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Ich packe meinen Koffer und nehme mit

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28.06.2017
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Ich packe meinen Koffer und nehme mit

Erschöpft sitze ich auf meinem Koffer und starre die Wand an. Aufstehen möchte ich nicht. Zu schön ist das Gefühl, endlich alles verstaut zu haben. Ich habe meine Reisegarderobe von der Siebenachtelhose für abends bis zum farblich perfekt abgestimmten Strandoutfit für tagsüber von der Pike auf durchdacht. Leider muss ich feststellen, dass die im Handel angebotenen Koffer nicht annähernd über den benötigten Stauraum verfügen, der während einer normalen Reise entsteht.
„Den bekommst du so aber nicht zu“, spricht mein Mann im Vorbeigehen das aus, was ich längst vermute. Angestrengt überlege ich, auf was ich am ehesten verzichten kann. Ich rufe meine Freundin Gabi an und frage, ob wir uns einen Fön teilen. Gabi hat den Fön noch überhaupt nicht eingepackt und möchte wissen, ob ich auch eine Regenjacke für den Notfall mitnehme. Durch nur einen Anruf hat sich ein Gepäckstück in zwei verwandelt. Erschrocken lege ich das Handy möglichst weit weg.

„Mama, du kannst auch meinen Koffer nehmen. Der ist doch viel schöner als deiner.“ Meine Tochter steht mit ihrem rosafarbenen Prinzessin Lillifee Kinderkoffer in der Tür. Ich bin erschrocken, wie viel Naivität in so einem kleinen Menschen steckt. Als ob eine komplette Frauengarderobe in dieses Miniaturgepäckstück passen könnte. Woher sollen es die Schwächsten der Gesellschaft aber auch besser wissen, wird doch das Packen eines Koffers in dem Spiel Ich packe meinen Koffer völlig verharmlost. Würde man den ganzen Klimbim einpacken, den diese naiven Kinder für wichtig befinden, würde wohl keine Reise mehr ohne tonnenweise Übergepäck angetreten werden. Prinzessin Lillifee scheint völlig egal zu sein, dass absolut nichts in diesen kleinen Kasten passt. Sie fliegt fröhlich auf der Außenseite des Koffers herum, als wüsste sie von nichts.

Verzweifelt ziehe ich ein Halstuch aus dem Gepäckwulst heraus.

„Ich brauche ja immer nur eine Badehose und drei Unterhosen.“, verkündet mein Mann stolz. Ich stelle ihn mir vor, wie er abends in einer seiner drei Unterhosen am Buffet sitzt und sich darüber beschwert, dass alle seinen purpurroten Rücken anstarren – selbstverständlich nur weil ich nicht daran gedacht habe, ihm ein T-Shirt einzustecken. Oder Sonnencreme. Oder sonst irgendetwas Überlebenswichtiges.
„Mama, du kannst mich doch heimlich in den Koffer packen. Dann kann ich mitkommen.“ Aus Angst, auch noch ein Kleinkind mit einem sperrigen Lockenkopf verstauen zu müssen, versuche ich abzulenken und gebe meiner Tochter den Auftrag, ein Kuscheltier auszusuchen, das während dem Urlaub auf mich aufpassen soll.

Gedankenfetzen wirbeln durch meinen Kopf. Was passiert, wenn ich mich zwei mal im gleichen Strandkleid blicken lasse? Kann man schwarze Sandalen zu einem beigen Rock kombinieren? Wie reagiere ich, wenn es für ein T-Shirt zu kalt und für dreiviertel lange Ärmel zu warm ist?

Die Strategie, mich zu entscheiden, muss ich schließlich nach langem hin und her als gescheitert betrachten. Ich überlege, was ich wohl am Urlaubsort nachkaufen könnte. Gepäckstück um Gepäckstück wandert aus dem Koffer. Prima! Was ich nicht dabei habe, muss ich nachkaufen. Was heißt, ich bin zu ausgiebigen Shoppingtouren verpflichtet! Wenn doch nur jeder mit solch einer Raffinesse Probleme zu lösen in der Lage wäre. Die Welt wäre ein viel besserer Ort. Im selben Moment fällt mir auf, dass dieser völlig unflexible Koffer vermutlich nicht - im Gegensatz zum Wohlfühlbauch meines Mannes – während meiner zweiwöchigen Reise an Größe dazugewinnen wird. Enttäuscht knäeule ich schnell alles wieder an Ort und Stelle.
Meine Tochter, die die Sorgen der Mama wohl noch nicht so ganz verstanden hat, wedelt mit einem monströsen Teddy vor meinem Gesicht herum.

