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Ich will schreiben!

Lex

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06.01.2004
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Ich will schreiben!

"Was soll ich schreiben?" denke ich.
Bequem sitze ich auf meiner blauen Couch, die elektrische Schreibmaschine auf meinem Schoß und weiß nicht, was ich schreiben soll. Die alte Pendeluhr zerlegt die Zeit in kleine Stückchen und tickt dabei laut. Ich will schreiben!!
"Aber was soll ich denn nur schreiben!" denke ich und seufze in Gedanken laut auf.

"Warum willst Du denn schreiben" fragt ES in mir.
"Will ich? Oder muß ich?" lautet meine Gegenfrage.
"Willst Du schreiben damit Du berühmt wirst?" läßt ES nicht locker.
"Ich will schreiben, damit es gelesen wird." antworte ich mir selbst. "Es soll gelesen werden, weil es spannend ist und fesselt. Weil es die Leser weg bringt, fortträgt in eine andere Welt, herausreißt aus dem Alltag. Wissen will ich vermitteln in spannender, unterhaltender Form, gefangen nehmen will ich mit atemberaubender, schier unerträglicher Spannung. Das will ich!".
"Aber ich kann es nicht." stelle ich nüchtern fest.
"Wieso nicht?" fragt ES mich wieder.
"Weil ich keine Geschichten erzählen kann." knurre ich mir zu.
"Wieso nicht?". Ganz schön lästig, dieser Frager.
"Weil es langweilig ist was ich erzähle und weil mir nichts spannendes einfällt, weil meine Phantasie nicht ausreicht." frustriere ich mich selbst.
"Keine Phantasie?" wundert ES sich. "Wer hat denn als Kind in stundenlangen Tagträumen Abenteuer durchlebt, die Welt gerettet, ist durchs All geflogen? Warst nicht DU es?"

"Ach, das ist lange her" winke ich ab "und schon längst vergessen. Es gibt keine Geschichten mehr!"
"Wieso nicht?" höre ich erneut in mir. Scheinbar ist das seine Lieblingsfrage.
"Weil die Geschichten zugedeckt sind, verschüttet, verlorengegangen, verstehst Du?" antworte ich wütend. "Sie sind vorbei, der ganze Schrott aus Lehre, Studium und den Prüfungen liegt darauf. Der Müll aus der täglichen Arbeit, die Probleme, ach, und überhaupt! Hör doch endlich auf!!".
"Du hast angefangen." stellt es sachlich fest. "Du willst schreiben ... oder mußt."
"Ja.. " seufze ich, diesmal sogar laut und nicht nur in Gedanken. "Ja, es drängt mich. Die Geschichtsfetzen und Bruchteile wollen raus, dann muß ich schreiben, sonst vergesse ich sie wieder. Aber meist ist es doch nur blödes Zeug!".
"Meist? Also nicht immer?" läßt ES nicht locker.
"Ich weiß nicht" antworte ich. Ich weiß es halt wirklich nicht!

"Dann finde es heraus" fordert ES mich sanft auf.
"Ja wie denn?". Langsam wird sie wirklich lästig, diese Fragerei.
"Du weißt es" meint ES geheimnisvoll in mir. "Du weißt es ganz genau!".
"Was soll ich denn wissen?" stelle ich mich stur und dumm.
"Es gibt nur einen Weg herauszufinden ob Du schreiben kannst. Und Du weißt genau was ich meine." lautet die strenge Antwort.

Ja, ich weiß es, muß ich mir selbst eingestehen. Ich kenne den einzigen Weg um herauszufinden, ob ich schreiben kann oder nicht. Aber er ist mühsam und ich scheue mich ein wenig davor.
"Also! Was ist dieser Weg, nun sag schon!" fordert ES von mir, hartnäckig und unnachgiebig.

"Es ausprobieren" antworte ich kleinlaut. "Ausprobieren zu schreiben, versuchen Geschichten zu erzählen und dabei zu lernen. Von vorne anfangen, wie damals, in der ersten Klasse. Als ich das Schreiben zum erstenmal lernte."
Laut stöhne ich auf. Unangenehme Erinnerungen an viel Schweiß und Mühe werden wach. "Und damit soll ich jetzt wieder anfangen?" frage ich zweifelnd und voller Zauder. "Wieder anfangen Schreiben zu lernen, zum zweiten mal?"
"Ja!" antwortet ES in mir. "Nur so wirst Du erfahren, ob Du es kannst. Nur wenn Du es versuchst, wirst Du Antwort auf diese Frage finden!".

