- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 3
Iba die Spinne
Iba die Spinne
Die Geschichte einer kleinen Spinne die hinauszog um die Welt kennenzulernen
Seit jeher lebt Iba die Spinne in einer Hauswandspalte die von Tag zu tag größer wird. Sie spinnt Netze. Viele Netze. Denn sie hat ja nicht viel zu tun. Schon eine ganze Weile hat sie kein anderes Insekt mehr getroffen. Aber sie spinnt immer noch ihre Seidennetze. Nur für wen wenn sie keiner bewundern kann? Ihre Spinnkunst sollte doch zumindest gesehen werden oder nicht? Sternenförmige Spinnennetze... Quadratische Spinnennetze oder originelle Spinnenetze. Iba kann sie alle. Aber mal davon abgesehen, ist ihr so langweilig. Sie wünscht sich jemanden der ihre Kunst würdigt. Die Menschen zerstören ihre Arbeiten nur mutwillig.
"Die haben doch keine Ahnung was Kunst ist..." meint Iba als wieder einmal eine ihrer Arbeiten mit dem Besen beseitigt wird. Also beschließt die kleine Spinne kurzerhand ihre Hauswandspalte zu verlassen und sich auf in die weite Welt zu machen, um jemanden zu finden der ihre Kunst würdigt. Etwas nachdenklich dreht sich Iba noch einmal um und verabschiedet sich von ihrem Zuhause.
Wo es sie hin verschlägt weiß die Spinne Iba selbstverständlich noch nicht. Immerhin hat sie den Ort rund um das Haus mit dem Riss in der Wand noch nie lange verlassen. Sie kennt die große weite Welt ja gar nicht richtig. Aber das will sie jetzt nachholen!
Es dauert nicht lange da entdeckt Iba eine Hürde die ihrem Vorhaben im Weg steht. Eine große Straße erstreckt sich vor ihr. Eine Menge großer Blechkisten auf Rädern, die die Menschen Autos nennen tuckern die Straße entlang.
Iba könnte wohl über die Straße krabbeln, aber es würde nicht lange dauern dann würde sie ein Auto erwischen und die Reise wäre vorbei. So schnell und ohne dass sie eines ihrer Kunstwerke einem anderen hätte zeigen können.
Die Spinne spielte schon mit dem Gedanken einen anderen Weg einzuschlagen, da fuhr ein Auto mit einem Platten an die Seite und ein Mensch stieg aus um das Rad zu wechseln.
Das Schicksal wollte es wohl gut mit der kleinen Spinne meinen. Denn Iba nutzte ihr Chance und krabbelte zum Auto. Man würde sie wohl kaum freiwillig mitnehmen, deswegen krabbelte Iba den Hinterreifen hinauf und begann unter dem Auto ein neues Kunstwerk zu spinnen.
Eine winzige Hängematte. Gerade groß genug um ihr den Aufenthalt als Passagier gemütlich zu machen.
Als der Mann den Platten Reifen gewechselt hatte stieg er zurück ins Auto und fuhr ohne etwas davon bemerkt zu haben, mit der Spinne Iba im Schlepptau los.
Iba schlief auf der Fahrt ein und erwachte erst wieder als es schon dunkel war. Das Auto war zum stehen gekommen. Wie weit Weg Iba nun von dem Haus mit dem Riss in der Wand war, das wusste sie nicht. Im Moment hatte sie nur Augen für den großen Bauernhof der sich vor ihr erstreckte. Links neben dem Bauernhof hatten die Bauern ein Maisfeld angelegt und rechts befand sich eine riesige Koppel für Kühe. Im Moment konnte Iba keine Tiere sehen. Aber es war ja auch dunkel. Vielleicht wenn sie in die Scheune hinein krabbeln würde?!
Gesagt getan. Iba gähnte noch einmal ausgelassen und machte sich dann auf den Weg in die Scheune.
Das rot gestrichene Holztor stellte kein Hindernis für sie dar. So klein wie sie war, kroch sie unter dem Tor hindurch und tatsächlich standen dort ein paar Tiere des Bauernhofes beisammen und plapperten unermüdlich.