„Dann pack doch noch das ein oder andere ins Handgepäck.“ Was mein Mann nicht weiß, das Handgepäck befindet sich bereits vollgestopft im Nebenzimmer und es ist mehr als fraglich, ob es sich wirklich um Handgepäck und nicht viel mehr um Sperrgepäck handelt. Als erwachsene Frau, die vernünftige Entscheidungen treffen muss und auch eine gewisse Verantwortung gegenüber der Kleidungsstücke hat, die eventuell am Flughafen zurückbleiben müssen, beginne ich noch mal ganz von vorne. Jedes Stück wird zu einer Gewissensfrage. Nicht mal durch die Zwischenrufe meines Mannes, ich sähe nur in Unterwäsche doch sowieso am Besten aus und eine Hose könne man ruhig mal vier, fünf Tage tragen, lasse ich mich aus dem Konzept bringen. Am Ende donnere ich tatsächlich triumphierend die Schnallen des Koffers ineinander.

„Hast du den auch schon gewogen?“, höre ich eine Stimme aus dem Hintergrund und ich überlege, die Reise abzusagen und zu Hause bei meinem Kleiderschrank zu bleiben.

 

Hej LenaZi,

offenbar ist beim Übertragen etwas schief gelaufen. Du müsstest den Text editieren, damit er lesbar wird.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hey Kanji,

danke! Ist mir auch gerade aufgefallen. Hoffe jetzt klappt es.

 

Hej LenaZi,

das war sehr lustig und passend unterhaltend zur Reisezeit (ich hoffe nur, dass ist keine Momentaufnahme;)).

Ein sperriger Lockenkopf ... :lol:

Schlimm, dass ich wenig Mitgefühl mit deiner Protagonistin habe? Natürlich sind alle drei überzeichnet und deswegen spare ich uns die Nörgelei.

kneule

das Verb kenne ich gar nicht. :shy:

Hast du den auch schon gewogen?“, höre ich eine Stimme aus dem Hintergrund und ich überlege, die Reise abzusagen und zu Hause bei meinem Kleiderschrank zu bleiben.

Na dann: Schöne Ferien und freundlicher Gruß, Kanji

 
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Hey Kanji,

es freut mich sehr, dass du dich unterhalten gefühlt hast. :)

Ich kann den Kleiderwahn meiner Protagonistin auch nicht wirklich nachvollziehen und reise oft lediglich mit Handgepäck. ;)

Das Wort "kneule" könnte ein hessisches Wort sein. Oder eines, das es tatsächlich nicht gibt. Ich prüfe das noch mal nach. :hmm:

Lieber Gruß
Lena

 

Hallo LenaZi,

vielen Dank für deine Geschichte. Finde sie wirklich unterhaltsam und musste an einigen Stellen gut schmunzeln. Mit der Protagonistin konnte ich mich gut identifizieren, da ich auch oft vor dem Schrank stehe und nicht weiß, was ich wie kombinieren kann bzw. was man vielleicht austauschen könnte.

Auch das Ende hat mir gut gefallen.

Lieber Gruß,

kafriema

 

Meinst du vielleicht das Verb knäueln?

Sonst ist die Geschichte eine Anekdote, eine kurzweilige zwar, aber umso schneller wieder vergessen – leider. Für eine Satire fehlt ihr die gesellschaftliche Relevanz. In einer Satire wäre der Handlungsort eher die Gepäckwaage am Flughafen. Die Angestellten wundern sich, dass der Koffer trotz seiner Abmessungen 40kg auf die Waage bringt. Als die Protagonistin gebeten wird, ihn zu öffnen, und sie sich weigert, wird er geöffnet. Dabei explodiert der Koffer und noch auf der Flugbahn finden sich Kleidungsstücke. Die Presseabteilung des Flughafens hat sodann alle Hände voll zu tun, zu dementieren, dass es sich dabei um einen Terroranschlag handeln könnte. Oder will noch nichts sagen, weil noch ermittelt wird.

