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Hund und Herr

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15.02.2018
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Hund und Herr

Wenn Luis sich daranmacht, an meinem Ohr zu nagen, dann kann es manchmal bis zu zwanzig Minuten dauern, bis er damit fertig ist. Luis nimmt sich dafür immer Zeit, er schließt dabei genüsslich die Augen und ab und zu stößt er einen scharfen Schnaufer aus, der mir Brille und Verstand nässt. Luis scheint jedes Mal zu spüren, wenn ich nicht bei der Sache bleibe, wenn mein Verstand dabei auf Reisen geht, denn dann intensiviert er seinen Rhythmus und mit spitzen Zähnen holt er mich von meinen Träumen sachte zurück in unsere warme Stube.

Ich könnte niemals so lange meine Zunge kreisen lassen. Nicht dass meine Zunge dies nicht zustande brächte, vielmehr liegt es daran, dass ich das Repetitive an der Sache viel zu langweilig fände, dass mich die Eintönigkeit der Bewegung eher abstößt als anzieht. Ich bin ein Mensch, der von der Abwechslung lebt, aber Luis mag keine Abwechslung. Er hat seine Rituale und die immergleichen Orte, die er gerne beschnüffelt. Fremdes gegenüber gibt er sich eher zurückhaltend. Er ist kein Xenophob, doch er mag Annäherungen erst, wenn sein Gegenüber - wie er selbst ja auch - zuallererst Zeichen der Demut an den Tag legt, wenn die Augen nicht herausfordernd starren und wenn man gebückt ein Mindestmaß an Höflichkeit mit seinem Körper zeigt.

An meinem Ohr zu nagen, das ist Mittel zum Zweck. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das verstanden habe und als ich es verstand, da war ich auch ein wenig enttäuscht. Ich war enttäuscht, weil es an meiner Eigenliebe gerüttelt hat, weil ich das Ganze zunächst auf meine Persönlichkeit bezog. Ich dachte, er würde mir diese Nähe schenken, weil ich ich bin und darauf war ich stolz. Aber Luis hat mich eines Besseren belehrt, wie übrigens in vielen anderen Dingen auch. Jetzt verstehe ich, weshalb er sich an meinem Ohr zu schaffen macht und auch ich schließe dabei die Augen und gebe mich dem Ritual hin.

Worauf Luis es abgesehen hat, ist meine Hand. Er weiß, dass die Hand nicht die Sensibilität eines Hörorgans aufweist, dass die Haut dort unempfindlicher und vom Leben eingedickt ist. Er weiß, dass er dort fester zubeißen kann und wenn er sich damit schon beschäftigt, dann kann er auch ein tiefes Knurren von sich geben, etwas, was so nah an meinem Gesicht ein unverzeihliches Sakrileg wäre, denn damit verstieße er gegen uralte Benimmregeln, Regeln, die jeder seiner Art seit etliche Generationen befolgt.

Ich habe mal versucht, die Prozedur abzukürzen. Geblendet von meiner menschlichen Allmachtsphantasie habe ich versucht ihm klarzumachen, dass wir direkt zur Sache gehen könnten, dass es in Ordnung wäre das Ohr zu überspringen. Dies wäre die naheliegendste Schlussfolgerung, sein Ziel sei ja eh die Hand, warum also nicht effektiver handeln und die Abkürzung nehmen? Kennt er das nicht, ‚Geradlinigkeit sei besser als jede Artigkeit‘? Außerdem würden wir uns jetzt sein ganzes Leben lang schon kennen und mir ist längst bekannt, dass seine Absichten stets redlich sind, wozu also das Ritual?

Es fällt mir schwer zu beschreiben, wie er darauf regierte. Schwer, weil sein Gesichtsausdruck die Indignation der Gäste eines gut betuchten Restaurants widerspiegelte, die Zeugen der infamen Gottlosigkeit wurden, wie ein Gast sich die barbarische Freiheit herausnahm, laut mitten in Speiseraum sich der Winde seines Gedärms zu entledigen. Ich sage es ist schwer zu beschreiben, weil ich solche Lokale nicht kenne. Aber ich stelle mir vor, dass darin die gut Betuchten zusammenkommen und dass sie dort einem komplizierten Regelwerk gehorchen und wenn dagegen grob verstoßen wird, dann bleibt einem nur Fassungslosigkeit übrig.

