Mitglied
- Beitritt
- 11.02.2002
- Beiträge
- 39
Ich will
Ich bekomme alles, was ich will. Immer. Es gibt immer Mittel und Wege seinen Willen durchzusetzen.
*
„Komm jetzt, Patrick, Papa wartet...“ Meine Mutter war gestresst. Das merkte man ganz eindeutig an dem fordernden Ton ihrer Stimme. Ich hingegen stand seelenruhig vor dem Schaufenster mit dem Spielzeug. Der blaue Laster war so toll. Den wollte ich haben.
„Mama, ich....“
„Patrick, ich sagte, du sollst dich beeilen! Papa wartet!“
„Nein, nein, ich will den Laster da!“
„Patrick zum letzten mal: Papa wartet auf uns!“
„Papa ist mir egal, ich will den Laster!“
„Wie redest du über deinen Vater? Komm augenblicklich hierher!!“
„NEIN!“ Ich schrie so laut, dass die Leute sich umdrehten. Meine Mutter, sichtlich beschämt, redete mir mit sanfter Stimme zu.
„Patrick, den Laster bring ich dir morgen aus der Stadt mit. Jetzt haben wir leider keine Zeit. Papa wartet.“
„Ich will ihn jetzt. JETZT!!“ Meiner Mutter war das schrecklich peinlich. Sie achtete immer darauf, eine gute Figur in der Gesellschaft zu machen. Sie schnaubte, als sie mich wieder ansprach.
„Na schön, dann aber schnell jetzt, was kostet er?“
„49 Mark und 99 Pfennig“
„Für einen blöden Spielzeuglaster, mit dem du sowieso wieder nur eine Woche spielst, soll ich fünfzig Mark bezahlen?!“
„Nein 49,99.“
„Patrick, lass deine Späße, das ist zu teuer! Vielleicht zu Weihnachten, wenn du ihn dann immer noch willst.“
Im Angesicht der Tatsache, dass Weihnachten noch ganze zwei Monate hin war, wies ich meine Mutter mit einem dezenten Schreikrampf darauf hin, dass mir der Besitz dieses Lasters sehr am Herzen läge.
„Du kleines Scheusal, nie kannst du Ruhe geben!“ Meine Mutter hatte einen stark aggressiven Unterton in der Stimme. Schließlich kapitulierte sie aber und schmiss mir einen zusammengeknüllten Fünfziger direkt ins Gesicht. Das war mir aber egal, solange ich nur das bekam, was ich wollte. Ich fürchtete keine Konsequenzen, wie der Ärger, der mir noch blühen sollte. Mein Vater musste nämlich eine ganze Viertelstunde auf uns warten und mein Vater wartete sehr ungern. Nein, ich hatte, was ich wollte, alles andere war mir egal.
*
Sie liegt da und windet sich.
Ich habe sie in der Disco kennen gelernt. Gleich als ich sie zum ersten mal sah, wusste ich, dass ich sie will. Ich habe ihr drei Cocktails gekauft. Das Stück zu zehn Mark. Anstatt sich erkenntlich zu zeigen, gab sie mir einen Kuss auf die Wange und bedankte sich für den „schönen Abend“.
„Nein, nein, du verstehst nicht...“ sagte ich, „ich will dich, hörst du, ich WILL dich!“
„Wie? Du WILLST mich.“ Sie lächelte ganz verlegen. Es war ein unechtes, geheucheltes Lächeln, ich roch förmlich ihre sich steigernde Angst.
„Du hast mich schon verstanden...“ Ich tat einen Schritt auf sie zu und sie wich zurück. „Ich WILL dich und ich will dich jetzt.
„Sex?“ fragte sie ganz naiv.
Es war mehr als Sex. Ich wollte ihren Körper besitzen, ihn mir unterordnen. Ihn in meinen zahlreichen Besitztümern aufnehmen.
„Ne du, das läuft nicht“, sagte sie, „kein Sex am ersten Abend! Das ist meine Devise, sorry!“ Sie machte Anstalten zu gehen.
„Du verstehst nicht“, entgegnete ich, „ich bekomme IMMER was ich will. Es gibt immer Wege, seinen Willen zu bekommen. Wenn ich sage, ich will dich, dann bekomme ich dich auch, verstanden?“
„Du...du bist doch krank, geh jetzt oder ich...ich rufe die Polizei!“
„Ach, wie süß! Hat da jemand Angst? Wie willst du denn die Polizei rufen? So ohne Handy...“
Ich präsentierte ihr ihr Handy, welches ich ihr klugerweise abgenommen hatte, denn ich kann Menschen sehr gut einschätzen.
