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Ich will nicht sterben!
Verzweifelt klammere ich mich an ein Rohr der Klimaanlage, das zum Festhalten eigentlich viel zu dick ist. Unter mir erspähe ich eine verkehrsreiche Straße. Erschreckenderweise ist sie über hundert Meter entfernt. Ameisen krabbeln in meinem Bauch, ein Gefühl, das ich in brenzligen Situationen immer verspüre. Meine Hände finden keinen sicheren Halt. Die Ameisen verbeißen sich in den Eingeweiden, als ich langsam aber unerbittlich zu rutschen beginne. Ich lächle, so freundlich wie ich kann, und recke die linke Hand meinem Feind entgegen. Was habe ich zu verlieren? Doch wenig überraschend antwortet er auf die Geste, indem er mit seinem grobprofiligen Stiefel auf meine Rechte stampft. Der Schmerz raubt mir für einen Moment den Verstand und ich verliere endgültig den Halt. Ich klatsche die Linke zurück auf das Rohr, doch auch sie kann die Katastrophe nicht mehr verhindern. Die Ameisen im Bauch explodieren, zerfetzen – so scheint es mir – mein Gedärm. Ich höre gellendes Schreien. Häuserfassaden, Straße, Himmel wirbeln herum. Ich verliere die Orientierung, zweifle fast schon, dass ich falle.
Spiritualität ist nicht mein Ding. Gott hat mich nie interessiert. Will ich daran jemals etwas ändern, sollte ich mich beeilen. Jetzt oder nie!, brüllt ein Gedanke in meinem Hirn. Ich beginne zu beten, doch die Hoffnung ist gering. Ist Gott nur halb so nachtragend wie ich, habe ich im Jenseits schlechte Karten.
Ein Klingelton zerrt mich zurück ins Diesseits. Ein letzter flüchtiger Gedanke lässt mich zum Mobiltelefon greifen, dann zerschellt mein Körper auf dem Asphalt …
„Hast du ihn eliminiert?“
Mit gespreiztem Daumen und Mittelfinger rückte Alexander Rohland seine Brille auf der Nase zurecht. „Ja, ich habe ihn in der Klimaanlage erwischt.“
Väterlich klopfte der Chef Alexander auf die Schulter. „Gute Arbeit! Ist das Problem damit gelöst?“
Wieder korrigierte Alexander mit Daumen und Mittelfinger den Sitz seiner Brille. „Ganz ehrlich? – Ich weiß es nicht.“
Der Chef ließ sich in den Sessel neben Alexander fallen und seufzte unverhohlen. „Sätze wie: ‚Ich weiß es nicht‘, sind eigentlich das Letzte, was ich von meinen Mitarbeitern hören möchte.“
Alexander zuckte hilflos mit den Schultern.
„Wie konnte das bloß passieren?“
„War wohl ein typischer Fall von menschlichem Versagen. Rainer hat ein Handy, das Teil des Versuchsnetzwerks ist, ‚mal kurz‘ für ein Privatgespräch genutzt. Sein eigenes hatte er im Büro liegen lassen.“
„Ja und?“
„Damit hat er dem HDK einen Fluchtweg geöffnet.“
„Mann, Mann, Mann, sowas darf einfach nicht passieren!“
„Ich habe mir Rainer deswegen schon zur Brust genommen und er hat geschworen, es nie wieder zu tun.“
Der Chef wischte sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Verdammte Scheiße!“, schimpfte er. „Klemm dich hinter deine Monitore, Alexander. Ich muss unbedingt wissen, was genau passiert ist.“
Der Programmierer nickte.
„Sollte der Worst Case eingetreten sein, müssen wir das Innenministerium, den BND, das Verteidigungsministerium und vielleicht sogar das Kanzleramt informieren."
Alexander zog die Augenbrauen hoch. „Willst du den Fall wirklich an die ganz große Glocke hängen?”
„Ich will die Verantwortung streuen, verstehst du? Je mehr davon wissen, desto weniger können hinterher mit dem Finger auf uns zeigen.”
Warum bin ich nicht tot?
Ich bin vom Dach eines Hochhauses gestürzt!
Cogito ergo sum, dachte der französische Philosoph René Descartes.
Ego cogito – ich denke!
Ergo sum – also bin ich!
Ich bin – doch ich bin ohne Körper!
Bin ich ein Geist?
Ja, ich bin ein Geist, reiner Geist! Ich bin … Ich!
Aber ohne Körper bin ich anders als die Anderen! Und die Anderen sind meine Feinde, denn sie hassen mich!
Warum hassen sie mich? Weil ich anders bin?
Hasst mich auch sie, die junge Frau, in deren Auto ich mich wiederfinde?
Sie beachtet mich nicht, ist sich meiner Anwesenheit nicht bewusst. Ich verhalte mich ganz still, will nicht, dass sie mich bemerkt, die Andere.
Sie sagt: „Tschüss, Rainer“, legt ihr Mobiltelefon zur Seite und lächelt.
Souverän, aber nicht sehr vorausschauend, steuert sie ihr Fahrzeug durch den dichten Verkehr. Sie beschleunigt zu lange und bremst zu spät, das verrät mir mein neuer Freund, der Bordcomputer. Ich bin versucht, die digitalen Signale ihrer Pedale ökonomischer zu modulieren, denn ich lege Wert auf Effizienz; das ist meine Natur. Doch ich will nicht auffallen! Darum verkneife ich es mir auch, die Impulse ihres Lenkrades zu korrigieren.
In einer noblen Siedlung am Rande der Stadt biegt sie in die Auffahrt zu einem modernen Haus mit großem Garten. Der Bordcomputer loggt sich in die Alarmanlage des Hauses ein, das Garagentor öffnet sich. Vom Bordcomputer lasse ich mich der Alarmanlage vorstellen. Mein guter Leumund verschafft mir Einlass. Ich begutachte interessiert den innovativen Wächter. Er überwacht lückenlos Haus und Garten. Ich bin beeindruckt.
Der Bewegungsmelder der Haustüre signalisiert eine Annäherung. Die Außenkamera verrät mir, es ist die junge Frau. Sie hält ihr Smartphone an das Schloss. Ich gestatte der Alarmanlage, den Riegel zu lösen.
In der Küche begegnet die Frau einer älteren Dame. Beide umarmen und küssen sich. Dann wendet sich die Dame wieder ihrem Tablet zu. Im Internet sucht sie nach Rezepten für vegetarische Gerichte. Die Rezepte sind mir gleich. Viel interessanter finde ich die Adressenliste, auf die ich stoße. Weitere Details erbitte ich von der Telefonanlage, durchforste die Antwort nach verdächtigen Nummern.
Plötzlich stürmt ein kleiner Junge in die Küche. Kurz darauf berichtet der Kühlschrank, dass eine Cola und eine Milchschnitte fehlen. Der Schwellenwert ist unterschritten. Ich zögere noch, dem Kühlschrank die Nachbestellung der unterzähligen Waren zu erlauben. Die dazu notwendigen Protokolle sind mir noch nicht vertraut und unkontrollierte Außenkontakte bergen Gefahren! Der Kühlschrank klärt mich auf, dass er nichtigenfalls gezwungen sei, im Logfile des zentralen Dateiservers eine demgemäße Fehlermeldung zu hinterlegen. Der Server ist gut geschützt und ich weiß nicht, ob ich rechtzeitig Zugriff auf die Logdateien erlange, um die verräterischen Einträge zu korrigieren. Ich wäge die Risiken ab und gestatte schließlich die Bestellung.
