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Ich will nicht mit dir schlafen

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20.12.2002
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Ich will nicht mit dir schlafen

Wir gingen in ein spanisches Restaurant, das vor Kurzem eröffnet hatte. Ich hatte mich endlich getraut, sie zum Essen einzuladen. Charlotte trug ihr Haar offen – lange blonde Locken, wie aus einem Märchen –, und sah einfach klasse aus.
Es lief gut. Wir lachten, tranken viel Rotwein und verloren uns immer wieder im Gespräch. So fühlte ich mich irgendwann sicher genug, mich schwierigeren Themen zu widmen.
Zum Beispiel meinem Mitbewohner.
„Wie hast du Clemens eigentlich kennengelernt?“, fragte ich.
„Wir kennen uns halt vom Sehen, und dann sprach er mich auf dieser Party an.“
„Was hat er denn gesagt?“
Charlotte sah mich an. „Warum willst du das wissen?“
„Es interessiert mich einfach.“
„Bist du eifersüchtig?“
Eifersüchtig. So richtig war mir das Wort nie in den Sinn gekommen.
„Habe ich Grund dazu?“
„Eigentlich nicht. Aber wärst du denn eifersüchtig, wenn du Grund dazu hättest?“
Eifersüchtig? Gut, ich wollte in jener Nacht fast aus dem Fenster springen. Aber da war doch weitaus mehr als nur Eifersucht im Spiel.
„Ich denke schon“, sagte ich langsam.
„Du denkst?“
Ja, ich denke. Du hast dich von Clemens ficken lassen und gleich nebenan geschrien, und das macht mich wohl ein wenig eifersüchtig.
„Du bist wunderschön“, sagte ich.
Charlotte lächelte und sah mir in die Augen. „Dankeschön.“
Sie war kurz davor gewesen, mir auf die Nerven zu gehen, doch wenn sie mich so ansah, die blauen Augen vor Glück nur so funkelnd, die kleinen Grübchen in ihren Wangen, da vergaß ich alles um mich herum.
„Ich kann aber verstehen, dass dich das mit Clemens interessiert“, meinte sie plötzlich. "Das wollte ich ja auch nicht. Ich war halt sehr betrunken. Ich dachte auch nicht, dass … es hatte auch überhaupt nichts mit Gefühlen zu tun. Es war halt … “ Charlotte suchte nach den richtigen Worten.
„Ist schon okay“, sagte ich.
„Ja?“
„Ja, natürlich.“ Ich setzte ein verständnisvolles Lächeln auf und hoffte, dass es nicht gezwungen wirkte.
„Du wirkst aber nicht so, als würde es dir nichts ausmachen.“
Jetzt suchte ich nach den richtigen Worten.
„Aber es ist ja auch eine doofe Situation“, meinte sie schnell.
Ich nickte zustimmend.
„Aber ich freue mich, dass das alles so passiert ist“, meinte sie.
„Wieso?“
„Na, dann würden wir jetzt nicht hier sitzen. Dann hättest du mich nie auf einen Drink eingeladen.“
„Meinst du?“
„Ja, das glaube ich schon. In der Uni gehst du mir immer aus dem Weg.“

Wenig später liefen wir alte Holztreppen hoch und hofften, dass wir am richtigen Ort waren. Wir klopften an eine Tür aus der laute Musik kam, und dann machte ein kleiner südländischer Typ mit einem freundlichen Lächeln die Tür auf.
„Willkommen!“, schrie er uns an. “Ich bin Juan!”
“Hallo Juan!”
Wir zogen unsere Jacken aus und betraten einen Raum voller Studenten. Der Geruch von abgestandenem Bier, Orangesaft, Energydrinks, Zigarettenrauch und Schweiß stürzte in meine Naselöcher. Aus einer großen Anlage ertönte laute Hip-Hop-Musik, zu der ein paar Studenten in einer Ecke kopfnickend tanzten.
„Kennst du hier irgendjemanden?“, fragte ich Charlotte.
„Nein, du?“
Wir gingen in die Küche, mixten uns zwei Becher Vodka-Bull und stießen an.
„Auf die Party“, sagte Charlotte.
„Auf dich.“
Wir lächelten uns an. Das war ja reibungslos gelaufen. Ich hatte schon befürchtet, dass man uns an der Tür abweisen würde, weil wir nicht offiziell eingeladen waren, aber Juan war wirklich sehr gastfreundlich.
„Ich muss mal kurz auf die Toilette“, sagte Charlotte. „Bis gleich.“
Ich ging mit meinem Getränk zurück in den Partyraum, und dann tauchte Juan wieder auf.
„Du hast aber eine schöne Freundin!“, sagte er grinsend.
„Sie ist nicht meine Freundin.“
Juan runzelte die Stirn. „Ihr seid nur Freunde?“
„Nein, wir ... wir kennen uns noch nicht so lang.“
Juan grinste wieder. „Aha! Dann ist sie bald deine Freundin! Gut gemacht, mein Freund, sie ist eine schöne Frau.“
„Dankeschön.“
„Sagen, wie findest du die Party?“
„Sehr viele Leute, aber … doch, echt gut.“
„Und die Musik?“
„Die Musik ist …“
„Zu viel Hip-Hop, oder? Du denkst auch Latin Musik wäre gut, nicht wahr? Salsa, ja?“
Aber ich hörte ihm schon nicht mehr zu. Mein Herz war in meiner Brust stehen geblieben. Nahe der Tanzfläche, ganz auf der anderen Seite des Raumes, beobachteten mich zwei dunkelbraune Augen.
Ich sehe dich...
Clemens zog seine Mundwinkel ganz langsam nach oben. Es war eine minimalistische Geste, aber auch eine, die vor Selbstbewusstsein nur so triefte. Er stand lässig da mit seinem Getränk in der Hand, die langen schwarzen Haare zurückgebunden, das schwarze Hemd frisch gebügelt, und kam sich wohl verdammt cool vor.
Ich lachte in mich hinein. Plötzlich fühlte ich mich ihm weit überlegen. Wie albern er doch aussah! Ganz alleine auf einer Party, in der Ecke stehend, ohne Freunde, ohne Freundin. Da konnte er sich noch so viele Frauen aufreißen, der größte Fang des Abends war mit mir unterwegs!
„Hey, ist alles okay?“, fragte Charlotte, und tippte mir auf die Schulter.
„Ja, klar.“
„Was gibt’s denn da drüben?“
„Nichts.“
„Ich finde die Musik voll gut.“
Die Musik? Ach ja, Juan hatte Latin aufgelegt …
„Finde ich auch okay“, sagte ich.
Plötzlich hörte ich lautes Klatschen. Eine Gruppe Zuschauer hatte sich um die Tanzfläche gebildet.
„Was ist da los?“, fragte Charlotte.
Ich zuckte gleichgültig mit den Achseln. Clemens stand da drüben ja irgendwo rum.…
„Komm gehen wir rüber!“, sagte Charlotte
„Ach, da ist bestimmt nur so ein doofer Breakdancer.“
„Zur Salsa Musik?“
„Bestimmt.“
„Auf geht’s! Sei nicht so!“

Unter Charlottes Führung drückten wir uns durch die Menge in die vorderste Reihe. Eine bildschöne schwarze Frau in einem kurzen, roten Kleid ließ sich soeben von Juan über die kleine improvisierte Tanzfläche führen. Kein Wunder hatte Juan die Musik ändern wollen. Sie hatte lange Beine, schöne cremige Haut und einen tollen Hüftschwung.
Und Juan war ein guter Entertainer! Er lächelte breit, klatschte in die Hände, machte ausgefallene und zum Teil übertriebene Bewegungen und sowohl seine Partnerin als auch die Zuschauer hatten ihren Spaß daran. Er machte Stimmung, und sie war einfach toll anzuschauen. Als das Lied vorbei war, klatschte auch ich mit.
Das nächste Lied hatte gerade begonnen, als Clemens die Tanzfläche betrat, auf Juan zuging und ihn höflich fragte, ob er seine Tanzpartnerin für ein Lied klauen könne. Ein paar Leute raunten genervt, allerdings mehr aus Spaß als im Ernst. Wer war bloß dieser dreiste Typ? Aber Juan gestattete Clemens seinen Wunsch mit einem freundlichen Lächeln, und auch die schwarze Frau machte dann mit. Was blieb ihr auch anderes übrig?
Clemens nahm ihre Hand, und sie tanzten los. Alle schauten gespannt zu. Es hatte sich so etwas wie ein Wettkampf entwickelt. Wie würde sich der rätselhafte Herausforderer mit dem Zopf schlagen? Charlotte sah mich beinahe entschuldigend an. Clemens war und würde wohl ein heikles Thema für uns bleiben, aber das wollte sie sehen.
Ich muss zugeben, auch ich wollte sehen, was passieren würde.
Als sie zu tanzen begannen, war mein erster Gedanke: Wo hat Clemens bloß diese ganzen Schritte gelernt? Und mein zweiter war: Scheiße, wo hat er bloß diese ganzen Schritte gelernt!
Clemens tanzte nicht, er schwebte förmlich über die kleine Tanzfläche. Kein Schritt war zu schnell, keiner zu langsam. Mit geradezu unglaublicher Leichtfüßigkeit bewegte er seinen Körper zum Takt der Musik. Und trotzdem bekam man nie das Gefühl, Clemens dränge sich jetzt in den Mittelpunkt. Seine komplette Aufmerksamkeit galt seiner Partnerin. Sie war der Mittelpunkt seiner Welt, und so auch unserer. Clemens führte sie an der Hand, drehte sie im Kreis, fasste ihr an die Hüfte, zog sie an sich und schob sie wieder weg. Manchmal war es so, als spiele er mit ihr; manchmal meinte man, er wolle mit ihrer Schönheit angeben; und ab und zu, wenn er seinen Körper besonders eng an ihren schmiegte, war man sich nicht sicher, ob Clemens sich überhaupt noch beherrschen konnte. Würde er sie wieder von sich stoßen, um sie nach einer weiteren Tanzeinlage Stück für Stück zu erobern? Oder würde er ihr rotes Kleid zerfetzen und es auf dem Fußboden mit ihr treiben? Diesen Moment zögerte Clemens immer möglichst lange hinaus. Er presste ihren Bauch an seinen, lehnte sich vor, sah ihr tief in die Augen, ließ die Musik zwei Takte lang spielen, vielleicht auch drei, und dann tanzte er locker weiter, als wäre nichts gewesen.
Und schon fragte man sich, ob dieser Augenblick höchster Leidenschaft überhaupt existierte, oder ob sie doch nur Einbildung war. Clemens wirkte schon wieder so ruhig, so beherrscht. Sie ausziehen? Vielleicht wünschte man ja nur, dass er das tat.
Ich blickte in die Runde. Die Stimmung hatte sich geändert. Vor ein paar Minuten, als Juan noch tanzte, hatte man gelacht und geklatscht. Es war witzig gewesen.
Jetzt lachte niemand mehr. Man schaute wie gebannt zu.
Als das Lied endete, spürte man förmlich wie die Menge aufatmete. Clemens bedankte sich bei seiner Tanzpartnerin und ging. Sie sah ihm erschöpft nach, ein neues Lied begann und die Menge verstreute sich.
Charlotte sah mich an. „Trinken wir was?“

