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Ich, der Vampir

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22.09.2003
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Ich, der Vampir

Ich, der Vampir

Ich lag in meinem Bett, hatte den Mund halb offen. Das Blut tropfte mir von den Zähnen. Ich spürte, wie es in einem Rinnsal auf die Unterlippe lief, auf mein Kinn, den Hals hinunter und schließlich von meinem schwarzen Schlafanzug aufgefangen wurde. Ich öffnete meine Augen ein Stück weit und schloss den Mund. Ich schmeckte nun das Blut auf meiner Zunge, Eisen, es hatte einen widerlichen Geschmack. Was war geschehen?
Ich drehte meinen Kopf nach links, konnte nun meine Mutter sehen. Sie sah mich mit angstvoll aufgerissenen Augen an. Eine Träne nach der anderen kullerte ihr die Wangen hinunter. Sie war hysterisch, aber an jenem Tag noch hysterischer denn je. Ich richtete mich auf und lief ins Badezimmer, an meiner Mutter vorbei, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

...

Ich betrachtete mich im Spiegel, der über dem weißen Waschbecken hing. Ich zitterte am ganzen Leib, ich war schockiert. Was ging hier vor sich? Die Panik stieg in mir auf, bis sie ihren höchsten Punkt erreicht hatte. Ich sah, wie nun auch mir eine Träne die rechte Wange hinunter lief. Ich war entsetzt von meinem Spiegelbild. Ich zeigte ihm die Zähne, als wollte ich sagen: „Geh mir aus den Augen, du ekelerregendes, hässliches Monster!“ Auf meinen spitzen Zähnen waren noch Blutreste zu sehen. Ich musste sie beseitigen, was würden die anderen Leute von mir denken? Es sah grausam aus! Zitternd schnappte ich mir deshalb meine Zahnbürste und quetschte eine ordentliche Portion Zahnpasta aus der Tube. Der Geschmack der Zahnpasta ekelte mich an. Das Blut hatte mir besser geschmeckt. Aber warum? Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf. Ich war voller Verzweiflung, hatte Angst wie noch nie zuvor!
Ich lief hinunter durchs Wohnzimmer und vor die Küche. Dort saß meine Mutter und zum Ersten Mal an diesem Morgen fragte ich mich: „Wo ist eigentlich mein kleiner Bruder Nicki?“ Plötzlich überkam mich ein Schaudern, ein eigenartiges Gefühl: Wo war er? Ich machte mir richtig Sorgen. Eine Antwort darauf wusste ich allerdings nicht, aber ich dachte mir, dass meine Mutter mir vielleicht mehr sagen könnte. Mit dem Kopf in den Händen saß sie da am Küchentisch, schluchzend. Man merkte ihr an, dass sie nicht reden wollte. Aber warum? Was war mit ihr los? Was war geschehen? Sie hatte den ganzen Morgen noch nichts gesagt. Ich wollte sie nicht ansprechen, sie hatte schon so einiges getan, als man sie früher angesprochen hatte, wenn sie allein sein wollte. Ich musste es selber heraus finden.

Also ging ich zurück nach oben, in Nickis Zimmer. Dort lag er, als hätte ich es erwartet. Auf seinem kleinen Bett lag er. Er hatte die Augen zu und an seinem Hals bemerkte ich zwei Löcher. Sie sahen so aus, als hätte ihn jemand gebissen. Aber wer? Er schien zu schlafen, ich befürchtete aber, dass er tot sei. Ich liebte Nicki über alles. Aber ich verspürte keine Traurigkeit. Ich weinte nicht, ich hatte bei meinem Anblick geweint, aber nicht, als ich meinen Bruder, den ich über alles liebte, so vorfand. Ich hatte eine Ahnung, was vorging, aber ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Das Zittern, das mich die ganze Zeit begleitet hatte, hörte urplötzlich auf. Meine Panik war verschwunden und plötzlich überkam mich eine unbeschreibliche Müdigkeit. Ich ging in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Es war ein traumloser Tag.

...

Ich hatte den Mund halb offen. Das Blut tropfte mir von den Zähnen. Ich spürte, wie es in einem Rinnsal auf die Unterlippe lief, auf mein Kinn, den Hals hinunter und schließlich von meinem schwarzen Schlafanzug, den ich immer noch anhatte, aufgefangen wurde. Ich schloss den Mund. Das Blut schmeckte köstlich, im Gegensatz zu gestern. So gut, dass ich den starken Wunsch empfand, noch mehr zu trinken. Es war Mitternacht. Ich war zu einem richtigen Nachtgespenst geworden, morgens todmüde und abends munter wie ein kleines Kind. Ich stand auf, behielt meinen Schlafanzug gleich an. Ich lief auch nicht ins Badezimmer, ich wusste nun wie ich aussehe und wie ich war, meine Zähne wollte ich nicht putzen, aus Angst, ich würde dann den köstlichen Geschmack des Blutes verlieren.