Ja, auch Luis schien mein Modernisierungsvorschlag nicht zu munden. Er ließ die Ohren halb hängen und den Körper zeigte er mir in Profil. Ich beschloss, die Initiative zu ergreifen und schob ihm meine Finger ins Maul. Doch Luis wendete sich beleidigt ab. Er ließ seine Ohren halb hängen, „zehn vor zehn“ nenne ich diese Stellung und „zehn vor zehn“ ist mir an ihn mein Lieblingsausdruck. So blickt er wenn er an etwas interessiert ist, etwa wenn er Milben unter meinem Bettlaken vermutet und er in neugieriger Anspannung wartet, was das Insekt in der Matratze als Nächstes für Ungeheuerlichkeiten von sich gibt. Dann legt er den Kopf zur Seite, horcht und ihn so zu sehen, erfüllt mein ganzes Herz mit Freude. Jetzt blickt er aber nicht zur Seite und aus seinem Gesicht les‘ ich nur Vorwurf. Wäre Luis ein Mensch, dann wüsste ich ganz genau, was ich ihm sagen könnte. Ich bin geschickt darin mich zu entschuldigen. Er ist aber kein Mensch und da ich auf ihn nicht einreden kann, da bleibt die Scham bei mir zurück.

Ich muss es aus der Menschenwelt gebracht haben, die Annahme, dass wir im Grunde alle Brüder seien, dass in jeder Brust eigentlich das gleiche Herz schlägt. Wozu Hoffart und Zeremoniell, wenn alle Kinder einer Mutter sind? Warum nicht gleich vertraut miteinander reden, warum soviel Energie verschwenden, um immer wieder zu versichern, dass die eigenen Absichten friedlich sind? Und es stimmt auch, in der Menschenwelt erfährt man, dass dieses Niederreißen der Schranken funktioniert, dass Herzen sich plötzlich öffnen und dass Fremde gar keine Fremde sind. Nicht nur einmal habe ich erlebt, wie schnell die Augen meines Gegenübers leuchten, wie die Vertrautheit zitternd wartet, wartet auf das schlichte, liebevolle Wort.

Doch Luis hält nichts davon. Mit fünf Jahren schon erwachsen, greift er auf einen mir unbekannten Wissensschatz zurück. Instinkte, würden indifferente Gesellen dazu sagen, doch eigentlich ist es viel mehr als das. Ich würde es Lebendigkeit und Erfahrung nennen und das ist für uns schwer begreiflich, denn mit fünf wissen wir nicht viel. Aber mit fünf ist man auch so ungezwungen, zugleich selbstsicher und einfältig und schreckhaft wenn etwas auf den Boden knallt. Auch das verdanken wir einem Wissen, dessen Ursprung in der Zeit nur schwer mit Wörtern zu beschreiben, dessen Einfluss sich aber überall um uns offenbart. Ein Leben und ein Halb könnte man aufwenden, man könnte sich fragen, wie kann ein Vogel einfach so wissen, wie er sein Nest zu bauen hat? Dass er das weiß, gar keine Frage. Woher nur? - und das ist eine Frage für das Hamsterrad.

Ich muss langsam zu Luis zurückkehren, denn Luis merkt, dass ich wieder abschweife. Er beißt und schnauft und meine Brille setzt Feuchtigkeit an. Er scheint zu wissen, dass meine Gedanken, langsam aber merklich, sich der Dichtung nähern, dass der Fluss der Wörter sein Bett aus Rhythmus baut. Ich bin aber kein Dichter. Ich mag Gedichte, mach‘ mir nur nicht die Mühe, in Zeiten genormter drei- bis fünfminütiger Lieder mir anderes zu merken als einen Refrain.