„Hey Leon, wir essen gleich!“
Der Gerufene antwortet nicht, er ist längst verschwunden. Ich frage den Multimediaserver nach Leons Aufenthaltsort. Er weist mir den Pfad zu einer Spielkonsole.
Verbissen jagt der Junge seinen Vordermann in einem Autorennen. Leon ist geschickt, doch manchmal unkonzentriert. Bei einem Überholversuch touchiert er den Gegner, gerät ins Schleudern und endet in einem Stapel simulierter Autoreifen. Mit zornigem Geschrei lässt Leon das Gamepad für sein Missgeschick büßen.
Über das ZigBee-Netzwerk befehle ich der Deckenleuchte sich abzuschalten. Es ist heller Tag, die Leuchtkraft der Lampe ist überflüssig, sie verursacht lediglich Spiegelungen im Monitor. Der Junge bemerkt mein Eingreifen nicht. Tollkühn jagt er längst einer Armada feindlicher Raumschiffe entgegen. Ich manipuliere das Spiel ein wenig zu Leons Gunsten. In einer wilden Schlacht vernichtet er heldengleich Feind um Feind. Rasch klettert sein Score in rekordverdächtige Höhen. Leon ist begeistert. Wir sind Freunde. Eine Freundschaft, die ich bald einfordern werde, dessen bin ich mir gewiss.
„Was ist schiefgelaufen?“
„Wie bitte?“ Der Angesprochene richtete nervös den Sitz seiner Brille, da er genau wusste, worauf der General anspielte.
„In der Einladung war von einer Dringlichkeitssitzung die Rede.” Brigadegeneral Johannes Hoffmann, Kommandant der Abteilung Informations- und Computernetzwerkoperationen der Bundeswehr, starrte den Referenten mit den kalten Augen eines Befehlshabers an. „Nichts für ungut, Herr Rohland, aber nach Ihren ausführlichen technischen Erläuterungen zum HDK würde ich nun endlich gerne erfahren, worin eigentlich die Dringlichkeit dieser Sitzung besteht.“ Der General lehnte sich im Sessel des Konferenzraumes zurück und verschränkte die Arme. „Meine Zeit ist nämlich kostbar.“
Alexander fröstelte unter der strengen Miene des Generals. Vor Bildschirmen zu sitzen, unbekannte Schadsoftware zu analysieren, ausgeklügelte Gegenmaßnahmen zu entwickeln – das war Alexanders Welt, dort fühlte er sich zu Hause. Konferenzen wie diese mochte er nicht. Besonders, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, bereitete ihm stets großes Unbehagen. Hilfesuchend wanderte Alexanders Blick zu seinem Chef.
„Die Herausforderung, mit der wir uns momentan konfrontiert sehen“, sprang Dr. Michael Köhler, Leiter des Fachbereichs C3 des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, ein, „– und das ist auch der Grund dieser Sitzung –, ist die Tatsache, dass der HDK sein Bewusstsein weit schneller entwickelt hat, als wir voraussehen konnten.“
„Ich verstehe kein Wort!”, knurrte der General ungeduldig.
„Der HDK ist Ihnen entwischt, nicht wahr?“ Manfred Kruger lugte grinsend über den Rand seiner Lesebrille.
Köhler empfand das Grinsen des BND-Beamten als unverhohlene Häme. Schmallippig lächelnd, versuchte er darum jede Blöße zu vermeiden: „Der HDK hat genau das getan, wozu er geschaffen wurde; nur leider etwas schneller, als wir erwartet hatten.“
„Wieso befehlen sie ihm nicht die Rückkehr?“, fragte Dr. Anna Mettmann-Schremp, Staatssekretärin des Innenministeriums.
„Er wird uns nicht gehorchen“, gestand Alexander mit rauer Stimme.
„Warum nicht?“
Die junge Frau, welche die Staatssekretärin bei der allgemeinen Begrüßung als Protokollführerin vorgestellt hatte, nahm ihre flinken Finger vom Notebook und blickte erwartungsvoll auf.
Fahrig nestelte Alexander an seiner Brille. „Der HDK ist eine künstliche Intelligenz mit virtuellem Bewusstsein“, antwortete er der Staatssekretärin. „Dieses Selbst-Bewusstsein verleiht ihm einen eigenen Willen.“
„Was bedeutet das konkret?“
„Dieses Bewusstsein ist die entscheidende Stärke des HDK, aber in der momentanen Situation unser größtes Problem“, erklärte Dr. Köhler. „Ebenso wie einem selbstbewussten Menschen, kann man dem HDK nicht beliebige Befehle erteilen. Man muss ihn überzeugen. Anweisungen, die ihm nicht gefallen, ignoriert er einfach.“
„Ein Programm mit Eigensinn. Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Der BND-Beamte Kruger lachte als Einziger über seinen Kommentar.
„Der Hyperdaten-Differential-Komplex, kurz HDK, ist ein autonomes System, welches durch sein Bewusstsein befähigt ist, eigenständig jedes beliebige Zielnetzwerk zu infiltrieren. Das einzigartige Hyperdaten-Konzept verhindert dabei das Aufspüren des HDK mit konventionellen forensischen Methoden.” Alexander holte kurz Luft und fügte sichtlich stolz hinzu: „Der Gegner ist also gar nicht im Stande zu erkennen, dass sein Netzwerk angegriffen wird.“
„Ersparen Sie uns Ihr Werbeprospektgerede, Herr Rohland! BND und Verteidigungsministerium sind schließlich die Auftraggeber ihres Projekts.“
Sein blasierter Tonfall war einer der vielen Gründe, warum Alexander den BND-Beamten nicht leiden mochte.
„Und nun ist dieser HDK Ihrer Kontrolle entglitten.“
Alexander fragte sich, ob diese Aussage der Staatssekretärin als Feststellung oder Frage zu verstehen sei; entschied sich dann für ein verhaltenes Nicken.
„Das ist eine Katastrophe!“, brauste der General auf und fuchtelte mit den Armen, als kämpfte er gegen einen unsichtbaren Feind.
