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Ich steige in die U-Bahn
ich steige in die u-bahn
Ich steige in die U-Bahn, setze mich hin und bereue es sofort. Eine Frau setzt sich neben mich, ganz nah, es ist nicht viel Platz auf der Bank. Ich fühle mich durch die Enge bedrängt, aber ich versuche, dem Gefühl keine Beachtung zu schenken.
Die Frau beugt sich vor und wühlt schnaufend in ihrer Tasche. Sie stößt mich dabei mit ihrem Ellbogen, entschuldigend lächelt sie mich an – ich will das nicht. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf meinen Atem. Etwas stört mich. Die Frau hat sich aufgerichtet, sitzt bewegungslos. Ich öffne die Augen, schaue sie an, dann blicke ich an mir herunter und bemerke, dass das Ende ihres Schals sich auf meine Schulter gelegt hat. Ich bewege meine Schulter, doch der Schal weigert sich, herunterzufallen. Erneut schließe ich die Augen und versuche meine Aufmerksamkeit allein auf mein Atmen zu lenken. Ein, Aus, Ein, Aus – er wird schwer; der Schal der fremden Frau wird mir schwer. Ein, Aus – Ich wische mir über die Stirn. Dabei schwitze ich nicht. Es hilft nicht. Der Schal drückt. Schon habe ich das Gefühl, unter dem Gewicht des Schals schief zu sitzen. Meine Schulter beginnt zu schmerzen, ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte.
Plötzlich bleibt die U-Bahn stehen, die Frau steht auf und steigt aus. Ich erschrecke ein wenig, atme tief ein und setze mich aufrecht. Die Stelle, auf der der Schal lag, pocht noch nach, bleibt kalt zurück. Als wir weiterfahren, stelle ich fest, dass ich meine Haltestelle längst verpasst habe.