Nein, in der Form ist es wirklich keine Satire. Das Tag solltest du wieder entfernen.

 

Sorry, LenaZi, aber mir geht’s wie der …

… Tochter, die die Sorgen der Mama wohl noch nicht so ganz verstanden hat

Ich hab mich während des Lesens nämlich auch ununterbrochen gefragt, ob es tatsächlich erwachsene(?) Menschen gibt, die ihre Zeit damit verplempern, sich über so was:

Ich habe meine Reisegarderobe von der Siebenachtelhose für abends bis zum farblich perfekt abgestimmten Strandoutfit für tagsüber von der Pike auf durchdacht. Leider muss ich feststellen, dass die im Handel angebotenen Koffer nicht annähernd über den benötigten Stauraum verfügen, der während einer normalen Reise entsteht.
(was immer ein während einer Reise entstehender Stauraum ist …)

Was passiert, wenn ich mich zwei mal im gleichen Strandkleid blicken lasse? Kann man schwarze Sandalen zu einem beigen Rock kombinieren? Wie reagiere ich, wenn es für ein T-Shirt zu kalt und für dreiviertel lange Ärmel zu warm ist?
… den Kopf zu zerbrechen.
Oder, anders gefragt, muss man eine Frau sein, um so was witzig zu finden? Oder zumindest kein Kind mehr?
Oder, noch anders gefragt: Ist das überhaupt eine Geschichte im Sinne von Geschichte? Oder nicht doch eher so eine Art Glosse, wie man sie täglich und zigtausendfach in den einschlägigen Zeitungen zu lesen bekommt?

Ist halt immer die Frage, was man sich vom Lesen, von Lektüre erwartet. Wenn man sich nur leise schmunzelnd unterhalten und sich durch das Geschriebene an Selbsterlebtes erinnert fühlen will, weil man das quasi zustimmend abnicken kann, wenn man sich hauptsächlich in der eigenen Welterfahrung bestätigt sehen will, dann funktioniert dein Text vermutlich. Dann bekommt der vermutlich auch Leser, allerdings diejenigen, die vorwiegend Kolumnen schätzen. Leute jedoch, die „Geschichten“ lesen wollen, die ihnen im besten Fall durch stilistische Außergewöhnlichkeit das Hirn zu verdrehen imstande sind und deren Inhalt ihnen gleichzeitig einen Pfahl ins Herz rammt, na ja, die wirst du mit diesem Text wahrscheinlich nicht erreichen. Dazu fehlt ihm das Unvorhersehbare, das Überraschende, das Mitreißende, das Individuelle, und ja, das „Literarische“. Was immer das heißen mag. Aber ich glaube, du weißt, was ich meine.
Ich lese so was und habe es nach dem letzten Satz gleich wieder vergessen.
Du solltest dir höhere Ziele stecken, LenaZi, weil schreiben kannst du ja ganz augenscheinlich.

Willkommen hier,

offshore

 
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Hi LenaZi,

also, ich habe mich beim Lesen amüsiert.

Ja, es ist eine Art Glosse. So what?
Und ja, Kofferpacken ist ein Frauenthema.

Kleiner Kritikpunkt:
Der Aufbau ist suboptimal. Am Ende lässt du nach.
Die besten Pointen verschießt du m.E. bereits am Anfang.
Etwa am Ende des ersten Absatzes:
"Erschrocken lege ich das Handy möglichst weit weg."
Oder die "Schwächsten der Gesellschaft" im zweiten Absatz, als die Tochter kommt.

Gerne gelesen! :thumbsup:

LG, Anne

 
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Hallo kafriema,

vielen vielen Dank! Das freut mich. :)

Hallo floritiv,

wahrscheinlich ist es wirklich keine Satire. Ich schaue mal, wie sich das entfernen lässt.


