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Ich muss cooler werden

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21.03.2003
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Ich muss cooler werden

„Ich muss cooler werden“, dachte er und verdrückte eine Träne. Wie konnte er es schaffen, fünfundzwanzig zu werden ohne auch jemals nur eine einzige Eroberung gemacht, gschweige denn eine feste Beziehung geführt zu haben. Wenn er nicht bald selbstsicherer würde, verspielte er sein ganzes Lebensglück, wäre er mit dreißig noch Single, bliebe es vermutlich lebenslang. Die Liebeslust ist dabei noch das Wenigste. Aber Zärtlichkeiten, Vertrauen, Geborgenheit, danach hungerte er. Vor seinem geistigen Auge sah er sich als alten Mann, hilflos und einsam, niemanden an seiner Seite, der sich für ihn verantwortlich fühlte.

Was er da dachte, war so schrecklich, dass er nicht an Ort und Stelle sitzen bleiben konnte. Er stand auf und ging zum Fenster, sah hinaus auf die Promenade, wo die Pärchen händchenhaltend spazieren gingen. Wodurch unterschieden sie sich? Waren sie denn besser als er? Dabei waren seine Ansprüche gar nicht so hoch, lieb sollte sie sein, ehrlich und treu eben und ihn lieben. War das bereits zu viel verlangt? An seinem Aussehen konnte es auch nicht liegen: groß gewachsen, schlank, gesund, keine Brille, sogar sportlich ...

... nein, es gelang nicht, sich Mut zu zusprechen. Das gelang früher noch. Mittlerweile aber konnte er sich nichts mehr vormachen. Schuld an allem war ein Denkfehler oder begrifflich korrekter: ein Schaltfehler. Denn seine Gedanken waren inhaltlich relativ normal, er war nicht verrückt, schizophren oder irgendwas von dem, was es an Krankheiten am Geiste gab. Nein, das alles war er nicht. Er litt lediglich an einem Denk-Schalt-Fehler, so wolle er sein Problem von nun an nennen, welcher sich tragischer Weise nicht kontrollieren ließ. Wenn es wenigstens gelänge, ihn hier und da zu überlisten, wäre ihm schon um einiges geholfen. Aber nein ... wieder nur nein, Gedanken lassen sich nicht erzwingen. Er hatte es ja versucht, lange Zeit hatte er sich bemüht und von sich alle Konzentration abverlangt, die ein menschlicher Körper aufbringen kann. Vergebens, seine Furcht wurde Gewissheit: Denken ist Glückssache.

Das allein ist schon besorgniserregend genug. Erschlimmernd kommt jedoch hinzu, dass er seit geraumer Zeit tatsächlich versucht – sozusagen mit der Brechstange – gelassen zu sein oder „cool“ um in seinem Jargon zu bleiben. Steht er einer Frau gegenüber, so redet er neuerdings nicht nur mehr Unsinn, sondern gibt Tierlaute von sich. Ich gebe gern ein Beispiel, wie man sich das vorzustellen hat: Steht er an einer Kasse in einem Supermarkt und die Kassiererin ist eine nette junge Frau, die einen Moment zu lang in seine hübschen blauen Augen schaut, so macht er „IA“. Ja, sie haben richtig gelesen, „IA“, nur natürlich wesentlich geräuschvoller als es diese beide Buchstaben erahnen lassen. Er holt tief Luft, richtet sich körperlich auf und gibt eine Reihe mehrerer IA´s ab, dass Umherstehende es mit der Angst bekommen.

Die Reaktionen seiner Mitmenschen auf sein Verhalten registriert er durchaus, begreift sie auch als negativ, für sich selbst wertet er bedauerlicherweise seine Strategie jedoch als vollen Erfolg. Er geht davon aus, dass alle Anwesenden denken müssten, er spiele das nur, spiele also einen Bescheuerten, obwohl er es gar nicht sei. Und selbst, wenn sie nicht so denken sollten, vor sich selbst funktioniert es. Er weiß, dass das, was er da veranstaltete ein Schauspiel sei und er es jederzeit lassen könne, wenn er wolle. Aus diesem Grunde fand er sogar Vergnügen daran, fühlte einen Hauch von Überlegenheit, wie es ihm zeitlebens nicht vergönnt war, denn nun weiß er, er könnte auch anders, wenn er wollte, denn so daneben, wie nun alle gauben, sei er ja gar nicht.

