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Ich
„...like you’re less than, fu...”
Mit einem Mal höre ich auf zu singen. Ich drehe die Musik leiser und schaue von meinem Computer auf. Ich muss grinsen, als ich aus dem Fenster sehe. Es schüttet wie aus Eimern. Ein Donnergrollen hat meinen Gesang eben unterbrochen und nun ist ein weiterer Blitz zu erkennen, auf den ein brüllender Donner folgt. Überglücklich und erleichtert renne ich barfuß vor die Haustür. Den ganzen Tag war es drückend schwül und so unangenehm, dass man das Gewitter geradezu herbei gesehnt hat.
Nun stehe ich in einem dünnen Top und kurzer Hose auf dem Hof, drehe mich um mich selbst und renne lachend umher. Lächelnd und mit geschlossenen Augen halte ich mein Gesicht in den Regen. Dicke Tropfen treffen auf mein Gesicht und bahnen sich langsam einen Weg zu meinem Hals, über meinen Rücken, über die Arme bis zu meinen Füßen. Dort, wo mich der kalte Regen liebkost, entsteht eine Gänsehaut. Ich kann regelrecht spüren, wie das Wasser meine Wimperntusche mitnimmt und verlaufen lässt und alles Bedrückende, alle traurigen Gedanken und Gefühle von mir wäscht. In dem Moment bin ich einfach nur froh, dass ich heute alleine zu Hause bin. Wenn mein Vater jetzt da wäre, würde er mich bestimmt rein schicken, damit ich mich nicht erkälte. Doch das ist mir in dem Moment egal. Wie schön es sein kann, alleine zu sein. Allein... ALLEIN! Erschrocken reiße ich die Augen wieder auf. Ich habe die Kartoffeln alleine auf dem Herd stehen lassen! Panisch und klitschnass renne ich in das Haus zurück. Das Wasser ist übergekocht und zischt laut und wütend auf dem heißen Herd.
„Verdammt!”, fluche ich, renne hin, ziehe den Topf von der Platte und drehe sie aus. Erleichtert atme ich aus. Das hätte noch viel schlimmer kommen können. Während es draußen weiter schüttet und blitzt und donnert, beseitige ich das Schlimmste, indem ich die Herdplatte von dem Rest Wasser befreie, stelle die vergessene Musik ganz ab und gehe in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Auf meinem Weg laufe ich an einem Spiegel vorbei und bleibe für einen Moment stehen, um mich zu betrachten.
Das Mädchen in dem Spiegel grinst mich belustigt an. Vor mir steht ein begossener Pudel. Die Schminke ist nun endgültig weggespült. Die schulterlangen, braunen Haare kleben am Kopf, die mit Sommersprossen bedeckten Wangen sind leicht gerötet, die Kleider triefen und die Haut glitzert im Schein der Lampe durch tausende von kleinen Wassertropfen. Mein Spiegelbild lächelt noch breiter und die grünen Augen blitzen vor Freude auf.
So gefalle ich mir doch immer noch am besten.
Das bin ich.