Ich besorgte uns zwei neue Drinks, Vodkaorange diesmal, und dann setzten wir uns auf eine leere Couch abseits der Menge. Der Alkohol half, Clemens aus unseren Köpfen zu drängen, und schon bald verloren wir uns in Gesprächthemen unterschiedlichster Art: Der Bolognaprozess, die deutsche Filmszene, der Unterschied zwischen Männern und Frauen beim Tanzen und alles was uns sonst noch so einfiel. Jedes Thema floss geschmeidig ohne Unterbrechung in das nächste über, auch wenn sie nichts miteinander zu tun hatten, und ich stellte erneut fest, dass mir das Sprechen mit Charlotte leicht fiel. Ehe ich mich versah, hatten wir zusammen eine halbe Flasche Vodka getrunken, und die Party war fast schon am Ende.
„Ach, ich würde jetzt so gern in meinem Bett liegen“, sagte Charlotte.
„Der erste Bus fährt erst in zwei Stunden.“
Sie gähnte. „Bestimmt fahren ein paar Leute in unsere Richtung.“
„Wo wohnst du eigentlich?“
„Blaustein.“
Ich nickte, hatte aber keine Lust, irgendwelche fremden Leute zu fragen, ob sie uns mitnehmen konnten. Wie sah das denn aus? Wir konnten ja beide ein Taxi nehmen. Nur blöd, dass wir in der entgegensetzten Richtung wohnten.
Charlotte legte ihren Kopf auf meine Schulter.
„Oh Gott, bei mir dreht sich alles“, sagte sie, und ihre blonden Locken fielen auf meine Brust. Ich atmete ihren blumigen Duft ein und fühlte mich plötzlich sehr stark zu ihr hingezogen. Das Gefühl übermannte mich beinahe.
„Wir müssen ein Taxi nehmen“, sagte ich.
Sie nickte.

Draußen vor der Tür schlug uns ein kalter Wind ins Gesicht. Charlotte setzte ihre Kapuze auf, hakte sich bei mir ein und vergrub ihre Hände in ihre Manteltaschen. Am Bahnhof angekommen, ging ich auf das erste Taxi zu.
„Was kostet eine Fahrt zum Studentenwohnheim?“, fragte ich.
„Circa zehn Euro.“
„Alles klar“, sagte ich, und ich wollte schon ein zweites Taxi für Charlotte holen, doch dann sah ich, dass sie bereits einstieg.
„Aber Blaustein liegt doch in der völlig anderen Richtung“, sagte ich.
„Ach so“, meinte sie etwas verwirrt, machte aber keine Anstalten umzukehren. Mit einem Fuß war sie schon im Taxi drin.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Entweder nahm sie ein anderes Taxi, oder sie schlief bei mir. Ich hatte aber nicht gedacht, dass wir schon so weit waren. Bei weitem nicht. Bei mir war schon noch genug Platz für eine Person, aber was wenn...
Nein, das wollte ich nicht. Wir hatten uns doch gerade eben kennen gelernt. Wir hatten uns noch nicht einmal geküsst. Vorhin auf der Couch hatte ich es mir überlegt, aber ... müsste denn alles immer so schnell gehen?
Charlotte sah mich mit großen fragenden Augen an. Der Wind fegte durch ihr goldenes Haar.
Sie sah traumhaft aus.
„Du kannst aber auch bei mir schlafen“, hörte ich die Worte aus meinem Mund kommen.
„Okay, steig doch auch hinten ein.“
„Okay.“

Während der Fahrt legte Charlotte ihren Kopf auf meinem Schoß und schlief ein.
Mir schossen währenddessen tausend Fragen durch den Kopf. Hatte ich mein Zimmer aufgeräumt? Wie sah das Klo aus? Würde Charlotte am Morgen Hunger haben? Und vor allem: Würde sie bei mir im Bett schlafen?
Ich hatte kein Sofa bei mir im Zimmer und auch keine zweite Matratze, also würde sie das müssen. War Charlotte sich dessen bewusst? Und was war eigentlich mit ihren Jeans? Würde sie die zum Schlafen ausziehen?
Charlotte lag mit angezogenen Beinen auf der Seite, so dass ich den Ansatz ihres schwarzen String-Tangas sehen konnte. Ich versuchte nicht hinzuschauen, aber meine Augen zog es immer wieder dorthin zurück.
Aber natürlich würde sie ihre Jeans ausziehen! Wer schlief schon in Jeans?
O Gott...
Wie konnte so ein süßes Wesen so bedrohlich sein? Was war los mit mir? Sie sah doch eigentlich harmlos aus. Die kleine Nase, die roten Lippen, dieser ruhige Gesichtsausdruck. Sie schlief ja wie ein Kind. Wie konnte ich mich davor fürchten?

Charlotte stolperte und fiel lachend in meine Arme, als wir aus dem Taxi stiegen.
„Oh Gott!“, sagte sie. „ich habe viel zuviel getrunken!“
Ich nickte.
„Das tut mir leid … aber du passt auf mich auf, ja?“
„Ja.“

Sie hakte sich bei mir ein, und wir gingen zusammen zu meinem Wohnblock. Unsere Füße knirschten im Schnee.
„Ist doch alles scheiße“, lallte sie plötzlich, als wir vor dem Eingang standen.
Ich suchte gerade in meiner Tasche nach meinem Schlüssel. „Was?“
„Ich gefalle dir nicht“, sagte sie.
„Doch natürlich.“
„Warum machst du dann nichts?“
„Was? Aber …“
Charlotte ließ mich nicht ausreden. Ich hatte gerade die Tür aufgemacht, da stürmte sie in das Wohnheim und lief die Treppen hoch.
„Hey!“, rief ich ihr hinterher.
„Was?“
„Meine Wohnung ist dahinten. Du läufst in die falsche Richtung.“
Sie drehte sich um und warf mir einen bösen Blick zu.
„Du bist doch schon mal hier gewesen“, sagte ich.
Sie zischte wie eine Schlange.
Meine Wohnung war im Erdgeschoß, ganz am Ende eines langen Korridors. Zu dieser Zeit brannte kein Licht, und Fenster gab es keine. Ich nahm Charlotte an der Hand, und wir machten uns auf den Weg durch die Dunkelheit.
Plötzlich musste ich an Clemens denken. Er war schon häufig diesen Weg mit einer Frau an seiner Seite gegangen. Ja, auch Charlotte hatte er hierhin gebracht. Und sie war ihm ohne Gegenwehr gefolgt, genau wie sie jetzt mir folgte.
Ich würde mit ihr machen können was ich wollte, nicht wahr? Sie würde ihre Jeans ausziehen, in ihrem Tanga unter die Decke schlüpfen und dann würden wir nebeneinander im Bett liegen und den Atem des anderen horchen. Ihre glatten Beine würden meine berühren, vielleicht versehentlich, vielleicht auch nicht. Die Spannung würde daraufhin exponentiell steigen. Der Drang, uns gegenseitig zu berühren, würde zu groß werden, und im nächsten Moment wären unsere Beine bereits verknotet, wir würden uns küssen und streicheln.
Und schon wäre es passiert.
Bevor ich die Tür aufmachte, fasste ich Charlotte an die Schulter. Ich erkannte nur noch die Umrisse ihres Körpers.
„Hörst du mir zu?“, fragte ich.
„Ja!“
„Ich habe dich unheimlich gern, vielleicht mehr, als du dir vorstellen kannst, aber ich will heute Nacht nicht mit dir schlafen. Ich fände es besser, wenn wir uns zuerst kennen lernen. Das geht mir zu schnell.“
Charlotte schüttelte den Kopf. „Ich will auch nicht mit dir schlafen, das geht ja viel zu schnell!“
Ich nickte langsam. Charlotte hatte das mit unheimlich viel Ironie gesagt, und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte.
Ich sah sie an, und dann fing sie an zu weinen.
„Es tut mir schrecklich Leid“, sagte sie. „Ich … ich weiß auch nicht warum ich so werde. Du bist so lieb. Es tut mir so leid!“
„Ist schon okay.“
„Nein, ist es nicht, ist es nicht …“
Ich nahm sie in den Arm, und sie legte ihren Kopf auf meine Brust. Ganz langsam hörte sie auf zu weinen. Dann sah sie zu mir hoch.
„Wir können aber kuscheln, oder nicht?“
„Klar“, sagte ich, und dann machte ich die Tür auf.
Ich gab Charlotte ein Glas Wasser, und ging ins Bad.
„Mach’s dir gemütlich“, sagte ich.
Als ich wieder in mein Zimmer kam, lag sie bereits unter der Decke. Ihre Jeans hatte sie auf meinen Stuhl gelegt.
Also doch kein Blick auf ihren Hintern. Fast Schade … aber sicher besser so.
Sie lächelte mir zu. „Voll gemütlich!“
„Brauchst du noch irgendwas?“, fragte ich. „Willst du ins Bad, ich hab Handtücher.“
„Nein, passt schon, hab alles.“
Ich zog alles bis auf meine Boxershorts und T-Shirt aus und ging auf das Bett zu.
„Das Licht“, sagte Charlotte.
„Stimmt.“
Ich lief zur Tür und betätigte den Schalter.
Und wieder war es dunkel. Nur ein wenig Mondlicht schien durchs Fenster.
Ich spürte das Blut in meine Schläfen pochen. Ich musste stark bleiben. Sie war schließlich nur eine kleine Frau, und eine ziemlich betrunkene dazu.
Komm schon, David, damit wirst du doch fertig werden.
Ich schlüpfte ganz vorsichtig unter die Decke. Es war enger, als ich dachte. Unsere Hüften berührten sich.
Aber das ging ja noch. Das hielt ich aus. Charlotte sagte nichts, wollte also wahrscheinlich schlafen. Gut so. Ich schloss die Augen, und versuchte meine Gedanken schweifen zu lassen, aber sie kreisten immer um dasselbe:
Charlotte liegt bei dir im Bett! Charlotte liegt bei dir im Bett! Kannst du das glauben? Charlottes Hüfte berührt deine Hüfte!
Ganz schön hart so ein Hüftknochen eigentlich…
Vielleicht achte ich da zu sehr drauf. Vielleicht sollte ich an was anderes denken und einfach einschlafen…
Charlotte liegt bei mir Bett!