Hallo ernst offshore,

das Rad neu erfunden habe ich mit meiner "Geschichte" wohl nicht. Ich verstehe schon, auf was du hinaus willst. Für diejenigen, die richtig in eine Handlung eintauchen möchten, ist der Text nicht wirklich geeignet. Aber auf eines bestehe ich, es gibt definitiv Frauen mit Klamottenproblemen. ;)


Hallo Anne49,

es freut mich sehr, dass dir meine Geschichte, Glosse, was auch immer gefallen hat. :) Über den Aufbau mache ich mir noch mal Gedanken, da könntest du recht haben.

Lieber Gruß
Lena

 

Hallo LenaZi,

die Geschichte ist amüsant, liest sich flüssig und enthält ein paar Bilder, die mich schmunzeln ließen. Die Tochter mit dem Lillifee-Koffer, der Mann, mit dem Wohlfühlbauch und den drei Boxershorts und die fallengelassene Idee, den Koffer leer mitzunehmen. All das hat man natürlich schon x-mal gelesen, aber wenn es frisch erzählt wird, macht es doch Spaß. Da ließe sich aber insgesamt viel mehr draus machen.

Paar Stellen aus dem Text:

Ich habe meine Reisegarderobe von der Siebenachtelhose für abends bis zum farblich perfekt abgestimmten Strandoutfit für tagsüber von der Pike auf durchdacht.
abends 7/8-Hosen? Oh nein: Sommerkleid!

Durch nur einen Anruf hat sich ein Gepäckstück in zwei verwandelt. Erschrocken lege ich das Handy möglichst weit weg.
durch nur klingt wenig elegant; vielleicht: mit einem einzigen

und gebe meiner Tochter den Auftrag, ein Kuscheltier auszusuchen, das während dem Urlaub auf mich aufpassen soll.
so süß :Pfeif:

„Hast du den auch schon gewogen?“, höre ich eine Stimme aus dem Hintergrund und ich überlege, die Reise abzusagen und zu Hause bei meinem Kleiderschrank zu bleiben.
Kleiderschrank mitnehmen? Komplett? :lol:

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Lena,

eine Kg im klassischen Stil ist es sicher nicht, aber als Glosse finde ich es sehr gelungen! Ja, es erinnert an die Kolumne einer Frauenzeitschrift im Stil einer Ildiko von Kürthy, aber die spricht immerhin eine Menge Leser mit ihrer Art zu schreiben an. Natürlich kommt es immer darauf an, was man von einem Text erwartet, ich persönlich bin da sehr vielfältig.

Wenn es gut geschrieben ist, habe ich nichts gegen leichte Kost zwischendurch, obwohl ich genauso viel Spaß an sogenannten ernsten Texten hab' ( natürlich müssen die auch gut geschrieben sein), bei denen ich mehrere Schichten durchbrechen und viel interpretieren kann.

Für mich ist es wichtig, dass der Autor es auf seine Art schafft, mich bei der Stange zu halten, egal, ob es jetzt ein eher tiefgründiger oder lustiger Text ist, leichte oder schwere Kost. Letztendlich kommt es für mich (auch) darauf an, wie mir ein Text verkauft wird, gerade, wenn es um ein Thema geht, was mich eigentlich nicht die Bohne interessiert.

Vielleicht muss man tatsächlich eine Frau sein, um das witzig zu finden. Ich bin eine, aber von den Sorgen Deiner Prot so weit entfernt wie der Durchschnittsmann.

Mit Deiner Schreibe schaffst Du es aber dennoch, dass ich schmunzeln muss, von daher funktioniert der Text für mich, ähnlich wie der Thermomax. Ich habe so ein Ding nicht und auch nur eine vage Vorstellung, was das eigentlich sein soll, aber die Art, wie Du Deine Texte aufziehst, ist so unterhaltsam, dass ich trotzdem dranbleibe.

Das ist mMn auch eine Kunst für sich, aus sogenannten Banalitäten so viel rauszuholen, dass sich die Geschichte/Glosse amüsant und unterhaltsam lesen lässt. Kann auch nicht jeder.

