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Ich will töten

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20.08.2017
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Ich will töten

Mörder ist nach dem deutschen Strafgesetzbuch, „wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln“ einen anderen Menschen tötet. Gott hat Abels Opferlamm akzeptiert, aber Kains Gabe verschmäht. Nachdem Kain seinen Bruder Abel auf dem Feld mit einem Stein erschlagen hatte, könnte man aus verletzter Eitelkeit und vielleicht Eifersucht ein Motiv beschreiben, das unter die Tatbestandsmerkmale des § 211 StGB subsumiert werden könnte.
So glasklar wie im ersten biblischen Mord ist es keineswegs immer.

Seiner Meinung nach war er selbst kein Mörder, denn er hatte einen ihm völlig unbekannten Menschen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und dann die lange Stahlklinge eines Schraubenziehers mit einem Deltaschleifer angespitzt. Am nächsten Abend hatte er ihn mit einem einzigen kräftigen Stich getötet. Er war dadurch war seinem Selbstverständnis nach keineswegs zum Mörder geworden, weil er die Tat nur aus einem Grund begangen hatte, der nach seiner wenig ausgeprägten juristischen Kenntnis nicht über die sogenannten Mordmerkmale des Gesetzes verfügte.

Er wollte prüfen, ob er in der Lage war zu töten. Ein anderes Motiv gab es einfach nicht.

Mordlust? Nein, es war für ihn ein nüchterner, vollkommen lustfreier Selbsttest. Sexuelle Erregung? Nein, absolut nicht. Eine solche Art der Triebabfuhr spielte nicht einmal in seinen dunkelsten Phantasien eine Rolle. Habgier, in welcher Form auch immer? Nein, er wusste beispielsweise gar nicht, ob sein Opfer eine Brieftasche bei sich getragen hatte.

Natürlich hatte er sein Vorhaben geplant und vorbereitet. Sofort tödlich sollte sein senkrechter Stich von hinten in die Schulter hinter das Schlüsselbein bis ins Herz sein. Er hatte im Web eine bildliche Darstellung dazu entdeckt. Seine präparierte Waffe hatte er zuvor niemals berührt, ohne Latexhandschuhe zu tragen. Er hatte den Tatort vorher inspiziert. Heutzutage gab es nur noch wenige Plätze, an denen man nicht befürchten musste in eine Videoüberwachung zu geraten. Als potenzielles Opfer hatte er vor der Tat auch Frauen, Kinder, kräftige Männer und auf Anhieb erkennbare Ausländer ausgeschlossen. Er wollte im Nachhinein keine Diskussion über Fremdenfeindlichkeit entfachen.

Er hatte ihn am Vortag sorgfältig beobachtet. Er kam wieder um dieselbe Zeit nach Hause. In der Mitte des nicht ausgeleuchteten Hofeingangs stand er, beugte sich sichtlich bemüht über den Türgriff und versuchte einen Schlüssel in das Schloß zu schieben. Der ältere gekrümmte Mann litt vielleicht an einer Bechterew-Erkrankung und vielleicht hatte er ihm sogar einen Dienst erwiesen, vielleicht von einem Leiden erlöst. Er hatte nicht abgewartet bis der Mann zusammen gebrochen war. Eine Agonie, ein langer Todeskampf musste ausgeschlossen sein, weil der Stich perfekt von ihm gesetzt worden war. Er wendete sich sofort ab. Ohne Fluchtreflexen nachzugeben, verließ er gemessenen Schrittes den Ort. Während oder gleich nach seiner Tat drängte sich ihm der Gedanke auf, ob er nicht ein guter Chirurg geworden wäre.
Am nahe gelegenen Strom entsorgte er die Tatwaffe mit einem weiten Wurf ins Wasser, die Latexhandschuhe steckte er in einen Gulli.

Am nächsten Tag war es sonnig, und er hatte sich auf die Terrasse eines Cafés in der Fußgängerzone gesetzt. Er trank einen Espresso und blätterte in der Lokalzeitung. Man berichtete von einem bisher rätselhaften Mord in der Altstadt. Jemand sei heimtückisch von hinten erstochen worden. Die Spurensicherung sei bisher noch zu keinen verwertbaren Ergebnissen gelangt.
Heimtückisch also? § 211 Strafgesetzbuch? Wieso denn heimtückisch?