Ich ging nach unten. Vor der Wohnzimmertür blieb ich stehen. Im Wohnzimmer saß jemand auf dem Sofa. Von hinten sah er aus wie Nicki. Oder war es Nicki? Im Inneren regte sich bei mir etwas. War es etwa Freude? Ich konnte es nicht glauben, dass ich überhaupt noch schöne Gefühle empfinden konnte. Der Junge drehte sich um. Es war Nicki. Er kam zu mir und schaute mich an. Mein Herz, dass eiskalt geworden war, machte trotz allem einen riesigen Sprung und schien sich für einen Augenblick lang aufzuwärmen. Ein hämisches Grinsen lag auf Nickis Mund und seine Augen glitzerten. Ich starrte ihn an und bemerkte abermals die zwei Löcher an seinem Hals. Sie waren also immer noch da. Ich wusste ja nun, woher sie stammten. Nicki war der erste, der zu Wort kam, aber alles was er sagte war nur: „Nun sind es wir beide, du und ich, beide von der gleichen Sorte.“ Ich wusste was er meinte und zu Zweit würde das neue Leben richtig Spaß machen, soweit es überhaupt Spaß machen konnte.

Ich sah hinüber zur Küche. Dort lag meine Mutter, auf dem Boden, die Augen zu. Ich lief zu ihr, mein Bruder kam mir nach, ohne ein Wort zu sagen. Sie war nicht tot, dass wusste ich. Sie schlug die Augen auf, langsam. Sie blickte zu mir und meinem Bruder hinüber. „Ich habe Hunger“ , sagte sie. Sie hatte Hunger. Auch ich hatte Hunger. Nach Blut. Das Verlangen wuchs stetig.
Meine Mutter stand auf und wir drei, Nicki, meine Mutter und ich, gingen in unseren Schlafanzügen nach draußen, suchten nach einem Opfer, suchten nach Blut, dass wir bald bekommen würden. "Bald werden wir zu viert sein, es dauert nicht mehr lange!"

 

Hallo Mausilein und willkommen auf der Seite hier.

Ich konnte mit deiner Geschichte leider nicht viel anfangen. Sie steht unter Horror - nun, Horror empfand ich beim Lesen nicht gerade.
Mal im Detail:

es hatte einen widerlichen Geschmack, der jedoch zugleich auch einladend wirkte.
Da fehlt mir eine Erklärung, weshalb das Blut sowohl widerlich als auch einladend schmeckt. Manchmal sind Dinge tatsächlich so zwiespältig, dass man gegensätzliche Empfindungen verspürt, aber grundsätzlich ersheint mir das unlogisch.
Sie sah mich mit angstvoll aufgerissenen Augen an, sie war entsetzt.
Der erste Teil des Satzes macht den zweiten überflüssig. finde ich. Wenn die Augen "angstvoll aufgerissen" sind, dann muss nicht nochmal extra gesagt werden, dass die Person "entsetzt" ist - das versteht sich von selbst.
Eine Träne nach der anderen kullerten
-> "kullerte"
Dort saß meine Mutter und zum Ersten Mal fragte ich mich: ?Wo ist eigentlich mein kleiner Bruder Nicki??
Was meinst du mit dem "ersten Mal"? Zum ersten Mal seit wann fragt der Ich-Erzähler sich das? Zum ersten Mal in seinem Leben? Zum ersten Mal an diesem Tag?