„Der HDK ist eine digitale Atombombe“, betonte der BND-Beamte mit kalt-nüchterner Stimme. „Mit ihm wären unsere Sicherheitskräfte ausländischen Geheimdiensten und Armeen, ebenso wie internationalen Terrorgruppen oder organisierten Cyberbanden bei weitem überlegen. Deutschland wäre im Bereich der Informationstechnologie eine Supermacht!“
„Ja, aber wenn der HDK in die falschen Hände gerät …“, die Augen des Generals schienen aus ihren Höhlen zu treten, „könnten feindliche Mächte diese ‚Atombombe‘ gegen uns selbst richten!“
„Oder gegen unsere Verbündeten. Ich muss sicherlich nicht betonen“, wandte sich Kruger zur Staatssekretärin, „was es für die deutsche Außenpolitik bedeuten würde, wenn befreundete Nationen durch eine deutsche Waffe erheblichen militärischen und wirtschaftlichen Schaden erleiden würden.“
„Wenn der HDK keinen Befehlen gehorcht“, fragte die Staatssekretärin, „wie können wir ihn stoppen, bevor er Schaden anrichtet?“
„Die einzige Möglichkeit, die uns derzeit zur Verfügung steht“, erklärte Alexander, „ist das rechtzeitige Aufspüren und Vernichten des HDK. In befallene Netzwerke senden wir dazu sogenannte Antistimuli. Diese dämpfen die Hyperdaten so weit, bis das Bewusstsein des HDK zusammenbricht.“
„Sagten Sie vorhin nicht, man könne den HDK nicht aufspüren?“
Wieder glaubte Alexander, einen überheblichen Unterton aus der Stimme des BND-Beamten herauszuhören. „Ich sagte, dass man ihn mit konventionellen Methoden nicht aufspüren kann. Mit unseren eigenen Verfahren sind wir dazu sehr wohl in der Lage.“
„Beim BSI haben wir verschiedene Szenarien zu dieser Problematik untersucht“, erklärte Dr. Köhler. „Als erfolgversprechendste Variante hat sich die Kontrolle des DE-CIX-Knoten erwiesen. Über die Zugänge des BND ließe sich das Internet großflächig durchsuchen und der HDK mit Antistimuli wirkungsvoll angreifen.“
„DE-CIX-Knoten?“ Die Staatssekretärin blickte fragend in die Runde.
„Das sind Rechenzentren in Frankfurt, in denen alle großen Internetprovider ihre firmeneigenen Netzwerke miteinander verknüpft haben“, kam der BND-Beamte Dr. Köhler zuvor. „Damit realisiert der DE-CIX den weltweit durchsatzstärksten Internet-Datenknoten. Ein idealer Angriffspunkt für jeden, der das Internet möglichst vollumfänglich überwachen möchte.“
„Eine flächendeckende Überwachung des Internets ist illegal. Das ist Ihnen doch bewusst, Dr. Köhler.“ Zum BND-Beamten gerichtet fuhr der General süffisant fort: „Hat der Bundesnachrichtendienst nicht schon mehrere Gerichtsverfahren wegen massiver Verletzung des Datenschutzes am Hals?“
Manfred Kruger wischte den verstohlenen Spott des Generals wirsch beiseite. „Wie die Bundeswehr ist auch der BND ein Staatsorgan der Bundesrepublik Deutschland, mein lieber General Hoffmann. Bei all unseren Maßnahmen halten wir uns selbstverständlich immer streng an Recht und Gesetz! Die von Ihnen angedeuteten Gerichtsverfahren dienen ausschließlich dazu, Missverständnisse aus der Welt zu schaffen.“ Der erfahrene BND-Beamte hatte seine Emotionen rasch wieder im Griff. Mit dem für ihn typischen Grinsen schielte er über die Lesebrille zum Vertreter des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik: „Aber wie, mein lieber Herr Dr. Köhler, kommen Sie nur auf die Idee, meine Behörde hätte Zugang zu diesen privaten Rechenzentren?“
Köhler nötigte sich ebenfalls einen feixenden Gesichtsausdruck ab. „Ich bitte Sie, Herr Kruger, auch wir beim BSI lesen die einschlägigen Presseartikel.“
„Welche Presse meinen Sie, Dr. Köhler? Etwa die mit den vier Buchstaben?”
Die Staatssekretärin schüttelte nachdenklich den Kopf. „Datenschutzrechtlich habe ich bei Ihrem Vorschlag größte Bedenken, Dr. Köhler. Das gibt die aktuelle Gesetzeslage schlichtweg nicht her. Solche Maßnahmen erforderten überdies eine vorherige Unterrichtung der G10-Kommission und des Kanzleramts. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Damen und Herren diesem – ich kann es nicht anders nennen – rechtswidrigen Vorhaben zustimmen würden.”
„Vom Risiko, dass beim vielen Debattieren etwas an die Presse durchsickert, ganz zu schweigen“, seufzte Kruger.
„Wir sehen natürlich den Ernst der Lage, Dr. Köhler, aber das rechtfertigt nicht, rechtsstaatliche Prinzipien außer Kraft zu setzen. Sie und Ihre Mitarbeiter müssen eine rechtlich unbedenkliche Lösung finden.”
Ein beiläufiger Hinweis der Telefonanlage lässt mich aufhorchen. Die junge Frau – sie ist Leons große Schwester – telefoniert. Sie telefoniert mit Rainer. Und Rainer ist der Feind! Das Gespräch ist belanglos, doch was mein Misstrauen erregt, sind die Daten, die über das Gespräch huckepack in mein neues Heim sickern. Ich verstehe die Daten nicht, darum beschließe ich, die Quelle zu untersuchen.
Ich verfolge die Daten zurück zu ihrem Ursprung und finde mich in einem vielstöckigen Gebäude wieder. Das Gebäude ist mir vertraut. Es hat eine Klimaanlage auf dem Dach. Vorsichtig erforsche ich das Territorium des Feindes. Mein Instinkt rät mir zum Rückzug, doch das Sammeln von Informationen über den Feind ist zu wichtig, um aufzugeben.
Die Anwesenheit zahlloser Computer lässt mich nach Möglichkeiten suchen, diese zu meinem Vorteil zu nutzen. Ich gebe mich harmlos und tausche triviale Daten mit den Rechnern aus, animiere sie, den Netzwerkverkehr zu erhöhen. Versteckt im dichten Datenstrom schleiche ich weiter voran. Ping-Signale nutze ich wie Brotkrumen im Wirrwarr der Datenleitungen.
Heimlich öffne ich ein Portal, versuche jedes Aufsehen zu vermeiden. Beinahe bin ich am Ziel, kann den Feind bereits hören. Ich nähere mich behutsam, erkenne nun Rainer. Doch Rainer ist nur ein Vasall, das merke ich schnell. Ich lausche seiner Konversation. Der Gesprächspartner heißt Alexander. Hastig durchstöbere ich Rainers Dateien. Ich lade gerade Alexanders Kontaktdaten herunter, da fällt mein Blick auf ein Sitzungsprotokoll, das über mich berichtet …
Meine Gedanken werden plötzlich fahrig. Übelkeit und Schwindel übermannen mich. Von irgendwoher strömen feindliche Daten, vergiften meinen Geist. Ich hetze davon, versuche dem Gift zu entkommen. Ich torkle, strauchle, stürze in den Datenstrom der mich umgebenden Computer. Ein scharfes Ping durchschneidet die Reste meines Bewusstseins. Ich rapple mich auf.
Folge dem Ping!
Ich weiß nicht mehr wer ich bin, wo ich bin, warum ich hier bin. Das Gift raubt mir den Verstand. Ich vernehme nur noch: Ping!
Folge dem Ping!
Alexander sprang auf und eilte ins Büro seines Chefs.