„Schluss jetzt!“, sage ich. Luis gehorcht und hält inne. Seine breite Zunge klebt aber weiterhin an meinem Ohr. Es ist wie auf ein Foto, er bewegt sich nicht und wartet. Wartet was ich, sein Kumpel, für ein Ton einschlage.
„Ab zu Frauchen!“, sage ich. „Ich muss schreiben. Halt‘ Du mich jetzt nicht auch noch davon ab!“ Luis spitzt die Ohren. Das Frauchen pfeift. Und dann nimmt er seine breiten Tatzen, setzt sie auf den Teppich ab und schaut mich nochmal an. Nur dies eine Mal noch schaut er, bevor er seinen gedrungenen Körper, durch die Tür zwängt und er zu seinem Herrchen geht, zu meiner Frau.

 

Liebe Wortkrieger, ich möchte mich bei Euch bedanken, bedanken für die wundervolle Hilfe, die Ihr so selbstlos hier im Forum anbietet. Ich weiß nicht ob das anmaßend ist, aber ich habe mir erlaubt die Geschichte hier ausschließlich Euch zu widmen. Sie ist zwar kurz, dennoch feiere ich damit gleich zwei Premieren:
1. Es ist das erste Mal, dass ich aus der Ich-Perspektive schreibe
2. Es ist das erste Mal, dass ich über unseren Hund schreibe (etwas, was ich schon lange machen wollte, nur nicht die Inspiration dazu fand)
Dass dies geschah, habe ich nur Euch zu verdanken. Ich bin erst seit ein paar Tage hier, doch Euren Einfluss hat sich bereits bemerkbar gemacht.
Was die Form angeht, ich hoffe, dass das unter „Kurzgeschichten“ stehen bleiben kann. Die Form hat sich einfach während des Schreibens kristallisiert und ich wollte mich nicht einmischen und sie zerstören.
Viel Vergnügen beim Lesen

Tanghai

 

Was die Form angeht, ich hoffe, dass das unter „Kurzgeschichten“ stehen bleiben kann. Die Form hat sich einfach während des Schreibens kristallisiert und ich wollte mich nicht einmischen und sie zerstören.

Hm, manchem wird es wohl weniger als eine Geschichte erscheinen als eine Liebeserklärung. Als Liebhaber des Wolfes und seiner Derivate, man darf mich ruhig einen Hundenarren nennen, kenn ich auch in sibirischer Kälte keine kalten Füße, dass mein Lebensmotto ist: Kühler Kopf und warme Füße!

Für mich ist das eine Geschichte schon allein vom Wort her, ist "Geschichte" doch nur eine Substantivierung eines Partizips des "geschehen" und dass hier nix geschehe wird wohl keiner behaupten. Kurz:

Hallo Tanghai,

ich versteh, dass Du die Geschichte loswerden musstest! Und - Du hast Fortschritte gemacht - vor allem die Dativ-Endungen gelingen öfters als in den zwo Erstlingen. Öfters bedeutet eben auch, nicht immer. Schön auch, dass Du für den Konjunktiv nicht nur würde-Konstruktionen verwendest. Bei andern (nicht nur hierorts) hab ich den Eindruck, sie wollten sogar mittels "würde" das Futur beseitigen - ahnungslos wie Kleinkinder, die nicht wissen, dass die Zeit(enfolge) was anderes ist als der Konjunktiv, der halt Wahrscheinlichkeiten aufzeigt, quasi eine Art grammatischer Religion ist zwischen Lüge und Wahrheit, Potentialität und Aktualität.

Keine Angst, ich bin weder Pfarrer noch Lehrer.

Wie gesagt, nicht jede Endung glückt (Grammatik ist halt kein Glücksspiel). Ich nehm mal nur den ersten Abschnitt

Wenn Luis sich daranmacht[,] an mein[em] Ohr zu nagen, dann kann es manchmal bis zu zwanzig Minuten dauern[,] bis er damit fertig ist. Luis nimmt sich dafür immer Zeit, er schließt dabei genüsslich die Augen und ab und zu stößt er einen scharfen Schnaufer aus, der mir Brille und Verstand nässt. Luis scheint jedes Mal zu spüren, wenn ich nicht bei der Sache bleibe, wenn mein Verstand dabei auf Reisen geht, denn dann intensiviert er seinen Rhythmus und mit spitzen Zähnen holt er mich von meinen Träumen sachte zurück in unsere warme Stube.

