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Ihr Herzblatt

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08.11.2008
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Ihr Herzblatt

„Schönen Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zu unserer 100. Jubiläumssendung „Herzblatt“ in unserem Studio in Köln. Heute in der ersten Runde zu Gast Luisa Schäfer aus Engelskirchen und ihre drei Überraschungskandidaten, die gegeneinander um ihre Gunst wetteifern werden. Begrüßen wir sie nun mit einem kräftigen Applaus!“
Luisa trat ins Scheinwerferlicht und war überwältigt von der stürmischen Begrüßung. Sie war ja auch eine bezaubernde Frau: überschulterlanges, dunkles Haar, eine schlanke Figur und gekleidet in einen schmalen, langen Rock und eine türkisfarben leuchtende Bluse. Und ein strahlendes Lächeln mit ihren tiefblauen Augen und dunkelrot geschminkten Lippen. Sie hatte das Gefühl, auf Wolken zu gehen, so aufgeregt war sie. Würde sie heute Abend wirklich vor einem Millionenpublikum wieder neues Glück in der Liebe finden? Sie hatte ja ihre Zweifel, als sie die Einladung zum Casting erhalten hatte. Zu tief saß noch die Enttäuschung über ihre letzte Beziehung, die jetzt schon fünf Jahre zurücklag. Die Trennung von Leo hatte nachhaltige Spuren hinterlassen. Seitdem hatte sie zwar versucht, sich manchmal mit Männern zu treffen, die ihre Freundinnen ihr wohlmeinend vorstellten, aber sie konnte sich einfach nicht mehr verlieben.

„Bitte stellen Sie sich einmal unserem Publikum vor, Luisa“, forderte sie der Moderator auf.
„Ich arbeite in der Tourismusbranche, bin 35 Jahre alt, habe eine Katze und liebe ausgedehnte Motorradtouren, das Meer und wenn der Wind durch meine Haare braust, und mein Herzblatt sollte selbstbewusst, eigenständig aber auch kompromissfähig und einfühlsam sein. Ich liebe das Abtanzen in der Disko ebenso wie gemütliche Abende auf der Terrasse oder am Kamin.“

„Ja, Luisa, das ist ja sehr vielseitig, da hoffen wir mal, dass einer unserer Kandidaten Ihre Erwartungen erfüllen kann“, lächelte der Moderator. „Begrüßen Sie nun mit uns Kandidat 1“.
Dieser betrat unter dem Applaus des Publikums schwungvoll die Bühne auf der anderen Seite der Trennwand und verneigte sich mit der Hand auf dem Herzen, was bei einigen Zuschauern Lachen auslöste. „Bitte Luisa, Ihre erste Frage an Kandidat 1“, forderte sie der Moderator auf.

„Kandidat 1, ich fahre für mein Leben gern ans Meer und schwimme, surfe oder liege einfach in der Sonne. Wenn du jetzt aber mit mir unbedingt in die Berge fahren willst im Urlaub, weil du ein begeisterter Kletterer bist, aber mir das ein Graus ist, was würdest du tun, damit wir dennoch gemeinsam verreisen können?“

Kurze Stille, dann meinte Kandidat 1 mit weicher Stimme: „I mog vielloicht a begeisterter Bergfroind sa, abr wann dua mei Herzblatt wärst, wär i für olles zu begeistern, was di erfreut, weil i von dir begeistert bi!“ Er setzte hinzu: „I würd also mit dir ons Meer fohrn.“

Luisa musste lächeln. So nett gesagt! Und trotz des bayerischen Zungenschlags löste seine Stimme ein vertrautes Gefühl aus. Wenn sie da an Leo dachte, mit seinem schnodderigen Berliner Akzent: bei ihrem letzten gemeinsamen Urlaub war das wie jedes Jahr genau diese Streitfrage gewesen, und wie immer hatte er sie überredet, mit in die Berge zu fahren, mit dem Versprechen, nach der Besteigung der Dolomiten gemeinsam ans Meer zu fahren, an die Riviera. Und wie fast jedes Mal hatte er sein Versprechen nicht gehalten. Sie waren nun mal zusammen in den Bergen untergebracht, er hatte das Auto, und um es nicht zum Streit kommen zu lassen, hatte sie es tief enttäuscht geschluckt, dass er ihre Weiterreise ans Meer unter immer neuen Ausreden von Tag zu Tag verschob. Sie ging aus Protest dann nicht mehr mit auf die Wanderungen und langweilte sich zu Tode in dem kleinen Gasthof und dem Dorf in den Bergen.