Ich konnte mich nicht entspannen, mein Herz galoppierte in meiner Brust wie ein Rennpferd und dann war da noch etwas anderes, dass mir zu schaffen machte, etwas Unterschwelliges, das ich einfach nicht…
Charlottes Duft! Deswegen konnte ich ihr in Gedanken nicht entfliehen. Es roch nach Jasmin und Honig und Bonbons und Mandarinen und was weiß ich noch alles in meinem Bett.
War das ihr Parfüm? Ihr Shampoo? Mein Gott, was für Teufelswissenschaftler hatten dieses Zeug zusammengebraut? Wie sollte ich da jemals einschlafen können?
„Wir wollten kuscheln“, sagte Charlotte.
„Okay.“
Charlotte drehte sich auf die Seite, Rücken zu mir, und rutschte dann ganz nah an mich ran, so dass ihr Hintern genau vor meinem Schritt lag. Dann griff sie nach hinten, zog meinen Arm nach vorn und klammerte sich daran.
„Alles okay?“, fragte sie.
„Ja.“
Sie rutschte auf und ab und schmiegte sich noch näher an mich ran. Dabei streifte ihr Hintern zwei Mal an meinem Penis entlang, der nun alles andere als schlaff war.
Merkte sie das?
„Gemütlich?“, fragte sie.
Ich biss mir auf die Zähne. „Ja.“
Charlotte rutschte erneut auf und ab, als könnte sie einfach keine gemütliche Schlafposition finden, und legte dabei ihr linkes Bein auf mein rechtes.
Also gut, ich würde sie küssen, wir würden rummachen, aber kein Sex!
Ich begann mit der linken Hand langsam über ihre Hüfte zu streichen. Charlotte bewegte sich nicht, und bald verlor ich mich in der Erkundung ihres Körpers. Wie von selbst wanderten meine Finger über ihre Taille, ihren Bauchnabel, ihre Rippen, unter ihrem Top, und dann – ich tastete mich so langsam und behutsam vor wie ein Minensucher – hatte ich sie endlich gefunden: Charlottes Titten!
Charlotte drehte sich nun um, und wir küssten uns. Ich fasste ihr an den Hals, sie streichelte meinen Oberkörper, ich packte ihren Hintern, und sie krallte sich in meinem Rücken fest. Währenddessen knutschten wir ununterbrochen und mit solcher Heftigkeit, dass ich an die siamesischen Zwillinge denken musste, die bei einer Trennung sterben. Es war sehr aufregend, aber irgendwann merkte ich, dass wir mit diesem Geknutsche eine Art Höhepunkt erreicht hatten. An Intensität konnten wir der Situation einfach nichts mehr abgewinnen, es sei denn, wir gingen einen Schritt weiter, beziehungsweise eine Etage tiefer. Das gleiche dachte sich Charlotte wohl auch, denn plötzlich versuchte sie in meine Boxershorts zu steigen. Ich nahm ihre Hand und drückte sie weg.
Na endlich, da war meine Selbstbeherrschung!
Charlotte lächelte, und wir machten schnell wieder rum, als wäre nichts gewesen, vielleicht auch aus Angst, dieser Zwischenfall könnte die Stimmung getrübt haben.
Das tat sie zunächst nicht. Charlottes Brüste würden mir so schnell nicht langweilig. Ich war so sehr fasziniert von ihrer straffen, aber weichen Form, dass ich mich selbst kaum verstand.
Und wie schön Charlotte roch! Nach jeder Blume auf der ganzen Welt duftete sie. Einfach faszinierend. Ich meinte, nie genug davon bekommen zu können.
Umso überraschender war es, als ich feststellte, dass das Spiel mit der Zeit trotzdem seinen Reiz verlor. Irgendwann atmeten wir nicht mehr so heftig, und schon bald küssten wir uns nicht mehr.
„Das war schön“, sagte Charlotte irgendwann, und erklärte damit unseren Liebesakt für beendet.
Ich strich mit meiner Hand über ihre Wange. „Fand ich auch.“
Fast im selben Augenblick ging die Tür zu unserer Wohnung auf. Schritte und leises Gemurmel. Ich fuhr zusammen.
Clemens war mit einer Frau zurückgekehrt.
Charlotte sah mich mit großen Augen an. Sie war selbst mit Clemens in seinem Zimmer gewesen. Sie wusste also, was jetzt passieren würde. Sie hatte aber keine Ahnung, was es bedeutete, hier im Bett zu liegen und zuhören zu müssen. Feuchtes Geklatsche, hysterisches Geschrei, panisches Atmen …
Das alles wurde bald auf uns einstürzen.
„Das ist irgendwie witzig“, sagte Charlotte.
Ich seufzte.
„Ach komm“, flüsterte sie, „Lauschen macht doch Spaß.“
„So was hast du noch nicht belauscht.“
Aus der Küche drang jetzt lautes Frauengelächter.
Hatte Clemens etwa die schwarze Tänzerin mit nach Hause genommen? Im Geiste sah ich wie sie getanzt hatte. Das rote Kleid, der sportliche Körper, der kreisende Hintern, dieses selbstbewusste, strahlende Lächeln.
Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Es war hundert pro die Tänzerin.
„Ist alles okay?“, fragte Charlotte.
Ich nickte.
Wir hörten wie sie ins Bett stiegen. Sie wechselten leise ein paar Worte, die wir nicht verstehen konnten.
„Verstehst du was?“, flüsterte Charlotte.
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Das ist ja voll spannend!“
Ich verzog das Gesicht. „Wart’s bloß ab.“
Eine Zeitlang drang kein Ton zu uns herüber, doch dann stöhnte die Frau leise auf.
Charlottes Augen weiteten sich.
„Oh!“, sagte sie mit einem Lächeln.
Dann wurde es heftiger. Das Bettgestell knallte gegen die Wand, etwas Großes – vielleicht Clemens’ Wecker? – fiel krachend auf den Boden, und dann stöhnten beide los. Die Laute waren mal aggressiv, mal schmerzverzerrt, mal ungläubig, mal wahnsinnig. Es hätte auch eine Schlägerei sein können, oder eine Geburt, oder ein Hahnenkampf, oder eine Kreuzigung. Alles möglich hätte es sein können, nur Liebe nicht.
Ich sah Charlotte an. Sie blickte ausdruckslos ins Leere wie ein Kind, das soeben erfahren hat, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Wie weggespült war ihr glückliche Stimmung.
Auch ich war geschockt. Ich kannte diese Geräusche zwar schon, aber heute waren sie irgendwie schlimmer. Clemens ging zu weit, das durfte er nicht tun. Es gab nun mal Grenzen auf der Welt. Genausogut konnte man an einem Tag drei Kilo Schokolade essen. Das Herz, die Leber, der Verstand. Wenn man es übertreibt, geht früher oder später etwas kaputt.
Charlotte sah mich an, und in ihrem Blick lag nun etwas, das ich sehr gut kannte. Es war der Augenblick, in dem der Spaß dem Ernst weicht. Aus Schnupfen wird Fieber, aus Altern wird vierzig, aus lustigem Lauschen wird eine Begegnung mit etwas, dessen Existenz man nicht kannte und man lieber nie begegnet wäre. Plötzlich wollte ich Charlotte umarmen. Ich wusste genau, was sie fühlte. Sie sollte sich nicht fürchten.
Ich nahm zärtlich ihre Hand, ihre Finger verhakten sich in meinen und dann drückte Charlotte plötzlich so fest zu, dass meine Gelenke knacksten. Der Schmerz wanderte durch meine Nervenfasern und löste bei mir im Hirn etwas aus, das ich nicht anders als krankhaft bezeichnen kann.
Ich begann, an Charlottes Top zu zerren. Sie seufzte laut, als ein Trägerteil riss und beide Brüste hervorsprangen. Ich nahm die linke in den Mund und packte die andere mit einer Hand. Charlotte hielt meinen Kopf fest.
Aus dem Nebenzimmer drang weiterhin lautes Stöhnen. Ich griff nach unten und zog mit einer flotten Bewegung Charlottes Tanga aus. Sie rutschte mit ihrem Becken hoch, spreizte ihre Beine und ich drang sofort in sie ein.
Fühlte es sich gut an? Fühlte ich überhaupt etwas? Charlotte warf ihre Arme zurück und schloss die Augen.
„Ja!“
„Ja!“, schrie plötzlich auch die Tänzerin nebenan.
„Mach weiter!“, kreischte Charlotte.
Sie krallte sich mit ihren Fingernägeln tief in meinem Rücken fest, und plötzlich kamen die eigenartigsten Laute kamen aus meinem Mund. Ich schloss die Augen, bumste und wusste zwischenzeitlich nicht mehr, mit wem ich eigentlich gerade Sex hatte.
Waren das nun Charlottes Oberschenkel, die sich um mich klammerten? Schrie mir nicht gerade die Tänzerin ins Ohr, dass ich noch schneller, heftiger und kräftiger zustoßen sollte?
Ich will endlich Charlottes Arsch sehen! Genau das will ich! Ihren runden plumpen weißen Hintern!
Ich drehte Charlotte auf ihren Bauch, packte sie an ihre Hüfte, zog sie ein Stückchen hoch und drang wieder in sie ein.
„Gefällt dir das?“
„Ja!“
Ich klatschte ihr mit der flachen Hand auf den Hintern. „Gefällt dir das?“
„Ja!“
Als ich Clemens drüben stöhnen hörte, schlug ich noch heftiger zu.
„Fick mich!“, kreischte die Tänzerin.
Clemens grunzte.
Ich drang jetzt richtig mit Gewalt in Charlotte ein. Ihre Hand ging nach oben und drückte gegen meine Hüfte. Vielleicht war das ja zu viel. Tat ich ihr weh?
Aber ich beachtete sie nicht mehr. Ich war im anderen Zimmer. Dort fickte ich. Und zwar die Tänzerin. Oder war’s die Tänzerin?
Was geht, Clemens? Nun hörst du mich schreien. Wie gefällt dir das?
Ich drang wieder übertrieben stark in Charlotte ein. Die Tänzerin gab einen lustvollen Laut von sich.
Ich kann genauso ficken! Auch ich kann bumsen wie besessen! Gefällt dir das Clemens, ja? Wie gefällt dir das?
Ich fickte ihn mit allem, was ich hatte. Sein feines Gesicht, diese langen schwarzen Haare, dieses überlegene Grinsen. Ich fickte ihn mit letzter Kraft. Ich wollte ihn in den Boden ficken. Ich wollte ihn tot ficken.
„Zieh an meinen Haare!“
„Was?“
„Nimm meine Haare!“
Ich nahm eine ganze Faust voll goldener Locken und zog daran. Charlotte machte ein Hohlkreuz, ihr Po drückte sie an mich, ihre Augen rollten zurück.
Und sie liebte es. Das unschuldige Wesen mit den goldenen Haaren, mein kleiner weißer Engel …
Ich fickte sie und sie liebte es.
Plötzlich wollte ich sterben. Aber doch nicht an den Haaren! Doch nicht an den goldenen Locken!
Aber ich machte weiter, immer weiter, bis ich keuchend zusammenbrach und auf den Rücken rollte.
Charlottes Hand legte sich erschöpft auf meine Brust.
Nebenan war es ruhig geworden.
Ich wischte mit den Schweiß von der Stirn und holte tief Luft. Charlotte schmiegte sich an mich ran.
„Alles okay?“, fragte sie.
„Alles okay …“
Ich schloss die Augen, hörte sie atmen und schlief ein.

