Hundelos
HUNDELOS
War vierzehn Tage " Hundelos" !
Meine Bella ging nach fünfzehn Jahren direkt in den Hundehimmel.
Nie, nie wieder, schwor ich mir.
Diese unendliche Trauer mach' ich nie, nie mehr durch !
Dann merkte ich - Gott sei Dank - dass ich wunderlich wurde.
Merkte dass ich zu meiner kleinen Enkelin Angelina, damals zwei, des öfteren "Bella" sagte.
Einmal gingen wir zum Supermarkt. Ich hob die Kleine aus dem Kinderwagen und wollte sie an dem Ring anbinden, wo die Hunde auf ihre Herrchen und Frauchen warten müssen!
Im letzten Augenblick besann ich mich meiner schändlichen Tat. Wurde wieder halbwegs normal, als ich im Vorraum des Marktes las: "Hunde zu vergeben!"
Noch am gleichen Tag fuhr ich mit Anhang zur angegebenen Adresse.
Es waren fünf Babys, rabenschwarz mit hellblauen Äuglein.
Eines hatte ein weißes Fleckchen an der Brust und an den Pfötchen.
Angelina hob es aus dem Körbchen und gab es mir - so war die Sache besiegelt.
Cara - tauften wir sie feierlich. Sie lebte ihr kleines Welpenleben, lustig,
frech und natürlich unheimlich intelligent und kreativ.
Einmal gefiel ihr mein Kleid nicht und schwups, sprang sie an mir hoch, krallte sich
am Ausschnitt fest und ehe ich mich versah, hatte ich einen Mantel!
Auch nicht schlecht - hab eh zu wenig Mäntel!
Cara, nun ein mittelgroßer Labradormischling, ist trotz der vielen Spaziergänge
und des herumtollen unausgelastet.
So blätterte ich im Internet, um ihr einen Spielgefährten zu suchen.
Schäfercolliemischling - der war's und kein anderer!
Sechs Monate alt, genau wie Cara.
Auch die gleiche Größe hatte er. Schwarz - weißes Fell. Wunderschön!
Billy - heißt der Saubär.
Cara und Billy brachten mir nun gemeinsam ausgerissene Blumen, Sträucher, etc.
in die Wohnung und verteilten sie kunstvoll in der Küche, im Bad und in den Betten.
Während Cara bei einer mittleren Größe das wachsen einstellte, wuchs Billy,
wuchs und wuchs, bis zur Größe eines mittleren Kalbes.
Das Leinengehen funktioniert problemlos mit beiden Hunden, auch die kleine
Angelina kommt damit gut zurecht.
Es ist auch angenehm, wenns't mit den Hunden kommst und man weicht aus und du gehst königlich nickend am Volke vorbei.
Warum ich anfangs Billy, der Saubär schrieb, muss ich näher erläutern:
Billy rülpst!
Da ich sowieso nur netten Besuch habe, die auch an die Hunde denken und so ist es
fast selbstverständlich, dass man Hundegutzis mitbringt,
die mit Freuden verschlungen werden.
Während Cara z.B. ein Schweinsohr verspeist, frisst Billy in der gleichen Zeit drei.
Nun gut! - Man sitzt bei Kuchen und Kaffee in der Küche, Billy legt seinen großen schönen Kopf auf den Schoß des Besuchers.
" Mei, is der liiieb! So treuherzige Augerln! Mei, und a Vieraugerl auch noch dazu! Das bringt Glück! " - hört man dann!
Als wie wenn der Hund das vernommen hätte, hebt er seinen Kopf ganz nah an den noch
Kuchen kauenden Besucher heran und rülpst!
Rülpst dem voll ins Gesicht - aber so richtig von untern herauf!
Wie ein kulinarisches Wildschwein, das sich mit Bier und Radi vollgestopft hat!
Nach solchen Aktionen verabschiedet sich der Besuch meist mit fadenscheinigen
Äußerungen, wie:
" Marandjosef, i glaub, ich hab daheim net zugsperrt!"
oder "I hab vergessen, dass die Schwiegermutter kommt!"
und all' so an Schas.
Apropos Schas: Habt ihr schon einmal mitbekommen, wenn ein Hund einen fahren lässt?
Man hört nix, absolut nix.
Wenn der Hund fluchtartig, mit eingezogenem Schwanz aus dem Raum schleicht, du noch
blöde nachschaust - was hat er denn?