Also mir hat der Text gefallen und ich freue mich auf mehr.

Liebe Grüße,

Chai

 
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Hallo LenaZi,

Deine Geschichte liest sich locker, flockig und bringt mich an zwei, drei Stellen zum Schmunzeln, denn ich kennne das Problem. Koffer, egal wie groß sie sind, sind immer zu klein und müssen so gefüllt werden, dass sie fast aus den Nähten platzen. Und selbst wenn man drei farblich abgestimmte Outfits mitnimmt, was soll man machen, wenn man am Tag X einfach keine Lust auf blau, grün oder schwarz hat? Was wenn es "gefühlt" unbedingt rot sein muß? Auch dass Männer sehr erstaunt sind, wenn man sie bittet am Abend für den Restaurant-Besuch doch mal ein Hemd anzuziehen und warum man bitteschön, bei den vielen Sachen in seinem Koffer, kein Hemd für sie dabei hat.

ABER dennoch habe ich spätenstens nach der Hälfte der Geschichte darauf gewartet, dass sich die Geschichte zu einem Höhepunkt hin entwickelt, zum "Knusus-Knacktus". Zum Geschehen, das die ganze Kleiderfrage unwichtig werden läßt. Oder Etwas, das das Ganze ins Absurde führt. Oder etwas ganz und gar Unvorhergesehenes, das einen aus tiefstem Herzen lachen läßt.

Viel Spass weiterhin beim Schreiben
Branwen

 
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Hi Chai,

vielen Dank für deinen schönen Kommentar! Ich habe mich sehr gefreut! :)


Hi Branwen,

danke für deinen Kommentar. :) Ich versuche bei meiner nächsten Geschichte mehr Handlung und auch einen gewissen Spannungsbogen einzubauen. Auch diese werde ich noch mal ein wenig überarbeiten.


LG, Lena

 
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Liebe LenaZi,

ich hatte schon bei den ‚Tücken der Technik’ den leisen Verdacht, dass deine Ideen und Texte ein wenig in die Comedy-Richtung gehen könnten.

Das kann – je nachdem, wie man den Alltag und seine Tücken zeigt und sie auf die Spitze treibt, schon recht witzig wirken und unterhaltsam sein, und wenn man es sehr gut macht, durchaus in Richtung Satire gehen. Mir fällt dazu der Satiriker E. Kishon ein, dessen Geschichten oft ein kleines Alltagsphänomen zum Ausgang nahmen, um dieses dann ins Absurde oder Abstruse zu verzerren.

Zu deinem Text.

Erst einmal ein paar Stellen, die ich mir markiert habe:

Leider muss ich feststellen, dass die im Handel angebotenen Koffer nicht annähernd über den benötigten Stauraum verfügen, der während einer normalen Reise entsteht.
Entsteht der Stauraum während der Reise?

Durch nur einen Anruf hat sich ein Gepäckstück in zwei verwandelt. Erschrocken lege ich das Handy möglichst weit weg.
Ich bin erschrocken, wie viel Naivität in so einem kleinen Menschen steckt.
Das erste ‚erschrocken’ finde ich noch recht witzig, weil es so ein bisschen auf den ‚Überbringer der bösen Botschaft’ abzielt. Beim zweiten ‚erschrocken’ wundere ich mich, worüber diese Frau so alles ‚erschrickt’.

Als ob eine komplette Frauengarderobe in dieses Miniaturgepäckstück passen könnte. Woher sollen es die Schwächsten der Gesellschaft aber auch besser wissen, wird doch das Packen eines Koffers in dem Spiel Ich packe meinen Koffer völlig verharmlost.(?)
Die Idee mit dem Spiel finde ich recht gut und auch ‚verharmlost’ bringt mich zum Schmunzeln.
Aber an dieser Stelle sprichst du über Frauengarderobe. Und du fährst völlig unvermittelt fort:

Würde man den ganzen Klimbim einpacken, den diese naiven Kinder für wichtig befinden, würde wohl keine Reise mehr ohne tonnenweise Übergepäck angetreten werden.
Hier geht es dann plötzlich um das, was Kinder für wichtig halten. Bisher war nicht davon die Rede, dass auch das Kind viel zu viel mitnehmen möchte. Du wechselst hier von einem Gedanken zum anderen, ohne erkennbaren Zusammenhang.