Du schilderst die Verwandlung des Ich-Erzählers in einem Vampir, wie er seinen Zustand realisiert und wie schließelicha uch der kleine Bruder zu einem Untoten wird. Aber das alles ist ohne jedliche Emotionen verpackt. Der Ich-Erzähler reagiert statisch, scheint kaum etwas zu verspüren - ist das realistisch? Müsste er nicht vielmehr in Panik verfallen, verzweifeln, irgend so etwas? Auch hier:

Eine Antwort darauf wusste ich nicht, aber ich dachte mir, dass meine Mutter mir vielleicht mehr sagen könnte. Mit dem Kopf in den Händen saß sie da am Küchentisch, schluchzend. Man merkte ihr an, dass sie nicht reden wollte.
Und der Ich-Erzähler fragt sich gar nicht was mit der Mutter los ist?
Tut mir Leid, da kommt für mich nichts rüber aus der Story. Da fehlen lebendige (<g> nunja, so "lebendig" wie Vampire halt sein können ;-) Charaktere die glaubwürdig handeln und den Leser mitfiebern lassen, da fehlt es an Emotionen die die Handlung unweigerlich mit sich bringen müsste. An sich ist es ja keine schlechte Idee, das alte Vampirthema so zu verarbeiten, dass der Leser die Entwicklung mitbekommt, aber hier wird alles so kurz und kühl abgehandelt, dass ich als Leser völlig außen vor bleibe. Am Ende zucke ich nur die Schultern und denke mir: Ahja. Sind jetzt also alle drei Vampire.
Ich bin aber weder betroffen noch interessiert, was mit den drei Personen geschieht. Und das sollte nicht sein.
Das kannst du ganz sicher noch verbessern. :-)

Ginny

 

<hüstel> Ich sehe gerade dein Alter. Also, in Anbetracht dessen ist meine Kritik vielleicht etwas hart ausgefallen ... ich hab sie so geschrieben wie ich sie auch einem Erwachsenen geschrieben hätte. Ich glaube, bestimmte Punkte kann man in so jungen Jahren noch gar nicht so umsetzen, es sei denn man ist ein Genie.
Für dein Alter ist diese Geschichte auf jeden Fall angemessen.

Ginny

 

Naja, ist doch nicht so schlimm. Ich danke dir für deine Beurteilung, ich mag es nicht, wenn man mich wie ein Kind behandelt, weißt du. Ich habe versucht, die Geschichte zu verbessern, ich weiß nicht recht, ob es mir gelungen ist, aber ein bisschen besser müsste sie normaler weise schon sein, oder?

 

Naja -. ein Kind bist du ja auch nicht. Nur schreiben eher weniger Jugendliche in dem Alter ernsthafte Geschichten und dass da jemand besser schreibt als du ist mir noch nicht untergekommen ... inklusive meiner eigenen Versuche damals. Kann man auch kaum, glaube ich.
Und ja, die Verbesserungen sind schomal ein Schritt in die richtige Richtung. :-)

 

Na dann ist ja gut...ich weiß wirklich nicht, was ich an der Geschichte noch verbessern soll, deshalb lasse ich sie einfach mal so stehen...vielleicht liegt es mir ja besser, Geschichten unter der Rubrik "Kinder" zu schreiben...;)

 

Jaja, in diesem Alter wollen alle noch wie Erwachsene behandelt werden. Täte ich dies, würdest du allerdings nach meiner Kritik deinen Account löschen lassen. Na gut, vielleicht nicht ganz, aber lassen wir die Kirche besser im Dorf, für deinen Alter ist die Story sogar schon richtig "frühreif". Hätte ich in deinem Alter schon so geschrieben, wäre ich wahrscheinlich noch vor dem Abitur Schriftsteller geworden.

Also, wir haben hier eine Happy-Family-Vampirgeschichte, die aufgrund der blutigen Löcher am Hals nicht ganz in die Rubrik "Kinder" paßt, aber aufgrund des fehlenden Schreckens auch nicht so recht in "Horror". Das Zwischending "Fantasy/Märchen" wäre eventuell eine passende Schublade, aber nicht über Schubladen will ich hier schreiben, sondern Möglichkeiten aufzeigen.

Vampirgeschichten werden oft totgesagt, erfreuen sich aber einer nicht tozukriegenden Beliebtheit, sowohl in Literatur als auch im Film.

Der Anfang ist ganz ordentlich, man spürt die innere Beunruhigung des Prot., die jedoch von einer mysteriösen Dämpfung überlagert ist. Er sieht Furchtbares, doch er verdrängt es und gibt der Müdigkeit nach, die ihn übermannt.

Der Stoff, unschuldig zu einem Monster zu werden, das sogar vor der eigenen Familie nicht halt macht, ist ein recht dankbarer. Allerdings verläuft die Spannung bei dir im Sande dadurch, daß beide Opfer gleich wieder auferstehen. Am Ende ist alles wieder gut (wenn auch auf eine veränderte Weise). Das ist letztlich unbefriedigend, wenn man auf Horror aus ist. Oftmals ist es so, daß der Autor zwar könnte, wenn er wollte, aber Hemmungen hat, seine finsteren Fantasien auszuleben.

