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Ich und mein Moppelchen

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28.01.2007
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Ich und mein Moppelchen

Seit ein paar Wochen hab´ ich ein Moppelchen. “Wurde auch Zeit”, sagen die andern, also die, die schon immer eins hatten. Na, meine Kragenweite war das ja nie. Wozu einengen, wozu belasten, hab´ ich mir gesagt. Ich hab´ Geld, ich bin jung, ich seh´ verdammt gut aus und ich will Spaß haben. Nun gut, selbst MEIN Lack blättert mal. Das muss man schließlich akzeptieren … und ausgleichen, verstehen Sie?

Mein Haus, mein Auto, mein Boot? Naaaa … ich bitt´ Sie! Das ist doch voriges Jahrhundert! Wen wollen Sie denn damit noch hinter´ m Ofen vorlocken? Versager etwa? Schmarotzer?? Nein, in die oberen Etagen kommen Sie heutzutage nur noch mit Moppelchen. Das öffnet Tür und Tor, das hat Charisma … das stinkt regelrecht nach Geist, nach Überlegenheit … und hat einfach eine unwiderstehliche, UNGLAUBLICH SEXY Aura, wenn Sie wissen, was ich meine. Und mal ganz davon abgesehen … mein Moppelchen tut mir richtig gut …

Denn auch ICH hab´ mal so Tage. Da will ich Ihnen gar nichts vormachen. So Tage eben, an denen ich denk´, es stimmt nicht mehr. Also nicht mit mir, sondern mit der Welt. Verstehen Sie? Aber mein Moppelchen … ich sag´, wie´s ist: Es schenkt mir Trost. In dieser verkorksten Welt braucht jeder mal Trost. Auch ich. Besonders ich, nach allem, was ich für andere schon getan hab´! Und:

Man kann schon mal die Orientierung verlieren, in dieser verkorksten Welt. Letztlich ist das ja auch gar nichts anderes als ein Zeichen von Intelligenz, verstehen sie? Aber mein Moppelchen … einfach nicht zu verwirren! Immer klar, immer gelassen. Sagt mir immer wohin, warum und wie das alles. Also nicht, dass Sie denken, ich bräuchte das! Aber … es hat was, ein Moppelchen an seiner Seite zu haben. Man fühlt sich … nicht allein … nein, man fühlt sich BESTÄTIGT. Ja! Das ist es!

Verstehen Sie?

Seitdem ich mein Moppelchen hab´, spür´ ich auch mehr. Also da drin. In mir. Ich spüre meine Seele, glaub´ ich … und noch was and´res … mein … mein … hach, es liegt mir auf der Zunge … na, spuck schon … mein Gewissen! Ja! Das muss mein Gewissen sein! Also, das KÖNNTE es sein. Und wissen Sie, was mein Moppelchen zu mir sagt, wenn ich mal zerknirscht bin, so ganz tief unten, so völlig am Boden zerstört vor lauter Gewissensbissen … wenn ich mich selbst für ein Arschloch … ach, was sage ich, für ein Riesen-Arschloch halte?! … STOP! Nur als Beispiel, ok?! Also: Wissen Sie, was es dann zu mir sagt, mein Moppelchen? Es sagt:

“Mach´ dich nicht schlechter, als du bist. Du siehst super aus, du hast was auf dem Kasten, du hast was erreicht, du hast Weiber, du hast Kohle, du bist superklassetoll !! Und die andern, DIE sind die Schweine im Stall.” Ja. DAS sagt mein Moppelchen, und zwar … zu MIR!!! Hach, Moppelchen, ich könnte dich … knutschen! Direkt emotional könnte ich werden. Ist es nicht einfach lieb, mein Moppelchen? Und so klug.

Nur manchmal …

Da stimmt was nicht mit meinem Moppelchen. Na, ich weiß nicht. Da ist es einfach nicht so wie sonst. Es sagt komische Sachen. Es … irritiert mich. Ich weiß nicht, was es ist. Wirklich nicht. Aber ich habe einen Verdacht. Also ich vermute, es geht meinem Moppelchen manchmal nur um …

KRITIK !!!

Ja! Kritik! Ist das nicht einfach ekelhaft? Allein schon dieses Wort, wie das klingt … KRITIK … uah! Kritik … Kritik … Kritik … uaahuaaah!! Zum Schütteln. Und Sie wissen ja, wo das endet. Lassen Sie sich erst einmal auf so eine gottverdammte Kritik ein, dann wird aus einem kleinen Finger ratzfatz die ganze Hand … was ich damit meine?! Na, Sie machen mir Mut …

VERÄNDERUNG !!!

Ja! Verändern sollen Sie sich dann. Unglaublich, oder?! Nene, irgendwo hab auch ich meine Grenzen.

Schade …

Wirklich schade, dass mein Moppelchen so hinterhältig geworden ist. Naja, mach´ dir keinen Kopf, hab´ ich zu mir gesagt, ist ja nur ein Moppelchen. Nichts weiter. Und, glauben Sie mir, ich hab´ da ÜBERHAUPT kein Problem mit, mich ganz schnell wieder von diesem Miststück zu trennen. Ich bin ich. Ich will Spaß. ich hab´ ihn mir verdient. Basta.