Verzweifelt ziehe ich ein Halstuch aus dem Gepäckwulst heraus.
So eine kleine Geschichte mit unseren Alltagsproblemen lebt natürlich von Übertreibungen. Aber hier wird es mir doch ein bisschen zuviel, wenn sie das am wenigsten Platz brauchende Stück rauszieht. Ich verstehe natürlich, dass du sie als 'dummes, hilfloses Weibchen' darstellen möchtest.

„Ich brauche ja immer nur eine Badehose und drei Unterhosen.“, verkündet mein Mann stolz.
Von diesem Simpel würde ich mich auf der Stelle scheiden lassen.
Und natürlich das Unterhosen-Klischee.

Was passiert, wenn ich mich zwei mal (zweimal) im gleichen Strandkleid blicken lasse?
Und von dieser Frau sollte er sich scheiden lassen. Eine Frau, die sich ernsthaft überlegt, ob sie zwischen Leuten, die sie nicht kennen, denen sie nie wieder begegnen wird, ein Strandkleid zweimal anziehen kann. Natürlich bemühst du hier wieder das o.g. Klischee.

Wie reagiere ich, wenn es für ein T-Shirt zu kalt und für dreiviertel lange Ärmel zu warm ist?
An diesem Problem wird deine Protagonistin vermutlich zerbrechen.

Die Strategie, mich zu entscheiden, muss ich schließlich nach langem hin und her (Hin und Her) als gescheitert betrachten.
Für mich ist die Strategie das Resultat einer Überlegung; ich entscheide mich für die eine oder die andere Strategie. ‚Ich verfolge die Strategie, mich zu entscheiden’, ergibt so richtig keinen Sinn.

Was ich nicht dabei habe, muss ich nachkaufen. Was heißt (bedeutet), ich bin zu ausgiebigen Shoppingtouren verpflichtet! Wenn doch nur jeder mit solch einer RaffinesseK Probleme zu lösen in der Lage wäre. Die Welt wäre ein viel besserer Ort.
Bedurfte es zur Unterstreichung wirklich dieser Plattitüde?

… ob es sich wirklich um Handgepäck und nicht viel mehr um Sperrgepäck handelt.
:lol:

... und auch eine gewisse Verantwortung gegenüber der Kleidungsstücke hat, die eventuell am Flughafen zurückbleiben müssen,
Verantwortung gegenüber Kleidungsstücken. (Ich neige hier übrigens zum Dativ.) Wie sollte so was aussehen?

Nicht mal durch die Zwischenrufe meines Mannes, ich sähe nur in Unterwäsche doch sowieso am Besten (besten) aus und eine Hose könne man ruhig mal vier, fünf Tage tragen, lasse ich mich aus dem Konzept bringen.
s.o.

Fazit:
Liebe LenaZi, ich bin jetzt vielleicht ein bisschen strenger mit deinem Text, als ich es mit anderen bin. Aber ich finde, dass du gut schreiben kannst und dass es dir vielleicht etwas bringt, wenn du dir meine Gedanken, die ich zu deinem Text habe, einfach mal durch den Kopf gehen lässt.
Grundsätzlich stellt sich die Frage, wo du hinwillst. Möchtest du kleine Schmunzeltexte schreiben, die sich mehr oder weniger gefällig lesen lassen, allseits bekannte Klischees bedienen, in denen der Leser aber eigentlich nichts Neues erfährt? Texte, die er zur Seite legt und gleich wieder vergisst. Oder möchtest du, dass deine Texte den Leser besonders ansprechen, ihm gefallen, weil sie ein Problem, ein Thema, das vielleicht alle kennen, auf eine ganz neue, eigene Art und Weise beleuchten und ihn so länger, als nur für die kurze Zeit des Lesens beschäftigen.