 
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Hallo JuJu,

mir hat die Geschichte gefallen. Ich konnte mich gut in die Charaktere hineinversetzen und auch das Milieu ist mir nicht fremd, daher hatte ich Spaß beim Lesen. Lustig, dass das nachher so vertauschte Rollen sind, eigentlich. ;)
Was mir nicht so gefallen hat, war die Länge. Ich finde es zu lang. Deine Schreibe wirkt auf mich ein bisschen so, als würdest du erzählen. Im Gegensatz zum Erzählen hat man ja aber beim Schreiben mehr Zeit, um sich alles zurechtzulegen, und da würde ich mir eine Straffung des Ganzen wünschen.
Gerade bei den Dialogen ist mir das aufgefallen, z.B. hier:

„Ja, das glaube ich schon. In der Uni gehst du mir immer aus dem Weg.“
„Was?“
„Du gehst mir immer aus dem Weg!“
„Das stimmt doch nicht.“
„Natürlich stimmt das.“
Ich schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das stimmt nicht.“
Charlotte lachte und warf trotzig ihren Kopf zurück.
„Also gut, in Zukunft achte ich darauf, okay?“
„Ja, das hoffe ich aber.“
„Ich achte wirklich darauf.“
„Natürlich machst du das.“
Das ist so ... mh. An solchen Stellen hab ich ab und zu geschielt, wie lang die Geschichte noch ist. Man könnte jetzt gegenargumentieren, dass das ja aber so schon recht realistisch ist, aber wie gesagt, ich würde das fürs Schreiben etwas aufbereiten. Das ginge alles etwas kürzer, prägnanter, spritziger.
Jetzt bin ich ganz schön auf diesem Punkt rumgeritten, aber so dramatisch fand ich's jetzt auch wieder nicht. Nur ein Vorschlag zur Verbesserung. ;)

Textkram:

das vor kurzem eröffnet hatte.
Kurzem

des nächsten Zorro Films
Zorro-Films

auf seinem Gaul davon ritt.
davonritt

Aber es ließ mich auch erkennen, dass auch Charlotte boshaft sein konnte.
unschön

„Na, ich finde wir sollten nicht so gemein
finde, wir

fühlte ich mich sicher genug, schwierigeren Themen zu widmen.
fehlt ein "mich"

und gleich nebenan geschrieen
geschrien

und kontrolliert, aber nur zu beginn.
Beginn

klopften an eine Tür aus der lauter Musik kam,
Tür, aus; laute (?)

ertönte laute Hip-hop Musik
Hip-Hop-Musik

„Zu viel Hip Hop, oder?
Hip-Hop

Plötzlich fühlte ich mich ihn weit überlegen.
ihm

zögerte Clemens immer möglich lange hinaus.
möglichst

beim Tanzen und alles was uns sonst noch so einfiel.
alles (/allem?), was

ich habe viel zu viel getrunken!“
zuviel

Sie hisste wie eine Schlange.
Hissen? Ich kenn das nur im Zusammenhang mit Segeln. Vielleicht Zischen?

vielleicht mehr als du dir vorstellen kannst,
mehr, als

Ganz schön hart so ein Hüftknochen eigentlich…
hart, so ein Hüftknochen, eigentlich

noch etwas anderes, dass mir zu schaffen machte
das

und erklärte damit unser Liebesakt für beendet.
unseren

Im Geiste sah ich wie sie getanzt hatte.
ich, wie

Clemens ging zu weit, das dürfte er nicht tun.
durfte

Charlotte sah mich an, und in ihrem Blick lag nun etwas, dass ich sehr gut kannte.
das; es ist doch dunkel?

etwas aus, dass ich nicht anders als krankhaft bezeichnen kann.
das

Ich drang jetzt richtig mir Gewalt in Charlotte ein.
mit

Was geht Clemens?
geht, Clemens

Gern gelesen, war unterhaltsam!

Viele Grüße,
Maeuser


Übrigens: Dolles Buch, das du da gerade liest... ;)

 
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Hallo JuJu,

ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Zwischendurch habe ich mich zwar auch mal gefragt, worauf der Autor hinaus will und meinte dann auch Längen zu lesen, aber zum Ende hin hat sich ja alles wieder zusammengefügt.

Natürlich habe ich mich als Romantik/Erotik-Moderator gefragt, wieso du nicht in dieser Rubrik gepostet hast. Aber Sonstige ist ja nie falsch ;)

Also sehr irritierend war für mich, dass erst in der Szene mit Juan klar wird, dass wir es bei dem Erzähler mit einem männlichen Wesen zu tun haben. Da solltest du meiner Meinung nach vorher etwas Eindeutiges einstreuen.

Du hast ein paar sehr lebendige Szenen, die vom tanzenden Clemens z.B. oder auch den Sex zwischen den beiden Protagonisten, animiert durch Clemens im Nebenzimmer. Da sprudelt es richtig authentisch und gut erzählt, mit einem Schuß Humor, der das ganze luftig macht.

Was mir sonst noch auffiel:

Wir gingen in ein spanisches Restaurant, das vor kurzem eröffnet hatte. Mit Holztischen, kleinen Kakteen und alten Gemälden aus der Karibik an den Wänden sah der Laden von innen aus wie ein Piratenschiff mit Stil.
Ich denke nicht, dass auf einem Piratenschiff Kakteen waren - oder du musst mich eines besseren belehren.

Es war nicht das, was ich erwartet hatte – seit Beginn meines Medizinstudiums kam eigentlich alles anders als erwartet – , aber es machte Spaß, mit ihr zu reden, und irgendwann, so ab meinem dritten Bier, fühlte ich mich sicher genug, schwierigeren Themen zu widmen.
genug, mich schwierigeren

„Ich bin David, wo kommst du denn her, Juan?“
Upss ... ein Typ!
Er stand lässig da mit seinem Getränk in der Hand, die langen schwarzen Haare zurückgebunden, das schwarze Hemd frisch gebügelt, und kam sich wohl verdammt cool war.
cool vor

Ich lachte in mich hinein. Plötzlich fühlte ich mich ihn weit überlegen.
mich ihm weit
Und trotzdem bekam man nie das Gefühl, Clemens dränge sich jetzt in den Mittelpunkt. Seine komplette Aufmerksamkeit galt seiner Partnerin. Sie war der Mittelpunkt seiner Welt, und so auch unserer.
Zweimal Mittelpunkt - da findest du doch auch einen anderen Ausdruck.

Sie hisste wie eine Schlange.
?
Es gab zwar Lichtschalter, aber die waren gleich neben den Türklingeln, und ich traute es mir nicht zu, in dieser Verfassung den richtigen Knopf zu treffen
.
Schalter ist Schalter und kein Knopf. Schreib doch sowas wie: ...mir nicht zu, genau zu zielen/treffen.

Ich lief zur Tür und betätigte den Schalter.
Und plötzlich war es dunkel. Komplett dunkel.
Und nun lies nach diesem Satz bitte alles mit dem Gedanken, dass es stockdunkel ist.


Charlotte lächelte, und wir machten schnell wieder rum, als wäre nichts gewesen, vielleicht auch aus Angst, dieser Zwischenfall könnte die Stimmung getrübt haben.
Dunkelheit

Charlotte sah mich mit großen Augen an.
Dunkelheit

Ich nickte.
Dunkelheit

Wir hörten wie sie ins Bett stiegen.
Wir hörten, wie
Ich schüttelte meinen Kopf.
dito
Charlottes Augen weiteten sich.
dito
„Oh!“, sagte sie mit einem Lächeln.
dito

Ich sah Charlotte an. Sie blickte ausdruckslos ins Leere wie ein Kind, das soeben erfahren hat, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.

dito

Also ich such jetzt nicht weiter die Situationen raus, in denen der eine oder der andere was sehen muss, damit das alles passt. Von daher würde ich dir raten, es bei einer Straßenlaterne oder Vollmond zu belassen, die viel Licht in das Zimmer werfen, damit du nicht den halben Text umschreiben musst :)

Ich war im anderen Zimmer. Dort fickte ich. Und zwar die Tänzerin. Oder war’s die Tänzerin?
Den Fragesatz verstehe ich nicht.
Ich fickte ihn mit allem was ich hatte.
allem, was

Liebe Grüße
bernadette

edit: da Maeuser parallel gepostet hat, sind wohl ein paar Fehler doppelt rausgesucht worden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey, was für Wendungen! Schöner Beginn, fast schon opulent ausgestattet mit Details und seinen Assoziationen ... das Gespräch raubt Dynamik, aber da werden die spätere Situation, die Figuren und ihre Beziehungen eingeführt - alles wichtig und richtig, vllt kannste da aber was straffen. Sehr ungewöhnlich und gelungen fand ich den Blick des David, der den Tanz seines Widersachers ähnlich schwärmerisch beschreibt wie später Charlottes Vorzüge. Auch als es ernster wird, seine Gedanken, die sich nachvollziehbar in der Spirale von Begehren und Angst vor der Situation in diese niedliche Betrachtung steigern:

Ich spürte das Blut in meine Schläfen pochen. Ich musste stark bleiben. Sie war schließlich nur eine kleine Frau, und eine ziemlich betrunkene dazu. Komm schon, David, damit wirst du doch fertig werden.

Tja, und die Endwendung, mit Clemens im Nebenzimmer und dem gedoppelten Akt, ein furioses Finale! - allein die Tränen am Ende, ich weiß nicht ... die sind nicht unglaubwürdig, vllt einfach zu viel, hm ... Trotzdem, ne tolle und mutige Geschichte! So aus der enggeführten Ich-Perspektive, ohne Ironie, die hat Power!

Kubus

PS: Die Beschreibungen der Figuren aber, so was : sportlicher Körper, lange Beine, toller Hüftschwung ... detaillierter, origineller, bemakelt ... oder! es einfach lassen - nicht jeder muss beschrieben werden. / An die Dialoge echt nochmal ran, die sind so ein Frage-Antwort-Spiel, da könnte irgendwas Unerwartetes gut kommen, vllt 'ne emotionale Reaktion, eine eingeschobene Handlung oder so.

 

Hallo Mäuser,

Danke für deinen Kommentar und den Textkram. Habe die Korrekturen übernommen. Freut mich, dass dir Geschichte gefallen hat. Ich werde schauen, ob diese Dialoge sich nicht straffen lässt, haben ja auch die anderen angesprochen.

Hallo Bernadette,

Natürlich habe ich mich als Romantik/Erotik-Moderator gefragt, wieso du nicht in dieser Rubrik gepostet hast.

Ich denke einfach aus Gewohnheit. Hab halt noch nie in Romantik/Erotik gepostet, das habe ich mich iwie nicht getraut.

lso sehr irritierend war für mich, dass erst in der Szene mit Juan klar wird, dass wir es bei dem Erzähler mit einem männlichen Wesen zu tun haben. Da solltest du meiner Meinung nach vorher etwas Eindeutiges einstreuen.

Also aus diesem Blickwinkel heraus habe ich es nie betrachtet. Dachte eigentlich das sei klar. Er trinkt ja Bier.. ;)
Aber ich versuche es eindeuitiger einzustreuen.

Mit Holztischen, kleinen Kakteen und alten Gemälden aus der Karibik an den Wänden sah der Laden von innen aus wie ein Piratenschiff mit Stil.

Ich denke nicht, dass auf einem Piratenschiff Kakteen waren - oder du musst mich eines besseren belehren.


Sicher nicht auf normalen Piratenschiffen, aber wir reden hier von einem mit Stil!

Ja, das mit der Dunkelheit … da muss ich wohl ein wenig Mondschein mit
einbauen.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Hallo Kubus,

Trotzdem, ne tolle und mutige Geschichte! So aus der enggeführten Ich-Perspektive, ohne Ironie, die hat Power!

Wow, das freut mich, vielen Dank.

allein die Tränen am Ende, ich weiß nicht ... die sind nicht unglaubwürdig, vllt einfach zu viel, hm ...

Ich weiß, was du meinst… habe selbst mit diesen Tränen gekämpft. Fand halt, dass sie das Ganze iwie rund machen.

An die Dialoge echt nochmal ran

okay


Vielen Dank!

