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Ihr Garten
Ihr Garten
Ich sitze in meinem Zimmer und schaue hinaus in den Garten. Ich hätte Lust raus zu gehen und die Frühlingssonne zu genießen.
Aber es liegt zu viel Arbeit auf meinem Schreibtisch.
Während ich auf mein Bett starre versinke ich in Gedanken.
Sie ist liegen geblieben. Ich betrachte ihren
Körper. Sie liegt dort wie eine Göttin. Einige
Sonnenstrahlen scheinen durch mein Fenster.In
der Luft wirbelt Staub, wie winzig kleine
Schneeflocken wirbeln er über ihrem Körper. Die
Sonnenstrahlen streicheln ihre Haut.
Ich versuche genau dieses Bild von ihr in meinem Kopf zu speichern.
Niemals will ich es wieder loslassen, geschweige denn vergessen.
Sie räkelt sich auf meinem Bett.
Meine Augen können ihre grenzenlose
Schönheit einfach nicht begreifen.
Da wacht sie auf.
„Kommst du mit“, will sie wissen. Nein.
Ich kann nicht gehen, wo sie hingegangen ist.
Ich versuche mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Vergeblich. Auch an dem heutigen Tage wird der Stapel liegen bleiben.
Ich habe ja sowieso Urlaub bekommen. Da brauche ich mich eigentlich gar nicht in die Arbeit vertiefen.
Ich zünde eine Zigarette an.
„Schatz, im Zimmer sollst du doch nicht
rauchen“, höre ich sie sagen.
Da gehe ich hinaus in den Garten. Auch seine Schönheit blendet mich.
Sie ist immer gerne im Garten. Er bedeutet ihr sehr viel.
Ich pflücke einen Strauß rote Rosen von den großen Büschen am Rande des Teiches.
Kirchenglocken Leuten. Ich beschließe, sie mit dem Strauß besuchen zu gehen.
Sie wohnt jetzt gegenüber, bei der Kirche.
Ich betrete den Friedhof und gehe an ihr Grab. Dort falle ich nieder.
Ich habe versucht, ihr Grab wie ihren Garten zu bepflanzen, doch ein Detail fehlt sowohl auf dem Grab als auch im Garten. Das ist sie. Doch ich gebe mein bestes, damit sie etwas von zuhause – von mir – hat und sich nicht ganz so verloren fühlt.
Meine Frau starb vor wenigen Wochen. Seither bin ich beurlaubt.