Den Startschwierigkeiten (zwo Kommas und eine Endung) folgt ein anderes Bild und die Phase des genässten Verstandes ist schlicht und einfach (zumindest für den Hundenarren) schön.

Hier

Ich könnte niemals so lange meine Zunge kreisen lassen. Nicht dass meine Zunge dies nicht zustande brächte, vielmehr liegt es daran, dass ich das Repetitive an der Sache viel zu langweilig finden würde, dass ...
Warum nach Konj. II für "können" und "bringen" das denglisierte "finden würde" wenn das umgelautete "fände" erst einmal Buchstaben einsparte und zudem besser klänge?

Und Hunde können alles bekommen - vom Infarkt bis zur Demenz - was wir bekommen, werden dick wie ihr Herrchen, dass man manchmal nicht so recht weiß, wer sich da wem angepasst hat (in der Regel ist es der Vierbeiner der wird, wie Frauchen oder Herrchen). Und das spiegelt sich im Verhalten

Er hat seine Rituale und die immergleichen Orte, die er gerne besucht und Fremde[m] gegenüber ist er eher verschlossen eingestellt.
(die Endung des Fremden nicht vergessen!)

Ich bin überzeugt, die restlchen Flusen findestu selber mit Hilfe der Ratschläge unserer letzten Begegnungen, nicht ohne auf eine Verwechselung hinzuweisen, wenn es nämlich heißt

Ja, auch Luis schien mein[..] Modernisierungsvorschlag nicht zu mnden.

Munden und münden sind nicht identisch. Die Mündung ist immer eine Endung - eines Flusses oder z. B. einer Schusswaffe) und eine späte Wortschöpfung (das grimmsche Wörterbuch vermutet des 17. Jh.), "munden" geht einem "zu Munde" und ist wahrscheinlich lecker.

So viel oder wenig vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Tanghai,

es gibt wohl niemanden in unserem Forum, der so höflich und freundlich Kommentare zu seinen Texten beantwortet wie du. Das gefällt mir gut und macht es mir auch leicht, deine Geschichten kritisch unter die Lupe zu nehmen.
Bevor ich zu deinem jetzigen Text komme, möchte ich ein wenig ausholen:
Ich habe selber einen Hund und auch eine Katze und die sitzen oder liegen meistens (während ich schreibe) neben bzw. auf dem Hocker vor mir. Beide, das habe ich im Laufe der Zeit gelernt, sind ausgesprochene Egoisten und tun nur das, was ihnen in irgendeiner Form einen Vorteil verschafft. Wenn ich es brauche, interpretiere ich ihre Verhaltensweisen als auf mich bezogen, aber sobald mein Verstand die Sache etwas kühler betrachtet, weiß ich, dass sie vieles nur tun, weil es ihnen gefällt, dass z.B. das Anstupsen mit der Nase nur dazu dient, ihnen meine volle Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ich denke, es ist so etwas wie ein stillschweigendes Abkommen: Unsere Tiere schenken uns das, was wir brauchen, damit es ihnen selbst gut geht. Mehr ist das leider nicht. Aber im Endeffekt kommt es uns beiden zugute.

Nun zu den Gedanken deines Textes, denn eine echte Geschichte ist es - wie du selber erkennst - wohl eher nicht. Für mich sind es die Reflektionen eines 'Kopfmenschen', der das Verhalten seines Hundes deutet und einzuordnen versucht. Vielen deiner Aussagen kann ich zustimmen, manches erscheint mir etwas übertrieben und in seiner Interpretation zu sehr ‚vermenschlicht’.
Aber dieser Aspekt ist mir gar nicht so wichtig, mein Problem mit deinem Text ist ein anderes:

Ich habe das Gefühl, du erschwerst dir selber die Umsetzung deiner Gedanken dadurch, dass du dich für das, was du mitteilen möchtest, auf ein zu hohes Sprachniveau begibst. Wortwahl und Syntax deiner Aussagen wirken auf mich oft unnötig umständlich, verschachtelt und zu gespreizt.