MfG,

JuJu

 

Hey Juju,

ja, die GEschichte ist eindeutig zu lang. Ich könnte sie nicht ein zweites Mal lesen, weil mich einige Stellen, die ich vielleicht beim ersten Mal okay fand, total stören bzw. langweilen würden. :P
Insgesamt hat mich aber die Geschichte sehr unterhalten, die Dialoge sind realistisch, ja, die zeigen auch, dass die beiden sich verstehen, aber spritzig oder besonders unterhaltsam sind sie nicht, vor allem bringen sie die Handlung nicht weiter, charakterisieren die zwei auch nicht unbedingt. Also da würd ich bei der Überarbeitung am meisten drauf achten.
Es ist auch schön, dass du hier mit dem Klischee aufräumst, alle Typen würden jede Situation ausnutzen, um an das Eine zu kommen oder überhaupt beim ersten Date ins Bett zu landen.

Ich fands auch komisch, dass jeder auf eine Privatparty kann, egal wie freundlich der Gastgeber ist. Na ja, aber das brauchst du vielleicht, um die Protagonisten beieinander zu haben.

Die Tanzszene ist super, weil Tanz ja angeblich viel über die Fähigkeit eines Menschen im Bett aussagt. Also, das wird uns jedenfalls immer suggeriert, und hier werden auch eindeutig diese Assoziationen geweckt, der Prot. wünscht sich, dass Clemens der Tänzerin alles vom Leib reißt, um es mit ihr (vor Publikum!) zu treiben. Dein Prot. muss also schon bisschen masochistisch sein, wenn er das sehen will, denn vorher hatte Clemens es seiner Charlotte besorgt.

Und zu dem Namen Clemens, der Typ ist nicht nur schmalzig (lange Haare, wahrscheinlich noch gegelt und dann macht er so einen Pferdeschwanz, wahrscheinlich siehts eher wie ein SChweinchenringelschwänzchen aus, iiih. :)) er hat diesen super unsexy Namen, also es ist absolut nicht nachvollziehbar, dass Frauen auf den stehen können. Aber das ist das Bittere, man merkt, wie Charlotte es bereut, mit so einem Typen geschlafen zu haben. Ich sag nicht, du sollst den Namen ändern, der rundet wahrscheinlich noch diesen Clemens Typen ab, weil er so eine verstaubte Figur ist, mal ehrlich, Pferdeschwanz bei Typen ist doch sowas von 90iger Handlanger-Look. Nur Rocker und Metaler dürfen lange Haare haben, dann müssen die aber auch gepflegt sein. Alles andere ist sonst so clemens.

Draußen vor der Tür schlug uns ein kalter Wind ins Gesicht. Charlotte setzte ihre Kapuze auf, hakte sich bei mir ein und vergrub ihre Hände in ihre Manteltaschen. Wir gingen schnell und sprachen kein Wort. Die Kälte hatte unserem Sprachdrang ein Ende gemacht. Am Bahnhof angekommen, ging ich auf das erste Taxi zu.
„Was kostet eine Fahrt zum Studentenwohnheim?“, fragte ich.
„Circa zehn Euro.“
„Alles klar“, sagte ich, und ich wollte schon ein zweites Taxi für Charlotte holen, doch dann sah ich, dass sie bereits einstieg.
„Aber Blaustein liegt doch in der völlig anderen Richtung“, sagte ich.
„Ach so“, meinte sie etwas verwirrt, machte aber keine Anstalten umzukehren. Mit einem Fuß war sie schon im Taxi drin.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Entweder nahm sie ein anderes Taxi, oder sie schlief bei mir. Ich hatte aber nicht gedacht, dass wir schon so weit waren. Bei weitem nicht. Bei mir war schon noch genug Platz für eine Person, aber was wenn...
Nein, das wollte ich nicht. Wir hatten uns doch gerade eben kennen gelernt. Wir hatten uns noch nicht einmal geküsst. Vorhin auf der Couch hatte ich es mir überlegt, aber ... müsste denn alles immer so schnell gehen?
Charlotte sah mich mit großen fragenden Augen an. Der Wind fegte durch ihr goldenes Haar.
Sie sah traumhaft aus.
„Du kannst aber auch bei mir schlafen“, hörte ich die Worte aus meinem Mund kommen.
„Okay, steig doch auch hinten ein.“
„Okay.“
Das ist übrigens eine Geschichte, die in Präsens stehen sollte. :P
Wenn man schon bei jeder Szene live dabei sein muss, dann aber auch richtig.

Die Geschichte wird für mich erst interessant, als die beiden den Reiz des Knutschens ausgelotet haben, als Clemens dann in die Wohnung kommt, mit der Tänzerin! und er es eigentlich schafft, dass der Prot. das tut, was er nie tun wollte. Auch wenn er sagt, er würd's Clemens zeigen, wo's lang geht, Clemens hat gewonnen. Aber dass er dann weint ... Jungs weinen doch nicht. :D
Nein, also bei einem Mädchen hätte ich es verstanden, die Situation ist aber auch nicht unbedingt etwas zum Weinen, er bricht mit seinen "Prinzipien", Grundsätzen oder sonstwas. Aber dann so zu weinen, es ist ein zu krasser Bruch bei dem Charakter, was ich ihm einfach nicht abnehmen kann.

Ansonsten hast du die Charakter gut hinbekommen.
Also das letzte Drittel ist das Beste an der Geschichte, da wird sie ernster, da merkt man die Probeleme des Prots mit seinem Mitbewohner, dieser Konkurrenzkampf, an dem der Prot. gar nicht teilnehmen will, aber irgendwie muss, weil Charlotte jetzt da ist. Den Anfang und die Mitte würd ich kürzen.

Hätte ich mehr Zeit, hätte ich dir auch konkrete Vorschläge gemacht, wo man was kürzen könnte. Aber nur etwas, was mir nicht gefallen hat. Bei dem ich einfach gemerkt habe, dass der Autor es sich ein bisschen zu leicht gemacht hat.

Es war der Augenblick, in dem der Spaß dem Ernst weicht. Aus Schnupfen wird Fieber, aus Altern wird vierzig, aus lustigem Lauschen wird eine Begegnung mit etwas, dessen Existenz man nicht kannte und man lieber nie begegnet wäre.
Aus Schnupfen wird Fieber ist toll, dann mit dem Altern und vierzig, ist lustig, und dann mit dem lustigen Lauschen und dann wird dein Vergleich abstrakt und das killt dein Bild. Weil man sich natürlich nix darunter vorstellen kann. Beim dritten Bild erwartet man den Höhepunkt, er bleibt aus, sehr schade und enttäuschend. Lass dir da was einfallen.

JoBlack

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Jo,

die GEschichte

Was willst du mit dieser Schreibweise sagen? Das habe ich doch schon mal iwo gesehen. Müsste ich sie kennen? Meinst du Gay-schichte?

ja, die GEschichte ist eindeutig zu lang

Ja, es scheinen wohl alle dieser Meinung zu sein. Ich versuche sie zu kürzen.

Insgesamt hat mich aber die Geschichte sehr unterhalten,

Sehr schön, dass bisher alle auch dieser Meinung sind. Das freut mich.

die Dialoge sind realistisch, ja, die zeigen auch, dass die beiden sich verstehen, aber spritzig oder besonders unterhaltsam sind sie nicht, vor allem bringen sie die Handlung nicht weiter, charakterisieren die zwei auch nicht unbedingt. Also da würd ich bei der Überarbeitung am meisten drauf achten.

mach ich


Das ist übrigens eine Geschichte, die in Präsens stehen sollte. :P

Es war klar, dass irgendwer daher kommt, das behauptet, und mich wieder in eine Schreibkrise stürzt. :(
Ich glaube, ich brauche einfach noch ein bisschen, bis ich weiß, was mir wann besser gefällt.


Nein, also bei einem Mädchen hätte ich es verstanden, die Situation ist aber auch nicht unbedingt etwas zum Weinen, er bricht mit seinen "Prinzipien", Grundsätzen oder sonstwas. Aber dann so zu weinen, es ist ein zu krasser Bruch bei dem Charakter, was ich ihm einfach nicht abnehmen kann.

Kann sein. Kann aber auch sein, dass wir alle zu abgebrüht sind, und deswegen bei solchen Szenen sofort die Kitsch-Alarmglocken hochgehen.
Ich schaus mir nochmal an..


Beim dritten Bild erwartet man den Höhepunkt, er bleibt aus, sehr schade und enttäuschend

Also wenn dich das so enttäuscht, muss ich mir wirklich was Besseres einfallen lassen.

Aus schnupfen wird Fieber, aus Altern wird vierzig, aus lustigem Lauschen wird Sex mit ner heißen Frau.

Passt auch nicht, wa?

Wie immer vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

MfG,

Juju

 

Hallo JuJu

und alten Gemälden aus der Karibik an den Wänden

Mit diesen Worten im ersten Absatz fühlte ich mich bereits vereinnahmt. Alte Gemälde aus der Karibik!? Ich versuchte mir dies vorzustellen, doch so auf die Schnelle kam mir nur Paul Gauguin und seine Gemälde aus der Südsee in den Sinn. Was waren denn die Motive dieser karibischen Bilder?

„Ich trinke ein Glas Rotwein“, meinte Charlotte.

Dünkt mich eine etwas eigenwillige Form von Bestellung, aber nicht unplausibel, dass jemand in der direkten Rede so spricht. Na ja, es liess mich einfach stutzen.

„Ja, natürlich.“ Ich setzte ein verständnisvolles Lächeln auf und hoffte, dass es nicht erzwungen wirkte.

Statt erzwungen würde ich hier gezwungen treffender finden.

Eine knappe Stunde später liefen wir krächzende Holztreppen hoch und hofften,

Hier kam ich wieder ins Sinnieren. Wie klingt das, wenn Holzstufen krächzen. Knarren, ja das hab ich sofort im Ohr, aber mit Krächzen stören mich immer diese klugen Raben mit ihren Lauten.

Die Spannung würde daraufhin exponentiell steigen.

Die Verwendung eines mathematischen Begriffs scheint mir hier etwas deplatziert. Es geht hier doch um Gefühle, Reize.

Das alles wurde bald auf uns einstürzen.

... würde …

und plötzlich kamen die eigenartigsten Laute kamen aus meinem Mund.

Auch in Ekstase ein kamen zu viel.

Doch gefällt mir die Geschichte, auch wenn es viele Worte um eine Kopulation sind. :D Aber im Ernst, schöne Szenenbeschreibungen und Stimmungsbilder sind hier vereint. Die Entwicklung fliesst ruhig dahin, die Verhaltensweisen wirken weitgehend plausibel. Es war schnell klar, auf was es hinausläuft. Der widerspenstige Titel täuschte darüber nicht hinweg. Etwas überspitzt schienen mir die Zweifel, welche David bewegten, mit Charlotte ins Bett zu steigen. Immerhin war Charlotte ja nicht unerfahren und genierte sich darob keineswegs. Aber unplausibel ist eine solche Sensibilität natürlich nicht.

Meine wenigen Gedankenabweichungen während dem Lesen habe ich vorstehend festgehalten. Abgesehen davon war die Geschichte schon sehr ausgedehnt, was sich mir insgesamt mit der Handlung aber kompensierte.

Ich fragte mich wie Bernadette, warum du es nicht unter Romantik/Erotik einbrachtest. Also die Scheu nehme ich dir nicht ab. :lol:

Tränen liefen über meine Wangen.