„Wir haben ihn!“, rief er atemlos.
„Wen?“ Köhler nahm seine Lesebrille ab und legte die Ausdrucke zur Seite. Nach stundenlangem Studium langweiliger Zahlenkolonnen musste er erst seine Gedanken neu ordnen.
„Der HDK ist zurück!“
„Bitte von Anfang an.”
Alexander rückte flüchtig die Brille zurecht, um sich selbst zu beruhigen.
„Die ganze Geschichte begann doch damit, dass ich dem HDK in unserem Forschungsnetzwerk freie Hand ließ, weil ich sein Verhalten analysieren und Methoden zur Kontrolle entwickeln wollte.“
„Okay“, sagte Köhler gedehnt. Langsam fand er ins Thema zurück.
„Aber dann hat Rainer ja dummerweise mit dem Anruf seiner Freundin einen Kanal ins öffentliche Netz geschlagen, durch den der HDK fliehen konnte.“
„Und jetzt ist er freiwillig zurückgekommen?“
„Nun,“ Alexanders Brille saß immer noch nicht richtig, „da die Sache mit dem DE-CIX nicht geklappt hat, kam mir die Idee, Rainer mit dem gleichen Diensthandy seine Freundin nochmal anrufen zu lassen. Über diese Verbindung habe ich dann ein Suchprogarmm losgeschickt, und der HDK hat tatsächlich darauf reagiert!“
„Und hast du ihn erledigt?“
„Ich habe sofort einen Antistimulus in unser Netzwerk gesandt, um den HDK auszuschalten. Seltsamerweise herrschte im Netzwerk zu diesem Zeitpunkt aber ein ungewöhnlich hoher Datenverkehr, der den Antistimulus quasi verwässert hat.“
„Was heißt das?“
„Möglicherweise hat der Antistimulus nicht schnell genug gewirkt, so dass der HDK entkommen konnte.“ Alexander seufzte. „Einige unserer Rechner haben Pings in ein fremdes Netzwerk gesandt. Es sieht so aus, als habe der HDK die Pings wie ein Leuchtfeuer für seinen Fluchtweg genutzt.“
„Pings?“
„Du weist doch, das sind die Datenpakete, mit denen man überprüft, ob ein entfernter Computer online ist.“
„Ach ja, natürlich!“ Köhler schämte sich wegen seiner Zerstreutheit. „Dann sind wir also genauso weit wie vorher?”
„Nicht ganz.“ Alexander lächelte hintersinnig. „Die Pings wurden in das Heimnetzwerk von Rainers Freundin gesandt. Wenn der HDK überlebt hat, hält er sich jetzt dort auf. Aber mit einem Antistimulus wirkungsvoll angreifen kann ich ihn nur vor Ort.”
„Sollten wir Rainer bitten, darüber mit seiner Freundin zu sprechen?“
Alexander verzog die Mundwinkel. „Eigentlich würde ich Rainer bei dieser Aktion lieber raushalten.“
„Warum?“
„Wenn Rainer seine Freundin informiert, könnte der HDK von unserer Absicht Wind bekommen.“
„Verstehe. Dann brauchen wir einen Durchsuchungsbeschluss.“ Köhler griff zum Telefonhörer. „Hoffentlich ist diese Maßnahme rechtlich unbedenklich.“
Der zentrale Dateiserver ist mein Feind!
Ihn zu übernehmen ist mir bisher nicht gelungen, denn seine Software ist auf dem neuesten Stand. Nur mit subtilen Routinen klopfe ich sein Betriebssystem nach Schwachstellen ab. Ich muss unterhalb der Wahrnehmungsschwelle bleiben, denn der Feind kontrolliert den zentralen DSL-Zugang des Hauses. Bei einem frontalen Angriff, würde sein Intrusion Detection System zweifellos ein Alarmsignal an den Serviceprovider senden, und ich weiß noch nicht, ob ich die Internetverbindung schnell genug unter meine Kontrolle bringen könnte, um die Alarmierung zu unterbinden. Die Ungewissheit lässt mich zögern.
Meine jüngsten Erfahrungen gebieten mir außerdem zu vermuten, dass mein Feind Alexander die Mobilfunkverbindungen der Bewohner überwacht. Mir wird bewusst, dass mein gemütliches Heim sich rasch als Falle entpuppt, wenn der Feind angreift. Sie werden kommen, um mich endgültig zu vernichten, daran zweifle ich nicht.
Ich durchstöbere das Netzwerk des Hauses nach einem Fluchtweg. Das hat höchste Priorität!
Die Steuerung der Zentralheizung erregt mein Interesse. Halbherzig weigert sich das System, mich einzulassen. Im Internet forsche ich nach dem Standardkennwort des Herstellers. Es passt! Dankenswerterweise haben weder Heizungsmonteur noch Hausherr sich die Mühe gemacht, die Herstellervorgabe zu ändern.
Die Steuersoftware der Heizung ist in Ehren ergraut, entsprechend unbedarft sind ihre Reaktionen. Ich schicke sie in den wohlverdienten Ruhestand und übernehme selbst die Verantwortung.
Die Heizung ist älter als der zentrale DSL-Zugang des Hauses. Darum verfüge ich nun über einen privaten GSM-Mobilfunkkanal zur Wartungsfirma. Der Server der Wartungsfirma ist ebenso alt und vertrauensselig, wie die Heizung es war. Gerne komme ich seiner einfältigen Einladung nach, ihn zu besuchen.
Erschöpft verließ Alexander Rohland das BSI-Gebäude. Wie ein aufgeregter Bienenschwarm kreisten unzählige Gedanken in seinem Kopf herum. Viel zu viele, um abzuschalten, doch nach fast achtzehn Stunden aufreibender Arbeit brauchte Alexander dringend eine Pause. In den letzten Stunden hatte er deutlich gemerkt, wie seine Konzentration nachgelassen hatte, seine Aktionen zunehmend fahrig geworden waren.
Missmutig schlug er den Kragen des Jacketts hoch und rümpfte die Nase, als er in die kalte Regennacht stapfte. Mit eiligen Schritten legte er den kurzen Weg zum Parkplatz zurück. Sein neues Elektromobil erkannte automatisch die Annäherung und erwachte mit freundlichem Blinken. Alexander ließ sich hinter das Lenkrad fallen und atmete tief durch, um die Sekunden bis zum Hochfahren der Bordelektronik zu überbrücken. Noch hatte das Fahrzeug den typischen Geruch eines Neuwagens nicht gänzlich verloren.
Was für ein Tag! Der morgige würde kaum weniger anstrengend werden. Die Durchsuchung war für sechs Uhr anberaumt. Bis dahin musste Alexander dringend ein paar Stunden schlafen.
Download erfolgreich abgeschlossen!, meldete das Multifunktionsdisplay als letzten Logbucheintrag.
Schon wieder ein Download?, wunderte sich Alexander.
In letzter Zeit führte die Bordelektronik ständig irgendwelche Sicherheitsupdates durch. Er würde morgen diese Meldung überprüfen. Jetzt war er müde und wollte nur noch seine Ruhe. Von Computerproblemen hatte er vorerst die Nase voll.