Meiner Meinung nach reicht es nämlich nicht, zwei sehr simpel gestrickte Menschen und ihr kleines Alltagsproblemchen vorzuführen und zu glauben, dass das als Kurzgeschichte – und gar als Satire – funktionieren könnte. So, wie du es aufziehst, bringt es dem Leser sicherlich den einen oder anderen Schmunzler , aber leider auch nicht viel mehr. Wenn du dir – wie schon angesprochen - mal ein paar Glossen von I. v. Kürthy ansiehst, so wirst du erkennen, dass hinter der routinierten Oberflächlichkeit, mit der sie Alltagsprobleme beleuchtet, sehr viel handwerkliches Können steckt und sie ihre Gedanken zum Thema weiterführt und oft sogar vertieft. (Was nicht bedeuten soll, dass ich alle ihre zweiwöchentlich eingestelltenTexte als gelungen betrachte. Es sind eben schnell abzuliefernde Texte.:D)

Dein Text kommt mir so vor, als habest du eine Idee gehabt und sie sehr schnell umgesetzt. Du nimmst das Kofferpacken, ein allseits bekanntes Problem, und würzt es mit ein paar allseits bekannten Klischees und Plattitüden. Das ist, wenn man es nur dabei belässt, einfach zu wenig. Da muss, wenn es nicht nur so ein Leckerli für Nebenbei bleiben soll, etwas mehr her, sei es eine sich ins Abstruse steigernde Handlung oder ein sich anbahnender Konflikt. floritiv hat schon eine Anregung gegeben. Vielleicht könnte auch anhand dieses Alltagsproblems die ganze Ehe in Frage gestellt werden, sich vielleicht eine echte Ehe-Krise anbahnen? Irgend so was. Nur ein paar belanglose Sätze über das Kofferpacken zu formulieren, einen klischeehaften Mann und ein ebensolches Weibchen vorzuführen, lassen den Leser schmunzeln, vielleicht sogar lachen. Vielmehr wird er aber leider nicht aus deinem Text mitnehmen.

Wie auch die anderen Kommentatoren finde ich, dass du durchaus schreiben kannst. Jetzt müsstest du dir nur noch ein wenig mehr Zeit nehmen, deine Ideen reifen zu lassen und dich nicht darauf verlassen, dass das Thema und ein paar dazu hingeworfene Gedanken es schon bringen werden.

LenaZi, ich begrüße dich bei den Wortkriegern. Du wirst sehen, die Auseinandersetzung mit den Texten anderer und auch mit Kommentaren, die dir vielleicht nicht immer schmecken werden, wird dich am Ende weiterbringen. Da bin ich ganz sicher.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Hallo barnhelm,

zuerst einmal vielen Dank für deine Kritik!

Hier geht es dann plötzlich um das, was Kinder für wichtig halten. Bisher war nicht davon die Rede, dass auch das Kind viel zu viel mitnehmen möchte. Du wechselst hier von einem Gedanken zum anderen, ohne erkennbaren Zusammenhang.

Diese Stelle bezieht sich noch auf das Spiel. Es geht um die Dinge, die die Kinder in der Regel während dem Spiel "einpacken". Vielleicht ist das ein bisschen missverständlich :hmm:

Mit dem Rest bin ich einverstanden. Den Satire Tag werde ich wohl rausschmeißen. Ich hatte ihn gewählt, weil meine Figur natürlich schon übertrieben dargestellt ist. Aber das macht den Text noch nicht zu einer Satire, das stimmt.

Ich werde auch an meinem Text weiterarbeiten und versuchen, mehr Tiefe hineinzubringen. Dafür bin ich für deine Anregungen sehr dankbar. Ich habe mich hier angemeldet, um mein Schreiben und meine Texte zu verbessern und freue mich über jede Anmerkung. :)

Liebe Grüße
Lena

 

„Was ist der Unterschied zwischen einem Comedian und
einem Kabarettisten? Der Comedian macht es wegen
dem Geld. Der Kabarettist macht es wegen des Geldes.“
Unbekannt​

Hallo und herzlich willkommen hierorts

liebe LenaZi,

ja, das Spiel kenn ich als eine gesellige Art, das Kurzzeitgedächtnis zu trainieren. Zugleich die Reise nach Jerusalem anzutreten, brächte etwas Bewegung ins Spiel. Aber was diese rührige Frau so alles an Problemen erzeugt, könnte die Reiselust reduzieren ... Das wäre eine Pointe! Die Koffer allein reisen zu lassen.