Beinahe hätte sie nicht gehört, wie der Moderator sie aufforderte , die nächste Frage an den Kandidaten zu stellen, so vertieft war sie in ihre Erinnerungen.

„Kandidat 1, ich lege sehr viel Wert darauf, dass man sich an Jahres- und Geburtstage erinnert und sie entsprechend feiert. Was würdest du tun, wenn du mal wieder unseren Jahrestag vergessen hättest und ich dir abends um acht eine Szene mache?“

Kandidat lachte leise und wohlwollend. „Örstens glaub i nit, dass du a Szene mochen würdest, dazu bist dua vial zua bezaubernd“, - ein „Ah!“ ging durch das Publikum – „und zwoitens würd i di kurzerhond küssen und mi entschuldigen, indem i di in das beste französische Restaurant der Stodt einlad – natürli mit Kerzenlicht ond Fünfgangmenü ond Champagner!“ Das Publikum applaudierte begeistert.

Auch Luisa applaudierte innerlich. Dieser Kandidat zog sie immer mehr in seinen Bann. Trotzdem hatte sie das Gefühl, als fehle ein Teil in einem Puzzle. Dieses Lachen – tief aus dem Bauch heraus. Irgendwie weckte es warme Gefühle bei ihr. Das war doch unmöglich – dieser Mann war ein Fremder – und noch dazu Bayer!
Wenn sie da an Leo dachte: wie oft hatte er ihren Jahrestag vergessen und war zu spät vom Büro gekommen oder an ihrem Geburtstag mit Freunden zum Fußball gegangen. Wenn sie ihn dann nachts drauf ansprach, entschuldigte er sich mit einem flüchtigen Kuss und brachte ihr erst am nächsten Tag einen Blumenstrauß von der Tankstelle und eine Schachtel Pralinen mit. So etwas von lieb – und einfallslos!

„Luisa, stellen Sie nun bitte die letzte Frage?“ meinte der Moderator.

Luisa schluckte. Nun kam die alles entscheidende Frage.
„Ich habe eine Perserkatze, die ich über alles liebe. Was würdest du machen, wenn du eine Katzenhaarallergie hättest? Müsste die Katze gehen, wenn wir zusammen ziehen?“
Der Kandidat nieste demonstrativ. Lachen im Publikum. „Nun, liebe Luisa, i hob leider a Katzenhaarallergie. Aber da i gor nit gegen etwas allergisch sei könnt, was dir lieb ond teuer is, würd i beim Orzt oine Desensibilisierung mache ond außerdem würde wir ja so oft an die frische Luft gahn, Motorrad fahrn oder ans Meer, dass i damit bestimmt sehr bald koi Problem mehr hätt.“ Erneut begeisterter Applaus.

Luisa stiegen nun fast die Tränen in die Augen vor Freude. Aber es kribbelte sie auch – welches Geheimnis verbarg sich hinter der Trennwand, was sie so verunsicherte? Mein Gott, dieser Kerl war einfach herrlich! Denn Leo hatte von ihr wegen seiner angeblichen Allergie verlangt, ihre Minou wegzugeben, als sie zusammenzogen. Das war wahrscheinlich sogar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Luisa schwebte wie auf Wolken, die beiden anderen Kandidaten nahm sie kaum noch wahr, sie gaben nur mittelmäßig originelle oder lustig gemeinte Antworten, die in ihr nicht diese Bezauberung auslösten wie Kandidat 1.

