Ich erfinde mal!
07.04.02 ich erfinde einfach mal so, eine Überschrift suche ich später.
02.05.02 wie wäre es mit: "Der erfundene Pinkelstein."
Es war Ende der 60er Jahre, oder vielleicht auch Anfang der 70er. Der Direktor des Sprudelbrunnens "Pinkelstein" war allmählich in die Jahre gekommen, und er sah ein, daß er langsam für sich einen Nachfolger aufbauen müßte. So erschien denn in den Blättern, die er dafür geeignet hielt, eine Stellenanzeige. Es wurde ein junger, dynamischer
Werbemanager gesucht für die Quelle, "aus der man die Gesundheit trinkt."
Unter den wenigen Bewerbern, die sich dafür geeignet hielten, war sogar einer, welcher dem Herrn Direktor auf den ersten Blick gefiel.
Hans-Jokus Uriner, so will ich ihn mal taufen, wurde eingestellt.
Für die ersten Wochen sollte sich dieser junge Mann im Werk und in den Büros umsehen, damit er alles kennenlernte, und jeweils Montagvormittags mußte dann bei einer Unterredung mit dem Herrn Direktor Zeugnis von seinen Fortschritten abgelegt werden. Hans-Jokus, 33 Jahre alt und ein smarter Junge, wurde also gesehen im Versand, an den Pumpen, in der Buchhaltung, beim Betriebselektriker und in der Abfüllanlage. Schon am dritten Montag legte er einen Entwurf vor für die Reklame-Beschriftung der neuen Lastkraftwagen, die in den nächsten Wochen geliefert werden sollten.
Zu Beginn des 3. Monats kam er mit einer neuen Idee. Es entspann sich etwa folgender Dialog: " Am letzten Samstag war ich mit meiner Frau in S`dorf (von mir so benannt, einer grösseren Stadt im Süddeutschen??) so begann Hans-Jokus seinen Bericht: dort wohnt eine Schwester meiner Frau, die hatte am Samstag ihren 40. Geburtstag. Dort waren viele Leute und es wurde richtig lustig. Meine Schwägerin ist mit einem Arzt verheiratet, ein Dr. med. Edmund Harnleitner. Der Edmund ist 1.Assitent des bekannten Professors Dr. med. Hartmut Blase, das ist der leitende Chef in der urologischen Abteilung der Unikliniken in S`dorf. Haben Sie schon mal mit Ärzten an einer Theke gesessen? Mein Gott, die können auch ganz gut dran ziehen. Ich habe jetzt jedenfalls einen guten Vorrat an erzählbaren Witzen. Falls Sie mal Bedarf haben, will ich Ihnen gerne einen erzählen. Aber berichten muß ich Ihnen von etwas anderem. Jedenfalls, tief in der Nacht habe ich mit den beiden Herren Brüderschaft getrunken, und noch später habe ich dem Hartmut geraten, er könne-möge doch mal für sein
Fachblatt einen Artikel verfassen mit etwa folgendem Inhalt:
Gesund für jeden Menschen ist Sprudelwasser, es müßte nur in ausreichender Menge und tagtäglich getrunken werden. Auch ein Quantum möge er angeben, so 2 Liter täglich, besser mehr. Für einen Urologen liessen sich ja leicht noch weitere wichtige Gründe finden und, so sagte ich, Sie Herr Direktor, würden dann auch wohl gerne dafür ein stattliches Honorar springen lassen. Das war im Moment so eine richtige Schnapsidee von mir, aber wenn ich jetzt
nüchtern mal darüber nachdenke, läßt sich da vielleicht doch was daraus
machen." Nachdem der Direktor des Sprudels den Vorschlag eine Nacht beschlafen hatte, ließ er den Hans-Jokus zu sich rufen. Die beiden Herren fanden einen Modus für diese Sache, der vom Hans-Jokus dem Herrn Professor vorgelegt werden sollte.