Ein Kind solle man zeugen, einen Baum pflanzen, einen ordentlichen Beruf erlernen, eine gute Ehe führen, die Umwelt sorgsam behandeln. Alles das stand schon länger auf der Habenseite seines Lebens. Und seit gestern fühlte er sich so, als ob jetzt nichts Wesentliches mehr zu tun sei. Er empfand eine für ihn neuartige Genugtuung, so, als habe er alle Punkte einer To do list erfolgreich abgearbeitet. Er war um eine elementare Lebenserfahrung reicher geworden.
An der backsteinernen Hauswand des Cafés rankte ein alter stämmiger Blauregen bis zum Dachfirst hoch und hatte sie in ein hellblaues Blütenmeer getaucht. Darinnen summten und brummten unzählige Bienen und Hummeln. Er beschloss, noch eine Weile auf der Terasse zu verweilen, um den Sommertag zu genießen. Pralles Leben im Hier und Jetzt. Ein perfekter Tag.

 

Hallo Vertellminix

irgendetwas hat Dein Text. Aber es stören mich auch einige Dinge. Ich fange mal mit den mich störenden Dingen an - weil das meist einfacher ist :)

Der erste Absatz klingt so öde. Ja, er ist auch irgendwie notwendig. Ich würde die ersten beiden Absätze einfach tauschen. Dann fängtst du mit dem Protagonisten an, und es wird nicht ganz soo sachlich. Und vom Inhalt verlierst Du nichts.

Er war dadurch war seinem Selbstverständnis ...
Da ist ein war zuviel.

Dann plätschert so emotionslos dahin. Bis zum Caffee auf der Terasse.
Ich verstehe ja, dass Du genau das bei deinem Protagonisten ausdrücken willst. Leider zieht sich das in die Geschichte bis zum Leser, wo die Gefahr besteht, dass es als Leser doch zu schnell langweilig wird. Ich habe es gelesen, ok - einer, den ich nicht kenne ist weg, der andere ist noch da - aber keine Gefahr, Dieser Punkt der ToDi-Liste ist ja erlegt. ALso: Text vergessen. Fertig

Soweit mein Leseeindruck.
dennoch: gern gelesen :)
Gruss
pantoholli

 

Der Tausch der Absätze überzeugt mich.

Ja, ganz eindeutig ein verstottertes "war".

Danke.

 
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Hi Vertellminix,

über das Thema deiner Geschichte hat wahrscheinlich jeder schonmal nachgedacht, der auch nur im Entferntesten mit einem Stück Kriminallektüre zu tun hatte. Hat man es selbst in sich, einen Mord zu begehen, wenn man ihn so sorgfältig begeht, dass man dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann?

Seiner Meinung nach war [er!] selbst kein Mörder
Ich bin wahrlich kein Jurist, hab mir höchstens mal zwecks eigenen Geschreibsels deinen einleitenden Satz zu Gemüte geführt, trotzdem bin ich nicht einer Meinung mit deinem Protagonisten. Sein Trieb, es sich selbst beweisen zu können, zähle ich zu den auch von dir angesprochenen "sonstigen niedrigen Beweggründen", denn:

Unter niedrige Beweggründen versteht man alle, die nach allgemeiner rechtlich- sittlicher Wertung auf tiefster Stufe stehen, durch hemmungslose Eigensucht bestimmt und deshalb besonders verachtenswert sind.
(Quelle: Gössel/Dölling-StGB, BT I, München 2004, § 4 Rn. 24.)

So seh ich das. Aber dass der Mörder eine gestörte Wahrnehmung der Dinge hat, ist ja nicht unwahrscheinlich, wahrscheinlich sogar hochwahrscheinlich. ;)

Grüße
imperfektionist

PS: Höre gerade zufällig einen Song von K.I.Z und frage mich, ob der Titel deiner Geschichte auf einen ihrer Refrains anspielt? Wohl eher nicht ... So, das war also mein hundertster Beitrag hier im Forum!

 
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Das "er" habe ich ergänzt, merci.

