Mitglied
- Beitritt
- 19.09.2003
- Beiträge
- 2
Ich will dich nicht aufhalten
Beim aussteigen aus dem Bus hab ich ihn gesehen. Er war schon im begriff Loszugehen, verharrte aber, als er mich sah. Seine Hände waren in den Hosentaschen, wie immer. Sein Gesicht öffnet sich erst, um dann in eine Glücksgrimasse überzugehen.
'Hey, …, schon lange nicht mehr gesehen.'
Wir haben den gleichen Weg. Verlegenes nebeneinander hergehen, wie zwei verliebte, die sich ihre Liebe noch nicht gestanden haben. Wir sind nicht verliebt, wir waren beste Freunde. Bloss keine Stille jetzt.
'Weisst du noch damals?'
Ja, ich weiss noch, und ja, mir geht es auch gut. Erzählen, um zu verbergen. Haustüre, endlich. Er mit den Händen bohrend in den Taschen.
'Ich will dich nicht aufhalten. Wenn du schon was vorhast…'
Ich will und darf das jetzt nicht so einfach aufgeben. Also zu mir.
'Hungrig?'
'Wein?'
Erinnerung an vollgefressene Tiere, die sich träge in eine Ecke des Käfigs gelegt haben. Wann sollte jemand gehen, wenn er schon lange weg ist? Viel Wein und schlecht gewähltes Fehrnsehprogramm helfen ihm diese Frage zu beantworten.
Heute sag ich ihm nicht, er soll mich doch einfach anrufen, heute nicht. Heute hab ich nicht mal mehr ihn überzeugt.