Es erklang die Schlussmusik. Susis Stimme aus dem Off fasste zusammen: “Nun, liebe Luisa, wer soll denn nun Ihr Herzblatt sein – Kandidat 1, der seebegeisterte Genießer, der auf Sie keineswegs allergisch reagiert und Sie zum Franzosen entführt mit Champagner, oder Kandidat Nummero 2, der bodenständige....“. Wieder hörte Luisa nicht mehr zu. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie konnte kaum noch den Schlusssatz des Moderators erwarten.
„Ich nehme Kandidat 1“, rief sie unüberhörbar ins Publikum, wenn ihre Stimme auch ein wenig zitterte.

Zuerst traten nun die beiden anderen Kandidaten auf Luisas Seite der Trennwand, und verabschiedeten sich. Gott sei Dank, sie hatte keinen von den beiden ausgewählt – der eine war ein muskelbepackter Sonnenstudiogebräunter mit kahlgeschorenem Schädel und Piercing, der andere ein langer, schlaksiger Hungerhaken mit langen Ponysträhnen, Brille und Schnauzbart.

Nun kam der Tusch. „Hier ist Ihr Herzblatt!“ jubelte der Moderator, und Stück für Stück wurde die Trennwand zurückgefahren. Luisa schloss die Augen. Als sie sie öffnete, blieb ihr der Atem weg: da stand, unverkennbar mit seinem jungenhaften Lächeln, den dunklen Locken und der kräftigen Statur LEO vor ihr! Zögernd trat sie auf ihn zu. Er ebenfalls, legte nun sanft einen Arm um ihre Schultern und küsste sie ganz zart auf beide Wangen. „Ick war so dumm, ick hab es jetzt bejriffen“, flüsterte er ihr ins Ohr, dieses Mal wieder mit seinem vertrauten Berliner Akzent. „Du hast mir so jefehlt.“ „Du mir auch, flüsterte sie.“

„Na, das ist ja ein tolles Paar, sie kennen sich erst seit einer halben Stunde und schon haben sie Geheimnisse miteinander,“ meinte der Moderator schelmisch ans applaudierende Publikum gewandt. „ Das ist ja richtig romantisch, und so wird auch Ihre Herzblattreise sein:
mit dem Herzblatt-Hubschrauber über die französischen Alpen nach Nizza und Monaco, wo wir ein Hotel am Strand und ein Abendessen in einem Sternerestaurant für Sie reserviert haben“. Da konnten sich Luisa und Leo nicht mehr halten und mussten einfach nur noch lachen – erst wirkte das Publikum irritiert, dann lachte es mit.
„Was ist denn so lustig?“ fragte der Moderator erstaunt.
„Nun“, meinte Leo, „wir haben uns damals schon einmal bei einem Ball bei der Damenwahl kennen jelernt. Dat scheint uns ja Jlück zu bringen.“
Und er und Luisa verbeugten sich und verließen Arm in Arm die Bühne.

 
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Hallo Venusbonn,

ich mochte die Geschichte bis zum Ende. Die Pointe war vorhersehbar. Bis dahin hab ich, tatsächlich, auf eine subversive Wendung gehofft, weil mir das alles auch ein bisschen als Satire erschien.

Ich fand's gut, wie du die anderen beiden Kandidaten ausgeblendet hast und ich fand du hast den bayrischen Dialekt toll hinbekommen, und auch diese Antworten, das fand ich authentisch.

Was mir nicht gefallen hat, war die Sprache leider. Gerade am Anfang oder immer wenn grade keiner redet, hast du bekannte Wendungen und Wortzusammenfügungen drin.

Ich fand den Kontrast zwischen den Phantasie-Antworten des Bayern und der Realität schön in der Geschichte. Durch die Auflösung wird das zunichte gemacht ... man denkt zwischendurch ja schon: Was ist denn dieser Leo für ein Idiot?

Die Auflösung ... da zeigt die Geschichte ihr wahres Gesicht und man kann sie nicht mehr als Satire lesen - da fall ich dann aus der Zielgruppe, aber das ist auch nicht so schlimm. Ich find du hast hier ein hübsches Szenario, das viele kennen, in dem die meisten sofort drin sind, und hast es angenehm klar und knapp erzählt.