*
Es gibt den Typ Frau, der selbstbewusst und vor allen Dingen laut nach Hilfe schreit. Diese Personen sollte man sofort knebeln.
Dann haben wir die Sorte Tränengas und Trillerpfeife. Verhält sich ähnlich wie beim Handy. Gegenstände dieser Art am besten sofort entfernen.
Dem Modell Selbstverteidigung habe ich einen schwarzen Gürtel in Taekwondo entgegenzusetzen. Ein Wunsch aus meiner Kindheit, der mir selbstverständlich gewährt wurde.
*
Meine Eltern zogen es nie in Betracht, einen Psychologen um Rat zu fragen. Sie dachten, mein Verhalten wäre normal. Da ich Einzelkind war, hatten meine Eltern nie wirkliche Vergleichsmöglichkeiten. Mit anderen Eltern wurde über Geld, Gesundheit bzw. Krankheit und über anderen oberflächlichen Kram geredet. Die eigenen Kinder waren nie ein Gesprächsthema. Kinder werden wie die Eltern, das ist ja wohl klar!
Und ich forderte und forderte und bekam alles, was ich wollte. Vielleicht hatte ich Arnold Schwarzeneggers „philosophy of staying hungry“ ein wenig zu ernst genommen oder einfach nur falsch verstanden. Zufrieden war ich nie. Es gab immer etwas, das mir fehlte und ich musste es immer haben, egal wie teuer.
*
Richtige Probleme hatte ich in der Schule. Hier war der Wille des Lehrers oberste Priorität. Es
gab unzählige Streitereien mit den Lehrern und ich stellte immer auf stur. Schreien, Heulen, Drohen. All das war hier nutzlos, ich hatte nur Schaden davongetragen.
Schließlich, nach zweimaligen Wechseln der Schule, bekam ich Privatunterricht. Die Lehrer waren sehr nett und mussten meinen Willen akzeptieren. Wenn ich keine Hausaufgaben machen wollte, machte ich sie nicht, wenn ich die Vokabeln nicht zum zweiten mal aufsagen wollte, tat ich es nicht. Mein Vater zahlte gut und Geld war das einzige, worauf es den Lehrern ankam.
Wie schön, dass man sich die Menschen immer kaufen kann.
Wie heißt es doch in Murphy’s Law: Whoever has the gold makes the rules!
Da ist schon was dran. Geld regiert die Welt.
Das Geld vergiftet unsere Gesellschaft, aber mich nicht. Nein, ich bin keine Marionette des Kapitalismus, ich habe den Durchblick. Geld ist für mich ein Machtinstrument, um Menschen zu beeinflussen oder sogar zu instrumentalisieren. Dieses Machtinstrument besitze ich glücklicherweise in Massen, meinen Eltern sei Dank.
Mittlerweile hatte ich nämlich die Firma meines Vaters übernommen. Die Mitarbeiter wussten, dass es in einer Firma wie dieser immer nach dem Willen des Chefs geht und ich war zweifelsfrei der Chef. So gesehen der perfekte Job für mich.
*
„Du tust mir weh!“ Ich umklammerte ihren Arm heftig und zerrte sie hinter mir her.
„Was hast du mit mir vor? Jetzt sag doch bitte was! BITTE!“ Sie begann zu weinen und zu schluchzen.
„Ich sagte doch, ich will dich, jetzt sei lieber ruhig!“ Gelassen ging ich mit ihr im Schlepptau zu meiner Waldhütte. Keine Spaziergänger kamen uns entgegen, das war gut. Eigentlich war um drei Uhr morgens sowieso kein Personenverkehr im dunklen Wald zu erwarten. Trotzdem war Vorsicht angebracht. Man weiß ja nie...
„Da wären wir.“ Mit meiner linken Hand fummelte ich den Schlüssel aus meiner Hosentasche, mit der rechten Hand hielt ich sie immer noch fest. Tür aufgeschlossen und rein in die gute Stube.
Ich schloss die Tür ab und begann nun, mich meiner Bekanntschaft zu widmen. Ich streichelte ihre Beine. Ich war sehr zärtlich, sah aber, dass sie zitterte.
