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Hypnosis
Es war der erste Tag oder viel eher der letzte … Ich weiß nicht … meine Worte zu ordnen. Mehr eine Stunde, ein Moment … der Zeitpunkt ... einer Veränderung. Ja, es hat sich einiges seit dem getan. Seit dem ich … was genau bin ich eigentlich? Das Leben ist mein Erzfeind geworden. Dem Tod … ihm hab ich die Hand geschüttelt oder mehr… naja einen kurzen Handschlag gegeben … und dann … blieb ich hängen. Zwischen dem was ich gewesen war und meiner verlorenen Zukunft. Doch … ich … bin wach, ich bewege mich und es giert mich … nein verzehrt mich nach Leben aber nicht dem Meinigen sondern … deinem.
Seit jener Begebenheit. Dieser Verschmähung meiner jetzt rastlosen Seele. Nach der Wiedergeburt meine Körpers, ohne lebendige Funktion, stehe ich aufrecht und doch zieht etwas an mir. Unsichtbare Klauen reißen meine Glieder in die Richtung des verderbten Königs, ein gefallenes Wesen, welcher wie eine Drohung, ausgesprochen und noch nicht endgültig, auf meine Seele wartet.
Nun kauere ich vor den schweren Toren der Stadt. Die Zeit - meine verlorene Freundin - ließ mich nicht mit den Meinigen gehen, auch nicht mit denen, die mir feindlich gesinnt waren. Ich höre leise die Stimme eines Mannes zu mir sprechen. Auch der Wahn beginnt in meiner Seele zu keimen und schlägt bereits erste Wurzeln. Diese Stimme, sie wird, Stunde um Stunde, besitzergreifender. Sie umklammert mein verwesendes Hirn und lässt meine Gedanken noch mehr durch den geistigen Irrgarten wirren.
Wie Hände, die in meinen Kopf hinein greifen und auf meinem Geist wie auf einem Klavier spielen, sind sie, die Qualen. Die Töne der Tasten schallen durch mein Fleisch und lassen meine Nerven implodieren. Sie reißen mir die entstellte Haut von meinem unbelebten Körper. Und plötzlich bin ich wieder in dieser Phase, dieser schreckensgleichen Überbrückung, in eine andere Welt, eine andere Zeit … ein anderes ich.
Ich spüre … das Leben … mein Herz … es schlägt wieder. Ein Moment nur und dann ein Stechen. Schmerzen … es sind schreckliche Qualen … So gewonnen so zerronnen. Es … verlässt mich... wieder. Mein Atem stockt … doch wandele ich noch immer zwischen den Seiten.
Ein Mann erscheint mir. Er legt seine Hand auf meine Schulter. Mein Verlangen ist beschwichtigt. Dann beginnt er herunter zu zählen. „3“, ich spüre einen inneren Trieb, eine Lust. „2“, der Schweiß läuft in Strömen über meinen wild aufbrausenden Körper. „1“, Fleisch, ich brauche Fleisch.
Ich erwache und der Anblick, der sich meinen Augen bietet ist unbeschreibbar. So voller Grauen und gequältem Ausdruck. Der dunkle Ort, an dem ich gerade am Boden liege, ist in einen beißenden Gestank gehüllt und es fällt mir schwer aus dem Erinnerungsfetzen, die mir geblieben sind, ein Bild zu malen. Die Stimme, der Mann und danach ist alles verschwunden. Ich befreie mich von den Teilen anderer Menschen, die sich auf mir getürmt haben und versuche aufzustehen. Überall auf meinem Körper hat sich das Blut klebrig und dunkelrot verfestigt. Der Schwindel ergreift mich und übernimmt nach kurzem Kampf meinen Körper. Mit Zwei läppischen Schritten tragen mich noch meine Beine über den Boden bis ich umkippe.
Irgendwann lässt mich eine Hand erwachen. Ich stehe aufrecht und knochige Finger umschließen meine Schulter. „3“, was passiert mit mir? „2“, ich fühle mich von ungezügelter Kraft beflügelt. „1“ Fleisch, es muss Fleisch sein!
Wieder erwache ich an einem Ort mit Bildern voller Schrecken. Doch diesmal waren mir keine Menschen zum Opfer geworden. Ich sah überall Fetzen von Pelz und Haaren um mich herum verteilt. Mehr wollte ich nicht sehen. Ich verschloss meine von Tränen der Erschöpfung belasteten Lieder und hielt mir die Hände vor mein Gesicht. Mein Körper war schwach geworden und jedes Mal, wenn mich die Stimme erneut heimsuchte, verlor ich weiter an Kraft. Schritte zielten in meine Richtung und ich ahnte, ohne meine Augen öffnen zu müssen, was auf mich zukam. Eine paar Sekunden später sollte eine Hand auf meiner Schulter meine Vermutung bestätigen. Mein Unterbewusstsein scheint zu reagieren, denn ein lautes „Nein“ brettert durch den Ort und es war meine Stimme, die dieses Wort geformt hatte. Ohne das ich es erfasse, schlage ich um mich und brülle wie ein Verrückter.
Ich öffne meine Augen langsam und erkenne die Tat. Vor mir am Boden liege ich selbst. Wie ein Spiegel starre ich auf den Mann im Anzug, welcher mich angrinst. Er verschmäht mich und zeigt nun auch noch auf mich. Ich will … dass er Still ist … das … ich … endlich ruhe gebe. Mich nicht selbst auslache … meinen Verstand verwirre mit der Stimme … meiner Stimme. Doch das ist nicht das Ende der Qual, denn wieder starre ich in den großen Spiegel in meinem Raum, in dem wissen, dass sie mich alle dabei Beobachten.