Vielleicht wäre eine zündende Idee am Ende toll gewesen. Aber irgendwie muss ja die Pointe kommen, wenn die Trennwand aufgeht, oder man hätte aus der klaren Struktur ausbrechen und hinten raus was machen müssen. Dass eben ein Fremder auftaucht, bei dem klar wird, dass er sich alles nur ausgedacht hat und nur auf die Reise spitz ist, und an ihr gar kein Interesse hat.
Das ist ja bei diesen Formaten oft so, dass die Frauen und Männer, die daran teilnehmen, keinerlei Interesse am jeweiligen "Bachelor/Herzblatt" haben, sondern ins Fernsehen wollen, um dann Anschlussjobs zu kriegen.
Ich verfolg das zwar nicht, aber man bekommt das so mit, dass Frauen am Abend noch jauchzen, dass der Bachelor die favorisierte Frau genommen hat, und am nächsten Tag liest man in der Zeitung, die beiden hätten sich schon wieder getrennt, die Sendung sei im November aufgezeichnet worden und Weihnachten war schon Schluss.
Also das wäre eine Möglichkeit gewesen, dem Text eine andere Note zu verleihen, aber das wolltest du sicher nicht. Du wolltest keine Satire schreiben, ich wollte eine lesen, das ist nicht der Fehler deines Textes.

Gruß
Quinn

P.S.: Bei Herzblatt fand ich schon immer seltsam, dass die drei Personen hinter der Trennwand automatisch total verliebt in die Person vor der Trennwand sind. Die kennen die doch gar nicht und sind sofort im totalen "ich bin so verknallt"-Modus. Da könnte man ansetzen.

 
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Hallo venusBonn,

ich fand sehr geschickt, wie Du die anderen beiden Kandidaten ausgeblendet hast. Allerdings könnte Leo nicht bayerisch sprechen - außer mit lustigem Akzent. Und seine bayerischen Wortmeldungen sind ja tatsächlich auch in der geschriebenen Form fehlerhaft. ;)

Hier ein paar Korrekturen

„I mog vielloicht a begeisterter Bergfroind sa, abr wann dua mei Herzblatt wärst, wär i für olles zu begeistern, was di erfreut, weil i von dir begeistert bi!“ Er setzte hinzu: „I würd also mit dir ons Meer fohrn.“
I mog vielleicht a begeisterter Bergfreind sei, oba wonn du mei Herzblatt waast, waa I für olles zu begeistern wos di erfreut, weil I von dir begeistert bi.

„Örstens glaub i nit, dass du a Szene mochen würdest, dazu bist dua vial zua bezaubernd“, - ein „Ah!“ ging durch das Publikum – „und zwoitens würd i di kurzerhond küssen und mi entschuldigen, indem i di in das beste französische Restaurant der Stodt einlad – natürli mit Kerzenlicht ond Fünfgangmenü ond Champagner!“
Erstens glab I nit, dass du a Szene mochn würdest, dazua bist du fü zu bezaubernd. Und zweitens würd I di kurzerhond küssen und mi entschuidign, indem I di ins beste französische Restaurant in der Stodt einlod - natürlich mit Kerzenlicht und Fünfgangmenü und Champagner!

„Nun, liebe Luisa, i hob leider a Katzenhaarallergie. Aber da i gor nit gegen etwas allergisch sei könnt, was dir lieb ond teuer is, würd i beim Orzt oine Desensibilisierung mache ond außerdem würde wir ja so oft an die frische Luft gahn, Motorrad fahrn oder ans Meer, dass i damit bestimmt sehr bald koi Problem mehr hätt.“
Oba weil I gor nit gegen was allergisch sei könnt, wos dir liab und teuer is, würd I beim Orzt a Desensibilisierung mochn und außerdem würdn mir jo so oft an die frische Luft geh', Motorrad fahrn oder ans Meer, dass I damit bestimmt sehr boid koa Problem mehr hätt.