Natürlich ist juristisch das Tatbestandsmerkmal "niedriger Beweggrund" erfüllt, womit lebenslänglich droht und keine 5 Jahre plus "nur" wegen Totschlags.
Aber dieser Gedanke spielt eben in seiner Eigenwahrnehmung überhaupt keine Rolle, er fabuliert sich in einen fast rechtsfreien Raum.
Weil er sonst ja in "normalen" Rahmenbedingungen zu leben scheint, dürfte forensisch dann auch mal ein Psychiater hinzu gezogen werden (Stichwort vielleicht: Soziopathie). Als möglichen Soziopathen - und eben nicht Psychopathen - habe ich einen fast konturlosen Mann gewählt, keinen spektakulären Dissozialen wie Jeffrey Dahmer, Ted Bundy, Fritz Haarmann oder Charles Manson.

Ehrlich gesagt kenne ich K.I.Z. gar nicht.

Danke für Deinen 100. Beitrag, imperfektionist

 
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Hallo Verti ,

Mörder ist nach dem deutschen Strafgesetzbuch ...
Den Anfang an sich finde ich interessant, aber dieser Satz
So glasklar wie im ersten biblischen Mord ist es keineswegs immer.
Ist echt nicht nötig.
Oh, und da hast du einen kleinen Plothole: Wieso will er denn unbedingt jemanden töten, ohne als Mörder zu zählen? So oder so hätte es doch rechtliche Konsequenzen für ihn, egal ob er einen Mord oder einen Totschlag begangen hat, oder?

Seiner Meinung nach war selbst kein Mörder
er selbst kein

*

Er war dadurch war*
Ein war zu viel.

Er wollte prüfen, ob er in der Lage war zu töten. Ein anderes Motiv gab es einfach nicht.
Ich denke, dass kann juristisch als "sonst aus niederen Beweggründen" interpretiert werden.

Mordlust? Nein, es war für ihn ein nüchterner, vollkommen lustfreier Selbsttest. Sexuelle Erregung? Nein, absolut nicht. Eine solche Art der Triebabfuhr spielte nicht einmal in seinen dunkelsten Phantasien eine Rolle. Habgier, in welcher Form auch immer? Nein, er wusste beispielsweise gar nicht, ob sein Opfer eine Brieftasche bei sich getragen hatte.
Hm, du bist nicht auf "sonst aus niederen Beweggründen" eingegangen. Da musst du den Prot auch eine Ausrede finden lassen.

Eine Agonie, ein langer Todeskampf musste ausgeschlossen sein, weil der Stich perfekt von ihm gesetzt worden war.
Ich gehe mal davon aus, dass dein Prot noch nie jemanden umgebracht hat, weil er ja wissen will, ob er jemanden töten kann. Wie soll er bitteschön jemanden so schön und elegant umbringen können? Dass ist unrealistisch, finde ich. Egal ob der Mann alt und krank ist oder nicht.

Darinnen
Entweder "darin" oder" drinnen".

Lieber Vertellminix,
Das ist eine sehr schöne, kreative Idee. Leider verschwendest du sie komplett.

Deine Figuren haben gar keine Tiefe. Sie bleiben Schattenfiguren ohne Persönlichkeit.
Wenn eine Schattenfigur getötet wird, bin ich dann erschüttert? Nein, es ist mir egal.
Wenn eine Schattenfigur mir erzählt, wie er jemanden getötet hat, lese ich dann gespannt mit? Nein, dass ist mir auch egal.

Und zusätzlich dazu hast du auch noch für so einen kurzen Text ziemlich viele Probleme in der Handlung.
Also, tut mir leid, aber es wirkt so, als hättest du diese Geschichte schnell an einem Tag geschrieben, ohne später nochmal kritisch darüberzulesen.
Tut mir wirklich leid, aber so wirkt es auf mich. Lass dich nicht entmutigen :)

LG,
Alexei

 

alexei

Die Schnellschreiberei oder auch Tipperei ist wirklich ein Laster von mir.

Die Art dieses Tötens hat mir einmal ein pensionierter GI beschrieben, der wohl vor oder hinter einer Front von Vietcongs seinem "Handwerk" nachgegangen ist. Wie auch beschrieben habe ich es dann noch einmal im Web recherchiert, allerdings habe ich auch erhebliche Zweifel, ob jemand, der nicht vom Fach ist, das auf Anhieb so "problemlos" erledigt.