Dies war jetzt aber eindeutig Kitsch. Es endet doch so schön, wie er sich an die Decke klammert. Ich fragte mich dabei, ob er wohl seine Unschuld verloren hat.

Sehr gern gelesen.

Gruss

Anakreon

 

Hallo Juju,

hast ja schon viel Lob gehört, von meiner Seite aus gibt´s da jetzt weniger von ;)
Während andere die Länge nur eben ... zu lang fanden, hat das für mich alles kaputt gemacht. Oder eben das meiste, das entscheidende: Das Knackige.
Also glaubhaft ist das alles schon, wahrscheinlich eher Studenten im ersten oder zweiten Semester, das klang schon ziemlich teenig. Und da liegt für mich das zweite entscheidende Problem. Es ist alles wirklich sehr *hust* jung geschrieben.

und die Zeit verstrich wie im Traum.
argh, was ist das für eine leere Phrase

Ich stellte fest, dass ich mich auf eine sonderbare Art und Weise mit ihr verstand. Es war nicht das, was ich erwartet hatte – seit Beginn meines Medizinstudiums kam eigentlich alles anders als erwartet – , aber es machte Spaß, mit ihr zu reden,
und das, also hier kapituliert der Autor. Von dieser sonderbaren Art und Weise sehe ich zumindest nichts. Den ganzen Text über nicht. Und vom Medizinstudium erfahre ich auch nix
Und es machte Spaß mit ihr zu reden ... :dozey:

Charlotte warf ihr einen kritischen Blick zu und musste dann ein Kichern unterdrücken. Das freute mich, denn ich wusste, dass sie mich verstanden hatte. Aber es ließ mich auch erkennen, dass auch Charlotte boshaft sein konnte. Das wiederum stimmte mich etwas traurig. Wir amüsierten uns ja natürlich auf Kosten einer Kellnerin, die bisher nur nett zu uns gewesen war. So schlimm war es ja nicht, aber plötzlich fühlte ich mich ein wenig unwohl.
„Ist alles okay?“, fragte Charlotte.
„Ja, natürlich.“
„Sicher?“
„Na, ich finde, wir sollten nicht so gemein zu der Kellnerin sein.“
„Glaubst du, sie hat was gemerkt?“
„Ich weiß es nicht.“
„Es war ja nur ein blöder Scherz.“
„Schon klar.“
Charlotte lachte. „Du hast ja angefangen mit Zorro!“
„Ach ja?“
„Ja, hast du!“
Ich grinste. „Okay gut, habe ich.“
das alles, wofür brauchst du das? Nur um zu zeigen, dass er ein softie ist?

„Wie hast du Clemens eigentlich kennengelernt?“, fragte ich.
„Wir kennen uns von der Uni.“
„Wart ihr zusammen im Praktikum?“
Charlotte schüttelte den Kopf.
„Woher kennst du ihn dann? Ich sehe Clemens nie an der Uni.“
„Wir kennen uns halt vom Sehen, und dann sprach er mich auf dieser Party an.“
„Er sprach dich an?“
„Ja.“
„Was hat er denn gesagt?“
Charlotte sah mich an. „Warum willst du das wissen?“
„Es interessiert mich einfach.“
„Und warum interessiert dich das?“
„Weil ich …“
„Bist du eifersüchtig?“
Eifersüchtig. So richtig war mir das Wort nie in den Sinn gekommen.
„Habe ich Grund dazu?“
„Eigentlich nicht. Aber wärst du denn eifersüchtig, wenn du Grund dazu hättest?“
Eifersüchtig? Gut, ich wollte in jener Nacht fast aus dem Fenster springen. Aber da war doch weitaus mehr als nur Eifersucht im Spiel.
„Ich denke schon“, sagte ich langsam.
„Du denkst?“
Ja, ich denke. Du hast dich von Clemens ficken lassen und gleich nebenan geschrien, und das macht mich wohl ein wenig eifersüchtig.
das zum Beispiel ist schön authentisch. Aber es ist furchtbar langweilig zu lesen, weil auch voraussehbar. Kein Knistern. Da muss mehr zwischen die Zeilen!

Ich dachte auch nicht, dass … ich meine, so was mache ich normalerweise nicht
hehe, einen Penny für diesen Satz :sealed:

„Ist schon okay“, sagte ich.
„Ja?“
„Ja, natürlich.“ Ich setzte ein verständnisvolles Lächeln auf und hoffte, dass es nicht erzwungen wirkte.
wie gönnerhaft ... :susp:

„Du wirkst aber nicht so, als würde es dir nichts ausmachen.“
Jetzt suchte ich nach den richtigen Worten.
„Aber es ist ja auch eine doofe Situation“, meinte sie schnell.
Ich nickte zustimmend.
„Aber ich freue mich, dass das alles so passiert ist“, meinte sie.
„Wieso?“
„Na, dann würden wir jetzt nicht hier sitzen. Dann hättest du mich nie auf einen Drink eingeladen.“
„Glaubst du?“
„Ja, das glaube ich schon. In der Uni gehst du mir immer aus dem Weg.“
wieder so ein lahmer Dialog, der keine Spannung hat.
-wirklich?
-ja
-echt?
-wirklich

Wir zogen unsere Jacken aus und betraten einen Raum voller Studenten. Der Geruch von abgestandenem Bier, Orangesaft, Energydrinks, Zigarettenrauch und Schweiß stürzte in meine Naselöcher. Aus einer großen Anlage ertönte laute Hip-Hop-Musik, zu der ein paar Studenten in einer Ecke kopfnickend tanzten. Die anderen hatten kleine Grüppchen gebildet und unterhielten sich.
das finde ich ein sehr unbeholfenes EInstiegsbild für eine wilde Party. Dafür würde ich mir mehr Zeit nehmen. Überall kürzer, aber hier kommt keine Atmosphäre auf. Wer sind die anderen. Das ist so lose.

Wir lächelten uns an. Das war ja reibungslos gelaufen. Ich hatte schon befürchtet, dass man uns an der Tür abweisen würde, weil wir nicht offiziell eingeladen waren, aber Juan war wirklich sehr gastfreundlich.
braucht es nicht. UNd was soll dieses gastfreundlich hier drin? Passt nciht

Clemens nahm ihre Hand, und sie tanzten los. Alle schauten gespannt zu. Es hatte sich so etwas wie ein Wettkampf entwickelt. Wie würde sich der rätselhafte Herausforderer mit dem Zopf schlagen?
ach, wie das? Wie kann sich denn plötzlich ein Wettkampf entwickeln? Zwischen wem?
Überhaupt, der Tanz knistert nicht. Viel stärker raffen!
Wir verstehen auch so, was da abgeht, aber wie wollen das Feuer sehen!

Argh, die Zeit rennt. Weiter durch den Text komme ich jetzt nicht. Aber in meinen Augen hast du noch viele solcher Bremsen drinnen. Hoffe, ich konnte dir verständlich machen, wie ich das meinte. Erst der Schlussteil, der wird dann wieder richtig gut. Nicht ganz glatt gebügelt (Pfui, weltenläufer, pfui :aua) aber mit gutem Tempo und endlich, endlich schließt sich auch der Kreis!

In meinen Augen ist hier noch mächtig was zu tun, aber es würde sich lohnen.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anakreon,

Alte Gemälde aus der Karibik!? Ich versuchte mir dies vorzustellen, doch so auf die Schnelle kam mir nur Paul Gauguin und seine Gemälde aus der Südsee in den Sinn. Was waren denn die Motive dieser karibischen Bilder?

Ich bin in Miami geboren, deswegen hängen bei meinen Eltern daheim viele solche Bilder. Hab das irgendwie unterbewusst mit reingebracht. Vor allem die Haitianischen Bilder finde ich cool. Das geht es sehr bunt zu, aber auch abstrakt. Die Motive entsprechen so ziemlich dem, was man sich unter Karibik vorstellt.

Hier ein Link: http://www.medalia.net/store/gallery.html


Dies war jetzt aber eindeutig Kitsch. Es endet doch so schön, wie er sich an die Decke klammert. Ich fragte mich dabei, ob er wohl seine Unschuld verloren hat.

Du hast mich überzeugt, die Tränen sind weg.

Sehr gern gelesen.

Vielen Dank, freut mich.

Hallo Weltenläufer,

Es ist alles wirklich sehr *hust* jung geschrieben.

Das finde ich sehr spießig geschrieben.


wie gönnerhaft ...

argh, was ist das für eine leere Phrase

Aber es ist furchtbar langweilig zu lesen, weil auch voraussehbar

Während andere die Länge nur eben ... zu lang fanden, hat das für mich alles kaputt gemacht.

hehe, einen Penny für diesen Satz

Und es machte Spaß mit ihr zu reden ...

Nur um zu zeigen, dass er ein softie ist?

Überhaupt, der Tanz knistert nicht

und das, also hier kapituliert der Autor.

Ganz ehrlich, auch ohne ironische Smileys klingt das, was du da schilderst, für mich eher nach Antipathie als Langeweile.


ach, wie das? Wie kann sich denn plötzlich ein Wettkampf entwickeln? Zwischen wem?

Na zwischen dem Erstem, der mit ihr tanzt, und dem Zweiten, der sich aufdrängt, und mit ihr tanzt.


Erst der Schlussteil, der wird dann wieder richtig gut.

Danke schön.


MfG,

JuJu

 

Da staun ich aber über die Frage „Präsens oder Präteritum?“,

lieber Juju,

denn’s geht doch und über gelegentliche Ausrutscher – besonders bei längeren Texten – braucht niemand sich zu wundern: die passieren halt, wenn nicht aufmerksam genug Korrektur gelesen wird! Aber ich denke, dass Du eher theoretisch fit sein willst – denn nix ist praktischer als die richtige Theorie, um auch mal Marx zu zitieren.

Aber zur Geschichte, zu der ich eigentlich nix sagen „würde“. Mir ist es Voyeurismus – der sich zudem in der Geschichte noch verdoppelt und verdreifacht (nicht nur der Leser guckt dem Protagonisten zu, sondern er lauscht auch dem, was zugleich der Icherzähler über die Ereignisse im andern Bett zum Besten gibt – und was kümmert mich alten Sack das Treiben des Jungvolkes, besonders, wenn es die privateste aller Privatangelegenheiten neben dem natürlichen Tod betrifft?, – bekanntlich stirbt jeder für sich allein), was mir so spannend und aufregend ist, wie eine Steuer(v)erklärung und da käme mir nicht in den Sinn, ein Abenteuer daraus zu machen.

Aber so ist es: wo die Alten einen einzigen Satz verwendeten, füllen wir heute Seiten mit Beschreibungsliteratur, wie ja auch das Rauchen in Zeiten zunehmenden Rauchverbotes thematisiert wird und schon den Rebellen und Individualisten definiert. Wie dem auch sei, paar Bemerkungen – auch der Kleinkrämerseele:

Wahrscheinlich nur ein Vertipper mit dem Komma

„Ich nehme ein Pils,“ sagte ich
, dafür hier vergessen
„Ist er normal?“KOMMA fragte ich.

… krächzende Holztreppen …
krächzen – bedeutet „eine heisere Stimme“ (wovon den Krähen der Name kommt), besser: knarrende Treppe.