Was den Stil betrifft, rate ich dir das Übliche: bei jedem Adjektiv fragen, ob es unbedingt erforderlich ist und bei allem was nach Klischee aussieht dasselbe tun. ;)

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Hallo Venusbonn,

ja, auch ich mochte deine Geschichte, weil ich das Herzblattszenario sofort vor mir hatte. Und wie du die ganze Atmosphäre hingekriegt hast, mit dem Bayrischen und so, klasse.
Aber die Verbesserungen von Berg, die würde ich schon übernehmen, ich komm zwar selbst auch nicht aus Bayern, aber Bergs Schreibung klingt bayrischer als deins.
Was ich auch echt gelungen fand, das war, wie du die anderen Antworten weggelassen und die anderen Kerle nur nebenbei geschildert hast. Anders wäre es vermutlich nur langweilig und bemüht geworden.

Aber mir gefiel das Ende leider gar nicht. Du hast echt so angfangen, dass man auf eine nette, kleine Satire, eine Herzblattverarschung, hoffen konnte. Das hätte ich echt gut gefunden. Dann hätte sogar die Sprache, die ein bisschen weichgespült ist (etwas viele formelhafte Wendungen, zuviel Beschreibungen, wie man sie zuhauf kennt) sogar gepasst.

Nun, ein Vorredner, der Quinn schrieb:

Du wolltest keine Satire schreiben, ich wollte eine lesen, das ist nicht der Fehler deines Textes.
Und da hat er Recht, aber trotzdem merkt man an dem Ende deiner Geschichte, dass du diese Romanze ja auch noch ernst meinst. Sorry, aber das ist ein bisschen zu viel Zuckerguss. Alle haben sich lieb und Luisa und Leo heiraten und kriegen ein Kind mit L. Nee.
Ärger dich nicht, ich hab halt einen anderen Geschmack, ich würde deinem Pärchen lieber den Kopf abbeißen, als sie heiraten lassen, aber auch das ist wohl Geschmackssache. Aber ich finde einfach, da hast du was verschenkt.

Wie auch immer, deine Geschichte fand ich so interessant, dass ich dir meinen Eindruck unbedingt schreiben wollte. Vielleicht hast du ja Lust auf ein wunderbares, kleines fieses Alternativ-Ende?

Freu mich auf weitere Geschichten von dir und wünsch dir viel Spaß beim schreiben.

Viele Grüße von Novak

 
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Hallo venusBonn,

ich finde einen Text über irgendeine Fernsehsendung schon deshalb riskant, weil er nur dann richtig funktionieren kann, wenn der Leser die Fernsehsendung kennt. Das grenzt schon mal einen gewissen Prozentsatz von Lesern aus, wenn sie die Sendung nicht gesehen haben (z. B. mich). Und wenn ich deinen Text lesen, bin ich nachträglich froh, diese Sendung nicht gesehen zu haben.

Ich finde die KG inhaltlich banal und vorhersehbar und ziemlich schlapp. Eine dürftige Lovestory, deren Dramaturgie sich aus einer offensichtlich ziemlich billigen Fernsehsendung speist.

Von deinem Stil her beurteilt könntest du bestimmt bessere Geschichten schreiben.

Sorry, dass meine Kritik nicht gerade gut ausfällt, aber nur so kannst du die Wirkung deines Textes auf verschiedene Leser besser einschätzen.

Rick

 

Hallo vernusbonn,

leider muss ich mich da Rick anschließen. Ich fand das ganze auch etwas zu fad. Für mich fehlt da irgendwie die Steigerung des Ganzen. Irgendein Clou, eine Wendung, die mehr als nur dieses einfältige Format widerspiegelt. Dacht, bei diesem Aufhänger geht es eigentlich gar nicht anders, als dass da irgendwie mit dem Thema, nun ja, kollidiert werden muss. Irgendwas muss doch da gegenbürsten. Aber nein, es läuft einfach nur so aus, das Format siegt. Was mir da geboten wurde, bleibt mir schleierhaft. Die Show habe ich nie im TV gesehen, aber augenscheinlich habe ich da auch ncihts verpasst ;)

Also für mich kann aus dem Thema nur was werden, wenn du da etwas ordentlich Fremdes reinbringt, etwas Unerwartetes, konterkarriren auf absurde Weise oder so. Die Wende am Schluss liefert das in meinen Augen nicht, unterstützt nur die Banalität, den Punkt der Vorhersehbarkeit.