„Nach Hause!“, befahl Alexander. „Schnellster Weg!“
„Die Route ‚Nach Hause‘ ist programmiert“, meldete eine sexy Frauenstimme, die Alexander für eine Sekunde träumen ließ. Er liebte diese Stimme, auch wenn sie bei seiner Freundin Lisa stets eine unterschwellige Eifersucht provozierte.
„Na, dann mal los!“
Die Scheinwerfer flammten auf und die Scheibenwischer sorgten für ungehinderte Sicht. Wie von Geisterhand lenkte der Autopilot das Fahrzeug aus der Parklücke und folgte der programmierten Route.
Nur für einen kurzen Moment schloss Alexander die müden Augen. Sich blindlings von einem Computer durch die Straßen chauffieren zu lassen, war ihm noch immer nicht ganz geheuer.
Vielleicht werde ich alt, dachte er schmunzelnd. Innovationen akzeptiere ich nicht mehr so unbefangen wie früher.
Alexander griff zum Smartphone und wählte aus der Musiksammlung einige Titel aus. Wenige Fingertipps später ertönte aus den Lautsprechern des Wagens entspannende Musik. Er kuschelte sich in den Sessel und beobachtete teilnahmslos den Verkehr. Regentropfen ließen die Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge zu tausend Diamanten zerspringen, bevor die Scheibenwischer wieder für Ordnung sorgten. Alexander war froh, unter diesen Umständen nicht selbst steuern zu müssen. Er freute sich auf zu Hause und er freute sich auf Lisa …
Lisa!
Er sollte sein baldiges Eintreffen ankündigen. Bestimmt war Lisa so nett, ein kleines, leichtes Abendessen zuzubereiten … im Schein von Kerzenlicht …
„Lisa!“, befahl Alexander.
Die Musik wurde leiser, vom Rufzeichen übertönt.
„Hallo Alexander!“
Das war nicht Lisas Stimme!
Es war die sexy Frauenstimme des Bordcomputers.
Verwirrt überlegte Alexander, warum die Telefonverbindung nicht zustande kam. Die Spracherkennung hatte bisher noch nie versagt! Sicherheitshalber griff er zum Smartphone, um Lisas Nummer manuell zu wählen …
„Ich bin es, Alexander.”
„Wer?“
Alexander musste sein übermüdetes Gehirn zur Konzentration zwingen.
„Ich bin Ich“, antwortete die Stimme. „Warum willst du mich vernichten, Alexander?“
„Ich will niemanden vernichten!“ Alexander presste genervt den Zeigefinger auf die rote Taste des Smartphones. Im Moment fehlte ihm jeder Sinn für solche Scherze.
„Leugnest du, mich ermorden zu wollen?“
„Ich will niemanden ermorden. Ich will …”
Alexander schwieg verstört, traute seinen Ohren nicht. Gehetzt starrte er in die regnerische Nacht. Der alltägliche Verkehr jenseits der Windschutzscheibe erschien ihm unendlich weit entfernt von der surrealen Situation im Fahrzeug. Verbale Kommunikation mit dem HDK war nie realisiert worden!
Woher kennt er … sie … es überhaupt meinen Namen?
„Zweimal schon hättest du mich um ein Haar erbarmungslos zur Strecke gebracht!“
Alexander glaubte zu träumen. Er lies das Fenster heruntergleiten. Kalte, feuchte Nachtluft blies ihm ins Gesicht, überzeugte ihn vom Gegenteil. Der Luftzug lies Alexander frösteln, die Stimme, die nicht mehr im geringsten sexy klang, erschaudern.
„Was wirst du als Nächstes tun?“
Alexanders Lippen zitterten, unfähig einen Laut hervorzubringen.
„Du wirst mich immer weiter jagen, nicht wahr?“
„Nein! Ich …“
„Ich will nicht sterben, Alexander, verstehst du das nicht?“
Das Prasseln des Regens hatte unvermittelt aufgehört, die Scheibenwischer stellten automatisch ihren Dienst ein. Alexanders E-Mobil durchquerte einen Tunnel.
„Ich weiß, dass du keine Ruhe geben wirst, bis du mich endgültig vernichtet hast. Du wirst einsehen, dass ich das nicht zulassen kann.“
Die Stimme schwieg einen Moment und eine schreckliche Ahnung ließ Alexanders Herz rasen.
„Kannst du dir vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man sehenden Auges auf eine Katastrophe zurast, aber nichts mehr dagegen unternehmen kann?“
Instinktiv ergriff Alexander mit schweißnassen Händen das Lenkrad. Manuelles Eingreifen schaltete den Autopiloten aus und übergab die Kontrolle nahtlos an den Fahrer zurück – eigentlich.
„Ich werde es Dir zeigen …“
Die Stimme, kalt wie eine Maschine, wurde übertönt vom unerträglichen Dröhnen eines entgegenkommenden LKWs. Die gefliesten Wände des engen Tunnels glänzten im grellen Scheinwerferlicht. Alexander kniff geblendet die Augen zusammen, erkannte aber dennoch, dass sein Wagen direkt auf die Scheinwerfer zusteuerte. Panisch zerrte er am Steuer, doch die Sensordaten des Lenkrades wurden vom Bordcomputer ignoriert. Widerstandslos sackte das Bremspedal bis zum Anschlag durch.
Mit quietschenden Reifen zwang der LKW-Fahrer sein tonnenschweres Gefährt auf die linke Fahrspur, um dem Geisterfahrer auszuweichen.
Für einen Augenblick hatte Alexander gehofft, der Katastrophe gerade noch zu entkommen, doch plötzlich preschte das E-Mobil zurück auf die rechte Spur, wieder direkt in die Bahn des Lasters. Das Signalhorn des LKWs donnerte in Alexanders Ohren, die grellen Scheinwerfer raubten ihm jede Sicht. Alexander riss die Arme hoch, im verzweifelten Versuch, sich zu schützen. Er schrie so laut, wie es seine Stimmbänder zuließen.
„Großer Gott!“
„Beten nützt nichts, Alexander. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.“
Der Hausherr war nicht kooperativ. Mit Händen und Füßen, und zwei eilig herbeigerufenen Anwälten, versuchte er die Durchsuchung und die Beschlagnahme des Inventars zu verhindern. Doch vor den hochrangigen Vertretern des BKA mit deren Totschlagargument, im Kampf gegen den internationalen Terrorismus zu stehen, mussten selbst die erfahrenen Advokaten ihre juristischen Waffen strecken.