Der Geruch von … stürzte in meine Naselöcher.
Steht der Erzähler Kopf?, weil stürzen ist idR ein Fallen bedeutet (aber auch: umstoßen zB). Besser: der Geruch stieg in die Nase …

Es war eine minimalistische Geste, …
Warum der Minimalismus? „Knappe“ tät’s auch …, selbst eine „kleine“ Geste.

„Komm gehen wir rüber!“, sagte Charlotte
Nach dem Komm besser ein Komma, nach dem Namen besser ein Punkt.

Kein Wunder hatte Juan die Musik ändern wollen.
Seltsamer Satz. Da fehlt was, obwohl jeder zu wissen scheint, was gemeint sei.

Ich muss zugeben, auch ich wollte sehen, was passieren würde
Warum Konjunktiv?, fragt außer ausgerechnet mir keiner? „…, auch ich wollte sehen, was passieren wird“ wie „ … was passiert“ ginge.

Seine komplette Aufmerksamkeit galt seiner Partnerin.
Das letzte Pronomen ist entbehrlich und könnte durch den Artikel schadlos ersetzt werden.

Vielleicht wünschte man ja nur, dass er das tat.
Nebensatz besser im Konjunktiv. Und hier lönnt es auch umgekehrt sein:
... müsste denn alles immer so schnell gehen?

Ich gab Charlotte ein Glas Wasser, und ging ins Bad.
Komma entbehrlich

Im Geiste sah ichKOMMA wie sie getanzt hatte.
Wir hörtenKOMMA wie sie ins Bett stiegen.
Ja, das passiert schon mal in der Erregung, dass sich was unnötig verdoppelt („kamen“) und ein Komma beurlaubt werden kann:
Sie krallte sich mit ihren Fingernägeln tief in meinem Rücken fest, und plötzlich kamen die eigenartigsten Laute kamen aus meinem Mund.

So viel oder wenig für heute!

Gruß

Friedel

 

Hallo Juju,

Teile der Geschichte kamen mir eher, hm, bemüht bzw. schematisch vor, so als hättest du dir gedacht: "Hm, hier muss ich noch was einfügen, sonst geht mir das ganze zu schnell und meinen Lesern auch". Also für mich geht es in dieser Geschichte vorrangig um unterschwelligen Konkurrenzdruck und Nebenbuhlerei. Wenn das stimmt, sollte da wie ich finde im gesamten Mittelteil mehr Spannung rein, da zerfasert vieles in drögen Dialogen, wie ich sie nur die Fernsehkanäle durchzappend von Daily-Soaps mitbe- und aus dem resignierten Kopfschütteln gar nicht mehr rauskomme.

Im Großen und Ganzen hat mir die Geschichte aber gefallen. Deine Entscheidung, sie nicht nach Romantik/Erotik zu schieben, sondern nach Sonstige, ist wohl er publikumsstrategisch begründet, habe ich recht? Denn rein inhaltlich ist die Sache ja klar.


Viele Grüße,
-- floritiv.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedel,

Schön, dass du wieder vorbeischaust.

Mir ist es Voyeurismus

Nun, ganz allgemein haben Film und Buch auch viel mit Voyeurismus zu tun.

und was kümmert mich alten Sack das Treiben des Jungvolkes, besonders, wenn es die privateste aller Privatangelegenheiten neben dem natürlichen Tod betrifft

Na dann ist diese Geschichte nichts für dich :)

Aber so ist es: wo die Alten einen einzigen Satz verwendeten, füllen wir heute Seiten mit Beschreibungsliteratur

Das stimmt. Damals habe ich mich in der Schule bei Effi Briest so aufgeregt, da beschreibt der Autor jeden Scheiß, aber das Fremdgehen an sich (und auch das Duell!), also die für die Handlung wichtigsten Stellen im Buch, das ist so mit einem Satz geschrieben, und zwar so, dass ich eigentlcih immer noch nicht weiß, was da wirklich zwischen Effi und dem Typ lief, oder ob da überhaupt was lief.

Vielen Dank, auch für die Korrekturen.

Hallo Floritiv,

, so als hättest du dir gedacht: "Hm, hier muss ich noch was einfügen, sonst geht mir das ganze zu schnell und meinen Lesern auch"

Nein, nicht wirklich. :)

Aber vielen Dank für diese Einsicht. Ich habe den Einstieg jetzt radikal gekürzt (eventuell zu radikal, aber es schien niemandem zu gefallen). Das Ganze ist vielleicht ein bisschen kg-untypisch, weil es sich Zeit lässt (was jetzt aber glaub nicht unbedingt meine Art ist), aber mir so was bewusst gedacht habe ich jetzt nicht.


Im Großen und Ganzen hat mir die Geschichte aber gefallen.

das freut mich

Deine Entscheidung, sie nicht nach Romantik/Erotik zu schieben, sondern nach Sonstige, ist wohl er publikumsstrategisch begründet, habe ich recht? Denn rein inhaltlich ist die Sache ja klar.

Jetzt bist du schon der Dritte, der das anspricht…
Wie gesagt, ich habe noch nie etwas in Romantik gepostet, also ja, in meinem Unwissen hatte ich Angst, die Geschichte geht vielleicht dort unter.
Ich bin schuldig auf alle Ebenen.

Aber ich kann euch hoch und heilig versprechen, dass ich meine nächste Geschichte in Romantik poste.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

MfG,

Julian

 

Es ist schon von Vorteil, nicht sofort eine Kritik zu schreiben, denn viele der Fehler oder Unzulänglichkeiten der ersten Version hast du dank der anderer Kritiker schon ausgemerzt: Die Länge der Geschichte, die Wortwiederholungen, lediglich 2 Mal Studenten (wenn der Raum voller Studenten ist, wer soll da sonst tanzen?) und „ihre Augen rollten zurück“ sind noch geblieben (kann schon sein, dass sie zurückrollten, aber das kann der Ich-Erzähler nicht sehen, wenn er sie von hinten bearbeitet).

Überzeugt hat mich Charlotte, der David dagegen kam mir mit seinen Zweifeln und Vorsätzen eher wie eine Frau vor – zum Glück hast du seine Tränen am Ende eliminiert. Mein Gott, was macht er nur für einen Aufstand, nur weil er eine Frau gefickt hat! Wenn er ein Theologiestudent mit Berufsziel Pfarrer gewesen wäre oder sich aus freien Stücken der Jungfrau Maria versprochen hätte, das könnte ich noch verstehen, aber ein normaler Mann? Dass er sich beim Abschleppen Gedanken über die Sauberkeit des Klos macht, ist natürlich glaubwürdig, aber dass er keine 2te Matratze hat, das ist eher ein Grund zur Freude, oder?

Ansonsten hast du die jeweilige Atmosphäre gut eingefangen und die Details gerade richtig bemessen. Ja, und die Geschichte gehört unbedingt in die Romantik/Erotik-Rubrik, denn sie ist wie dafür geschaffen - wenn die nicht, welche dann?

 

Hallo,

die Geschichte ist lebendig und gut geschrieben. Es gibt zwei Szenen, bei denen ich mich frage, wie man so handeln kann. Die Idee, sich mit einer Frau ins Bett zu legen und „nur zu kuscheln“, halte ich für völlig idiotisch. Da wird ein Konflikt von außen in den Text getragen, den die Geschichte nicht hergibt. Also entweder man schläft getrennt oder man macht eben rum, aber die Idee hier: Ich leg mich mal nackt neben die Frau und dann fass ich sie nicht an, die ist ja schon fast masochistisch.
Das ist ja ungefähr so wie: Ich fang meine Diät mal zu Weihnachten an, wenn ich vor Mutters Hasenbraten sitz.
Also da weiß ich nicht, in wie weit die Geschichte ehrlich zu den Figuren war und in wie weit die verraten wurden für den Effekt.

Ja, und das andere … es ist schon alles bisschen konstruiert. Warum jetzt Charlotte unbedingt mit diesem Erzähler ins Bett muss, wo es doch vorher schief ging, diese Logik in der Figur leuchtet mir nicht ganz ein: Auf der einen Seite gedemütigt, weil sie zum Sexobjekt degradiert wurde, und jetzt will sie sich Selbstvertrauen holen, indem sie ihn aufreißt? Es gibt bestimmt Frauen mit so einem angeknacksten Selbstbewusstsein und Selbstbild, aber so wirkt die in der Geschichte nicht unbedingt auf mich.
Und auch dieser Juan, der sich da zur Seite wedeln lässt wie nen Pups … das sind immer so Figuren, da frage ich mich, ob die außerhalb einer Plotfunktion irgendwelche Ambitionen haben.

Die Geschichte ist stilistisch immer gut, wenn sie wenig macht. Wenn sie den Figuren das Feld überlässt und aus der ausgezeichneten Figurenkonstellation schöpft. Wenn sie anfängt, zu viel da mit „Ich“ und „Ich denke“ und „Ich will“ und Reflexionen … da find ich sie schwächer, sie ist eigentlich immer stark, wenn sie die Handlung einfach gewähren lässt.

Und das Starke an der Geschichte, warum die richtig zieht, ist die Figurenkonstellation und wie das aufgebaut ist. Das ist ein klarer, starker Aufbau, um dieses Alpha-Tier Clemens. Im Finale wird das ja überdeutlich, dass der Erzähler Clemens sein will, und Charlotte will mit Clemens vögeln. Das ist wie dieser Spruch „Männer wollen sein wie er und Frauen wollen mit ihm schlafen“, das ist dieses Alpha-Tier dort. Und er macht ja gar nichts, das ist eigentlich das clevere an der Geschichte, er taucht ja kaum auf, sondern nur in dieser einen Szene, in dem Tanz, wenn es aber auch um die Partnerin mehr geht, und dann durch die Wand hindurch. Das ist wirklich clever aufgebaut, dieses ambivalente Verhältnis auch. Der Erzähler fühlt sich angewidert von ihm und will alles, was er tut, ständig ablehnen: Wie kann man nur? Das ist gegen die Regeln! Der geht zu weit! Meine Lieblingsszene ist da: Guck, der steht da ganz alleine! Und auf der anderen Seite will er ihn auf seinem eigenen Feld schlagen. Das ist das hier ja. Er will Charlotte gerade nicht so wie Clemens sie hat, sondern er redet mit ihr und ist nett und will kuscheln und ist fürsorglich, aber dann im Finale, wenn Clemens auftaucht, brechen diese ganzen Vorsätze durcheinander. Das ist das Tragische an der Figur des Erzählers und auch an Charlotte. Beide machen sich da den ganzen Abend etwas vor, sind interessiert an einander und reden ewig und wollen sich zeigen, dass sie mehr sind als Geschlechtspartner. Und sobald da Clemens mit der Tänzerin einfährt, ist das alles wurscht. Das ewige Rumgeküsse, alles weg. Dann hat der gewonnen, der lauter schreit. Und am nächsten Tag wird man sich wundern – das ahnt man düster – warum man denn kein respektvolles Gespräch mehr zu Stande kriegt, denn den Abend werden die beiden unmöglich so rekonstruiert bekommen, dass sie da mit halbwegs erhobenem Haupt rauskommen.