grüßlichst
weltenläufer

 
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Hallo venusBonn,

ich kannte das Format noch aus Zeiten mit Rudi Carell :D - und fand das immer höchst unterhaltsam. Ins späteren Jahren habe ich dann von einer Arbeitskollegin erfahren, dass das alles gefakt war: ihr Bruder hat dort einmal mitgemacht hat, nachdem er auf der Straße angesprochen worden war. Er war schon liiert und es wurde ihm auch erklärt, dass die ganze Show nur Theater ist - und wieder war man eine Illusion ärmer auf dieser Welt :Pfeif:

Insofern könnte man es sich sogar vorstellen, dass Leo es geschafft haben könnte, als Kandidat dort aufzutreten und das Fernsehteam gebeten haben könnte, Luisa dazu zu bringen, mitzumachen.

Betrachtet man das Setting nun mal ernsthaft: ist denn das Risiko für Leo nicht viel zu groß, da er nur zu einem Drittel ausgewählt werden konnte ;)?

Diese Gedanken mal drumrum um den Text. Im Gegenteil zu der Aussage, wenn man das Format nicht kennt, sei es langweilig, hatte ich als Leserin das Gefühl, dass es mich langweilt, weil ich das Format kenne.

Dadurch dachte ich, dass sich die KG ja endlos hinzieht, bis alle neun Antworten durch sind. Von daher war das - wie schon erwähnt - ein gut gewählter Weg, die anderen Kandidaten auszublenden. Trotz dieser Kürzung las ich nicht gespannt während der Geschichte, sondern wollte nur wissen, wer sich hinter der Wand verbirgt - und war auch enttäuscht über das glatte Ende.

Richtig gut hätte ich gefunden, wenn Leo einer von den dreien gewesen und nicht von Luisa ausgesucht worden wäre. Die Fragerei hätte man dann auch irgendwie kürzen müssen, aber das hättest du auch hinbekommen. Das aber wäre nicht das Ende der KG gewesen, sondern der Anfang davon, wie Luisa um Leo kämpft, nachdem sie ja gesehen hat, wie wichtig sie ihm doch ist - er aber nun erstmal verschnupft war, weil sie ihn nicht ausgesucht hat. Aber das wäre ja eine ganz andere Geschichte geworden.

Schreiben kannst du ja - jetzt fehlen nur noch die Ecken und Kanten, die für mich eine Kurzgeschichte von einem abgeschlossenen Kurzroman à la Regenbogenpresse unterscheiden.

Viele Grüße
bernadette

 

Schön, mal wieder von Dir zu hören, pardon, zu lesen,

liebe venus,

und zudem den einen wie die andere in Erinnerungen schwelgen zu lassen. Nun, das Fernsehen ist genauso wie die Filmindustrie eine Traumfabrik, in der halt die Gefühlswelt vor der realen zählt und unterhalten soll.

Bissken Futter für die Kleinkrämerseele in der Reihenfolge des Auftritts – ohne Gewähr, alles entdeckt zu haben:

Schönen Guten Abend, …
Besser „guten“ Abend

… zu unserer 100. Jubiläumssendung …
Haben Rudi C. und seine Nachfolger (auf den Wiener komm ich gleich noch indirekt) so gesprochen?, doch wohl nur, wenn sie jede Sendung als Jubiläum feierten. Gemeint ist eher
… zu unserer […] Jubiläumssendung[, der hundertsten Sendung] …

„Begrüßen Sie nun mit uns Kandidat 1“.
Punkt vorm auslaufendem Gänsefüßchen und Zahlen bis zwölf werden üblicherweise ausgeschrieben. Ist ja auch weniger Mathematik denn Unterhaltung.

… sie aufforderte , die nächste …
Kommas lieben das letzte Zeichen/den letzten Buchstaben vor sich und rücken ihm auf die Pelle …

…, so vertieft war sie in ihre Erinnerungen.
ihre + n

Irgendwie weckte es warme Gefühle bei ihr.
Bei ist eher äußerlich, also besser
… weckte es … Gefühle [in] ihr.

