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Ich bin die Zukunft

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04.11.2011
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Ich bin die Zukunft

Ilse Wiemann war Mitte 40 und eine sachliche Frau. Als Sekretärin einer Import-Export-Firma hatte sie ihr Auskommen und war zufrieden. Sie wäre es auch geblieben, wären ihr da nicht einesTages diese Karten ins Haus geflattert.

Am 3. Februar kam die erste.
Ich bin die Zukunft – stand dort in akkurater Schrift. Morgen wirst du ein Problem mit deinem Auto bekommen. ‚ So ein Quatsch', dachte Ilse. Bestimmt wieder so‘ne blöde Werbung und warf sie in den Papierkorb. Trotzdem fuhr sie am nächsten Tag mit ihrem Opel Corsa sehr vorsichtig, zu vorsichtig, bis es hinten krachte.

Zwei Tage später kam die nächste Karte.
Ich bin die Zukunft: Morgen wirst du etwas Wichtiges verlieren.
‚ Schon seltsam‘, dachte Ilse und nahm sich vor, auf ihr Portemonnaie zu achten. Den ganzen Tag trug sie es mit sich herum und legte es an ungewöhnliche Orte, bis sie die Übersicht verlor und ihre Kollegin beschuldigte, es genommen zu haben. Diese Freundschaft konnte sie von nun an vergessen.

Schließlich kam die dritte Karte.
Ich bin die Zukunft: Morgen wird dir der Mann deines Lebens begegnen.
An diesem Morgen brauchte Ilse deutlich länger im Bad als sonst und sie trug jetzt ihr Haar offen. Whow, das sah klasse aus! Den ganzen Tag über war sie die Freundlichkeit selbst, aber abends saß sie enttäuscht auf dem Sofa.‚ Wo war er geblieben, der Mann ihres Lebens? Ihr Chef war zwar öfters als sonst zu ihr gekommen. ‘ Aber wenn ich bis zur Rente in dieser Firma arbeiten muss, wird er der Mann meines Lebens bleiben, ‚ dachte sie bitter. In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Es war ihr Chef.

Was daraus geworden ist, weiß ich nicht, denn ich suche wieder jemanden, dem ich Karten schicken kann. Möchtest du eine haben? Ich schicke sie dir gern.

 

Hallo Jette!

Das ganze erinnert mich ein wenig an "Versuche, in den nächsten zehn Minuten NICHT an ein tanzendes Nilpferd zu denken".

Alles in allem recht unterhaltsam geschrieben, aber umgehauen hat mich die Geschichte nicht, was vor allem an folgenden Störfaktoren beim Lesen lag:

Anführungszeichen
Deine Anführungszeichen, die du für Ilses Gedankengänge benutzt, sind nicht wirklich gelungen "Das wäre besser". Und ich würde die Postkartentexte durch Anführungszeichen oder evtl. Kursivschrift vom übrigen Text abheben.

Die Geldbörse
Zunächst einmal: Es gibt so viele scöne deutsche Wörter - aber jedem das Seine. Ich fand es unlogisch, dass Ilse so auf ihren Geldbeutel fixiert ist. Die Karte spricht ja nur von "etwas Wichtigem", was ja so ziemlich alles sein kann. Vom Familienalbum bis zum eigenen Leben. Warum dann ausgerechnet etwas so Banales wie der Geldbeutel? Außerdem: Wenn sie das Ding nicht verlieren möchte, warum legt sie es dann an ungewöhnliche Orte? Konnte ich nicht nachvollziehen.

Der Erzähler
Und hier ist er wieder: Der Allwissende. Er kennt die Gedankenwelt des Protagonisten, belauscht Telefonate und ganz nebenbei verschickt er dämliche Postkarten. Die personifizierte "Zukunft"? Mir hat das Ende einfach nicht gefallen. Auch deshalb nicht:

Ihr Chef war zwar öfters als sonst zu ihr gekommen.

öft, öfters, am öftersten

Fazit: Gute Grundidee, allerdings nicht besonders gut umgesetzt.

Grüße,

penny

 

Hallo penny -lane!
Danke für deinen Beitrag.
Ich kann was damit anfangen.
Von wem ist der Text über das tanzende Nilpferd?
LG Jette

 

Hi Jette,

das ist kein Text, das ist eher sowas wie ein Sprichwort. So nach dem Motto: "Wenn du dich drauf konzentrierst, das etwas NICHT passiert, dann tritt es garantiert ein."

Siehe der Autounfall deiner Protagonistin. Die hat sich auch so darauf konzentriert, keinen Unfall zu bauen, dass sie übervorsichtig gefahren ist und andere Autofahrer nicht mit diesem Verhalten rechnen konnten - Crash.

Woher genau das mit dem tanzenden Nilpferd kommt, weiß ich auch nicht, aber mein Bruder hat mich früher immer damit geärgert (hatte er wahrscheinlich aus der Mickey Mouse, keine Ahnung): Wenn dir jemand sagt, du sollst nicht an tanzende Nilpferde denken, dann schweben dir für die nächsten 10 Minuten garantiert welche durch den Kopf.

Grüße,

penny

 

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