Und die Moral von der Geschicht´, spielt einer eine Macke, zeigt er nur eine viel schlimmere nicht.

 

Also, dann sag ich mal was zu deiner Geschichte.
ich finde, das muss ich zuallererst loswerden, dass sie klingt, als hättest du versucht, möglichst viele themen in einer mölichst kurzen geschichte zu verarbeiten. Man kann sie grob in zwei Themen teilen, aus denen für sich gute geschichten werden könnten, nämlich zum einen über den Typen, der ein Beziehungsproblem hat, und zum anderen über den mit einer "Macke", wie du es nennst. Aber zusammen vertragen sich diese beiden Themen einfach nicht, die von der Grundidee in viele Richtungen und sehr spannend gestaltet werden könnten- aber wie ich schon sagte, jede für sich.
Dann hätte ich noch zwei grammatikalische Anmerkungen:
Einmal springst du in deinem Text zwischen den Zeitformen hin und her, das solltest du dir noch mal anschauen, vor allem in den letzten beiden Absätzen.
Und zum anderen glaube ich, dass nach "er weiß" keine Möglichkeitsform(was sein könnte, oder Wiedergabe von indirekter rede, schlag mich, aber ich kann mir diese lateinischen wörter aus dem Deutschunterricht einfach nicht merken), da bin ich aber nicht sicher.
ja, und last but not least muss ich noch sagen, dass ich deinen Schreibstil wirklich schön finde und deine Formulierungen entbehren nicht eines gewissen Witzes.
Liebe grüße,
Tröpfchen

 

Hallo Schriftbild,

mir kam es so vor, als wenn Du Dich nicht zwischen einer Geschichte mit gesellschaftlichem Bezug oder einer Persiflage hast entscheiden können.
Anstelle der genannten „Moral“ wäre eine besondere Abschlusspointe, eine extreme Situation, die das zeigt, was Dein Satz vorsagt, wichtig.

„Erschlimmernd“ - Verschlimmernd ?

LG,

tschüß… Woltochinon

 

Danke Tröpfchen und Woltochinon,


ich habe nachgesehen, stimt, as Wort "erschlimmernd" gibt es nicht, werde es ändern. Auch was ihr beide da gesehen habt, ist zutreffend, es wirkt wie zwei, ich hatte den Irrglauben, dass Ernsthaftigkeit, verdrückte eine Träne usw, die Pointe am Ende verstärken würde, denn mn läst sich erstmal auf eine traurige Lebensgeschichte ein, stellt sein Mitgefühl bereit. Zumindest sollte es so sein. Sehe aber , dass es so nicht geht, werde mir was einfalln lassen. 2005 wird mein Überarbeitungsjahr. Nein. Schon morgen, nur das mit dem Humor ist echt schwierig, wie bereitet man Pointen vor.

Mt dem Schlussatz hast du recht, man vergisst es immer wieder, nicht Sätze, Regeln, Moral hinknallen, sondern darstellen.


Ja Tröpfchen, ich habe es mir noch mal angesehen und d hast recht mit dden Zeitformen, schreibe Konjunktive und dann aber "er weiß" im Indikativ; ich tat deshal, weil das wissen nicht seine Gedaken sind, sondern - ioch begriff es so - das was er tut, und der Erzähler über ihn sagt. Wissen = Tat!?! Ist das korrekt? Ich danke dir lieb für das mit dem "Witz nicht entbehren", tut gut.

Liebe Grüße

-SB-

 

Hallo Schriftbild

eigentlich kann ich nicht viel mehr dazusagen. Was Woltochinon und Kleines Tröpfchen sagen, dem möchte ich mich anschließen. Du hast sicher schon etwas von einem Turret-Syndrom (Ich bin mir leider nicht sicher, ob man das so schreibt) gehört. Das wäre doch eine Idee, die Geschichte noch ein wenig auszubauen.

Einen schönen Abend wünscht dir

Morpheus

 

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