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Ich funktioniere

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23.03.2003
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Ich funktioniere

Ich fühle mich leer. Ich habe oft versucht, dieses Gefühl zu verdrängen, zu vergessen, zu vernichten. Es ist mir nie gelungen.
Das Schneiden hat nicht geholfen, der Alkohol nicht und auch nicht die grob gedrehten Joints, die so vielversprechend aussehen und doch nichts nützen.
Ich beobachte mich selber. Emotionslos geistere ich durch mein Leben. Nachdem ich die Leere nicht bekämpfen konnte, wollte ich gleichgültig werden. Ich wollte abgestumpft sein, nichts emotional an mich ranlassen.
Das war für mich Freiheit. Jedenfalls die Art von Freiheit, die ich erreichen konnte. Und da bin ich jetzt. Gleichgültig, gefühlskalt, lebendig tot. Ich weiß das. Ich will das so. Obwohl es nicht gut ist. Ein Teil von mir will das so.
Anders geht es nicht. Anders tut es zu weh. Der Gedanke an den Tod ist immer da. Mal stärker, mal schwächer, mal nur als leiser Gedanke in den Wirren der lauten Gedanken, die mich permanent malträtieren.
Wieso ich es nicht tue? Scheiße, keine Ahnung. Feigheit. Angst. Nicht vor dem, was mich dort vielleicht erwartet, sondern vor Schmerzen. Man sollte meinen, dass einer, die sich selber die Arme regelmäßig mit Rasierklingen und anderen Dingen aufschneidet, Schmerzen wohl am wenigsten ausmachen. Dass sie diese gar nicht wirklich fühlt. Das stimmt nicht. Bei mir nicht.
Eine begrenzte Menge an Schmerzen erleichtern mich. Alles, was darüber hinausgeht, erdrückt mich. Lässt mich alles zu sehr wahrnehmen.
Ich habe Angst davor, wirklich zu fühlen. Obwohl ich es vielleicht will.
Ich habe den Versuch, die Leere in mir auszufüllen, aufgegeben und lebe jetzt als Tote in Mitten lebendiger Menschen.
Die Welt erdrückt mich. Alles ist mechanisch.
Ich höre ein Klopfen an der Türe, kurz darauf Schritte, die sich in meine Richtung bewegen. Er ist da. Ich blicke nicht auf. Er beugt sich zu mir, kniet vor mir und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich spüre seine Berührung gar nicht, obwohl ich will.
Er flüstert Worte in mein Ohr, die ich nicht verstehe. Doch wie eine Maschine reagiere ich. Intuition
besitze ich noch.
Ich glaube, ich lege meine Arme um ihn. Ich glaube, er umarmt mich auch. Bin mir da nicht so sicher.
Ich glaube, wir schlafen miteinander. Ich glaube, das tun wir jeden Tag um diese Zeit. Routine funktioniert immer. Auch wenn sonst nichts mehr geht.

 

Hallo!
EIn weiterer SVV-Text also. Dagegen ist nichts einzuwänden. Leider gelingt es dir meiner Ansicht jedoch nicht, die Gefühl der Protagonistin dem Leser näherzubringen. Das bloße Aneinanderreihen von momentan aktuellen Gefühlsbeschreibungen ist nur dann ein gutes Hilfsmittel, wenn der Text einen starken Rahmen bildet, an dem man sich orientieren kann.
Soll heißen: Mich lassen die Worte genau so kalt wie ein x-beliebiger "Ich bring mich jetzt um, schönen Tag noch"-Text.
Wann leben Geschichten, wann können wir mitfühlen, mitlachen, mitweinen? Wenn uns die Personen nahe stehen. Das ist hier zumindest für mich eben nicht der Fall. Im Gegenteil: Solche Texte liest man einfach viel zu oft, als dass sie etwas auslösen könnten.

Mit anderen Worten: Versuche, eine Geschichte zu DEINER Geschichte zu machen! Eine Geschichte, die untrennbar mit dir als Autor verbunden ist, also nicht beliebig ist, wie ich es nenne.
Viel Glück dabei und Willkommen im Klub der Irren!

 

Hi!
Ich finde Deinen Text jedenfalls sehr gut! Es stimmt schon, die Protagonistin bleibt ein wenig kalt, fast gefühllos, obwohl du die Gefühle super geschildert hast. Irgendwie kann ich aber die Gefühle nicht mit ihr verbinden.
Teilweise sind die Sätze auch zu abgehackt. Ich habe nichts gegen einige Fragmente, ich schreibe manchmal auch so, aber bitte nicht durch den ganzen Text hindurch! Vielleicht kannst du manche Sätze noch etwas verlängern.
Insgesamt aber ein guter Text!

Ich wünsche dir einen schönen Abend!
Liebe Grüsse,
Marana

 

Hi,

ich schließe mich meinen Vorrednern an: Die Geschichte ist nicht schlecht geschrieben, aber sie lässt den Leser kalt, obwohl sie augenscheinlich Gefühl erregen will.

Wie Rainer sehe ich den Hauptgrund darin, dass Du lediglich inneren Monolog bringst, keine Handlung (bis auf die letzten paar Sätze). So erfahren wir zwar, dass die Protagonistin sich Scheiße fühlt, aber nicht warum. Abgestumpft sein ist Freiheit, Angst zu fühlen... das sind nur leere Hülsen, denen der Inhalt fehlt.

Übrigens ist die Prot überhaupt nicht abgestumpft und gleichgültig. Sie denkt nämlich ziemlich intensiv nach in der Geschichte. Das ist ein Widerspruch, der mir ein "na was soll's" entlockt.

Fazit: Sprachlich brauchbar, inhaltlich fehlt der Tiefgang.

Uwe

 

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