Zwei Beispiele:

Ich könnte niemals so lange meine Zunge kreisen lassen. Nicht dass meine Zunge dies nicht zustande brächte, vielmehr liegt es daran, dass ich das Repetitive an der Sache viel zu langweilig finden würde, dass mich die Eintönigkeit der Bewegung eher abstößt als anzieht.
Nicht nur, dass ich das irgendwie redundant finde, würde mir hier eine einfachere Darstellung des Gemeinten besser gefallen:
Vorschlag:
Natürlich könnte ich meine Zunge ebenfalls immer wieder kreisen lassen, nur würde ich das langweilig und eintönig finden.

Er hat seine Rituale und die immergleichen Orte, die er gerne besucht(,) und Fremdes(m) gegenüber ist er eher verschlossen eingestellt. Er ist kein Xenophob, doch er mag Annäherungen erst, wenn sein Gegenüber - wie er selbst - zuallererst Zeichen der Demut an den Tag legt, wenn die Augen nicht herausfordernd starren und wenn man gebückt ein Mindestmaß an Höflichkeit mit seinen Körper zeigt.
Auch das wirkt auf mich redundant und, was die Subjekte angeht, auch nicht eindeutig.

Vorschlag:

Er hat seine Rituale und die immergleichen Orte, die er gerne besucht. Obwohl er Fremdem gegenüber eher verschlossen ist, ist er doch nicht fremdenfeindlich. Er mag es nur gerne, wenn sich ihm sein Gegenüber gebückt nähert und ihn nicht unhöflich anstarrt.

So könnte ich natürlich noch sehr viele Vorschläge machen. Sie laufen im Endeffekt immer auf dasselbe hinaus: deine für mein Empfinden zu artifizielle Sprache zu vereinfachen. Das hat natürlich sehr viel mit meinen persönlichen Vorlieben zu tun und ist deshalb kein Werturteil. Aber die doch im Grunde einfachen Zusammenhänge deines Textes erschließen sich mir oft erst dann, wenn ich deine akademisch-überhöhte Sprache entschlüsselt habe. Und das ist eigentlich schade, weil so kein Lesefluss entsteht und ich immer wieder unterbrochen werde, um mir die Frage: Was will der Autor mir hier eigentlich sagen? zu beantworten.

Ich glaube, Sprachkompetenz besteht auch darin, mit einfachen Worten und einer klaren Syntax zu sagen, was man meint, selbst, wenn es um komplexe Sachverhalte geht. Aber so komplex ist das ja gar nicht, was du uns hier beschreibst: Das ist einerseits das ganz normale Verhalten unserer Lieblinge, andererseits unsere überhöhte Deutung ihres Verhaltens.

Das Ende deiner Geschichte hat mir am besten gefallen:

„Ab zu Frauchen!“, sage ich. „Ich muss schreiben. Halt‘ Du mich jetzt nicht auch noch davon ab!“ Luis spitzt die Ohren. Das Frauchen pfeift. Und dann nimmt er seine breiten Tatzen, setzt sie auf den Teppich ab und schaut mich nochmal (noch mal) an. Nur dies(es) eine Mal noch schaut er, bevor er seinen gedrungenen Körper(,) durch die Tür zwängt und er zu seinem Herrchen geht, zu meiner Frau.
Luis spitzt die Ohren. Das Frauchen pfeift.’
Diese beiden Sätze ergäben für mich noch mehr Sinn, wenn du ihre Reihenfolge umkehren würdest.

So, nun noch zu ein paar Kleinigkeiten:

Wenn Luis sich daranmachtK an mein(em) Ohr zu nagen, dann kann es manchmal bis zu zwanzig Minuten dauernK bis er damit fertig ist.

Worauf Luis es abgesehen hatK ist meine Hand.

Ich hatte (habe) mal versuchtK die Prozedur abzukürzen.

Es fällt mir schwer zu beschreibenK wie er darauf regierte.
Die Kommafehler haben bei dir meistens mit dem erweiterten Infinitiv zu tun.
Schwer, weil sein Gesichtsausdruck die Indignation der Gäste eines gut betuchten Restaurants widerspiegelte, die Zeugen der infamen Gottlosigkeit wurden,
Zu Aussage, Wortwahl und Syntax s.o.

dann bleit einem nur Fassungslosigkeit übrig.