„Ganz ruhig...“ hauchte ich in ihr Ohr und beugte mich über sie. Ich küsste ihre Lippen und merkte, dass mein Kuss in keinster Weise erwidert wurde. Meine Hand glitt ihren Körper hinab, über ihre Wange, ihren Hals, ihre Brüste, ihren Bauch, ihren Oberschenkel, ohne ihr gleich unverschämt zwischen die Beine zu gehen. Ich behandelte sie wie eine Blume. Ganz behutsam öffnete ich ihre Kleidung. Ihr wunderschöner, nackter Körper bot sich mir dar. Haut so zart wie Samt und Seide, ein traumhafter Teint, ich hatte eine sehr gute Wahl getroffen.
„Du bist schön.“ Sagte ich ihr und streichelte ihren weichen Bauch und ihre Taille. Plötzlich verspürte ich gar keine Lust mehr auf Sex. Ich wollte einfach nur ihren Körper streicheln und es war schließlich mein Wille, der zählte.
Ich blickte in ihre Augen, um zu sehen, ob es ihr gefiel, wie ich sie berührte. Ich wollte, dass es ihr gefiel.
Tränen liefen über ihr Gesicht. Ihr Blick war starr vor Angst.
*
Da war dieses Mädchen in meiner Nachbarschaft. Sie war genauso alt wie ich, wunderschön, brünett und groß. Das einzige Manko war ihr Freund. Dabei wollte ich sie haben.
Ihr Freund fuhr ein Auto, denn er war schon 21. Sie selbst war wie ich 16. Ich musste mich immer noch mit meinem Fahrrad rumquälen. Schließlich nahm ich eines Tages den Autoschlüssel meines Vaters und entführte kurzerhand sein Auto, um ihr zu imponieren. Mit dem Auto, einem Mercedes, umzugehen war kein Problem. Automatik macht’s möglich. Leider fuhr ich den Wagen mit Tempo vierzig in ein anderes parkendes Vehikel. Totalschaden.
Mein Vater tobte und fluchte, aber das war mir egal. Ich wollte das Auto fahren, ich bin es gefahren.
Das Mädchen aus der Nachbarschaft war auf mich aufmerksam geworden.
„Hey du!“ schrie sie mir zu.
„Was ist?“ Ich ging auf sie zu.
„Ne echt lustige Aktion von dir...wie heißt du eigentlich?“
„Ich bin Patrick und du?“
„Eva, ich wohne hier gleich um die Ecke. Ich muss jetzt aber los, war nett dich kennen zu lernen. Ciao.“
„Ciao, Eva!” Sie kannte mich jetzt und sie hatte Interesse an mir, das merkte ich. Da war nur noch ihr Freund, der mir im Weg stand...
Von Technik hatte ich null Ahnung, aber aus dem Internet besorgte ich mir Angaben über den Aufbau eines Autos, besonders interessierte mich die Lage der Bremsleitung.
Nachdem ich mich schlau gemacht hatte, schritt ich zum Auto von Evas Freund, einem lächerlichen Polo, und zerschnitt die Bremsleitung.
Noch am selben Abend fuhr er, leider mit Eva, gegen einen Baum. Er überlebte schwer verletzt, für Eva gab es jedoch keine Chance, sie starb an Ort und Stelle. Ich kann nicht sagen, dass mich ihr Tod sonderlich berührte, ich war aber sauer, dass ich meinen Willen nicht bekommen hatte. Ich wollte mit Eva zusammen sein, doch nun war sie tot.
Einen Monat wütete ich vor mich hin. Ich hatte meinen Willen nicht bekommen. Ich erkannte, dass ich gegen höhere Mächte keine Chance hatte. Erkannt hatte ich aber auch, dass ich Macht über Leben und Tod besaß. Das gefiel mir.
*
„Musst du diesen schönen Moment kaputtmachen?!“ Ich war sehr wütend. Sie lag da und heulte, während ich ihr mein gesamtes Repertoire an Zärtlichkeiten offenbarte.
„Es...es tut mir leid...“ Ihre Stimme bebte und mit ihrer Stimme auch ihr wunderschöner Körper, es erregte mich.