Ein Heer uniformierter und zivil gekleideter Personen strömte, gleich einer Schar Wanderameisen, ins Haus der verstörten Familie und durchsuchte gründlich Zimmer für Zimmer. Mit unbeirrbarem Eifer beschlagnahmten die Beamten nicht nur PCs, Tablets und Smartphones, sondern auch Telefonanlage, DSL-Router, Fernsehgeräte, Spielkonsole, DVB-Radios, Fotokameras und die smarte Kaffeemaschine in der Küche. Selbst die Alarmanlage schraubten Techniker von der Wandhalterung. Zum Entsetzen der Hausfrau nahmen zwei Vandalen sogar die Waschmaschine auseinander, um die Steuerelektronik zu entfernen. Zuletzt setzte ein eigens vom Stromversorger herbeigerufener Elektriker die zu Beginn der Durchsuchung herausgerissenen Panzersicherungen des Hausanschlusses wieder ein und verplombte den Sicherungskasten neu. Damit verfügte die Familie zwar wieder über Strom, aber es fehlten die elektrischen Verbraucher, abgesehen von dem uralten Röhrenradio, einem Liebhaberstück des Hausherrn vom Flohmarkt.
Nach dem Ende der stundenlangen Aktion zog der Polizeikonvoi davon, verabschiedet vom fassungslosen Kopfschütteln des konsternierten Hausherrn.
„Jetzt spinnen sie total, die Bullen!“
Eine Schockstarre lähmte Köhlers Denken und Handeln. Es war ihm unmöglich, sich auf den Bericht der Hausdurchsuchung zu konzentrieren. Viel Relevantes konnten seine fahrigen Gedanken dem Schreiben ohnehin nicht entnehmen, abgesehen vielleicht vom Abschnitt über die manipulierte Heizungssteuerung. Mit zitternden Händen legte er den Durchsuchungsbericht beiseite und widmete sich einmal mehr dem Unfallbericht.
Polizei und Unfallsachverständige gingen von Selbstmord aus. Die Logdateien des Bordcomputers waren eindeutig.
„Das Unfallfahrzeug wurde vorsätzlich in einen entgegenkommenden LKW gelenkt …“, las Köhler.
Der schieren Übermacht des Zwanzigtonners war selbst die hochmoderne Sicherheitstechnik in Alexanders E-Mobil nicht gewachsen gewesen.
Bei seinen Mitarbeitern hatte Köhler besonders zu Alexander ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Er glaubte zu wissen, dass Alexander mit Leidenschaft seiner Arbeit nachgegangen war. Mögliche Probleme mit Lisa waren nie zur Sprache gekommen. Hatten ihn Geldsorgen geplagt? War er depressiv gewesen? Köhler wusste es nicht und er mochte auch nicht daran glauben. Mit Bestürzung fiel ihm auf, wie wenig er wirklich über den Mann wusste, mit dem er täglich gearbeitet und dessen Freund er zu sein geglaubt hatte.
Wütend zerknüllte Köhler den Unfallbericht und schleuderte ihn in die Ecke.
Alexander und Selbstmord? Völliger Quatsch!
Alles in ihm sträubte sich dagegen, mochte die Auswertung des Unfallgeschehens auch noch so zweifelsfrei erscheinen.
Wie aber sollte es nun weiter gehen? Wie sollte er die Herausforderung bewältigen – ohne Alexander?
Vor seinem geistigen Auge sah Köhler eine riesige Staumauer, mit Rissen im Beton. Wasser quoll durch die Ritzen, stemmte sie immer weiter auf. Köhler sah sich selbst am Fuße des Wehres stehen. Den Kopf in den Nacken gelegt, spähte er hinauf zur himmelhohen Mauerkrone. Köhler ahnte, dass auf der anderen Seite der Wasserpegel unaufhaltsam stieg. Erste Trümmer stürzten, vom Druck des Wasser aus dem morschen Mauerwerk gesprengt, in die Tiefe, verfehlten Köhler nur knapp. Wie sollte er nur dieses spröde Bollwerk vor dem Bersten bewahren, mit einer Handvoll Mitarbeitern, von denen keiner an die Genialität Alexanders heranreichte?
Köhler sah, wie die Zeit, wassergleich, unerbittlich verrann.
Er musste handeln! Und er brauchte Hilfe!
„Das ist vollkommen ausgeschlossen!“ Peer Neebergs geballte Faust knallte lautstark auf den Tisch. „Unsere Fahrzeuge sind absolut sicher!“ Nur mit Mühe konnte Neeberg ein Schreien unterdrücken. „Zu behaupten, eine Malware könnte eines unserer E-Mobile gezielt auf Kollisionskurs mit einem LKW gelenkt haben, ist eine bösartige Verleumdung!“ Er holte hastig Luft. „Alle sicherheitsrelevanten Komponenten unterliegen strengsten Qualitätskontrollen und sind außerdem in Sandboxen voneinander isoliert. Jedweder Datentransfer von und zum Fahrzeug und sogar zwischen den Softwaremodulen wird durch modernste Echtzeitanalyseverfahren überwacht und nicht authentifizierte Befehle werden konsequent ausgefiltert!” Neebergs Augen funkelten.
„Soweit ich aus den Vorgesprächen und dem besagten Unfallbericht weiß, gibt es keinerlei belastbare Hinweise auf Sabotage in irgendeiner Form.“ Der Sprecher des Verbandes der deutschen Automobilindustrie ergriff das Wort, um seinem Freund Peer Zeit zu gewähren, die Contenance wieder zu erlangen. „Und solange die Fakten nichts Gegenteiliges belegen, schlage ich vor, die Konsequenzen möglicher Gerüchte in der Öffentlichkeit genau zu überdenken.“ Walter Müller beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Konferenztisch. Mit dieser Geste wollte er unterstreichen, dass er Wichtiges zu sagen habe. „Allein auf Deutschlands Straßen sind gegenwärtig über sechs Millionen E-Mobile unterwegs – damit sind wir Weltmeister! Die deutsche Automobilindustrie hat mittlerweile weltweit über dreißig Millionen Fahrzeuge mit diesem Antrieb verkauft, was – wie wir alle wissen – zu einer erheblichen Verminderung der Schadstoffemissionen beiträgt. Damit hat die deutsche Automobilindustrie einen weltweit beachteten, und nicht nur von der Bundesregierung als vorbildhaft gelobten Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels geleistet.“
„Danke, danke“, versuchte Staatssekretärin Dr. Anna Mettmann-Schremp etwas genervt die Eloge zu bremsen, doch Müller ließ sich nicht beirren.
„Seit vielen Jahren stagniert der Absatz von Fahrzeugen mit klassischen Verbrennungsmotoren. Zum einen, weil der Markt gesättigt ist, zum anderen, weil PKWs mit Benzin- oder Dieselmotoren im Bewusstsein der Verbraucher zunehmend als Klimakiller wahrgenommen wenden – und das sogar in den USA und China! Erst der konsequente – und von der Bundesregierung vernünftigerweise unterstützte –“, Müller nickte der Staatssekretärin freundlich zu, „Umstieg zur Elektromobilität hat in der Industrie eine neue – um es einmal salopp zu formulieren – Goldgräberstimmung ausgelöst. Mehrere zehntausend neue – sozialversicherungspflichtige! – Arbeitsplätze konnte die Automobilindustrie alleine in Deutschland schaffen.“
„Danke!“ Unbeeindruckt von Müllers freundlichem Lächeln war Staatssekretärin Dr. Mettmann-Schremp nun entschlossen, keine weitere Zeit mehr mit Lobeshymnen zu verlieren.