Ja, auch Luis schien meinen Modernisierungsvorschlag nicht zu münden.
münden? (mögen?)

Ich beschlossK die Initiative zu ergreifen

So blickt erK wenn er an etwas interessiert ist,

Dann legt er den Kopf zur Seite, horcht und ihn so zu sehenK erfüllt mein ganzes Herz mit Freude.

Jetzt blickt er aber nicht zu (zur) Seite

Wäre Luis ein Mensch, dann wüsste ich ganz genauK was ich ihm sagen könnte.

Wozu Hoffart und ZeremoniellK wenn alle Kinder einer Mutter sind?
(Eventuell ein moderneres Wörterbuch benutzen.:D)

Aber auch mit fünf ist man auch so ungezwungen,

dessen Ursprung in der Zeit nur schwer mit Wörter(n) zu beschreiben (ist), dessen Einfluss sich aber überall um uns offenbart. Ein Leben und ein Halb(es) könnte man aufwenden,
Er scheint zu wissen, dass meine Gedanken, langsam aber merklich, sich der Dichtung nähern, dass der Fluss der Wörter sein Bett aus Rhythmus baut.
???

mir anderes zu merken als ein(en) Refrain.

„Schluß jetzt!“, sage ich.
Schluss

Lieber Tanghai, es gibt noch einige Kommafehler, meist betrifft es den erweiterten Infinitiv mit zu. Die Regel ist sehr einfach.

Am Ende vielleicht noch der Hinweis, dass auch das Kommentieren anderer Texte sehr hilfreich ist, um etwas für das eigene Schreiben mitzunehmen. In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß weiterhin.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Lieber barnhelm,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Korrektur. Ich werde mir mit Sicherheit die Zeit nehmen und Deine Vorschläge schnellstmöglichst in den TExt einbauen. Da Du Freundlichkeit besitzt mich als höflich zu bezeichnen, vielleicht wäre es auch angebracht die Maske abzulegen und dir zu antworten: Alter, what the fuck?

Scherz beiseite :)

Abgesehen von den Rechtschreibfehlern sprichst Du hier einige SAchen an, die ebenfalls richtig sind. Ich glaube, nicht nur Du wirst also mich darauf hinweisen.

Dennoch, was die Sprache angeht, erlaube mir Dir zu erklären, dass das Ganze ein Versuch war/ist. Da ich ja noch nicht lange schreibe, so habe ich noch nicht das GEfühl, mein Stil gefunden zu haben. Ich habe mich also bewußt für diese Art der Darstellung entschieden, aus Trainingsgründen, so wie wenn man sich an einem neuen Sportgerät versucht. Ich habe mich bewußt darauf eingelassen und wollte sehen, wohin mich das Ganze führt. Zu meiner Überraschung entwickelte sich dadurch der Text immer mehr zu einem GEdicht und wie oben schon angemerkt, schien es mir unpassend zu sein, mich zu zügeln und bewußt auf Einfachheit und Schlichtheit hinauszuarbeiten. Das war so ansteckend, dass ich beim Aufwachen immer noch den Rhythmus im Kopf hatte und kaum habe ich die Augen aufgemacht, schon wollte ich da weiterschreiben.

Dass Du mit deinem Einwand REcht hast, würde ich niemals bezweifeln. Ich selbst strebe das an und weiss es in anderen TExten auch zu schätzen und manchmal gelingt es und manchmal eben auch nicht. Doch hier konnte ich es nicht sein lassen, vielleicht einfach weil mein Herz so sehr dahinter steht. Ich könnte sicherlich noch mehr Begründungen anführen und dabei mir auch einige SAchen aus den Fingern saugen, nur um überzeugend zu sein, da Du ja aber Recht hast bringt es mir nicht viel.

Vielleicht schlafe ich auch eine Nacht darüber und lasse es mir durch durch den Kopf gehen. Schließlich ist das hier auch Euch gewidmet, wie soll ich da nur starrsinnig sein?

Liebe Grüße

Tanghai

 

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