Auch deine weitere Kritik empfinde ich als Hilfe.

 

Hallo, Verstelli,

Vielen Dank für deine Story! Sie hat mir sehr gut gefallen.

Das Einzige, was mir nicht so gut gefallen hat, war der Titel. Der ist mir zu gerade. Ich hätte mir etwas schnorkelhafteres gewünscht, genau so wie dein Held.

Viele Grüße
Herr Schuster

PS Herr Tolstoj meinte einmal "man muss einen SOhn großziehen, einen Baum pflanzen und ein Haus bauen". Dein Held zitiert auf jeden Fall falsch den Klassiker. Das finde ich sehr reizvoll von ihm.

 

Vielen Dank, Herr Schuster,

ehrlich gesagt gibt es ja zu dieser "Sohn-Baum-Haus-Kiste" heute viele Varianten, aber ich wußte nicht, dass der Ursprung bei Tolstoi liegt. Man stirbt nicht dumm, wenn andere mehr wissen.

Stimmt, der Titel ist etwas knallig und plakativ.

 
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Hallo Vertellminix

Meiner Ansicht nach ist dieser Text in mehrfacher Hinsicht misslungen.

Inhaltlich ist der Text nichts weiter als die Präsentation eines Gedankens, einer Idee, die zudem alles andere als neu ist. Diese Idee wird weder erweitert noch variiert. Solche Schwächen könnten durch eine ansprechende Ausgestaltung aufgefangen werden, aber …

Erzähltechnisch ist der Text ein verunglückter Hybrid zwischen Essay und Geschichte. Die narrativen Elemente beschränken sich mehr oder weniger auf die besondere Tötungsart und einer Schilderung eines Cafébesuchs am nächsten Tag. Eingeleitet wird der Text durch einen geschwätzig wirkenden Exkurs zum Mord von Kain an Abel, danach folgen erklärende Passagen zur Motivlosigkeit des Täters, zum Prinzip der Auswahl des Opfers etc. Das passt nicht zusammen, fügt sich nicht zu einem mit Gewinn lesbaren Text.

Sprachlich ist der Text unausgereift. Trotz seiner Kürze finden sich einige umständliche, zum Teil auch fehlerhafte Formulierungen. Ein Beispiel:

Nachdem Kain seinen Bruder Abel auf dem Feld mit einem Stein erschlagen hatte, könnte man aus verletzter Eitelkeit und vielleicht Eifersucht ein Motiv beschreiben, das unter die Tatbestandsmerkmale des § 211 StGB subsumiert werden könnte.

Damit sagst du, dass derjenige, der Kain ein (nicht genanntes) Motiv zuschreibt, eifersüchtig oder eitel handelt. Suboptimal auch die Konstruktionen mit dem doppelten „könnte“.

Ein zweites Beispiel für sperrige, an Beamtensprache erinnernde Formulierungen:

der nach seiner wenig ausgeprägten juristischen Kenntnis nicht über die sogenannten Mordmerkmale des Gesetzes verfügte.

Darüber, wie viel Zeit und Energie du in diesen Text gesteckt hast, kann ich nur spekulieren. Mein Rat wäre, nach der Themenfindung eine längere Phase einzuschalten, in der du dir Gedanken dazu machst, wie dieses Thema – hier der motivlose Mord – in eine Erzählung überführt werden kann, um danach diesen erzählerischen Kern sorgfältig zu entfalten.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Grüß dich Vertellminix.

Mir ist es sympathisch, wenn man solche Gedankenexperimente versucht,
wie Dostojewski bei Schuld und Sühn/Vergehen und Strafe oder in deinem Fall.

Die Form ist hier und da ein Stolperstein. Die Rechtsschreibfehler wurden ja bereits angemerkt.
Trortzdem muss ich zugeben, dass für mich persönlich die Geschichte nicht an irgendwelchen Formfehlern scheitert, sondern in erster Linie an der Unreife. So als ob du versuchtest die Tomate grün zu ernten, obwohl sie sicherlich gut schmeckte, wenn sie gründlicher reifen dürfte. Ist das verständlich?