Auch ist es letztlich unbefriedigend, in deiner Geschichte inhaltlich nicht mehr vorzufinden, als das, was man über Vampire ohnehin schon weiß: Wenn man gebissen wird, wird das Opfer auch zum Vampier etc. Es ist, um es härter auszudrücken, schlichtweg langweilig. Es passiert nichts in deiner Geschichte, für die es sich lohnen würde, sie zu lesen.

Last but not least: Die Handlung hängt sinnlos im Raum. Irgendwie muß der Protagonist selbst zum Vampir geworden sein, aber da fehlt jede Andeutung. Das ist halt so. Unbefriedigend. Es fehlt auch, was die Sache retten könnte, eine Kernaussage deines Textes. Was soll der Leser daraus mitnehmen?

r

 

Ja, ja, ihr habt ja alle Recht! Wie gesagt, ich bleibe bei den Kindergeschichten, die kann ich doch am Besten schreiben. Trotzdem danke für deine Beurteilung und meinen Account lasse ich nicht löschen, ich lass mich nicht so leicht einschüchtern. Als ich die Geschichte nochmal gelesen habe und mir vorstellte, dass sie von einem anderen Autor sei, fand ich sie ehrlich gesagt auch langweilig. Ist halt etwas daneben geraten, kein Horror, nichts für Kinder, aber irgendwie auch Geschmackssache.

Mausilein

 

Hi,

der Anfang deiner Gechichte ist wirklich spannend. Grade die totale Ahnungslosigkeit des Vampiers am Anfang hat mir gefallen.

Später beschränkst du dich auf das "unhorrormäßige" Familienleben. Das Ende geht für meinen Geschmack etwas schnell über die Bühne.

XU jaXen

 

Hallo Mausilein,

mir hat Deine Geschichte gut gefallen. Gerade die Zwiespältigkeit anfangs (Geschmack von Blut)... Ich habe einmal eine Geschichte gelesen (vor Jahren), in der ein Untoter erst lernen muss, ein Vampir zu sein. Anfangs weiß er auch noch nicht, wie mit ihm geschieht - nur dieser Hunger. Zuerst probiert er normales Essen, was er aber nicht runterbringt. Dann jagt er Tiere - und letztendlich Menschen. Und je mehr er zum Vampir wird, desto mehr verblassen seine menschlichen Erinnerungen und Gefühle. So ekelt er sich auch vor dem Blut, kann noch nicht so wirklich töten - am Ende fällt er fast über seine eigene Frau her.

Deine Geschichte hat mich an diesen Aspekt des Lernens erinnert - und das hat mir sehr gut gefallen. Auch das Wiederholen (Ich lag in meinem Bett) fand ich toll. Aber gegen Ende geht es meinem Geschmack nach ein bisschen zu schnell.

lg

globetrotter

 

Hi!
Naja, wie gesagt, die Geschichte ist auch wirklich irgendwie Geschmackssache. Meine Freundin fand sie auch nicht so gut.

 

Hallo Mausilein,

ich finde du gehst zu hart mit dir ins Gericht. Kritik soll in diesem Fall eine Hilfe sein und dich nicht dazu bringen aufzuhören! Übrigens (natürlich) findet hier jeder seine Geschichte am besten und geht mit den anderen etwas hart um. Ärgere dich nicht darüber! Lob hätte dich in diesem Fall nicht weiter gebracht oder? :p

Auch ich fand den Anfang ziemlich spannend. Die Panik der Mutter, das Erwachen und die Angst hast du prima beschrieben. Ich konnte mich gut in die Person versetzen.

Horrorgeschichten leben von ihrer Spannungskurve und die solltest du bis zum Ende hoch halten oder noch besser, ansteigen lassen. Denk dir einen Leitfaden aus, der dich durch die Geschichte führt.

Ich fänd es schade wenn du nichts mehr in diesem Bereich schreiben würdest, da ich gern mehr von dir lesen möchte.

Bye

Palanfin

__________________
Beim Ratgeben sind wir alle weise,
aber blind bei eigenen Fehlern
(Euripides)

 

Hi Palafin!
Ich hatte keineswegs vor, aufzuhören! Vielleicht in dieser Rubrik, aber sonst...wenn mir irgendwann mal wieder eine "Horror"geschichte einfallen sollte, werde ich sie natürlich auch hierin schreiben. Aber das Horror schreiben liegt mir einfach nicht so, weiß du.

Jenny

 

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