Immerhin ein Schnappschuss auf unser Verhalten, wie Urlaub selbst zur Arbeit verkommt und in der Fremde wie der Gockel auch zu zeigen, was man hat. Archäologen werden eines Tages in den Tiefen der See neben Wrackteilen heile und wohlgefüllte Flugkoffer finden und sich ein Bild vom modernen Nomadentum in der Endzeit des Anthropozäns und seiner Tourismusindustrie machen - Lillifee wird allerdings Geheimnis bleiben.

Nun, zur Satire fehlen Pfeffer und Biss. Immerhin leuchtet hier

Woher sollen es die Schwächsten der Gesellschaft aber auch besser wissen, wird doch das Packen eines Koffers in dem Spiel Ich packe meinen Koffer völlig verharmlost
satirisches Potential auf, freilich wären "naive Kinder" ums Prekariat zu erweitern ...

Und dass man schreiben kann, sollte hierorts grundlegend sein, also an sich nix, was man erwähnen braucht. Immerhin ist die Fehlerquote geradezu vernachlässigbar gering - was nicht selbstverständlich ist hierorts. Und ja, ich habe Dank zu sagen, chließlich weiß nun auch einer wie ich, der (nicht nur beruflich) mit angewandter Mathematik zu tun hat(te), was Bruchrechnung an Hemdsärmeln anrichtet ...

Womit wir zum Konjunktiv kommen

Würde man den ganzen Klimbim einpacken, ..., würde wohl keine Reise mehr ohne tonnenweise Übergepäck angetreten werden.
Dreimal "werden" in einem Satz, von dem zumindest das letzte eingespart werden kann, das zugehörige "würde" leistet es ja schon, keine Reise würde angetreten - heute nicht und morgen auch nicht. (Als Extremist schlag ich sogar vor, auch das erste "würde" einzusparen, etwa der Art "Packte man den ganzen Klimbim ein, keine Reise würde wohl ... angetreten.")
Und weiter geht's mit dem Konjunktiv
Ich stelle ihn mir vor, wie er abends in einer seiner drei Unterhosen am Buffet sitzt und sich darüber beschwert, dass alle seinen purpurroten Rücken anstarren – selbstverständlich nur weil ich nicht daran gedacht habe, ihm ein T-Shirt einzustecken.
den die Vorstellung eigentlich verlangt, also statt Indikativ Konjunktiv sitze/säße, beschwer(t)e, anstarr(t)en.

Hier schnappt die Fälle-Falle zu

... und gebe meiner Tochter den Auftrag, ein Kuscheltier auszusuchen, das während de Urlaub[(e)s] auf mich aufpassen soll.
("während" ruft eigentlich nach dem Genitiv, selbst wenn umgangssprachlich schon der mörderische Fall Triumphe feiert)
ähnlich und doch ganz anders hier
... und auch eine gewisse Verantwortung gegenüber de[n]r Kleidungsstücke[n] hat, ...

„Ich brauche ja immer nur eine Badehose und drei Unterhosen[...]“, verkündet mein Mann stolz.
(ein Aussagesatz in wörtlicher Rede endet im Falle eines übergeordneten Satzes - hier "verkündete mein ..." - ohne Satzzeichenvor den auslaufenden Anführungszeichen. Anders ist das bei Frage- und/oder Ausrufesätzen -da entsprechende Satzzeichen ist da zu setzen, die Kleinschreibung zu Anfang des übergeordneten Satzes wird durch das Komma gesichert)

, wenn ich mich zwei mal im gleichen Strandkleid blicken lasse?
Zweimal

Enttäuscht knäeule ich ...
wahrscheinlich Verbalisierung des "Knäuels", werd ich mir aber in der knæckebrœdigen Schreibweise zu eigen machen.

Wie gesagt, alles halb so wild und's wird schon werden, meint der

Friedel

 

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