Es reicht eben nicht aus eine Figur zu nehmen, die keine Hemmungen hätte umzubringen das als Andeutung zu nutzen, dass er für das Strafgesetzt eine Ausnahme wäre oder so.
Löbliche Idee, bloß nicht ausreichend.

Liebe Grüße S.

 

Hallo Vertellminix,
dies ist dann mein erster Kommentar hier auf der Seite und ich hoffe, ich kann dir hilfreiche Anregungen liefern!

Sexuelle Erregung? Nein, absolut nicht. Eine solche Art der Triebabfuhr spielte nicht einmal in seinen dunkelsten Phantasien eine Rolle.
--> hat er denn überhaupt welche? Also „dunkelste Phantasien“? Aus der vorangegangenen Charakterisierung heraus versteht er sich als nüchternen Menschen. Und da er sich hier gerade aus seiner Sicht erklärt, würde er doch eher nicht formulieren, dass er „dunkelste Phantasien“ hat.
Natürlich würde jeder sagen, dass jeder dunkelste Phantasien hat. Aber einem Charakter, der aus reinem Interesse tötet, würde ich eine solche Formulierung eher nicht zuschreiben.


Natürlich hatte er sein Vorhaben geplant und vorbereitet. Sofort tödlich sollte sein senkrechter Stich von hinten in die Schulter hinter das Schlüsselbein bis ins Herz sein.
--> Hinten/Hinter finde ich etwas unschön. Da ich die Technik allerdings nicht kenne, muss ich fragen: Könntest du auch schreiben: „… von hinten in die Schulter, am Schlüsselbein vorbei bis ins Herz…“?


Es haben ja bereits mehrere Kommentare vor mir geschrieben, dass deine Kurzgeschichte noch mehr Idee als Geschichte ist. Dem würde ich mich anschließen, allerdings sehe ich einen guten Grundbaustein falls du weiter an dieser Idee arbeiten wölltest. Ich glaube, du hättest zumindest zwei mögliche Anknüpfungspunkte:

Er hatte nicht abgewartet bis der Mann zusammen gebrochen war.

Die erste Variante wäre: der Mann ist gar nicht tot. Der Mörder glaubt sich in Sicherheit, schließlich hat er alles perfekt geplant. Aber wie würde er reagieren, wenn er in der Zeitung von einem Überfall anstatt einem Mord läse? Das würde sein konstruiertes Gebilde der Wirklichkeit ins Wanken bringen und könnte spannend zu schreiben sein.
Allerdings würde dieser Vorschlag in eine ganz andere Richtung führen, als dein bisheriges Ende. Da ich dir sowas nicht einsam aufdrücken will (und nicht sollte), hier die zweite Variante:

Er empfand eine für ihn neuartige Genugtuung, so, als habe er alle Punkte einer To do list erfolgreich abgearbeitet.

Hier stellt sich mir die Frage: was macht der Mann nun mit seinem Leben? Was treibt ihn jetzt noch an?
Fühlt er sich erhaben, weil er eine Erfahrung gemacht hat, die er als notwendig ansieht und die doch so wenige außer ihm gemacht haben? Entwickelt er daraus eine Serienmörderkampagne?
Oder stürzt er sich in Selbstzweifel - sitzt fortan tausend Tage auf der Terrasse, bis er sieht, dass er keinen Grund mehr zum Aufstehen hat?
Ich finde, hier hättest du (theoretisch) einen soliden Ausgangspunkt für eine Geschichte mit Charakterentwicklung.


Hoffentlich konnte ich dir ein wenig helfen und liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

jede einzelne deiner Anmerkungen empfinde ich als hilfreich und auch bedenkenswert. Besonders deine letzte Frage hat es mir angetan.

Zum grundsätzlichen Thema "Mord ohne Motiv", "Mord an sich", "Töten als Selbsterfahrung" habe ich einige längere Versionen in der Schublade.
Deine Frage "Was macht der Mann nun mit seinem Leben?" ist in dem Kontext eine sehr gute Frage.

Hier in dieser eher konturlosen Version habe ich mich vor allem von den Tatbestandsmerkmalen des § 221 StGB leiten lassen.

Danke für deine Hinweise.

 

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