Ohje, denke ich, das kann ja heiter werden. Und mühsam! Aber deswegen schreibe ich. Oder versuche es zumindest.

Ich sitze noch ein wenig stumm da, denke ein bißchen nach und schalte dann die Schreibmaschine auf meinem Schoß wieder aus.

 

Hallo Lex!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Für einen ersten Versuch ist Deine Geschichte schon fast unglaubwürdig gut. ;)
Gerade Dialoge fehlen in vielen Erstlingsgeschichten, Du führst ihn sogar gekonnt mit Dir selbst und erzählst nebenbei locker dahin. Alle Achtung, wenn das tatsächlich Dein erster Versuch ist! :thumbsup:

Besonders gefallen hat mir der Satz:

Die alte Pendeluhr zerlegt die Zeit in kleine Stückchen

arminius hat bereits die Interpunktion kritisiert, eine kleine Hilfe findest Du in der Korrektur-Checkliste. :)

Noch zwei Kleinigkeiten:

"als Kind in stundenlangen Tagräumen Abenteuer durchlebt"
- Tagträumen

"Es ausprobieren"
- auszuprobieren


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Muss Häferl zustimmen, die erste Geschichte hat doch nicht zum Inhalt, ass man schreiben muss, oder doch? Teile jedenfalls die Zweifel. Und bin gespannt, wie die Zeite wird ...fg*

Allerdings hat mih diese nicht begeistert. Du musst also schreiben, dann sei ehrlicher und sag warum, nicht nur so lasch hingeworfen, um berühmt zu werden, bescheib deine Träume, zeig, wie der Icherzähler ein fettes Dickrchen ist, der eine tolle Frau sah und in dem Moment ahnte, dass er sie niemals haben kann und den Schmerz darüber spürte, welche Empfindungen, welches Vergnügen ihm engeht. Die einzige Möglichkeit es dennoch auszuleben, an diesen Lebensfrüchten zu naschen, ist die Literatur, es niederzuschreiben. So was muss man da lesen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für Eure Antworten!
Mhmmm, die Interpunktion also ... Ich werde sie mir nochmal vornehmen :) Aber das war schon vor vielen Jahren zu Zeiten meiner Facharbeit ein Anliegen meiner damaligen Lehrerin. *seufz*

Ich vermute Euch mißfällt hier vor allem die Interpunktion im Zusammenhang mit der direkten Rede, oder? Da war ich mir beim tippeln wirklich nicht ganz sicher und werde nochmal nachlernen.

Häferl:
Danke für die Blumen! Ich habe mich sehr über dieses Lob gefreut!
Ja, es ist mein erster Versuch - zumindest das erste was ich jemand anderes lesen lassen. Alles bisherige waren nur Bruchteile einer nie fertig gewordenen Geschichte.
Danke auch für die Hinweise bezüglich der Tipfehler! Da hätte WORD mich ja auch darauf aufmerksam machen können, tststs... ;)

Schriftbild:
Du schreibst:
>Muss Häferl zustimmen, die erste Geschichte hat doch
>nicht zum Inhalt, ass man schreiben muss, oder doch?

Ahm... wieso nicht? Meine zumindest hat es.

>Du musst also schreiben, dann sei ehrlicher und sag
>warum, nicht nur so lasch hingeworfen, um berühmt zu
>werden, bescheib deine Träume, .....
>Frau sah und in dem Moment ahnte, dass er sie niemals
>haben kann und den Schmerz darüber spürte, welche
>Empfindungen, welches Vergnügen ihm engeht.
>...
>So was muss man da lesen

*lol*
Tja, Schriftbild, das ist dann aber nicht meine Geschichte *fg*. Ich denke aus meiner "Geschichte" sollte - möglicherweise auf subtile Art - hervorgehen, warum der Erzähler schreiben muß.
NICHT um berühmt zu werden (ich habe den Eindruck hier mißverstehst Du die Geschichte) sondern um eine Antwort zu finden.