Der Herr Professor möge also einen Artikel in seinem Fachblatt veröffentlichen, man ließe ihm im allgemeinen freie Hand, was den Text angehe,
allerdings müsse er ein täglich zu trinkendes Quantum von etwa 2,5 Litern
angeben, und auch auf wertvolle Inhaltsstoffe hinweisen. Eine Liste dieser Stoffe könne er leicht auf einer Flasche des guten Pinkelsteinwassers nachlesen. Was das Honorar angehe, so mache der Direktor folgenden Vorschlag. Genau 3 Monate nach dem Erscheinen eines solchen Artikels werden gezahlt: In jedem Fall 50.000,00 DM, Wenn sich zeigen sollte, das der Umsatz des Sprudelwerkes um 5% gestiegen sein sollte, wolle er 60.000,00 DM zahlen. Bei einer Steigerung um 10% sollen 75.000,00 DM gezahlt werden, und wenn der Erfolg bei über 15% liegen sollte, ständen 100.000,00 DM zur Verfügung. Mit diesen Zahlen im Kopf, nahm am Abend der Hans-Jokus von seiner Wohnung aus Kontakt mit dem Herrn Professor auf. Am anderen Morgen gab er dann seinem Direktor Bericht:
Ja, der Herr Professor ist einverstanden, er benötige aber zirka 2 Monate Zeit, und ganz wichtig, die Mücken bar und still auf die Hand. Auch vertraue er auf äusserste Diskretion, damit sein Name und der Name Pinkelstein nicht auf einem Blatt Papier gleichzeitig zu lesen wären. Er wolle deshalb auch mit dem Herrn Direktor auf keinen Fall persönlich zusammenkommen, nein, nicht einmal telefonieren wolle er. Wenige Wochen später erschien dieser Artikel, und schon bald begannen die Pumpen in den deutschen Sprudelbrunnen schneller zu pumpen. Von verschiedenen Gesundheitsaposteln war in den bunten Blättern zu lesen, ja das hätten sie schon immer gewußt, und nun wäre auch der Nachweis von wissenschaftlicher Seite da. Die Umsätze der deutschen Sprudelbrunnen stiegen und stiegen, und als die besagten 3 Monate vergangen waren, mußte der Herr Direktor zugeben, ja unser Umsatz ist um mehr als 15% gestiegen. Der Hans-Jokus übernahm in einer Tüte 100.000,00 DM in bar zu treuen Händen und machte sich auf die Reise zum Herrn Professor Dr. Blase. Dort lieferte er ab,
was er mit dem Herrn Professor vereinbart hatte. Den Rest: 80.000,00 DM, steckte er in seine eigene Tasche. So weit, so gut. Dem Professor fehlte in den nächsten Nächten der Schlaf. Hat der Herr Direktor eine schwarze Kasse oder hat er keine? Am Ende der Grübelei siegte dann doch, ich sage mal, die korrekte Vernunft. In seiner nächsten Steuererklärung standen dann
diese 20.000,00 DM, gekommen in Bar vom Sprudelbrunnen Pinkelstein als
Beratungshonorar. Der Herr Direktor hatte keine schwarze Kasse, er durfte ja
das, worüber man sich so aufregt, Schmiergeld zahlen und das einfach als
Beratungshonorar bezeichnen. So erschien in der Gewinn- und Verlustrechnung
des Sprudelbrunnens auf einem Kostenkonto der ganze Betrag: 100.000,00 DM.
In den zuständigen Finanzämtern trafen sich dann diese beiden Beträge.
Damit begann der Streit. Hat er 100 bekommen? Hat er 80 nicht angegeben?
Hat der Direktor 80 in die eigene Tasche gesteckt? Wo ist Hans-Jokus, der schon
bald nach seinem Coup seinen Job quittiert hatte, er bleibt erst mal
verschwunden.
Wir aber, das an sich unbeteiligte Publikum, glauben immer noch:
3 Liter Wasser täglich sind gesund. Ich, jedenfalls, gehe mit 1,5 Litern schon oft genug nach hinten.
von khpp
[ 15.05.2002, 16:49: Beitrag editiert von: khpp ]