Andererseits …

Wir hatten wirklich ´ne schöne Zeit, mein Moppelchen und ich. Und, wissen Sie, was ich mir überlegt hab´? Wenn ich denn ein zweites Moppelchen hätte, so als Gesellschaft für mein Moppelchen … wenn ich also ein Doppelmoppelchen hätte, dann wäre mein Moppelchen bestimmt wieder so herrlich lax, wie es mal war. Und wenn nicht?! Na und, dann geh´ ich eben zu dem andern Moppelchen. Und umgekehrt. Hin und her und her und hin. Immer zu dem Moppelchen, was mir grad´ am liebsten ist … was mich grad´ am besten bestätigt. Ja, so ein Doppelmoppelchen, das wäre … das wäre einfach …

GÖTTLICH !!!

Ich frag´ mich nur, warum die andern nicht schon längst darauf gekommen sind?! Also die, die schon immer ein Moppelchen hatten. Müssen die doch auch sehn, was das für eine Quälerei ist … mit nur so einem Moppelchen!

Ist doch völlig überfordert … das arme Ding!

 

Dies ist mein Einstiegstext hier … insofern: Ein freundliches Hallo in die Gruppe :-)

Schönen Gruß,
schon vergeben

 

Hallo und herzlich Willkommen :),

obwohl du eine Schreibe hast, die sich gut liest, habe ich den Text nach einem Drittel nur noch überflogen. Für mich machte er den Eindruck, dass er in dem Stil einfach weitergehen wird: Moppelchens Existenz wird von verschiedenen Seiten beleuchtet, ohne "es" genauer zu definieren. Zum Ende hin interessierte mich dann noch, ob du das Geheimnis lüftest, WAS es denn nun sein soll.
Glücklicherweise überläßt du das dann doch des Lesers eigener Vorstellungskraft. Der Text wirkt etwas betulich auf mich, aber genau das kann ja deine Absicht gewesen sein ;).
Von daher: Formal gut, inhaltlich spricht er mich nicht an.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Fallbeil,

danke für´s Lesen und Kommentieren.
Zu meinem nickname: Bevor ich diesen eingab, hatte ich drei andere eingegeben. Doch keiner wurde akzeptiert. Jedes mal stand da:
"Benutzername: Schon vergeben". Na, da hatte ich es dann endlich kapiert. Also, ich lass dat jetzt mal so stehen …

Besten Gruß
Iris

 

Hi schon_vergeben,

als Erstlingswerk fand ich deine Geschichte nicht schlecht, aber auch nicht gut.

Der Text liest sich zwar flott weg, aber er plätschert so vor sich hin. Der Stil erinnert sehr an Süskinds "Kontrobaß". Ein Ich-Erzähler der vor sich hinlabbert. Doch bei deinem Text fehlt mir leider das gewisse Etwas. Dies hättest du vielleicht erreichen können in dem du mehr auf die Alltagssituationen mit seinem Moppelchen eingehst und diese ins Absurde gleiten lässt.

So kann der Text meines Erachtens nur vom Sprachwitz leben, doch der kommt für mich leider zu kurz.

lg neukerchemer

 

Hallo bernadette,

auch dir mein Dank für´s Lesen und Kommentieren. Schade, dass sich der Text dir, und natürlich auch dir, Fallbeil, inhaltlich nicht erschliesst. Aber du bist nicht die einzige, ihr seid nicht die einzigen. Um ehrlich zu sein: Bisher hat ihn gar niemand verstanden. Warum lang um den heißen Brei, ich hab´ ja nun bewiesen, dass ich das kann ;-). Also: der Text handelt von Schein- und Doppelmoral … personifiziert, inszeniert in einer Beziehung zum Protag. Mir schien dies eine gute Möglichkeit, dieses abstrakte Thema anzupacken, den schein- und doppelmoppeligen Protag, mit all seinen Schwächen und Widerwärtigkeiten (die ja Schein- und Doppelmoral vorausgehen) so ordentlich durch den Kakao zu ziehen, zumal ich durchaus Parallelen sehe zwischen Verhältnis zu Moral und Verhältnis zu Mensch – das sind "Nutzenaspekte" wie zB Status, Bestätigung, Trost, Orientierung etc., die ja der Protag auch selbst ausspricht … und, zumal ich "Doppelmo …" für einen ausreichend deutlichen Hinweis hielt. Nunja.

Besten Gruß
Iris

 

Aber hallo schon_vergeben,

"Benutzername: Schon vergeben". Na, da hatte ich es dann endlich kapiert.
Herrlich!
der Text handelt von Schein- und Doppelmoral …
Tja, wenn man immer wüsste, wo der Autor hin will :shy:.
Nee, da fühle ich mich schlichtweg überfordert.