Das ist ja eigentlich eine ganz traurige Geschichte über Beta-Männchen und Beta-Weibchen, wie bei so Gibbons unter Glas. Der zweite im Rudel kriegt die abgelegte Frau, nur dass hier die Leute Bewusstsein haben, die ihnen diese Sicht nicht erlaubt. Der Erzähler denkt von sich sicher nicht als „Beta-Männchen“, sondern er sieht in Clemens einen albernen Wicht. Eigentlich bräuchte man, innerhalb der Geschichte, noch die Parallele, dass die schwarze Tänzerin eindeutig heißer ist als Charlotte. Das ist zwar in der Tanz-Szene ,wenn sich alles auf sie fokussiert, kurz drin, aber die Geschichte verlangt eigentlich fast noch eine Tänzerin-Charlotte-Parallele; und für die fünfte Figur, den armen Juan, könnte sich auch noch ein rundes Ende finden, der arme Kerl bleibt da ja völlig auf der Strecke.
Es ist die Frage, in wie weit die Geschichte hier die Situation und die Figuren so verbiegt, dass sie aufgeht als Geschichte. Warum lässt sich der Erzähler denn nicht auf eine Konfrontation mit Clemens ein? Auf einem anderen Feld? Das wäre doch etwas, um Charlotte zu imponieren. Aber es ist ja so, als wäre Clemens völlig losgelöst, als wär er unverwundbar, und die männliche Rivalität ist lange schon entschieden hier.
Und eben auch Charlotte, dass sie sich da so devot gibt, also … da kann man auch mal Ärger mit emanzipierten Frauen kriegen für so eine Figur. ;)

Was kritisiert wurde mit dem etwas zähen Aufbau … es wird durch das Finale aufgelöst, sobald Clemens da reinkommt, wurde mir die Geschichte klar und ich hab auch den Aufbau verstanden. Das ist schon eine wirklich clever konstruierte, kleine Geschichte. Es ist schon richtig, dass die nicht zwingend unter Romantik/Erotik steht, weil die Sexualität hier nicht in einem romantisch-erotischen Zusammenhang steht, sondern eher in einem hierachischen. Die Verehrung des Erzählers für Clemens, dieser Wunsch, dem Vorbild zu entsprechen, diese Idolisierung. In der letzten Szene, wenn er sich vorstellt, Clemens zu ficken, das hat nichts Sexuelles mehr, das ist die Unterwerfung des Rivalen. Da wäre jemand gern Kalif anstelle des Kalifen.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dion,

Überzeugt hat mich Charlotte

cool

der David dagegen kam mir mit seinen Zweifeln und Vorsätzen eher wie eine Frau vor

Mein Gott, was macht er nur für einen Aufstand, nur weil er eine Frau gefickt hat!

Na, er ist eben ein sehr empfindlicher Typ, der David. Und er ist auch noch relativ jung… aber weiter unten mehr dazu..

Ansonsten hast du die jeweilige Atmosphäre gut eingefangen und die Details gerade richtig bemessen.

freut mich!

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren


Hallo Quinn,

Die Idee, sich mit einer Frau ins Bett zu legen und „nur zu kuscheln“, halte ich für völlig idiotisch.

Da stimme ich dir zu :D

Wenn sie anfängt, zu viel da mit „Ich“ und „Ich denke“ und „Ich will“ und Reflexionen … da find ich sie schwächer, sie ist eigentlich immer stark, wenn sie die Handlung einfach gewähren lässt.

ich werde drauf achten

warum jetzt Charlotte unbedingt mit diesem Erzähler ins Bett muss, wo es doch vorher schief ging, diese Logik in der Figur leuchtet mir nicht ganz ein:

Na gut, dass sie unbedingt muss, glaube ich auch nicht. Aber vielleicht hat sie etwas zu viel getrunken und will einfach? So was kann auch schon mal bei einer Frau vorkommen, denke ich...


Und das Starke an der Geschichte, warum die richtig zieht, ist die Figurenkonstellation und wie das aufgebaut ist. Das ist ein klarer, starker Aufbau, um dieses Alpha-Tier Clemens.

Freut mich sehr, dass das ankommt


Der Erzähler denkt von sich sicher nicht als „Beta-Männchen“, sondern er sieht in Clemens einen albernen Wicht

Er will Charlotte gerade nicht so wie Clemens sie hat, sondern er redet mit ihr und ist nett und will kuscheln und ist fürsorglich, aber dann im Finale, wenn Clemens auftaucht, brechen diese ganzen Vorsätze durcheinander.

Die Verehrung des Erzählers für Clemens, dieser Wunsch, dem Vorbild zu entsprechen, diese Idolisierung

In der letzten Szene, wenn er sich vorstellt, Clemens zu ficken, das hat nichts Sexuelles mehr, das ist die Unterwerfung des Rivalen.

Das ist wirklich alles sehr gut und beeindruckend beobachtet.
Bisher ging auch noch niemand auf diese letzte Szene ein, schön, dass das nicht missverstanden wird.


Es ist die Frage, in wie weit die Geschichte hier die Situation und die Figuren so verbiegt, dass sie aufgeht als Geschichte. Warum lässt sich der Erzähler denn nicht auf eine Konfrontation mit Clemens ein? Auf einem anderen Feld? Das wäre doch etwas, um Charlotte zu imponieren. Aber es ist ja so, als wäre Clemens völlig losgelöst, als wär er unverwundbar, und die männliche Rivalität ist lange schon entschieden hier.

Mich freut es wirklich sehr, diese Gedanken von dir zu lesen. Sehr treffend und gleichzeitig sehr anregend. Ich hatte gehofft, dass die (überlegene) Schönheit der schwarzen Tänzerin besser durchkommt ... vielleicht baue ich da noch einen unterschwelligen Vergleich mit ein.

Das mit dem Kuscheln, ja… es ist schon ein bisschen blöd, aber ich fands halt auch witzig.

Ob David jetzt realistisch denkt (wie Dion meinte), oder ob Charlotte zu auf Sex aus ist, oder ob sie doch gut charakterisiert war.. da scheinen nicht alle einer Meinung zu sein. Ich weiß jetzt aber nicht, ob ich wirklich so viel an den Charakteren verändern will (bzw. überhaupt kann), vor allem weil die Geschichte gleichzeitig auch gut anzukommen scheint.

Natürlich ist es ein wenig komisch an manchen Stellen, aber wenn ich alles "normalisere", dann löst sich die Geschichte doch einfach in Luft auf und sie ist nicht mehr erzählenswert .

Ich will jetzt aber auch nicht surreal unterwegs sein, die Charaktere sollen also schon glaubwürdig klingen, fragt sich halt, wie weit man den Bogen spannen will, und ob es an manchen Stellen zu viel des Guten ist. Und wie das alles dann bei dem jeweiligen Leser ankommt, scheint unterschiedlich zu sein.

Sehr viel Stoff zum Nachdenken also...


Vielen Dank fürs Lesen und deine Gedanken zum Text!

MfG,

JuJu

 

Hey Juju, Du bist ein Meister. Ich liebe Dein Zeug, das merke ich mit jeder Geschichte, die ich von Dir lese, mehr, wirklich. Ich weiß noch nicht genau, woran das liegt, ich tauche einfach ganz in die Geschichte ein, wahrscheinlich weil das irgendwie ein Leben ist, mit dem ich auch selbst zu tun habe, (und weil man genau solche Leute kennt, weil die perfekt beschreiben sind) vor allem aber weil Du es so gut machst und so unaufgeregt schreibst, dass man nirgends hängen bleibt, sondern einfach nur noch liest und liest und genießt.
Besonders toll: Die überraschenden Wendungen. Ich selbst hätte die Geschichte wahrscheinlich 5 Wendungen vorher enden lassen, aber so wird sie zur Sensation, das ist wirklich was. Ich habe gelacht, („diesmal war er zu weit gegangen“), gelitten, es hat mich angewidert, angemacht, wütend und froh gemacht. Was will man mehr!


Eine winziger Wermutstropfen: Das Ende… Ich würde so gerne, nur in einem klitzekleinen Halbsatz angedeutet wissen, was Dein Prot gelernt hat, oder was sich ändern wird an den Dingen, an seiner Weltsicht…Dieses Ende der Unschuld (den Engel an den goldenen Locken packen) wie wird sich das für ihn anfühlen?

Wie auch immer – Ich bin Fan -T.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo T Anin,

Wow! Super vielen Dank! Das freut mich wirklich sehr!

Zum Ende: Ich hab mir Gedanken drüber gemacht, aber noch fällt mir keine Lösung ein, mit der ich zufrieden wäre. Ist kann diesen Wunsch verstehen, dass der Prot. was "lernt", also dass das Ende etwas runder wird und weniger offen, aber ich befürchte halt, das wirkt dann so, als wollte ich, der Autor, etwas mit der Geschichte "sagen", als hätte ich gedacht: jetzt muss noch einen pointierten Satz kommen, damit alle es checken...
Dabei sollen die Charaktere die Geschichte für sich sprechen lassen. Wenn ich als Autor eingreife, merkt man das auch, und das will ich nicht. Das müssen dann schon die Charaktere selbst hergeben.
Vielleicht fällt mir noch was ein..

Vielen Dank nochmal!

MfG,

JuJu

 

Ist kann diesen Wunsch verstehen, dass der Prot. was "lernt", also dass das Ende etwas runder wird und weniger offen, aber ich befürchte halt, das wirkt dann so, als wollte ich, der Autor, etwas mit der Geschichte "sagen", als hätte ich gedacht: jetzt muss noch einen pointierten Satz kommen, damit alle es checken...
Dabei sollen die Charaktere die Geschichte für sich sprechen lassen. Wenn ich als Autor eingreife, merkt man das auch, und das will ich nicht.

Nein, nein, so konkret aufs Lernen bezogen meinte ich das nicht. Ich habe aus den Komment., die ich überflogen habe, gesehen, dass Du die Geschichte zunächst hast anders enden lassen (mit seinen Tränen). Kann jetzt leider nicht sagen, wie das auf mich gewirkt hätte, da ich ja ein anderes Ende gelesen habe - oder eben kein richtiges Ende. Ich denke Du hattest Dir bei den Tränen irgendetwas gedacht, nämlich wahrscheinlich, vermutlich :), dass er traurig ist oder schlimmer noch geschockt, von sich selbst, ich weiß es nicht; die Tränen wurden kritisiert. Aber Deine Lösung:

Ich sah hoch an die Decke und erkannte nichts. Es war zu dunkel.
„Alles okay?“, fragte Charlotte leise.
„Ja,“ sagte ich. Ich drehte mich von ihr weg, und klammerte mich an die Decke.

... ist halt irgendwie gar kein Ende mehr.

Mann, ich finde wirklich Du solltest da noch mal in Dich gehen, denn es würde sich lohnen. Wie gesagt, meinen Nerv triffst Du zu hundert Prozent, also gib der Sache noch das Ende, das es braucht und das Du im Gefühl hattest und die Story hat - für Leute, deren Nerv Du triffst - 100 Prozent!

 

Hallo JuJu!

Für mich eine gute, starke Geschichte, die ihren Reiz (für mich) größtensteils aus der Zeichnung der Charaktere bezieht. Beeindruckend die Konstellation der Zusammenhänge die (überraschende) Logik ihrer Handlungen sowohl in der Einfachheit als auch im Zusammenhang.
Ich glaub, die Länge der Geschichte ist erforderlich, um diesen obigen Eindruck zu erzielen.

LG

Adem

 

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