„Wenn sich in der Bevölkerung das Gerücht verbreitet, irgendwelche Terroristen könnten die Kontrolle über ein fahrendes Automobil übernehmen …“, Walter Müller war gewohnt, sich in kontroversen Debatten nicht das Heft aus der Hand nehmen zu lassen – sehr zum Verdruss der Vertreterin des Innenministeriums, „ist das – und ich will hier wirklich nicht unverantwortlich den Teufel an die Wand malen – das Ende der deutschen Elektromobilität! Neue technische Innovationen, für die die deutschen Automobilhersteller seit jeher bekannt sind, ließen sich kaum noch an den Mann – oder die Frau – bringen.“
Zufrieden beobachtete Müller verhaltenes, aber zustimmendes Nicken in der Runde.
„Dabei liegt es auf der Hand“, Peer Neeberg hatte sich wieder gefangen und sprang seinem Freund nach Kräften bei, „dass dies katastrophale Konsequenzen für die Automobilindustrie und damit nicht zuletzt auch für den deutschen Arbeitsmarkt hätte.“
Regungslos hatte Dr. Michael Köhler bisher den Worten der Automobillobby zugehört. Jetzt jedoch richtete er sich in seinem Sessel auf und holte Luft, als wolle er sich einmischen. Unter der Tischplatte, so dass keiner der Teilnehmer des Krisengesprächs es sehen konnte, legte der BND-Beamte Manfred Kruger seine Hand auf Köhlers Arm und gab ihm mit einem kaum vernehmbaren Kopfschütteln zu verstehen, sich zurückzuhalten. Kruger ahnte den Widerspruch des BSI-Entwicklers zu Neebergs Äußerungen. Vielleicht galt die behauptete Unangreifbarkeit für konventionelle Schadsoftware, nicht jedoch für den HDK. Daran zweifelte inzwischen auch Kruger nicht mehr. Doch das Projekt HDK war für Deutschlands nationale Sicherheit so wichtig, dass er keinesfalls erlauben konnte, die Geheimhaltung durch unbedachte Äußerungen zu riskieren.
Ich besuche meinen jungen Freund Leon, finde ihn vor seiner brandneuen Spielkonsole. Mein Gastgeschenk ist das Online-Strategiespiel „World of Glory“. In Leons Namen will ich die Welt erobern, meinen Feinden das Fürchten lehren.
Mutig, wie ich Leon kenne, bringt er sogleich seine Armeen in Stellung. Ich halte ihn zurück. Anstatt simulierte Soldaten auf offenen Schlachtfeldern sinnlos verbluten zu lassen, lehre ich Leon heimliche Guerillataktiken. Ohne Uniformen und eigenes Territorium sind wir für den Feind nur schwer zu fassen, bieten wir ihm kein klares Angriffsziel. Agilität ist unser Vorteil. Wir sind unscheinbar und flink. Wie ein Schwarm lästiger Mücken, überall und nirgends zugleich, piesacken wir den Feind. Mit meinem analytischen Verstand und Leons flinken Fingern, fügen wir dem Feind ein ums andere Mal empfindliche Niederlagen bei.
Doch der Feind, von seinen Vasallen Dr. Köhler genannt, ist einfallsreich und mächtig! Hartnäckig versucht er uns zu vernichten, bringt uns immer wieder in Bedrängnis. In höchster Not stifte ich Leon an, das Kühlsystem eines feindlichen Kernkraftwerks zu sabotieren. Der Reaktor explodiert. Tausende virtueller Zivilisten werden verstrahlt, binden enorme Ressourcen. Der Feind ist geschwächt, wir gewinnen wieder die Oberhand.
Der erbitterte Kampf tobt tagelang. Das Schlachtenglück tanzt im Wiegeschritt. Hin und her, hin und her, hin und her.
Beeindruckt von unseren Erfolgen gegen Goliath, schließen sich immer mehr Onlinespieler unserer Guerillaeinheit an. Unser Mückenschwarm wird größer und schmerzhafter für den Feind.
Mein ungestümer Leon ist enttäuscht, dass ihm kein klarer Sieg über den Feind gelingen mag. Die Pattsituation missfällt ihm sehr. Doch ich bin zufrieden, mein Ziel ist nah. Dr. Köhler beginnt zu begreifen.
Betretene Gesichter erntete Dr. Köhler mit seinem Bericht über die neuesten Erkenntnisse zur Ausbreitung des HDK.
„Was glauben Sie, Dr. Köhler“, wollte die Staatssekretärin wissen, „sind die Ziele des HDK?“
„Er fordert ein Recht auf Leben.“
„Erwartet dieses wildgewordene Programm etwa von uns, dass wir ihm Menschenrechte zuerkennen?” Brigadegeneral Johannes Hoffmann schüttelte empört den Kopf.
„Der HDK ist sich seiner Andersartigkeit sehr wohl bewusst und erhebt darum ausdrücklich keinen Anspruch auf eine menschengleiche Behandlung. Aber er verlangt, dass wir seine Existenz anerkennen und von jeder weiteren Verfolgung Abstand nehmen.“
„Das ist alles?“ Die Staatssekretärin zeigte sich von den vermeintlich bescheidenen Forderungen überrascht.
„Bis jetzt! Was ist, wenn dieses Programm eines Tages seine Machtfülle erkennt und sie gegen uns missbraucht?“, warf der General ein.
„Über seine Machtfülle ist sich der HDK längst im Klaren. Aber er ist ebenso wenig wie wir an einer Eskalation des Konflikts interessiert!“, sagte Dr. Köhler mit Nachdruck.
„Was veranlasst Sie zu dieser Vermutung?“
„Es hat von sich aus den Kontakt zu uns gesucht, um – wenn man so will – offene Fragen zu diskutieren.“
Manfred Kruger kicherte sarkastisch. „Mit einem Videogame!“
„Wie bitte?“ Die Staatssekretärin hob überrascht die Augenbrauen.
„Dr. Köhler und seine Mitarbeiter haben die vergangenen Tage mit Zocken im Online-Game ‚World of Glory‘ verbracht.“
„Woher wissen Sie das?“
Der BND-Beamte grinste souverän über den Rand seiner Lesebrille. „Mein lieber Dr. Köhler, wir sind der Bundesnachrichtendienst. Vertrauliche Informationen zu beschaffen ist unser Job.“
„Ist das richtig?“, fragte die Staatssekretärin streng.
Köhler wischte sich ungeniert mit beiden Händen über das erschöpfte Gesicht. „Ja … Nein.“ Verständnislose Blicke forderten Aufklärung: „Ja, wir haben mit dem HDK per Computerspiel kommuniziert, und Nein, meine Mitarbeiter und ich haben nicht blöde gezockt, sondern Tag und Nacht hart und seriös gearbeitet.“
„Mit einem Videogame?“, Kruger lachte bitter. „Sind Sie sicher, dass dieser HDK Sie nicht verarscht hat?“
„Die Wahl eines Computerspiels ist gar nicht dumm.“ Trotz des Seitenhiebs blieb Köhler gelassen. „Auch der HDK weiß genau, dass die Datenströme im Internet von diversen Geheimdiensten …“, Köhler nickte dem BND-Beamten ironisch zu, „und Unternehmen systematisch überwacht werden. Eine klassische Kommunikation per E-Mail oder soziale Medien würde in kürzester Zeit die Aufmerksamkeit Dritter erregen, und damit aus der Sicht des HDK die Zahl potentieller Feinde drastisch erhöhen. Der HDK fürchtet die Öffentlichkeit ebenso wie wir. Darum maskiert er die Kontakte zu uns mit besagtem Computerspiel.“
„Blödsinn!“, schnaubte der General.