Aber gut, du hast es probiert. Komm, auf ein Neues, denn du bist ja angenehm zum lesen und Witz hast du ja scheinbar auch. Probiers doch mal in der Humorecke :D

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo schon vergebene Iris, ;)

herzlich willkommen im Satireforum.
Also erklären brauchst du mir deine Geschichte nicht. Das ist gewiss auch den anderen Lesern eingängig gewesen, was du da unter deinen Fokus genommen hast und als Satire darstellen wolltest.
Sonst hätte nämlich schon so manch einer dich darauf hingewiesen, dass es keine Satire ist. Hat aber keiner getan.

Das alte Prinzip "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass" hat immer Gültigkeit und du hast, das fand ich schon sehr gelungen, deinen Text so angelegt, dass man alle möglichen menschlichen Begierden darunter verstehen kann, nicht nur diejenige, die deinen Protagonisten auf die Idee bringt, sich einen zweiten Moppel zur Seite zu stellen.

Was mir fehlt, ist Handlung, Aktion in deiner Geschichte. Diese Form der Darstellung, wie du sie gewählt hast, wirkt immer etwas starr, ich glaube bernadette schrieb betulich und meint vermutlich dasselbe. Wenn du, stelle es dir nur mal kurz vor, als Handlung einen Dialog zwischen zwei Personen gewählt hättest, in welchem man sich über die Vorzüge der Moppel unterhält und die eine Person der anderen so einen Moppel anpreist, wäre es etwas lebendiger.

Dein Text hat sehr viel Aussagekraft, das gefällt mir und darin liegt seine Stärke.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo neukerchemer,

ja, vielleicht sollte ich mal versuchen, konkreter zu werden, in Episoden zu gehen. Ich habe daran gedacht, auch damit gespielt, es jedoch schnell wieder verworfen, denn ich dachte, ich würde damit die Doppelbödigkeit verlieren; doch im Nachhinein denke ich, war das eher Faulheit ;-) Denn bestimmt gibt es beziehungstypische Episoden, die dennoch den Schluss auf das eigentliche Thema zulassen. Der Sprachwitz: ich meine, völlig fehlt der nicht, aber man kann gewiss noch eins draufsetzen. Ich bin da (noch?) unsicher; ich mag Sprachwitz, Wortspielereien, Neologismen etc sehr sehr gerne, andererseits mag ich gar nicht zu viel davon; solche Texte empfinde ich oftmals als penetrante Selbstdarstellung und weniger als gute Dienstleistung für den Leser. Mir gehts aber um Letzteres.

Merci und besten Gruß
Iris

P.S.: Ja, da labert einer vor sich hin, vielmehr er plärrt und protzt

 

Soso bernadette, du schickst mich also in die Humorecke … und was soll ich da? Schmollen und traurig sein, dass du meinen Text nicht verstanden hast? Nene, ich hab´deinen Knuff in die Rippen ja durchaus gespürt, und nun lass uns doch einfach noch abwarten, ob er auch Wirkung zeigt,

meint unartig grüßend
Iris

 

Hallo lakita,

zwingend logisch ist das nicht, was du in puncto Verständnis meines Textes und ausbleibendem Hinweis (dass er nicht satirisch sei) sagst, aber vielleicht ist was dran.

Ja, ich arbeite nicht gerne mit dem Holzhammer, ich will nicht vorkauen, nicht langweilen, wenngleich ich schon verständlich schreiben möchte; es ist ein schmaler Grat, ein kniffliger Balanceakt auf einem dünnen Seil, denke ich, welches nicht zuletzt der Leser spannt … den ich ja nicht einmal kenne! Wirklich nicht einfach. Finde ich.

Nun, viel mehr an Handlung brächte ein Dialog wohl nicht, oder sehe ich das falsch, aber gewiss mehr Dynamik, Dramatik, einfach mehr Möglichkeiten auch für Sprachwitz, das stimmt und ist ein wirklich guter Tipp, merci dafür :-)

Ich hab diesen Text mehr oder weniger gesprochen, schon mehr als das, ich hab ihn gespielt, zumindest im Kopf. Hm, vielleicht ist er insofern eher so eine Art Skript für eine kabarettistische Nummer, das meint wohl auch bernadette mit "betulich" (sorry, hatte ich ganz vergessen, darauf einzugehen) und du mit "starr". Hast Recht, es passiert rein null, außer dass da ein arroganter, dummdreister Schnösel in der midlifecrisis breitbeinig rumsteht, sich abwechselnd aufplustert und bemitleidet und eine dicke Lippe macht.

Dass du meinst, der Text habe Aussagekraft, das freut mich sehr.

Merci und besten Gruß in den Abend
Iris

 

Hallo Iris,

Nun, viel mehr an Handlung brächte ein Dialog wohl nicht, oder sehe ich das falsch, aber gewiss mehr Dynamik, Dramatik, einfach mehr Möglichkeiten auch für Sprachwitz, das stimmt und ist ein wirklich guter Tipp, merci dafür :-)

Jupp...exaktamente...sehe mich verstanden.

 

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