Ich bin die Zukunft
Ilse Wiemann war Mitte 40 und eine sachliche Frau. Als Sekretärin einer Import-Export-Firma hatte sie ihr Auskommen und war zufrieden. Sie wäre es auch geblieben, wären ihr da nicht einesTages diese Karten ins Haus geflattert.
Am 3. Februar kam die erste.
Ich bin die Zukunft – stand dort in akkurater Schrift. Morgen wirst du ein Problem mit deinem Auto bekommen. ‚ So ein Quatsch', dachte Ilse. Bestimmt wieder so‘ne blöde Werbung und warf sie in den Papierkorb. Trotzdem fuhr sie am nächsten Tag mit ihrem Opel Corsa sehr vorsichtig, zu vorsichtig, bis es hinten krachte.
Zwei Tage später kam die nächste Karte.
Ich bin die Zukunft: Morgen wirst du etwas Wichtiges verlieren.
‚ Schon seltsam‘, dachte Ilse und nahm sich vor, auf ihr Portemonnaie zu achten. Den ganzen Tag trug sie es mit sich herum und legte es an ungewöhnliche Orte, bis sie die Übersicht verlor und ihre Kollegin beschuldigte, es genommen zu haben. Diese Freundschaft konnte sie von nun an vergessen.
Schließlich kam die dritte Karte.
Ich bin die Zukunft: Morgen wird dir der Mann deines Lebens begegnen.
An diesem Morgen brauchte Ilse deutlich länger im Bad als sonst und sie trug jetzt ihr Haar offen. Whow, das sah klasse aus! Den ganzen Tag über war sie die Freundlichkeit selbst, aber abends saß sie enttäuscht auf dem Sofa.‚ Wo war er geblieben, der Mann ihres Lebens? Ihr Chef war zwar öfters als sonst zu ihr gekommen. ‘ Aber wenn ich bis zur Rente in dieser Firma arbeiten muss, wird er der Mann meines Lebens bleiben, ‚ dachte sie bitter. In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Es war ihr Chef.
Was daraus geworden ist, weiß ich nicht, denn ich suche wieder jemanden, dem ich Karten schicken kann. Möchtest du eine haben? Ich schicke sie dir gern.