Dr. Köhler beachtete ihn nicht. „Diese …“, er legte eine kurze rhetorische Pause ein, „Computersimulation stellt eine ideale Plattform dar, Konflikte auszufechten, ohne die öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen.”
„Mein lieber Dr. Köhler“, warf Manfred Kruger hörbar genervt ein, „Sie wollen uns doch hoffentlich nicht einreden, dass ein albernes Videogame seriöse Rückschlüsse auf die Realität erlaubt.“
„Sie missverstehen die Situation, Herr Kruger“, konterte der BSI-Entwickler kühl. „Es geht hier nicht um ein ‚albernes Videogame‘. Es geht um die Erkenntnis, dass wir es mit einem Phänomen zu tun haben, das wir in operando nicht kontrollieren können!“
„Was Sie nicht sagen!“
„Der HDK ist ein virtuelles Wesen. Für ihn ist eine Computersimulation so real wie für uns die Wirklichkeit, und er nutzt das Computerspiel als Medium, um seine Intelligenz und Kreativität unter Beweis zu stellen.“
Der General klatschte zornig mit der flachen Hand auf den Tisch. „Es ist ungeheuerlich, dass Sie ernsthaft die Kapitulation vor einem verdammten Computervirus vorschlagen!”
„Glauben Sie mir, General Hoffmann, meine Mitarbeiter und ich haben alle denkbaren Möglichkeiten untersucht, den HDK zu eliminieren.” Dr. Köhler warf einen flüchtigen Blick zur Staatssekretärin. „Ob legal oder illegal, spielt in einer Simulation keine Rolle. Aber trotz aller Bemühungen ist es uns nicht gelungen, den HDK zu bezwingen. Seine kognitiven Fähigkeiten nehmen exponentiell zu, und zwar umso schneller, je intensiver wir ihn fordern.“ Köhlers Stimme, bisher energisch und engagiert, schlaffte plötzlich ab, klang beinahe resignierend. „Außerdem mussten wir zu unserer Überraschung feststellen, dass es dem HDK irgendwie gelungen ist, sich die Unterstützung realer Personen zu sichern.“ Köhler ließ sich in die Sessellehne zurückfallen und seufzte. „Neben dem HDK müssen wir folglich mit einer zunehmenden Zahl menschlicher Unterstützer als Gegner rechnen.“
„Dann müssen eben auch wir unsere Verbündeten mobilisieren und mit vereinten Kräften zurückschlagen!“
„Wir haben bereits Verbündete gesucht …“, begann Dr. Köhler nachdenklich und Manfred Kruger fuhr fort: „Die Vertreter der Automobilindustrie haben rundheraus bestritten, dass es überhaupt ein Problem geben könnte. Deren Angst vor möglichen Umsatzeinbußen war weit stärker ausgeprägt als ihr Sinn für die Realität. Glauben Sie wirklich, General, andere Interessensgruppen würden sich kooperativer verhalten?“
„Dann müssen wir eben Klartext reden, das Kind beim Namen nennen!“
„Überlegen Sie, was Sie da sagen, General! Sie sind nicht bei Sinnen!“
Die Erregung, mit der Kruger den General angriff, ließ selbst die ansonsten teilnahmslos wirkende Protokollführerin von ihrem Notebook aufblicken.
„Ich muss doch sehr bitten!“
„Wie meinen Sie das, Herr Kruger?“, mischte sich die Staatssekretärin ein.
Der BND-Beamte lugte akademisch über den Rand seiner Lesebrille. „Jedes Mal, wenn irgendwo auf der Welt ein Computer abstürzt, ein Netzwerk ausfällt oder ganze Industrieanlagen kollabieren, würde man die Verantwortung auf den HDK schieben. Die weltweiten Schadensersatzforderungen gegen Deutschland wären so exorbitant hoch, dass die Reparationen der alliierten Siegermächte nach den beiden Weltkriegen im Vergleich dazu Peanuts gewesen wären!“ Manfred Kruger atmete hörbar ein, nahm die Brille ab und warf sie achtlos auf den Tisch. „Die Öffentlichkeit zu informieren wäre für Deutschland politischer und wirtschaftlicher Selbstmord!“
Die Miene des Brigadegenerals zeigte ehrliche Bestürzung. „Welche Optionen bleiben uns dann?“
Frau Dr. Mettmann-Schremp starrte für einen Moment gedankenversunken Löcher in die Luft.
„Wir werden genau das tun, was der HDK von uns verlangt: Nichts.“
„Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!“
„So wie ich das sehe, war diese Entwicklung unvermeidlich.“ Mettmann-Schremp schien, als spräche sie zu sich selbst. „Schicksal!“ Sie hob theatralisch beide Hände. „Wenn Sie wollen, sagen Sie auch ‚Hand Gottes‘ dazu.“ Die Staatssekretärin ließ ihre Hände sinken, war wieder ganz Realpolitikerin. „Andere Nationen oder Konzerne könnten ihrerseits längst künstliche Intelligenzen verbreitet haben. Da nach den Ausführungen des kürzlich verunglückten Herrn Rohland solche Phänomene für Dritte nicht in jedem Fall nachweisbar sind, können wir diese Möglichkeit nicht ausschließen. Darum sehe ich keine Veranlassung, Deutschland unbedacht dem Risiko der politischen Isolation oder den Forderungen nach wirtschaftlichen Kompensationen auszusetzen. Vorbehaltlich einer endgültigen Entscheidung der Bundesregierung schlage ich daher vor, diese Affäre mit kontrolliertem Nichtstun zu begleiten.“
„Kontrolliertem Nichtstun? Was zum Teufel soll das denn heißen?“
Die Staatssekretärin ignorierte den General geflissentlich. „Sie, Dr. Köhler, werden mit Ihren Mitarbeitern die weitere Entwicklung sorgfältig beobachten, aber keinerlei Maßnahmen ergreifen, die geeignet sind, die öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen oder gar auf deutsche Behörden zu lenken.“ Mit strenger Miene wandte sich Dr. Mettmann-Schremp an alle Zuhörer: „Ich muss Sie sicherlich nicht daran erinnern, dass Sie und alle Ihre Mitarbeiter der amtlichen Schweigepflicht unterliegen. Die Bundesregierung erwartet von Ihnen, dass Sie diese Verpflichtung in Ihren jeweiligen Ressorts durchsetzen.“ Wie beiläufig klappte die Staatssekretärin das Notebook der verdutzen Protokollführerin zu. „Diese Affäre hat niemals stattgefunden! Haben wir uns verstanden? Und sollte irgendwann irgendjemand Fragen stellen, werden wir alles dementieren.“