„Ich will, dass es dir gefällt, verstanden? Jetzt zeig schon, dass es dir gefällt!!“ Ich begann damit, sie erneut zu streicheln. Sie stieß kurze Atemzüge aus, die mich jedoch nicht zufrieden stellten. Ich streichelte heftiger, auch an Stellen, die ich vorher ausgespart hatte. Sie begann, in geregelten Abständen zu quieken. Das wollte ich hören.
Schließlich überkam es mich doch und ich wollte mit ihr schlafen. Ich zog mich aus und legte mich auf sie. Ich schlief mit ihr. Vergewaltigung, so würden es die anderen nennen. Für mich war es einfach nur Sex.
Nun hatte ich das Problem, dass ich mich als Chef einer angesehenen Firma strafbar gemacht hatte. Ich wollte, dass das Mädchen unser Rendezvous für sich behält. Es musste eine Möglichkeit geben, sie zum Schweigen zu bringen...
Ich nahm den Stuhl, der in der Ecke des Raumes stand und schlug ihn ihr über den Kopf. Sie überlebte diesen Angriff.
Sie liegt da und windet sich. Sie schaut mir beim Schreiben zu. Aus der dicken Platzwunde an ihrem Kopf sickert Blut. Sie zittert und wimmert, da sie mittlerweile gemerkt hat, dass es ihr letzter Tag ist.
„Es tut mir leid“, sage ich, „ich kann dich nicht gehen lassen. Wenn das hier jemand erfährt, bin ich ruiniert.“
Sie ist zu benommen vom Schlag, um mit mir zu reden. Schließlich krächzt sie aber ein „Töte mich nicht.“
„Wenn ich es aber will...?“ Ihr Blick ist voller Panik, als sie diesen Satz hört. Ich habe noch nie einen Menschen mit den eigenen Händen umgebracht. Das mit Eva war fahrlässige Tötung, aber jetzt? Ich muss sagen, dass mich die Vorstellung durchaus reizt. Ich habe Vieles in meinem Leben ausprobiert, war jedoch nie wirklich zufrieden. Das Töten ist Neuland für mich. Wer weiß, vielleicht gefällt es mir ja? Ich will es auf jeden Fall probieren und wenn ich etwas will, dann mache ich es auch.
Ich gehe zu ihr, lege ihr sanft meine Hände um den Hals und beginne stark zuzudrücken. Sie röchelt, sie hustet, sie strampelt, aber vergebens. Ich bekomme immer meinen Willen. Kurze Zeit später liegt sie regungslos am Boden. Es ist so verdammt einfach...
Ein Menschenleben einfach so ausgelöscht, dem lieben Gott ins Handwerk gepfuscht. So fühle ich mich auch, göttergleich. Ja, ich habe meinen Willen bekommen und ich bin zufrieden. Konsequenzen kümmern mich nicht, Ich habe meinen Willen bekommen, so soll es sein. Den Kadaver lasse ich im Wald verschwinden. Ich vergrabe ihn ganz tief. Das wird seine Zeit dauern bis ihn jemand findet.
*
In der Zeitung steht, dass es keine konkreten Hinweise gibt, wo sich das vermisste Mädchen aufhalten könnte. Sie sei am selben Abend mit verschiedenen Männern gesehen worden. Einer davon müsse wohl der Täter sein.
Ich denke, ich werde mich bei der Polizei melden. Natürlich mit einem mehr als wasserdichten Alibi. Dafür ist das Geld schließlich da. Ich werde das Machtinstrument Geld spielen lassen und einen Menschen nach meinen Vorstellungen instrumentalisieren. Schon habe ich ein Alibi.
Ich werde sagen, dass Mädchen habe mit mir geflirtet, ich habe ihr Getränke spendiert und sei dann aber nach Hause, nachdem ich gesehen hätte, wie sie mit einem anderen rummache. Letztendlich sei ich zu meinem „guten Kumpel“ gefahren, um ihm genau dieses zu erzählen.
*
Mittlerweile verspüre ich wieder Lust, ich werde mir noch ein Mädchen holen. Ich will ein neues Mädchen. Ich werde heute Abend wieder in die Disco gehen und mir ein junges Ding holen. Ich werde meine Art zu Morden perfektionieren. Ja, das will ich.
*
Ich werde immer meinen Willen bekommen. Niemand kann es mir verbieten. Es wird immer Mittel und Wege geben...
[ 15.07.2002, 14:12: Beitrag editiert von: weirdgeist ]