Ich war jung und brauchte das Geld
Ich war jung und brauchte das Geld
Ich stand wie jeden Samstag unter der kleinen Brücke am Fluss. Die Haare lang, die Hosen mit eingeschnittenen Löchern. Ein selbstgedrehter Joint wanderte vom linken, zum rechten Mundwinkel. Mein langes Che Guevara T-Shirt flatterte im seichten Wind des lauwarmen Sommertages. Das Leben war schön. Heute eine Demo gegen Atomkraft, Morgen eine Kundgebung gegen den Kapitalismus. Es gab viel zu tun. Ich wollte mir an der Currywurstbude etwas zu essen kaufen. Doch als ich meinen selbstgenähten Geldbeutel öffnete, stellte ich das Problem sofort fest. Absolute Ebbe! Was tun, sprach Zeus. Mit diesem Problem wurde ich schon oftmals in meinem kurzen Leben konfrontiert. Damals, ich weiß es noch genau, als ich bei meinen Eltern ausgezogen bin und drei Wochen in einer Mülltonne schlafen musste, war es auch nicht einfach gewesen. Ich war gerade vierzehn Jahre alt, meine Haare reichten bis zum Boden und meine Zähne waren so gelb wie die Sonne und standen soweit auseinander wie die Pfosten eines Fußballtores. Doch auch diese Phase meines Daseins meisterte ich mit Bravour. Aber die heutige Situation löste in mir einen Zustand der Unruhe aus. Es musste nun schnell etwas geschehen. So gleich schaute ich mich nach einem Job um, den ich aufgrund meines nicht bestandenen Hauptschulabschlusses natürlich nicht so leicht bekommen sollte. Also war es wieder einmal an der Zeit, sämtliche Tabus der Gesellschaft zu brechen. Jeden Mittwoch war Wochenmarkt in unserer Stadt. Ich stellte mich auf eine Kiste im Mitten des kleinen Marktplatzes, so dass mich selbst Rentner mit 12 Dioptrien unschwer erkennen konnten. Nun war es soweit. Ich legte einen selbstgekauften schwarzen Zylinder vor meine Füße und zog mir die Hosen runter. Die Show konnte nun beginnen. Als ich auch noch meine Unterhose herunterließ, war es um die gute Stimmung auf dem Marktplatz geschehen. Das fünfzehnfach gepiercte Stück Fleisch zwischen meinen Beinen, was aufgrund seiner Kürze nicht ganz der männlichen Norm entsprach, wurde sofort um Mittelpunkt des Geschehens. Geld bekam ich natürlich keins. Aber außer bösen Blicken von verklemmten Passanten kam es auch dazu, dass eine Gruppe älterer Frauen zur Telefonzelle stürmten, um die Ordnungshüter der Stadt zu kontaktieren. Das Ergebnis war verblüffend. Die grüne Minna nahm mich sofort mit auf ihr Präsidium. Die Verhandlung am nächsten Tag verlief weitaus destruktiver, als ich mir es erträumt hatte. Der zuständige Richter setzte die Strafe von 3 Monaten auf Bewährung fest. Doch wovon sollte ich nun Leben? Waren alle meine Bemühungen umsonst?
Doch dann kam mir der entscheidende Geistesblitz, welcher mir Monate von freier Kost und Logis einbringen sollte. Meine Bemerkung, dass alle Verantwortlichen in diesem Rechtsstaat primitive Selbstbefriediger mit zu klein geratenen Gliedern seien, führte zu einem großen Zuspruch im Gerichtssaal. Meine Strafe wurde darauf erfolgsversprechend erhöht. Von nun an durfte ich für drei Jahre und sechs Monate freien Aufenthalt im ‚Hotel der Gerechten’ genießen. Allerdings musste ich dafür auch einige Opfer bringen. Meine Tätowierung mit dem Titel ‚Suck the Police’ wurde mir unter größter körperlicher Anstrengung entfernt. Die vierzehn Piercings an meinem Hinterteil wurden genauso mit einer Kneifzange entfernt, wie der Edelstahlring in meiner Nase. Meine Haare wurden mir ebenfalls abrasiert.
Drei Jahre und ein paar Monate später stand ich kurz vor der Entlassung aus dem Palast der freien Beköstigung. Was sollte ich bloß machen, um diesem Unheil zu entgehen. Doch mir kam wie so oft eine zündende, von Kreativität geprägte Idee. Ich holte meine gesamte Männlichkeit aus meiner Hose und fang an mit Daumen und Zeigefinger daran zu reiben. Als sich der Erfolg einstellen sollte hielt ich inne und lud meinen Samenstau auf dem Brot des Aufsehers ab, der gerade Dienst in der Küche schieben musste.
Somit konnte ich für weitere fünf Jahre das pralle Leben auskosten.
Und da will einer behaupten, dass die Jugend von heute nutzlos sei!!!