„Luisa, stellen Sie nun bitte die letzte Frage?“[,] meinte der Moderator.
„Hier ist Ihr Herzblatt!“[,] jubelte der Moderator.

Das Bairische klingt ein wenig Wienerisch, was kein Beinbruch ist: zählen die österreichischen doch zu den bairischen Dialekten.

Gern gelesen vom

Friedel

 
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Lieber Friedel,

danke für die herzliche Begrüßung nach meinem "Wiedererscheinen"! Und auch vielen Dank, dass Du Dir soviel Mühe mit der Interpunktions-, Orthographie- und Stilistik-Korrektur gemacht hast. Ich tippe zur Zeit ziemlich schlecht, das erklärt vielleicht die falschen Interpunktionen bei wörtlicher Rede.

Aber ich werde natürlich alles übernehmen, sobald ich Zeit dafür finde, außer den Dativ bei "so sehr war sie in ihreN Erinnerungen vertieft", denn da gehört definitiv ein Akkusativ hin: denn es bedeutet ja "wohin war sie vertieft" , also Akkusativ ohne "n", nicht "wo war sie vertieft", also Dativ mit "n", m.E. nach.

Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat!

Obwohl an dem hier oft reklamierten, zu "glatten" und vorhersehbaren Ende werde ich wohl noch feilen. Denn ich wollte das Ganze bestimmt nicht "regenbogenmäßig" ernst nehmen, sondern eher satirisch darstellen.

Mir war mangels Phantasielosigkeit nur kein anderes plausibles Ende eingefallen. Vielleicht könnte man den roten FAden mit dem gefakten und untergejubelten Ex-Freund ja behalten, aber dass LUisa dann, als sie ihn vor sich sieht, und ihr schlagartig klar wird, dass hier Betrug gelaufen ist, ihm eine Watschn setzt und den Moderator und die Sendung beschimpft und mit Klage droht oder so ähnlich... sprich ein Skandal in der ach so heilen seichten TV-Welt...

Liebe Grüße venusBonn

Liebe Bernadette,

schön, gleich wieder einen Kommentar von Dir zu erhalten...

das mit dem seichten Schluss will ich wie gesagt noch gegenbürsten - aber schön, dass du erkannt hast, dass das im Falle des Ex ein abgekartetes Spiel mit dem TV-Sender war...

Viele Grüße

venusBonn


Lieber Weltenläufer,

hmmm, Zuckerguss, ohje, das ist ja vernichtend... aber wenn dich die Geschichte auch vielleicht mit Ekelfaktor fasziniert hat, ist es ja schon mal was..

Zur Überarbeitung des Endes siehe meine Antworten an friedrichard und Bernadette!

LG venusBonn

Lieber Berg,

herzlichen Dank für deine Kritik und deine mühevolle Arbeit mit der Korrektur meines schlechten baierisch! Werde ich natürlich alles einarbeiten, da ich meine, dass deine Schreibweise korrekter wirkt als meine (ich komme aus Schwaben, nicht aus Bayern, und meine Eltern waren da auch "neigschmeckte").

wegen des Zuckrigen Endes werde ich mich nächste oder übernächste Woche mal an die Arbeit machen, wenn ich wieder mehr Zeit habe.

Gut' s Nächtle!

venusBonn

Lieber Quinn,

deine Kritik hat mich sehr gefreut, denn ich finde sie einerseits schmeichelhaft und zum anderen Teil einfach zutreffend und nebenbei hast du noch eine wunderbare Analyse dieser Sendung abgeliefert!

Wie gesagt, das Ende, die INterpunktion, zu viele Adjektive und das baierische werde ich noch überarbeiten...

LG venusBonn

 

Aber ich werde natürlich alles übernehmen, ..., außer den Dativ bei "so sehr war sie in ihreN Erinnerungen vertieft", denn da gehört definitiv ein Akkusativ hin: denn es bedeutet ja "wohin war sie vertieft" , also Akkusativ ohne "n", nicht "wo war sie vertieft", also Dativ mit "n", m.E. nach.

Recht hastu. Wie konnt ich nur lechts und rinks vewexelrn ...

Ich meld mich bestimmt nochmals ...

Flieder

 

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