog, fürs Auseinandersetzen mit ungewöhnlichen Formulierungen, das Auflisten gelungener Stellen und generell für deine Leseeindrücke!

Liebe Grüße und noch eine schöne Woche
wegen

 

Hallo José,

wegen schrieb:
Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in die Ruhe eines Tages(hinein) der gerade erst erwachte.

Aber wenn man sich ein „hinein“ dazu denkt?

Hm, und wer denkt sich das beim Lesen hinzu?

José schrieb:
Nur das dumpfe Stampfen unserer Schritte, in der Ruhe eines Tages K der gerade (erst) erwacht(e).

wegen schrieb:
„erwacht“ hatte ich erst. Jetzt bin ich ganz unsicher. Erklärst du mir deinen Zeitformenvorschlag bitte nochmal?

Es ist tatsächlich nur ein Vorschlag. In meiner Version handelt es sich um einen Tag, der gerade erwacht – weil Du aber im Präteritum schreibst, ist Deine Variante genau so richtig. Mir ging es mehr um den Unterschied: ‚in die Ruhe eines Tages’ oder ‚in der Ruhe eines Tages’.

‚In die Ruhe hinein’ will mir (ganz subjektiv) etwas ungelenk erscheinen, für mich findet die Handlung in der Ruhe ... statt. Besser kann ich’s nicht erklären.

Danke für die Erläuterung! Ich habe über die Stelle nachgedacht und werde es so lassen, weil mehr Dynamik für mich drinsteckt: Es zieht das Stampfen IN die Ruhe.


wegen schrieb:
José schrieb:
Oder hättest Du ins Regal gegriffen bei: ‚Ihre schillernden Regenbogenflanken’? Das ist Kitsch und Schwulst in einem.

wegen schrieb:
Na, ich weiß nicht, ob ich bei ‚Sardienen vor Sardinien’ ins Regal gegriffen hätte.

Hehe, wahrscheinlich ganz sicherlich nicht. (War aber ‚Jugend’ getaggt).

Aha, diese KG auch. :Pfeif:
Aber wie gesagt, ich kann deinen Einwand verstehen akzeptieren.


Ich schaute auf meine runden Stiefelspitzen ...

Vielleicht ein bisschen unglücklich: runde Spitzen.

Hm, ist schwierig. Hast du einen Gegenvorschlag für mich?

Ich schaute auf meine runden Stiefelspitzen ...
oder: ... zu Boden.

O.k. Danke. Die (Kinder-)Gummistiefel, mit ihrer runden Spitzenform, sollten noch mal im Bild erscheinen. "Boden" direkt nach "Boot"? Vllt. "Auf den steinigen Weg" oder sowas. Ich überleg weiter.


wegen schrieb:
Ich bin jetzt auch ganz gut aufgestellt für Fragen zu Köderteig und Madenarten.

Gut zu wissen. Wenn ich das mit der inneren Ruhe hinkriege, fang ich das Angeln an.
Ich komm darauf zurück!

:lol:


wegen schrieb:
auf dem Rand der Bootsumrandung

Lass das mal keinen Süßwassermatrosen hören! Und einen echten schon gar nicht.

wegen schrieb:
Danke für die Warnung. „Die Ruder lagen auf der Bootsumrandung …“

Nee, eben nich! Die liegen auf dem Dollbord.

Ah. Danke für deine Hartnäckigkeit.

josefelipe schrieb:
..., nur stört mich dieses sehr sachliche Wort ‚Geräusch’. Das passt mMn nicht zur Erzählstimme.

Danke. Ich mag „Geräuch“ auch nicht. Aber ich habe kein besseres Wort gefunden und konnte die Stelle ohne Wortdoppelung nicht ändern. Hast du eine Idee für mich?

wegen schrieb:
Vater schnaufte, fing an zu lachen und steckte mich damit an. Und wir lachten so laut in den Regen hinein, selbst der aufziehende Sturm konnte das Geräusch nicht schlucken.

Vielleicht: Wir lachten laut in den Regen hinein – selbst der aufziehende Sturm konnte es nicht übertönen.

Ich mochte das „[Geräusch] schlucken“. Aber damit komme ich auf keinen grünen Zweig. Weshalb ich gern auf deinen Vorschlag gehe.

Danke dir für deinen erneuten Besuch!
Viele Grüße
wegen

 

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