Jedenfalls allen nochmals Dank für die Anregungen und

bis zur nächsten Geschichte ;)

Lex

 

Hi Lex,

du schreibst:
- ich weiß auch nicht recht unter welche Kategorie sowas fällt.
Mich erinnert dein Text an irgendeine Waschmittelwerbung, wo die gute Hausfrau mit XY wäscht und die schlechte mit YZ. Das soll aber keine Kritik sein, nur ein Vergleich. Vielleicht nennt man das "Inneren Dialog"? In Anlehnung an den Inneren Monolog?

Auf mich wirkt dein Text sehr theoretisch. In deinem Text geschieht nichts, und es ist nichts Sinnliches darin (Gerüche, Geschmack etc.). Spannung oder sprachliche Bilder fehlen, oder? Nur mit Überlegungen zu faszinieren, das ist meiner Meinung nach schwierig. Literatur muss Gefühle erzeugen, sagt Sol Stein in "Über das Schreiben". Das klingt sehr dogmatisch, aber ist es nicht so?

Grüße,
Stefan

 

Hi Lex!
Dein Beitrag gefällt mir gut. Besonders gut finde ich deinen flüssigen Schreibstil.
Mach weiter so!:cool:

Würmchen :engel:

 

hallo lex. ich finde deine geschichte wirklich gut und man sieht ganz deutlich wie es jemanden geht der zu schreiben beginnt und nicht weiß warum eigentlich. Mir ist es anfangs auch so gegangen aber dann habe ich mir einfach gedacht, so wie in deiner Geschichte dargestellt, versuchen kann ich es mal! mfg moon...

 

Hi,

ich sage gerne, dass ich die Geschichte gerne gelesen habe. Sie hat etwas, trägt einen von Satz zu Satz, wirkt wie ein Gedankenstrom in Form eines inneren Dialoges.
Eigentlich ist die Methode, über das Nicht- Schreiben- Können zu schreiben, paradox, doch wirksam, deshalb interessant und fördernd.
Weiter so.

 

Danke für die vielen Antworten, ich bin ganz überrascht von der Resonanz meines Geschreibsels!
Ich werde mir Eure Anregungen in einem ruhigen Moment nochmals vornehmen und versuchen sie einzubauen.

Maxy:
Der Schlußsatz bringt nicht das rüber was ich eigentlich sagen wollte. Vielleicht wäre er wie folgt klarer:

>Ich sitze noch ein wenig stumm da, blicke auf das
>Geschriebene und schalte die Schreibmaschine auf
>meinem Schoß wieder aus.

Denn der innere Monolog ist zugleich das, was er geschrieben hat!

Jbk:
wow, danke für dieses tolle Lob!!

leikoletti:
Also Waschmittel will ich eigentlich nicht verkaufen ! :)
Sicherlich hat der Text nichts sinnliches - das ist jedoch auch schwer, wenn sich die "Geschichte" gänzlich im inneren des Prot abspielt. Eigentlich ist's auch keine Geschichte - mehr ein Protokoll meiner Gedanken zu dem Zeitpunkt, als der Text entstand - und ich wirklich mit der Schreibmaschine auf der Couch saß.

Danke Euch allen,

Lex

 

"Der Zombie lebt!"
So kam es mir heute in den Sinn.

Denn es ist viel Zeit vergangen. 18 Jahre, um genau zu sein. Vor 18 Jahren schrieb ich obigen Text über meine wankelmütige Schreiblaune. Und geändert hat sich daran wenig. Eigentlich nichts. Sie war weg und wieder da, immer wieder. Und jetzt ist sie erneut vorbei gekommen.

In meinen alten Bookmarks kramte ich daraufhin wieder die Links zum schreiben hervor. Ettliche Links führten ins Leere. Doch siehe da, aus kurzgeschichten.de wurde nun ein wortkrieger – doch mein Account besteht noch! Und das Passwort ist mir auch auf Anhieb eingefallen – wenn das mal kein Zeichen ist?

Also wollte ich einfach nur mal ein "Hallo!" in die Runde werfen. Ich bin wieder da. Die Schreiblaune auch. Wie lange wohl? Niemand weiß es.
Gewöhnt Euch lieber nicht zu sehr an mich…

 

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