"Es tut so weh!!!" krächzte ein Hahn mit buntem Federkleid und hüpfte auf einem Bein herum.
"Selbst schuld du dummer Gockel..." schimpfte eine grau-weiß gestreifte Katze auf einem Heuballen in der Ecke der Scheune.
"Was soll das heißen 'Selbst Schuld' ?! Du hast mein Bein schließlich angebissen, Biene." meckerte der Hahn. Die Katze welche also auf den Namen Biene zu hören schien zeigte sich unbehelligt und putzte sich das Pfötchen als wenn sie selbst nicht viel damit zutun hätte.
"Hört auf euch zu streiten ihr beiden!" unterbrach die beiden ein drittes Tier. Es war ein weißes Schaf das sich in seiner Ruhe gestört fühlte und den beiden Einhalt gebieten wollte. Aber so ganz schien es ihm nicht zu gelingen.
"Au Au Au Au..." jammerte der Hahn weiter.
Im selben Augenblick erspähte das Schaf die kleine Spinne Iba auf dem Staubigen Boden und meinte:
"Wir haben einen Besucher."
Die Katze und der Hahn beendeten schlagartig den Streit und wandten ihren Blick durch die Scheune.
"Wo?" fragte der Hahn. Die Katze hatte da schon bessere Augen und klärte den Hahn auf.
"Auf dem Boden, Hornochse..." seufzte sie.
"Hey nichts gegen Ochsen!" meinte eine gekränkte Kuh welche immer mehr Stroh in sich hineinstopfte. Für die Spinne interessierte sie sich kein bisschen.
"Verzeihung Hilda!" meinte die Katze entschuldigend und sprang von ihrem Heuballen.
"Was suchst du hier? Suchst du Schutz vor der Dunkelheit, Spinnchen?" wollte das Schaf wissen und blickte die kleine Spinne erwartend an.
Iba war nicht schüchtern und plapperte gleich darauf los.
"Ich fürchte die Dunkelheit nicht! Nur suche ich eine neue Bleibe. Ich bin Künstlerin musst du wissen!" schwärmte Iba von sich.
"So so, eine Künstlerin... meinte das Schaf anerkennend. Darauf lachte die Katze kurz auf und sogar der Hahn schloss sich dem Lachen der Katze an.
"Ganz richtig, Ich heiße Iba und suche jemanden der meine Kunst zu spinnen zu würdigen weiß. Diese Menschentölpel zerstören stetig meine Arbeiten!"
"Nun, wenn deine Kunst erheiternder als diese beiden Streithähne ist, bist du hier herzlich willkommen Iba." erklärte das Schaf.
"Vielen Dank!"
"Zeig uns deine Kunst Iba!" verlangte der Hahn ungläubig und humpelte ein Stück auf Iba zu.
"Ja zeig sie uns!" sprach die Katze spöttisch und sprang dem Schaf auf den Rücken. Das ließ sich Iba natürlich nicht zwei mal sagen und fing an ein Abbild der Katze an das Tor zu spinnen. Biene schnurrte kurz auf und war sich dann aber ziemlich sicher dass das Abbild gut aussah.
"Sie hat mich sehr gut getroffen..." schnurrte Biene.
"Kannst du auch was nützliches Spinnen?" wollte der Hahn wissen und hielt Iba sein angebissenes Bein entgegen.
"Das geht ja eigentlich gegen meine Prinzipien da ich eine Künstlerin bin... aber da ihr mich hier so nett aufgenommen habt..." stotterte die kleine Spinne und warf ihre Eigenart über den Haufen. Sie spann dem Hahn einen Verband um das Bein und klopfte sich selbst danach die acht Beinchen ab, zum Zeichen dass eine neue Arbeit beendet worden war.
Und so hatte Iba die drei neuen Dinge gefunden nach denen sie gesucht hatte. Ein neues Heim, neue Freunde und ein Abenteuer welches sie ohne den Mut den sie aufgebracht hatte um wegzugehen niemals entdeckt hätte.