Plötzlich steigen "Düfte" auf , grausamer Gestank von verfaulten Eiern, die vierzehn Tage
in der Sonne gelegen haben.
Wenns't, bevors't in Ohnmacht gefallen bist, noch vorher das Fenster aufmachst oder zertrümmerst, dann hast Glück gehabt. - So schaut's aus!
Nicht so Billy, aber das passiert Gott sei Dank nicht oft.
Ohne mein Wissen stahl mir der Saubär (einmal) drei Knacker und ein Viertel Butter!
Merkte es am Papier , das im Saubärkorb lag!
Da kam ihm ein Pfürz aus, ein lauter, wie von einem Menschen, der vier Portionen Schweinsbraten und acht Bier verdrückt hat!
Billy erschrak derart, dass er die Ohren zurücklegte, sich rasend im Kreis drehte und
das Schrecken verursachende Loch fürchterlich verbellte.
Ich beruhigte ihn:
" Das warst du doch selber, du Dummerchen!"
Dann legte er sich auf den Teppich, seufzte drei Mal tief durch und schlief ein.
Über seinem Kopf ein großes Fragzeichen.
Cara sah mich mit ihren gescheiten großen Augen an und sagte:
" Oh Herr! Lass Hirn regnen!"
Gehe gern mit den Hunden auf die Spitalswiese, dort ist's lustig,
da mehrere Hunde spielen und man kann sich gut mit den jeweiligen Frauerln
und Herrln austauschen - hochintelligente Hundegespräche und was der kleine Liebling so alles wieder angestellt hat, der Lauser usw.
Eines Tages waren wir wieder auf der Wiese, ich und die Hunde, aber niemand war da.
So wandelten wir drei einsam und alleine des Weges.
Plötzlich war er da! - Ein kleiner, roter Spitz, spielte mit Cara und Billy, aber weit und breit kein Herrl oder Frauerl!
"Ja wer bist du denn? Wem gehörst du denn?", fragte ich, nicht gerade sehr gescheit!
Es dämmerte schon und wir wollten nach Hause, Der Spitz ging mit, ging wie selbstverständlich mit zum Haus und dann hinauf in die Wohnung.
Noch am selben Abend erfuhr ich, dass das Hündchen sehr oft alleine und einsam war,
deshalb öfters ausriss und ich ihn behalten sollte.
"Drei Hunde? -Bist denn Narrisch!?"
Wir nannten diesen orangen Spitz "Pupsi"!
Binnen kürzester Zeit war Pupsi sauber und auch sein Angstbeißen verlor er.
Pupsi ist ein Clown, ein Ballkünstler, er schmeißt den Ball durch seine Hinterpfoten durch,
lässt ihn an der Wand abprallen und fängt ihn dann mit dem Maul.
Sein Füchsengesicht ist so geschnitten, als ob es lächeln kann und dadurch erweckt es natürlich überall Sympathien und "Oh wie ist der lieb!" Rufe.
Am liebsten sitzt er am Fensterbrett und die unsympathischen werden angekeift, die anderen dürfen unbeschadet vorbeigehen! - Fensterpupsi!
So gehen wir jetzt nun zu viert auf den Spitalberg und manche meiner grundgütigen Nachbarinnen helfen mir dabei und haben eine Mordsgaudi.
Eines schönes Tages , auf der Spitalwiese, spielte ein blondgelockter Jüngling mit meinen Hunden. ich ging eine kurze Strecke durch den Wald, der Blondgelockte ging auch mit.
"Was willst denn?" fragte ich etwas unwirsch! - Keine Antwort!
Nachdem dieser aber mit meiner Meute so gut konnte, ließ ich ihn gewähren und das ca. eineinhalb Stunden lang, durch Wald, auf der Wiese und wieder retour
und wieder fing es an zu dämmern.
Plötzlich hörte ich eine laute aggressive Männerstimme rufen:
" Roooooolfi! Rooolfi, du blöde Sau! In der ganzen Stadt such ich dich schon!"
Dann folgten noch einige unflätige Schimpfwörter.
Der Blondgelockte, ein schöner Golden Retriever, schoss zu seinem Herrl, der ihn mit folgenden Worten empfing:
" Rolfie! Rolfie, mei Bua! Guat , dass i di wieder hab! Komm, wir gehen heim, kriegst a guats Fressi- Fressi."
Auch ich ging mit Meute glücklich heim, denn vier Hunde wären eindeutig zu viel gewesen.